12.09.2007, 19:24
Neuer Teil! :wink:
5. Kapitel
Claire verdrehte die Augen. Er schon wieder... Sie sollte sich endlich mal angewöhnen, erst nachzusehen, wer sie anrief, bevor sie abhob. âWie manâs nimmt.â seufzte sie in das kleine Gerät. âEtwas ausführlicher, bitte!?â âEr hat mich abgewimmelt. Und davor hat er einfach alles, was ich gesagt habe abgeblockt oder widerlegt. Hey, lassen wir es doch einfach, ich-â Er fuhr sie sauer an. âSpinnst du?? Wieso sollten wir jetzt aufhören?! Verdammt, du wolltest doch ständig etwas von ihm! Was hat sich so plötzlich daran geändert? Wir müssen es nur bis zum Ende durchziehen, dann gehen wir beide als Gewinner raus!â
Seufzend rieb sie mit der freien Hand ihre Augen. âJess will nicht. Ich bringe ihn nicht von Rory weg. Gut, ich hatte einen schönen Kuss und eine schöne Nacht mit ihm und ich denke... also, vielleicht liebe ich ihn wirklich ein wenig, aber ich kann nicht mehr! Seit du mir letztes Jahr mit deinem ach so tollen Plan reingepfuscht bist, geht es ihm immer schlechter, und das will ich nicht! Ich kenne ihn seit elf Jahren, ich weiÃ, dass er von Anfang an in Rory verliebt war, er liebt seine Kinder und was bringt mir das alles? Gar nichts! Selbst wenn, und ich betone es absichtlich, wenn die beiden sich scheiden lassen würden, und ich mit ihm zusammen käme... Er würde mich doch nie so lieben, wie ich es mir wünschen würde! Und das will ich nicht. Ich will Jess ganz oder gar nicht!â Claire verzweifelte jedesmal mehr, wenn sie mit ihm telefonierte. Es war einfach alles aus dem Ruder gelaufen. Sie hatte mittlerweile ja sogar von selbst eingesehen, dass sie Jess nicht kriegen würde, dass sie vieles falsch gemacht hatte. Aber dann kam er, mit seinem wundervollen Plan, wie sie alle gewinnen würde, und sie hatte sich mitreiÃen lassen...
âHey! Verdammt, bist du noch dran??â Wütend rief er in seinen Hörer, sie fuhr am andern Ende der Leitung zusammen. âJa, ja bin ich, Entschuldigung. Was hast du gesagt?â Er beruhigte sich ein wenig. âIch habe gesagt, dass ich Rory will. Und ich werde sie auch kriegen! Egal, ob du mir dabei hilfst oder nicht!â Sie wurde ein wenig ängstlich. Immerhin kannte sie ihn nicht sehr gut - eigentlich kannte sie ihn praktisch gar nicht - und wusste nicht, zu was er allem fähig war. âUnd... Wie willst du das machen?â Claire hörte ihn lachen. âDas lass mal meine Sorge sein! Ich rate dir allerdings in deinem Interesse: Bearbeite Jess weiter. Denn je leichter du es mir machst, desto besser wird deine Abfindung, vergiss das nicht! Ich rufâ in ein paar Tagen wieder an.â Schon hatte er aufgelegt. Claire hatte ein schlechtes Gefühl in der Magengegend. Einerseits hätte sie den Kerl am liebsten bei Jess und Rory verpfiffen, die beiden vorgewarnt. Aber andererseits: Würden sie ihr überhaupt glauben? Nach allem, was sie sich in den letzten Jahren geleistet hatte? Das konnte sie sich kaum vorstellen. Und selbst wenn sie ihr glauben sollten, was würde der Typ dann erst mit ihr machen? Wie gesagt, sie kannte ihn ja kaum. Jammernd drückte sie ihr Gesicht in einen der Pölster und fiel nach einigen Minuten in einen kurzen, unruhigen Mittagsschlaf.
