25.11.2007, 15:48
Wow der letzte Teil ist vom 12.10. *sich duckt* Das ist ja schon eine Ewigkeit her und ich muss zu meiner Schande gestehen, ich habe seitdem kaum etwas zu Papier gebracht. Nur gut, dass ich noch einige Kapitel auf Vorrat habe. Dafür darf ich stolz verkünden, ich bin verliebt
und zwar so richtig mit Schmetterlingen im Bauch und Herzklopfen. Dabei habe ich damit schon gar nicht mehr gerechnet. Aber es ist so.
Ok, es geht einfach mal weiter heute. Etwas kurz, aber anders wollte ich es nicht teilen. Viel Spass beim lesen.
Teil 61
Dezember 2002
“Grandpa Anthony, wann ist das Flugzeug endlich da?” Ungeduldig hüpft Emily um ihren GroÃvater herum.
“Es dauert bestimmt nicht mehr lange, aber würdest du dich bitte hinsetzen. Nicht dass wir noch eine neue Brille für dich besorgen müssen.”
“Manno.” Emily zieht einen Flunsch, setzt sich aber hin und baumelt dafür mit den Beinen.
Anthony schüttelt mit dem Kopf, kann seiner Enkeltochter aber nicht wirklich böse sein. Die Aufregung ihre UrgroÃeltern aus England wieder zu sehen, ist groÃ.
“Na hat sich schon was getan?” David kehrt von seiner Erkundungstour zurück und überreicht Anthony einen Tee und seiner Tochter einen Becher Milch.
“Aber vorsichtig, es ist heiÃ.”
“Vor einigen Minuten war die Durchsage, dass der Flieger 15 Minuten Verspätung hätte, aber das ist schon wieder eine viertel Stunde her.”
“Langsam wird es eng. Wenn die Leute im Medi-Center nicht gerade Ãberstunden schieben, bekomme ich keine Sauerstoffpatronen mehr.”
“Dann such dir eine Telefonzelle und ruf an, dass sie einen Kurier zu uns nach Hause schicken. Ich werde mit dem Krümel schon noch eine Zeitlang fertig.”
“Sei artig und bleib bei Grandpa, damit du nicht verloren gehst. Sonst weià der Weihnachtsmann gar nicht, wo er dich suchen soll”, wendet sich David an seine Tochter.
“Ich bleibe bestimmt hier Daddy.” Emily strahlt ihren Vater kurz an und wendet sich dann wieder ihrer Milch zu.
Nach längerer Suche und einem kurzen Gespräch mit dem Medizinischen Dienst für Hilfs- und Heilmittel, findet David Schwiegervater und Tochter einige Meter von der Bank entfernt vor einer groÃen verglasten Fläche. Emily drückt sich bald die Nase daran platt, während Anthony ihr geduldig erklärt, was drauÃen vor sich geht.
“Und hast du was erreicht?” Anthony hat David schon von weitem kommen sehen. Bei über 1,85 m KörpergröÃe fällt man unweigerlich auf.
“Sie schicken einen Kurier mit mehreren Flaschen und Patronen, so dass wir bei maximalem Verbrauch über die Feiertage kommen. Jenny weià auch Bescheid.”
“Zu Hause alles in Ordnung?”
“Hannah und Sarah schlafen und sie und Anne schmücken gerade den Baum.”
“Ist gut. Lass uns zur Gangway gehen. Lange dauert es jetzt nicht mehr.”
Anthony geht voraus und David folgt ihm mit Emily, die es sich auf dem Kofferkuli bequem gemacht hat.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Gut zehn Minuten später haben Stuart und Elisabeth Hemmingwell die Kontrolle passiert und werden freudig empfangen.
“Na du bist aber groà geworden.” Stuart nimmt seine Urenkelin hoch und umarmt sie herzlich. Emily strahlt übers ganze Gesicht. Elisabeth begrüÃt derweil ihren Sohn und wendet sich dann David zu.
“Hallo David. Wie geht es dir?”
“Wir leben jeden Tag, als wär´s der letzte.” Davids Blick spricht Bände.
