12.10.2007, 12:59
So, langsam geht es auf die Zielgerade. Heute gibt es Kapitel 60 und ich schreibe gerade an Teil 67. Dann noch einen Epilog und ich würde mal sagen, dann habe ich euch genug genervt
.
@Selene, vielen Dank für deine lieben Worte. Es hat mich sehr gefreut.
Darum für dich und alle anderen, die immernoch fleiÃig mitlesen, das 60. Kapitel.
Teil 60
Als Alex und Sarah wieder zurück im Haus sind, registriert Eliza bei ihrer Freundin einen neuen Verband und denkt sich ihren Teil.
âNa, habt ihr euch gut vertragen?â Sie nimmt Alex den Lindy Walker ab und stellt ihn neben Sarah auf den Boden.
âSogar so gut, dass wir uns jetzt öfter treffen werdenâ, pariert Alex und zwinkert Sarah verschwörerisch zu.
âDas beruhigt mich ja. Wollen wir los?â
Sarah schaut auf ihre Armbanduhr und zuckt leicht zusammen. âWäre wohl besser, sonst schickt David noch einen Suchtrupp nach uns los. Es ist gleich drei.â
âAuf gehtâs.â Eliza erhebt sich, holt Emily und Jean, die mit Charly im Garten gespielt haben und geht dann mit Sarah voraus zum Auto.
âNoch mal Danke für deine Hilfeâ, wendet sie sich an Alex, die den beiden jungen Frauen vor die Haustür gefolgt ist.
âKein Problem. Dafür bin ich doch da. Also fahrt vorsichtig.â
âAber immer. Nicht auszudenken wenn dem Auto oder uns etwas zustoÃen würde. O-Ton von James. Man beachte die Reihenfolgeâ, witzelt Eliza.
âWomit die Prioritäten festgelegt sind. Grüà ihn von mir.â
âMach ich. Bye.â
âBye.â Alex schlägt die Fahrertür zu und winkt noch kurz hinterher, bevor sie wieder ins Haus geht.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
âUnd noch irgendwelche Reiseziele oder auf dem direkten Weg nach Hauseâ, fragt Eliza unterwegs und lenkt den Buick langsam durch den Nachmittagsverkehr.
âEigentlich nach Hause, aber die Sauerstoffpatrone ist fast leer und David hat gestern nur zwei mitgebracht.â
âWeiÃt du die StraÃe?â
âJa klar, wir sind vorhin daran vorbei gefahren.â
Sarah dirigiert ihre Freundin Richtung Stadtrand in eine kleine, ruhige Seitengasse.
âSieht ziemlich unscheinbar ausâ, bemerkt Eliza, holt den Rollstuhl aus dem Kofferraum und ist Sarah beim einsteigen behilflich. Die Mädchen sind bereits am Anfang der Fahrt eingeschlafen, schauen jetzt nur kurz hoch und kuscheln sich gleich wieder zusammen wie zwei junge Kätzchen.
In dem kleinen Raum, der gleichzeitig Büro und Abstellkammer ist und wenig einladend wirkt, sitzt ein junger Mann hinter dem Empfangspult und hämmert geräuschvoll auf die Tastatur seines Pc´s ein. Erst nach geraumer Zeit hebt er den Kopf und schaut die jungen Frauen fragend an.
âKann ich etwas für sie tun?â Der leicht hochnäsige Ton ist nicht zu überhören und lässt ihn auf Eliza sofort unsympathisch wirken. Dennoch fragt sie so freundlich wie möglich nach den benötigten Sauerstoffpatronen.
âHaben sie bestellt?â kommt die prompte Gegenfrage.
Ebenso prompt antwortet Sarah, der die leichte Wutrötung im Gesicht ihrer Freundin nicht entgangen ist. âJa gestern früh.â
âAuf welchen Namen?â
âHemmingwell.â
Einen Augenblick hört man es rascheln, dann die wenig erschöpfende Auskunft.
âNein, ich habe keine Vorbestellung auf diesen Namen.â
âUnd nun?â Langsam wird Eliza richtig wütend über so viel Ignoranz und Kaltschnäuzigkeit. âSie wollen mir jetzt aber nicht erklären, dass sie Sauerstoff nur auf Bestellung abfüllen und verkaufen?â
âSie haben es erfasst junge Frau.â Der Mann hinter dem Tresen will sich wieder seinem Computer zuwenden, aber Eliza ist noch nicht fertig.
âJetzt hören sie mir mal zu, sie ungehobelter Klotzâ, ereifert sie sich. âIst ihnen überhaupt klar, dass für viele ihrer Kunden das Leben an diesem Sauerstoff hängt. Sie haben keine Zeit zu verlieren. Erst recht nicht wegen solcher Firmen wie der ihren. Denken sie mal darüber nach, wenn die erste Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung ins Haus flattert. Und sie können mir glauben, den Antrag dazu stecke ich noch heute persönlich in den Briefkasten.â
Wütend blinzelt Eliza ihren Gegenüber an, abwartend was geschieht. Der junge Mann, auf seinem Namensschild am T-Shirt steht Mike Adams, hat ihren Wutausbruch stillschweigend zur Kenntnis genommen, nicht ein mal mit der Wimper gezuckt und stiert jetzt erneut geschäftig auf den PC-Bildschirm.
âEine Kartusche könnte ich ihnen gleich mitgeben, für den Rest würde ich einen Kurier schicken.â
âUnd mich, wie gestern, wieder im Regen stehen lassenâ, mischt sich nun Sarah in die Diskussion ein. âIch bin auf ihre Dienste angewiesen und es kann nicht sein, dass mein Freund am Abend extra los muss, nur weil sie unfähig sind.â Sarah redet sich richtig in Rage und bricht abrupt ab. Die blaulila Lippen leuchten geradezu in dem abgedunkelten Raum, der selbst Eliza langsam zu stickig wird.
âWir haben sehr viele Kunden, sind eine der wenigen Firmen mit Notdienst, da kann es schon mal vorkommen, dass eine Bestellung verloren gehtâ, versucht Mr. Adams sich aus der Verantwortung zu ziehen.