âIch sagâs dir, ich bin so stinksauer auf ihn! Der wird keinen Mucks von mir hören! Da soll er sich schon selbst melden! Alt genug ist er ja schlieÃlich!â Wütend stopfte sie sich eine weitere der kleinen Frühlingsrollen in den Mund. In ihr liebstes Chinarestaurant hatte Jess sie geführt! Als Rory endlich begriffen hatte, dass er nicht ohne Grund plötzlich vor dem Gasthaus stehen geblieben war, war sie ihm freudig um den Hals gefallen. Schon seit Monaten hatten sie hier nicht mehr gegessen.
Er saà ihr gegenüber, sein Huhn SüÃsauer praktisch noch nicht angerührt und sah sie lächelnd an. Sie hasste diesen Spruch, deshalb verkniff Jess ihn sich auch, aber es war nun mal so: Er fand sie richtig süÃ, wenn sie sauer war. Mit einem leicht empörten âDu denkst es dir!â riss sie ihn aus seinen Gedanken. âWas denke ich mir?â Gelassen griff er zu seiner Gabel - mit Stäbchen zu essen war für ihn einfach ein Ding der Unmöglichkeit - und aà selbst weiter. âDass ich sauer süà bin!â âDas weiÃt du doch gar nicht.â wehrte Jess gleichgültig ab. âNatürlich weià ich das! Dazu kenne ich dich schon lange genug!â âWenn du meinst...â Ein wenig grinsend starrte er auf seinen Teller.
Schwungvoll schmiss sie hinter sich die Ladentüre zu, so dass die Glocke ordentlich schepperte. âDas sind doch nette Fotos!â Zufrieden lief sie ihrem Mann nach, der gerade Kaffee ausschenkte. âLorelai, bitte! Nicht jetzt!â
Ein wenig verdrieÃt setzte sie sich an den Tresen und wartete ab, bis er seine Runde beendet hatte. âAlso nochmal: Welche Fotos sind nett?â Er stellte die Kanne ab, schüttete Wasser und Kaffeepulver in die Maschine und wartete darauf, dass diese den Rest erledigte. âDie hier!â Sie breitete vier verschiedene vor ihm aus. âWir beide, wir beide mit Zoey, Rory mit Zoey und-â âUnd Zoey alleine. Ich bin nicht blind.â Er betrachtete die Bilder kurz genauer. Alle waren neu und erst in den letzten Wochen gemacht worden. âWas willst du mit den Fotos?â âIch will sie Rory geben, wenn sie am Wochenende kommt. Als ich gestern bei ihr war, habe ich gesehen, dass sie von uns gar keine neuen hat. Ihre sind alle schon so alt.â Luke nickte. âWo hast du Zoey eigentlich gelassen?â âZu Hause. Sookie ist bei uns. Sie hat gesagt, sie wollte zu Mittag kurz vorbeikommen und als sie kam, habe ich gerade die Fotos rausgesucht und sie gebeten, noch einen Moment zu bleiben. Das heiÃt, dass ich eigentlich langsam wieder heim sollte.
Also, ist es für dich in Ordnung, wenn ich die Fotos hier Rory gebe? Oder soll ich vorher nochmal einen Abzug von ihnen machen lassen?â Er sah sich alle vier nochmals kurz an. âDie beiden lass noch verdoppeln.â Lorelai nahm sie heraus. Es waren die Bilder von Rory und Zoey und von Zoey alleine. Sie musste lächeln. Ja, das waren zwei wirklich schöne Bilder. Ihre beiden Kinder wirkten so glücklich. Zoey freute sich so oder so jedes Mal tierisch, wenn sie ihre groÃe Schwester sah und Rory ging es nicht anders, auch wenn sie manchmal schon eher mütterliche, als geschwisterliche Gefühle für die Kleine hegte. âOkay, mache ich.â
âNein...â Gespielt jammernd klammerte sie sich um Jessâ Hals. âHey, die paar Stunden wirst du schon noch überleben!â Sie sah ihn leidend an. âWerde ich nicht!â âPech, du musst.â Er grinste sie an und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Langsam löste sich Rory los. âOh, das habe ich ja jetzt total vergessen!â Sie trat nochmal einen Schritt näher an ihn heran. âWas tust du morgen Abend?â Jess überlegte. âIch denke nichts?! Warum?â âWeil Steven mich und ein paar andere aus der Redaktion für morgen Abend ins Rattlesnake eingeladen hat. Ich würde dort gerade mal wieder hingehen!â Er zuckte etwas gleichgültig die Schultern. âDann tuâs doch.â Rory begann zu lächeln. âDanke!â Sie küsste ihn und lief zu ihrem Wagen. âBis heute Abend!â
Er hob die Hand zum Abschied und sah ihr nach, bis sie um die Ecke bog.
