28.07.2008, 12:17
Im Zimmer saà Charlie auf dem Bett neben seiner gepackten Tasche. Das Packen hatte nicht lange gedauert, so dass sein Kopf jetzt schon wieder anderen Dingen zugewandt war, zum einen seinen Gefühlen, die er sich endlich eingestanden hatte und zum anderen seinem Vater, um den er sich wirklich sorgte. Inständig hoffte er, dass das lange Fernbleiben der beiden ein Zeichen dafür war, dass sie alles besprachen. Daher konnte er sich kaum zurückhalten, als sie klopften. Rasch öffnete er die Tür und sie standen vor ihm. Keine Regung der beiden verriet ihm, ob die Sache geklärt war oder nicht, doch er hoffte auf das Beste.
Alan ging direkt zu seinem Bett und überprüfte, ob seine Tasche ordentlich verschlossen war. Dann nahm er diese vom Bett, da seine Söhne sich unterhalten wollten und er dafür den Raum verlassen musste. „Ich geh schon mal in die Lobby und erledige die Formalitäten. Wir treffen uns dort.“, sagte er und verlieà das Zimmer.
Seitdem er mit seinem Vater ins Zimmer getreten war, hatte Don geschwiegen, denn er hatte sich seine Gedanken gemacht. Als die Tür ins Schloss fiel, lieà er das Schweigen hinter sich und erzählte das, was er zuvor erfahren hatte. Alsbald endete Don, denn er fasste nur die Fakten zusammen.
Zuerst konnte Charlie nichts sagen, denn er war überrascht und gleichzeitig beunruhigt über den Grund für die Lethargie seines Vaters. Ihm fehlten einfach die Worte, um das seinem Bruder gegenüber auszudrücken, daher schaute er diesen nur traurig an.
Obwohl sie jahrelang nicht viel miteinander zu tun hatten, wusste Don genau, dass sein Bruder jetzt Zeit benötigte, ehe er das Thema durchdacht, gelöst hatte. „Lass uns zu Dad gehen“, schlug er daher vor, „die Zeit wird sonst knapp.“
Charlie nickte einfach nur und folgte seinem Bruder, der schon auf die Tür zuging.
Die Rechnung des Hotels hatte Alan schon mit seiner Kreditkarte bezahlt, als seine Söhne aus dem Fahrstuhl stiegen. Deshalb gingen sie sofort zu Dons Auto, mit dem sie zum Diner fuhren.
Rechtzeitig war Terry losgefahren und wartete nun auf ihren Freund und seine Familie, doch sie war nicht allein. An ihrer Seite stand Kelly. Obwohl Terry sich nicht sicher war, ob es in Ordnung war, ihre Schwester mitzunehmen, hatte sie deren Bitten nachgegeben. Sie konnte Kelly verstehen, schlieÃlich hatte sie gestern einen ebenso schönen Abend verbracht wie sie selbst, vermutete aber auch, dass sie wieder mal ein wenig übertrieb und mehr in den Abend hinein interpretierte, als geschehen war. Vielleicht beruhte es auch auf Gegenseitigkeit, sie wusste es nicht, dafür kannte sie Charlie zu wenig.
Als erster erblickte Alan die beiden. „Oh, da ist Terry. Sie hat ihre Schwester mitgebracht“, sagte er zu seinen Söhnen, erhielt jedoch keine Reaktion darauf.
Nachdem Don angehalten hatte, stiegen die drei Männer aus und begrüÃten die Schwestern freundlich und einstimmig. „Hallo.“
Dann ging Terry auf Alan zu und schüttelte ihm die Hand, wandte sich dann Don zu und küsste ihn leicht, dagegen begrüÃte sie Charlie formlos.
Kelly winkte kurz in die Runde und ging dann direkt zu Charlie. Besorgt schaute sie ihn an. Da er nicht unhöflich wirken wollte, erwiderte er den Blick und lächelte leicht.
„Lasst uns reingehen“, schlug Don vor und hielt allen die Tür auf, ehe er zuletzt hindurch trat.
