21.10.2006, 19:16
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Teil 6 ~ ~ Seems Iâm lost in my reflection
Letzten Endes hatte die Hausführung Lorelai und Lilly viel mehr Spaà gemacht als Luke, der daraufhin eingeschnappt behauptete, er müsse noch etwas bei Babette reparieren. Das hatte Lorelai als Zeichen hingenommen, allein mit Lilly zu reden.
Eine unausstehliche Stille legte sich über die beiden. Jede dachte für sich darüber nach, was wohl als nächstes kommen würde, bis Lorelai schlieÃlich das Eis brach und Lilly einen Kaffee anbot. Die schüttelte daraufhin ablehnend den Kopf.
âWarum nicht? Trinkst du keinen Kaffee?â Auf dem Weg in die Küche drehte sie sich nach hinten, um so besser mit Lilly reden zu können, die im Wohnzimmer das Sofa als Sitzmöglichkeit in Betracht gezogen hatte.
âDoch, aber ich kann doch jetzt keinen Kaffee trinken. Ich bin schwanger, das ist nicht gut für mein Baby.â
âAch quatsch. Das ist alles nur erfunden. Als ich mit Lilly schwanger war, hab ich auch Kaffee getrunken und trotzdem ist unser Kind deswegen nicht geschädigt. Und genauso wenig wäre das Kind von Châ¦â Sie brach ab und verschwand vollständig in der Küche. Lilly konnte ihr nur noch verwundert nachstarren und sich fragen, was auf einmal los war. Vorsichtig stand sie auf und ging langsam in die Küche. Sie wollte ihre Schwester keinesfalls stören, doch auch sie hatte gespürt, dass da etwas war, was zwischen ihnen stand. Etwas, was Lorelai lieber verschweigen wollte. Als sie um die Ecke sah drehte sich Lorelai bestimmt von ihr weg. Sie wollte nicht, dass irgendjemand sie so sah. Nie hatte sie deswegen vor irgendjemanden auÃer Luke geweint. Es war passiert, es war Vergangenheit, sie hatte damit abgeschlossen. Tränen standen in ihren Augen und sie fragte sich selbst, warum ausgerechnet jetzt all das ausgegraben werden musste, was sie seit so langer zeit nicht mehr angerührt hatte.
âHey.â Beschützend legte sich der Arm ihrer kleinen Schwester um ihre Schultern, was sofort wieder ein Lächeln hervorbrachte.
âEigentlich sollte ich für dich da sein und nicht umgekehrt.â
âJa, aber vielleicht hätte ich nicht einfach so herkommen sollen.â
âDoch natürlich. Ich habe es ernst gemeint in all den Briefen.â
Weinend brach sie zusammen. Ihr Gesicht war feuerrot von seinen Schlägen, doch noch bevor sie wieder Luft holen konnte machte er weiter. Er schlug unkontrolliert auf sie ein bis seine Hände wehtaten. Seine Fäuste trommelten auf ihren Rücken, ihre Seite, ihren Bauch. Er nahm keine Rücksicht, rastete schier aus und hörte einfach nicht auf. Sein Geschrei glich eher dem Brüllen eines Löwen. Seine Aktionen waren schon längst nicht mehr nachvollziehbar und es hörte einfach nicht mehr auf.
Es tat weh. Es tat so entsetzlich weh und es kümmerte ihn nicht. Es war ihm egal, dass sie zusammengekrümmt am Boden lag. Er schlug trotzdem noch auf sie ein. Er schlug sie, nur weil sie ihm gesagt hatte, dass sie sein Kind in sich trug. Und es hörte einfach nicht auf. Sie merkte schon nicht mehr, ob er immer noch auf sie eintrommelte oder nicht. Der Schmerz war das einzige, was sie noch spürte. Und irgendwann merkte sie sogar, dass er sie bewusst schlug. Er traf sie nur an den Stellen, die niemand auÃer ihr zu sehen bekommen würde.
Stellen, die einfach nur wochenlang wehtun würden, ohne dass sie sich beschweren konnte. Was würden ihre Eltern schon groà tun? Nichts. Sie würden ihr nicht glauben. Also alles wie immer. Bevor sie ihr, Lorelai, Glauben schenken würden, müsste erst die Welt untergehen. Wobei das sicher nicht schwer war. Chris schien ihre Schwangerschaft nicht gutzuheiÃen, wie würden dann erst ihre Eltern reagieren?
Sie hatte gedacht, wenn sie zuerst mit ihm redete, würde es später leichter werden. Aber jetzt, jetzt wo sie hier lag und er sie grün und blau schlug, jetzt hatte sie noch viel mehr Angst als vorher. Wenn er schon so reagierte, wie würden dann ihre Eltern reagieren?
âWas ist?â Lilly sah sie so an, wie Lizzy sie immer ansah. Mit groÃen blauen Augen, neugierig, was als nächstes kommen würde.
