16.12.2008, 22:58
@DASEWIGEESI: Vielen Dank. Das freut mich.
@Katalin: Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Es freut mich immer wieder, Dein FB zu lesen. Irgendwie ist es schön. Bei Dir merke ich richtig, wie Du liest und mitfieberst. Vielleicht findest Du im aktuellen Kapitel wieder etwas, was Dir gefällt.
Ich entwickle gerade Schuldgefühle, weil es fast zwei Monate gedauert hat, das nächste Kapitel zu schreiben. Perfekt finde ich es nicht, aber es wird auch nicht besser werden. Eine aufkeimende Schreibblockade lässt grüÃen. Trotzdem wünsche ich Euch viel Spaà beim Lesen und würde mich über Feedback freuen.
Am nächsten Morgen band sich Terry sofort in den Alltag der Familie ein. Nachdem sie ausgeschlafen hatte, was wegen Charlies scheuÃlich lautem Wecker nicht wirklich als solches zu bezeichnen war, frühstückte sie gemeinsam mit Don und dem Rest seiner Familie. Sie freute sich über die Aufmerksamkeit, die alle drei Männer ihr entgegenbrachten. Schon jetzt fühlte sie sich hier Zuhause und genoss das Theater, das um sie gemacht wurde, denn von ihrer eigenen Familie war sie es nicht gewohnt.
Als Charlie verlieà das Haus, sich der Frühstückstisch auflöste und auch Alan aufstand, um in der Küche für Ordnung zu sorgen, erhob auch sie sich und brachte ihr Geschirr in die Küche. Dann machte sie sich daran, die Abstellkammer und den Schuppen auszufegen, bevor die Möbel kamen. Der Rest des Tages stand ihr zur freien Verfügung, so erkundete sie anschlieÃend ihr neues Domizil, von dem sie sich am Vorabend nur das Bad und das Schlafzimmer gesehen hatte. Besonders gefiel ihr die Wohnstube, die eine gewisse Gemütlichkeit ausstrahlte. Sie war sich sicher, dass hier noch die Ehefrau und Mutter der Familie ihre Hände im Spiel gehabt hatte. Trotzdem gab es wenig Zeugnis von ihr hier, denn es hing nur ein einziges Bild an der Wand, auf dem sie zu sehen war. Das wunderte sie sehr, denn Magaret wurde von allen sehr geschätzt, so viel hatte sie mittlerweile mitbekommen.
Nachdem sie ihren Rundgang beendet hatte, sorgte sie für ein schönes Umfeld und legte die Kleidung, die sie am Vorabend nur auf den Boden geworfen hatte, ordentlich zusammen und in einen Schrank. Dann machte sie das Bett und schaute sich oben um. Hier gab es noch viel mehr zu sehen, auch wenn sie in die Zimmer von Charlie und Alan nur einen kurzen Blick warf. Sie war sich sicher, dass sie hier bleiben könnte, aber sie wollte trotzdem wieder auf eigenen FüÃen stehen. SchlieÃlich beendete Terry ihren Weg durch das Haus und beschloss, sich an einen Makler zu wenden. Obwohl sie wusste, dass sie willkommen war, wollte sie Charlie und Alan nicht länger zur Last fallen, als es tatsächlich notwendig war. Auch wenn heute noch die Möbel angeliefert würde, so wollte sie doch die Gunst der Stunde nutzen und einen Makler suchen. Deshalb ging sie wieder nach unten, griff nach den Gelben Seiten sowie dem Telefon, ehe sie sich an den Esstisch setzte und wählte.
Derweil nahm Don das Auto seines Vaters und fuhr zum FBI-Büro, um sich persönlich bei seinen zukünftigen Kollegen vorzustellen, jetzt da er in Los Angeles angekommen war. Ohne viele Worte Lange wurde Don durch das Büro geführt und dabei auch dem Team vorgestellt, dem er zugeteilt worden war. Die anderen Agents waren jung, Mitte bis Ende 20, nur der Teamleiter, Tom Sanders, war älter. Ihn schätzte Don auf 35 Jahre. Das alles dauerte nicht mal eine halbe Stunde, dann machte er sich auf den Weg.
