Ein Neuer Tag

Vielen Dank für den Kommentar, Katalin. Die gewünschte Aufklärung folgt.^^
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25.


Nach seinen nachmittäglichen Pflichten war Charlie nach Hause gefahren, dort wartete sein Vater schon auf ihn. Er hatte nur wenig Zeit, um sich umzuziehen, dann mussten er und Alan auch schon wieder los. Zusammen fuhren sie zum Flughafen, um dort Don und Terry abzuholen. Nachdem sie geparkt hatten, gingen sie zum Ankunftsbereich. Auf die Minute genau kamen sie zur Landezeit des Flugzeugs an und warteten, bis sich die Schiebetüren öffneten und die beiden hindurch traten.

Nach einer herzlichen Begrüßung nahmen Don und Charlie das Gepäck und folgten ihrem Vater und Terry, die sich unterhielten, zum Parkplatz. Das Paar setzte sich ins Heck des Wagens, während Alan sie zu Luigis fuhr. Schon während der Fahrt erfuhr Terry alles, was sie über das Lokal wissen musste.


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Als sie in die Straße einbogen, wies Don sie auf die etwas in die Jahre gekommene Leuchtreklame hin und entdeckte Amita, die vorm Eingang auf sie wartete. Nur wenige Meter weiter fand Alan eine Parklücke, die er für sich beanspruchte. Zu viert gingen sie auf das Lokal zu.

„Hallo. Ich bin Amita", stellte sie sich Terry vor, als die vier sie erreichten, und streckte die Hand aus.

„Dass ich Terry bin, weißt Du sicherlich", sagte sie, während sie die Hand ergriff und offen lächelte. „Es freut mich, Dich persönlich kennenzulernen."

Dann wandte sich Amita an die Männer. „Hallo", sagte sie an alle gleichzeitig gerichtet.

Das erwiderten sie, während Don zusätzlich grinste. Dann ging er auf sie zu und umarmte sie freundschaftlich, woraufhin auch sie locker ihre Arme um seinen Rücken legte.

„Lasst uns reingehen", ergriff nun Alan das Wort, der wusste, was ihm bevorstand und es schnellstmöglich hinter sich bringen wollte.

Kaum waren sie über die Schwelle ins Lokal getreten, schon trafen sie auf Francesca. „Die gesamte Familie Eppes", sagte sie überschwänglich. Es schien beinahe so, als wollte sie alle umarmen, doch stattdessen ging sie zu Alan, schüttelte seine Hand und lächelte leicht. Auch sein Gesicht war von einem undeutbaren Lächeln geprägt. „Du bist dünner geworden, zu dünn." Vorwurfsvoll schaute sie ihn an. Erst jetzt bemerkte sie Terry und Don, die sich an den Händen hielten. „Komm her, Don", sagte sie an ihn gewandt und umarmte ihn herzlich. „Du warst viel zu lang nicht mehr hier und hast auch abgenommen", stellte sie mit einem kritischen Blick auf seine Figur fest. „Dagegen müssen wir etwas tun." Dann betrachtete sie Terry. „Wer ist das bezaubernde Wesen an Deiner Seite?", fragte sie neugierig.

„Meine Freundin Terry", stellte er sie vor, dann wandte er sich an Terry. „Das ist Francesca, die Wirtin."

Das war eine Neuigkeit die Francescas Augenbrauen automatisch höher wandern ließen, als sie ihn anschaute. Dann ergriff sie die von Terry entgegen gestreckte Hand. „Hallo." Schließlich wandte sie sich an die letzten beiden Gäste. Sie zog Charlie wieder an ihre Brust, wie sie es schon mit seinem Bruder getan hatte. „Du hast auf mich gehört." Nachdem er das mit einem Nicken kommentiert hatte, wandte sie sich an Amita. „Du bist wieder hier, das freut mich."

Mehr als ein unscheinbares Lächeln brachte Amita nicht zustande.

„Setzt Euch dorthin." Sie deutete auf einen rechteckigen Tisch für sechs Personen in der Ecke von Wand und Fensterfront und ging dann zum Tresen.

Währenddessen setzten sich die Fünf an den Tisch, auf den Francesca zuvor gedeutet hatte, Alan an der Stirnseite mit dem Rücken zum Fenster, Terry und Don rechts von ihm mit dem Rücken zur Wand, Amita und Charlie links von ihm.