âDarf aber nicht. Kriegen wir jetzt unsere Sauerstoffpatronen, oder muss ich mich doch noch beim Gesundheitsamt beschweren.â Eliza verliert allmählich die Geduld und schaut nebenbei besorgt zu Sarah rüber, die abseits in einer Ecke steht und immer noch um Luft ringt. Nur langsam verschwindet die Zyanose.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Im Endeffekt landen fünf kleine Kanister und zwei groÃe Flaschen im Kofferraum, so dass Sarah für die kommenden Tage versorgt ist. Es kann endlich losgehen. Dawn wartet auch schon auf ihr âTaxiâ. Der unschöne Zwischenfall kurz vorher hat den gesamten Zeitplan durcheinander gebracht.
Als sie nach einer weiteren dreiviertel Stunde Fahrt zu Hause angelangen, steht David bereits vor der Tür. Sarah hat ihn unterwegs verständigt und erleichtert registriert, dass es ihr gut zu gehen schien. Auch wenn ihr müder und abgeschlagener Eindruck jetzt eine andere Sprache spricht. Sie ist es einfach nicht mehr gewöhnt, so lange auf den Beinen zu sein.
âAlles ok?â fragt er trotzdem, während er Sarah beim aussteigen und reingehen behilflich ist.
Diese nickt nur stumm und konzentriert sich auf den vor ihr liegenden Weg. Da würde jedes Wort nur unnötig Kraft kosten.
Eliza dagegen hält mit den Ereignissen der vergangenen Stunde nicht hinter dem Berg und sowohl David als auch Dawn hören mit wachsender Besorgnis zu.
âSelbst wenn du mich jetzt steinigst, ich würde sagen, sucht euch einen anderen medizinischen Dienst. Es gibt bestimmt genug davon in Boston. Puh.â
Der zusammenklappbare Rollstuhl wird von Eliza aufatmend fallen gelassen, als sie im Flur angekommen sind.
Dawn folgt ihr auf dem FuÃ, mit der immer noch schlafenden Emily auf dem Arm. Nach einem kurzen Blick durch den Raum, bringt sie ihre Nichte zur Couch im Wohnzimmer, wo sich das kleine Mädchen sofort zusammenrollt und weiterschläft.
Etwas unschlüssig steht sie kurz vor Emily und beschlieÃt dann, das Auto auszuräumen. Hier im Haus fühlt sie sich gerade etwas fehl am Platze.
Neben dem Sauerstoff befindet sich noch eine Tasche mit Matts Kleidung, die sie heute gleich durchwaschen will. Der Vormittag hat nicht viel gebracht. Matts Untersuchungen dauerten weiter an. Das einzig erfreuliche, das Fieber ist endlich etwas gesunken.
âKlar gibt es genug Sanitätshäuser hier im Umkreis. Aber weiÃt du, wie viele davon einen Notdienst anbietenâ, argumentiert David gerade.
âWas hilft es denn, wenn sie ihre Aufträge nicht erfüllen. Notdienst hin oder her. Ich will doch nur das Beste für Sarah.â Elizas Augen funkeln teils wütend, teils amüsiert. Solange sie sich jetzt kennen, sie bringt die Männer und nicht nur David, auch James ist da nicht anders, regelmäÃig auf die Palme. Hier geht es jedoch um etwas Ernstes, nämlich dem Wohlergehen ihrer besten Freundin, und da will sie nichts dem Zufall überlassen.
Bevor David jedoch darauf antworten kann, versucht Sarah das hitzige Wortgefecht etwas zu entschärfen.
âSeit ihr bald fertig. Erst mal bin ich versorgt und da das bis morgen mindestens reicht, werde ich Alex fragen, wenn sie kommt.â
âWer ist Alex?â
âDie Idee ist superâ, geht Eliza darauf ein, Davids Frage jedoch völlig ignorierend.
âSie hat bestimmt die richtigen Kontakte. Allein durch ihre Arbeit. Wenn das soweit geklärt ist, lasst uns schnell den Kofferraum ausräumen. James hat in einer Stunde Feierabend.â
âSchon geschehen.â Dawn stellt die Reisetasche ab und überreicht Eliza den Autoschlüssel.
âDie Patronen stehen in der Garage und Jean schläft wie ein Murmeltierâ, informiert sie sie.
âDanke, bist ein Schatz.â Eliza umarmt der Reihe nach Dawn, Sarah und David, übersieht beflissen dessen mürrischen Gesichtsausdruck und verschwindet raus zum Auto. Wenig später hört man sie wegfahren.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Alle drei stehen noch einige Augenblicke im Flur, bevor Dawn die Stille durchbricht.
âWenn ihr mich braucht, ich bin im Keller.â Weg ist sie.
âOkâ, antwortet Sarah und schaut dann wieder zu David, der sich Emily zugewandt hat und seiner schlafenden Tochter zärtlich über die braunen, verwuschelten Locken streichelt.
âBitte sei nicht sauer. Du weiÃt doch, wie Eliza ist. Sie meint es nicht so, aber manchmal geht eben das Temperament mit ihr durch.â
âIch bin nicht sauer. Schon gar nicht auf Liz. Immerhin will sie, genau wie ich, nur das Beste für dich. Vielleicht mach ich mir auch einfach nur zu viele Sorgen, aber das kann ich nicht abschüttelnâ, flüstert David und kniet sich vor Sarah. Sie hat zwischenzeitlich im Sessel Platz genommen.
âDu, Emily und Hannah, ihr seit meine Familie, mein Leben. Für euch würde ich durch die Hölle gehen und ohne euch wahrscheinlich verrückt werden. Darum zerreiÃt es mich fast, wenn du nicht bei mir bist, obwohl ich genau weiÃ, dass du deine Freiheiten brauchst. Aber ich kann mich nicht dagegen wehren.â
Vorsichtig legt er seinen Kopf in Sarahs SchoÃ, schlieÃt kurz die Augen und saugt gierig ihren Duft ein. So unverwechselbar nach Vanille mit einem Hauch von Erdbeere.
Sarah hat diese Liebeserklärung eine Gänsehaut beschert. Leicht legt sie ihren Kopf auf den ihres Freundes und streichelt ihm zärtlich über seine Wange.
