[sunshinesmile]

Okay, das Warten hat ein Ende. Es geht endlich wieder weiter. Viel Spaß mit dem neuen Teil



Streit und andere Katastrophen


„Kann ich da nicht auch ein anderes Mal hin?“, fragte Jess wohl schon zum hundertsten Mal. Neben ihm auf der Couch saß Rory und schüttelte energisch den Kopf.
„Jess, wir wurden zu dieser Dinnerparty eingeladen und müssen da jetzt auch hin. Da wirst du nicht drum rum kommen.“
„Kannst du da nicht alleine hin. Ich gehe zu jedem Freitags-Dinner mit. Ich dachte, das würde reichen, um dich heiraten zu können. Warum muss ich jetzt auch noch zu solchen bescheuerten Snob-Treffen?“
„Meine Großeltern sind keine Snobs“, protestierte Rory.
Jess verdrehte nur die Augen und seufzte.
„Schatz, du hast dich jetzt lange genug drücken können, während du in New York bei deiner Mum warst. Glaub mir, meine Großeltern freuen sich schon, dich endlich wieder zu sehen.“
Jess riss die Augen auf und sah Rory ganz überrascht an.
„Wenn deine Großeltern noch immer Emily und Richard sind, dann glaube ich nicht, dass sie sich auf mich freuen.“
Rory schmunzelte leicht und tätschelte ihm die Hand.
„Sei nicht albern. Du weißt genau, dass mein Grandpa dich mag.“
„Ja, aber…“
„Oh nein“, unterbrach ihn Rory und hob drohend den Zeigefinger. „Keine Widerrede.“
Jess wollte noch etwas erwidern, doch in dem Moment läutete es an der Tür. Rory schenkte ihrem Mann noch ein triumphierendes Lächeln, bevor sie sich von der Couch erhob und zur Tür ging.

Kaum hatte sie die Tür geöffnet, stürmte auch schon ihre Mum an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Sie begrüßte Jess mit einem kurzen Nicken, drehte sich dann aber zu Rory um, die ihr gefolgt war.
„Wie konntest du nur?“, fuhr Lorelai ihre Tochter an.
„Wie bitte?“ Rory war sprachlos von Tonfall ihrer Mum.
„Du bist zu Piet gegangen und hast dafür gesorgt, dass er mit mir Schluss macht? Hast du noch alle Tassen im Schrank?“
„Mum“, versuchte es Rory mit beruhigender Stimme. „Du siehst das völlig falsch.“
„Ich sehe das falsch?“, rief Lorelai aufgebracht. „Bist du zu Piet gegangen und hast ihm erzählt, dass ich nur Luke liebe, oder nicht?“
Rory fielen keine passenden Worte ein. Sie wollte das Ganze erklären, wusste aber nicht genau, wie. Im Grunde hatte ihre Mum ja Recht. Also nickte sie nur.
„Was zum Teufel gibt dir das Recht dazu? Du kannst doch meinem Freund nicht irgendwelche Geschichten erzählen“, schrie Lorelai.
Jess beobachtete die ganze Szene von der Couch aus. Er hielt es für besser, sich aus der Sache herauszuhalten.
„Mum, es ist doch die Wahrheit. Du liebst Luke. Piet war doch nur…keine Ahnung, was er war, aber ganz bestimmt nicht dein Freund.“
Lorelai vergrub das Gesicht in ihren Händen und schüttelte ungläubig den Kopf. Als sie ihr Gesicht wieder Rory zuwandte, war es noch genauso wütend wie vorher.
„Selbst wenn es die Wahrheit ist, das gibt dir noch lange nicht das Recht, dich in meine Angelegenheiten zu mischen“, zischte sie und ihre Augen funkelten.
Langsam realisierte Rory, wie sehr sie ihre Mum aufgebracht hatte.
„Ich wollte doch nur helfen…“, meinte sie entschuldigend.
„Helfen?“, rief Lorelai laut aus. „So etwas nennst du helfen? Rory, als du damals dein erstes Mal mit Dean hattest, wollte ich dir auch helfen. Aber du wolltest meine Hilfe nicht und das habe ich akzeptiert. Warum konntest du das nicht akzeptieren?“
Sie erhielt von Rory keine Antwort. Diese senkte nur den Kopf und sah auf ihre Füße.
Lorelai wollte noch einen Wutausbruch auf ihre Tochter loslassen, als ihr plötzlich ein Geistesblitz kam. Sie sah von Rory auf Jess, der noch immer auf der Couch saß und ebenfalls seine Füße begutachtete.
„Oh mein Gott“, sagte sie leise, der Zorn in ihrer Stimme war verflogen. „Er wusste nichts davon?“
Wieder antwortete Rory nicht, doch das war Lorelai Antwort genug.
„Das…das tut mir leid“, stammelte sie. „Wisst ihr was, ich gehe jetzt wohl besser. Wir sehen uns heute Abend bei meinen Eltern.“
Sie warf noch einen letzten Blick auf Jess, dann eilte sie schnellen Schrittes zur Wohnungstür.

