Ein Neuer Tag
#95

21.


Derweil fuhr Don sie alle zur Party, die in einer Scheune und auf der vorgelagerten Wiese stattfand. Der Jahrgang hatte sich gedacht, dass sie so eine Ausweichmöglichkeit hatten , falls es wider Erwarten regnen sollte. Während der Fahrt unterhielten sich Kelly und Terry angeregt über Dinge, die zu Hause passiert waren, wer mit wem zusammen war sowie anderen lebenswichtigen Klatsch und Tratsch. Die Brüder schwiegen dagegen und dachten beide an ihren Vater. Ihnen war klar, dass sie sowohl miteinander aber auch mit ihrem Vater darüber reden mussten, doch für den heutigen Tag war es nicht das passende Thema. Heute wollten sie nur eins, Spaß haben.

Wenig später erreichten sie ihr Ziel. Die Brüder stiegen als erstes aus und halfen galant den Schwestern aus dem Auto, die sich dann bei ihren Begleitern einhakten. So gingen die Vier auf die anderen zu, die schon in Gruppen zusammenstanden. Nur wenige waren alleine da, das Gros befand sich in Begleitung ihrer Partner. Daher fielen Kelly und Charlie nicht sonderlich auf, waren sie doch nur ein zusätzliches Paar. Während die beiden Absolventen sich zu den anderen gesellten, blieben ihre Geschwister etwas abseits stehen und redeten über die wichtigen Dinge des Lebens, sie erzählte ihm von ihrem Studium und er von seiner Mathematik. Da beides Naturwissenschaften waren, interessierte sie sich sogar ernsthaft dafür.

"Wie alt bist Du eigentlich?", fragte sie irgendwann.

"19. Und Du?"

"21", stammelte sie und fragte gleich nach, "Du bist 19 Jahre alt und unterrichtest schon? Wie hast Du das geschafft?" Ihre Neugierde war nicht zu überhören

"Ich ...", begann er.

Don kam just in diesem Moment zu ihnen und drückte Kelly einen Plastikbecher in die Hand, ebenso seinem Bruder, um dessen Schulter er danach seinen Arm legte. "Also Kelly, mein kleiner Bruder hier ist ein Genie. Er ist der beste Mathematiker, den ich kenne, gleichzeitig ist er auch der einzige, den ich kenne. Aber er ist trotzdem ein Genie."

Das war Charlie peinlich, weshalb er leicht errötete und einen Schluck trank. Überrascht schaute er daraufhin seinen Bruder an, denn er hatte ihm verbotenerweise Bier gegeben. Das kommentierte er aber nicht sondern trank es einfach.

Gleichzeitig bemerkte Don jemanden, mit dem er reden wollte und ging ebenso schnell, wie er aufgetaucht war, wieder davon.

"Ist das wahr?", fragte ihn Kelly direkt und nippte daraufhin an ihrem Bier.

Noch immer mit einer seiner unnatürlichen Gesichtsfarbe geschmückt nickte Charlie.

"Wie ist das, ein Genie zu sein? Ich kann mir das nicht vorstellen."

"Abgesehen davon, dass ich mich nicht als Genie bezeichnen würde sondern eher behaupte, dass ich eine Begabung habe, sehe ich Logik, wo sie für manch anderen verborgen bleibt, z.B. Muster. Zahlencodes und ähnliches sind für mich viel deutlicher als für manch anderen Menschen." Für einen Moment dachte er nach. "Was andere als gegeben ansehen, sind für mich Variablen, die durch Veränderung kleinster Teile etwas ganz anderes ergeben können."

"Das ist spannend.“ Bewundernd schaute sie ihn an. „Du erzählst das mit einer Leidenschaft, das ist unglaublich." Sie ließ sich einen Moment mit ihrer nächsten Frage Zeit. "Wie hat man das entdeckt?" Von Sekunde zu Sekunde wurde ihr bewusster, dass sie ihm nicht nur Bewunderung entgegenbrachte.

"Laut meinen Eltern konnte ich wohl mit vier Jahren schon vierstellige Zahlen im Kopf multiplizieren und bin dann speziell gefördert worden. Ich selbst kann mich aber erst daran erinnern, dass ich mit fünf oder sechs Jahren einen trotteligen Lehrer hatte, der glücklicherweise schnell wieder aufhörte." Er lächelte bei der Erinnerung.

"Das ist bemerkenswert. Ich bin schon froh, dass ich Eins und Eins ohne Taschenrechner addieren kann."

"Na ja, so besonders ist es ist nicht ", beendete er das Thema, denn er stellte sich ungern in den Mittelpunkt. "Möchtest Du noch etwas trinken?"

