11.01.2009, 12:36
@Leila: Die Idee finde ich sehr schön, es ist interessant zu sehen, was aus Rory geworden wäre, wenn sie einen ganz anderen Weg eingeschlagen hätte. Nur vielleicht hätte man den Streit, den sie und Lorelai hatten, noch ein wenig mehr erläutern können und ab und an findet man ein paar Grammatik- und Rechtschreibfehler. Aber sonst gut gemacht.
Das hier ist jetzt mein Beitrag. Endlich. Ich habe mich auch für Gilmore Girls und das Krankenhaus entschieden. Mein Hauptcharakter ist Clara und die Geschichte spielt nach der 7.Staffel.
Autor: Pretyn
Titel: Chicago, Chicago
Genre: Freundschaft
Raiting: R-12
Disclaimer: Clara, Dean und Lindsay gehören A.S. Palladino, die anderen sind meine. Ich verdiene mit der Geschichte kein Geld.
Spoilerwarnung: Vielleicht ein bisschen aus 5.02
Chicago, Chicago
Mein Praktikum in einem Krankenhaus habe ich vor zwei Monaten angefangen. Es gefällt mir sogar ganz gut, mittlerweile nennen mich die Krankenschwestern nur noch Clara, anstatt ständig âMiss Foresterâ. Ich bin hier gelandet, weil ich nach dem Ende der High School keine Ahnung hatte, was ich eigentlich mit meinem weiteren Leben anfangen wollte und so folgte ich meinem ersten Impuls. Von einigen Krankenhäusern wurde ich abgelehnt, doch jenes in meiner alten Heimatstadt wollte mich haben. Jenes in Chicago.
Mein Glück war auch, dass mein Bruder Dean seit einiger Zeit wieder angefangen hatte zu studieren - in Chicago. Also leben wir jetzt in einer Art Wohngemeinschaft zusammen. Dean macht sich ganz gut, seine Scheidung von Lindsay ist ja auch schon drei Jahre her. Naja, gemocht habe ich sie ja nie besonders.
Im Krankenhaus angekommen wechsele ich zuerst meine Jeans in die eintönige Arbeitskleidung. Ich binde mir gerade meine Haare zusammen, als Trina, auch eine Praktikantin, neben mir auftaucht.
âHey, hast du schon gesehen, wo wir heute wieder eingeteilt sind?â
âNein. Wo?â
âAuf Station drei. Toll, oder?â Ihre Stimme trieft vor Ironie und sie verdreht die Augen. Meine Begeisterung hält sich ähnlich in Grenzen. Auf Station drei liegen die Patienten mit langfristigem Aufenthalt, also versauern viele dort schon seit Monaten. Dementsprechend behandeln sie auch ihre Mitmenschen. Als ob die etwas dafür könnten. Am schlimmsten ist ein Junge, der Eric heiÃt. Dank ärztlicher Schweigepflicht weià ich nicht, was er hat, allerdings war er schon hier, als ich anfing. Gleich in meiner ersten Woche bin ich ihm begegnet und es war der Horror. Er muss zwar ungefähr in meinem Alter sein, aber er benimmt sich wie ein kleines Kind. Den ganzen Tag nörgelt und brüllt er herum, und einmal hat er sich sogar den Tropf abgerissen und einem Arzt entgegen geschleudert. Mit der Zeit ignorieren ihn die Schwestern entweder oder keifen einfach zurück. Ich gehöre zur zweiten Sorte.
Da ich erst zur Mittagszeit gekommen bin, verteilen Trina und ich als erstes das Essen.
âKannst du heute den Typen übernehmen?â, bittet mich Trina und setzt ihren besten Hundeblick auf. Sie hat Angst vor Eric, also muss ich ihm wohl oder übel seine Portion bringen.
Ich klopfe an die Tür, marschiere ins Zimmer herein und rufe lautstark âMittagessen!â
âHau ab!â, kommt die dumpfe Antwort, denn Eric hat sich so tief im Bett vergraben, dass man nur seinen blonden Haarschopf sieht.