âIch wüsste auch nicht, was ich ohne dich tun würde. Deine Liebe, dein grenzenloses Vertrauen und Stärke lassen auch mich stark sein. Ohne dich bin ich nur ein halber Mensch und fühle mich unvollständigâ, flüstert sie ihm leise ins Ohr, während einige Tränen ihre Wangen hinunter rinnen.
âMommy?!â Eine leise, etwas verschlafene Stimme bringt Sarah und David in die Wirklichkeit zurück.
âHey Prinzessin, gut geschlafen?â David hat sich schnell gefangen und Emily in ihre Mitte.
âHmm. Ist Jeany schon weg? Wir wollten doch noch spielen.â
âTut mir Leid SüÃe. Tante Liz und Jean müssen Onkel James abholen. Sie sind nicht mehr da. Aber was hältst du davon, wir gehen noch etwas raus in den Garten. Scoutch freut sich bestimmt, wenn du mit ihm spielst.
âOk.â Emily gibt sich damit zufrieden, reibt sich noch einmal die Augen und läuft dann durch die Verandatür nach drauÃen. David hilft Sarah auf den Balkon hinaus unter den Sonnenschirm, holt Hannah, die von dem ganzen Tumult nichts mitbekommen hat und setzt sich dann neben seine Freundin in den Rattanstuhl.
âNa dann erzähl mal, was ihr den Tag über gemacht habt und bei wem ihr ward.â
âAlsoâ¦â
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
âKlopf, klopf.â Alex steht etwas unschlüssig in der Gegend rum. Fühlt sich fast wie ein Einbrecher, weil sie nach erfolglosem Klingeln einfach ums Haus gegangen ist und nun auf der Terrasse steht.
Sarah schreckt aus ihrem leichten Schlaf hoch und schaut erstmal verwirrt in die Sonne. Besser gegen die Sonne. Sie sieht nicht viel und überlegt, ob es gut war, ganz allein hier zu bleiben. Denn Scoutch hätte längst angeschlagen. Aber er ist mit David und Emily Richtung See unterwegs, der nur eine knappe Mile mitten im Wald liegt. Typische Kinderaufteilung.
Emily war schon den ganzen Tag seit dem aufstehen kaum zu bremsen und ständig auf Achse. Hannah dagegen hatte ihre Eltern die Nacht über auf Trab gehalten. Vielmehr David. Am Vormittag war sie dann quengelig, weil völlig übermüdet und schläft jetzt Gott sei Dank endlich.
âAlex?â Sarah hat die Hände über die Augen gelegt und erkennt endlich ihr Gegenüber. Aber wer verirrt sich auch schon so einfach an dieses Ende der Welt. Wo es auÃer dem Haus, nur Wiesen, Felder und Wald drum herum gibt und sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen.
âJa, ich wollte dich nicht wecken. Entschuldige bitte. Aber vorn hat auf mein Klingeln hin niemand reagiert.â
âIch bin allein. Na zumindest fast.â Sarah deutet auf den Stubenwagen aus Korbgeflecht. Die Ränder sind mit einer Borte aus weiÃem Organzastoff verziert. Ebenso wie der Himmel sowie Kissen und Decke. Nur dass sich auf letzterem zusätzlich einige Schmetterlinge in Pastelltönen tummeln.
âDu bist dann also Hannahâ, stellt Alex fest und zieht sich einen Gartenstuhl näher an die Liege heran, auf der Sarah sich ausruht. Der Stubenwagen st so konstruiert, dass sie von dort wo sie ist, ohne Anstrengungen ein Auge auf ihre Tochter hat.
âWie alt ist sie jetzt?â Die junge Therapeutin ist ganz verzückt. âSie ist so winzig und hat trotzdem schon so viele Haare auf dem Kopf.â
âJa, da steht sie ihrer Schwester in nichts nach. Ende der Woche ist Hannah schon ein viertel Jahr auf der Welt und hat mittlerweile ordentlich zugenommen. Bereits im Krankenhaus hat sie immer fleiÃig ihre Flasche ausgetrunken. Und auch wenn der allgemeine Rückstand immer noch offensichtlich ist, nach Aussagen der Ãrzte entwickelt sie sich prächtig. Immerhin war sie über sechs Wochen zu früh dran. Aufgrund meiner Lungenentzündung musste die Geburt eingeleitet werden. Aber das steht ja auch alles in meiner Krankenakte.â
Alex nickt und kommt zum Grund ihres Besuchs. âFür groÃartige sportliche Betätigungen reicht deine Kraft nicht mehr, aber ich habe mir etwas anderes überlegt. Sagt dir Tai Chi was?
âJa. Als David und ich uns damals kennen lernten, hat er regelmäÃig trainiert. Er hat es immer sehr wohltuend für seinen Rücken empfunden.â
âOk, das was ich mit dir vorhabe, ist nicht direkt Tai Chi, aber es geht um das bewusste Atmen und die Bewegungen in gleitenden Zügen. Beides im Einklang zu bringen, ist normalerweise nicht schwer, für dich könnte es allerdings anstrengend werden. Danach dachte ich an Physiotherapie, in deinem Fall Massagen und Muskelentspannung nach Jacobson. Es hilft in den meisten Fällen den inneren Druck abzubauen. Tja, und wenn du willst, können wir gleich heute damit anfangen. Jetzt wo Hannah so brav schläft ist es eine gute Gelegenheit.â Sie lächelt Sarah aufmunternd zu.
Diese nickt nur und steht dann langsam auf. Ein kurzer Blick an sich runter bestätigt, Sarah hat die passende Kleidung bereits an. Eine halblange olivgrüne Stoffhose und ein pinkfarbenes Shirt mit angedeuteten Ãrmeln und einem glitzernden Schmetterling als Aufdruck. Sie blinzelt noch einmal in die Sonne und wendet sich dann an Alex. âOk, es kann losgehen.â
Die nächste Zeit ist es bis auf Alex Anweisungen weiterhin ruhig im Garten, trotzdem wird hart gearbeitet. Zumindest wenn es nach Sarah geht. Als ihre Therapeutin nach einer knappen Stunde Schluss macht, lässt sie sich geschafft und ziemlich auÃer Atem auf die Liege fallen. Ihr Herz klopft bis zum Hals und ihre Lungen schreien geradezu nach einer erhöhten Dosis Sauerstoff. Und trotzdem, irgendwie fühlt sie sich gut, entspannt und auf jeden Fall besser als vorher.