“Anthony hat schon am Telefon gesagt, dass es nicht gut aussieht.”
“Ich habe einfach nur schreckliche Angst, vor dem was noch kommt.”
“WeiÃt du was, lass uns schon zum Auto gehen. Stuart und Anthony können die Koffer auch ohne uns holen.” Elisabeth nickt ihrem Mann kurz zu und geht dann mit David nach drauÃen. Dort weht ein eisiger Wind, so dass sie schnell ins Auto einsteigen.
“Ich weià einfach nicht mehr weiter”, beginnt David leise. “Seit Hannahs Geburt geht es jeden Tag weiter abwärts. Die Sauerstoffzufuhr läuft inzwischen 24 Stunden täglich und trotzdem läuft Sarah manchmal ohne ersichtlichen Grund blau an. Ich stehe daneben und kann ihr nicht helfen. Selbst Emily bekommt dann mit der Angst zu tun. Und sie ist damit aufgewachsen.
Zwischenzeitlich hat Sarah mehrere Wochen im Krankenhaus verbracht, aber es gibt nichts mehr, was die Ãrzte noch tun können. Die Antibiotika schlagen nicht an und das Absaugen des Schleims schadet mehr als dass es hilft. Also haben wir Sarah vor fünf Tagen wieder nach Haus geholt. Ich konnte nicht mehr mit ansehen, wie man sie gequält hat. Sogar die Mandeln wollten sie Sarah rausnehmen. Aber deswegen bekommt sie auch nicht mehr Luft.”
“Auf solch unsinnige Ãberlegungen kommen die Ãrzte, wenn ihnen nichts mehr einfällt. Ich weiÃ, wovon ich rede. Aber bis jetzt lebt Sarah noch und die Mediziner versuchen ihr möglichstes, damit es noch lange so bleibt.”
“Wir warten seit zwei Jahren auf eine Spenderlunge. Anfangs dachten wir, die Zeit würde schon reichen und jetzt hofft und bangt man und wartet auf den Anruf vom Krankenhaus. Das ist so zermürbend. Bei meiner Mom damals war die Sache klar. Ihr konnte niemand mehr helfen, auÃer die Schmerzen zu lindern. Ich glaube noch mal verkrafte ich das nicht.”
“Und Sarah, wie denkt sie darüber.”
“Wenn Emily und Hannah nicht wären, hätte sie schon längst aufgegeben. Wir haben viele Abende im Krankenhaus zusammen gesessen und geredet. Sie hat sich sogar bereit erklärt, eine Psychologin aufzusuchen. Aber das hat nicht geholfen. Im Gegenteil. Jedes Mal kam Sarah in Tränen aufgelöst von diesen Sitzungen. Bis sie mir erzählte, was dort passiert, war sie dreimal dort. Wie kann man jemandem, der sterbenskrank ist und dem nicht mehr viel Zeit auf dieser Welt bleibt sagen, er müsste sich der Realität stellen. Ist es nicht real genug, was Sarah jeden Tag ertragen muss. Für AuÃenstehende ist es schon schwer, aber wie muss es für denjenigen sein, dem die Zeit davon läuft. Vielleicht hätten wir uns nie entschlieÃen dürfen, Kinder haben zu wollen. Sarah würde es jetzt bestimmt besser gehen.”
“Wer hat dir denn den Floh ins Ohr gesetzt? Ihr wusstet beide um das Risiko einer Schwangerschaft Bescheid und wolltet trotzdem Nachwuchs. Wer sollte euch da einen Vorwurf machen.”
“Die Blicke reichen aus, wenn wir unterwegs sind.”
“Die Leute sehen, was sie sehen wollen. Lass dich dadurch nicht verunsichern. Sarah und du, ihr lebt das Unmögliche, seid ein wundervolles Paar und tolle Eltern. Allein das ist es was zählt. Nicht mehr und auch nicht weniger. Mir hat mal jemand etwas gesagt, und daran halte ich mich bis heute.