Drinnen nahmen sie alle Platz. Ganz selbstverständlich setzte sich Don an Terrys Seite, die einen Tisch ausgesucht und auf der einen Seite Platz genommen hatte. Ihr gegenüber lieà sich die Schwester nieder. Den Stuhl an der Stirnseite des Tisches nahm Alan in Beschlag, so dass Charlie sich wohl oder übel zu Kelly setzen musste. Die Stille am Tisch war deutlich spürbar.
„Ich möchte nur einen Kaffee“, begann Alan das Gespräch, da ihn die Stille störte und er die jungen Frauen, die sich seine Söhne ausgesucht hatten, kennen lernen wollte.
„Eine sehr gute Idee, Dad“, hielt Don das Gespräch am Laufen. Seine Hand hatte er unlängst unter dem Tisch mit der seiner Freundin verschränkt, hatte er doch seit den Morgenstunden keine Zeit für sie gehabt. Die Wärme, die seine Hand dabei spürte, wollte er niemals mehr verlieren, das wusste er.
Mit der freien Hand winkte sie eine Kellnerin zu sich heran. „Wir hätten gerne fünf Becher Kaffee.“ Bestätigend schaute sie in die Runde und erhielt keine Widerworte.
Wohlwollend nickte ihr die Kellnerin zu und verschwand wieder.
„Wann zieht Ihr denn nun um?“ Die Stille wollte Charlie um jeden Preis umgehen und auch ein Gespräch mit Kelly, daher hielt er sich an die Pläne seines Bruders und dessen Freundin.
„Ich habe meine Wohnung zum nächstmöglichen Termin gekündigt und das ist nächsten Sonntag. Vorher werde ich wohl schon raus sein“, erklärte Terry offen. Rasch pflichtete Don ihr bei: „Bei sieht es ähnlich aus. Ich habe zwar ein paar Tage mehr Zeit, aber nicht viel. Daher werden wir unsere Sachen so schnell wie möglich packen, um bei Euch einzuziehen.“
Charlie wollte gerade darauf reagieren, als er die sachte Berührung einer Hand an seinem Bein bemerkte. „Bist Du schon mal in Los Angeles gewesen, Terry?", fragte er deshalb, um nicht auf die Hand reagieren zu müssen.
„Als Kind war ich mit Kelly und unseren Eltern dort", erwiderte sie und wandte sich dann an ihre Schwester, „Du erinnerst Dich vermutlich nicht mehr daran, damals warst Du erst zwei oder drei." Nun begann sie wieder, ihre Worte an alle zu richten. „Ich selbst erinnere mich eigentlich nur noch an den ‚Walk Of Fame'." In Erinnerung an dieses Erlebnis lächelte sie traurig.
Don wusste, was in seiner Freundin vorging und drückte ihre Hand, denn sie vermisste ihre Eltern nach wie vor sehr. „Ich zeige Dir die Stadt, in der ich groà geworden bin und so manchen Unfug getrieben habe", versprach er ihr und schaute sie dabei liebevoll an.
Interessiert beobachtete Alan die Szenerie und hielt sich deshalb aus dem Gespräch heraus. Natürlich hätte er einen Beitrag wie die Anekdote von Don dem John Wayne-Fan, der regelmäÃig zu dessen Stern auf dem ‚Walk Of Fame' gepilgert war, zum Gespräch leisten können, doch ihn faszinierte das Zwischenmenschliche im Moment mehr. Charlie sah so aus, als ob er Terry Löcher in den Bauch fragen würde, nur um Kelly auszuweichen.
„Kann ich Euch besuchen kommen?", fragte Kelly, ohne viele Emotionen zu zeigen. Sie war irritiert von Charlies Verhalten. Gestern war ein schöner Abend fast perfekt ausgeklungen, wäre da nicht seine Ãbelkeit gewesen, doch jetzt ignorierte er sie nahezu vollkommen und unterhielt sich mit den anderen. Dabei hatte er selbst gesagt, wie einfach alles mit ihr war.
