[Mrs Huntzberger]

Ich glaube, zu dem Teil muss ich nicht viel sagen, oder?

Und ich danke euch mal wieder 1.000.000.000 Mal für euer tolles FB!!!

*****

Als er sie eine halbe Stunde später fand, freute es ihn, dass sie das Gerüst und die vier Springer, die sich schon oben eingefunden hatten, anstarrte. Er konnte sehen, dass sie eins und eins zusammen gezählt hatte.

Bevor Logan zu ihr rüber ging, steckte er allerdings die Hände tief in die Taschen seines Sakkos. Er wollte keine Wiederholung dieser seltsamen Stromstöße, die ihn durchfuhren wann immer er sie berührte und der beste Weg zu vermeiden, sie zu berühren, war, die Hände von Anfang an wegzustecken. Nun bereit sie wieder zu sehen ging er lächelnd auf sie zu. „Na, überlegst du dir schon die Superlative?“

„Was haben die vor?“, fragte sie ihn sofort und es fiel ihr offensichtlich schwer, dass Offensichtliche zu glauben.

„Was glaubst du, Ace?“, konterte Logan und sah sie dabei an.

Rory schüttelte den Kopf. „Die werden doch wohl nicht springen?!“, keuchte sie.

„Aber natürlich“, widersprach Logan.

Ihre Augen weiteten sich. „Das sind 20 Meter! Die werden sterben!“

Hmm, vielleicht hatte Colin Recht gehabt. Es würde sicher schwerer werden, Rory zu überzeugen, als er bisher angenommen hatte. „Tun wir das nicht alle irgendwann?“, fragte er sie und ging ein Stück weiter nach vorn, näher zu der Leiter, die zur Plattform hinauf führte.

Rory folgte ihm. „Aber diese Vier da gleich...“, meinte sie und zeigte hinauf zu den Springern.

Logan blieb stehen und drehte sich zu ihr um. „Sechs“, korrigierte er sie.

Verwirrt sah sie ihn an. „Ich sehe nur vier.“

„Ich werde springen“, erklärte er.

Rory rollte die Augen. „Das war ja klar.“

Ihr Kommentar brachte ihn zum Lächeln. Sie hatte Recht. Ein Erlebnis wie dieses würde er sich nicht entgehen lassen, zumindest nicht, solange er es vermeiden konnte. Aber jetzt war es Zeit, sie über ihre Teilnahme zu informieren. „Und Finn wollte springen, aber den haben sie ja abtransportiert...ein Platz ist frei!“, teilte er ihr mit und sah sie bedeutungsvoll an.

Sie verstand nicht sofort, worauf er hinaus wollte. „Hmm“, meinte sie, während sie sich umsah, bevor sie wieder Logan ansah und endlich die Herausforderung in seinem Gesicht sah. Ihre Augen weiteten sich und sie schüttelte den Kopf. „NEIN!“

Naja, nichts, das Logan nicht erwartet hätte. „Wir werden nicht sterben“, versicherte Logan ihr zu allererst, weil er dachte, dass das ihre größte Angst sei. „Bei uns stirbt man nicht so schnell. Außer die Alten“, korrigierte er sich.

„Ich werd da sicher nicht runter springen!“, erklärte Rory vehement.

In diesem Moment kam Seth auf sie zu. „Es ist alles bereit“, sagte er zu Logan.

Logan nickte, legte einen Arm um ihn und drehte sich so, dass er Rory direkt ansah. „Das ist Seth, der Mann der die Fäden zieht“, stellte er Seth vor.

Seth, der offensichtlich von Colin über Rorys mögliche Teilnahme informiert worden war, wandte sich ihr sofort zu. „Es ist ungefährlich. Wir haben ein Dutzend Testläufe absolviert und jede Kartoffel hat überlebt“, versicherte er ihr.

Logan zuckte innerlich zusammen. Warum musste er die Kartoffeln erwähnen?

Verständlicherweise sah Rory die beiden ungläubig an. „Was für Kartoffeln?“, fragte sie mit piepsiger Stimme.

