28.07.2008, 12:17
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Er tat genau das, was er im Traum getan hatte, doch als er seine Lippen von ihren trennte und die Augen öffnete, sah er in zwei leuchten blaue Augen, die zum Teil von blonden Haarsträhnen verdeckt wurden. Wo war Amita hin, fragte er sich und trat automatisch einen Schritt zurück in den Flur. Weg von ihr, von Kelly. "Es tut mir leid", stotterte er.
Was ist los, Charlie?", fragte sie verwundert, hatte sie seine Berührungen doch sehr genossen und er ihre offensichtlich ebenso.
"Mir ist schlecht", log er. "Ich werde ins Bett gehen."
"Geht's?" Sein Nicken war das letzte, was sie von ihm an diesem Tag sah.
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Seit mindestens 15 Minuten wartete Don auf die Rückkehr seines Bruders, der jetzt endlich die Tür zum Wohnzimmer hinter sich zuzog. "Alles okay?", fragte er.
Das Sofa gab nach, als er sich hinlegte. Dann antwortete er: "Nichts ist okay!"
"Charlie?"
"... schläft jetzt." Zeitgleich mit seiner Aussage, schaltete er die Leuchte auf dem Beistelltisch neben sich aus.
Besorgt schaute Don zu seinem Bruder, doch der hatte ihm den Rücken zugedreht.
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Als Charlie am nächsten Morgen aufwachte, plagten ihn starke Kopfschmerzen. Krampfhaft versuchte er, sich zu erinnern, was er gestern gemacht hatte, abgesehen vom Alkohol trinken. Aber sein Kopf war leer, er konnte sich an nichts erinnern.
Aus Sorge um seinen Bruder hatte Don nur einen leichten Schlaf gehabt und wachte durch die Bewegung an seiner Seite auf. Er drehte sich zu ihm und begrüÃte ihn Da er auf sein "Morgen" nur einen Grunzlaut als Antwort erhielt, wollte er ihm kein Gespräch aufzwingen, denn das würde nichts bringen. "Ich gehe ins Bad", begann Don von neuem, zog sich Hose und Hemd über und verlieà den Raum.
Rasch erledigte er im Bad seine morgendliche Toilette und fuhr sich zum Schluss mit den Fingern durch die kurzen Haare, ehe er zurückging. Auf dem Flur traf er Kelly.
Ohne ihn weiter zu begrüÃen oder etwas Einleitendes zu sagen, kam sie sofort auf den Punkt: "Wie gehtâs Charlie? Ist er okay?"
Don blickte sie fragend an. "Wie man sich nach einer durchzechten Nacht fühlt, würde ich sagen."
"Hat er sich gestern noch übergeben? Er ist so schnell aus dem Bad verschwunden." Inständig hoffte sie, nicht zu viel gesagt zu haben
Verwirrung machte sich in ihm breit. Kelly und Charlie im selben Bad. Seine Gedanken ergaben einen Sinn, den er nicht sehen wollte, obwohl auch schon gestern genug Anzeichen vorhanden gewesen waren. "Na ja, so schlimm gingâs ihm gestern während der Fahrt nichtâ, versuchte er die Wahrheit herauszufinden.
"Da hast Du Recht, aber als wir ... als er aus dem Bad kam, ist er ganz schnell ins Wohnzimmer gegangen, hat kaum was zu mir gesagt." Besorgt schaute sie Don an.
Zwischen den Zeilen bestätigte sie seine Vermutung, woraufhin in ihm ein Kampf zwischen zwei Seiten entfachte, die eine verstand seinen Bruder, die andere verachtete ihn für sein Verhalten. Don war überzeugt, dass das nicht möglich war, so etwas würde Charlie nicht machen, dafür war er zu nett. "Habt Ihr Euch länger unterhalten?"
"Gesprochen haben wir nicht." Sie hielt inne, denn eigentlich ging es ihn nichts an, was sie getan hatten und was nicht. Niemand hatte ihn gebeten, aufzupassen. Doch das sagte sie ihm nicht sondern belieà es einfach bei ihrer Aussage.