„Natürlich", antwortete Don, um Kelly zu zeigen, dass sie auch im Hause seines Vaters willkommen war. Das bestätigte Alan mit einem Nicken.
Lächelnd mischte sich nun auch Terry ein. „Für Dich habe ich jederzeit einen Schlafplatz übrig."
Nur eine Aussage fehlte ihr noch, die sie aber brauchte, um das Chaos in ihrem Kopf ein wenig zu sortieren. Daher schaute sie Charlie nun direkt an.
Charlie bemerkte das natürlich und erwiderte den Blick, um sie nicht zu verärgern, freundlich. Bevor er jedoch etwas sagen musste, wurde er gerettet.
„Ich denke, wir sollten zum Flughafen, Don", wechselte Alan unbeabsichtigt das Thema. „Wir müssen noch einchecken. Den Kaffee bezahle ich."
Alle standen sie daraufhin auf und gingen zur Tür, nur Alan machte einen Umweg über den Tresen, an dem er die Kaffees bezahlte. SchlieÃlich trat auch er nach drauÃen. Währenddessen hatten die beiden jungen Frauen sich kurzfristig entschlossen, dorthin mitzukommen, so dass sie Don und seiner Familie folgten.
Am Flughafen wurden Alan und Charlie von allen zur Gepäckaufgabe begleitet. Danach war der Moment der Verabschiedung gekommen.
"Ich freue mich schon sehr auf Dich, Terry." Herzlich schüttelte Alan ihre Hand, dann wandte er sich an Kelly und gab ihr die Hand. "Wie ich Ihnen schon gestern gesagt habe, sind Sie bei uns jederzeit herzlich Willkommen." SchlieÃlich umarmte er Don locker und wollte ihm noch etwas sagen, doch er belieà es bei der Umarmung.
Währenddessen trat Charlie zu Kelly. "Es...", begann er, doch ihm fielen die passenden Wörter nicht ein. "Danke für..."
Leicht berührte sie mit dem Zeigefinger ihre Lippen. "Ist schon gut. Ich weiÃ, was Du sagen möchtest."
Verwirrt schaute Charlie sie an und verabschiedete sich nur noch: "Auf Wiedersehen."
"Ein baldiges Wiedersehen", erwiderte sie und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, der interessiert beobachtet wurde.
Nach diesem Moment drehte er sich zu Terry und schaute sie lächelnd an. "Ich freue mich darauf, bald jemanden im Haus zu haben, der Princeton so sehr liebt wie ich."
Das Lächeln erwiderte sie. "Wir können und dann ja über die metapsychische Ebene der Zahlen unterhalten."
Ihren gelungenen Scherz bestätigte er mit einem Lachen, ehe er sich Don zuwandte. Sofort breitete sich Unsicherheit in ihm aus, denn er wusste nicht, was er machen sollte, sich verbal verabschieden oder ihn umarmen. Während er darüber nachdachte, erinnerte er sich an das Päckchen. "Du solltest mich doch erinnern", sagte er.
Von der Aussage überrascht schaute Don seinen Bruder fragend an, denn er hatte keine Ahnung wovon er sprach.
Gleichzeitig holte Charlie aus seinem Handgepäck das farbenfroh verpackte Päckchen und drückte es seinem Bruder in die Hand. "Das ist von Amita", erklärte er und schaute währenddessen Terry an, deren Blick keine Regung zeigte.
Vorsichtig öffnete Don das schöne Papier, danach die Schachtel. Zum Vorschein kamen die Glücksbringer und die Karte, auf der eine leuchtend gelbe Sonnenblume abgebildet war.
Liebe (mir unbekannte) Terry, lieber Don,
zu Eurem Abschluss wünsche ich Euch alles Gute. Mögen Euch die Glücksbringer auf Eurem weiteren Weg begleiten.
Für Terry: Ich freue mich darauf, Dich bald kennenzulernen, vielleicht bei einem gemeinsamen Abendessen?