âOkay, dann nehm ich diese nahrhafte Mahlzeit wieder mit. Viel Spaà beim Hungern.â Ich mache eine Kehrtwende und bin schon fast drauÃen, als er mich zurückruft.
âSchon gut, schon gut. Jetzt bring das Zeug eben her.â
Zufrieden klappe ich den Tisch neben dem Bett hoch, nehme die Glocke vom Teller und stelle es ihm vor die Nase. Eric verzieht das Gesicht.
âDas esse ich nicht. Hol mir was anderes!â, fordert er. Sehr schön sieht es wirklich nicht aus, ein wenig undefinierbar. Auf jeden Fall ist es irgendetwas mit Kartoffeln. Aber er bekommt nur das.
âVergiss es. Du wirst das essen.â
âNein!â
âDoch.â
âNein, verdammt!â Er schnappt sich den Teller, holt aus und schmeiÃt ihn gegen die Wand, wo er zerbricht und ein paar hässliche Flecken hinterlässt. Na prima. Genervt hole ich einen Lappen aus dem kleinen Bad und werfe ihm den entgegen.
âHier. Aufwischen.â
âWas?! Aber⦠ich kann doch nicht aufstehen!â
âNicht mein Problem!â, antworte ich noch, bevor ich die Tür hinter mir zuschlage. Ein netter Kerl, oder?
Später laufe ich der Oberschwester über den Weg, die mich sofort anhält.
âClara! Einen Moment! Was war denn das vorhin mit dem Patienten aus Zimmer 318?â Sie schaut mich streng an. Vermutlich hat der Kerl ihr erzählt, ich wäre ausgerastet. Ich schildere kurz, wie er etwas anderes essen wollte, ich dies aber ablehnte und er daraufhin den Teller an die Wand geworfen hatte. Die Oberschwester mustert mich immer noch skeptisch und meint, sie hätte da etwas anderes gehört. Da kommt Trina mir zur Hilfe.
âEs stimmt. Ich stand gerade vor der Tür und habe alles mitbekommen. Sie wissen ja, wie Eric ist.â
Darüber denkt die Oberschwester einen Moment nach und nickt schlieÃlich. Sie hatte auch schon zu viele Probleme mit diesem Typen. Glück gehabt.
Meine Schicht dauert an diesem Tag gefühlt länger als sonst. Ich sehne mich die ganze Zeit nach einer schönen heiÃen Dusche und nach einer groÃen Tasse Tee. Als ich endlich alles geschafft habe ist es schon 8 Uhr und drauÃen bereits dunkel. Auf meinem Weg zum Fahrstuhl laufe ich auch am Zimmer 318 vorbei. Genau in diesem Moment kommt Eric mühevoll an Krücken aus dem Raum gehumpelt.
âHey, warte mal!â, ruft er mir hinterher. Was will er denn jetzt schon wieder? Lustlos bleibe ich stehen.
âIch⦠ich wollte mich nur entschuldigen. Weil ich heute nicht gerade nett war. Hm, sonst ja auch nicht. Und weil ich der Schwester etwas Falsches erzählt hab.â
Abschätzend schaue ich ihn an. Wow, er meint es wohl wirklich ernst. Woher der Sinneswandel?
âEs tut mir Leid, okay?â, fügt er nicht böse hinzu.
âJa ja. Was sollâs, schon in Ordnungâ, antworte ich. Morgen ist er bestimmt wieder wie sonst. âWar es das?â
Eric zögert. âIch glaube, ich schaff es nicht wieder allein zum Bettâ, sagt er schlieÃlich ein wenig verlegen. âLaufen strengt doch mehr an, als ich dachte. Kannst du mir schnell helfen?â
Also stütze ich ihn und bringe ihn im Schneckentempo wieder in das Zimmer zurück. Erleichtert atmet er aus, als er endlich wieder liegt. Ich stelle rasch die Krücken in die Ecke und will rausgehen.