"Okay. Ich werde mal nach Charlie schauen.â
"Mach das, dann kann ich jetzt ja ins Bad."
Seitdem er das Wohnzimmer vor wenigen Minuten verlassen hatte, war nichts geschehen. Charlie lag noch immer auf dem Sofa und sagte nichts, doch Don bemerkte jetzt die Alkoholausdünstungen, die er zuvor nicht wahrgenommen hatte.
"Zieh Dich an", befahl Don.
"Bitte?" Seinem Bruder in irgendeiner Weise zu gehorchen, widerstrebte Charlie, vor allem nicht bei dem Ton.
"Ich möchte mit Dir los. Wir müssen Dad einiges erklären." Rasch ging er wieder aus dem Zimmer und zum Schlafzimmer. Dort klopfte er an die Tür, die Terry kurz darauf öffnete.
Den Gesichtsausdruck ihres Freundes kannte sie nur zu gut. "Guten Morgen", begrüÃte sie ihn und streckte ihm ihren Kopf für einen Kuss entgegen, den sie nicht bekam.
Ihrem Gebaren nach war sie aufnahmefähig, also begann Don ohne Umschweife zu sprechen: "Charlie und ich fahren jetzt schon los und treffen uns mit Dad. Er wird Dich sicher noch mal sehen wollen, daher wäre es schön, wenn wir uns zum Mittag oder am Flughafen treffen."
"Mittag klingt gut. Nehmen wir das Diner am Flughafen?"
"Ist in Ordnung. Wir treffen uns um 12:30 Uhr." Noch während er sprach, drehte er sich weg.
"Bis später." Sie wollte nicht wissen, was zwischen den Brüdern vorgefallen war, konnte sich aber denken, dass ihre Schwester, die kurz vorher das Zimmer verlassen hatte, etwas damit zu tun hatte.
Charlie war mittlerweile angezogen und wartete schon auf seinen Bruder, der nur noch sein Jackett nahm und zur Tür ging. Gerade als sie durch diese in den Flur traten, kam ihnen Kelly entgegen, die das Bad verlassen hatte.
"Geht Ihr schon?", fragte sie neugierig.
"Wir treffen uns gleich mit unserem Vater zum Frühstück", antwortete Don, denn die Beweggründe für den raschen Aufbruch gingen sie nichts an.
"Schade. Ich hatte gehofft, noch ein wenig Zeit mit Euch und Terry zu verbringen." Sie wandte sich dem jüngeren Bruder zu. "Geht's Dir besser?"
Nur ein Nicken war seine Antwort, obwohl es ihm gar nicht gut ging, nur wollte er diesen Moment hinter sich bringen. Er fragte sich ernsthaft, was gestern in ihn gefahren war, dass er Amita aufgeben wollte für sie. Natürlich war sie eine wunderbare junge Frau, aber sie war nicht Amita, denn die war einzigartig.
Kelly stand nach wenigen Schritten direkt vor ihm. "Es hat mich gefreut, mit Dir gestern so einen tollen Abend zu verbringen. Wenn ich was zum Schreiben hätte, würde ich Dir meine Nummer geben. Allerdings kann Dein Bruder mir ja Deine geben oder Terry gibt Dir meine. Wir werden uns schon nicht aus den Augen verlieren", erklärte sie lächelnd.
Ein undefinierbarer Laut entfuhr Charlie, der nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Wenn er die Bitte ablehnen würde, würde er sie verärgern und das wollte er nicht, denn er hatte mit ihr einen schönen Abend verbracht und wollte die Bekanntschaft dadurch nicht gefährden.
"War das ein Ja oder ein Nein?", fragte sie direkt nach.
"Wir kriegen das schon hin." Ob die Aussage schwammig oder aussagekräftig war, konnte er nicht mit Bestimmtheit sagen, wollte sich darüber im Moment aber auch keine Gedanken machen.