"Ja, gerne. Ich nehme noch ein Bier, sofern Du eins bekommst, ansonsten hole ich es."

"Ich krieg das schon hin, aber Du kannst gerne mitkommen."

"Okay."

Gemeinsam gingen die beiden nun auf einen Tresen zu, an dem sich alle selbst bedienen konnten. Somit löste sich das Altersproblem von allein und Charlie bekam Bier. Vereinzelt waren Bänke aufgestellt worden, zu der er seine Begleiterin nun lotste. Dort setzten sie sich hin und beobachteten das Treiben der anderen. Sie feierten das Fest ihres Lebens, so erschien es den beiden zumindest. Das Schweigen, das zwischen den beiden entstand, war selbstverständlich, sie mussten sich nicht unterhalten. Das gefiel Charlie, denn bei anderen Frauen, wobei er eigentlich nur an Amita dachte, fiel ihm weder das Schweigen noch das Reden leicht. Es war ein Teufelskreis. Einträchtig zusammensitzend tranken sie nun auch ihr zweites Bier. Dann legte jemand Musik auf.

"Möchtest Du tanzen?", fragte Kelly sofort.

"Obwohl ich zwei linke Füße habe, werde ich den Versuch mit Dir wagen." Locker redete er mit ihr, scherzte mit ihr.

Noch während er sprach, stand er auf, reichte ihr seine Hand und ging mit ihr zu den wenigen anderen Paaren, die sich schon im Takt der Musik bewegten. Er legte seine rechte Hand auf ihren Rücken und hielt ihre rechte mit der anderen fest. Mit einer Durchsetzungskraft, die sie ihm nicht zugetraut hatte, führte er sie über die Tanzfläche, dabei drehte er sie und fing sie gekonnt wieder auf. Dass er tanzen konnte, war offensichtlich. Nach vier Liedern waren sie als einziges Paar auf der Tanzfläche übrig geblieben und außer Atem. Deshalb gingen auch sie ab. Während Kelly noch ihren Becher nicht mal ansatzweise geleert hatte, benötigte Charlie schon Nachschub, den er sich holte. Dann ruhten sie sich für einen Moment aus.

Don hatte sie die ganze Zeit beim Tanzen beobachtet und ging nun, da die beiden am Rand der Tanzfläche stand und sch nicht unterhielten, auf die beiden zu. "Darf ich Charlie für einen Moment entführen?", fragte er.

"Tauscht Du dagegen meine Schwester?“, fragte Kelly, schaute ihr Gegenüber an und sah sein Nicken, woraufhin sie fortfuhr, „Dann ja."

"Dass sie mit Dir reden möchte, kann ich Dir aber nicht versprechen“, entgegnete er scherzend.

Schnell schritt sie zu ihrer Schwester, die sich gerade mit ihrer Lucy unterhielt.

"Heute drück ich ein Auge zu, Kleiner", sagte Don und deutete dabei auf den Becher in Charlies Hand.

"Danke", entgegnete dieser ehrlich, obwohl Don ihm selbst den ersten Becher gegeben hatte und die Reaktion ihn deshalb überraschte. "Was möchtest Du denn?"

"Wir werden morgen nicht viel Zeit haben, darum muss ich es jetzt mit Dir besprechen. Irgendwas ist mit Dad und ich möchte wissen, was Du weißt." Sorge dominierte seine Stimme.

"Eigentlich weiß ich nichts. Er verhält sich nur so komisch in letzter Zeit, schaut sich oft die alten Bilderalben an, steht vor Mums Portrait. Manchmal höre ich ihn abends reden. Gestern, als ich ins Hotel gekommen bin, musste ich klopfen und ihn wecken. Er hat nach Mum gerufen. Um es kurz zu machen, er ist wie ausgewechselt, nicht wie unser Dad. Don, ich habe Angst." Aus ihm klang die hilflose Stimme des kleinen Bruders, der sich die Hilfe seines großen, allwissenden erhoffte.

"Hast Du ihn schon mal darauf angesprochen?", fragte Don.

Ein kaum merkliches Kopfschütteln war die Antwort.

In dem Moment wusste Don genau, was in seinem Bruder vorging. Er wollte seinen Vater nicht verlieren, genauso wenig wie er selbst, doch Charlie ging anders mit so etwas um. Schon der Tod ihrer Mutter hatte ihn in ein tiefes Loch gerissen, aus dem er nur schwer wieder heraus gekommen war. Den Verlust seines Vaters würde er, wenn überhaupt, nur schwer verkraften. Daher war für Don klar, dass er sich darum kümmern musste, wie er es immer getan hatte. "Ich werde morgen mit Dad reden. Okay?"

