09.09.2009, 20:00
Nach langer Zeit ist es so weit, Carola hat trotz extrem ätzender Tastatur ein neues Kapitel fertig. Ich danke Euch für das FB, Re-FB gib's evtl. später. Ein Hoch auf meine Leserinnen.
Sie tanzt durch den Raum, durch die Menge, durch ihr Leben. Alles um sich herum nimmt sie nur verschwommen wahr. Skizzen eines Lebens. Ihre GroÃmutter, gekleidet in traditioneller Kleidung, klatscht in die Hände und bewegt ihre FüÃe, wie sie es auch ihrer Enkeltochter beigebracht hat. Im Schatten hinter ihrer GroÃmutter versteckt sich etwas, sie kann es nicht wirklich sehen. Sie wendet sich ab und sieht ihre Eltern, die so glücklich aussehen wie auf dem Hochzeitsfoto, das sie als Kind immer bewundert hat. Auch bei ihnen sieht sie etwas aufblitzen, was jedoch gleich wieder hinter ihren Eltern verschwindet. Nun nimmt sie auch die anderen Personen im Raum wahr, doch auch hier verstecken sich andere Wesen - Gefühle. Als sie sie entdeckt und verstanden hat, werden die anderen Personen stille Figuren. Sie selbst nimmt nur noch die Gefühle wahr, von denen ein Gefühl - ihr sehnlichster Wunsch â körperlos und formlos auf sie zu. Er umschlingt sie, nimmt sie an die Hand, führt sie über die Tanzfläche. Das alles lässt sie mit sich geschehen, denn dieser Wunsch ist da. Tief in ihr drin verborgen von vielen Schichten.
Als Amita aufwachte, benötigte sie einen Moment, um zu wissen, wo sie war. Dann wurde es ihr klar, sie musste eingeschlafen sein, während sie mit Charlie DVDs geschaut hatte. Langsam erhob sie sich, wobei auch er sich zu bewegen begann.
"Guten Morgen", sagte sie, als er den Kopf zu ihr drehte.
"Hey. Gut geschlafen?", fragte er sie noch etwas benommen. Im selben Moment fuhr er mit seiner Hand durch
die Haare, um ein wenig Ordnung in diese und auch in sich zu bringen.
Stumm nickte sie, rückte ein Stück von ihm weg, schaute ihn aber weiterhin an, während sie darüber nachdachte, was das nun zu bedeuten hatte.
"Ich... Ich geh mich frisch machen." Sie brauchte einen Moment für sich und hatte eine Möglichkeit gefunden, der Situation zu entrinnen. Zudem würde sie vor der Uni keine Zeit haben, noch ins Studentenwohnheim zu fahren.
"Pass auf, ob Du flieÃendes Wasser hörst. Ich habe gestern... gestört." Das letzte Wort hob er hervor, indem er mit seinen Fingern Anführungsstriche andeutete, dabei lächelte er vielsagend. Obwohl er noch nicht ganz wach war, konnte er nicht anders und musste wieder scherzen.
Amita erwiderte das Lächeln, sagte jedoch nichts, stattdessen stand sie auf und ging ins Obergeschoss. Bevor sie das Bad betrat, holte sie sich ein frisches Handtuch. Kurz horchte sie an der Tür, hörte jedoch nichts und betrat das Bad. Dort legte sie das Handtuch auf den Waschbeckenrand, ehe sie auf Toilette ging. AnschlieÃend zog sie Charlies Kleidung aus und erledigte ihre morgendliche Toilette. Zum Schluss zupfte sie ihre Haare in Ermangelung einer Bürste zurecht.
Derweil saà Charlie auf dem Sofa und rieb sich mit den Händen über das Gesicht, anschlieÃend fuhr er sich wieder durch das Haar. Obwohl er gerade ruhig geblieben war, hatte ihn das kurze Gespräch mit ihr innerlich aufgewühlt. Mitten in der Nacht war er aufgewacht, doch als er ihren Kopf auf seiner Schulter spürte und den Duft ihrer Haare vernahm, konnte er sie nur weiterschlafen lassen und schlief selbst kurze Zeit später wieder ein. Ihre Gegenwart hatte ihn alles vergessen lassen, auch die widersprüchlichen Gefühle, die er gestern Morgen noch verspürt hatte. Es war ihm ganz und gar nicht egal, mit wem sie ihre Zeit verbrachte, denn er wollte ihr Freund sein, doch sein Beruf und ihre Ausbildung setzten dem ganzen noch immer einen Riegel vor. Sowohl dieses Wissen als auch die Gefühle kämpften in ihm gegeneinander - der Kampf zwischen Logik und Unlogik. Einen Moment blieb er noch sitzen, dann stand er schlieÃlich auf und ging in die Küche. Dort setzte er eine Kanne Kaffee auf und ging ins Gäste-WC und wusch sich dort. Als er fertig war, holte Charlie ihre Kleidung, die mittlerweile getrocknet war.
Im Obergeschoss des Hauses verlieà Amita zur gleichen Zeit das Badezimmer und traf vor der Tür auf Don.