"Okay. Komm gut nach Hause und grüà Deinen Vater herzlich." Bevor sie ins Schlafzimmer ging, umarmte sie ihn freundschaftlich, was er erwiderte. Doch ihren Abschiedskuss auf die Wange, gab er ihr nicht zurück.
Nun gingen die Brüder zur Tür und verlieÃen die Wohnung.
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Gemeinsam fuhren sie in den kurzen Weg zu Dons Wohnung, sagten dabei aber kein Wort. Dort angekommen, setzte Don Kaffee auf, sprang dann, während der durchlief, unter die Dusche und zog sich hinterher Alltagskleidung an. Als er in die Küche zurückkehrte, starrte sein Bruder in den Kaffee, den er sich eingeschenkt hatte. Auch er nahm sich nun einen Becher und setzte sich seinem Bruder gegenüber.
So spurlos, wie es den Anschein hatte, war die Nacht und ihre Ereignisse nicht an Charlie vorbeigegangen. Mittlerweile war Don sich nicht mehr sicher, was er sagen sollte oder wollte. Die Situation überforderte ihn, sah es aber als weitere Prüfung an, die er bestehen wollte. Nachdem sie einige Minuten schweigend nebeneinander gesessen hatten, fragte er: "Ist es Kelly, in die Du dich verliebt hast?"
Sofort fragte Charlie sich, woher sein Bruder von seinen Gefühlen wusste, sagte aber nichts sondern schüttelte nur den Kopf.
"Amita?"
Aufgrund dieses gefragten Wortes begann Charlie zu lächeln, mehr nicht, weder ein Nicken noch Kopfschütteln.
Don deutete die Antwort als ein Ja. "Und Du kannst keine Beziehung mit ihr haben, weil Du ihr Professor bist?"
Unmerklich hob Charlie den Blick, um den seines Bruders zu treffen. Er fragte sich, woher dieser all das wusste, doch noch immer verlieà kein Laut seinen Mund.
Dons Ahnung hatte sich bestätigt, doch warum sein Bruder etwas mit Terrys Schwester angefangen hatte, wusste er nicht. Er setzte gerade zum Reden an, als es aus Charlie herausplatzte.
"Ich will nichts von Kelly und ich weià nicht, ob und wenn ja, was zwischen uns gelaufen ist." Er rieb sich seinen Kopf, den das Nachdenken anstrengte. "Ich erinnere mich noch, dass ich gestern getanzt habe, sehr viel. Getrunken habe ich auch." Leicht massierte er seine Schläfen.
"Und irgendwas hast Du im Bad mit Kelly gemacht, so habe ich ihre Aussage heute Morgen interpretiert." Für einen Moment dachte er nach. "Das gerade eben war ja auch mehr als eindeutig."
"Ich weiÃ."
"Dusch Dich und zieh Dir was von mir an. Wir müssen jetzt zu Dad."
"Müssen wir? Er wird bestimmt nicht erfreut sein von..."
"Ja, müssen wir", unterbrach Don ihn ernst. "Hoffen wir, dass er verständnisvoll ist." Gerecht war ihr Vater zwar, aber vermutlich würde er die Schelte bekommen, nicht Charlie, schlieÃlich hätte er auf ihn aufpassen müssen. "Geh erst mal Duschen. Ich leih Dir ein T-Shirt und dann sieht die Welt schon besser aus."
"Okay."
Rasch ging Don zu seinem Kleiderschrank, aus dem er ein T-Shirt hervorzog. Das drückte er Charlie zusammen mit einem Hantuch in die Hand, als er in die Küche zurückkehrte.
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So ausgerüstet ging Charlie ins Bad. Dort zog er sich langsam die Kleidung aus, die er sorgsam zusammenlegte und auf dem Boden stapelte. Dann kletterte er in die Dusche und schaltete das Wasser an. Um seine Lebensgeister zu wecken, lieà er es eiskalt über sich und seinen Körper laufen. Die ersten Sekunden hätte er am liebsten geschrieen, doch das war ein Bild von sich, das er seinem Bruder nicht zeigen wollte. Dann regulierte er Wassertemperatur und duschte ganz normal.