âNa gehtâs?â Alex hat aus der Küche zwei Gläser und eine Flasche Mineralwasser besorgt und reicht ihr nun einen der gefüllten Becher.
âJa.â Mehr bringt Sarah nicht heraus. Aber sie zeigt mit dem rechten Daumen nach oben und trinkt in kleinen Schlucken das Wasser. Alex ist beruhigt und setzt sich auf den einen Stuhl daneben. Auch sie kann jetzt etwas zu trinken vertragen.
Achtung: automatische Beitragszusammenführung!
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Also David und Emily mit Scoutch eine knappe halbe Stunde später den Garten betreten und Emily gleich auf ihre Mom zustürzt, um ihr zu berichten, was sie alles erlebt hat, sind die Frauen ganz entspannt in ein Gespräch vertieft. Ein breites Lächeln huscht über Sarahs Gesicht, als sie ihren Freund sieht und ihn näher heran winkt.
âDarf ich vorstellen, das ist David. Und das ist Alex.â
âSehr erfreut.â Er begrüÃt die Therapeutin, setzt sich dann auf das Ende der Liege zu Sarah und umfasst mit seiner Hand die ihre.
âJa ganz meinerseits.â Alex lächelt freundlich zurück und weià jetzt auch, woher Emily ihre groÃen braunen Augen herhat. âIch habe mit Sarah schon einige Termine vereinbart und dabei hat sie mir erzählt, dass sie Probleme mit dem Rücken haben. Falls Bedarf besteht, kann ich ihnen vielleicht auch helfen.â
âDas ist nett. Ich komme bestimmt bei Gelegenheit darauf zurück.â Die offene und trotzdem zurückhaltende Art von Alex ist ihm sehr sympathisch. AuÃerdem mag Sarah sie und das ist mit am wichtigsten.
âJetzt muss ich allerdings langsam wieder los. Meine Kinder aus dem Tagescamp abholen.â Alex steht auf. âMeine Telefonnummer und die Nummer des Medizinischen Dienstes hast du. Falls nichts dazwischen kommt, sehen wir uns in zwei Tagen wieder.â
âOk, danke noch mal.â
âNicht dafür.â
âIch bringe sie noch zum Autoâ, bietet sich David an und begleitet Alex vor die Tür, während Sarah jetzt von Emily in Beschlag genommen wird.
Vor dem Wagen, nutzt David die Gunst der Stunde und stellt Alex eine Frage, bevor sie einsteigen kann. âHalten sie es für eine gute Idee, wenn Sarah an einer Art RehamaÃnahme teilnehmen würde. Tony, was mein Schwiegervater ist, hat mich gestern auf so einen Gedanken gebracht.â
Alex schweigt kurz, bevor sie antwortet. âOb es noch soviel bringt, das wage ich fast zu bezweifeln. Das weià Sarah, das wissen sie und ich. Aber vielleicht ist es für sie beide eine Art Erholung für einige Tage bzw. eine Woche wegzufahren. Ohne die Kinder. Da könnte man dann ein Art Rehaprogramm einbauen. Wenn sie wollen, erkundige ich mich in der Hinsicht. AuÃerdem muss Sarah wollen. Alles andere wäre eher zum schaden.â
âDas ist einzusehen. Trotzdem würde ich vorher erfahren ob es möglich ist, bevor ich Sarah damit konfrontiere. Das hieÃe dann auch, Emily müsste bei ihren GroÃeltern bleiben und das ist derzeit schwieriger denn je.â
âIhre Tochter ist in einem Alter, wo sie eine Menge mitkriegt, auch wenn sie noch nicht alles versteht. Falls es dazu kommen sollte, reden sie mit Emily und machen sie ihr klar, dass es nur für eine gewisse Zeit ist.â
âDas werde ich. Danke noch mal.â
âKeine Ursache. Wir sehen uns dann.â Alex steigt ein und fährt nach einem kurzen Hupen den Schotterweg zur Hauptstrasse davon.
âNa, was denkst du über Alex?â fragt Sarah als David zurück ist und sich neben seine Freundin auf den Gartenstuhl.
âSie ist kompetent, weià was sie tut. Und das findet man nicht bei allen Physiotherapeuten. Wenn ich da an manche Leute aus der Klinik denke.â David schüttelt den Kopf.
Sarah nickt bedächtig. âAlex hat mir einiges gezeigt und den Vorschlag gemacht, Hilfe anzunehmen.â
âIn wie fern?â
âWenn die Schule wieder beginnt und alle aus dem Haus sind, wäre es angebracht, jemanden hier zu haben, der mir mit Hannah hilft. Damit ich allgemein nicht allein bin.â
âDarüber haben Dawn und ich gestern auch schon gesprochen.â
âAch ja?â Sarah ist einerseits überrascht, aber auch etwas misstrauisch.
âJa. Ein Au Pair wäre nicht schlecht. Oder zumindest so etwas Ãhnliches. Denn es müsste jemand sein, der sich auch in medizinischen Bereichen auskennt. Zumindest für den Notfall. Ich wusste nur nicht, wie du darauf reagieren würdest.â David hat ein sichtbar schlechtes Gewissen. âIch wollte dir wirklich nichts verheimlichen.â
âSchon gut. Manchmal brauche ich einfach einen kleinen Anschubser.â Sarah lächelt ihn an und ist dabei völlig entspannt. Ein Gefühl, das ihr schon fast fremd geworden ist, nachdem sie die letzten Wochen und Monate in ständiger Anspannung gelebt hat. âEine Halbtagshilfe ist wirklich keine schlechte Idee. Von mir aus auch aus einem anderen Land. Genug Sprachkenntnisse habe ich ja.â
âDankeâ, flüstert David und haucht einen Kuss auf Sarahs Hand. âDas bedeutet mir sehr viel. Ich werde mich in den nächsten Tagen mit den zuständigen Stellen in Verbindung setzen. Mal sehen, was sie für uns tun können.â
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Ende September, einen guten Monat später, betritt Anne, ein junges Mädchen von 21 Jahren aus Deutschland zum ersten Mal US-Amerikanischen Boden auf dem Bostoner Flughafen. Dort wird sie herzlich von den Hemmingwells empfangen, ihrer Gastfamilie für die kommenden 12 Monate.