Auf dem Weg in sein Geschäft fiel Jess ein, dass er Rory gar nichts von Claire erzählt hatte. Naja, das konnte ja wohl auch noch bis heute Abend warten. Was Rory wohl sagen würde..? Gefallen würde es ihr mit Sicherheit nicht. Aber was sollte er denn noch machen? Reden ging ja scheinbar nicht und sie ignorieren konnte er auch nicht, er hatte es schon mal probiert, aber daraufhin hatte sie erst recht an ihm geklebt und das wollte er ja auch verhindern.
Jess wurde wieder wütend auf sie. Was hatte Claire bloà für Probleme? Wieso war sie plötzlich so aufdringlich? Noch vor ein, zwei Jahren, war sie doch auch nicht so extrem lästig gewesen!
Er wollte gerade die Türe hinter sich schlieÃen, als er einen Widerstand spürte. âHör mir nur ganz kurz zu! Jess, bitte!â Tief seufzend verdrehte er die Augen. Wenn man vom Teufel sprach... âHey, mir ist es egal, aber ich warne dich mal besser vor: Lass mich in Ruhe oder ich gehe heute noch zur Polizei und zeige dich an!â Verzweifelt sah sie ihn an. âJess bitte! Zwei Minuten, danach bin ich weg! Versprochen!â âJa, klar!â Er lachte ungläubig auf. âNein, ich meine es ernst! Gib mir nur ein paar Minuten, hör mir jetzt einfach nur zu und ich bin weg!â Verlockend war ihr Angebot ja. Ein paar Minuten für ewigen Frieden? Hörte sich gut an! Aber wer sagte ihm, dass das auch stimmte?
âOkay, weiÃt du was? Ich beginne einfach mal.â Zwischen Tür und Angel begann Claire zu reden.
âHey, hast du Steven irgendwo gesehen?â Schon einige Minuten lang rannte Rory erfolglos durch das Gebäude. âIch glaube, er ist wiedermal beim Boss oben.â teilte ihr Sarah, eine der neuen Fotografinnen, mit. âDanke dir!â Gleich ging Rory weiter zum Aufzug.
âHast du zu viel getrunken?â Sie standen immer noch beide in der Türe, Jess hatte Claire während sie erzählte stirnrunzelnd beobachtet. âIch habe gar nichts getrunken! Das ist die Wahrheit!â Er schüttelte den Kopf. âIch kenne doch nicht mal einen Logan!â
Sie führ sich mit einer Hand über ihre Schläfen, wusste nicht, wie sie es ihm beibringen sollte, wenn er es so schon scheinbar nicht verstand. âOb du ihn kennst oder nicht ist im Endeffekt ja auch egal! Rory kennt ihn und er kennt sie! Und er scheint sich bei ihr anscheinend immer noch Hoffnungen zu machen!â âSo wie du dir bei mir, was? Glaubst du ernsthaft, ich nehme dir diese Geschichte nach allem was passiert ist ab? Du erzählst mir, du hättest schon lange eingesehen, dass du mich nicht kriegen könntest, wolltest mich ja auch in Ruhe lassen - übrigens, warum hast es dann nicht einfach getan? - und tischt mir gleich darauf diesen Blödsinn auf, von wegen irgendein Typ von früher, der mal in Rory verliebt war, will sie mir ausspannen? Ich verstehe nicht ganz, was du damit bezwecken willst! Meinst du, Rory würde sofort ausrasten, wenn ich ihr das alles erzähle, würde denken, ich vertraue ihr nicht? Sollten wir uns danach so streiten, dass sie mich wieder rauswirft, und du mir dann einen Platz in deiner Wohnung anbieten könntest, in der Hoffnung, wir fänden doch noch zueinander?â âNein!â Mittlerweile verzweifelte Claire sichtlich. âWas soll dann der Scheiss?? Verdammt, verschwinde einfach!â Wütend schrie er sie an und schlug die Tür hinter sich zu.