Einen Augenblick später trat die Wirtin an den Tisch. „Was möchtet ihr trinken?", fragte sie.

„Kaffee", sagten Terry und Don gleichzeitig, die langsam den langen Tag bemerkten und dringend Koffein benötigten. „Ich nehme eine Cola", sagte Charlie und schaute fragend seine Sitznachbarin an. „Ein Mineralwasser bitte." Als letzter war Alan an der Reihe, doch er sagte nichts.

„Alan?"

Erst jetzt schaute er sie an. „Ein Bier bitte." Danach wurde er wieder still.

Die Brüder tauschten besorgte Blicke aus, die zu ihrem Vater schweiften und dann wieder zu ihrem Gegenüber. Besonders Charlie war verwundert, hatte sein Vater sich doch erst gestern von seinen Erinnerungen getrennt und war regelrecht aufgeblüht. Was zum erneuten Sinneswandel geführt hatte, war ihm ein Rätsel.

Derweil bereitete Francesca die Getränke vor, brachte diese zum Tisch und verteilte sie. „Möchtet Ihr ausnahmsweise die Karte haben?", fragte sie abschließend und schaute in die Runde.

„Das wäre nett, auch wenn Du sicher weißt, was ich möchte." Einen Moment lang hatte Don mit seiner Antwort gewartet, um seinem Vater das Reden zu überlassen, doch der zeigte keine Reaktion, schaute nicht einmal jemand direkt an. Zeitgleich dachte Don an die Worte seines Bruders am Telefon. „Falls Du Zeit und Lust hast, kannst Du Dich gerne zu uns setzen. Schließlich gehörst Du zur Familie."

Daraufhin schaute Francesca wieder in die Runde, um eine Reaktion der anderen zu erhalten. Während Terry und Amita sie freundlich anschauten, aber nichts sagten, lächelte Charlie. Nur Alan zeigte keine Regung und starrte auf einen Punkt irgendwo im Raum. Obwohl sie genau wusste, was ihn störte, nahm sie das Angebot an. „Gerne." Doch bevor sie sich endgültig setzte, ging sie noch einmal davon, um die Karten zu holen.

Wieder nahmen die Brüder Blickkontakt auf, doch keiner sagte ein Wort.

„Hast Du alles geschafft, was Du wolltest? Dein Plan war straff organisiert", brach Amita das Schweigen, das sie als unangenehm und störend empfand.

„Eigentlich ist alles gut verlaufen. Natürlich war es stressig, irgendwie hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, es nicht zu schaffen. Doch letztendlich hat alles geklappt. Wir sind schon hier, unsere Sachen kommen hoffentlich in den nächsten Tagen." Zufrieden lächelte Terry.

„Und der Flug?", fragte Amita weiter.

„Der war sehr entspannend. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schön sein kann, zwischen Passagieren eingeklemmt zu sein", sie hielt inne, „Eigentlich habe ich nur geschlafen und bin schon wieder müde." Ihre Aussage unterstrich sie mit einem Gähnen, das sie mit dem im Kaffee enthaltenen Koffein besänftigen wollte.

Gerade, als Amita den Mund öffnete, um etwas zu erwidern, kehrte Francesca an den Tisch zurück. Begleitet wurde sie von einem jungen Mann.

„Das ist Gabriel", stellte sie ihn vor, „Er arbeitet hier."

Nachdem seine Chefin geendet hatte, nickte er kurz begrüßend in die Runde, während er die Speisekarten verteilte. Als diese nach und nach aufgeschlagen wurden, zog er sich zurück und trat an den Nebentisch, an dem die Rechnung verlangt wurde.


--


Über die Speisekarte hinweg, musterte Terry alle. Don machte sich wegen etwas Sorgen, das hatte sie schon bemerkt, als sie das Lokal betraten. Es war offensichtlich, dass es mit Alan zu tun hatte, denn der war anders, als sie ihn kennen gelernt hatte. Was genau es war, konnte sie allerdings nicht sagen, schwerwiegend musste es aber sein, denn selbst Charlies Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.

Seine Familie war Don ein Rätsel. Jetzt, da er sich Charlie angenähert hatte, machte sein Vater ihm ein Strich durch die Rechnung, in einer glücklichen Familie zu leben. Zumindest hatte er Terry, deren Liebe er sich sicher war. Sie war sein Fixpunkt in diesem Moment, deshalb schaute er zur Seite und betrachtete sie für einen Moment.