Sonnige GrüÃe, Amita
Nachdem Don die Karte gelesen hatte, reichte er diese sowie einen Glücksbringer seiner Freundin, eher er sich seinem Bruder zuwandte. "Danke", sagte er ehrlich und umarmte seinen Bruder plötzlich. „Richte bitte auch Amita meinen Dank aus, ich werde mich bei ihr melden.“
Charlie nickte und drehte den Dreien dann den Rücken zu. Dann ging er mit Alan und einem letzten Blick über die Schulter auf die Sicherheitskontrolle zu und passierte diese. Lange mussten sie nicht warten, ehe sie an Bord konnten.
Stetig gewann das Flugzeug an Höhe, bis es irgendwann eine waagerechte Position einnahm. Mit jeder Minute, die sie in der Luft verbrachten, kamen Alan und Charlie der Heimat ein Stück näher.
Charlie war ihr wieder nah, zumindest gedanklich, wenn schon nicht körperlich. Sein Kopf dröhnte zwar immer noch, doch Kelly lieà er hinter sich. Scheinbar hatte sie Gefühle entwickelt, die er von vornherein hätte vermeiden sollen, doch das hatte er nicht. Neben ihm saà sein Vater, der wie immer wirkte, so als ob ihn kein Wässerchen trüben konnte, dabei war sein Leben so trübe, dass er nicht die Schönheit der Welt und seines Lebens sah.
Schon seit er offen und ehrlich mit Don gesprochen hatte, fragte Alan sich, ob das die richtige Entscheidung gewesen war, doch rückgängig machen konnte er sie nicht. Dabei war er sich sicher, dass es richtig war, denn er hatte endlich ausgesprochen, was ihn schon lange beschäftigte. Trotzdem bemerkte er die Blicke seines Sohnes, die etwas zwischen Besorgnis und Hoffnung ausdrückten, vielleicht auch beides gleichzeitig. Anstatt seinen Sohn darauf anzusprechen, entschloss er sich, ein Nickerchen zu machen und lehnte den Kopf zurück.
Die Kopfschmerzen wurden einfach nicht weniger, egal wie sehr Charlie sich das wünschte. Zwar hatte er noch etwas für die Uni zu tun, doch Denken lieà sein Kopf nicht mal ansatzweise zu. Seine Lehre hatte er aus dem gestrigen Abend gezogen. Vorerst wollte er mit Ruhe gegen seine Schmerzen anwirken, der Rest konnte später folgen. Daher machte er es sich bequem, schloss die Augen und schlief fast sofort ein.
Der heiÃe, fast schon sengende Sand zwischen seinen Zehen verursachte Schmerzen beim Gehen, aber er lief weiter, denn er suchte am Strand nach einem Lebenszeichen, nach einem anderen Menschen, nach ihr. Die Sonne brannte so sehr vom Himmel herab, dass ihm seine Augen schmerzten, trotzdem hielt er sie offen, um sie zu finden. Als weit weg von ihm Umrisse eines Menschen erschienen, machte sein Herz einen Sprung und er begann mit seinen schmerzenden FüÃen zu rennen, doch als er dem Umriss immer näher kam, entdeckte er keine dunklen Haare sondern blonde Haare, keine braunen Augen sondern blaue Augen, keine indisch anmutende Frau sondern das komplette Gegenteil.
Entsetzt wachte er auf und schaute sich um. Wieder einmal hatte er geträumt, doch dieses Mal gefiel ihm sein Traum nicht. Obwohl er nicht mit Amita zusammen war, hatte er Schuldgefühle, dass da irgendetwas gewesen war. Das konnte er aber nicht benennen, denn sein sonst so schlauer Kopf hatte diverse Lücken, was den gestrigen Abend betraf.
Es dauerte nicht lange und das Flugzeug setzte zur Landung an. Nachdem sie die Sicherheitskontrollen zügig hinter sich gelassen, ihr Gepäck geholt und das Auto wieder gefunden hatten, machten sie sich auf den Heimweg.
Endlich wieder zu Hause sah Alan sofort, dass die rote Leuchte am Anrufbeantworter blinkte, daher stellte er die Reisetasche rasch ab, um dann die paar Schritte zu machen und den Abspielknopf zu drücken. In dem Moment betrat auch Charlie das Haus.