Glaube an Wunder, Liebe und Glück, schau immer nach vorn und niemals zurück. Tu was du willst und stehe dazu, denn dieses Leben das lebst nur du.“
“Klingt ziemlich egoistisch.”
“Ist es aber nicht. Du denkst ja nicht nur an dich, sondern auch an deine Familie. Ihr habt viele Freunde, die bedingungslos zu euch stehen und helfen, wo es nur geht. Da sollte dir der Rest der Menschheit egal sein. Und das hat nichts mit Egoismus zu tun.”
“Vielleicht hast du Recht.”
“Ganz bestimmt sogar. Trefft ihr euch an Sylvester wieder?”
“Ja, wenn nichts dazwischen kommt. Eliza und Sarah haben schon vor Wochen Pläne geschmiedet. Jetzt hoffen wir alle, dass das Baby von Eliza und James noch etwas wartet. Zeit wäre bis Ende Januar, aber seit gestern liegt Eliza mit vorzeitigen Wehen im Krankenhaus und hofft, dass sie rechtzeitig zum Jahreswechsel wieder drauÃen ist. James war ganz aufgeregt, als er gestern anrief. Das wäre das erste Mal, dass wir nicht gemeinsam feiern würden. In der jetzigen Situation fatal. Aber vielleicht klappt ja auch alles. AuÃerdem ist erst mal wichtig, dass morgen die Hochzeit reibungslos vonstatten geht.”
“Ja, ich kann es immer noch nicht ganz glauben, dass mein Sohn noch einmal vor den Traualtar treten will.” Elisabeth lächelt bei diesem Gedanken. “WeiÃt du, damals nach Jillien Tot war Anthony am Boden zerstört. Er hatte den Sinn und Halt in seinem Leben verloren. Dass er sich noch einmal verlieben würde, hielt ich 1983 für fast unmöglich. Und jetzt heiratet er morgen.”
“Darauf freut sich Sarah schon und will unbedingt dabei sein. Mal sehen wie es dann aussieht. Heute Morgen war das Fieber bei knapp 39°C und nach Jennys Auskunft vorhin, hat sich daran bis jetzt noch nicht viel geändert.”
“Ich kann mir das gut vorstellen. Sarahs Immunsystem ist am Ende und gerät durch die ständigen Medikamente völlig aus dem Gleichgewicht. Was bekommt sie zurzeit?”
“Die Liste ist lang. Hustensaft mit Kodein, Kreislaufstärkende Tropfen, zwei verschiedene Antibiotika, Kopfschmerztabletten, Betablocker um das Herz zu entlasten und Sauerstoff. Ach ja und seit zwei Tagen sind noch Magentabletten dabei. Von den vielen Medikamenten ist Sarah ständig schlecht und der Notarzt konnte vorgestern nicht viel tun. Dafür haben wir gestern Prof. Harold erreicht. Wenn er im neuen Jahr wieder in der Stadt ist, wollen wir die ganzen Tabletten als Infusion umstellen und den Katheter in Sarahs Oberarm wieder aktivieren. Der venöse Zugang ist dafür wie geschaffen. Aber die anderen Ãrzte im Krankenhaus wollten sich da ja nicht ran wagen, gerade weil der Katheter schon ewig nicht benutzt wurde. Hoffnungslose Ignoranten.”
David ist den Tränen nah und merkt gar nicht, dass seine Tochter plötzlich an der Fahrertür steht.
“Daddy, weinst du?” Fragt sie mit groÃen ängstlichen Augen und schlingt ihr Arme um den Hals von David.
“Nein, meine SüÃe. Ich habe Grandma gerade erzählt, wie es deiner Mom geht.” David streicht Emily dabei über ihre dunkelbraunen Locken.
“Mmm.” Emily nickt wissend. Mit ihren knapp fünf Jahren ist sie ihren Altersgenossen um einiges voraus. Sie weià genau, dass ihre Mom sehr krank ist. Trotzdem glaubt sie fest daran, dass alles wieder gut wird.
“Ich durfte den Kofferwagen ganz allein schieben”, wechselt sie das Thema.
