[Wölfin]

Na gut, ich finde zwar meine Fortsetzungen werden immer langweilig, aber ich versuch´s mal. *g* Sagt mir, wenn´s zu mies wird! *smile*

"LORELEI!!" Schnell duckte sich Lorelei hinter dem Tresen. Aber es war zu spät. Luke hatte sie gesehen. Und sie hatte eins seiner drei heiligen Gebote gebrochen: 1. behandele Luke, den Diner-Besitzer, mit Erfurcht und Achtung (okay, daran hielt sie sich nie, aber schließlich musste sie ja dafür sorgen, dass er irgendwann mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus lag und sie daneben stehen konnte und sagen durfte: "Siehst du, es liegt nicht am Kaffee!". Ab dann würde sie auch Ruhe geben... vielleicht.), 2. telefonieren mit Handys im Diner ist strengstens verboten und 3. gehe nie und unter gar keinen Umständen hinter den Tresen, denn das ist der geheiligte Bereich des Kaffeedealers! Aber Luke war kurz hinten ins Lager gegangen um neuen Ketschup zu holen. Und er konnte ja wohl nicht erwarten, dass sie ganze 5 Sekunden auf frischen Kaffee wartete! Also wirklich!! Auf alle vieren, ihren Kaffeebecher vor sich herschiebend, kroch sie um den Tresen herum und tat so als bemerke sie nicht, dass er mit ziemlich wütendem Gesicht am anderen Ende stand und sie ansah. Sie krabbelte weiter, bis sie fast an ihrem Tisch angekommen war. Dann baute Luke sich vor ihr auf und sah sie so streng an, wie ein Vater, der das Kind beim Naschen unterm Weihnachtsbaum erwischt hatte bevor Bescherung war. Nein, schlimmer: wie Luke, der jemanden hinter seinem Tresen erwischt hatte! Sie sah zu ihm auf und umklammerte ihren Kaffeebecher wie ihr erstgeborenes Kind, dass er ihr wegnehmen wollte um es den Wölfen vorzuwerfen. Sie setzte ihren treu-doofsten Dackelblick auf und machte: "Wuff! Wuff!" Luke sah sie weiter an: "Lorelei! Was machst du da unten? Und viel schlimmer: WIE OFT SOLL ICH DIR NOCH SAGEN, DASS DU HINTER MEINEM TRESEN NICHTS VERLOREN HAST?!" "Ich bin nicht Lorelei! Wuff! Ich bin Fridolin, der arme kleine Welpe, der sich in dein Diner verirrt hat auf der Suche nach etwas Liebe und Zuwendung!" "Ich mag keine Hunde und werde Fridolin mit Rattengift vergiften, wenn er noch einmal hinter meinem Tresen auftaucht!" Lorelei schob sich an Luke vorbei und setzte sich mitsammt des erfolgreich eroberten Kaffees auf ihren Platz. Dann sah sie ihn entsetzt an: "Luke! Wie kannst du nur! Der arme Fridolin!" Sie bückte sich, griff um Luke herum und tat so, als ob sie ein hilfloses Hundebaby aufhob und knuddelte. "Armer kleiner Fridolin! Der böse Luke wird dir nichts tun! Mama Lorelei passt auf dich auf!" Dann blickte sie durch ihre verschränkten Hände zu ihm auf und lächelte. Vor 2 Sekunden war er noch kurz davor gewesen ihr an die Kehle zu gehen, aber dieses Lächeln entwaffnete ihn immer wieder. Er warf ihr noch einen bitterbösen Blick zu und ging wieder in seine Küche um die Bestellungen weiter zu braten. Diese Frau trieb in noch in den Wahnsinn. Irgendwann würde er sie aus lauter Verzweifelung mit dem Küchenmesser erdolchen. Aber das wäre nicht so schlimm, dass würde unter Unzurechnungsfähigkeit oder Notwehr fallen, ganz sicher!