Hallo! Hier spricht Amita. Mein Gips kommt morgen ab. Könntest Du mich ins Krankenhaus fahren, Alan? Wenn Du dich bis Montag nicht meldest, ruf ich noch mal an. TschüÃ.
Alan ging direkt zu seinem Bett und überprüfte, ob seine Tasche ordentlich verschlossen war. Dann nahm er diese vom Bett, da seine Söhne sich unterhalten wollten und er dafür den Raum verlassen musste. „Ich geh schon mal in die Lobby und erledige die Formalitäten. Wir treffen uns dort.“, sagte er und verlieà das Zimmer.
Seitdem er mit seinem Vater ins Zimmer getreten war, hatte Don geschwiegen, denn er hatte sich seine Gedanken gemacht. Als die Tür ins Schloss fiel, lieà er das Schweigen hinter sich und erzählte das, was er zuvor erfahren hatte. Alsbald endete Don, denn er fasste nur die Fakten zusammen.
Zuerst konnte Charlie nichts sagen, denn er war überrascht und gleichzeitig beunruhigt über den Grund für die Lethargie seines Vaters. Ihm fehlten einfach die Worte, um das seinem Bruder gegenüber auszudrücken, daher schaute er diesen nur traurig an.
Obwohl sie jahrelang nicht viel miteinander zu tun hatten, wusste Don genau, dass sein Bruder jetzt Zeit benötigte, ehe er das Thema durchdacht, gelöst hatte. „Lass uns zu Dad gehen“, schlug er daher vor, „die Zeit wird sonst knapp.“
Charlie nickte einfach nur und folgte seinem Bruder, der schon auf die Tür zuging.
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Die Rechnung des Hotels hatte Alan schon mit seiner Kreditkarte bezahlt, als seine Söhne aus dem Fahrstuhl stiegen. Deshalb gingen sie sofort zu Dons Auto, mit dem sie zum Diner fuhren.
Rechtzeitig war Terry losgefahren und wartete nun auf ihren Freund und seine Familie, doch sie war nicht allein. An ihrer Seite stand Kelly. Obwohl Terry sich nicht sicher war, ob es in Ordnung war, ihre Schwester mitzunehmen, hatte sie deren Bitten nachgegeben. Sie konnte Kelly verstehen, schlieÃlich hatte sie gestern einen ebenso schönen Abend verbracht wie sie selbst, vermutete aber auch, dass sie wieder mal ein wenig übertrieb und mehr in den Abend hinein interpretierte, als geschehen war. Vielleicht beruhte es auch auf Gegenseitigkeit, sie wusste es nicht, dafür kannte sie Charlie zu wenig.
Als erster erblickte Alan die beiden. „Oh, da ist Terry. Sie hat ihre Schwester mitgebracht“, sagte er zu seinen Söhnen, erhielt jedoch keine Reaktion darauf.
Nachdem Don angehalten hatte, stiegen die drei Männer aus und begrüÃten die Schwestern freundlich und einstimmig. „Hallo.“
Dann ging Terry auf Alan zu und schüttelte ihm die Hand, wandte sich dann Don zu und küsste ihn leicht, dagegen begrüÃte sie Charlie formlos.
Kelly winkte kurz in die Runde und ging dann direkt zu Charlie. Besorgt schaute sie ihn an. Da er nicht unhöflich wirken wollte, erwiderte er den Blick und lächelte leicht.
„Lasst uns reingehen“, schlug Don vor und hielt allen die Tür auf, ehe er zuletzt hindurch trat.
Drinnen nahmen sie alle Platz. Ganz selbstverständlich setzte sich Don an Terrys Seite, die einen Tisch ausgesucht und auf der einen Seite Platz genommen hatte. Ihr gegenüber lieà sich die Schwester nieder. Den Stuhl an der Stirnseite des Tisches nahm Alan in Beschlag, so dass Charlie sich wohl oder übel zu Kelly setzen musste. Die Stille am Tisch war deutlich spürbar.
