Cantella - Das Land der Juwelenkönigin [Fantasy]
#12

Und weiter gehts! Big Grin


„Wir brauchen schnell eine Heilerin! Ist hier irgendwo eine Heilerin?“, Paetho lief durch die Straßen und blickte schnell von links nach rechts. Keine Heilerin in Sicht, nur Passanten die ihn unglaubwürdig ansahen. Als er nach dem Besuch bei Dora nach Hause kam, hatte er Maerian auf den Boden des Esszimmers gefunden. Sie hatte anscheinend während den Mittagessensvorbereitungen die Wehen bekommen, riss Geschirr und Besteck mit sich und blieb auf den Fliesen liegen. So schnell es ging, trug er sie zu ihrem Bett ins Schlafzimmer und machte sich auf die Suche nach einer Heilerin, die ihnen bei der Geburt helfen würde.„Ich bin Heilerin! Noch in der Ausbildung, aber die..“, kam ein Mädchen auf ihn zu gerannt. Er stoppte sie mitten im Satz.
„Egal! Komm schnell mit, meine Freundin bekommt unser erstes Kind!“

***

Triumphierend schritt er in das dunkle Zimmer. Die Fenster waren mit dunklen Vorhängen zugezogen worden. Nur drei Kerzen, die ein Dreieck bildeten erhellten ein wenig den Raum. In der Mitte des Dreieckes lag ein großes Buch, dass in Leder eingebunden und aufgeschlagen war. Er konnte durch die enge Schrift und dem schwachen Licht nicht genau erkennen, was auf der Seite stand. Neben dem Dreieck war ein Schreibtisch an der Wand. Die dunkle Gestalt, die auf dem Sessel davor saß, hatte seine Ankunft wohl nicht bemerkt. Regungslos befand sie sich auf dem Stuhl. Das Rot ihrer Haare leuchtete etwas im Kerzenschein. Calvia, die Reichsmagierin des Reichshofes, war seine engste Verbündete und rechte Hand. Sie hatte ihm von ihrer Vision, das ein Kind von Maerian, nämlich genau das Dritte, sein Untergang bedeuten würde, erzählt. Er konnte nicht ganz glauben, dass ein normaler Mensch, wie Calvia es war, ein Jaribi sein konnte. Jedoch wollte er dennoch jede Möglichkeit eines Sturzes vom Thron ausschließen und hatte deshalb die Mutter seiner Tochter gesucht, gefunden und bedroht. Ihm kam ein belustigendes Schnauben aus, welches die Aufmerksamkeit von Calvia auf ihn lenkte.

„König SaGuno!“, sagte diese, stand auf und machte einen leichten Knicks vor ihm.
„Ich hoffe deine Jaribi-Fähigkeiten waren nicht gespielt, Calvia. Ich habe deiner Schwester ordentlichen Druck gemacht, nicht dass das mir etwas ausmachen würde!“, erwähnte Berro beiläufig.
Wieder lächelte er und stellte sich so weit zu den Kerzen, dass man sein Gesicht erkennen konnte. Caliva tat es ihm gleich, nahm aber vorher ein Blatt Papier vom Schreibtisch.
„Ich habe keine Jaribi-Fähigkeiten. Es gibt auch andere, bösere Wege in die Zukunft zu blicken“, antwortete die rothaarige Frau mit einem, wenn nicht genauso bösen, belustigen Lächeln, als Berro.
Durch das geringe Licht der Kerzen konnte Berro die blutüberströmten Arme, die diese Prozedur der Wahrsagerei verlangte, nicht sehen. Noch immer zweifelte Berro an den Voraussagen der Magierin.
„Und diese andere Methode bringt wirklich ein hundertprozentiges Ergebnis?“, fragte er deshalb misstrauisch.
Calvia schnaubte.
„Natürlich gibt es kein hundertprozentiges Ergebnis. Ich bekomme nur einzelne, kurze Bilder und Wörter, die ich nach der Vision erst zu einem Resultat formen muss. Jaribis haben es leichter, da sie schon einen Zusammenhang von den Bilder, die sie sehen, bekommen.“

