[Schlumpfinchen]

Langsam begann Rory ihre Augen zu öffnen, nahm ihre Umgebung noch undeutlich und verschwommen wahr. Ein beständiges Klopfen hatte sich in ihren Kopf eingenistet, ihre Träume durchbrochen und ihr schlussendlich den Schlaf geraubt. Vorsichtig richtete sie sich auf, ließ ihren noch unklaren Blick durch ihr Zimmer streifen, bis ihre Augen an einer wohlbekannten Gestalt hängen blieben.
„Mom!“ ihre Stimme klang noch rau, etwas unbeholfen und müde rieb sie sich über die Augen.
„Guten Morgen Sonnenschein! Lust auf eine Shopping-Tour?“
„Mom, es ist mitten in der Nacht!“
„Tut mir leid Schätzchen, aber da muss ich dich enttäuschen. Es ist später Vormittag und ich hatte schon drei Tassen Kaffee!“
Rory zog verwundert eine Augenbraue nach oben.
„Wie hast du es geschafft, Luke die Tassen abzuschwatzen?“
Lorelai zuckte grinsend mit den Schultern und blickte Rory mit unschuldigen Augen an. Rory begann zu lachen.
„Lass mich raten, du hast Jess gebeten...“
Das Grinsen auf Lorelais Gesicht wurde noch eine Spur breiter und Rory schüttelte lachend den Kopf. Man konnte schon fast Mitleid mit ihm haben.
„Wann kommt Patrick eigentlich heute?“ erkundigte sich Lorelai dann neugierig und Rory zuckte leicht mit den Schultern.
„Er meinte, es müsse heute lange arbeiten, könnte also etwas später werden!“
„Schade, das bedeutet, wir haben niemanden, der uns die Taschen trägt!“
„Du kannst ja Luke bitten...“
„Besser...Jess!“ und lachend sprang Lorelai auf, um gleich ins Diner zu stürzen.
Rory blickte ihr lächelnd nach und schwang dann ebenfalls ihre Beine aus dem Bett. Ihre Gedanken schweiften zurück zu den letzten Wochen und ein fröhliches Funkeln trat dabei in ihre Augen. Sie genoss jede Sekunde in Stars Hollow und bei dem Gedanken, dass sie nun bald nicht mehr jeden Tag durch dir ihr so vertrauten Straßen gehen konnte, ließ einen Schatten in ihren Augen auftauchen. Der einzige Vorteil würde sein, dass sie dann wieder näher bei Patrick sein würde.

Gelangweilt lehnte Jess am Tresen, starrte auf einen Punkt in seinem Buch, ohne zu realisieren, was er da vor sich hatte. Er wartete auf Janet, die heute ihren ersten Arbeitstag in Andrews Buchladen hatte. In Gedanken durchlief er immer wieder die letzten Wochen ihrer Beziehung. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, und er fuhr sich unbewusst durch seine Haare. Er hätte nie gedacht, dass es für ihn noch eine andere Frau neben Rory geben würde...
Rory... seine Gedanken schweiften unwillkürlich ab zu ihr und ohne dass er es wusste, trat ein Funkeln in seine Augen. Die Freundschaft zu ihr bedeutete ihm mehr, als er jemals zugeben würde und doch schien irgend etwas sein Glück zu trüben. Schon seit Tagen versuchte er zu erkunden, was das war, doch er blieb immer wieder stecken. Er fühlte sich wie in einer Sackgasse mit einer viel zu hohen Mauer.
„Hey Kleiner!“ wurde er von einer fröhlichen Stimme aus seinen Gedanken gerissen und automatisch setzte er ein liebes Grinsen auf, als er sah, wer gerade durch die Tür gekommen war.
„Hey Jan!“ begrüßte er sie kurz und gab ihr einen flüchtigen Kuss.
„Wie war dein erster Tag?“
„Ich bin ein Naturtalent!“ grinste sie ihn frech an.
„Gut, dass du so bescheiden bist!“ sarkastisch zog er eine Augenbraue nach oben.
„Bescheiden geht die Welt zu Grunde... apropos, ich sterbe vor Hunger!“ sie setzte ihr liebstes Lächeln auf und ließ sich auf einen Hocker sinken.
„Du glaubst echt, dass ich dir jetzt was zu Essen hole?“ grinste Jess sie schelmisch an und Janet nickte nur selbstbewusst.
„Natürlich, sonst verrate ich es Luke!“ und mit einem liebevollem Zwinkern gab sie ihm einen Kuss auf die Wange.