„Ich möchte nur einen Kaffee“, begann Alan das Gespräch, da ihn die Stille störte und er die jungen Frauen, die sich seine Söhne ausgesucht hatten, kennen lernen wollte.
„Eine sehr gute Idee, Dad“, hielt Don das Gespräch am Laufen. Seine Hand hatte er unlängst unter dem Tisch mit der seiner Freundin verschränkt, hatte er doch seit den Morgenstunden keine Zeit für sie gehabt. Die Wärme, die seine Hand dabei spürte, wollte er niemals mehr verlieren, das wusste er.
Mit der freien Hand winkte sie eine Kellnerin zu sich heran. „Wir hätten gerne fünf Becher Kaffee.“ Bestätigend schaute sie in die Runde und erhielt keine Widerworte.
Wohlwollend nickte ihr die Kellnerin zu und verschwand wieder.
„Wann zieht Ihr denn nun um?“ Die Stille wollte Charlie um jeden Preis umgehen und auch ein Gespräch mit Kelly, daher hielt er sich an die Pläne seines Bruders und dessen Freundin.
„Ich habe meine Wohnung zum nächstmöglichen Termin gekündigt und das ist nächsten Sonntag. Vorher werde ich wohl schon raus sein“, erklärte Terry offen. Rasch pflichtete Don ihr bei: „Bei sieht es ähnlich aus. Ich habe zwar ein paar Tage mehr Zeit, aber nicht viel. Daher werden wir unsere Sachen so schnell wie möglich packen, um bei Euch einzuziehen.“
Charlie wollte gerade darauf reagieren, als er die sachte Berührung einer Hand an seinem Bein bemerkte. „Bist Du schon mal in Los Angeles gewesen, Terry?", fragte er deshalb, um nicht auf die Hand reagieren zu müssen.
„Als Kind war ich mit Kelly und unseren Eltern dort", erwiderte sie und wandte sich dann an ihre Schwester, „Du erinnerst Dich vermutlich nicht mehr daran, damals warst Du erst zwei oder drei." Nun begann sie wieder, ihre Worte an alle zu richten. „Ich selbst erinnere mich eigentlich nur noch an den ‚Walk Of Fame'." In Erinnerung an dieses Erlebnis lächelte sie traurig.
Don wusste, was in seiner Freundin vorging und drückte ihre Hand, denn sie vermisste ihre Eltern nach wie vor sehr. „Ich zeige Dir die Stadt, in der ich groà geworden bin und so manchen Unfug getrieben habe", versprach er ihr und schaute sie dabei liebevoll an.
Interessiert beobachtete Alan die Szenerie und hielt sich deshalb aus dem Gespräch heraus. Natürlich hätte er einen Beitrag wie die Anekdote von Don dem John Wayne-Fan, der regelmäÃig zu dessen Stern auf dem ‚Walk Of Fame' gepilgert war, zum Gespräch leisten können, doch ihn faszinierte das Zwischenmenschliche im Moment mehr. Charlie sah so aus, als ob er Terry Löcher in den Bauch fragen würde, nur um Kelly auszuweichen.
„Kann ich Euch besuchen kommen?", fragte Kelly, ohne viele Emotionen zu zeigen. Sie war irritiert von Charlies Verhalten. Gestern war ein schöner Abend fast perfekt ausgeklungen, wäre da nicht seine Ãbelkeit gewesen, doch jetzt ignorierte er sie nahezu vollkommen und unterhielt sich mit den anderen. Dabei hatte er selbst gesagt, wie einfach alles mit ihr war.
„Natürlich", antwortete Don, um Kelly zu zeigen, dass sie auch im Hause seines Vaters willkommen war. Das bestätigte Alan mit einem Nicken.
Lächelnd mischte sich nun auch Terry ein. „Für Dich habe ich jederzeit einen Schlafplatz übrig."
Nur eine Aussage fehlte ihr noch, die sie aber brauchte, um das Chaos in ihrem Kopf ein wenig zu sortieren. Daher schaute sie Charlie nun direkt an.