"Du hättest nicht so lange auf mich warten müssen", kommentierte er ihr Bleiben grinsend. Er wartete darauf, dass sie reagierte, doch sie sagte nichts, deshalb fuhr er fort: âIch hoffe, mein kleiner Bruder hat Dich nicht zu sehr mit seinem Wissenschaftskanal gelangweilt?!â
âAn Langeweile habe ich nicht gelitten... Eigentlich ist der Sender sehr interessantâ, antworte sie und war froh darüber, dass er von sich aus über etwas anderes redete.
âKlar, der Senderâ, erwiderte Don, betonte besonders das letzte Wort und zog gleichzeitig seine Augenbrauen hoch.
âJa, der Wissenschaftssenderâ, erwiderte Amita und verdrehte die Augen. Dann ging sie an ihm vorbei und nach unten.
âHier, deine Sachenâ, sagte Charlie, der unten an der Treppe stand, und reichte ihr Rock und Top.
âDanke. Ich geh mich dann anziehenâ, sagte sie, als sie beides entgegennahm, und deutete mit dem Finger die Treppe hoch. AnschlieÃend folgte sie ihrem eigenen Fingerzeig, um sich umzuziehen.
Das Bar war jedoch besetzt, deshalb drehte sie sich unentschlossen einmal um ihre eigene Achse und entdeckte die offene Tür schräg gegenüber vom Badezimmer. Sie ging darauf zu, war sich aber nicht sicher, ob sie das durfte. Sofort, als sie den Raum betrat, wusste sie, dass es Charlies Zimmer sein musste. Schon die Bücher sprachen für sich, auch das Chaos. Aber sie hielt sich zurück und schaute sich nicht eingehender um, obwohl sie neugierig war. Sie schloss nur die Tür zum Flur und zog sich an.
Als sie fertig war, schaute sie sich noch einmal kurz um, trat wieder auf den Flur und kehrte nach unten zurück. Dort angekommen, erhaschte sie einen kurzen Blick auf Charlie und wollte nur noch gehen. Zügig schritt sie zur Tür, ihr Gesicht brannte. In ihr drin schwirrten Gefühle um die Wette, die sich in ihrem Kopf mit ihrem Traum vermischten und zu einem undurchdringlichen Schleier wurden. Alles wollte sie tun, nur denken gehörte nicht dazu - oder sich mit Charlie auseinander setzen.
Während sie ihren Weg fortsetzte, beobachtete Charlie sie und sah erst jetzt, da ihre Kleidung trocken war, dass sie das Ergebnis ihres Einkaufstrips war. Beide Teile waren seine Wahl gewesen, die ihr gefallen hatte. Dese Erkenntnis brachte ihn dazu, seinen Mund zu öffnen.
âAmitaâ¦â, begann er zögernd. âGeh nicht. Du kannst mit uns frühstücken, dann fahr ich dich zur Uni. Du kannst auch mit Don fahren⦠oder Terry. Die müssen beide bald los.â Einen Moment hielt er inne. âNatürlich kannst du auch zum Wohnheim gebracht werden.â Er war unsicher.
Mitten in der Bewegung stoppte sie und dachte einen Moment nach, bevor sie antwortete, entschied sich jedoch dagegen. Sie hatte ihre Entscheidung schon vorher gefasst und wollte sich nicht durch ihn davon abbringen lassen.
âIch muss nach Hauseâ, antwortete sie deshalb schlicht und verzichtete auf jede weitere Erklärung.
âSehen wir uns denn später⦠in der Uni?â, fragte Charlie, denn er wollte nicht so mit ihr auseinander gehen.
âMal sehenâ, antwortete sie achselzuckend, wobei sie ihn kaum anschaute. Dann verlieà sie zielstrebig das Haus.
Zurück blieb er und wusste nicht, was er falsch gemacht hatte. Eigentlich wusste er nichts und das war für ihn ein beunruhigendes Gefühl, da er sonst fast alles wusste. Während er im Flur stand und in Gedanken mit sich selbst diskutierte, ob er ihr nachlaufen oder sich in seinem Zimmer verkriechen sollte, kamen Terry und Don die Treppe herunter. Am Rande nahm er deren Bewegungen wahr, doch er registrierte sie nicht bewusst. Dafür war er viel zu sehr in seine eigenen Gedanken versunken.
Interessiert schaute Terry ihn an, da sie nicht wusste, was den Ausdruck auf seinem Gesicht verursacht hatte. Etwas war seit ihrem Eintreffen vergangene Nacht vorgefallen, doch was war ihr unbekannt. Es fiel ihr schwer, ihn einzuordnen, denn einerseits war er Don in vielen Dingen sehr ähnlich, doch im Grunde war er ein ganz anderer Mann. Zwischen ihm und Amita war mehr als bloÃe Freundschaft, doch auch mit ihrer Schwester war etwas gewesen. Offensichtlich war, dass ihre Schwester sich ihn verguckt hatte, das zumindest drückte jeder ihrer Fragen aus, wenn sie sich beiläufig nach Don und seiner Familie erkundigte. Nur der Mann in dieser Geschichte war ihr ein Rätsel.