„Man kann die Tests nicht mit Menschen machen. Unverantwortlich!“, stellte Logan klar, als Seth davon ging.

Entschlossenheit tauchte in Rorys Augen auf. „Also, danke für das Angebot, aber ich bin als Journalistin hier, als Beobachterin, da macht man bei so was nicht mit.“

Logan lebte wieder auf. Hier hatte er seinen Ansatzpunkt. „Seit wann?“, fragte er sie mit erhobenen Augenbrauen.

„Seit immer“, antwortete Rory.

Offensichtlich hatte Rory vergessen, mit wem sie sprach. Zeit, sie daran zu erinnern. „George Plimpton hat sich immer raus gehalten?“, forderte er sie heraus ihm zu widersprechen.

Das warf sie aus der Bahn. „Was?“

„Alles was er geschrieben hat, hat er live erlebt! Der Kampf gegen ‚Sugar Ray Robinson’, er war Quarterback bei den ‚Lions’, hat Eishockey gespielt“, erinnerte er sie.

Rory runzelte die Stirn. „Plimpton hätte wahrscheinlich mitgemacht“, murmelte sie.

Hmm, vielleicht war das das falsche Beispiel gewesen. Rory wirkte nicht so, als würde sie sich besonders für Sport interessieren. Ja, er würde sich besser auf seriösere Reporter beziehen. „Bill Buford hat unter Fußball-Hooligans gelebt und alles erzählt. Ernie Pyle verlor sein Leben durch einen japanischen Heckenschützen. So was verlang ich gar nicht von dir.“ Gott, er hoffte sie würde als Reporterin nie so ambitioniert werden. Er wollte nicht, dass sie verletzt wurde.

Aber sein Argument schien zu wirken, so unglücklich, wie Rory ihn ansah. „Buford, Pyle, ich weiß…“

Sie brauchte noch mehr. Naja, Logan hatte kein Problem damit, ihr mehr zu liefern. „Richard Hottelet saß für die UP in einem Nazi-Gefängnis. Hunter Thompson war voll bei den ‚Hell's Angels’ drin. Ich meine mittendrin. Er hat zugesehen und seine Beschreibungen sind derart präzise, das man das Gefühl hat, man war auch da!“

Rory warf die Hände in die Luft. „Schon gut, schon gut! Alles klar! Diese Jungs waren dabei! Natürlich. Aber ich...“

„Alle Springer auf ihre Plätze. Es geht los!“, rief Colin und sah Logan mit erhobenen Augenbrauen an.

Verdammt, ihm lief die Zeit davon. Er sah wieder zu Rory. Zeit, persönlicher zu werden. „Du hast Angst.“

Sofort schoss ihr Kopf hoch und sie sah ihn an. „Was? Ja!“

„Und deswegen springst du nicht?“, fragte er sie freundlich.

Sie errötete. „Deswegen spring ich nicht!”, erklärte sie ihm, aber konnte an ihrer Stimme hören, dass sie zu wanken begann.

Endlich. Jetzt noch ein kleiner Stoß. „Komm schon. Du verträgst ein kleines Abenteuer.“
Das brachte ihm einen verlegenen Blick ein. „Was meinst du damit?“, verlangte sie zu wissen.

Logan zuckte die Achseln. „Du bist zu vorsichtig.”

Ihr Zorn flammte auf. „Wieso? Weil ich noch nie im Nazi-Gefängnis war, von Hooligans verprügelt oder von Motorrad Rockern nieder getrampelt wurde? Und Plimpton kam, glaub ich, auch nicht so glimpflich davon!“

Sie kannte Plimpton also. Darauf konnte sie stolz sein. Wenige Mädchen kannten Plimpton. Nicht einmal Honor kannte ihn und sie war schließlich auch mit ihrem Vater aufgewachsen. Aber das war jetzt nicht wichtig. Jetzt war wichtig, dass er spürte, dass sie nur noch einen kleinen Schubs brauchte. Er trat auf sie zu, trat völlig in ihren persönlichen Raum ein und seine Nase wurde von ihrem ganz besonderen Duft, der sie umhüllte, erfüllt, auch wenn er jetzt ein wenig mit dem Geruch des Waldes gemischt war.