TBC..?

@Selene, vielen Dank für deine lieben Worte. Es hat mich sehr gefreut.
Darum für dich und alle anderen, die immernoch fleiÃig mitlesen, das 60. Kapitel.
Teil 60
Als Alex und Sarah wieder zurück im Haus sind, registriert Eliza bei ihrer Freundin einen neuen Verband und denkt sich ihren Teil.
âNa, habt ihr euch gut vertragen?â Sie nimmt Alex den Lindy Walker ab und stellt ihn neben Sarah auf den Boden.
âSogar so gut, dass wir uns jetzt öfter treffen werdenâ, pariert Alex und zwinkert Sarah verschwörerisch zu.
âDas beruhigt mich ja. Wollen wir los?â
Sarah schaut auf ihre Armbanduhr und zuckt leicht zusammen. âWäre wohl besser, sonst schickt David noch einen Suchtrupp nach uns los. Es ist gleich drei.â
âAuf gehtâs.â Eliza erhebt sich, holt Emily und Jean, die mit Charly im Garten gespielt haben und geht dann mit Sarah voraus zum Auto.
âNoch mal Danke für deine Hilfeâ, wendet sie sich an Alex, die den beiden jungen Frauen vor die Haustür gefolgt ist.
âKein Problem. Dafür bin ich doch da. Also fahrt vorsichtig.â
âAber immer. Nicht auszudenken wenn dem Auto oder uns etwas zustoÃen würde. O-Ton von James. Man beachte die Reihenfolgeâ, witzelt Eliza.
âWomit die Prioritäten festgelegt sind. Grüà ihn von mir.â
âMach ich. Bye.â
âBye.â Alex schlägt die Fahrertür zu und winkt noch kurz hinterher, bevor sie wieder ins Haus geht.
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âUnd noch irgendwelche Reiseziele oder auf dem direkten Weg nach Hauseâ, fragt Eliza unterwegs und lenkt den Buick langsam durch den Nachmittagsverkehr.
âEigentlich nach Hause, aber die Sauerstoffpatrone ist fast leer und David hat gestern nur zwei mitgebracht.â
âWeiÃt du die StraÃe?â
âJa klar, wir sind vorhin daran vorbei gefahren.â
Sarah dirigiert ihre Freundin Richtung Stadtrand in eine kleine, ruhige Seitengasse.
âSieht ziemlich unscheinbar ausâ, bemerkt Eliza, holt den Rollstuhl aus dem Kofferraum und ist Sarah beim einsteigen behilflich. Die Mädchen sind bereits am Anfang der Fahrt eingeschlafen, schauen jetzt nur kurz hoch und kuscheln sich gleich wieder zusammen wie zwei junge Kätzchen.
In dem kleinen Raum, der gleichzeitig Büro und Abstellkammer ist und wenig einladend wirkt, sitzt ein junger Mann hinter dem Empfangspult und hämmert geräuschvoll auf die Tastatur seines Pc´s ein. Erst nach geraumer Zeit hebt er den Kopf und schaut die jungen Frauen fragend an.
âKann ich etwas für sie tun?â Der leicht hochnäsige Ton ist nicht zu überhören und lässt ihn auf Eliza sofort unsympathisch wirken. Dennoch fragt sie so freundlich wie möglich nach den benötigten Sauerstoffpatronen.
âHaben sie bestellt?â kommt die prompte Gegenfrage.
Ebenso prompt antwortet Sarah, der die leichte Wutrötung im Gesicht ihrer Freundin nicht entgangen ist. âJa gestern früh.â
âAuf welchen Namen?â
âHemmingwell.â
Einen Augenblick hört man es rascheln, dann die wenig erschöpfende Auskunft.
âNein, ich habe keine Vorbestellung auf diesen Namen.â
âUnd nun?â Langsam wird Eliza richtig wütend über so viel Ignoranz und Kaltschnäuzigkeit. âSie wollen mir jetzt aber nicht erklären, dass sie Sauerstoff nur auf Bestellung abfüllen und verkaufen?â
âSie haben es erfasst junge Frau.â Der Mann hinter dem Tresen will sich wieder seinem Computer zuwenden, aber Eliza ist noch nicht fertig.
âJetzt hören sie mir mal zu, sie ungehobelter Klotzâ, ereifert sie sich. âIst ihnen überhaupt klar, dass für viele ihrer Kunden das Leben an diesem Sauerstoff hängt. Sie haben keine Zeit zu verlieren. Erst recht nicht wegen solcher Firmen wie der ihren. Denken sie mal darüber nach, wenn die erste Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung ins Haus flattert. Und sie können mir glauben, den Antrag dazu stecke ich noch heute persönlich in den Briefkasten.â
Wütend blinzelt Eliza ihren Gegenüber an, abwartend was geschieht. Der junge Mann, auf seinem Namensschild am T-Shirt steht Mike Adams, hat ihren Wutausbruch stillschweigend zur Kenntnis genommen, nicht ein mal mit der Wimper gezuckt und stiert jetzt erneut geschäftig auf den PC-Bildschirm.
âEine Kartusche könnte ich ihnen gleich mitgeben, für den Rest würde ich einen Kurier schicken.â
âUnd mich, wie gestern, wieder im Regen stehen lassenâ, mischt sich nun Sarah in die Diskussion ein. âIch bin auf ihre Dienste angewiesen und es kann nicht sein, dass mein Freund am Abend extra los muss, nur weil sie unfähig sind.â Sarah redet sich richtig in Rage und bricht abrupt ab. Die blaulila Lippen leuchten geradezu in dem abgedunkelten Raum, der selbst Eliza langsam zu stickig wird.
âWir haben sehr viele Kunden, sind eine der wenigen Firmen mit Notdienst, da kann es schon mal vorkommen, dass eine Bestellung verloren gehtâ, versucht Mr. Adams sich aus der Verantwortung zu ziehen.
âDarf aber nicht. Kriegen wir jetzt unsere Sauerstoffpatronen, oder muss ich mich doch noch beim Gesundheitsamt beschweren.â Eliza verliert allmählich die Geduld und schaut nebenbei besorgt zu Sarah rüber, die abseits in einer Ecke steht und immer noch um Luft ringt. Nur langsam verschwindet die Zyanose.