“Wirklich? War das nicht zu schwer?” David steigt aus und setzt Emily in ihren Kindersitz. Elisabeth und Stuart nehmen ebenfalls hinten Platz. Die Reisetaschen sind schnell im Kofferraum verstaut. Es kann losgehen.
TBC..?

Ok, es geht einfach mal weiter heute. Etwas kurz, aber anders wollte ich es nicht teilen. Viel Spass beim lesen.
Teil 61
Dezember 2002
“Grandpa Anthony, wann ist das Flugzeug endlich da?” Ungeduldig hüpft Emily um ihren GroÃvater herum.
“Es dauert bestimmt nicht mehr lange, aber würdest du dich bitte hinsetzen. Nicht dass wir noch eine neue Brille für dich besorgen müssen.”
“Manno.” Emily zieht einen Flunsch, setzt sich aber hin und baumelt dafür mit den Beinen.
Anthony schüttelt mit dem Kopf, kann seiner Enkeltochter aber nicht wirklich böse sein. Die Aufregung ihre UrgroÃeltern aus England wieder zu sehen, ist groÃ.
“Na hat sich schon was getan?” David kehrt von seiner Erkundungstour zurück und überreicht Anthony einen Tee und seiner Tochter einen Becher Milch.
“Aber vorsichtig, es ist heiÃ.”
“Vor einigen Minuten war die Durchsage, dass der Flieger 15 Minuten Verspätung hätte, aber das ist schon wieder eine viertel Stunde her.”
“Langsam wird es eng. Wenn die Leute im Medi-Center nicht gerade Ãberstunden schieben, bekomme ich keine Sauerstoffpatronen mehr.”
“Dann such dir eine Telefonzelle und ruf an, dass sie einen Kurier zu uns nach Hause schicken. Ich werde mit dem Krümel schon noch eine Zeitlang fertig.”
“Sei artig und bleib bei Grandpa, damit du nicht verloren gehst. Sonst weià der Weihnachtsmann gar nicht, wo er dich suchen soll”, wendet sich David an seine Tochter.
“Ich bleibe bestimmt hier Daddy.” Emily strahlt ihren Vater kurz an und wendet sich dann wieder ihrer Milch zu.
Nach längerer Suche und einem kurzen Gespräch mit dem Medizinischen Dienst für Hilfs- und Heilmittel, findet David Schwiegervater und Tochter einige Meter von der Bank entfernt vor einer groÃen verglasten Fläche. Emily drückt sich bald die Nase daran platt, während Anthony ihr geduldig erklärt, was drauÃen vor sich geht.
“Und hast du was erreicht?” Anthony hat David schon von weitem kommen sehen. Bei über 1,85 m KörpergröÃe fällt man unweigerlich auf.
“Sie schicken einen Kurier mit mehreren Flaschen und Patronen, so dass wir bei maximalem Verbrauch über die Feiertage kommen. Jenny weià auch Bescheid.”
“Zu Hause alles in Ordnung?”
“Hannah und Sarah schlafen und sie und Anne schmücken gerade den Baum.”
“Ist gut. Lass uns zur Gangway gehen. Lange dauert es jetzt nicht mehr.”
Anthony geht voraus und David folgt ihm mit Emily, die es sich auf dem Kofferkuli bequem gemacht hat.
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Gut zehn Minuten später haben Stuart und Elisabeth Hemmingwell die Kontrolle passiert und werden freudig empfangen.
“Na du bist aber groà geworden.” Stuart nimmt seine Urenkelin hoch und umarmt sie herzlich. Emily strahlt übers ganze Gesicht. Elisabeth begrüÃt derweil ihren Sohn und wendet sich dann David zu.
“Hallo David. Wie geht es dir?”
“Wir leben jeden Tag, als wär´s der letzte.” Davids Blick spricht Bände.
“Anthony hat schon am Telefon gesagt, dass es nicht gut aussieht.”
“Ich habe einfach nur schreckliche Angst, vor dem was noch kommt.”