"Mhm", murmelte er kaum verständlich, doch es war seine Zustimmung. Den traurigen und gleichzeitig ängstlichen Ausdruck seiner Augen konnte er nicht verbergen.

Dieser Moment brachte eine Seite in Don zum Vorschein, die er seit Jahren nicht mehr gezeigt hatte. Er tat etwas sehr ungewöhnliches und zog seinen Bruder in eine Umarmung, etwas das er seit ihrer frühesten Kindheit nicht mehr getan hatte. Charlie ließ ihn gewähren. Lang war es nicht, denn nach nur wenigen Sekunden ließ Don seinen Bruder los.

"Wir sollten die Frauen von einander trennen, sonst wirst Du Terry nie wieder sehen", sagte Charlie scherzhaft, um die Stimmung aufzulockern und um die Situation zu entwirren. Es war zu viel Gefühl in der Luft.

"Eine gute Idee."

„Ich habe übrigens noch ein Paket für Dich dabei. Erinnere mich daran, dass ich es Dir morgen gebe“, sagte er, während sie gemeinsam zu ihren Begleiterinnen schritten.

„Das werde ich machen.“

Don wusste nicht, warum, aber, als Terry erreichte, benahm er sich noch einmal sehr ungewöhnlich und zeigte in der Öffentlichkeit seine Gefühle. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, beugte sich dann ihr hinunter und küsste sie liebevoll.

Verwirrt schaute sie ihn an.

Nun neigte er seinen Kopf ein wenig zur Seite, so dass seine Lippen fast ihr Ohr berührten und flüsterte: "Ich liebe Dich."

Wenige Zentimeter bewegte sie ihren Kopf weg, so dass sie ihm in die Augen schauen konnte. Glücklich lächelte sie ihn an, während ihre Lippen "Ich liebe Dich auch" formten. Dann beugte sie sich zu ihm und stellte sich gleichzeitig auf die Zehenspitzen, um ihn nun ihrerseits zu küssen.

Währenddessen schauten Charlie und Kelly sich gegenseitig an und lächelten dabei, denn sie wollten die beiden nicht stören. Mit dem Kopf deutete er unauffällig zur Tanzfläche und sie nickte, so gingen sie davon und ließen ihre Geschwister in Ruhe.

"Was ist los, Don?", fragte Terry besorgt, als sie alleine waren, denn sie wusste, dass ihn etwas beschäftigte. Seiner Liebe war sie sich, auch ohne großer Bekundungen, sicher, aber wenn er seine Gefühle so offensichtlich zeigte, dann war etwas im Busch. Nur hatte sie nicht den Hauch einer Ahnung, was es sein konnte.

"Nichts, worüber ich im Moment reden möchte. Lass uns tanzen, bitte." Sein Blick sagte genau das; er wollte nicht reden.

Sie ließ ihn gewähren und sich zur Tanzfläche führen. Dort schloss er sie fest in seine Arme und sie schmiegte sich an seine Brust, während er sie über die Tanzfläche führte. Den Takt der Musik trafen sie dabei überhaupt nicht, aber das war ihnen in dem Moment egal. Besonders Don wollte nur ihre Nähe spüren, auch ihr gefiel es.

Ihre Geschwister kreisten dagegen wie zuvor locker über die Tanzfläche, warfen aber vereinzelt Blicke zu den beiden. Gleichzeitig unterhielten sie sich aber auch über alles Mögliche, nichts weltbewegendes, nichts fachliches, aber trotzdem interessant. Nach ein paar Liedern hatten beide wieder genug und holten sich wieder Getränke. Während er dem Alkohol verfallen war, entschied sie sich für einen Softdrink, denn sie kannte ihr Grenze schon. Charlie hatte seine noch nicht ausgetestet und das merkte man an seinem Trinkverhalten.

Währenddessen ließen sich Don und Terry nicht beirren und tanzten eine Runde nach der anderen, mittlerweile hatten sie sich allerdings von einander gelöst und achteten auf den Takt. Sie tanzten, Rumba, Foxtrott, Rock 'n Roll und was sonst noch zur Musik passte, auch auf der Tanzfläche ergänzten sie sich optimal.

Kelly beobachtete das Treiben der beiden. "Sie sind perfekt füreinander."

Nun hob Charlie, dem der Alkohol langsam aber sicher zu Kopf stieg, seinen Blick und schaute in dieselbe Richtung wie sie. "Ja, sie sind perfekt." Seine Stimme hatte etwas Melancholisches an sich.