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Im Endeffekt landen fünf kleine Kanister und zwei groÃe Flaschen im Kofferraum, so dass Sarah für die kommenden Tage versorgt ist. Es kann endlich losgehen. Dawn wartet auch schon auf ihr âTaxiâ. Der unschöne Zwischenfall kurz vorher hat den gesamten Zeitplan durcheinander gebracht.
Als sie nach einer weiteren dreiviertel Stunde Fahrt zu Hause angelangen, steht David bereits vor der Tür. Sarah hat ihn unterwegs verständigt und erleichtert registriert, dass es ihr gut zu gehen schien. Auch wenn ihr müder und abgeschlagener Eindruck jetzt eine andere Sprache spricht. Sie ist es einfach nicht mehr gewöhnt, so lange auf den Beinen zu sein.
âAlles ok?â fragt er trotzdem, während er Sarah beim aussteigen und reingehen behilflich ist.
Diese nickt nur stumm und konzentriert sich auf den vor ihr liegenden Weg. Da würde jedes Wort nur unnötig Kraft kosten.
Eliza dagegen hält mit den Ereignissen der vergangenen Stunde nicht hinter dem Berg und sowohl David als auch Dawn hören mit wachsender Besorgnis zu.
âSelbst wenn du mich jetzt steinigst, ich würde sagen, sucht euch einen anderen medizinischen Dienst. Es gibt bestimmt genug davon in Boston. Puh.â
Der zusammenklappbare Rollstuhl wird von Eliza aufatmend fallen gelassen, als sie im Flur angekommen sind.
Dawn folgt ihr auf dem FuÃ, mit der immer noch schlafenden Emily auf dem Arm. Nach einem kurzen Blick durch den Raum, bringt sie ihre Nichte zur Couch im Wohnzimmer, wo sich das kleine Mädchen sofort zusammenrollt und weiterschläft.
Etwas unschlüssig steht sie kurz vor Emily und beschlieÃt dann, das Auto auszuräumen. Hier im Haus fühlt sie sich gerade etwas fehl am Platze.
Neben dem Sauerstoff befindet sich noch eine Tasche mit Matts Kleidung, die sie heute gleich durchwaschen will. Der Vormittag hat nicht viel gebracht. Matts Untersuchungen dauerten weiter an. Das einzig erfreuliche, das Fieber ist endlich etwas gesunken.
âKlar gibt es genug Sanitätshäuser hier im Umkreis. Aber weiÃt du, wie viele davon einen Notdienst anbietenâ, argumentiert David gerade.
âWas hilft es denn, wenn sie ihre Aufträge nicht erfüllen. Notdienst hin oder her. Ich will doch nur das Beste für Sarah.â Elizas Augen funkeln teils wütend, teils amüsiert. Solange sie sich jetzt kennen, sie bringt die Männer und nicht nur David, auch James ist da nicht anders, regelmäÃig auf die Palme. Hier geht es jedoch um etwas Ernstes, nämlich dem Wohlergehen ihrer besten Freundin, und da will sie nichts dem Zufall überlassen.
Bevor David jedoch darauf antworten kann, versucht Sarah das hitzige Wortgefecht etwas zu entschärfen.
âSeit ihr bald fertig. Erst mal bin ich versorgt und da das bis morgen mindestens reicht, werde ich Alex fragen, wenn sie kommt.â
âWer ist Alex?â
âDie Idee ist superâ, geht Eliza darauf ein, Davids Frage jedoch völlig ignorierend.
âSie hat bestimmt die richtigen Kontakte. Allein durch ihre Arbeit. Wenn das soweit geklärt ist, lasst uns schnell den Kofferraum ausräumen. James hat in einer Stunde Feierabend.â
âSchon geschehen.â Dawn stellt die Reisetasche ab und überreicht Eliza den Autoschlüssel.
âDie Patronen stehen in der Garage und Jean schläft wie ein Murmeltierâ, informiert sie sie.
âDanke, bist ein Schatz.â Eliza umarmt der Reihe nach Dawn, Sarah und David, übersieht beflissen dessen mürrischen Gesichtsausdruck und verschwindet raus zum Auto. Wenig später hört man sie wegfahren.
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Alle drei stehen noch einige Augenblicke im Flur, bevor Dawn die Stille durchbricht.
âWenn ihr mich braucht, ich bin im Keller.â Weg ist sie.
âOkâ, antwortet Sarah und schaut dann wieder zu David, der sich Emily zugewandt hat und seiner schlafenden Tochter zärtlich über die braunen, verwuschelten Locken streichelt.
âBitte sei nicht sauer. Du weiÃt doch, wie Eliza ist. Sie meint es nicht so, aber manchmal geht eben das Temperament mit ihr durch.â
âIch bin nicht sauer. Schon gar nicht auf Liz. Immerhin will sie, genau wie ich, nur das Beste für dich. Vielleicht mach ich mir auch einfach nur zu viele Sorgen, aber das kann ich nicht abschüttelnâ, flüstert David und kniet sich vor Sarah. Sie hat zwischenzeitlich im Sessel Platz genommen.
âDu, Emily und Hannah, ihr seit meine Familie, mein Leben. Für euch würde ich durch die Hölle gehen und ohne euch wahrscheinlich verrückt werden. Darum zerreiÃt es mich fast, wenn du nicht bei mir bist, obwohl ich genau weiÃ, dass du deine Freiheiten brauchst. Aber ich kann mich nicht dagegen wehren.â
Vorsichtig legt er seinen Kopf in Sarahs SchoÃ, schlieÃt kurz die Augen und saugt gierig ihren Duft ein. So unverwechselbar nach Vanille mit einem Hauch von Erdbeere.
Sarah hat diese Liebeserklärung eine Gänsehaut beschert. Leicht legt sie ihren Kopf auf den ihres Freundes und streichelt ihm zärtlich über seine Wange.
âIch wüsste auch nicht, was ich ohne dich tun würde. Deine Liebe, dein grenzenloses Vertrauen und Stärke lassen auch mich stark sein. Ohne dich bin ich nur ein halber Mensch und fühle mich unvollständigâ, flüstert sie ihm leise ins Ohr, während einige Tränen ihre Wangen hinunter rinnen.
