[alexis_bledel]

Da Mara leider verhindert ist, hab ich die ehrenvolle aufgabe nach so langer zeit den lang ersehnten neuen teil zu posten =)

Teil 37:

Wir gingen wieder zurück an den Tisch als das Lied zu Ende war. Auch die anderen kamen zurück und dann ging wieder Francine auf die Bühne (ja, man muss schon sehr verzweifelt sein um ein Klassentreffen zu organisieren) um wie beim Abschlussball König und Königin zu küren. Nur waren es hier natürlich nicht Ballkönig- und Königin sondern eben die ehemaligen Schüler die am erfolgreichsten geworden sind oder sich am meisten verändert haben. Das Gewinnerpärchen der ersteren Kategorie hätte nicht als ehemalige Mitschüler wieder erkannt aber umso aufmerksamer wurde ich bei der anderen Kategorie. Männlicher Gewinner war - oder ist, wie auch immer – Brad Langford! Auch den hätte ich nicht wieder erkannt, denn er war selbstbewusst und verdammt gut aussehend. Bei letzterem wurde wahrscheinlich etwas nachgeholfen, aber hey, was ist bei ein bisschen Ohrenanlegen einzuwenden?
Nun ja, zurück zum Thema. Entgegen aller Erwartungen war nicht ich Brads weibliches Äquivalent sondern… Trommelwirbel… Paris! Anscheinend war der Gedanke dass Paris Gellar irgendwann mal nicht nach Harvard gehen würde und tatsächlich heiratete und schwanger wurde unwahrscheinlicher als der Gedanke dass ich keine Auslandskorrespondentin, ja nicht mal Journalistin sondern Lehrerin wurde. Nicht das mir das was ausmacht. Es war ehrlich gesagt sogar ziemlich angenehm nicht auf die Bühne zu müssen und nicht dieses >Küsschen hier, Küsschen da< von Francine ertragen musste. Plus… Paris Gesicht bei der Bekanntgabe, einfach unbezahlbar. Nur hätte ich vielleicht nicht lachen sollen, denn jetzt muss ich nächste Woche mit ihr einkaufen gehen…
Aber mich hat es immer noch besser getroffen als Brad. Ja der Arme hat, so sehr er sich auch verändert hat, immer noch panische Angst vor Paris, sodass er – nach Paris sehr, sehr bösen Blick – nach hinten stolperte und Francines Pult umkippte und all ihre sorgfältig gehüteten Notizkärtchen konfettimäßig durch die Halle flogen.