„Das wird ein riesen Spaß, ein super Nervenkitzel, Rory! Eine Dummheit, mal was anderes“, redete er eindringlich auf sie ein. Er war sich ihres Lächelns bewusst. Davon ermutigt fuhr er fort. „Etwas Verbotenes! So was gehört doch zum Jungsein. Es ist deine Entscheidung. Es gibt Menschen, die werden uralt ohne auch nur eine Minute gelebt zu haben. Wenn du da jetzt mit rauf kletterst bist du nicht wie sie!“

Ja! Jetzt hatte er sie!

Und wirklich, Rory sah ihm langsam tief in die Augen. „Also, dann los“, sagte sie leise.

Zum zweiten Mal an diesem Tag stockte ihm der Atem, als er in die blauen Tiefen ihrer Augen sah. Einen Moment später lächelte er langsam und nickte. „Dann los!“

Zusammen gingen sie zu der Leiter. Logan zwinkerte Colin zu, der Rory überrascht ansah, als sie an ihm vorbei gingen. Ja, ja, dieser Tag hatte sich als ziemlich lukrativ für ihn erwiesen.

„Ich bin ja kein so großer Fan von Leitern“, sagte Rory ihm und riss ihn aus seinen siegreichen Gedanken.

Logan lächelte sie an. „Die machen mir auch ne scheiß Angst“, scherzte er zurück und gab ihr ein Zeichen, vorzugehen.

Seufzend begann sie zu klettern. Nicht einfach in einem Ballkleid und in Highheels (*ich weiß, dass sie keine trägt, aber so steht es hier*), weswegen er wollte, dass sie vorging. Sollte sie abrutschen, wäre er da, um sie aufzufangen, hoffentlich ohne zusammen runterzustürzen und sich das Genick zu brechen. Aber sie hatte das Klettern nach ein paar Metern raus und es sah so aus, als würden sie heil oben ankommen. Während sie sich vorsichtig hochzog versuchte er, ein Gentleman zu sein und keinen Blick unter ihren Rock zu erhaschen. Keine einfache Sache, wenn man bedachte, dass er genau unter ihr kletterte und gelegentlich hochsehen musste. Zum Glück schützte ihr Reifrock ihre Keuschheit ziemlich gut.

Schließlich erreichten sie die Plattform und Jamie half ihr hinauf, eine Minute später stellte sich Logan neben sie. Rory sah hinab und wurde blass. „Hoch! Das hier ist wirklich hoch!“, sagte sie ängstlich.

Logan warf einen Blick auf die versammelte Menge und ging an ihr vorbei auf ihre Plätze. „Bin schon höher geflogen.“

„Ich meinte die Entfernung da nach unten“, sagte Rory und folgte ihm.

„Na, ich doch auch“, sagte Logan und nickte Seth zu, der schon auf sie wartete.

Seth ging rüber zu Rory und zeigte ihr den Gurt. „Es ist vollkommen ungefährlich und der Gürtel passt zu deinem Kleid. Schön“, bemerkte er trocken und legte Rory den Gurt um, um sie an dem Seil zu sichern, während Logan von Jamie gesichert wurde.

Rory, die noch ein bisschen bleicher geworden war, zeigte hinab auf die Menge. „Wieso sehen die alle so besorgt aus?“, wollte sie wissen und sah dabei wieder Logan an.

Logan lächelte. „Der Champagner ist fast alle“, beruhigte er sie. Seth reichte ihm einen Regenschirm, den er öffnete und Rory hinhielt. „Du weißt, dass du nicht springen musst? Niemand zwingt dich“, erklärte er ihr leise und sah sie ernst an. Er wollte sie wirklich zu nichts zwingen.

Aber Rory schüttelte den Kopf. „Ich weiß“, sagte sie jetzt ein bisschen ruhiger und griff nach dem Schirm.

Stolz auf sie lächelte er sie an und nahm sich ebenfalls einen Schirm. Unten am Boden sprach Colin die traditionellen Eröffnungsworte für ihre großen Wagnisse.