âMommy?!â Eine leise, etwas verschlafene Stimme bringt Sarah und David in die Wirklichkeit zurück.
âHey Prinzessin, gut geschlafen?â David hat sich schnell gefangen und Emily in ihre Mitte.
âHmm. Ist Jeany schon weg? Wir wollten doch noch spielen.â
âTut mir Leid SüÃe. Tante Liz und Jean müssen Onkel James abholen. Sie sind nicht mehr da. Aber was hältst du davon, wir gehen noch etwas raus in den Garten. Scoutch freut sich bestimmt, wenn du mit ihm spielst.
âOk.â Emily gibt sich damit zufrieden, reibt sich noch einmal die Augen und läuft dann durch die Verandatür nach drauÃen. David hilft Sarah auf den Balkon hinaus unter den Sonnenschirm, holt Hannah, die von dem ganzen Tumult nichts mitbekommen hat und setzt sich dann neben seine Freundin in den Rattanstuhl.
âNa dann erzähl mal, was ihr den Tag über gemacht habt und bei wem ihr ward.â
âAlsoâ¦â
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âKlopf, klopf.â Alex steht etwas unschlüssig in der Gegend rum. Fühlt sich fast wie ein Einbrecher, weil sie nach erfolglosem Klingeln einfach ums Haus gegangen ist und nun auf der Terrasse steht.
Sarah schreckt aus ihrem leichten Schlaf hoch und schaut erstmal verwirrt in die Sonne. Besser gegen die Sonne. Sie sieht nicht viel und überlegt, ob es gut war, ganz allein hier zu bleiben. Denn Scoutch hätte längst angeschlagen. Aber er ist mit David und Emily Richtung See unterwegs, der nur eine knappe Mile mitten im Wald liegt. Typische Kinderaufteilung.
Emily war schon den ganzen Tag seit dem aufstehen kaum zu bremsen und ständig auf Achse. Hannah dagegen hatte ihre Eltern die Nacht über auf Trab gehalten. Vielmehr David. Am Vormittag war sie dann quengelig, weil völlig übermüdet und schläft jetzt Gott sei Dank endlich.
âAlex?â Sarah hat die Hände über die Augen gelegt und erkennt endlich ihr Gegenüber. Aber wer verirrt sich auch schon so einfach an dieses Ende der Welt. Wo es auÃer dem Haus, nur Wiesen, Felder und Wald drum herum gibt und sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen.
âJa, ich wollte dich nicht wecken. Entschuldige bitte. Aber vorn hat auf mein Klingeln hin niemand reagiert.â
âIch bin allein. Na zumindest fast.â Sarah deutet auf den Stubenwagen aus Korbgeflecht. Die Ränder sind mit einer Borte aus weiÃem Organzastoff verziert. Ebenso wie der Himmel sowie Kissen und Decke. Nur dass sich auf letzterem zusätzlich einige Schmetterlinge in Pastelltönen tummeln.
âDu bist dann also Hannahâ, stellt Alex fest und zieht sich einen Gartenstuhl näher an die Liege heran, auf der Sarah sich ausruht. Der Stubenwagen st so konstruiert, dass sie von dort wo sie ist, ohne Anstrengungen ein Auge auf ihre Tochter hat.
âWie alt ist sie jetzt?â Die junge Therapeutin ist ganz verzückt. âSie ist so winzig und hat trotzdem schon so viele Haare auf dem Kopf.â
âJa, da steht sie ihrer Schwester in nichts nach. Ende der Woche ist Hannah schon ein viertel Jahr auf der Welt und hat mittlerweile ordentlich zugenommen. Bereits im Krankenhaus hat sie immer fleiÃig ihre Flasche ausgetrunken. Und auch wenn der allgemeine Rückstand immer noch offensichtlich ist, nach Aussagen der Ãrzte entwickelt sie sich prächtig. Immerhin war sie über sechs Wochen zu früh dran. Aufgrund meiner Lungenentzündung musste die Geburt eingeleitet werden. Aber das steht ja auch alles in meiner Krankenakte.â
Alex nickt und kommt zum Grund ihres Besuchs. âFür groÃartige sportliche Betätigungen reicht deine Kraft nicht mehr, aber ich habe mir etwas anderes überlegt. Sagt dir Tai Chi was?
âJa. Als David und ich uns damals kennen lernten, hat er regelmäÃig trainiert. Er hat es immer sehr wohltuend für seinen Rücken empfunden.â
âOk, das was ich mit dir vorhabe, ist nicht direkt Tai Chi, aber es geht um das bewusste Atmen und die Bewegungen in gleitenden Zügen. Beides im Einklang zu bringen, ist normalerweise nicht schwer, für dich könnte es allerdings anstrengend werden. Danach dachte ich an Physiotherapie, in deinem Fall Massagen und Muskelentspannung nach Jacobson. Es hilft in den meisten Fällen den inneren Druck abzubauen. Tja, und wenn du willst, können wir gleich heute damit anfangen. Jetzt wo Hannah so brav schläft ist es eine gute Gelegenheit.â Sie lächelt Sarah aufmunternd zu.
Diese nickt nur und steht dann langsam auf. Ein kurzer Blick an sich runter bestätigt, Sarah hat die passende Kleidung bereits an. Eine halblange olivgrüne Stoffhose und ein pinkfarbenes Shirt mit angedeuteten Ãrmeln und einem glitzernden Schmetterling als Aufdruck. Sie blinzelt noch einmal in die Sonne und wendet sich dann an Alex. âOk, es kann losgehen.â
Die nächste Zeit ist es bis auf Alex Anweisungen weiterhin ruhig im Garten, trotzdem wird hart gearbeitet. Zumindest wenn es nach Sarah geht. Als ihre Therapeutin nach einer knappen Stunde Schluss macht, lässt sie sich geschafft und ziemlich auÃer Atem auf die Liege fallen. Ihr Herz klopft bis zum Hals und ihre Lungen schreien geradezu nach einer erhöhten Dosis Sauerstoff. Und trotzdem, irgendwie fühlt sie sich gut, entspannt und auf jeden Fall besser als vorher.