Ich trinke gerade etwas von meinem Sekt als Louise, immer noch total aufgedreht, mitteilt dass ich jetzt an der Reihe sei. Hab ich schon gesagt wie gern ich zu Hause wäre und einfach nur einen Film sehen würde?
„Tja, uhm… was soll ich sagen? Ich arbeite, treffe mich mit Freunden und der Familie…“
Was bitteschön soll ich denn sagen ohne unsinnigerweise das Offensichtliche noch einmal zu wiederholen?
„Stimmt es dass du Lehrerin geworden bist?“, fragt Dean und ich nicke nur als Antwort.
„Es ist wirklich erstaunlich dass gerade du nicht Journalistin geworden bist“, bemerkt er.
„Ja, warum eigentlich nicht?“, fragt Madeleine übertrieben interessiert.
Ich seufze und bete darum sie mögen doch allesamt vom Blitz erschlagen werden. Nur leider ist das mehr als unwahrscheinlich. Nicht nur weil selten ein Blitz an einem runden Tisch einschlägt und dabei nur die Hälfte der Gruppe umbringt, während die andere nicht einmal verletzt wird, es ist ja auch noch der 1. Dezember und da wird es sicher nicht gewittern.
„Ich wollte mehr bei meiner Familie sein und ich hab mich einfach nicht wohl gefühlt“, antwortete ich vage, aber trotzdem ehrlich.
„Und warum ausgerechnet Lehrerin?“, fragte Louise und man hörte deutlich dass das so ziemlich der letzte Beruf war der für sie in Frage kam.
„Tja… ich wollte Kindern was beibringen. Ihnen helfen nicht die gleichen Fehler wie ich zu machen“, antworte ich mit einem viel sagendem Blick in Richtung Dean. Er bemerkt ihn, zumindest müsste er es, aber anscheinend weiß er nicht ob ich ihm wirklich einen verbalen Seitenhieb verpasst habe oder ob er es sich nur eingebildet hat. Jess neben mit verschluckt sich etwas und lacht leicht in sein Glas und ich fange an zu grinsen. Über Jess, auch wenn ich nicht weiß ob er wegen dem Seitenhieb an sich oder über Deans Gesichtsausdruck lacht.
„Hab ich irgendwas verpasst oder warum lachst du?“
„Ich bin sicher dass du ganz viel verpasst hast, aber gerade im Moment? Keine Ahnung und ehrlich gesagt interessiert es mich auch gar nicht.“
„Oh… Ehrlichkeit… hat lange gedauert bis du sie drauf hattest was?“
„Möglich, aber besser später lernen als sie wieder zu verlernen oder?“
„Dean… was hast du denn in den letzten Jahren gemacht?“
Ich bin überrascht als ich Paris Stimme höre. Sie hat wirklich bemerkt dass etwas aus dem Ruder läuft und eingegriffen. Ich muss sagen ich bin beeindruckt.
„Ich bin mit Lindsay nach Chicago gezogen, hab eine wundervolle Tochter und arbeite als Vertreter einer Firma.“
„Und hast eine Affäre mit Louise“, fügt Paris hinzu woraufhin Dean missmutig nickt. Wohl weil das Wort >Affäre< so hart ist.
„Nicht zu vergessen diese eine Sache mit der Nutte in New York letztes Jahr.“
Schlagartig liegen alle Blicke auf Jess, auch meiner.
„Uhm… bitte was?“, fragt Tristan und ich sehe genau dass er verzweifelt versucht nicht zu grinsen, „das erfordert Erklärung.“
„Moment mal, woher weißt du überhaupt davon?“
Indirekte Zustimmung von Dean, ich würde am liebsten auflachen.
„Ich war da, war sogar der der die Frau von dir runter gezogen und sie verhaftet hat. Aber ich kann schon verstehen dass du dich nicht mehr dran erinnerst, so zu wie du warst.“
Jess sagt das so richtig schön trocken und gleichgültig… hab ich schon gesagt dass er toll ist? Die anderen verkneifen sich das Lachen genau so wie ich, auch Imogen die mit der ganzen Sache ja eigentlich gar nichts am Hut hat. Sie kennt ja Dean nicht.
„Du bist Polizist?“, fragt Dean ganz erstaunt, was man ihm nicht wirklich übel nehmen kann. Jess, oder zumindest der Jess den Dean kannte war nicht wirklich der Typ um Polizist zu werden, aber der Job passt zu ihm und es macht ihm Spaß – wenn man das so sagen kann – und das ist wohl das Wichtigste. Doch Dean wird mehr oder weniger ignoriert.
„Jess?“, fragt Tristan noch einmal nach und so fängt Jess an zu erzählen.
„Also… wir hatten irgendwie rausbekommen dass in diesem… Etablissement auch Drogen ihre Runde machen und an dem Abend war ich eben in der Gruppe die die ganze Schose da hochgenommen hat“, erzählt Jess und zuckt mit den Schultern. Ich bin mir nicht sicher ob er so was eigentlich erzählen darf, nur von uns würde eh niemand was erzählen. Wem denn auch? Dean kennt doch eh keiner.
Apropos Dean… kaum ist Jess fertig mit dem Erzählen prusten alle anderen los. Allen voran Tristan, der ihn ja eh nie leide konnte. Und ausgenommen Dean natürlich. Der ist knallrot angelaufen.

Wieso hab ich immer so ein Pech? Dieses Land ist doch wirklich groß genug um einem Menschen sein Leben lang aus dem Weg zu gehen oder? Tja, anscheinend nicht.
Vielleicht übertreibe ich auch, ich meine sonst war der Abend ja ganz witzig; es war eigentlich schön sie alle mal wieder zu sehen… aber Dean… was hab ich denn in einem früheren Leben falsch gemacht dass ausgerechnet er Louise Affäre sein muss?!
Ich glaub so was erfährt man nie, oder?
Naja, wie auch immer, ich glaube ich sollte jetzt mal Schluss machen und mich zu Jess ins Bett gesellen. Apropos Jess. Er hat versucht wach zu bleiben und ist aber beim Lesen eingenickt. Süß von ihm. Er sieht richtig niedlich aus, wie er da schläft. Gut dass das hier ein Tagebuch ist, denn ich glaube nicht dass Jess >niedlich< genannt werden will… wahrscheinlich genauso wenig wie jeder andere Mann den ich kenne.
Bis bald, Rory