"Wie viel von Deinem Bruder steckt in Dir?", fragte sie neugierig.

"Nichts. Wir sind Tag und Nacht, wobei ich nicht weiß, wer Tag und wer Nacht ist."

"Du bist der Tag."

"Warum?"

"Die Sonne scheint genauso wie Dein Lächeln." Widerstehen war ihr nicht möglich, sie musste mit ihm flirten. Er war einfach perfekt - nicht nur für sie sondern auch für den Rest der Frauenwelt.

"Hm..." Mehr sagte er nicht, denn er war in seinen Gedanken versunken.

"Möchtest Du noch etwas trinken?"

"Ja, bitte." Er reichte ihr seinen Becher. "Stört es Dich, wenn ich hier warte?"

"Nein", antwortete sie, ehe sie davon ging. Dabei dachte sie über die Brüder nach. Irgendetwas hatte sich durch ihr Gespräch verändert, es lag merklich in der Luft. Doch sie konnte es nicht in Worte oder Gedanken fassen.

An dem improvisierten Tresen zapfte sie ihm ein weiteres Bier, während sie sich am Wasser bediente. Nachdem sie zurückgekehrt war, reichte sie Charlie seinen Becher, der begierig einen großen Schluck trank.

"Weißt Du ...", begann er. "Ach, vergiss es." Er trank nun den restlichen Inhalt seines Bechers in einem Schluck. "Lass uns tanzen."

"Okay." Bevor sie aufstand, trank auch sie noch einen Schluck, stellte den Becher dann auf die Bank und folgte ihm.

Nach dem ersten schnellen Lied, das beide im richtigen Takt recht flott tanzten, kam ein langsamer Song. Ehe er etwas machen konnte, hatte sie die Lücke zwischen ihnen verkleinert und war auf Tuchfühlung gegangen, ihren Kopf schmiegte sie dabei an seinem. So tanzten sie eng miteinander, ein wenig zu eng für Charlies Geschmack, aber nicht unerträglich.

Nachdem er sie wieder mehrere Runden, die schneller waren und somit nicht zum Engtanzen einluden, über die Tanzfläche gejagt hatte, holte er sich ein weiteres Bier und setzten sich zu ihr. Seine Hemmschwelle war mittlerweile auf das Minimum geschrumpft, denn er öffnete sich und sagte mittlerweile lallend: „Weißt Du, Kelly, Du bist eine tolle Frau. Witzig, klug und Du redest mit mir ganz normal, tanzt sogar mit mir.“

„Warum sollte ich es nicht?“, fragte sie ihn prompt. „Du bist so erfrischend anders, machst mich nicht doof an - ein Gentleman.“

„Das gehört sich ja auch so.“

„Mit der Ansicht bist Du eine Seltenheit, Charlie, eine verdammt seltene Seltenheit sogar.“

„Tja, bedank Dich bei meinen Eltern. Die haben mich zu mich gemacht.“ Seine Sprachkenntnisse hatte er scheinbar auf der Tanzfläche vergessen.

Die Ironie in seiner Antwort war ihr nicht verborgen geblieben, aber sie konnte sie auch nicht zuordnen, daher beachtete sie diese nicht weiter und antwortete: „Das ist nicht selbstverständlich.“ Langsam beugte sie sich zu ihm.

„Charlie. Kelly. Hier seid Ihr. Wir haben Euch gesucht“, sagte Terry, die gemeinsam mit Don aus dem Nichts aufgetaucht war.

Der Blick, den sie ihrer Schwester zuwarf, sagte genau das aus, was sie innerlich fühlte. Sie störte! Ihre Schwester verfluchte sie Das wegen ihres unpassenden Timings. „Ist was?“, fragte Kelly trotzdem so freundlich, wie es ihr möglich war.

„Ich wollte noch etwas mit Dir reden, schließlich sehen wir uns so selten.“

Don schätzte die Situation absolut richtig ein und wusste, dass es der unpassendeste Moment war, um zu stören. Gleichzeitig wusste er aber, dass es genau richtig war, denn sein Bruder ging zu naiv an die Sache heran. Er schien keinen Schimmer zu haben, worauf Kelly hinauswollte. Um ihn zu schützen und etwas für eine Freundin zu tun, nahm er das Zepter in die Hand. „Komm Charlie, lassen wir die beiden alleine.“

Nachdem die Brüder ein paar Schritte gegangen waren, landeten sie wieder an der Theke, wo Charlie sich ein weiterer Bier genehmigte, an dem er nippte, als er unvermittelt zu reden begann: „Weißt Du Don, eigentlich will ich genau das.“

„Was möchtest Du haben?", fragte er, denn er konnte dem Gedanken seines Bruders nicht folgen im Moment nicht folgen.