In seinem Kopf hatten momentan zwei Dinge Priorität: ein Auto und eine Wohnung. Er war glücklich, wieder Zuhause zu sein, doch lange wollte er nicht mit seiner Familie unter einem Dach leben. Ein Platz, um heimzukommen, hatte er sicher, doch er wollte sein eigenes Reich haben, das er sich mit Terry teilen wollte. Das Auto war zwangsläufig notwendig, denn er musste von A nach B kommen können, ohne auf seinen Vater Rücksicht zu nehmen.
Mit der Vorstellung, einen Geländewagen zu kaufen, fuhr zum Gebrauchtwagenhändler. Als er die Preise las, musste er seine Erwartungen drastisch herunterschrauben. Auch bei fünf anderen Händlern bewegten sich die Preise in einem ähnlichen Bereich, so dass er sich schlieÃlich für einen Ford entschied. Nach einer Probefahrt schloss er den Vertrag ab, handelte aber zuvor noch den Preis herunter. Nachdem er auch diesen Punkt auf seiner Liste erledigt hatte, fuhr er wieder nach Hause, es war Mittagszeit. Er war froh, etwas geschafft zu haben.
Bevor ihre Vorlesung begann, hatte Amita eine Stunde Zeit, die sie nutzen wollte, um einen Job zu finden. Zuerst schaute sie auf das schwarze Brett der Uni, doch dort hing nichts aus. Zu Fuà ging sie deshalb in die nahe gelegene EinkaufsstraÃe, in der Charlie ihre Schuhe ruiniert hatte, und betrat den erstbesten Laden, den sie erfolglos wieder verlieÃ, dabei war niemand an ihren Kenntnissen, Fähigkeiten oder gar möglichen Arbeitszeiten interessiert. So erging es ihr überall, meistens sobald sie die CalSci erwähnte. Die Uni schien einen Ruf zu haben, der nicht für die Studenten sprach. Deshalb ging sie mit hängenden Schultern zurück, als es Zeit wurde. Ihre Vorlesung wollte sie nicht versäumen.
Als sie den Raum betrat, in dem Charlies Vorlesung stattfand, waren die meisten Studenten schon da, auch der Doktor höchst persönlich. Am Fenster in einer der hinteren Reihen fand sie einen freien Platz und schaute von dort auf die Tafel, an der Charlie gerade ein paar Zahlenreihen schrieb. Während er das Blatt auf seinem Pult studierte und sich dann wieder der Tafel zuwandte, sah er zufrieden aus. Das fand sie bemerkenswert, es schien ihr so, als ob er seinen Platz gefunden hatte. Das mochte sie an ihm, denn es fiel ihr nicht zum ersten Mal auf. Doch wirklich beschäftigte sie sich nicht mit ihm, sondern war mit ihren Gedanken noch immer bei ihrem Geldproblem. So war es auch noch, als die Vorlesung begann.
Amita hörte nicht zu. Zahlen interessierten sie momentan zwar, aber sie waren anders als die, um die es in der Vorlesung ging. Ihre Gedanken kreisten um den Minusbetrag auf ihrem Konto, von dem Charlie sie nicht ablenkte.
Seine Vorlesung hatte Charlie genauestens vorbereitet. Er wusste, dass sie gut war, er wusste, dass sie richtig war. Trotzdem bemerkte er, dass ihm nicht alle Studenten wirklich zuhörten. Besonders Amita schien noch immer abwesend zu sein. Deshalb fragte er sich, ob sein Vortrag vielleicht doch nicht so gut war, wie er meinte. Etwas Merkwürdiges geschah, er war verunsichert. Ein Gefühl, das er zumindest in Bezug auf Mathematik nicht kannte.
Gegen Charlies Willen war Amita zu seiner Messlatte geworden. Begeisterte er sie nicht, so war seine Vorlesung nur mittelmäÃig, wenn nicht sogar schlecht. Darüber dachte er nach, anstatt sich auf die Vorlesung zu konzentrieren, weshalb er mehrfach ins Stocken geriet, sich selbst im Weg stand und aus dem Konzept brachte. Aus diesem Grund war er froh, als die Vorlesung endlich zu Ende war und er sich auf das Packen seiner Tasche konzentrieren konnte.
Dass Amita rasch aufstand und den Raum verlieÃ, bemerkte er trotzdem. In seinen Augen hatte es etwas Fluchtartiges, worüber Charlie sich wieder Gedanken machten. Die beschäftigten ihn auch noch, während er auf den Flur trat und zu seinem Büro ging. Er wusste noch nicht, womit er sich ablenken würde, er wusste nur, dass er sich ablenken musste. Eigentlich sollte er sich auch auf etwas anderes konzentrieren, denn sein Termin für das Kolloquium rückte immer näher.