An diesem Abend lag Lorelei in ihrem Bett und während sie langsam in den Schlaf hinüber glitt dachte sie noch an Lukes herrlichen Wutanfall im Diner. Das war vermutlich auch der Grund, dass sie nur eine Stunde später senkrecht im Bett saß. Als sie schnell aufstehen wollte um zu Rory zu gelangen hatten sich ihre Beine im Bettlaken verfangen und sie fiel längst auf die Nase. Das Laken hielt sie umklammert wie eine Schlange im Würgegriff und weil sie es so eilig hatte zu Rory zu kommen, robbte sie vorwärts wie ein Regenwurm. An der Treppe angekommen versuchte sie aufzustehen und sich gleichzeitig des Bettlakens zu entledigen. Dabei fiel sie die Treppe bis zum Absatz hinunter. Inzwischen hatte sich das Laken entgültig so um sie vertüddelt, dass sie aussah wie...
"AHHHHH!!! Ein Einbrecher! Ein Geist! Beides!!!!!!" schrie Rory entsetz auf, die aufgewacht war und gucken wollte, wo das Gepolter herkam.
"AHHH!!" schrie auch Lorelei, "Wo?!"
"Mum!!! Was zum Teufel machst du da? Und warum hast du ein Bettlagen um dich rumgebunden?" stöhnte Rory auf, als sie sich auf die Couch fallen ließ.
"Ähm, ja, tja, das war so, da war ein böser Dämon und der wollte, dass ich..." "MUM!! Es ist Mitternacht, ich bin müde, ich muss morgen zur Schule und ich werde aller Wahrscheinlichkeit nicht in mein Bett kommen und meinen wohlverdienten Schlaf bekommen bevor du nicht losgeworden bist, warum du um diese Zeit mit dem Bettlaken als zweite Haut durch´s Haus polterst. Also: was ist los?!" "Ich hab geträumt." "Soll vorkommen." gähnte Rory. "Ich hab geträumt, dass Luke mich als Fridolin aufhebt, in seine Wohnung trägt und mich in einen riesigen Kinderlaufstall sperrt und mich erst wieder rauslassen will, wenn ich ihm sage wo der Knochen ist. Aber ich konnte nur BELLEN! Rory, du verstehst mich doch, oder? Ich belle nicht, ich rede menschliche Worte, nicht wahr?" "Ja, leider! Viel lieber würde ich statt deiner menschlichen Worte das leise Rauschen der Blätter hören. Also Mum: ja, du kannst sprechen! Und jetzt geh ins Bett!" "Aber Rory, ich..." "Nein Mum, es ist Zeit für´s Bett!" "Aber Rory, wenn..." "Mum, GEH INS BETT!" "Und wenn ich..." "MUM!" "Na gut." schmollte Lorelei und trollte sich Richtung Treppe, während Rory sich müde von der Couch erhob. "Aber wenn ich ab morgen nur noch bellen kann, dann wirst du meine liebliche Stimme vermissen." "Ist gut, Mum!" gähnte Rory und zog ihre Zimmertür hinter sich zu.
Am nächsten Morgen saßen Lorelei und Rory wie immer in Luke´s Diner um zu frühstücken. Nachdem Rory sich auf den Weg zur Schule gemacht hatte, beobachtete Lorelei Luke eine Weile. Jedem der sie angesehen hätte, wär der verträumte Blick aufgefallen, mit dem sie das tat. Selbst Luke fiel nach einiger Zeit auf, dass ihn jemand anstarrte und blickte hoch. Ein paar Sekunden sahen sich die beiden in die Augen. Dann wurden beide rot und sahen weg. Lorelei stand auf und ging Richtung Tür um zur Arbeit zu gehen. Sie hatte den Türgriff schon in der Hand, da drehte sie sich noch einmal zu Luke um und fragte ihn: "Luke, wenn ich ein kleiner Welpe wäre und nur noch bellen könnte, dann würdest du mich doch lieb haben und aufnehmen, oder?" Dabei sah sie ihn so ernst an, dass er sich nicht sicher war, ob sie ihn nun veralberte oder das ernst meinte. Deshalb sah er sie genauso ernst an und sagte: "Wenn du nicht hinter meinem Tresen gehen würdest, dann ja." und blickte wieder auf seine Notizen. Als Lorelei den Laden verließ und die Straße hinunterging blickte Luke noch einmal auf, sah ihr nach und dachte: "Aber ich hab dich auch so lieb, Lorelei!"