Zur gleichen Zeit studierte Amita die Preise. Bevor sie hier hergekommen war, hatte sie genau durchgerechnet, wie viel Geld sie ausgeben konnte. Wenn sie das Getränk herausrechnete, blieb noch genug für einen kleinen Salat oder die Kinderportion Spaghetti Bolognese übrig. Dabei dachte sie über den heutigen Tag nach, an dem sie schweren Herzens Professor Fleinhardts Projektgruppe aufgegeben hatte, damit sie Zeit für einen Nebenjob hatte.

Zum wiederholten Male fragte Charlie sich, was sich plötzlich geändert hatte. Es war alles gut gewesen, das Bild einer perfekten Familie mit nur kleinen, nicht nennenswerten Makeln war wieder hergestellt. Er hatte nicht registriert, was Schuld an der Veränderung war. Heute Morgen, als er sich auf den Weg zur Arbeit machte, war das neue, mittlerweile wieder veraltete Bild noch intakt gewesen.

Francesca brauchte keine Karte, um zu wissen, was sie und die Männer am Tisch essen würden. Don und Alan waren immer für noch blutige Steaks zu begeistern. Charlie war experimentierfreudiger, hatte aber auch seine Standard-Pizzabeläge und Nudelsoßen, die er nur variierte, ihm konnte sie trotzdem alles vorsetzen, was sie wollte. Die jungen Frauen kannte sie noch nicht all zu gut, so dass sie sich nicht festlegen wollte. Darüber dachte sie nur nach, um nicht über das Thema nachzudenken, das die Stimmung am Tisch so herunterzog.

Alan starrte die Karte an, sie war ebenso gut wie jeder andere Punkt geeignet, um seine Gedanken nicht in der Gegenwart zu halten. Deshalb würdigte er der Speisekarte nicht seine Aufmerksamkeit und hing stattdessen der Vergangenheit nach. Vor seinem inneren Auge sah er seine Frau und seine Kinder, wie er mit ihnen hier war. Zusammen mit Magaret saß er an einem Tisch und beobachtete Charlie, der auf dem Fußboden krabbelte, wobei Don im verfolgte, um ihn stets mit seiner Spielzeugwaffe zu verteidigen. Das waren glückliche Zeiten, damals waren sie eine ganz normale Familie. Zwei Elternteile und zwei Kinder. Heute war alles anders. Zwei Kinder, ein Elternteil und ein Fehler.


--


„Haben Sie sich entschieden?", fragte Gabriel, der sie dadurch allesamt aus ihren Gedanken riss.

„Ich hätte gerne das Steak mit Pommes und den Salat", antwortete Don als erster, denn sein Magen war mittlerweile jenseits von Appetit.

„Das nehme ich auch", schloss sich Charlie an.

„Machen Sie drei draus", ergänzte Terry.

Bei der großen Bestellung der anderen zögerte Amita einen Moment, ehe sie antwortete: „Den kleinen Salat mit Joghurt-Dressing bitte."

Francesca brauchte nicht zu bestellen, sie aß tagaus, tagein das Gleiche, deshalb notierte sich Gabriel auch schon die große Salami-Pizza mit extra viel Käse.

Nur Alan fehlte noch, doch er antwortete erst, als er die Karte geschlossen hatte. „Steak bitte."

Anschließend ging der Kellner davon, während am Tisch erneut Stille einkehrte.

„Wie soll Deine neue Wohnung denn sein, Terry?", fragte Amita, um irgendein Gespräch zu führen. Nichts war für sie schlimmer als die Stille am Tisch.

„Was kleines, aber nicht winzig. Zwei Zimmer sollte sie mindestens haben, lieber drei oder vier. Das ist dann aber vermutlich zu teuer."

„Das nennst Du klein?" Verwirrt schaute Amita sie an.

„Für mich alleine nicht, aber mit Don zusammen ist es angemessen, denke ich."

„Ihr zieht zusammen?" Kurz schaute Amita von Terry zu Don und ließ dann ihren Blick zurückgleiten. „Mir erzählt offenbar niemand etwas. Ich freue mich für Euch." Ihr Lächeln war einnehmend. „Wie lange seid Ihr jetzt zusammen?"