Rory strich sich eine Haarsträne aus dem Gesicht und hob den Kopf. Sie sah zu Jess, der an die vordere Kante der Couch gerutscht war, sie aber nicht ansah.
„Jess…“, begann sie langsam.
„Du hattest dein erstes Mal mit Dean?“, fragte er ohne sie anzusehen. Seine Stimme war ruhig. Zu ruhig, wie Rory fand.
„Ja.“
„Ist das der Grund, warum er geschieden ist? Weil er mit dir eine Affäre hatte?“
„Ja, Lindsay hat es herausgefunden“, erklärte Rory leise.
Endlich sah Jess auf und blickte zu Rory. Doch in seinem Gesicht konnte sie keinerlei Regung erkennen.
„Wann war das?“
„Ähm…“, Rory zögerte. „Bei der Eröffnung vom Dragonfly.“
Das Unausgesprochene hing in der Luft. Sie beide wussten, dass die Eröffnung vom Hotel nur eine Woche nach Jess’ Auftauchen in Yale war.
Jess stand auf und ging zum Fenster. Eine Weile sagte er nicht, sondern starrte nur hinunter auf die Straße, wo bereits die Straßenlaternen eingeschaltet wurden.
„Ich fass das nicht“, sagte er endlich, und Rory konnte Enttäuschung heraushören.
„Jess, es tut mir leid.“
Er drehte sich zu ihr um und funkelte sie böse an.
„Ich glaub das einfach nicht. Kaum bist du mich los, hüpfst du schon mit diesem Idioten ins Bett. Das kann doch nicht dein Ernst sein.“
„Jess, wir waren damals schon gar nicht mehr zusammen“, verteidigte sich Rory. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“
„Oh doch, Rory, das hast du. Denn du hast mir nichts davon erzählt.“
„Weil ich wusste, dass du ausrasten würdest.“
„Das ist auch mein gutes Recht. Immerhin hast du mir verheimlicht, dass du mit Dean geschlafen hast. Anscheinend konntest du es gar nicht abwarten, mich in die Wüste zu schicken.“
„Dachtest du wirklich, dass ich ewig warte, bis Jess Mariano einmal vernünftig wird und dann wie ein edler Ritter auf einem weißen Pferd angeritten kommt?“, fragte Rory und der Sarkasmus in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
Jess schwieg eine Weile. Er schien seine Gedanken zu sammeln.
„Nein“, sagte er dann mit ruhiger Stimme. „denn das konnte ich nicht von dir verlangen. Aber ich dachte, dass du dein erstes Mal wenigstens mit Logan hattest. Der ist zwar auch ein Idiot, aber immerhin ein reicher Idiot.“
„Es war aber anders, Jess. Und ich kann es nicht mehr ändern. Ich kann es auch leider nicht mehr ändern, dass ich dir nicht früher davon erzählt habe und dass du es so erfahren musstest. Ich wünschte, ich könnte es, aber ich kann es nicht.“
Sie wartete darauf, dass Jess etwas sagte, aber er tat es nicht. Er sah sie nur schweigend an.
„Wir…wir müssen jetzt los. Meine Großeltern hassen Unpünktlichkeit.“
Jess nickte und ging ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Doch Rory wusste, dass die Sache noch nicht vom Tisch war.