Es war die perfekte Gelegenheit gewesen, um Gefühle zu zeigen, doch wieder einmal hatten beide es vermasselt. Beide hatten Angst, wie Don fand, unbegründete Angst. Ein Wort, zwei Worte, ein Satz. Mehr bedurfte es nicht, um zu sagen, dass man sein Gegenüber mochte. Er selbst hatte diese Tatsache erst spät erkannt, beinahe zu spät, seinem Bruder wünschte er das nicht. Liebe war ein Gefühl, das nicht unterdrückt werden sollte, denn früher oder später würde sie ihren Weg finden. Da Charlie für ihn im Moment wie ein Buch war, nahm er Terrys Hand und ging mit ihr in die Küche.
Als Amita in der Nähe der CalSci aus dem Bus stieg, hatte sich ihre Laune normalisiert, wenn auch nicht gebessert. Zügig ging sie den FuÃweg entlang und starrte dabei auf den FuÃboden. Sie war wütend; wütend, dass sie sich nicht getraut, nichts gesagt, nichts versucht hatte. Zugleich fragte sie sich, ob sie zu viel in eine Geste hinein interpretierte. SchlieÃlich hätte auch sie Charlie ein Handtuch angeboten, wenn er nass vor ihrer Tür gestanden hätte, ebenso einen Platz zum Warten. Viel mehr hätte sie ihm auch nicht bieten können.
âAmitaâ, rief jemand.
Versunken in ihre Gedanken nahm sie ihre Umwelt nicht wahr. Mehrere Male rief die Person nach ihr, doch sie bemerkte es nicht. Auch als die Stimme immer lauter wurde, da sie näher kam, registrierte sie es nicht. Dann berührte jemand leicht ihren Arm. Erschreckt zuckte sie zusammen und drehte sich abrupt um.
âAmitaâ, sagte Jason erneut. Seine Stimme war dabei sanft und sein Ton freundlich, ein Lächeln umspielte seine Lippen. âHi.â
âOh⦠Halloâ, erwiderte sie endlich.
âIch wollte Dich nicht so überfallen.â
âKein Problem.â Während sie sprach, winkte sie mit der Hand ab. âVielleicht sollte ich einfach mehr auf die Welt achten und nicht nur an mich denken.â Verwirrt schaute er sie an, was sie bemerkte. âVergiss es.â Ihre Lippen zierte ein Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte. Natürlich war sie immer freundlich, doch sie konnte ihre Gefühle auch nicht komplett verbergen.
âOkay.â Noch einen Moment schaute er sie an, dann wandte er den Blick zum Boden. âMöchtest Du einen Kaffee trinken? Mit mir?â, fragte er dann den Boden zu ihren FüÃen, da ihn plötzlich Schüchternheit ihn erfasste.
âFragst Du gerade den Asphalt?â Nun lachte sie ehrlich, doch sie meinte sich dabei nicht über ihn lustig.
Aufgrund der Bemerkung hob er den Kopf, wobei ein Anflug von rot seine Wange zierte. Sie führte es auf die morgendlich frische Luft zurück, während für ihn die Quelle des warmen Gefühls in seinen Wangen eindeutig war.
âNeinâ¦ähm, ich meine⦠frage dich.â
âMeinetwegen.â Auch wenn sie zustimmte, sah sie dieser Einladung teilnahmslos entgegen, doch sie wollte nicht unhöflich sein. Er war nett und freundlich, was die anderen Studenten offenbar nicht bemerkten. Deshalb wollte sie ihn nicht vor den Kopf schlagen, indem sie ablehnte.
Gemeinsam gingen sie in die Cafeteria. Während sie Gedanken versunken einen Tisch suchte, holte Jason den Kaffee. Vom Vortag wusste er, wie sie ihn trank, deshalb stellte er keine Fragen. Ihn machte stolz, dass er sie besser als ein GroÃteil ihrer Kommilitonen kannte, und er war sich sicher, sie besser zu kennen, als ihr gemeinsamer Professor. Eigentlich fand er Charlie interessant, hatte sogar ein Vorbild in ihm gesehen, bevor Jason ihn gemeinsam mit Amita gesehen hatte. Noch während er darüber nachdachte, ging er mit zwei dampfenden Bechern in den Händen zu ihr.
Sie bedankte sich für den Kaffee, worauf ein belangloses Geplänkel über Höflichkeitsformeln und Etikette. Als das Thema ausgereizt war und es nichts mehr zu sagen gab, schwiegen sie eine Weile, bis ihre Becher fast leer waren. Dann brachte Jason das Gespräch auf die Uni und beide verfielen wieder in eine lebhafte Unterhaltung. Beide interpretierten das unterschiedlich. Sie sah darin einen Versuch, wieder zu reden, während er es als eine interessante Unterhaltung sah. Zwischendurch versuchte Jason, das Thema immer wieder zu wenden, doch Amita wollte es oberflächlich halten. Das gelang ihr auch die meiste Zeit. Erst als die Becher leer waren und sie entweder eine zweite Runde kaufen oder gehen müsste, fasste Jason sich ein Herz.
âDarf ich dich was fragen â ohne dass Du es mir übel nimmst?â, fragte er sie unvermittelt.
âJa... ich denke schon.â Fragend schaute sie ihn an.
