22.12.2007, 22:58
Trotz dieser Trauer, versuchte Mom alles, um den Alltag weiter gehen zu lassen. Und irgendwie schaffte sie das auch. Alyson und ich erblickten im März 76 das Licht der Welt und knapp zwei Jahre später ging sie wieder arbeiten, während wir von einem Kindermädchen betreut wurden.â
âWas hat eure Mom gemacht?â
âVor Nickst und unserer Geburt war sie Tänzerin im städtischen Theater. Danach baute sie sich mit einigen Freundinnen ein kleines Kindermuseum auf. Es war ein groÃer Erfolg. Bis zu ihrem Unfall kurz nach Ostern 83.
Nick war damals gerade neun geworden, Alyson und ich sieben. Dad hatte uns wie immer mit zur Schule genommen und stand plötzlich kurz vor Mittag bei uns in der Klasse. Ich sehe es noch wie heute vor mir. Er war weià wie die Wand, zitterte trotz der frühlingshaften Temperaturen am ganzen Körper und stammelte zusammenhanglose Wörter. Erst der Polizist, der Dad begleitete, machte uns klar, dass etwas passiert sein musste.
Was genau, erzählten uns die Ãrzte im Krankenhaus. Demnach war Mom auf dem Weg zur Arbeit durch einen LKW von der StraÃe gedrängt worden. Er hatte ihr die Vorfahrt genommen. Das Auto war Schrott und Mom musste aus dem Wrack geschnitten werden. Die Ãrzte im Krankenhaus waren trotz der geglückten Rettung nicht sehr optimistisch. Man diagnostizierte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, mehrere Knochenbrüche und eine Lungenquetschung. Die Aussichten auf Genesung gleich null. Im Laufe des Nachmittags kamen Hirnblutungen dazu. Ein Todesurteil.
Ich glaube in den kommenden Jahren habe ich nie wieder so viel geweint, wie in diesen Tagen. Dad war keine groÃe Hilfe. Er wusste selbst kaum, wo ihm der Kopf stand. Alles lief mechanisch ab.
Der Tag der Beerdigung war irgendwie da und als wüsste die Sonne genau was passieren würde, versteckte sie sich hinter dicken, dunklen Wolken. Das Wetter war genauso grau, düster und leer wie unsere Herzen.
Zu dem Zeitpunkt saÃen wir schon auf gepackten Koffern Richtung England. Dort gab Dad uns drei bei seinen Eltern ab und war erst mal zwei Tage lang verschwunden. Grandma und Grandpa machten sich furchtbare Sorgen um ihn und mussten sich trotzdem auch um Nick, Al und mich kümmern. Jahre später hat Dad uns erzählt, dass er in den beiden Tagen vorhatte, sich das Leben zu nehmen. Er sah ohne Mom keinen Sinn mehr in seinem Leben.â
âWar er sich denn nicht der Verantwortung bewusst, die drei Kinder mit sich bringen.â
âIn seinem Hinterkopf war ihm das wohl klar. Aber er konnte unsere Nähe nicht ertragen. Denn Alyson sah Mom schon damals unglaublich ähnlich. Dad war einfach furchtbar unglücklich und durcheinander. Es dauerte über ein viertel Jahr, bis er soweit war, wieder allein für uns zu sorgen. Grandma brachte uns damals Ende August 83 zurück in die Staaten und lieà uns dann nach zwei Wochen Probe allein.â
âHat das so einfach funktioniert?â
âNa ja.â Sarah grinst schief. âNicht von Anfang an, aber der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Immerhin hat sich Mom vorher um solche Dinge wie Klamotten kaufen oder Zöpfe flechten gekümmert. Und jetzt war Dad gefragt. Aber er hat sich wacker geschlagen.â
âDas kann ich mir lebhaft vorstellen. Andrew hilft zwar sehr viel im Haushalt und ist ein ziemlich guter Krankenpfleger, besonders als es Joseph vor einigen Jahren sehr schlecht ging, aber die Anziehsachen habe ich lieber mit Monica ausgesucht.â
âApropos aussuchen. Wir brauchen noch das I-Tüpfelchen. Gibst du mir bitte die Schatulle von der Kommode.â
âJa klar.â Jamie holt das Gewünschte und setzt sich wieder neben Sarah aufs Bett.
Gemeinsam wühlen sie eine ganze Zeit in der muschelnbesetzten Kiste herum, bis sie eine passende Kette und ein Paar Ohrringe finden. Dann wird es auch schon Zeit.
âNa ihr beiden hübschen. Kann es losgehen?â David schaut zur Schlafzimmertür herein.
âVon uns aus ja.â
âFein, dann lass uns nach unten gehen. Schaffst du den Weg oder soll ich dich stützen.â David tritt einige Schritte auf seine Freundin zu.
âLass uns ganz langsam gehen.â Sarah rappelt sich mühsam hoch. Unsicher setzt sie einen Fuà vor den anderen.
âKann ich irgendwie helfen?â Jamie steht etwas unschlüssig daneben.
âJa, die Tragetasche für Hannah muss noch mit. Schaffst du die?â
âKlar. Kein Problem.â
Zu dritt gehtâs im Schneckentempo erst in den ersten Stock und dann nach drauÃen. Dort verteilen sich alle auf die drei Autos, ehe es in Kolonnenformation zur Trauung geht.