Noch einige Minuten lang blieb Claire mit verschränkten Armen vor dem Eingang zu Truncheon Books stehen, bevor sie es für diesen Tag endgültig aufgab und heim ging.
âGibtâs Ãrger im Paradies?â Matthew, der die Szene schon seit einer Weile unbemerkt beobachtet hatte, trat aus seinem Versteck zwischen den Regalen hervor. Ohne zu antworten verschwand Jess in einen der Hinterräume und setzte sich an einen Computer.
âDa bist du ja!â Lächelnd ging sie auf Steven zu, der tatsächlich gerade aus dem Büro ihres Chefs trat. âWow! So gut gelaunt?â Mit hochgezogenen Augenbrauen blieb er ein paar Schritte neben der Türe stehen. âNaja, ich gehe morgen nach langer Zeit abends wieder einmal aus!â âWirklich? Wohin?â Ihre Mine verzog sich zu einem fragenden Ausdruck. âÃhm, mit euch ins Rattlesnake?!â Er schien sich zu erinnern. âAch so! Hey, cool, freut mich! Habâ das gerade total vergessen gehabt, tut mir leid.â âIst schon in Ordnung.â Sie machten sich langsam gemeinsam zu Rorys Büro auf.
âUnd, bist du mit deinem Artikel schon weitergekommen?â Sie sah ein wenig bedrückt und verärgert zugleich zu Boden. âMal abgesehen davon, dass ich gerade erst von meiner Mittagspause zurück bin - nein.â Er betrachtete sie von der Seite. âIch habâ mir, während du jetzt weg warst, auch ein paar Gedanken darüber gemacht, was du schreiben könntest und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es einfach nichts, noch nicht Gesagtes, mehr gibt. Schreib irgendwas!â Sie sah zu ihm auf. âDu machst dir Gedanken über meinen Artikel?â Steven zuckte gleichgültig die Achseln. âNaja, ich selbst habe momentan ja nichts zu schreiben. Solltest du also dabei noch mal Hilfe brauchen, kannst du mich jederzeit fragen.â Rory lächelte. âDanke.â âNichts zu danken.â
5. Kapitel
Claire verdrehte die Augen. Er schon wieder... Sie sollte sich endlich mal angewöhnen, erst nachzusehen, wer sie anrief, bevor sie abhob. âWie manâs nimmt.â seufzte sie in das kleine Gerät. âEtwas ausführlicher, bitte!?â âEr hat mich abgewimmelt. Und davor hat er einfach alles, was ich gesagt habe abgeblockt oder widerlegt. Hey, lassen wir es doch einfach, ich-â Er fuhr sie sauer an. âSpinnst du?? Wieso sollten wir jetzt aufhören?! Verdammt, du wolltest doch ständig etwas von ihm! Was hat sich so plötzlich daran geändert? Wir müssen es nur bis zum Ende durchziehen, dann gehen wir beide als Gewinner raus!â
Seufzend rieb sie mit der freien Hand ihre Augen. âJess will nicht. Ich bringe ihn nicht von Rory weg. Gut, ich hatte einen schönen Kuss und eine schöne Nacht mit ihm und ich denke... also, vielleicht liebe ich ihn wirklich ein wenig, aber ich kann nicht mehr! Seit du mir letztes Jahr mit deinem ach so tollen Plan reingepfuscht bist, geht es ihm immer schlechter, und das will ich nicht! Ich kenne ihn seit elf Jahren, ich weiÃ, dass er von Anfang an in Rory verliebt war, er liebt seine Kinder und was bringt mir das alles? Gar nichts! Selbst wenn, und ich betone es absichtlich, wenn die beiden sich scheiden lassen würden, und ich mit ihm zusammen käme... Er würde mich doch nie so lieben, wie ich es mir wünschen würde! Und das will ich nicht. Ich will Jess ganz oder gar nicht!â Claire verzweifelte jedesmal mehr, wenn sie mit ihm telefonierte. Es war einfach alles aus dem Ruder gelaufen. Sie hatte mittlerweile ja sogar von selbst eingesehen, dass sie Jess nicht kriegen würde, dass sie vieles falsch gemacht hatte. Aber dann kam er, mit seinem wundervollen Plan, wie sie alle gewinnen würde, und sie hatte sich mitreiÃen lassen...
