Big Girls Don't Cry
#26

Hey ihr...

Hab leider nicht viel Zeit, da ich gleich los zum Arzt muss, daher poste ich nur schnell den neuen Teil! Ich danke euch allen für euer Fb!!Smile

Am Pool...

Genüsslich nahm er einen Schluck von seinem Drink. Der Liegestuhl auf dem er es sich gemütlich gemacht hatte, gab ein leises Quietschen von sich, als er sich wieder zurücklehnte, um weiterhin seine Freundin zu beobachten. Das braune Haar ruhte auf ihrem feuchten, sonnengebräunten Rücken. Sanft umspielte ein leichtes Lächeln ihre Lippen und ließ Tristans Herz für einen kurzen Augenblick höher schlagen. Er hatte es nie bereut, dass er vor drei Jahren mit ihr weggegangen war, obgleich ihm klar war, unüberlegt gehandelt zu haben. Rory war für ihn zu einer äußerst wichtigen Person geworden, wenn nicht sogar zur wichtigsten überhaupt. Vielleicht war es nicht die große Liebe zwischen ihnen, nein, das war es sicher nicht, doch durch sie konnte er immer sicher sein, dass da jemand war, der sich um ihn sorgte und für ihn da war, egal was auch passierte. Ausserdem war sie etwas ganz besonderes. Keines dieser oberflächlichen Mädchen, die nichts im Kopf hatten, sich dafür aber jedem x-beliebigen Typen an den Hals warfen.
Ihr schien es Spaß zu machen, allein im Pool rum zu plantschen. In solchen Momenten fiel es ihm leicht, die Augen zu verschließen und sich einzureden, dass Rory glücklich war. Es bekümmerte ihn, dass sie nicht genauso sorglos war wie er, weshalb er sich immerzu das Gegenteil einredete. Wahrscheinlich wäre es das Beste gewesen, sie einfach gehen zu lassen, doch etwas in ihm klammerte sich mit aller Macht an Rory fest, und wollte auf keinen Fall zulassen, dass sie ging. Eigentlich hätte sie jemanden viel besseren verdient als ihn, jemanden, der sie nicht ständig mit anderen betrog, doch ohne sie fühlte er sich verloren und so spielte er Tag für Tag mit der Macht, die er über sie besaß.

Im Grunde fehlte es ihnen an nichts. Es war zwar nicht ganz so wie das luxuriöse Leben das er vorher geführt hatte, dennoch konnte er sich nicht beklagen. Kaliforniens Strände waren traumhaft und das nicht nur, weil sie von reichlich knapp bekleideten Frauen gefüllt waren. Das Poolhaus in dem sie lebten, war ziemlich komfortabel und wahrscheinlich war es sogar größer als das Haus, in dem Rory damals lebte. Ob sie ihre Mum und ihre Freunde sehr vermisste? Tristan hatte nie ein inniges Verhältnis zu seinen Eltern gehabt, weder mit seiner Mutter, noch mit seinem Vater. Als ihr Sohn war er mehr eine fortlaufende Enttäuschung für sie. Freunde hatte er auch nicht, jedenfalls keine richtigen. Die Leute, die sich um ihn scharrten, waren bloß ein Haufen Jugendlicher, die sich von seinen Sprüchen beeindrucken ließen und in ihm ihren Anführer sahen. Für Tristan gab es so etwas wie Heimweh nicht. Sein früheres Leben bot ihm nichts, wonach er sich sehnen konnte.

Mit einem lautstarken Plätschern tauchte Rory an der Wasseroberfläche auf und riss ihren Freund somit aus den Gedanken. Frech grinsend stieg sie aus dem Pool empor und kuschelte sich neben Tristan auf den Liegestuhl, wobei ihre nassen Haare seinen unbekleideten Oberkörper mit klaren Wasserperlen besprengten. Das Mädchen schien es nicht zu kümmern. Stattdessen hatte es die Augen geschlossen und döste friedlich vor sich hin. Der liebliche Duft, der von Rory ausging, erinnerte Tristan ungewollt an die Anfänge zurück. Damals, als er sich nicht im Entferntesten so wohl und geborgen fühlte, wie jetzt.