Hinterher fühlte er sich wacher und dachte über das Wochenende nach, während er sich abtrocknete. Beim besten Willen konnte sich nicht erinnern, was am gestrigen Abend vorgefallen war, hoffte aber, dass er Kelly keine Hoffnungen gemacht. Sie war absolut nicht die, die er wollte, trotzdem war sie eine tolle Frau, die er nicht verletzen wollte.
Dann war da noch sein Bruder, der ihn scheinbar so gut kannte. Was 14 Jahre lang zwischen ihnen schief gelaufen war, hatte dieses eine Wochenende nahezu komplett gelöst. Zwar hatten sie noch kein grundlegendes Gespräch über all das geführt, doch sie hatten miteinander geredet und wenigstens ein paar Irrtümer aus dem Weg geräumt, was ein Anfang war. Darüber freute er sich und hoffte gleichzeitig, dass Don ihn endlich akzeptieren würde.
Was mit seinem Vater los war, wusste er noch immer nicht, darum wollte sich allerdings sein Bruder kümmern. Er war froh, dass es nicht sein Part war, denn er war dazu nicht in der Lage. Schon bei dem Gedanken, dass sein Vater etwas Ernstes haben könnte, wurde ihm ganz schlecht, vielleicht lag es aber auch noch am Alkohol.
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Währenddessen trank Don einen Becher Kaffee. Auch er dachte nach über das Wochenende, die geführten Gespräche, seinen Bruder und dessen unerfüllbare Liebe. Viele Gedanken brachen auf ihn ein, so dass er nicht wusste, wo er anfangen sollte.
Das Gespräch mit seinem Vater stand an. Dafür wollte er ihn nach dem Frühstück zu einem Spaziergang bitten, Zeit genug hatten sie ja. Dann konnte sein Bruder sich in Ruhe anziehen und seine Tasche packen. Wie er das Gespräch beginnen sollte, wusste er noch nicht.
Zudem war da sein Bruder selbst und die unerfüllte Liebe, von der er selbst ein Lied singen konnte. Allerdings war er in dieser Beziehung anders, so hatte er zwar das bohrende Gefühl der Leere in sich gehabt, kannte aber genügend Wege, eigentlich nur einen, um sich abzulenken. Die Beziehung zwischen Amita und Charlie hatte er kommen sehen, aber das war nicht erlaubt. Charlie zu raten, sich über das Gesetz hinwegzusetzen und sein Ding zu machen, war weder klug noch richtig und das war ihm absolut bewusst. Wie es der Zufall wollte, hatte Kelly offensichtlich etwas übrig für den kleinen Eppes, also wäre es richtiger, die beiden zu verkuppeln, aber Charlie war nicht mit dem Herzen dabei.
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Als Charlie umgezogen aus dem Bad zurückkehrte, trank er noch einen Becher Kaffee, ehe sie endlich ins Hotel fuhren. Ihr Vater war im Zimmer und packte gerade seine Tasche, als sie klopften. Alan ging zur Tür, öffnete sie und lieà seine Söhne eintraten.
"Morgen Dad", sagten sie gleichzeitig.
Prüfend schaute er sie an. "Guten Morgen." Gefolgt von den beiden ging er zurück zum Bett und schloss den letzten Reisverschluss. Dann gewährte er ihnen seine volle Aufmerksamkeit. "Wie war Euer Abend?" Dass zumindest einer seiner Söhne Alkohol getrunken hatte, roch er seitdem er die Tür geöffnet hatte. Er hoffte, dass es Don war, vermutete aber eher Charlie dahinter. Das sagte ihm die väterliche Intuition und der auf den Boden gerichtete Blick seines jungen, in einigen Beziehungen unerfahrenen Sohnes.
"Wir hatten unseren SpaÃ", antwortete Don und bemerkte, dass es doppeldeutiger klang, als er es gewollt hatte.