Charlie bemerkte das natürlich und erwiderte den Blick, um sie nicht zu verärgern, freundlich. Bevor er jedoch etwas sagen musste, wurde er gerettet.
„Ich denke, wir sollten zum Flughafen, Don", wechselte Alan unbeabsichtigt das Thema. „Wir müssen noch einchecken. Den Kaffee bezahle ich."
Alle standen sie daraufhin auf und gingen zur Tür, nur Alan machte einen Umweg über den Tresen, an dem er die Kaffees bezahlte. SchlieÃlich trat auch er nach drauÃen. Währenddessen hatten die beiden jungen Frauen sich kurzfristig entschlossen, dorthin mitzukommen, so dass sie Don und seiner Familie folgten.
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Am Flughafen wurden Alan und Charlie von allen zur Gepäckaufgabe begleitet. Danach war der Moment der Verabschiedung gekommen.
"Ich freue mich schon sehr auf Dich, Terry." Herzlich schüttelte Alan ihre Hand, dann wandte er sich an Kelly und gab ihr die Hand. "Wie ich Ihnen schon gestern gesagt habe, sind Sie bei uns jederzeit herzlich Willkommen." SchlieÃlich umarmte er Don locker und wollte ihm noch etwas sagen, doch er belieà es bei der Umarmung.
Währenddessen trat Charlie zu Kelly. "Es...", begann er, doch ihm fielen die passenden Wörter nicht ein. "Danke für..."
Leicht berührte sie mit dem Zeigefinger ihre Lippen. "Ist schon gut. Ich weiÃ, was Du sagen möchtest."
Verwirrt schaute Charlie sie an und verabschiedete sich nur noch: "Auf Wiedersehen."
"Ein baldiges Wiedersehen", erwiderte sie und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, der interessiert beobachtet wurde.
Nach diesem Moment drehte er sich zu Terry und schaute sie lächelnd an. "Ich freue mich darauf, bald jemanden im Haus zu haben, der Princeton so sehr liebt wie ich."
Das Lächeln erwiderte sie. "Wir können und dann ja über die metapsychische Ebene der Zahlen unterhalten."
Ihren gelungenen Scherz bestätigte er mit einem Lachen, ehe er sich Don zuwandte. Sofort breitete sich Unsicherheit in ihm aus, denn er wusste nicht, was er machen sollte, sich verbal verabschieden oder ihn umarmen. Während er darüber nachdachte, erinnerte er sich an das Päckchen. "Du solltest mich doch erinnern", sagte er.
Von der Aussage überrascht schaute Don seinen Bruder fragend an, denn er hatte keine Ahnung wovon er sprach.
Gleichzeitig holte Charlie aus seinem Handgepäck das farbenfroh verpackte Päckchen und drückte es seinem Bruder in die Hand. "Das ist von Amita", erklärte er und schaute währenddessen Terry an, deren Blick keine Regung zeigte.
Vorsichtig öffnete Don das schöne Papier, danach die Schachtel. Zum Vorschein kamen die Glücksbringer und die Karte, auf der eine leuchtend gelbe Sonnenblume abgebildet war.
Liebe (mir unbekannte) Terry, lieber Don,
zu Eurem Abschluss wünsche ich Euch alles Gute. Mögen Euch die Glücksbringer auf Eurem weiteren Weg begleiten.
Für Terry: Ich freue mich darauf, Dich bald kennenzulernen, vielleicht bei einem gemeinsamen Abendessen?
Sonnige GrüÃe, Amita
Nachdem Don die Karte gelesen hatte, reichte er diese sowie einen Glücksbringer seiner Freundin, eher er sich seinem Bruder zuwandte. "Danke", sagte er ehrlich und umarmte seinen Bruder plötzlich. „Richte bitte auch Amita meinen Dank aus, ich werde mich bei ihr melden.“
Charlie nickte und drehte den Dreien dann den Rücken zu. Dann ging er mit Alan und einem letzten Blick über die Schulter auf die Sicherheitskontrolle zu und passierte diese. Lange mussten sie nicht warten, ehe sie an Bord konnten.