„Noch nicht lange. Ein paar Wochen, höchstens zwei Monate, aber wir kennen uns schon drei Jahre lang."

„Ich finde bemerkenswert, dass Ihr Euch das traut."

Die Männer und Francesca beteiligten sich nicht am Gespräch. Das wirkte mittlerweile merkwürdig, vor allem auf die beiden Frauen, die die anderen nur bedingt einschätzen konnten. Aus diesem Grund ließen beide die Stille zu, die langsam vom Tisch Besitz ergriff.

„Ich schau mal, was das Essen macht", entschuldigte sich Francesca, die sich trotz Dons herzlicher Einladung nicht willkommen fühlte.

Terry, die abgesehen vom Thema Kelly alles erfahren hatte, was in Quantico geschehen war, stand auf. „Entschuldigt mich bitte", sagte sie in die Runde, ehe sie sich Amita zuwandte, „Du warst schon mal hier. Oder?"

Die Angesprochene nickte.

„Zeigst Du mir den Weg zu den Toiletten?", fragte sie.

„Klar." Obwohl Amita selbst nicht wusste, wo sich die Toiletten befanden, hätte sie jede Gelegenheit wahrgenommen, um den Tisch zu verlassen. Daher kam ihr die Frage wie gerufen.


--


Zurück blieben die drei Eppes-Männer.

"Dad...", begann Charlie besorgt, wurde aber von seinem Bruder unterbrochen.

"Wir haben..." Auch Don konnte nicht viel mehr sagen, denn Alan ließ ihn nicht aussprechen.

"Es ist alles okay. Holt Eure Frauen zurück, während ich kurz austrete." Dann stand er auf und ging auf den Tresen zu.

Verwirrt schauten seine Söhne ihm hinterher.

"Sie ist nicht meine Frau", sagte Charlie schließlich, ohne einen wirklichen Bezug zum vorherigen Gespräch zu haben.

"Aber Du möchtest es doch gerne", fügte Don das Aber hinzu, das seiner Meinung nach gefehlt hatte. "Es ist offensichtlich, Charlie. Und Du hast es mir auch schon gesagt, meinetwegen brauchst Du Dich nicht zu verstellen."

"Ich weiß", reagierte er kleinlaut.


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In der Küche stand Francesca an der Arbeitsplatte und schnitt Zwiebeln. Obwohl sie die Arbeit gewohnt war, liefen ihr Tränen die Wangen herunter.

"Francesca", sagte Alan vorsichtig, als er die Küche betrat.

Sie wandte sich ihm zu.

"Es tut mir leid, dass ich mich wie ein Trampel verhalte." Erst jetzt bemerkte er die Tränen und wollte noch etwas dazu sagen, doch kam ihm zuvor.

"Zwiebeln!", antwortete sie, legte gleichzeitig das Messer ab und schaute ihn aufmerksam an. Im Hintergrund brutzelte das Fleisch in der Pfanne vor sich hin.

"Ich... Ich habe das Gefühl, dass ich Magaret betrogen habe. In meinen Augen wirst Du immer ihre beste Freundin bleiben, darüber kann ich nicht hinwegsehen."

"Warum bist Du dann hier?"

"Vor allem weil Charlie nicht locker gelassen hat, aber auch weil ich die Sache aus der Welt schaffen muss. Es war ein schöner Kuss, doch ich... ich kann das noch nicht und vor allem nicht mit Dir."

"Ich verstehe Dich." Sie streckte ihm ihre Hand entgegen. "Freunde?"

"Freunde!"

Das von ihr angerichtete Zwiebelschlachtfeld überließ sie Gabriel und kehrte gemeinsam mit Alan an den Tisch zurück.


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Nach ihrem Toilettengang, den sie durch ausgedehntes Händewaschen und anschließenden Smalltalk künstlich verlängert hatten, gingen Amita und Terry zurück zum Tisch. Dort saßen die Brüder mittlerweile alleine. Sobald sie zu viert waren, unterhielten sie sich über nichts sagende Themen, denn alle warteten gespannt auf die Rückkehr der älteren Generation. Sofort bemerkten sie, dass sich die Stimmung zum Guten geändert hatte. Alan war, wie sie ihn kannten, offen, freundlich und um kein Gesprächsthema verlegen. Auch Francesca schaute alle freundlich an.