âUnd deshalb habt Ihr dann bei Dir übernachtet?â Das Alter hatte auch seine Vorteile, man trug eine Brille über deren Rand man gucken konnte, was das Gegenüber verunsicherte.
âEher auf Terrys Couch, während sie sich das Schlafzimmer mit ihrer Schwester geteilt hat.â Er hielt dem Blick stand, hatte aber auch nichts Falsches getan.
âCharlie, was hast Du getrunken?â Eindringlich schaute er diesen nun über den Rand der Brille an.
Erst schaute Charlie hoch und dann in die Augen seines Vaters. âIch... Ich...â, stammelte er, brachte aber keinen sinnvollen Satz zu Stande. Dann riss er sich zusammen und brachte die Wörter hervor, von denen er dachte, dass sein Vater sie hören wollte. âEs tut mir Leid, Dad.â
âDenkst Du denn, ich merke das nicht?â, fragte Alan nach.
Auf diese Frage hat er nicht wirklich eine Antwort, aber weder kam ihm sein Bruder zur Hilfe noch sagte seine Vater etwas. âIch... Es...â Wie sollte er das ausdrücken, was er sagen wollte, fragte er sich. Darauf er fand keine zufrieden stellende Lösung, trotzdem versuchte er, sich zusammen zu reiÃen. âIch wollte es nicht, aber es ist passiert.â Kurz holte er Luft, ehe er weiter sprach. âDas alles kann ich nicht ändern, das ist hoffentlich aber auch nicht notwendig.â Woher das alles gerade gekommen war, wusste er nicht.
âDann belassen wir es dabei. Scheinbar hast Du selbst bemerkt, dass es nicht richtig war. Ich denke auch nicht, dass ich Dich noch bestrafen könnte dafür. Du bist alt genug, um zu wissen, was richtig und was falsch ist. Ich hoffe, dass ich das in Zukunft nicht noch einmal erleben werde.â
Daraufhin nickte Charlie nur und sagte nichts.
âDa ich mit dem Frühstück auf Euch gewartet habe, schlage ich jetzt vor, dass wir das machen. Dann musst Du noch packen, Charlie. Unser Flug geht um 14 Uhr.â Als er geendet hatte, ging er an Don vorbei und auf die Tür zu. Dabei wurde ihm schlagartig bewusst, wie sehr er seine Frau brauchte, denn, obwohl er schon jahrelang Vater war, war er sich nicht sicher, ob er richtig gehandelt hatte. Magaret hätte dagegen gewusst, was zu tun war, doch sie war nicht mehr hier.
Die beiden Brüder folgten ihm zur Tür und zogen diese hinter sich zu. Zu dritt gingen sie hinunter in die Lobby und von dort in den Speisesaal. Still nahmen sie ihr Frühstück zu sich, auch wenn alles geklärt worden war, hing noch immer jeder seinen Gedanken nach. Charlie hatte keinen wirklichen Appetit und kaute an einer trockenen Scheibe Toast herum, ihm schlugen noch immer die Nachwirkungen des vergangenen Tages auf den Kopf und den Magen.
Als sie fertig waren, hielt Don seinen Moment für gekommen. âDad, was hältst Du von einem Spaziergang, während Charlie packt.â
âWir waren doch nur zwei Tage hier, so lange wird er wohl nicht brauchen.â
âKomm Dad. Es gibt hier Vieles, das Du noch nicht gesehen hast.â
âOkay.â Langsam erhob sich Alan von seinem Platz und reichte Charlie den Zimmerschlüssel.
Nun standen auch die Söhne auf. Gemeinsam verlieÃen sie den Speisesaal. Während Charlie zur Treppe ging, traten die anderen beiden durch die Eingangstür nach drauÃen, wo sie von der Sonne begrüÃt wurden.