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Stetig gewann das Flugzeug an Höhe, bis es irgendwann eine waagerechte Position einnahm. Mit jeder Minute, die sie in der Luft verbrachten, kamen Alan und Charlie der Heimat ein Stück näher.
Charlie war ihr wieder nah, zumindest gedanklich, wenn schon nicht körperlich. Sein Kopf dröhnte zwar immer noch, doch Kelly lieà er hinter sich. Scheinbar hatte sie Gefühle entwickelt, die er von vornherein hätte vermeiden sollen, doch das hatte er nicht. Neben ihm saà sein Vater, der wie immer wirkte, so als ob ihn kein Wässerchen trüben konnte, dabei war sein Leben so trübe, dass er nicht die Schönheit der Welt und seines Lebens sah.
Schon seit er offen und ehrlich mit Don gesprochen hatte, fragte Alan sich, ob das die richtige Entscheidung gewesen war, doch rückgängig machen konnte er sie nicht. Dabei war er sich sicher, dass es richtig war, denn er hatte endlich ausgesprochen, was ihn schon lange beschäftigte. Trotzdem bemerkte er die Blicke seines Sohnes, die etwas zwischen Besorgnis und Hoffnung ausdrückten, vielleicht auch beides gleichzeitig. Anstatt seinen Sohn darauf anzusprechen, entschloss er sich, ein Nickerchen zu machen und lehnte den Kopf zurück.
Die Kopfschmerzen wurden einfach nicht weniger, egal wie sehr Charlie sich das wünschte. Zwar hatte er noch etwas für die Uni zu tun, doch Denken lieà sein Kopf nicht mal ansatzweise zu. Seine Lehre hatte er aus dem gestrigen Abend gezogen. Vorerst wollte er mit Ruhe gegen seine Schmerzen anwirken, der Rest konnte später folgen. Daher machte er es sich bequem, schloss die Augen und schlief fast sofort ein.
Der heiÃe, fast schon sengende Sand zwischen seinen Zehen verursachte Schmerzen beim Gehen, aber er lief weiter, denn er suchte am Strand nach einem Lebenszeichen, nach einem anderen Menschen, nach ihr. Die Sonne brannte so sehr vom Himmel herab, dass ihm seine Augen schmerzten, trotzdem hielt er sie offen, um sie zu finden. Als weit weg von ihm Umrisse eines Menschen erschienen, machte sein Herz einen Sprung und er begann mit seinen schmerzenden FüÃen zu rennen, doch als er dem Umriss immer näher kam, entdeckte er keine dunklen Haare sondern blonde Haare, keine braunen Augen sondern blaue Augen, keine indisch anmutende Frau sondern das komplette Gegenteil.
Entsetzt wachte er auf und schaute sich um. Wieder einmal hatte er geträumt, doch dieses Mal gefiel ihm sein Traum nicht. Obwohl er nicht mit Amita zusammen war, hatte er Schuldgefühle, dass da irgendetwas gewesen war. Das konnte er aber nicht benennen, denn sein sonst so schlauer Kopf hatte diverse Lücken, was den gestrigen Abend betraf.
Es dauerte nicht lange und das Flugzeug setzte zur Landung an. Nachdem sie die Sicherheitskontrollen zügig hinter sich gelassen, ihr Gepäck geholt und das Auto wieder gefunden hatten, machten sie sich auf den Heimweg.
--
Endlich wieder zu Hause sah Alan sofort, dass die rote Leuchte am Anrufbeantworter blinkte, daher stellte er die Reisetasche rasch ab, um dann die paar Schritte zu machen und den Abspielknopf zu drücken. In dem Moment betrat auch Charlie das Haus.
Hallo! Hier spricht Amita. Mein Gips kommt morgen ab. Könntest Du mich ins Krankenhaus fahren, Alan? Wenn Du dich bis Montag nicht meldest, ruf ich noch mal an. TschüÃ.
Danke an Jo & XY ungelöst - die weltbesten Künstlerinnen
Ideenlos und stolz darauf!