Nun trat Gabriel mit den ersten Tellern an den Tisch. Als kurz darauf alle mit Essen versorgt waren, wünschten sie sich gegenseitig einen guten Appetit und begannen zu essen. Dabei entstand ein Gespräch, in dem es nicht darum ging, die Stille zu füllen, sondern den Raum mit Leben. Natürlich kamen ein paar peinliche Geschichten über Don und Charlie zu Tage, aber auch lustige Anekdoten, die mit dem Restaurant verbunden waren. Aus dem sehr steif begonnenen Abend wurde eine familiäre, freundschaftliche Vereinigung, dabei wurden die Probleme, die es zuvor gegeben hatte, nicht angesprochen.

Nachdem sie mit dem Essen fertig waren, wurde es Zeit, nach Hause zu fahren, denn Terry und Don konnten kaum die Augen aufhalten.

„Machst Du uns bitte die Rechnung fertig", bat Alan, während er Francesca anschaute.

Gleichzeitig holte Amita, die genau wusste, was sie zu zahlen hatte, ihr Portemonnaie heraus, dabei sprach ihr Gesicht Bände.

Francesca winkte ab. „Steck Deine Börse ein, Amita. Ihr seid natürlich alle eingeladen."

Dafür bedankte sich jeder, dann stand Alan auf und die anderen folgten seinem Beispiel. Zu sechst gingen sie zur Tür, an der sich alle von Francesca verabschiedeten. Dieses Mal kamen alle in den Genuss ihrer herzlichen Umarmung. Schließlich traten sie auf die Straße. Alan, der getrunken hatte, drückte Charlie die Schlüssel in die Hand. Nacheinander verabschiedeten sich nun Alan, Charlie und Terry von Amita. Doch Don hielt sich zurück.

„Fahrt ohne mich los, ich begleite Amita nach Hause", sagte er.

„Wir können sie doch schnell herumfahren", warf Charlie ein.

„Könnten wir, aber ich möchte ein wenig Zeit mit einer Freundin verbringen. Sie wird sicher ankommen und ich nehme den Bus." Damit war das Thema für ihn beendet. „Bis später", sagte Don und gab Terry noch einen flüchtigen Abschiedskuss.

Selbst Charlie wusste das und ging gemeinsam mit den anderen beiden in Richtung des Autos, während Amita und Don in die entgegen gesetzte Richtung auf dem Bürgersteig davon gingen.


--

„Was ist los, Amita", fragte Don direkt, als sie außer Hörweite der anderen waren.

„Ist es so offensichtlich?"

„Für mich schon."

„Ich bin pleite." Die Entscheidung, die Wahrheit zu sage, fiel ihr bei ihm leicht, denn sie wusste, dass sie bei ihm gut aufgehoben war. „Ich bin auf der Suche nach einem Job, doch meine Vorlesungen und Seminare habe ich so gut zusammengestellt, dass ich perfekte Zeiten habe, in denen ich arbeiten kann. Fast keine. Natürlich habe ich hier und da mal ein oder zwei Stunden frei, doch wer stellt jemanden ein, der so wenig Zeit dafür übrig hat?"

Mit allem hatte Don gerechnet, vor allem mit Charlie, doch dieses Problem hatte er nicht erahnt. Dafür eine Lösung zu finden, war schwierig, denn ihren Zeitplan konnte er nicht ändern.

„Ich habe sogar die Projektgruppe von Professor Fleinhardt aufgegeben, um mehr Zeit zu haben, dabei war das eine Riesenchance für meine zukünftige Karriere", fuhr sie fort, weil sie keine Antwort erhalten hatte. „Gebracht hat mir das aber nichts, denn die freie Zeit ist immer noch zu wenig."

„Kannst Du denn nicht ein paar Dinge umlegen, so dass es passt?", suchte Don nach einer Lösung.

„Können schon, aber ich möchte auch schnellstmöglich mein Studium abschließen und meine Doktorarbeit schreiben, um bald ins Berufsleben einzusteigen."

„Kommst Du über die Runden? Ich kann Dir Geld leihen." Ihren Lebensplan bewunderte er, sie war sehr strukturiert.

„Auf Eure... Deine Almosen bin ich nicht angewiesen, ich komme schon über die Runden", reagierte sie patzig, war es doch sinngemäß genau das, was auch Charlie ihr vorgeschlagen hatte.