SchlieÃlich erreichte er sein Büro und war überrascht, als er hinein trat, denn das Büro war nicht leer, wie er erwartet hatte. Sofort kehrte er in die Gegenwart zurück.
Nachdem auf sein Klopfen nicht reagiert worden war, hatte Larry einfach Charlies offenes Büro betreten. Der ehemals karge Raum war mittlerweile mit wissenschaftlichen Leben gefüllt worden. Er betrachtete die persönliche Note ganz genau, denn seines Erachtens sagte sie viel über einen Wissenschaftler aus. Einige lebten im sortierten Chaos, andere im chaotischen Chaos und eine kleine Randgruppe vertrat die pedantische Ordnung. Charlie gehörte eindeutig zum chaotischen Chaos, ebenso wie er selbst. Auf dem Schreibtisch stapelte sich Papier, während an der Tafel mehrere Ansätze für verschiedene Berechnungen standen.
Irgendwann hatte er sich genug umgeschaut und setzte sich auf den Stuhl vorm Schreibtisch. Aus seiner Tasche holte er ein Buch heraus, in dem er etwas lesen wollte, und wartete darauf, dass Charlie erschien. Als dieser endlich eintraf, musterte Larry ihn genau. Obwohl er sich oft in Charlie - abgesehen von der Geradlinigkeit - wieder erkannte, war er ihm in diesem Moment fremd. Das Glitzern seiner Augen, das er gewöhnlich nach jeglicher Art von Mathematik mit der Menschheit teilte, war nicht zu sehen. Auch sein freundlicher, stets offener Gesichtsausdruck war nicht sichtbar.
Da er selbst die Gedankengänge seines Gehirns ebenso wenig verstand wie ein AuÃenstehender, lieà er seine bisherigen Begegnungen mit Charlie Revue passieren. Viele Ãnderungen hatten in dieser Zeit stattgefunden, stellte er fest, gleichzeitig wusste er aber auch, dass sein Schützling noch nicht am Ende seines Weges angekommen war. Obwohl sein Gehirn anders funktionierte, wurde ihm doch klar, dass er etwas sagen sollte, denn das hatte er seit Charlies Eintreten nicht getan.
Nachdem Alan mit seiner Familie gefrühstückt hatte, lieà er Terry in Ruhe ankommen und ging in den Garten. Schon länger wollte er sich um die Blumen kümmern, die er zuletzt sehr vernachlässigt hatte. Sie waren sein Hobby, solange er dieses Haus besaÃ, trotzdem hatte er sie einfach vergessen. Erst gestern war ihm aufgefallen, wie schlecht sie aussahen. Viele lieÃen die Köpfe hängen, einige waren sogar welk. Mit etwas Wasser, gutem Zureden und ein wenig Hoffnung wollte er sie retten.
Das war sein Plan, als er in die Knie ging und ein paar vertrocknete Blätter abzupfte. Dabei geriet er ins Grübeln über seine Söhne und sich. Beide hatten sie ihr Glück gefunden, der eine lebte es schon, der andere noch nicht. Doch das würde sich bald legen, hoffte er. AnschlieÃend wanderten Alans Gedanken an die Zeit zurück, die er mit seiner Frau in diesem Garten verbracht hatte.
Als sie das Haus kauften, war Magaret schwanger mit Don, deshalb hatte er ihr verboten, auch nur einen Finger im Haus oder im Garten zu rühren. Er selbst hatte jede Rose gepflanzt, wo und wie sie es wollte, dabei waren manchmal ihre Hormone im Weg gewesen, so dass er für einige Blumen mehr als drei Löcher graben musste. Bei diesem Gedanken musste Alan lächeln und beugte sich etwas tiefer, um wieder im Dreck zu wühlen. Dabei tauchten andere Erinnerungen auf, so erinnerte er sich an ein sommerliches Grillfest mit seiner Familie sowie Francesca und ihrem Mann. An diesem Tag hatte er Luigi zum letzten Mal gesehen.