„Liebe", lautete die ehrliche, wenn auch genuschelte Antwort.

„Die hast Du doch Charlie. Dad liebt Dich, Mum hat Dich mehr geliebt als ihr eigenes Leben und ich liebe Dich auch - irgendwie."

„Nä, die nicht. Frauenliebe meine ich."

„Hast Du die Frau denn schon gefunden, für die Du diese Liebe empfindest?" Don ahnte die Antwort, hatte sein Bruder sich doch schon gestern verraten.

Ein Nicken und ein trauriger Blick ersetzten die Antwort.

„Weiß Sie von Deinen Gefühlen?“

Er schüttelte den Kopf, dann schaute er seinen Bruder an. „Ich möchte doch nur wie Du sein, ich möchte, dass mir die Frauen zu Füßen liegen, dass ich eine Beziehung führe, so wie Du. Ich möchte Spaß haben, stattdessen sitze ich nur in meinem Büro herum und bereite Vorlesungen vor. Das kann doch nicht alles sein.“

Erschüttert schaute Don seinen jüngeren Bruder an und fragte sich, ob er das wirklich gerade gesagt hatte. „Setz Dich hierhin“, forderte er ihn auf und schob ihn in die richtige Richtung, dann setzte er sich neben ihn und schaute ihn an. „Charlie, mein Leben ist nicht so toll, wie Du denkst. Es mag Dir so erscheinen, aber ich wäre nur zu gerne wie Du gewesen, ein Genie. Das habe ich Dir gestern schon erzählt.“ Einen Augenblick benötigte er, um seine Gedanken zu sortieren. „Ich bin eifersüchtig auf Dich, solange ich denken kann, selbst heute noch. An dem Tag, als ich Amita angefahren habe, war es zu viel für mich, denn Du kanntest die Frau, von der ich damals dachte, sie nicht mehr kennenzulernen.“ Wieder hielt er in seiner Predigt einen Moment inne, wagte dann aber doch den Vorstoß. „Ihr beiden seid perfekt füreinander. Die Chemie zwischen Euch stimmt." Es fiel ihm plötzlich so einfach, offen zu seinem Bruder zu sein, dass Don über sich selbst erschrak.

„Die Chemie stimmt zwischen uns? Du hast uns noch nicht in Aktion erlebt! Wir sind alles, aber nicht passend. Sie hat mir ein Geschenk für Dich mitgegeben. Wer weiß warum oder was da drin ist.“ Charlie wollte aufstehen und weggehen, weil er all das ausgesprochen hatte, was ihn beschäftigte. Seinen Plan konnte er aber nicht umsetzen, denn die starken Hände seines Bruders hielten ihn fest. Daraufhin wandte er sich diesem wieder zu. „Sie ist so verdammt süß und heiß , aber auch so süß. So beides halt - irgendwie", begann er zu schwärmen.

An zwei Abenden hatte Don seinen Bruder besser kennen gelernt als in den vergangenen 19 Jahren, das überraschte ihn, aber er musste trotzdem das tun, was richtig war. Daher nahm er seinem Bruder den Becher weg. „Ich möchte nicht, dass Du heute Abend noch mehr trinkst“, sagte er währenddessen. „Wir werden gleich zu mir fahren. Ich schau jetzt nach, wo Terry und Kelly sind, um ihnen Bescheid zu sagen. Komm bitte mit.“ Während der Suche machte sich Don Vorwürfe, dass er ihm den ersten Becher Bier gegeben hatte, denn das Ergebnis hatte er nicht kommen sehen.

Schnell fanden sie die beiden in ein tiefes Gespräch verwickelt. Don störte sie nur ungern, aber er musste es tun. Nachdem er Terry kurz über die Lage informiert hatte, entschied sie sich, auch zu gehen. Ihre Schwester schloss sich der Entscheidung an. Doch sie entschlossen sich gemeinsam, dass alle in Terrys Wohnung übernachten würden. So musste sie nicht auf ihren Freund verzichten und er konnte auf seinen Bruder aufpassen. Wenig später hatten sie sich von allen verabschiedet und fuhren zur Wohnung.


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Danke an Jo & XY ungelöst - die weltbesten Künstlerinnen
Ideenlos und stolz darauf!
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Ein Neuer Tag - von Caroe - 09.09.2009, 20:00

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