âHey! Verdammt, bist du noch dran??â Wütend rief er in seinen Hörer, sie fuhr am andern Ende der Leitung zusammen. âJa, ja bin ich, Entschuldigung. Was hast du gesagt?â Er beruhigte sich ein wenig. âIch habe gesagt, dass ich Rory will. Und ich werde sie auch kriegen! Egal, ob du mir dabei hilfst oder nicht!â Sie wurde ein wenig ängstlich. Immerhin kannte sie ihn nicht sehr gut - eigentlich kannte sie ihn praktisch gar nicht - und wusste nicht, zu was er allem fähig war. âUnd... Wie willst du das machen?â Claire hörte ihn lachen. âDas lass mal meine Sorge sein! Ich rate dir allerdings in deinem Interesse: Bearbeite Jess weiter. Denn je leichter du es mir machst, desto besser wird deine Abfindung, vergiss das nicht! Ich rufâ in ein paar Tagen wieder an.â Schon hatte er aufgelegt. Claire hatte ein schlechtes Gefühl in der Magengegend. Einerseits hätte sie den Kerl am liebsten bei Jess und Rory verpfiffen, die beiden vorgewarnt. Aber andererseits: Würden sie ihr überhaupt glauben? Nach allem, was sie sich in den letzten Jahren geleistet hatte? Das konnte sie sich kaum vorstellen. Und selbst wenn sie ihr glauben sollten, was würde der Typ dann erst mit ihr machen? Wie gesagt, sie kannte ihn ja kaum. Jammernd drückte sie ihr Gesicht in einen der Pölster und fiel nach einigen Minuten in einen kurzen, unruhigen Mittagsschlaf.
âIch sagâs dir, ich bin so stinksauer auf ihn! Der wird keinen Mucks von mir hören! Da soll er sich schon selbst melden! Alt genug ist er ja schlieÃlich!â Wütend stopfte sie sich eine weitere der kleinen Frühlingsrollen in den Mund. In ihr liebstes Chinarestaurant hatte Jess sie geführt! Als Rory endlich begriffen hatte, dass er nicht ohne Grund plötzlich vor dem Gasthaus stehen geblieben war, war sie ihm freudig um den Hals gefallen. Schon seit Monaten hatten sie hier nicht mehr gegessen.
Er saà ihr gegenüber, sein Huhn SüÃsauer praktisch noch nicht angerührt und sah sie lächelnd an. Sie hasste diesen Spruch, deshalb verkniff Jess ihn sich auch, aber es war nun mal so: Er fand sie richtig süÃ, wenn sie sauer war. Mit einem leicht empörten âDu denkst es dir!â riss sie ihn aus seinen Gedanken. âWas denke ich mir?â Gelassen griff er zu seiner Gabel - mit Stäbchen zu essen war für ihn einfach ein Ding der Unmöglichkeit - und aà selbst weiter. âDass ich sauer süà bin!â âDas weiÃt du doch gar nicht.â wehrte Jess gleichgültig ab. âNatürlich weià ich das! Dazu kenne ich dich schon lange genug!â âWenn du meinst...â Ein wenig grinsend starrte er auf seinen Teller.
Schwungvoll schmiss sie hinter sich die Ladentüre zu, so dass die Glocke ordentlich schepperte. âDas sind doch nette Fotos!â Zufrieden lief sie ihrem Mann nach, der gerade Kaffee ausschenkte. âLorelai, bitte! Nicht jetzt!â
Ein wenig verdrieÃt setzte sie sich an den Tresen und wartete ab, bis er seine Runde beendet hatte. âAlso nochmal: Welche Fotos sind nett?â Er stellte die Kanne ab, schüttete Wasser und Kaffeepulver in die Maschine und wartete darauf, dass diese den Rest erledigte. âDie hier!â Sie breitete vier verschiedene vor ihm aus. âWir beide, wir beide mit Zoey, Rory mit Zoey und-â âUnd Zoey alleine. Ich bin nicht blind.â Er betrachtete die Bilder kurz genauer. Alle waren neu und erst in den letzten Wochen gemacht worden. âWas willst du mit den Fotos?â âIch will sie Rory geben, wenn sie am Wochenende kommt. Als ich gestern bei ihr war, habe ich gesehen, dass sie von uns gar keine neuen hat. Ihre sind alle schon so alt.â Luke nickte. âWo hast du Zoey eigentlich gelassen?â âZu Hause. Sookie ist bei uns. Sie hat gesagt, sie wollte zu Mittag kurz vorbeikommen und als sie kam, habe ich gerade die Fotos rausgesucht und sie gebeten, noch einen Moment zu bleiben. Das heiÃt, dass ich eigentlich langsam wieder heim sollte.
