[krümelmonster]

So, der letzte Teil.




Tom atmete tief durch und hob wieder die Hand.
Er wollte klopfen, doch dann zog er wieder die Hand zurück.
Rory saß wahrscheinlich nur einige Meter von ihm entfernt auf der Couch.
Aber dazwischen war immer noch die Tür.
Er hatte fast eine Stunde gebraucht um es bis hier in zu schaffen.
Immerhin hatte er es geschafft.
Und jetzt scheiterte er an einer Tür.
"Tom, du machst das jetzt!", murmelte er leise und hob wieder die Hand.

Rory nahm einen Schluck von ihrem Kaffee.
Sie hatte Tom nicht angerufen.
Was hätte sie auch sagen sollen?
Er war ihr bester Freund. Seit sechs Jahren.
Wieso ausgerechnet jetzt?
Nachdenklich starrte sie zum Fenster rüber.
Und zuckte zusammen als sie davor eine Bewegung erkannte.
Vorsichtig stellte Rory ihre Tasse ab und ging näher heran.
Jess.
Er hockte auf der Feuerleiter und klopfte gegen die Scheibe.
Sie ging zum Fenster über und öffnete es.
Kalte Luft strömte herein.
"Was soll das?!", fragte sie verwirrt und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Du hast mir immer noch nicht geantwortet!" Ungefragte kletterte Jess hinein.
"Geantwortet?"
"Wieso hast du mich geküsst?"
Sie schluckte. Nicht schon wieder.
"Wieso küsst du mich und ignorierst mich dann einfach? Was soll das? Rory, bitte, ich..."
Rory drehte sich um und schloss die Augen.
Wieso nur dieses Durcheinander?
Wie sehr wünschte sie sich jetzt jemanden zum reden. Irgendjemand ,der sie verstand und ihr zuhörte. Jemand, der ihr eine Antwort geben konnte.
Sie wusste nämlich selbst keine mehr.
Jess fasste sie am Arm. "Rory..."
Sie öffnete die Augen und ihr Blick fiel auf ein Foto.
Katie strahlte ihr entgegen. Sie saß auf einer Parkbank und hielt ein großes Eis in der Hand.
Neben ihr saß Tom. Mit dem gleichen Eis in der Hand. Sie grinsten um die Wette.
Es war letztes Jahr im Sommer gewesen.
Tom.
"Rory?"
Sie wandte sich um. "Geh bitte."
"Ich gehe erst wenn ich eine Antwort bekommen habe.", sagte er mit fester Stimme.
Rory atmete tief durch.
"Ich habe dich geküsst, weil ich gedacht habe, dass ich dich liebe. Aber das tue ich nicht. Nicht mehr. Und jetzt geh!"
Jess sah sie lange an. Sie versuchte etwas in seinem Blick zu lesen, aber sie fand nichts.
Dann machte er einen Schritt zurück.
"Ich sollte lieber gehen."
"Ja."
"Sehen wir uns wieder?"
"Leb wohl, Jess."
Er nickte und lächelte gequält. Dann kletterte er aus dem Fenster und verschwand in der Dunkelheit.
Rory spürte eine Träne auf ihrer Wange.
Sie wollte ihn nie wiedersehen.
Aber es war ihr trotzdem schwer gefallen.
Sie spürte wie eine Last von ihr abgefallen war.
Immer mehr Tränen liefen über ihre Wangen.
Irgendwie tat es weh.
Er war ihr Freund gewesen.
Sie hatte ihn geliebt.
Und jetzt hatte sie ihm 'Leb wohl' gesagt.

Tom hörte ein leises Schluchzen durch die Tür.
Reflexartig hob er die Hand und wollte klopfen.
Aber dann ließ er sie wieder fallen.
Vielleicht war jetzt gerade nicht wirklich der richtig Zeitpunkt.
Er biss sich auf die Unterlippe und atmete tief durch.
Nein, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt.


Rory fuhr noch einmal über den Schriftzug.
Für Tom.
Sie stand vor seiner Haustür. Seit 10 Minuten.
Vor ihr sein Briefkasten.
Sie hatte keine Zeit mehr nachzudenken.
Sie hatte die ganze Nacht über nachgedacht.
Dann warf sie den Brief ein.

Als Tom zwei Stunden später seinen Briefkasten öffnete, fiel ihm der Brief in die Hände.
Er war von Rory, das erkannte er sofort.
Zögernd öffnete er ihn.

Lieber Tom,
Es fällt mir unheimlich schwer, das alles in Worte zu fassen. Ich habe einige Zeit gebraucht, um mir über alles klar zu werden. Es ist einfach alles zu durcheinander gewesen.
Jess ist nun endlich fort. Wahrscheinlich bei seiner Freundin.
Ich will ihn nicht mehr sehen, auch wenn er Katies Vater ist.
Vielleicht erzähle ich ihr irgendwann von ihm und dann liegt es bei ihr, ob sie ihn kennenlernen will oder nicht.
Du bist mein bester Freund. Der beste Freund, den ich jemals hatte. Ich hoffe, du weißt das.
Du bedeutest mir unheimlich viel und ich bin dir dankbar für alles, was du für mich getan hast. Du bist immer für mich und Katie da.
Das, was auf der Party passiert ist, hätte nicht passieren dürfen. Vielleicht empfindest du anders, aber ich habe lange darüber nachgedacht, was ich empfinde.
Wir hätten uns fast geküsst und vielleicht wären wir glücklich miteinander geworden. Aber diese Beziehung zwischen uns, die wir seit 6 Jahren haben, bedeutet mir zu viel.
Ich will dir nicht wehtun, aber ich kann einfach nicht. Ich kann nicht mit dir zusammen sein.
Ich bin glücklich dich als besten Freund zu haben. Und mehr will ich nicht.
Wenn du das liest, bin ich auf dem Weg um Katie abzuholen.
Ich weiß nicht, wann wir wiederkommen werden.
Ich hoffe, du kannst mich verstehen. Wenn nicht jetzt, dann vielleicht später.

Rory

Tom ließ den Brief fallen und sank auf die Treppenstufen nieder.
Sie war nicht in ihn verliebt. Sie war nur seine beste Freundin.
Und mehr nicht.
Er lächelte und schloss die Augen.
Nur seine beste Freundin.
Irgendwie hatte er es gewusst.


"Mommy? Wohin fahren wir denn?"
"Das siehst du gleich, mein Schatz?"
Katie fragte nun schon seit einer halben Stunde.
Rory wich ihr immer wieder aus.
Und dann sah sie das Schild.
Stars Hollow.
"Honey, möchtest du deine Grandma kennenlernen?"
"Au ja!", quietschte Katie freudig.
Sie wusste nicht, wie ihre Mom reagieren würde wenn sie mit ihrer Tochter vor der Türe stehen würde.
Aber sie sollte es bald wissen.