âWas ist los? Du bist so unkonzentriert, so abwesend. So bist du doch sonst nicht.â
âNimmâs mir nicht übel, Jason, aber das möchte ich nicht mit Dir besprechen.â
âKeine Sorge, ich halte dicht, falls du dich das fragstâ, reagierte er prompt, ehe er hinzufügte, âSelbst wenn ich eine Tratsche wäre, kenne ich niemand, der mir hier zuhören würde.â Ein gequältes Lächeln umspielte seine Lippen.
âDu bist vielleicht kein Frauenheld oder Sportlertyp, aber auf jeden Fall bist du ein netter Kerl. Mit dir würde ich sofort Pferde stehlenâ, sagte sie und versuchte so, von seiner Frage abzulenken.
âDanke.â Kurzzeitig ergriff seine Schüchternheit wieder Macht über ihn, ehe er sich wieder fasste. âAber du sollst nicht ablenken. Was ist Sache?â
âIch bin verliebt, unglücklich. Und das schon länger. Irgendwie ist alles so verzwickt.â
âKenne ich ihn?â
Darauf reagierte Amita nicht.
âIch verstehe.â
Ãberraschenderweise konnte sie sich mit Jason auch abseits von Uni und Lehrplan unterhalten. Er kam für sie zwar nicht als Partner in Frage, doch als einen Freund konnte sie ihn sich gut vorstellen. Vielleicht würden sie sich anfreunden, dann hätte sie ein wenig mehr echten Anschluss hier.
Gekonnt war Charlie seine Familie aus dem Weg gegangen, indem er sich unter dem Vorwand, etwas für die Uni vorzubereiten, in sein Zimmer gegangen war. Er war aber viel mehr damit beschäftigt, Amitas Verhalten und seine Gedanken zu analysieren. Noch immer wusste er nicht, was er von ihr, sich und der Situation halten sollte. Am liebsten hätte er seine Arbeit heute vergessen und sich stattdessen mathematisch mit diesem Thema auseinander gesetzt, doch so ging es nicht. Er musste sein Leben leben und es nicht mit Hilfe einer Formel sezieren.
Nach zwei Stunden Grübeln hatte er keine Möglichkeit mehr, sich vor der Uni und Amita zu drücken. Zuerst musste er an der Versammlung des Lehrkörpers der CalSci teilnehmen, anschlieÃend hielt er ein Seminar, an der Amita regelmäÃig teilnahm. Sein Fauxpax war harmloser Schlaf gewesen. Neugeborene taten es über 70 % des Tages, er selbst bevorzugte acht Stunden erholsame Nachtruhe. Und doch hatte dieser Schlaf, den er selbst als wunderbar in Erinnerung hatte, einen Reihe von Reaktionen ausgelöst, die er nicht vorher gesehen hatte. Ihm stellte sich die Frage, ob so etwas durch Mathematik voraussehbar war.
Erneut ging er die Treppe hinunter und stellte erleichtert fest, dass Don und Terry sowie Jacken weg waren. Jetzt hatte er nur noch die Fragen seines Vaters zu fürchten. Deshalb versuchte er so leise wie möglich, das Haus zu verlassen, was ihm auch gelang. Als er drauÃen stand, sah er auch den Grund dafür, denn offenbar war er mit dem Auto unterwegs. Ballast fiel von seinen Schultern ab, als er die erste Hürde des Tages hinter sich lieÃ.
Bald erreichte er die CalSci, stellte sein Fahrrad ab und betrat das Gebäude. Rasch ging er durch die Korridore, um in den Besprechungsraum zu gelangen. Als einer der letzten betrat Charlie diesen und entdeckte sofort seinen Mentor, in dessen Nähe glücklicherweise kein Platz frei war. Stattdessen setzte er sich nahe der Tür auf einen freien Stuhl, begrüÃte die Kollegen mit einem Nicken und einem aufgesetzten Lächeln. Dann verfiel er in Schweigen und lieà die Reden der Kollegen teilnahmslos über sich ergehen. Es ging darum, wie man für Forschungsarbeiten Gelder bekommen konnte, welchen Studenten Doktoranden-Plätze zur Verfügung gestellt werden sollten und sonstige für ihn in dem Moment unwichtige Themen. Zwei Stunden später konnte er endlich dem Raum entkommen und ging direkt zu seinem Büro.
Charlie setzte sich hinter seinen Schreibtisch und spielte seine tägliche Büroroutine ab. Heute lieà er sich damit mehr Zeit als sonst. Irgendwann konnte er sich jedoch nicht mehr drücken und musste sein Refugium verlassen. Mit einem mulmigen Gefühl und einen auf die letzte Reihe gerichteten Blick betrat er den Raum, doch sie war nicht da. Einerseits erleichtert, andererseits betreten verteilte er seine Vorbereitung auf dem Tisch und eröffnete das Seminar. Seinen Studenten hatten eine Aufgabe, so dass er seinen Gedanken nachhängen konnte.