Wie an jedem anderen Tag auch war Francesca in ihrem Restaurant und arbeitete. Sie konnte sich nicht an ihren letzten Urlaub erinnern, der lag viele Jahre zurück. Doch im Moment sehnte sie sich danach, denn sie wollte nicht immer zur Tür schauen und auf die Familie Eppes warten. Deren Besuch am vergangenen Abend hatte eine alte Sehnsucht zu Tage gebracht. Ihr Herz hing an den drei Männern und deren Begleiterinnen, für sie war die Familie etwas, das sie selbst nicht hatte und sich so sehr wünschte.
Das Restaurant lieà ihr wenig freie Zeit, um dauerhafte Kontakte zu knüpfen. Natürlich war sie eine herzliche Frau, die jeden Menschen offen empfing, doch sie lieà nur schwer jemand an sich herankommen. So wusste auch nur Magaret, mit der sie eine enge Freundin verbunden hatte und deren Tod sie tief berührt hatte, warum Luigi sie tatsächlich verlassen hatte. Sie konnte keine Kinder bekommen. Deshalb hatten sie und ihr Ex-Mann sich an Don und Charlie geklammert und waren mit ihnen umgegangen, als ob es ihre eigenen Söhne waren. Verlassen hatte er sie dann wegen der Geliebten, aber nicht, weil sie eine bessere Frau war, sondern weil sie schwanger war und er endlich Vater sein konnte.
Längst hatte sie ihm verziehen, es schmerzte nicht mehr, denn sie hatte in der Familie Eppes eine Stütze gehabt. Als Magaret starb, hielt sie sich an Alan, der den Kontakt zu ihr aufrecht erhielt. Dass sie sich dabei verlieben würde, hatte sie nicht erwartet. Es war einige Monate her, dass sie ihr Glück versucht hatte. Seitdem war sie sich sicher, dass auch er bereit war, eine neue Frau zu lieben, wenn auch nicht so wie seine Magaret. Gleichzeitig hatte er offenbar auch Schuldgefühle und hielt sich fortan fern von ihr. Dass er wieder hier gewesen war und sie ihre Differenzen beiseite gelegt hatten, machte ihr Hoffnung und so schaute sie weiterhin regelmäÃig zur Tür, während sie nebenbei arbeitete.
@Katalin: Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Es freut mich immer wieder, Dein FB zu lesen. Irgendwie ist es schön. Bei Dir merke ich richtig, wie Du liest und mitfieberst. Vielleicht findest Du im aktuellen Kapitel wieder etwas, was Dir gefällt.
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Ich entwickle gerade Schuldgefühle, weil es fast zwei Monate gedauert hat, das nächste Kapitel zu schreiben. Perfekt finde ich es nicht, aber es wird auch nicht besser werden. Eine aufkeimende Schreibblockade lässt grüÃen. Trotzdem wünsche ich Euch viel Spaà beim Lesen und würde mich über Feedback freuen.
26.
Am nächsten Morgen band sich Terry sofort in den Alltag der Familie ein. Nachdem sie ausgeschlafen hatte, was wegen Charlies scheuÃlich lautem Wecker nicht wirklich als solches zu bezeichnen war, frühstückte sie gemeinsam mit Don und dem Rest seiner Familie. Sie freute sich über die Aufmerksamkeit, die alle drei Männer ihr entgegenbrachten. Schon jetzt fühlte sie sich hier Zuhause und genoss das Theater, das um sie gemacht wurde, denn von ihrer eigenen Familie war sie es nicht gewohnt.
Als Charlie verlieà das Haus, sich der Frühstückstisch auflöste und auch Alan aufstand, um in der Küche für Ordnung zu sorgen, erhob auch sie sich und brachte ihr Geschirr in die Küche. Dann machte sie sich daran, die Abstellkammer und den Schuppen auszufegen, bevor die Möbel kamen. Der Rest des Tages stand ihr zur freien Verfügung, so erkundete sie anschlieÃend ihr neues Domizil, von dem sie sich am Vorabend nur das Bad und das Schlafzimmer gesehen hatte. Besonders gefiel ihr die Wohnstube, die eine gewisse Gemütlichkeit ausstrahlte. Sie war sich sicher, dass hier noch die Ehefrau und Mutter der Familie ihre Hände im Spiel gehabt hatte. Trotzdem gab es wenig Zeugnis von ihr hier, denn es hing nur ein einziges Bild an der Wand, auf dem sie zu sehen war. Das wunderte sie sehr, denn Magaret wurde von allen sehr geschätzt, so viel hatte sie mittlerweile mitbekommen.