âNichts. Ich glaube nur, es wäre besser, wenn du mir die ganze Geschichte erzählst.â Sie lächelte unsicher, als ob sie gar nicht wissen wollte, was passiert war doch schlieÃlich war sie ihre Schwester. Die einzige Person, die Lilly momentan hatte.
âKönnen wir uns vielleichtâ¦?â
âSetzen? Sicher. Ich schlage dein Zimmer vor. Näher dran als die anderen Räume.â Still nickte Lilly ihr zu. Und wieder packte Lorelai sie bei der Hand und schleifte sie mit sich bis auf Lillys Bett.
âDann leg mal los, Kleine.â
âDas hast du früher auch immer zu mir gesagt.â Ein Lächeln blitzte auf.
âDas weiÃt du noch?â
âJa. Ich⦠ich hab oft an dich gedacht. Mein Bild von dir ist zwar immer verschwommener geworden, aber ich wusste, dass du irgendwo bist. Irgendwo⦠auch wenn Mom anderen gegenüber immer behauptet hat, es gäbe nur mich. Ich glaube⦠ich glaub, einmal hat sie sogar versucht mir einzureden, dass du nicht existierst und dass das alles nur Einbildung wäre.â Sie grinste sie unsicher an.
âWow. Ich⦠damit hab ich jetzt nicht gerechnet. Ich hab den beiden ja alles zugetraut, aber dass sie⦠dass sie so was erzählen⦠das ist einfach nur⦠wow.â Lorelai war sprachlos.
âJa, ich weiÃ. Ging mir damals nicht anders. Aber es ist auch schon Jahre her. Die Leute haben aufgehört zu reden und Mom und Dad haben deinen Namen nie wieder auf den Tisch gebracht.â
âNa ja, wundert mich nicht. Also, dann. Ich höre gespannt zu.â
âOkay. Alsoâ¦â Ruhig fing sie am Anfang an. Dem 30. Geburtstag von Christopher. Sie erzählte, wie sie zwei Wochen vorher die Einladung erhalten hatten, wie sie sich am Nachmittag schick angezogen hatten, wie sie am Abend pünktlich auf die Sekunde das Haus betreten hatten. Sie beschrieb, wie sie mit ihren 20 Jahren die jüngste der anwesenden âaltenâ Gäste war. Sie redete darüber, wie Chris mit ihr geflirtet hatte, wie sie nicht gemerkt hatte, dass sie das eine oder andere Glas Alkohol zuviel hatte.
Irgendwann wurde ihre Stimme zittriger, ihre Erzählung stockender und Lorelai legte beschwichtigend ihren Arm um sie. Je weiter sie zum Ende kam, desto schwerer wurde es, alles zu sagen. Sie stolperte durch den Ausrutscher mit Chris an seinem Geburtstag über die Möglichkeit schwanger zu sein bis hin zu dem Moment, in dem sie Chris gesagt hatte, dass sie von ihm schwanger war.
âEr hat gesagt, wenn ich es nicht abtreibe, dann wird er schon dafür sorgen, dass dieses Kind nicht zu Welt kommt.â Ihre tränennassen Augen starrten Lorelai fragend an, die jedoch war einfach nur sprachlos.
âUnd dannâ¦â Sie schluchzte laut auf, wollte sich dagegen wehren, doch es half nichts.
âDann hat er gesagt, ich stecke mit dir unter einer Decke und dass das alles nur erfunden wäre. âDu bist genauso wie deine verlogene Hure von Schwester.â Lorelai, was meint er damit?â Die groÃen Augen suchten eine Antwort in Lorelais erschüttertem Blick.
âNunâ¦â Sie versuchte eine passende Antwort zu finden, doch es war schwer die Wahrheit in Sätze zu verpacken, die ihr auch gefielen.
âVor vielen Jahren, vor 14 um genau zu sein, also als ich gegangen bin⦠ich bin gegangen, weil ich schwanger gewesen war. Chris ist damals fürchterlich in die Luft gegangen und hat mich kurzerhand zusammengeschlagen. Ich hab das Baby verloren, kurz nachdem ich hier angekommen war. Aber das ist jetzt egal. Was hat er sonst noch getan? Hat er dich geschlagen?â
âJa, aber es ist nicht schlimm. Es ist nur das blaue Auge und ein paar blaue Flecken, die höllisch wehtun. Aber dem Baby geht es gut, ich war beim Arzt.â Erleichtert atmete Lorelai aus und nahm ihre kleine Schwester in den Arm.
âEs wird alles gute, Kleine.â
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Los, ich will FB und bewunderung für meinen geistreichen Titel (der aus nem Song von Delta Goodrem stammt *g* und NEIN ich bin NICHT besessen!)
Wenn mich jeder mögen würde, dann wäre ich Käsekuchen!