Alan hatte den ganzen Vormittag in der neuen Wohnung verbracht, die Terry und Don innerhalb kürzester Zeit gefunden hatten. Glücklicherweise konnten sie sogar schnell einziehen, leider fehlten den beiden jedoch die Zeit, die Räume zu renovieren. Er als Ruheständler suchte jedoch schon länger nach einer Beschäftigung, weshalb er das übernommen hatte. Fürs Erste sollten nur ein paar Ausbesserungen vorgenommen, Wände sowie Decken geweiÃt und eine gründliche Reinigung vorgenommen werden.
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30.
Sie tanzt durch den Raum, durch die Menge, durch ihr Leben. Alles um sich herum nimmt sie nur verschwommen wahr. Skizzen eines Lebens. Ihre GroÃmutter, gekleidet in traditioneller Kleidung, klatscht in die Hände und bewegt ihre FüÃe, wie sie es auch ihrer Enkeltochter beigebracht hat. Im Schatten hinter ihrer GroÃmutter versteckt sich etwas, sie kann es nicht wirklich sehen. Sie wendet sich ab und sieht ihre Eltern, die so glücklich aussehen wie auf dem Hochzeitsfoto, das sie als Kind immer bewundert hat. Auch bei ihnen sieht sie etwas aufblitzen, was jedoch gleich wieder hinter ihren Eltern verschwindet. Nun nimmt sie auch die anderen Personen im Raum wahr, doch auch hier verstecken sich andere Wesen - Gefühle. Als sie sie entdeckt und verstanden hat, werden die anderen Personen stille Figuren. Sie selbst nimmt nur noch die Gefühle wahr, von denen ein Gefühl - ihr sehnlichster Wunsch â körperlos und formlos auf sie zu. Er umschlingt sie, nimmt sie an die Hand, führt sie über die Tanzfläche. Das alles lässt sie mit sich geschehen, denn dieser Wunsch ist da. Tief in ihr drin verborgen von vielen Schichten.
Als Amita aufwachte, benötigte sie einen Moment, um zu wissen, wo sie war. Dann wurde es ihr klar, sie musste eingeschlafen sein, während sie mit Charlie DVDs geschaut hatte. Langsam erhob sie sich, wobei auch er sich zu bewegen begann.
"Guten Morgen", sagte sie, als er den Kopf zu ihr drehte.
"Hey. Gut geschlafen?", fragte er sie noch etwas benommen. Im selben Moment fuhr er mit seiner Hand durch
die Haare, um ein wenig Ordnung in diese und auch in sich zu bringen.
Stumm nickte sie, rückte ein Stück von ihm weg, schaute ihn aber weiterhin an, während sie darüber nachdachte, was das nun zu bedeuten hatte.
"Ich... Ich geh mich frisch machen." Sie brauchte einen Moment für sich und hatte eine Möglichkeit gefunden, der Situation zu entrinnen. Zudem würde sie vor der Uni keine Zeit haben, noch ins Studentenwohnheim zu fahren.
"Pass auf, ob Du flieÃendes Wasser hörst. Ich habe gestern... gestört." Das letzte Wort hob er hervor, indem er mit seinen Fingern Anführungsstriche andeutete, dabei lächelte er vielsagend. Obwohl er noch nicht ganz wach war, konnte er nicht anders und musste wieder scherzen.
Amita erwiderte das Lächeln, sagte jedoch nichts, stattdessen stand sie auf und ging ins Obergeschoss. Bevor sie das Bad betrat, holte sie sich ein frisches Handtuch. Kurz horchte sie an der Tür, hörte jedoch nichts und betrat das Bad. Dort legte sie das Handtuch auf den Waschbeckenrand, ehe sie auf Toilette ging. AnschlieÃend zog sie Charlies Kleidung aus und erledigte ihre morgendliche Toilette. Zum Schluss zupfte sie ihre Haare in Ermangelung einer Bürste zurecht.
Derweil saà Charlie auf dem Sofa und rieb sich mit den Händen über das Gesicht, anschlieÃend fuhr er sich wieder durch das Haar. Obwohl er gerade ruhig geblieben war, hatte ihn das kurze Gespräch mit ihr innerlich aufgewühlt. Mitten in der Nacht war er aufgewacht, doch als er ihren Kopf auf seiner Schulter spürte und den Duft ihrer Haare vernahm, konnte er sie nur weiterschlafen lassen und schlief selbst kurze Zeit später wieder ein. Ihre Gegenwart hatte ihn alles vergessen lassen, auch die widersprüchlichen Gefühle, die er gestern Morgen noch verspürt hatte. Es war ihm ganz und gar nicht egal, mit wem sie ihre Zeit verbrachte, denn er wollte ihr Freund sein, doch sein Beruf und ihre Ausbildung setzten dem ganzen noch immer einen Riegel vor. Sowohl dieses Wissen als auch die Gefühle kämpften in ihm gegeneinander - der Kampf zwischen Logik und Unlogik. Einen Moment blieb er noch sitzen, dann stand er schlieÃlich auf und ging in die Küche. Dort setzte er eine Kanne Kaffee auf und ging ins Gäste-WC und wusch sich dort. Als er fertig war, holte Charlie ihre Kleidung, die mittlerweile getrocknet war.
Im Obergeschoss des Hauses verlieà Amita zur gleichen Zeit das Badezimmer und traf vor der Tür auf Don.