âNa gehtâs?â Alex hat aus der Küche zwei Gläser und eine Flasche Mineralwasser besorgt und reicht ihr nun einen der gefüllten Becher.
âJa.â Mehr bringt Sarah nicht heraus. Aber sie zeigt mit dem rechten Daumen nach oben und trinkt in kleinen Schlucken das Wasser. Alex ist beruhigt und setzt sich auf den einen Stuhl daneben. Auch sie kann jetzt etwas zu trinken vertragen.
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Also David und Emily mit Scoutch eine knappe halbe Stunde später den Garten betreten und Emily gleich auf ihre Mom zustürzt, um ihr zu berichten, was sie alles erlebt hat, sind die Frauen ganz entspannt in ein Gespräch vertieft. Ein breites Lächeln huscht über Sarahs Gesicht, als sie ihren Freund sieht und ihn näher heran winkt.
âDarf ich vorstellen, das ist David. Und das ist Alex.â
âSehr erfreut.â Er begrüÃt die Therapeutin, setzt sich dann auf das Ende der Liege zu Sarah und umfasst mit seiner Hand die ihre.
âJa ganz meinerseits.â Alex lächelt freundlich zurück und weià jetzt auch, woher Emily ihre groÃen braunen Augen herhat. âIch habe mit Sarah schon einige Termine vereinbart und dabei hat sie mir erzählt, dass sie Probleme mit dem Rücken haben. Falls Bedarf besteht, kann ich ihnen vielleicht auch helfen.â
âDas ist nett. Ich komme bestimmt bei Gelegenheit darauf zurück.â Die offene und trotzdem zurückhaltende Art von Alex ist ihm sehr sympathisch. AuÃerdem mag Sarah sie und das ist mit am wichtigsten.
âJetzt muss ich allerdings langsam wieder los. Meine Kinder aus dem Tagescamp abholen.â Alex steht auf. âMeine Telefonnummer und die Nummer des Medizinischen Dienstes hast du. Falls nichts dazwischen kommt, sehen wir uns in zwei Tagen wieder.â
âOk, danke noch mal.â
âNicht dafür.â
âIch bringe sie noch zum Autoâ, bietet sich David an und begleitet Alex vor die Tür, während Sarah jetzt von Emily in Beschlag genommen wird.
Vor dem Wagen, nutzt David die Gunst der Stunde und stellt Alex eine Frage, bevor sie einsteigen kann. âHalten sie es für eine gute Idee, wenn Sarah an einer Art RehamaÃnahme teilnehmen würde. Tony, was mein Schwiegervater ist, hat mich gestern auf so einen Gedanken gebracht.â
Alex schweigt kurz, bevor sie antwortet. âOb es noch soviel bringt, das wage ich fast zu bezweifeln. Das weià Sarah, das wissen sie und ich. Aber vielleicht ist es für sie beide eine Art Erholung für einige Tage bzw. eine Woche wegzufahren. Ohne die Kinder. Da könnte man dann ein Art Rehaprogramm einbauen. Wenn sie wollen, erkundige ich mich in der Hinsicht. AuÃerdem muss Sarah wollen. Alles andere wäre eher zum schaden.â
âDas ist einzusehen. Trotzdem würde ich vorher erfahren ob es möglich ist, bevor ich Sarah damit konfrontiere. Das hieÃe dann auch, Emily müsste bei ihren GroÃeltern bleiben und das ist derzeit schwieriger denn je.â
âIhre Tochter ist in einem Alter, wo sie eine Menge mitkriegt, auch wenn sie noch nicht alles versteht. Falls es dazu kommen sollte, reden sie mit Emily und machen sie ihr klar, dass es nur für eine gewisse Zeit ist.â
âDas werde ich. Danke noch mal.â
âKeine Ursache. Wir sehen uns dann.â Alex steigt ein und fährt nach einem kurzen Hupen den Schotterweg zur Hauptstrasse davon.
âNa, was denkst du über Alex?â fragt Sarah als David zurück ist und sich neben seine Freundin auf den Gartenstuhl.
âSie ist kompetent, weià was sie tut. Und das findet man nicht bei allen Physiotherapeuten. Wenn ich da an manche Leute aus der Klinik denke.â David schüttelt den Kopf.
Sarah nickt bedächtig. âAlex hat mir einiges gezeigt und den Vorschlag gemacht, Hilfe anzunehmen.â
âIn wie fern?â
âWenn die Schule wieder beginnt und alle aus dem Haus sind, wäre es angebracht, jemanden hier zu haben, der mir mit Hannah hilft. Damit ich allgemein nicht allein bin.â
âDarüber haben Dawn und ich gestern auch schon gesprochen.â
âAch ja?â Sarah ist einerseits überrascht, aber auch etwas misstrauisch.
âJa. Ein Au Pair wäre nicht schlecht. Oder zumindest so etwas Ãhnliches. Denn es müsste jemand sein, der sich auch in medizinischen Bereichen auskennt. Zumindest für den Notfall. Ich wusste nur nicht, wie du darauf reagieren würdest.â David hat ein sichtbar schlechtes Gewissen. âIch wollte dir wirklich nichts verheimlichen.â
âSchon gut. Manchmal brauche ich einfach einen kleinen Anschubser.â Sarah lächelt ihn an und ist dabei völlig entspannt. Ein Gefühl, das ihr schon fast fremd geworden ist, nachdem sie die letzten Wochen und Monate in ständiger Anspannung gelebt hat. âEine Halbtagshilfe ist wirklich keine schlechte Idee. Von mir aus auch aus einem anderen Land. Genug Sprachkenntnisse habe ich ja.â
âDankeâ, flüstert David und haucht einen Kuss auf Sarahs Hand. âDas bedeutet mir sehr viel. Ich werde mich in den nächsten Tagen mit den zuständigen Stellen in Verbindung setzen. Mal sehen, was sie für uns tun können.â
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Ende September, einen guten Monat später, betritt Anne, ein junges Mädchen von 21 Jahren aus Deutschland zum ersten Mal US-Amerikanischen Boden auf dem Bostoner Flughafen. Dort wird sie herzlich von den Hemmingwells empfangen, ihrer Gastfamilie für die kommenden 12 Monate.
TBC..?