“WeiÃt du was, lass uns schon zum Auto gehen. Stuart und Anthony können die Koffer auch ohne uns holen.” Elisabeth nickt ihrem Mann kurz zu und geht dann mit David nach drauÃen. Dort weht ein eisiger Wind, so dass sie schnell ins Auto einsteigen.
“Ich weià einfach nicht mehr weiter”, beginnt David leise. “Seit Hannahs Geburt geht es jeden Tag weiter abwärts. Die Sauerstoffzufuhr läuft inzwischen 24 Stunden täglich und trotzdem läuft Sarah manchmal ohne ersichtlichen Grund blau an. Ich stehe daneben und kann ihr nicht helfen. Selbst Emily bekommt dann mit der Angst zu tun. Und sie ist damit aufgewachsen.
Zwischenzeitlich hat Sarah mehrere Wochen im Krankenhaus verbracht, aber es gibt nichts mehr, was die Ãrzte noch tun können. Die Antibiotika schlagen nicht an und das Absaugen des Schleims schadet mehr als dass es hilft. Also haben wir Sarah vor fünf Tagen wieder nach Haus geholt. Ich konnte nicht mehr mit ansehen, wie man sie gequält hat. Sogar die Mandeln wollten sie Sarah rausnehmen. Aber deswegen bekommt sie auch nicht mehr Luft.”
“Auf solch unsinnige Ãberlegungen kommen die Ãrzte, wenn ihnen nichts mehr einfällt. Ich weiÃ, wovon ich rede. Aber bis jetzt lebt Sarah noch und die Mediziner versuchen ihr möglichstes, damit es noch lange so bleibt.”
“Wir warten seit zwei Jahren auf eine Spenderlunge. Anfangs dachten wir, die Zeit würde schon reichen und jetzt hofft und bangt man und wartet auf den Anruf vom Krankenhaus. Das ist so zermürbend. Bei meiner Mom damals war die Sache klar. Ihr konnte niemand mehr helfen, auÃer die Schmerzen zu lindern. Ich glaube noch mal verkrafte ich das nicht.”
“Und Sarah, wie denkt sie darüber.”
“Wenn Emily und Hannah nicht wären, hätte sie schon längst aufgegeben. Wir haben viele Abende im Krankenhaus zusammen gesessen und geredet. Sie hat sich sogar bereit erklärt, eine Psychologin aufzusuchen. Aber das hat nicht geholfen. Im Gegenteil. Jedes Mal kam Sarah in Tränen aufgelöst von diesen Sitzungen. Bis sie mir erzählte, was dort passiert, war sie dreimal dort. Wie kann man jemandem, der sterbenskrank ist und dem nicht mehr viel Zeit auf dieser Welt bleibt sagen, er müsste sich der Realität stellen. Ist es nicht real genug, was Sarah jeden Tag ertragen muss. Für AuÃenstehende ist es schon schwer, aber wie muss es für denjenigen sein, dem die Zeit davon läuft. Vielleicht hätten wir uns nie entschlieÃen dürfen, Kinder haben zu wollen. Sarah würde es jetzt bestimmt besser gehen.”
“Wer hat dir denn den Floh ins Ohr gesetzt? Ihr wusstet beide um das Risiko einer Schwangerschaft Bescheid und wolltet trotzdem Nachwuchs. Wer sollte euch da einen Vorwurf machen.”
“Die Blicke reichen aus, wenn wir unterwegs sind.”
“Die Leute sehen, was sie sehen wollen. Lass dich dadurch nicht verunsichern. Sarah und du, ihr lebt das Unmögliche, seid ein wundervolles Paar und tolle Eltern. Allein das ist es was zählt. Nicht mehr und auch nicht weniger. Mir hat mal jemand etwas gesagt, und daran halte ich mich bis heute.
Glaube an Wunder, Liebe und Glück, schau immer nach vorn und niemals zurück. Tu was du willst und stehe dazu, denn dieses Leben das lebst nur du.“
“Klingt ziemlich egoistisch.”