âWeiÃt du, die ganzen Monate allein herumzuliegen geht einem wirklich auf die Nerven.â Er bringt es wohl zu seiner Entschuldigung an, die ja schon einige Minuten her ist.
âUnd fast nie bekommt man Besuch. Irgendwann dreht man da eben durchâ¦â
âIst bestimmt nicht einfachâ, antworte ich. Eric zuckt mit den Schultern.
âNaja, dafür bekommt die Wand da endlich mal einen neuen Anstrich.â Er grinst spitzbübisch und ich muss lachen. Dann frage ich, ob ihm die Oberschwester dazu bewegt hat, sich zu entschuldigen.
âNein! ⦠Hm, vielleicht auch.â
Daraufhin schmunzle ich ihn spöttisch an und das Eis ist gebrochen. In der nächsten Stunde unterhalten wir uns wie ganz normale Menschen. Das hat bei ihm wohl mittlerweile Seltenheitswert.
âIch war seit Wochen nicht drauÃen. Ich weià gar nicht mehr, wie es jetzt in Chicago aussiehtâ, meint Eric einmal bitter. Und da kommt mir eine Idee. Ich halte ihm meinen roten Mantel entgegen.
âZieh den an!â Er schaut mich nur verständnislos an.
âWir gehen rausâ, erkläre ich und stülpe ihm meine Mütze über den Kopf. Zum Glück ist er nicht besonders kräftig gebaut, also passen ihm die Sachen ganz gut. Ich besorge mir schnell eine Jacke, die jemand im Schwesternzimmer vergessen hat und bringe Eric einen Rollstuhl mit. Der schaut an sich herunter.
âIch sehe aus wie ein Mädchenâ, beschwert er sich.
âNa Gott sei Dank. So denkt niemand, dass du unter den Sachen steckst.â
Murrend setzt er sich in den Rollstuhl. Auch wenn er die Dinger hasst, aber ohne kommt er nicht weit, wie man gesehen hat. Vorsichtig schiebe ich ihn durch die Flure und an der Frau am Nachtempfang vorbei. Die telefoniert gerade und säuselt etwas in den Hörer, also ist das nicht allzu schwer.
DrauÃen angekommen schlage ich die Kapuze an der Jacke hoch. Es ist mal wieder sehr windig. Eric will wissen, wo es hin geht, aber ich schweige noch zu dem Thema. Eine StraÃe weiter sind wir schon am Ziel.
Es ist ein kleiner Verlag und Dean hat hier einen Nebenjob. Der Portier kennt mich schon, denn ich hole meinen Bruder schon fast täglich von der Arbeit ab.
âTut mir Leid, Clara, aber Dean ist schon wegâ, begrüÃt der Mann mich.
âIch weiÃ, ich wollte eigentlich auch zu dir und dich um einen Gefallen bitten.â Ich beuge mich verschwörerisch zu ihm hin.
âIch wollte fragen, ob du uns in das Büro vom Chef lässt. Du weiÃt schonâ¦â Er hat mich schon ab und an mal mit herauf genommen, wenn er seine Runden drehte und Dean wieder herumgetrödelt hat.
âAch Clara, also wirklich!â Er sieht sich beunruhigt um, denn eigentlich darf er niemanden irgendwo hereinlassen. Doch niemand hat mich gehört.
âBitte! Nur zehn Minutenâ, bettele ich und der Portier willigt schlieÃlich ein. Er fährt mit uns im Fahrstuhl nach oben, wobei er Eric argwöhnische Blicke zuwirft, aber nichts sagt. Er schlieÃt uns das Büro auf und wir treten ein.
âNur zehn Minuten!â, sagt er noch, bevor er die Tür hinter uns schlieÃt.
âUnd was wollen wir hier?â, fragt Eric mich und schaut sich in dem blitzsauberen Raum um. Ich öffne die Tür zu dem geräumigen Balkon und rolle ihn nach drauÃen.