TBC..?
âWas hat eure Mom gemacht?â
âVor Nickst und unserer Geburt war sie Tänzerin im städtischen Theater. Danach baute sie sich mit einigen Freundinnen ein kleines Kindermuseum auf. Es war ein groÃer Erfolg. Bis zu ihrem Unfall kurz nach Ostern 83.
Nick war damals gerade neun geworden, Alyson und ich sieben. Dad hatte uns wie immer mit zur Schule genommen und stand plötzlich kurz vor Mittag bei uns in der Klasse. Ich sehe es noch wie heute vor mir. Er war weià wie die Wand, zitterte trotz der frühlingshaften Temperaturen am ganzen Körper und stammelte zusammenhanglose Wörter. Erst der Polizist, der Dad begleitete, machte uns klar, dass etwas passiert sein musste.
Was genau, erzählten uns die Ãrzte im Krankenhaus. Demnach war Mom auf dem Weg zur Arbeit durch einen LKW von der StraÃe gedrängt worden. Er hatte ihr die Vorfahrt genommen. Das Auto war Schrott und Mom musste aus dem Wrack geschnitten werden. Die Ãrzte im Krankenhaus waren trotz der geglückten Rettung nicht sehr optimistisch. Man diagnostizierte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, mehrere Knochenbrüche und eine Lungenquetschung. Die Aussichten auf Genesung gleich null. Im Laufe des Nachmittags kamen Hirnblutungen dazu. Ein Todesurteil.
Ich glaube in den kommenden Jahren habe ich nie wieder so viel geweint, wie in diesen Tagen. Dad war keine groÃe Hilfe. Er wusste selbst kaum, wo ihm der Kopf stand. Alles lief mechanisch ab.
Der Tag der Beerdigung war irgendwie da und als wüsste die Sonne genau was passieren würde, versteckte sie sich hinter dicken, dunklen Wolken. Das Wetter war genauso grau, düster und leer wie unsere Herzen.
Zu dem Zeitpunkt saÃen wir schon auf gepackten Koffern Richtung England. Dort gab Dad uns drei bei seinen Eltern ab und war erst mal zwei Tage lang verschwunden. Grandma und Grandpa machten sich furchtbare Sorgen um ihn und mussten sich trotzdem auch um Nick, Al und mich kümmern. Jahre später hat Dad uns erzählt, dass er in den beiden Tagen vorhatte, sich das Leben zu nehmen. Er sah ohne Mom keinen Sinn mehr in seinem Leben.â
âWar er sich denn nicht der Verantwortung bewusst, die drei Kinder mit sich bringen.â
âIn seinem Hinterkopf war ihm das wohl klar. Aber er konnte unsere Nähe nicht ertragen. Denn Alyson sah Mom schon damals unglaublich ähnlich. Dad war einfach furchtbar unglücklich und durcheinander. Es dauerte über ein viertel Jahr, bis er soweit war, wieder allein für uns zu sorgen. Grandma brachte uns damals Ende August 83 zurück in die Staaten und lieà uns dann nach zwei Wochen Probe allein.â
âHat das so einfach funktioniert?â
âNa ja.â Sarah grinst schief. âNicht von Anfang an, aber der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Immerhin hat sich Mom vorher um solche Dinge wie Klamotten kaufen oder Zöpfe flechten gekümmert. Und jetzt war Dad gefragt. Aber er hat sich wacker geschlagen.â
âDas kann ich mir lebhaft vorstellen. Andrew hilft zwar sehr viel im Haushalt und ist ein ziemlich guter Krankenpfleger, besonders als es Joseph vor einigen Jahren sehr schlecht ging, aber die Anziehsachen habe ich lieber mit Monica ausgesucht.â
âApropos aussuchen. Wir brauchen noch das I-Tüpfelchen. Gibst du mir bitte die Schatulle von der Kommode.â
âJa klar.â Jamie holt das Gewünschte und setzt sich wieder neben Sarah aufs Bett.
Gemeinsam wühlen sie eine ganze Zeit in der muschelnbesetzten Kiste herum, bis sie eine passende Kette und ein Paar Ohrringe finden. Dann wird es auch schon Zeit.
âNa ihr beiden hübschen. Kann es losgehen?â David schaut zur Schlafzimmertür herein.
âVon uns aus ja.â
âFein, dann lass uns nach unten gehen. Schaffst du den Weg oder soll ich dich stützen.â David tritt einige Schritte auf seine Freundin zu.
âLass uns ganz langsam gehen.â Sarah rappelt sich mühsam hoch. Unsicher setzt sie einen Fuà vor den anderen.
âKann ich irgendwie helfen?â Jamie steht etwas unschlüssig daneben.
âJa, die Tragetasche für Hannah muss noch mit. Schaffst du die?â
âKlar. Kein Problem.â
Zu dritt gehtâs im Schneckentempo erst in den ersten Stock und dann nach drauÃen. Dort verteilen sich alle auf die drei Autos, ehe es in Kolonnenformation zur Trauung geht.
TBC..?