Nachdem sie ihren Rundgang beendet hatte, sorgte sie für ein schönes Umfeld und legte die Kleidung, die sie am Vorabend nur auf den Boden geworfen hatte, ordentlich zusammen und in einen Schrank. Dann machte sie das Bett und schaute sich oben um. Hier gab es noch viel mehr zu sehen, auch wenn sie in die Zimmer von Charlie und Alan nur einen kurzen Blick warf. Sie war sich sicher, dass sie hier bleiben könnte, aber sie wollte trotzdem wieder auf eigenen FüÃen stehen. SchlieÃlich beendete Terry ihren Weg durch das Haus und beschloss, sich an einen Makler zu wenden. Obwohl sie wusste, dass sie willkommen war, wollte sie Charlie und Alan nicht länger zur Last fallen, als es tatsächlich notwendig war. Auch wenn heute noch die Möbel angeliefert würde, so wollte sie doch die Gunst der Stunde nutzen und einen Makler suchen. Deshalb ging sie wieder nach unten, griff nach den Gelben Seiten sowie dem Telefon, ehe sie sich an den Esstisch setzte und wählte.
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Derweil nahm Don das Auto seines Vaters und fuhr zum FBI-Büro, um sich persönlich bei seinen zukünftigen Kollegen vorzustellen, jetzt da er in Los Angeles angekommen war. Ohne viele Worte Lange wurde Don durch das Büro geführt und dabei auch dem Team vorgestellt, dem er zugeteilt worden war. Die anderen Agents waren jung, Mitte bis Ende 20, nur der Teamleiter, Tom Sanders, war älter. Ihn schätzte Don auf 35 Jahre. Das alles dauerte nicht mal eine halbe Stunde, dann machte er sich auf den Weg.
In seinem Kopf hatten momentan zwei Dinge Priorität: ein Auto und eine Wohnung. Er war glücklich, wieder Zuhause zu sein, doch lange wollte er nicht mit seiner Familie unter einem Dach leben. Ein Platz, um heimzukommen, hatte er sicher, doch er wollte sein eigenes Reich haben, das er sich mit Terry teilen wollte. Das Auto war zwangsläufig notwendig, denn er musste von A nach B kommen können, ohne auf seinen Vater Rücksicht zu nehmen.
Mit der Vorstellung, einen Geländewagen zu kaufen, fuhr zum Gebrauchtwagenhändler. Als er die Preise las, musste er seine Erwartungen drastisch herunterschrauben. Auch bei fünf anderen Händlern bewegten sich die Preise in einem ähnlichen Bereich, so dass er sich schlieÃlich für einen Ford entschied. Nach einer Probefahrt schloss er den Vertrag ab, handelte aber zuvor noch den Preis herunter. Nachdem er auch diesen Punkt auf seiner Liste erledigt hatte, fuhr er wieder nach Hause, es war Mittagszeit. Er war froh, etwas geschafft zu haben.
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Bevor ihre Vorlesung begann, hatte Amita eine Stunde Zeit, die sie nutzen wollte, um einen Job zu finden. Zuerst schaute sie auf das schwarze Brett der Uni, doch dort hing nichts aus. Zu Fuà ging sie deshalb in die nahe gelegene EinkaufsstraÃe, in der Charlie ihre Schuhe ruiniert hatte, und betrat den erstbesten Laden, den sie erfolglos wieder verlieÃ, dabei war niemand an ihren Kenntnissen, Fähigkeiten oder gar möglichen Arbeitszeiten interessiert. So erging es ihr überall, meistens sobald sie die CalSci erwähnte. Die Uni schien einen Ruf zu haben, der nicht für die Studenten sprach. Deshalb ging sie mit hängenden Schultern zurück, als es Zeit wurde. Ihre Vorlesung wollte sie nicht versäumen.