Also, ist es für dich in Ordnung, wenn ich die Fotos hier Rory gebe? Oder soll ich vorher nochmal einen Abzug von ihnen machen lassen?â Er sah sich alle vier nochmals kurz an. âDie beiden lass noch verdoppeln.â Lorelai nahm sie heraus. Es waren die Bilder von Rory und Zoey und von Zoey alleine. Sie musste lächeln. Ja, das waren zwei wirklich schöne Bilder. Ihre beiden Kinder wirkten so glücklich. Zoey freute sich so oder so jedes Mal tierisch, wenn sie ihre groÃe Schwester sah und Rory ging es nicht anders, auch wenn sie manchmal schon eher mütterliche, als geschwisterliche Gefühle für die Kleine hegte. âOkay, mache ich.â
âNein...â Gespielt jammernd klammerte sie sich um Jessâ Hals. âHey, die paar Stunden wirst du schon noch überleben!â Sie sah ihn leidend an. âWerde ich nicht!â âPech, du musst.â Er grinste sie an und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Langsam löste sich Rory los. âOh, das habe ich ja jetzt total vergessen!â Sie trat nochmal einen Schritt näher an ihn heran. âWas tust du morgen Abend?â Jess überlegte. âIch denke nichts?! Warum?â âWeil Steven mich und ein paar andere aus der Redaktion für morgen Abend ins Rattlesnake eingeladen hat. Ich würde dort gerade mal wieder hingehen!â Er zuckte etwas gleichgültig die Schultern. âDann tuâs doch.â Rory begann zu lächeln. âDanke!â Sie küsste ihn und lief zu ihrem Wagen. âBis heute Abend!â
Er hob die Hand zum Abschied und sah ihr nach, bis sie um die Ecke bog.
Auf dem Weg in sein Geschäft fiel Jess ein, dass er Rory gar nichts von Claire erzählt hatte. Naja, das konnte ja wohl auch noch bis heute Abend warten. Was Rory wohl sagen würde..? Gefallen würde es ihr mit Sicherheit nicht. Aber was sollte er denn noch machen? Reden ging ja scheinbar nicht und sie ignorieren konnte er auch nicht, er hatte es schon mal probiert, aber daraufhin hatte sie erst recht an ihm geklebt und das wollte er ja auch verhindern.
Jess wurde wieder wütend auf sie. Was hatte Claire bloà für Probleme? Wieso war sie plötzlich so aufdringlich? Noch vor ein, zwei Jahren, war sie doch auch nicht so extrem lästig gewesen!
Er wollte gerade die Türe hinter sich schlieÃen, als er einen Widerstand spürte. âHör mir nur ganz kurz zu! Jess, bitte!â Tief seufzend verdrehte er die Augen. Wenn man vom Teufel sprach... âHey, mir ist es egal, aber ich warne dich mal besser vor: Lass mich in Ruhe oder ich gehe heute noch zur Polizei und zeige dich an!â Verzweifelt sah sie ihn an. âJess bitte! Zwei Minuten, danach bin ich weg! Versprochen!â âJa, klar!â Er lachte ungläubig auf. âNein, ich meine es ernst! Gib mir nur ein paar Minuten, hör mir jetzt einfach nur zu und ich bin weg!â Verlockend war ihr Angebot ja. Ein paar Minuten für ewigen Frieden? Hörte sich gut an! Aber wer sagte ihm, dass das auch stimmte?
âOkay, weiÃt du was? Ich beginne einfach mal.â Zwischen Tür und Angel begann Claire zu reden.