~°~°~°~°~Flashback~°~°~°~°~
Krampfhaft versucht er sich seine Zigarette anzuzünden, doch sein ganzer Leib zittert so dermaßen, dass er seine Hand nicht lang genug ruhig halten kann, um dem Feuerzeug eine Flamme zu entlocken. Er unterdrückt die Tränen, die pausenlos einen Weg ins Freie suchen und schluckt, um den Kloß der sich in seinem Hals gebildet hat, los zu werden.
,,Tristan?’’ Erschrocken zuckt er zusammen, wobei ihm seine Zigarette aus den Händen gleitet.
,,Oh, Maria. Was für eine Überraschung!’’ Mühsam ringt er sich ein Lächeln ab. Es ist ihm peinlich, dass ihn jemand in diesem Zustand sieht, doch gleichzeitig freut er sich darüber, Rory zu sehen.
,,Überraschung? Wir haben doch vorhin ausgemacht, dass ich heute zu dir kommen soll!’’ Sie sieht ihn streng an, im Glauben er wolle dem Schulprojekt entkommen und sie alles allein machen lassen, doch dann bemerkt sie den dunklen Schatten, der sich über Tristans Gemüt breit gemacht hat und automatisch werden ihre Gesichtszüge weicher.
Vorsichtig will sie einen Schritt auf ihren Schulkameraden zumachen, bleibt dann aber doch stehen und beißt sich verunsichert auf die Unterlippe. Sie kennt ihn erst seit einer Woche und hat bis jetzt noch kein richtiges Gespräch mit ihm geführt.
Zuerst war sie ziemlich verärgert darüber gewesen, als sie erfahren hatte, dass sie ausgerechnet mit Tristan zusammen ein Projekt für die Schule machen muss, doch nach und nach freundete sie sich mit diesem Gedanken an.
,,Stimmt. Tut mir leid, Maria! War grad mit den Gedanken wo anders. Also, willst du in mein Zimmer kommen?’’ Verschmitzt lächelnd, zeigt er mit seiner Hand auf die weiss gestrichene Villa hinter ihm. Amüsiert bemerkt er, wie eine leichte Röte ihre Wangen ziert.
,,Ich denke, es ist besser, wenn wir in der Küche bleiben! Und ehe ich es vergesse, mein Name ist Rory! Vergiss das nicht!’’ Erwartungsvoll steuert sie auf die Eingangstür zu.
,,Maria, glaub mir, es ist besser, wenn wir in mein Zimmer gehen!’’ Eiligen Schrittes nähert sich Tristan ihr, seine Zigarette achtlos auf dem Boden gelassen und versucht sie davor abzuhalten, die Tür zu öffnen. Doch Rory ist schneller und schlüpft in das Haus. Normalerweise würde sie nie ohne Erlaubnis in ein fremdes Haus eindringen, doch Tristans Anwesenheit macht sie nervös und lässt ihr Gehirn ab und an unbrauchbar werden.
Zielstrebig durchquert sie die grosse Eingangshalle und macht sich auf die Suche nach einem passenden Zimmer, in dem sie ungestört ihr Projekt machen können, aber gleichzeitig keine Möglichkeit besteht intim zu werden. Nicht, dass sie es jemals so weit kommen lassen würde, aber sie hat schon so einige Geschichten über Tristan gehört, und in denen waren immer Mädchen involviert. Neugierig schreitet sie den Gang entlang, dicht gefolgt von Tristan, der ihr immer wieder zuruft, sie solle stehen beleiben.
Auf einmal vernimmt sie Stimmen, die sich ein hitziges Wortgefecht liefern. Verwundert dreht sie sich zu Tristan um, der bloß bekümmert auf den Boden sieht. Schlagartig wird ihr klar, weshalb er vorhin wie ein kleines Häufchen Elend wirkte. Ohne es zu wollen, schnappt sie ein paar Wortfetzen auf und merkt, dass es in dem Streit um Tristan geht. Rory vermutet, dass es seine Eltern sind, die sich da streiten und geht ohne groß nach zu denken, auf den Jungen zu. Behutsam legt sie ihre Hand auf seinen Arm und blickt ihm dabei in die Augen.
Eine heiße Welle durchflutet ihren Körper und für einen Augenblick kommt es ihr so vor, als ob sich alles um sie herum drehen würde. Sie sieht geradewegs in eine seltsame Mischung aus Schmerz und Gleichgültigkeit, während spärlich eine verborgene Wärme durchschimmert. Lautes Türknallen reißt sie aus ihren Gedanken.
,,Komm, lass uns in dein Zimmer gehen!’’ Dankbar greift Tristan nach ihrer Hand und zieht Rory die Treppe hoch. Tausend Gedanken schießen durch Rorys Kopf und lassen sie zum ersten Mal seit den letzten Monaten, Dean völlig vergessen.

~°~°~°~°~Flashback Ende~°~°~°~°~
Tristan wollte auf keinen Fall in sein altes Leben zurück. Es ging ihm jetzt viel besser und das hatte er Rory zu verdanken. Wie schon so oft schwor er sich in diesem Moment, dass er sie nie mehr hintergehen würde. Er wollte sie nicht verletzen, das wollte er wirklich nicht, doch trotzdem tat er es. Immer und immer wieder. Sie mochte vielleicht nichts von seinen Seitensprüngen wissen, doch er tat es und es versetzte ihm jedes Mal wieder einen Stich ins Herz, wenn ihm bewusst wurde, was er ihr antat. Auch dieses Mal würde er seinen Schwur wieder brechen, das war ihm klar. Dennoch flüchtete er sich abermals in eine Illusion. Wenn er nur fest daran glauben würde, dass so wie die Dinge nun waren, alles perfekt wäre, dann wäre es das tatsächlich, so dachte er jedenfalls.


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