"Du hättest nicht so lange auf mich warten müssen", kommentierte er ihr Bleiben grinsend. Er wartete darauf, dass sie reagierte, doch sie sagte nichts, deshalb fuhr er fort: âIch hoffe, mein kleiner Bruder hat Dich nicht zu sehr mit seinem Wissenschaftskanal gelangweilt?!â
âAn Langeweile habe ich nicht gelitten... Eigentlich ist der Sender sehr interessantâ, antworte sie und war froh darüber, dass er von sich aus über etwas anderes redete.
âKlar, der Senderâ, erwiderte Don, betonte besonders das letzte Wort und zog gleichzeitig seine Augenbrauen hoch.
âJa, der Wissenschaftssenderâ, erwiderte Amita und verdrehte die Augen. Dann ging sie an ihm vorbei und nach unten.
âHier, deine Sachenâ, sagte Charlie, der unten an der Treppe stand, und reichte ihr Rock und Top.
âDanke. Ich geh mich dann anziehenâ, sagte sie, als sie beides entgegennahm, und deutete mit dem Finger die Treppe hoch. AnschlieÃend folgte sie ihrem eigenen Fingerzeig, um sich umzuziehen.
Das Bar war jedoch besetzt, deshalb drehte sie sich unentschlossen einmal um ihre eigene Achse und entdeckte die offene Tür schräg gegenüber vom Badezimmer. Sie ging darauf zu, war sich aber nicht sicher, ob sie das durfte. Sofort, als sie den Raum betrat, wusste sie, dass es Charlies Zimmer sein musste. Schon die Bücher sprachen für sich, auch das Chaos. Aber sie hielt sich zurück und schaute sich nicht eingehender um, obwohl sie neugierig war. Sie schloss nur die Tür zum Flur und zog sich an.
Als sie fertig war, schaute sie sich noch einmal kurz um, trat wieder auf den Flur und kehrte nach unten zurück. Dort angekommen, erhaschte sie einen kurzen Blick auf Charlie und wollte nur noch gehen. Zügig schritt sie zur Tür, ihr Gesicht brannte. In ihr drin schwirrten Gefühle um die Wette, die sich in ihrem Kopf mit ihrem Traum vermischten und zu einem undurchdringlichen Schleier wurden. Alles wollte sie tun, nur denken gehörte nicht dazu - oder sich mit Charlie auseinander setzen.
Während sie ihren Weg fortsetzte, beobachtete Charlie sie und sah erst jetzt, da ihre Kleidung trocken war, dass sie das Ergebnis ihres Einkaufstrips war. Beide Teile waren seine Wahl gewesen, die ihr gefallen hatte. Dese Erkenntnis brachte ihn dazu, seinen Mund zu öffnen.
âAmitaâ¦â, begann er zögernd. âGeh nicht. Du kannst mit uns frühstücken, dann fahr ich dich zur Uni. Du kannst auch mit Don fahren⦠oder Terry. Die müssen beide bald los.â Einen Moment hielt er inne. âNatürlich kannst du auch zum Wohnheim gebracht werden.â Er war unsicher.
Mitten in der Bewegung stoppte sie und dachte einen Moment nach, bevor sie antwortete, entschied sich jedoch dagegen. Sie hatte ihre Entscheidung schon vorher gefasst und wollte sich nicht durch ihn davon abbringen lassen.
âIch muss nach Hauseâ, antwortete sie deshalb schlicht und verzichtete auf jede weitere Erklärung.
âSehen wir uns denn später⦠in der Uni?â, fragte Charlie, denn er wollte nicht so mit ihr auseinander gehen.
âMal sehenâ, antwortete sie achselzuckend, wobei sie ihn kaum anschaute. Dann verlieà sie zielstrebig das Haus.
Zurück blieb er und wusste nicht, was er falsch gemacht hatte. Eigentlich wusste er nichts und das war für ihn ein beunruhigendes Gefühl, da er sonst fast alles wusste. Während er im Flur stand und in Gedanken mit sich selbst diskutierte, ob er ihr nachlaufen oder sich in seinem Zimmer verkriechen sollte, kamen Terry und Don die Treppe herunter. Am Rande nahm er deren Bewegungen wahr, doch er registrierte sie nicht bewusst. Dafür war er viel zu sehr in seine eigenen Gedanken versunken.
Interessiert schaute Terry ihn an, da sie nicht wusste, was den Ausdruck auf seinem Gesicht verursacht hatte. Etwas war seit ihrem Eintreffen vergangene Nacht vorgefallen, doch was war ihr unbekannt. Es fiel ihr schwer, ihn einzuordnen, denn einerseits war er Don in vielen Dingen sehr ähnlich, doch im Grunde war er ein ganz anderer Mann. Zwischen ihm und Amita war mehr als bloÃe Freundschaft, doch auch mit ihrer Schwester war etwas gewesen. Offensichtlich war, dass ihre Schwester sich ihn verguckt hatte, das zumindest drückte jeder ihrer Fragen aus, wenn sie sich beiläufig nach Don und seiner Familie erkundigte. Nur der Mann in dieser Geschichte war ihr ein Rätsel.