„Das war nicht böse gemeint."

„Ich weiß. Aber Dein Geld bringt mir nur im Moment etwas, so dass ich ein paar Tage hinkomme, aber langfristig benötige ich einen sehr flexiblen Job, bei dem ich am besten meine Zeit selbst einteilen kann. Doch wo finde ich so einen?" Einen Moment hielt sie inne, um sich zu beruhigen. „Entschuldige bitte, dass ich meinen Frust bei Dir ablade."

"Das ist okay, schließlich sind wir Freunde." Für einen Augenblick dachte Don nach. "Leider kann ich Dir nicht helfen, vielleicht solltest Du Deinen Lebensplan ändern", schlug er vor. "Ich werde Dad fragen, er kennt viele Leute. Vielleicht suchen die ja noch jemand."

"Erzähle bitte niemand davon. Es ist mir so schon unangenehm, denn Charlie weiß es auch." Sie schaute ihn an. "Versprich es."

"Okay, ich werde nichts sagen, aber nur unter einer Bedingung. Wenn ich Dich zum Essen einlade, damit Du etwas Geld sparen kannst, nimmst Du das Angebot an."

"Abgemacht", stimmte Amita zu, die wusste, dass sie keinen besseren Deal bekommen würde.

Schweigend liefen sie eine Weile nebeneinander her, so hatten sie schon einen Großteil des Weges hinter sich, als das Gespräch wieder aufgenommen wurde.

"Wie geht es Dir sonst so? Was macht der Typ, von dem Du mir erzählt hast?"

"Mir geht es gut, denn ich habe zwei Entscheidungen gefällt. Zum einen haben wir uns gerade auf einer freundschaftlichen Ebene getroffen, auf der es sich aushalten lässt. Zum anderen passt eine Beziehung momentan nicht in meinen Lebensplan", schloss sie das Thema für sich selbst ab.

Über das Gespräch hinweg hatten sie nicht auf den Weg geachtet und waren beide überrascht, wie schnell sie das Wohnheim erreichten. Für einen Moment standen sie unschlüssig vorm Eingang.

"Ich würde Dich gerne hereinbitten, Don, aber ich muss morgen früh raus. Vielen Dank, dass Du mich nach Hause begleitet hast."

"Gern geschehen. Meld Dich, wenn Du irgendetwas brauchst, egal was. Ein Ohr zum Zuhören, Unterhaltung oder ein Essen."

"Das werde ich. Komm gut heim."

"Mach ich." Langsam ging Don auf sie zu und umarmte sie freundschaftlich. "Bis bald."

"Tschüß."

Als Don in Richtung der Bushaltestelle davonging, betrat sie das Studentenwohnheim.


--


Amita ging auf ihr Zimmer, setzte sich, nachdem sie sich ausgezogen hatte und im Bad gewesen war, an ihren Schreibtisch und las noch ein wenig in einem Fachbuch, das sie für Professor Fleinhardts Projekt benötigt hatte. Das Thema interessierte sie immer noch, doch so gerne sie wollte, sie musste das alles endgültig aufgeben. Zur Ablenkung nahm sie eines der Bücher, die Charlie ihr empfohlen hatte, und las darin. Was das anging, hatte er sie gut beraten, von seinem Gebiet hatte er eine Ahnung.


--


Als Don zu Hause ankam, war das Haus schon stockfinster bis auf ein Licht in seinem alten Zimmer. Als er hochging, schlief Terry. Auf ihrer Brust lag ein aufgeschlagenes Buch, in dem sie zuvor gelesen hatte. So leise wie möglich zog Don sich aus und legte sich nach einer schnellen Dusche zu ihr. Von der Bewegung in dem für zwei Personen zu kleinen Bett wachte sie auf und schaute ihn an.

"Ist alles in Ordnung?", fragte sie.

"Ja. Schlaf weiter." Noch während er redete, löschte er das Licht.

"Ich möchte aber nicht schlafen", flüsterte sie im Dunkeln in sein Ohr.

"Dann sollten wir leise sein, denn die anderen wollen schlafen", erwiderte er grinsend.

Danke an Jo & XY ungelöst - die weltbesten Künstlerinnen
Ideenlos und stolz darauf!
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