âDAS wollen wir hierâ, erkläre ich und deute auf die Stadt, die glitzernd unter uns liegt. Und sie sieht immer noch so aus wie vor vielen Wochen.
Das hier ist jetzt mein Beitrag. Endlich. Ich habe mich auch für Gilmore Girls und das Krankenhaus entschieden. Mein Hauptcharakter ist Clara und die Geschichte spielt nach der 7.Staffel.
Autor: Pretyn
Titel: Chicago, Chicago
Genre: Freundschaft
Raiting: R-12
Disclaimer: Clara, Dean und Lindsay gehören A.S. Palladino, die anderen sind meine. Ich verdiene mit der Geschichte kein Geld.
Spoilerwarnung: Vielleicht ein bisschen aus 5.02
Chicago, Chicago
Mein Praktikum in einem Krankenhaus habe ich vor zwei Monaten angefangen. Es gefällt mir sogar ganz gut, mittlerweile nennen mich die Krankenschwestern nur noch Clara, anstatt ständig âMiss Foresterâ. Ich bin hier gelandet, weil ich nach dem Ende der High School keine Ahnung hatte, was ich eigentlich mit meinem weiteren Leben anfangen wollte und so folgte ich meinem ersten Impuls. Von einigen Krankenhäusern wurde ich abgelehnt, doch jenes in meiner alten Heimatstadt wollte mich haben. Jenes in Chicago.
Mein Glück war auch, dass mein Bruder Dean seit einiger Zeit wieder angefangen hatte zu studieren - in Chicago. Also leben wir jetzt in einer Art Wohngemeinschaft zusammen. Dean macht sich ganz gut, seine Scheidung von Lindsay ist ja auch schon drei Jahre her. Naja, gemocht habe ich sie ja nie besonders.
Im Krankenhaus angekommen wechsele ich zuerst meine Jeans in die eintönige Arbeitskleidung. Ich binde mir gerade meine Haare zusammen, als Trina, auch eine Praktikantin, neben mir auftaucht.
âHey, hast du schon gesehen, wo wir heute wieder eingeteilt sind?â
âNein. Wo?â
âAuf Station drei. Toll, oder?â Ihre Stimme trieft vor Ironie und sie verdreht die Augen. Meine Begeisterung hält sich ähnlich in Grenzen. Auf Station drei liegen die Patienten mit langfristigem Aufenthalt, also versauern viele dort schon seit Monaten. Dementsprechend behandeln sie auch ihre Mitmenschen. Als ob die etwas dafür könnten. Am schlimmsten ist ein Junge, der Eric heiÃt. Dank ärztlicher Schweigepflicht weià ich nicht, was er hat, allerdings war er schon hier, als ich anfing. Gleich in meiner ersten Woche bin ich ihm begegnet und es war der Horror. Er muss zwar ungefähr in meinem Alter sein, aber er benimmt sich wie ein kleines Kind. Den ganzen Tag nörgelt und brüllt er herum, und einmal hat er sich sogar den Tropf abgerissen und einem Arzt entgegen geschleudert. Mit der Zeit ignorieren ihn die Schwestern entweder oder keifen einfach zurück. Ich gehöre zur zweiten Sorte.
Da ich erst zur Mittagszeit gekommen bin, verteilen Trina und ich als erstes das Essen.
âKannst du heute den Typen übernehmen?â, bittet mich Trina und setzt ihren besten Hundeblick auf. Sie hat Angst vor Eric, also muss ich ihm wohl oder übel seine Portion bringen.
Ich klopfe an die Tür, marschiere ins Zimmer herein und rufe lautstark âMittagessen!â
âHau ab!â, kommt die dumpfe Antwort, denn Eric hat sich so tief im Bett vergraben, dass man nur seinen blonden Haarschopf sieht.
âOkay, dann nehm ich diese nahrhafte Mahlzeit wieder mit. Viel Spaà beim Hungern.â Ich mache eine Kehrtwende und bin schon fast drauÃen, als er mich zurückruft.