Als sie den Raum betrat, in dem Charlies Vorlesung stattfand, waren die meisten Studenten schon da, auch der Doktor höchst persönlich. Am Fenster in einer der hinteren Reihen fand sie einen freien Platz und schaute von dort auf die Tafel, an der Charlie gerade ein paar Zahlenreihen schrieb. Während er das Blatt auf seinem Pult studierte und sich dann wieder der Tafel zuwandte, sah er zufrieden aus. Das fand sie bemerkenswert, es schien ihr so, als ob er seinen Platz gefunden hatte. Das mochte sie an ihm, denn es fiel ihr nicht zum ersten Mal auf. Doch wirklich beschäftigte sie sich nicht mit ihm, sondern war mit ihren Gedanken noch immer bei ihrem Geldproblem. So war es auch noch, als die Vorlesung begann.
Amita hörte nicht zu. Zahlen interessierten sie momentan zwar, aber sie waren anders als die, um die es in der Vorlesung ging. Ihre Gedanken kreisten um den Minusbetrag auf ihrem Konto, von dem Charlie sie nicht ablenkte.
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Seine Vorlesung hatte Charlie genauestens vorbereitet. Er wusste, dass sie gut war, er wusste, dass sie richtig war. Trotzdem bemerkte er, dass ihm nicht alle Studenten wirklich zuhörten. Besonders Amita schien noch immer abwesend zu sein. Deshalb fragte er sich, ob sein Vortrag vielleicht doch nicht so gut war, wie er meinte. Etwas Merkwürdiges geschah, er war verunsichert. Ein Gefühl, das er zumindest in Bezug auf Mathematik nicht kannte.
Gegen Charlies Willen war Amita zu seiner Messlatte geworden. Begeisterte er sie nicht, so war seine Vorlesung nur mittelmäÃig, wenn nicht sogar schlecht. Darüber dachte er nach, anstatt sich auf die Vorlesung zu konzentrieren, weshalb er mehrfach ins Stocken geriet, sich selbst im Weg stand und aus dem Konzept brachte. Aus diesem Grund war er froh, als die Vorlesung endlich zu Ende war und er sich auf das Packen seiner Tasche konzentrieren konnte.
Dass Amita rasch aufstand und den Raum verlieÃ, bemerkte er trotzdem. In seinen Augen hatte es etwas Fluchtartiges, worüber Charlie sich wieder Gedanken machten. Die beschäftigten ihn auch noch, während er auf den Flur trat und zu seinem Büro ging. Er wusste noch nicht, womit er sich ablenken würde, er wusste nur, dass er sich ablenken musste. Eigentlich sollte er sich auch auf etwas anderes konzentrieren, denn sein Termin für das Kolloquium rückte immer näher.
SchlieÃlich erreichte er sein Büro und war überrascht, als er hinein trat, denn das Büro war nicht leer, wie er erwartet hatte. Sofort kehrte er in die Gegenwart zurück.
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Nachdem auf sein Klopfen nicht reagiert worden war, hatte Larry einfach Charlies offenes Büro betreten. Der ehemals karge Raum war mittlerweile mit wissenschaftlichen Leben gefüllt worden. Er betrachtete die persönliche Note ganz genau, denn seines Erachtens sagte sie viel über einen Wissenschaftler aus. Einige lebten im sortierten Chaos, andere im chaotischen Chaos und eine kleine Randgruppe vertrat die pedantische Ordnung. Charlie gehörte eindeutig zum chaotischen Chaos, ebenso wie er selbst. Auf dem Schreibtisch stapelte sich Papier, während an der Tafel mehrere Ansätze für verschiedene Berechnungen standen.
Irgendwann hatte er sich genug umgeschaut und setzte sich auf den Stuhl vorm Schreibtisch. Aus seiner Tasche holte er ein Buch heraus, in dem er etwas lesen wollte, und wartete darauf, dass Charlie erschien. Als dieser endlich eintraf, musterte Larry ihn genau. Obwohl er sich oft in Charlie - abgesehen von der Geradlinigkeit - wieder erkannte, war er ihm in diesem Moment fremd. Das Glitzern seiner Augen, das er gewöhnlich nach jeglicher Art von Mathematik mit der Menschheit teilte, war nicht zu sehen. Auch sein freundlicher, stets offener Gesichtsausdruck war nicht sichtbar.
Da er selbst die Gedankengänge seines Gehirns ebenso wenig verstand wie ein AuÃenstehender, lieà er seine bisherigen Begegnungen mit Charlie Revue passieren. Viele Ãnderungen hatten in dieser Zeit stattgefunden, stellte er fest, gleichzeitig wusste er aber auch, dass sein Schützling noch nicht am Ende seines Weges angekommen war. Obwohl sein Gehirn anders funktionierte, wurde ihm doch klar, dass er etwas sagen sollte, denn das hatte er seit Charlies Eintreten nicht getan.