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Ganz automatisch lenkte Don seinen Vater nach rechts und so direkt auf den Park zu, in dem er vor ein paar Wochen mit Terry gewesen war. Verzweifelt suchte er nach den richtigen Worten, für dieses Gespräch. âDad?â
Alan drehte sich zu seinem Sohn um. âJa?â
âWas ist los mit Dir?â Nach langem Ãberlegen hatte er sich schlieÃlich für die einfache, direkte Variante entschieden.
"Was möchtest Du von mir hören, Don? Es ist nichts Körperliches, falls Dich das beruhigt. Es ist die Leere, einfach nur die Leere in mir. Früher hat Deine Mutter diesen Platz in Beschlag genommen, dann ist sie gestorben." Als er das gesagt hatte, benötigte er einen Moment, um sich zu sammeln, denn es viel ihm schwer, auszusprechen, was er fühlte. "Sie hat ein Loch in meinem Leben hinterlassen, das ich mit Euch, Dir und Charlie, zu füllen versucht habe, doch ihr seid erwachsen und braucht mich nicht mehr." Voller väterlicher Liebe schaute er seinen Sohn an. "Ich bin stolz auf Dich, Don. Würde Magaret noch Leben, würde sie nichts anderes sagen. Wir haben Dich immer geliebt, auch wenn wir es Dir nicht immer gezeigt haben", schloss Alan.
Bevor er etwas sagen konnte, musste Don sich beruhigen, denn er machte sich jetzt erst recht Sorgen um seinen Vater. "Dad, ich brauche Dich, denn ohne Dich müssten Terry und ich unter der Brücke schlafen. Charlie ist vielleicht erwachsen, aber gerade er braucht Dich, schlieÃlich muss ihm jemand seine Grenzen zeigen. Du hältst uns zusammen, hast es sogar geschafft, Charlie und mich nach all den Jahren zum Reden zu bringen. Wir brauchen Dich wirklich!", entgegnete er leidenschaftlich, um seinen Vater von den Worten zu überzeugen.
"Ach Don, Du hast leicht reden, hast das Glück gefunden. Halt Terry gut fest, denn sie ist zu wundervoll, um sie gehen zu lassen."
Sein Vater redete, als ob er jede Minute sterben würde, das machte Don wirklich Gedanken. Zudem ging er überhaupt nicht auf Dons Worte ein. Daher kam es ihm so vor, als würde er mit einer Wand reden, trotzdem hatte er noch etwas zu sagen: "Dad, versprich mir, dass Du nichts Falsches machst." Dabei schaute er seinen Vater direkt an.
Erst jetzt schaute Alan seinen Sohn an und sah in dessen Augen Sorge und Angst, Gefühle, die er normalerweise verbarg. Diese Regung freute ihn, traf ihn zugleich aber auch zutiefst. Niemals würde er das machen, was sein Sohn im Sinn hatte, auch wenn er schon darüber nachgedacht hatte. Doch Magaret hätte das nicht gewollt. Jetzt, nachdem er diesen Blick gesehen hatte, würde er sich auch so zusammen reiÃen und endlich etwas machen, er würde seine Leere angehen. "Das werde ich nicht, das verspreche ich."
Wieder schaute er seinen Vater direkt an, konnte aber nichts an seinem Blick oder seinem Verhalten erkennen, dass auf eine Lüge hindeutete. Er vertraute auf die Antwort seines Vaters und sagte nichts.
"Lass uns zurückgehen, Don. Charlie wird wissen wollen, was ich gesagt habe."
"Woher..."
"Ich leide zwar an einem gebrochenen Herzen, doch bin ich nicht blöd. Dein Bruder ist schon immer ein offenes Buch gewesen, vor allem für Deine Mutter, aber auch ich habe ihn mit der Zeit kennen gelernt. Ihn beschäftigt momentan vieles, eins seiner Probleme bin ich. Die anderen weià ich nicht bestimmt." Allerdings hatte er eine Vermutung, was seinen Sohn beschäftigte, eine Frau.
"Dann gehen wir zurück."
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Danke an Jo & XY ungelöst - die weltbesten Künstlerinnen
Ideenlos und stolz darauf!