âHey, hast du Steven irgendwo gesehen?â Schon einige Minuten lang rannte Rory erfolglos durch das Gebäude. âIch glaube, er ist wiedermal beim Boss oben.â teilte ihr Sarah, eine der neuen Fotografinnen, mit. âDanke dir!â Gleich ging Rory weiter zum Aufzug.
âHast du zu viel getrunken?â Sie standen immer noch beide in der Türe, Jess hatte Claire während sie erzählte stirnrunzelnd beobachtet. âIch habe gar nichts getrunken! Das ist die Wahrheit!â Er schüttelte den Kopf. âIch kenne doch nicht mal einen Logan!â
Sie führ sich mit einer Hand über ihre Schläfen, wusste nicht, wie sie es ihm beibringen sollte, wenn er es so schon scheinbar nicht verstand. âOb du ihn kennst oder nicht ist im Endeffekt ja auch egal! Rory kennt ihn und er kennt sie! Und er scheint sich bei ihr anscheinend immer noch Hoffnungen zu machen!â âSo wie du dir bei mir, was? Glaubst du ernsthaft, ich nehme dir diese Geschichte nach allem was passiert ist ab? Du erzählst mir, du hättest schon lange eingesehen, dass du mich nicht kriegen könntest, wolltest mich ja auch in Ruhe lassen - übrigens, warum hast es dann nicht einfach getan? - und tischt mir gleich darauf diesen Blödsinn auf, von wegen irgendein Typ von früher, der mal in Rory verliebt war, will sie mir ausspannen? Ich verstehe nicht ganz, was du damit bezwecken willst! Meinst du, Rory würde sofort ausrasten, wenn ich ihr das alles erzähle, würde denken, ich vertraue ihr nicht? Sollten wir uns danach so streiten, dass sie mich wieder rauswirft, und du mir dann einen Platz in deiner Wohnung anbieten könntest, in der Hoffnung, wir fänden doch noch zueinander?â âNein!â Mittlerweile verzweifelte Claire sichtlich. âWas soll dann der Scheiss?? Verdammt, verschwinde einfach!â Wütend schrie er sie an und schlug die Tür hinter sich zu.
Noch einige Minuten lang blieb Claire mit verschränkten Armen vor dem Eingang zu Truncheon Books stehen, bevor sie es für diesen Tag endgültig aufgab und heim ging.
âGibtâs Ãrger im Paradies?â Matthew, der die Szene schon seit einer Weile unbemerkt beobachtet hatte, trat aus seinem Versteck zwischen den Regalen hervor. Ohne zu antworten verschwand Jess in einen der Hinterräume und setzte sich an einen Computer.
âDa bist du ja!â Lächelnd ging sie auf Steven zu, der tatsächlich gerade aus dem Büro ihres Chefs trat. âWow! So gut gelaunt?â Mit hochgezogenen Augenbrauen blieb er ein paar Schritte neben der Türe stehen. âNaja, ich gehe morgen nach langer Zeit abends wieder einmal aus!â âWirklich? Wohin?â Ihre Mine verzog sich zu einem fragenden Ausdruck. âÃhm, mit euch ins Rattlesnake?!â Er schien sich zu erinnern. âAch so! Hey, cool, freut mich! Habâ das gerade total vergessen gehabt, tut mir leid.â âIst schon in Ordnung.â Sie machten sich langsam gemeinsam zu Rorys Büro auf.
âUnd, bist du mit deinem Artikel schon weitergekommen?â Sie sah ein wenig bedrückt und verärgert zugleich zu Boden. âMal abgesehen davon, dass ich gerade erst von meiner Mittagspause zurück bin - nein.â Er betrachtete sie von der Seite. âIch habâ mir, während du jetzt weg warst, auch ein paar Gedanken darüber gemacht, was du schreiben könntest und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es einfach nichts, noch nicht Gesagtes, mehr gibt. Schreib irgendwas!â Sie sah zu ihm auf. âDu machst dir Gedanken über meinen Artikel?â Steven zuckte gleichgültig die Achseln. âNaja, ich selbst habe momentan ja nichts zu schreiben. Solltest du also dabei noch mal Hilfe brauchen, kannst du mich jederzeit fragen.â Rory lächelte. âDanke.â âNichts zu danken.â
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Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
(Albert Einstein)