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Nachdem Alan mit seiner Familie gefrühstückt hatte, lieà er Terry in Ruhe ankommen und ging in den Garten. Schon länger wollte er sich um die Blumen kümmern, die er zuletzt sehr vernachlässigt hatte. Sie waren sein Hobby, solange er dieses Haus besaÃ, trotzdem hatte er sie einfach vergessen. Erst gestern war ihm aufgefallen, wie schlecht sie aussahen. Viele lieÃen die Köpfe hängen, einige waren sogar welk. Mit etwas Wasser, gutem Zureden und ein wenig Hoffnung wollte er sie retten.
Das war sein Plan, als er in die Knie ging und ein paar vertrocknete Blätter abzupfte. Dabei geriet er ins Grübeln über seine Söhne und sich. Beide hatten sie ihr Glück gefunden, der eine lebte es schon, der andere noch nicht. Doch das würde sich bald legen, hoffte er. AnschlieÃend wanderten Alans Gedanken an die Zeit zurück, die er mit seiner Frau in diesem Garten verbracht hatte.
Als sie das Haus kauften, war Magaret schwanger mit Don, deshalb hatte er ihr verboten, auch nur einen Finger im Haus oder im Garten zu rühren. Er selbst hatte jede Rose gepflanzt, wo und wie sie es wollte, dabei waren manchmal ihre Hormone im Weg gewesen, so dass er für einige Blumen mehr als drei Löcher graben musste. Bei diesem Gedanken musste Alan lächeln und beugte sich etwas tiefer, um wieder im Dreck zu wühlen. Dabei tauchten andere Erinnerungen auf, so erinnerte er sich an ein sommerliches Grillfest mit seiner Familie sowie Francesca und ihrem Mann. An diesem Tag hatte er Luigi zum letzten Mal gesehen.
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Wie an jedem anderen Tag auch war Francesca in ihrem Restaurant und arbeitete. Sie konnte sich nicht an ihren letzten Urlaub erinnern, der lag viele Jahre zurück. Doch im Moment sehnte sie sich danach, denn sie wollte nicht immer zur Tür schauen und auf die Familie Eppes warten. Deren Besuch am vergangenen Abend hatte eine alte Sehnsucht zu Tage gebracht. Ihr Herz hing an den drei Männern und deren Begleiterinnen, für sie war die Familie etwas, das sie selbst nicht hatte und sich so sehr wünschte.
Das Restaurant lieà ihr wenig freie Zeit, um dauerhafte Kontakte zu knüpfen. Natürlich war sie eine herzliche Frau, die jeden Menschen offen empfing, doch sie lieà nur schwer jemand an sich herankommen. So wusste auch nur Magaret, mit der sie eine enge Freundin verbunden hatte und deren Tod sie tief berührt hatte, warum Luigi sie tatsächlich verlassen hatte. Sie konnte keine Kinder bekommen. Deshalb hatten sie und ihr Ex-Mann sich an Don und Charlie geklammert und waren mit ihnen umgegangen, als ob es ihre eigenen Söhne waren. Verlassen hatte er sie dann wegen der Geliebten, aber nicht, weil sie eine bessere Frau war, sondern weil sie schwanger war und er endlich Vater sein konnte.
Längst hatte sie ihm verziehen, es schmerzte nicht mehr, denn sie hatte in der Familie Eppes eine Stütze gehabt. Als Magaret starb, hielt sie sich an Alan, der den Kontakt zu ihr aufrecht erhielt. Dass sie sich dabei verlieben würde, hatte sie nicht erwartet. Es war einige Monate her, dass sie ihr Glück versucht hatte. Seitdem war sie sich sicher, dass auch er bereit war, eine neue Frau zu lieben, wenn auch nicht so wie seine Magaret. Gleichzeitig hatte er offenbar auch Schuldgefühle und hielt sich fortan fern von ihr. Dass er wieder hier gewesen war und sie ihre Differenzen beiseite gelegt hatten, machte ihr Hoffnung und so schaute sie weiterhin regelmäÃig zur Tür, während sie nebenbei arbeitete.
Danke an Jo & XY ungelöst - die weltbesten Künstlerinnen
Ideenlos und stolz darauf!