âSchon gut, schon gut. Jetzt bring das Zeug eben her.â
Zufrieden klappe ich den Tisch neben dem Bett hoch, nehme die Glocke vom Teller und stelle es ihm vor die Nase. Eric verzieht das Gesicht.
âDas esse ich nicht. Hol mir was anderes!â, fordert er. Sehr schön sieht es wirklich nicht aus, ein wenig undefinierbar. Auf jeden Fall ist es irgendetwas mit Kartoffeln. Aber er bekommt nur das.
âVergiss es. Du wirst das essen.â
âNein!â
âDoch.â
âNein, verdammt!â Er schnappt sich den Teller, holt aus und schmeiÃt ihn gegen die Wand, wo er zerbricht und ein paar hässliche Flecken hinterlässt. Na prima. Genervt hole ich einen Lappen aus dem kleinen Bad und werfe ihm den entgegen.
âHier. Aufwischen.â
âWas?! Aber⦠ich kann doch nicht aufstehen!â
âNicht mein Problem!â, antworte ich noch, bevor ich die Tür hinter mir zuschlage. Ein netter Kerl, oder?
Später laufe ich der Oberschwester über den Weg, die mich sofort anhält.
âClara! Einen Moment! Was war denn das vorhin mit dem Patienten aus Zimmer 318?â Sie schaut mich streng an. Vermutlich hat der Kerl ihr erzählt, ich wäre ausgerastet. Ich schildere kurz, wie er etwas anderes essen wollte, ich dies aber ablehnte und er daraufhin den Teller an die Wand geworfen hatte. Die Oberschwester mustert mich immer noch skeptisch und meint, sie hätte da etwas anderes gehört. Da kommt Trina mir zur Hilfe.
âEs stimmt. Ich stand gerade vor der Tür und habe alles mitbekommen. Sie wissen ja, wie Eric ist.â
Darüber denkt die Oberschwester einen Moment nach und nickt schlieÃlich. Sie hatte auch schon zu viele Probleme mit diesem Typen. Glück gehabt.
Meine Schicht dauert an diesem Tag gefühlt länger als sonst. Ich sehne mich die ganze Zeit nach einer schönen heiÃen Dusche und nach einer groÃen Tasse Tee. Als ich endlich alles geschafft habe ist es schon 8 Uhr und drauÃen bereits dunkel. Auf meinem Weg zum Fahrstuhl laufe ich auch am Zimmer 318 vorbei. Genau in diesem Moment kommt Eric mühevoll an Krücken aus dem Raum gehumpelt.
âHey, warte mal!â, ruft er mir hinterher. Was will er denn jetzt schon wieder? Lustlos bleibe ich stehen.
âIch⦠ich wollte mich nur entschuldigen. Weil ich heute nicht gerade nett war. Hm, sonst ja auch nicht. Und weil ich der Schwester etwas Falsches erzählt hab.â
Abschätzend schaue ich ihn an. Wow, er meint es wohl wirklich ernst. Woher der Sinneswandel?
âEs tut mir Leid, okay?â, fügt er nicht böse hinzu.
âJa ja. Was sollâs, schon in Ordnungâ, antworte ich. Morgen ist er bestimmt wieder wie sonst. âWar es das?â
Eric zögert. âIch glaube, ich schaff es nicht wieder allein zum Bettâ, sagt er schlieÃlich ein wenig verlegen. âLaufen strengt doch mehr an, als ich dachte. Kannst du mir schnell helfen?â
Also stütze ich ihn und bringe ihn im Schneckentempo wieder in das Zimmer zurück. Erleichtert atmet er aus, als er endlich wieder liegt. Ich stelle rasch die Krücken in die Ecke und will rausgehen.
âWeiÃt du, die ganzen Monate allein herumzuliegen geht einem wirklich auf die Nerven.â Er bringt es wohl zu seiner Entschuldigung an, die ja schon einige Minuten her ist.