Es war die perfekte Gelegenheit gewesen, um Gefühle zu zeigen, doch wieder einmal hatten beide es vermasselt. Beide hatten Angst, wie Don fand, unbegründete Angst. Ein Wort, zwei Worte, ein Satz. Mehr bedurfte es nicht, um zu sagen, dass man sein Gegenüber mochte. Er selbst hatte diese Tatsache erst spät erkannt, beinahe zu spät, seinem Bruder wünschte er das nicht. Liebe war ein Gefühl, das nicht unterdrückt werden sollte, denn früher oder später würde sie ihren Weg finden. Da Charlie für ihn im Moment wie ein Buch war, nahm er Terrys Hand und ging mit ihr in die Küche.
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Als Amita in der Nähe der CalSci aus dem Bus stieg, hatte sich ihre Laune normalisiert, wenn auch nicht gebessert. Zügig ging sie den FuÃweg entlang und starrte dabei auf den FuÃboden. Sie war wütend; wütend, dass sie sich nicht getraut, nichts gesagt, nichts versucht hatte. Zugleich fragte sie sich, ob sie zu viel in eine Geste hinein interpretierte. SchlieÃlich hätte auch sie Charlie ein Handtuch angeboten, wenn er nass vor ihrer Tür gestanden hätte, ebenso einen Platz zum Warten. Viel mehr hätte sie ihm auch nicht bieten können.
âAmitaâ, rief jemand.
Versunken in ihre Gedanken nahm sie ihre Umwelt nicht wahr. Mehrere Male rief die Person nach ihr, doch sie bemerkte es nicht. Auch als die Stimme immer lauter wurde, da sie näher kam, registrierte sie es nicht. Dann berührte jemand leicht ihren Arm. Erschreckt zuckte sie zusammen und drehte sich abrupt um.
âAmitaâ, sagte Jason erneut. Seine Stimme war dabei sanft und sein Ton freundlich, ein Lächeln umspielte seine Lippen. âHi.â
âOh⦠Halloâ, erwiderte sie endlich.
âIch wollte Dich nicht so überfallen.â
âKein Problem.â Während sie sprach, winkte sie mit der Hand ab. âVielleicht sollte ich einfach mehr auf die Welt achten und nicht nur an mich denken.â Verwirrt schaute er sie an, was sie bemerkte. âVergiss es.â Ihre Lippen zierte ein Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte. Natürlich war sie immer freundlich, doch sie konnte ihre Gefühle auch nicht komplett verbergen.
âOkay.â Noch einen Moment schaute er sie an, dann wandte er den Blick zum Boden. âMöchtest Du einen Kaffee trinken? Mit mir?â, fragte er dann den Boden zu ihren FüÃen, da ihn plötzlich Schüchternheit ihn erfasste.
âFragst Du gerade den Asphalt?â Nun lachte sie ehrlich, doch sie meinte sich dabei nicht über ihn lustig.
Aufgrund der Bemerkung hob er den Kopf, wobei ein Anflug von rot seine Wange zierte. Sie führte es auf die morgendlich frische Luft zurück, während für ihn die Quelle des warmen Gefühls in seinen Wangen eindeutig war.
âNeinâ¦ähm, ich meine⦠frage dich.â
âMeinetwegen.â Auch wenn sie zustimmte, sah sie dieser Einladung teilnahmslos entgegen, doch sie wollte nicht unhöflich sein. Er war nett und freundlich, was die anderen Studenten offenbar nicht bemerkten. Deshalb wollte sie ihn nicht vor den Kopf schlagen, indem sie ablehnte.
Gemeinsam gingen sie in die Cafeteria. Während sie Gedanken versunken einen Tisch suchte, holte Jason den Kaffee. Vom Vortag wusste er, wie sie ihn trank, deshalb stellte er keine Fragen. Ihn machte stolz, dass er sie besser als ein GroÃteil ihrer Kommilitonen kannte, und er war sich sicher, sie besser zu kennen, als ihr gemeinsamer Professor. Eigentlich fand er Charlie interessant, hatte sogar ein Vorbild in ihm gesehen, bevor Jason ihn gemeinsam mit Amita gesehen hatte. Noch während er darüber nachdachte, ging er mit zwei dampfenden Bechern in den Händen zu ihr.
Sie bedankte sich für den Kaffee, worauf ein belangloses Geplänkel über Höflichkeitsformeln und Etikette. Als das Thema ausgereizt war und es nichts mehr zu sagen gab, schwiegen sie eine Weile, bis ihre Becher fast leer waren. Dann brachte Jason das Gespräch auf die Uni und beide verfielen wieder in eine lebhafte Unterhaltung. Beide interpretierten das unterschiedlich. Sie sah darin einen Versuch, wieder zu reden, während er es als eine interessante Unterhaltung sah. Zwischendurch versuchte Jason, das Thema immer wieder zu wenden, doch Amita wollte es oberflächlich halten. Das gelang ihr auch die meiste Zeit. Erst als die Becher leer waren und sie entweder eine zweite Runde kaufen oder gehen müsste, fasste Jason sich ein Herz.