“Ist es aber nicht. Du denkst ja nicht nur an dich, sondern auch an deine Familie. Ihr habt viele Freunde, die bedingungslos zu euch stehen und helfen, wo es nur geht. Da sollte dir der Rest der Menschheit egal sein. Und das hat nichts mit Egoismus zu tun.”
“Vielleicht hast du Recht.”
“Ganz bestimmt sogar. Trefft ihr euch an Sylvester wieder?”
“Ja, wenn nichts dazwischen kommt. Eliza und Sarah haben schon vor Wochen Pläne geschmiedet. Jetzt hoffen wir alle, dass das Baby von Eliza und James noch etwas wartet. Zeit wäre bis Ende Januar, aber seit gestern liegt Eliza mit vorzeitigen Wehen im Krankenhaus und hofft, dass sie rechtzeitig zum Jahreswechsel wieder drauÃen ist. James war ganz aufgeregt, als er gestern anrief. Das wäre das erste Mal, dass wir nicht gemeinsam feiern würden. In der jetzigen Situation fatal. Aber vielleicht klappt ja auch alles. AuÃerdem ist erst mal wichtig, dass morgen die Hochzeit reibungslos vonstatten geht.”
“Ja, ich kann es immer noch nicht ganz glauben, dass mein Sohn noch einmal vor den Traualtar treten will.” Elisabeth lächelt bei diesem Gedanken. “WeiÃt du, damals nach Jillien Tot war Anthony am Boden zerstört. Er hatte den Sinn und Halt in seinem Leben verloren. Dass er sich noch einmal verlieben würde, hielt ich 1983 für fast unmöglich. Und jetzt heiratet er morgen.”
“Darauf freut sich Sarah schon und will unbedingt dabei sein. Mal sehen wie es dann aussieht. Heute Morgen war das Fieber bei knapp 39°C und nach Jennys Auskunft vorhin, hat sich daran bis jetzt noch nicht viel geändert.”
“Ich kann mir das gut vorstellen. Sarahs Immunsystem ist am Ende und gerät durch die ständigen Medikamente völlig aus dem Gleichgewicht. Was bekommt sie zurzeit?”
“Die Liste ist lang. Hustensaft mit Kodein, Kreislaufstärkende Tropfen, zwei verschiedene Antibiotika, Kopfschmerztabletten, Betablocker um das Herz zu entlasten und Sauerstoff. Ach ja und seit zwei Tagen sind noch Magentabletten dabei. Von den vielen Medikamenten ist Sarah ständig schlecht und der Notarzt konnte vorgestern nicht viel tun. Dafür haben wir gestern Prof. Harold erreicht. Wenn er im neuen Jahr wieder in der Stadt ist, wollen wir die ganzen Tabletten als Infusion umstellen und den Katheter in Sarahs Oberarm wieder aktivieren. Der venöse Zugang ist dafür wie geschaffen. Aber die anderen Ãrzte im Krankenhaus wollten sich da ja nicht ran wagen, gerade weil der Katheter schon ewig nicht benutzt wurde. Hoffnungslose Ignoranten.”
David ist den Tränen nah und merkt gar nicht, dass seine Tochter plötzlich an der Fahrertür steht.
“Daddy, weinst du?” Fragt sie mit groÃen ängstlichen Augen und schlingt ihr Arme um den Hals von David.
“Nein, meine SüÃe. Ich habe Grandma gerade erzählt, wie es deiner Mom geht.” David streicht Emily dabei über ihre dunkelbraunen Locken.
“Mmm.” Emily nickt wissend. Mit ihren knapp fünf Jahren ist sie ihren Altersgenossen um einiges voraus. Sie weià genau, dass ihre Mom sehr krank ist. Trotzdem glaubt sie fest daran, dass alles wieder gut wird.
“Ich durfte den Kofferwagen ganz allein schieben”, wechselt sie das Thema.
“Wirklich? War das nicht zu schwer?” David steigt aus und setzt Emily in ihren Kindersitz. Elisabeth und Stuart nehmen ebenfalls hinten Platz. Die Reisetaschen sind schnell im Kofferraum verstaut. Es kann losgehen.
TBC..?