âUnd fast nie bekommt man Besuch. Irgendwann dreht man da eben durchâ¦â
âIst bestimmt nicht einfachâ, antworte ich. Eric zuckt mit den Schultern.
âNaja, dafür bekommt die Wand da endlich mal einen neuen Anstrich.â Er grinst spitzbübisch und ich muss lachen. Dann frage ich, ob ihm die Oberschwester dazu bewegt hat, sich zu entschuldigen.
âNein! ⦠Hm, vielleicht auch.â
Daraufhin schmunzle ich ihn spöttisch an und das Eis ist gebrochen. In der nächsten Stunde unterhalten wir uns wie ganz normale Menschen. Das hat bei ihm wohl mittlerweile Seltenheitswert.
âIch war seit Wochen nicht drauÃen. Ich weià gar nicht mehr, wie es jetzt in Chicago aussiehtâ, meint Eric einmal bitter. Und da kommt mir eine Idee. Ich halte ihm meinen roten Mantel entgegen.
âZieh den an!â Er schaut mich nur verständnislos an.
âWir gehen rausâ, erkläre ich und stülpe ihm meine Mütze über den Kopf. Zum Glück ist er nicht besonders kräftig gebaut, also passen ihm die Sachen ganz gut. Ich besorge mir schnell eine Jacke, die jemand im Schwesternzimmer vergessen hat und bringe Eric einen Rollstuhl mit. Der schaut an sich herunter.
âIch sehe aus wie ein Mädchenâ, beschwert er sich.
âNa Gott sei Dank. So denkt niemand, dass du unter den Sachen steckst.â
Murrend setzt er sich in den Rollstuhl. Auch wenn er die Dinger hasst, aber ohne kommt er nicht weit, wie man gesehen hat. Vorsichtig schiebe ich ihn durch die Flure und an der Frau am Nachtempfang vorbei. Die telefoniert gerade und säuselt etwas in den Hörer, also ist das nicht allzu schwer.
DrauÃen angekommen schlage ich die Kapuze an der Jacke hoch. Es ist mal wieder sehr windig. Eric will wissen, wo es hin geht, aber ich schweige noch zu dem Thema. Eine StraÃe weiter sind wir schon am Ziel.
Es ist ein kleiner Verlag und Dean hat hier einen Nebenjob. Der Portier kennt mich schon, denn ich hole meinen Bruder schon fast täglich von der Arbeit ab.
âTut mir Leid, Clara, aber Dean ist schon wegâ, begrüÃt der Mann mich.
âIch weiÃ, ich wollte eigentlich auch zu dir und dich um einen Gefallen bitten.â Ich beuge mich verschwörerisch zu ihm hin.
âIch wollte fragen, ob du uns in das Büro vom Chef lässt. Du weiÃt schonâ¦â Er hat mich schon ab und an mal mit herauf genommen, wenn er seine Runden drehte und Dean wieder herumgetrödelt hat.
âAch Clara, also wirklich!â Er sieht sich beunruhigt um, denn eigentlich darf er niemanden irgendwo hereinlassen. Doch niemand hat mich gehört.
âBitte! Nur zehn Minutenâ, bettele ich und der Portier willigt schlieÃlich ein. Er fährt mit uns im Fahrstuhl nach oben, wobei er Eric argwöhnische Blicke zuwirft, aber nichts sagt. Er schlieÃt uns das Büro auf und wir treten ein.
âNur zehn Minuten!â, sagt er noch, bevor er die Tür hinter uns schlieÃt.
âUnd was wollen wir hier?â, fragt Eric mich und schaut sich in dem blitzsauberen Raum um. Ich öffne die Tür zu dem geräumigen Balkon und rolle ihn nach drauÃen.
âDAS wollen wir hierâ, erkläre ich und deute auf die Stadt, die glitzernd unter uns liegt. Und sie sieht immer noch so aus wie vor vielen Wochen.