âDarf ich dich was fragen â ohne dass Du es mir übel nimmst?â, fragte er sie unvermittelt.
âJa... ich denke schon.â Fragend schaute sie ihn an.
âWas ist los? Du bist so unkonzentriert, so abwesend. So bist du doch sonst nicht.â
âNimmâs mir nicht übel, Jason, aber das möchte ich nicht mit Dir besprechen.â
âKeine Sorge, ich halte dicht, falls du dich das fragstâ, reagierte er prompt, ehe er hinzufügte, âSelbst wenn ich eine Tratsche wäre, kenne ich niemand, der mir hier zuhören würde.â Ein gequältes Lächeln umspielte seine Lippen.
âDu bist vielleicht kein Frauenheld oder Sportlertyp, aber auf jeden Fall bist du ein netter Kerl. Mit dir würde ich sofort Pferde stehlenâ, sagte sie und versuchte so, von seiner Frage abzulenken.
âDanke.â Kurzzeitig ergriff seine Schüchternheit wieder Macht über ihn, ehe er sich wieder fasste. âAber du sollst nicht ablenken. Was ist Sache?â
âIch bin verliebt, unglücklich. Und das schon länger. Irgendwie ist alles so verzwickt.â
âKenne ich ihn?â
Darauf reagierte Amita nicht.
âIch verstehe.â
Ãberraschenderweise konnte sie sich mit Jason auch abseits von Uni und Lehrplan unterhalten. Er kam für sie zwar nicht als Partner in Frage, doch als einen Freund konnte sie ihn sich gut vorstellen. Vielleicht würden sie sich anfreunden, dann hätte sie ein wenig mehr echten Anschluss hier.
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Nach zwei Stunden Grübeln hatte er keine Möglichkeit mehr, sich vor der Uni und Amita zu drücken. Zuerst musste er an der Versammlung des Lehrkörpers der CalSci teilnehmen, anschlieÃend hielt er ein Seminar, an der Amita regelmäÃig teilnahm. Sein Fauxpax war harmloser Schlaf gewesen. Neugeborene taten es über 70 % des Tages, er selbst bevorzugte acht Stunden erholsame Nachtruhe. Und doch hatte dieser Schlaf, den er selbst als wunderbar in Erinnerung hatte, einen Reihe von Reaktionen ausgelöst, die er nicht vorher gesehen hatte. Ihm stellte sich die Frage, ob so etwas durch Mathematik voraussehbar war.
Erneut ging er die Treppe hinunter und stellte erleichtert fest, dass Don und Terry sowie Jacken weg waren. Jetzt hatte er nur noch die Fragen seines Vaters zu fürchten. Deshalb versuchte er so leise wie möglich, das Haus zu verlassen, was ihm auch gelang. Als er drauÃen stand, sah er auch den Grund dafür, denn offenbar war er mit dem Auto unterwegs. Ballast fiel von seinen Schultern ab, als er die erste Hürde des Tages hinter sich lieÃ.
Bald erreichte er die CalSci, stellte sein Fahrrad ab und betrat das Gebäude. Rasch ging er durch die Korridore, um in den Besprechungsraum zu gelangen. Als einer der letzten betrat Charlie diesen und entdeckte sofort seinen Mentor, in dessen Nähe glücklicherweise kein Platz frei war. Stattdessen setzte er sich nahe der Tür auf einen freien Stuhl, begrüÃte die Kollegen mit einem Nicken und einem aufgesetzten Lächeln. Dann verfiel er in Schweigen und lieà die Reden der Kollegen teilnahmslos über sich ergehen. Es ging darum, wie man für Forschungsarbeiten Gelder bekommen konnte, welchen Studenten Doktoranden-Plätze zur Verfügung gestellt werden sollten und sonstige für ihn in dem Moment unwichtige Themen. Zwei Stunden später konnte er endlich dem Raum entkommen und ging direkt zu seinem Büro.
Charlie setzte sich hinter seinen Schreibtisch und spielte seine tägliche Büroroutine ab. Heute lieà er sich damit mehr Zeit als sonst. Irgendwann konnte er sich jedoch nicht mehr drücken und musste sein Refugium verlassen. Mit einem mulmigen Gefühl und einen auf die letzte Reihe gerichteten Blick betrat er den Raum, doch sie war nicht da. Einerseits erleichtert, andererseits betreten verteilte er seine Vorbereitung auf dem Tisch und eröffnete das Seminar. Seinen Studenten hatten eine Aufgabe, so dass er seinen Gedanken nachhängen konnte.
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Alan hatte den ganzen Vormittag in der neuen Wohnung verbracht, die Terry und Don innerhalb kürzester Zeit gefunden hatten. Glücklicherweise konnten sie sogar schnell einziehen, leider fehlten den beiden jedoch die Zeit, die Räume zu renovieren. Er als Ruheständler suchte jedoch schon länger nach einer Beschäftigung, weshalb er das übernommen hatte. Fürs Erste sollten nur ein paar Ausbesserungen vorgenommen, Wände sowie Decken geweiÃt und eine gründliche Reinigung vorgenommen werden.
Danke an Jo & XY ungelöst - die weltbesten Künstlerinnen
Ideenlos und stolz darauf!