Logan sah Rory an und bemerkte, dass sie tief ein- und ausatmete, aber noch immer besorgt und blass aussah.

„Vertraust du mir?“, fragte er sie sanft. Sie wusste, dass er sie nicht hier rauf gebracht hätte, wenn er auch nur den leisesten Zweifel gehabt hätte, dass es nicht sicher wäre, oder?

Sie starrte hinunter und atmete noch einmal tief ein. „Wenn du springst, spring ich auch, Jack!“, sagte sie und der Bezug zu dem Film brachte ihn zum lächeln.

Unten am Boden rief die Menge „In Omnia Paratus!“. Es war Zeit. Logan sah hinab und machte einen Witz, um die Anspannung von Rory zu nehmen. „Ich hätte mir die Kartoffeln vorher noch mal ansehen sollen!“

Alarmiert sah sie ihn an. Ihre momentane Verwirrung ausnutzend griff er nach ihrer Hand und zog sie einfach mit sich, als er sprang. Sie schrie kurz auf, aber er spürte, wie ihre Finger sich fester um seine Hand schlossen, während sie fielen und Logan konnte nicht sagen, was aufregender war: der Adrenalinstoß durch den schnellen Fall oder die Stromschläge, die während ihrer Berührung durch seinen Körper liefen. Was auch immer es war, sein Herz schlug schneller als jemals zuvor in seinem Leben und er hielt ihre Hand fest umschlossen, auch wenn die Schwerkraft versuchte, sie auseinander zu reißen.

Viel zu schnell spürte er, wie das Seil sie abbremste, als sie Richtung Erde rasten und nach einer weiteren Sekunde berührten seine Füße unter den erleichterten Rufen der Menge, den Boden. Der plötzliche Kontakt ließ ihn stolpern und er merkte, dass auch Rory neben ihm stolperte, aber mit ihren noch immer verschlungenen Händen gaben sie sich gegenseitig Halt.

Logan starrte Rory an, deren Augen stärker als je zuvor strahlten, ihre Wangen waren vom Adrenalinstoß durch den Sprung gerötet und einige Strähnen hingen ihr lose ins Gesicht und sein Herz zog sich zusammen, während ihm der Atem zum dritten Mal an diesem Tag stockte. „Wie hat sich das an gefühlt?“, fragte er sie mit einer Stimme, die von Gefühlen erfüllt war, die er bis dahin nicht gekannt hatte.

Sie sah ihn mit staunenden Augen an. „Was für eine einmalige Erfahrung!“, hauchte sie, noch immer das Adrenalin in ihren Adern.

Logan verstärkte den Griff seiner Hand und sah ihr tief in die Augen und dabei vergaß er, dass um sie herum andere Leute existierten. „Nur wenn du das so willst“, erklärte er ihr.

Rory hielt seinem Blick stand und bedeckte seine Hand, die ihre hielt, mit der anderen und zog ihre verschlungenen Hände näher an ihr Herz. Logan fragte sich, was sie dachte, während sie das tat. Er konnte den Ausdruck in ihren Augen nicht deuten. Aber er wusste, dass er sie küssen würde, genau hier, genau jetzt. Wie könnte er es nicht tun?

Bevor er die Möglichkeit hatte, sie näher zu sich zu ziehen, merkte er, wie ihm ein Glas Champagner in die Hand gedrückt wurde und er spürte wie die Realität langsam zurückkehrte und ihn wieder auf den Boden der Tatsachen brachte. Im nächsten Moment umarmte Colin ihn, bevor er zu Rory ging und auch sie ihn seine Arme schloss. Andere von Logans Freunden klopften ihm auf die Schulter und gratulierten ihm, einige fragten ihn nach dem Sprung und wie es sich angefühlt hatte. Er antwortete ihnen automatisch, während er versuchte, Rory im Blick zu behalten, die ebenfalls mit Fragen bombardiert wurde. Jetzt, da der Adrenalinstoß nachließ, war das Einzige, was Logan noch fühlte, absolute Verwirrung.

Was war da gerade passiert?

*****

Uuuund??? Wie hats euch gefallen? Alle Erwartungen erfüllt??