Jaribis waren gefährlicher als Berro dachte. Es würde nicht leicht werden Xaruyll an sich zu reißen. Die meisten Tiere dort waren Wahrsager.
„Woher hast du die Kenntnis dieser anderen Möglichkeit?“, wollte Berro wissen, um zu erfahren wie viel Erfolg er noch daraus schlagen konnte.
Calvia ging aus dem Kerzenschein ins dunkle. Er hörte, wie sie einen Wasserhahn aufdrehte und sich wahrscheinlich die Hände wusch.
„Vor einigen Jahren, noch bevor ich an deinen Hof kam, erkundete ich die Grenzen von Berroselle. Ich war abenteuerlustig, sehnte mich nach einem Zweikampf mit irgendjemand und übersah dadurch, dass ich die Grenze des Landes schon längst überschritten hatte. Ängstlich irrte ich in einen menschenleeren Wald umher. Naja, vielleicht gar nicht so menschenleer, denn ich fühlte mich beobachtet. Gesehen von Augen, die wiederum aber keine Menschenaugen waren. Als ich zu einer Lichtung kam, stand ein anderes Wesen nicht weit von mir entfernt. Ich stürmte auf es zu, so töricht ich auch war, glaubte ich, dass es mir den Ausgang aus dem Waldlabyrinth zeigen konnte. Ein derartiges Wesen hatte ich noch nie gesehen, jedoch hatte ich schon viel von ihnen gelesen und gehört. Starr vor Schreck, als ich endlich erkannte was es war und wo ich mich jetzt befand, hielt ich den Atem an. Ich hatte die Grenze zu Kaelfan überschritten und stand einem Elf gegenüber. Weißt du etwas über Elfen, SaGuno?“, begann sie ihre Gesichte zu erzählen.

Den Wasserhahn hatte sie währenddessen wieder zugedreht und bewegte sich nun im Raum hin und her. Berro überlegte. Er wusste nichts von den Elfen. Er wusste zwar, dass es Kaelfan gab, allerdings dass ihr Land so klein war, dass sich eine Übernahme nicht lohnen würde. Elfen waren ein Mythos für ihn. Darum verneinte er Calvias Frage.
„Das habe ich mir gedacht. Nur wenige wissen etwas über die Elfen. Man muss schon wirklich gut suchen, um Bücher von ihnen zu finden. Doch ich war immer fasziniert von ihnen. Sie sind blutrünstige, brutale Wesen, die keine Scheu vor dem Töten zeigen. Darum liebte ich diese Wesen. Ich wollte so sein, wie sie. Und so einer Gestalt bin ich damals direkt in die Arme gelaufen!“
Irgendwie gefielen diese Elfen Berro immer mehr. Brutale Kämpfer. So etwas wie sie, fehlten ihm noch in seiner Armee. Er musste unbedingt einmal mit Tavris, der Hauptkommandant seiner Streitkraft, über diese Sache reden. Dennoch war seine Frage noch immer nicht beantwortet worden.
„Wie bist du wieder herausgekommen?“, fragte Berro interessiert.
„Mein großes Glück war, dass sie Frauen gefangen nehmen, um sie später in einer Langen Prozedur zu töten. Währenddessen sie Männer sofort erledigen. Keine Ahnung warum Frauen eine Sonderbehandlung ertragen müssen. Aber so war es meine Chance noch einmal zu entkommen.“

„Wie hast du es geschafft aus einem Lager voller Elfen zu fliehen?“, wollte Berro verblüfft wissen.
Calvia kam wieder ins Kerzenlicht, das Stück Papier immer noch in ihrer Hand. Er blickte in ihr Gesicht, auf dem sich ein grauenhaftes böses Lächeln spiegelte. Ihre Hand bewegte sich leicht nach oben und zeigte zur Mitte des Dreieckes.
„Mit diesem Buch!“
Erst jetzt sah Berro wieder zu dem Buch hinunter und wusste warum er vorher nichts lesen konnte. Es war in Elfenschrift geschrieben, nahm er an, weil er nichts entziffern konnte. Nichtdestotrotz wie hätte ein normales Buch Calvia befreien sollen?
Calvia setzte wieder an, um weiter zu erzählen.
„In einem Käfig eingesperrt, hängend unter einem Baum, sah ich mein Ende kommen. Auch die Nacht brach allmählich heran und alles wurde dunkler. Ich lag eingerollt am Boden meines Gefängnisses, mit meinem Leben abgeschlossen, als ich plötzlich etwas an meinen Füßen spürte. Dieses Buch. Ich sah mich um und konnte nur mehr ein Elfenkind in weiter Ferne erkennen. Dieses Kind hatte mir das Leben gerettet. Ich wusste nicht wieso oder warum oder wie sie darauf kam, dass ich ihr Buch lesen konnte. Ich konnte es, weil ich mich viel mit der Elfenschrift befasst hatte. Wie vorher schon erwähnt, ich bin vernarrt in Elfen. Schnell schlug ich das Buch auf, mitten auf irgendeiner Seite. Es war schon dunkel und ich musste mich anstrengen um noch etwas lesen zu können. Genau die Seite, die ich aufgeschlagen hatte, war meine Rettung. Ein Platzwechslungszauber. So stand es im Buch.“

„Das ist ein Buch der Zauberei von Elfen?“
Das Böse funkelte nur so in Berros Augen. Waffen zu haben, die der Gegner nicht kannte, war ein großer Vorteil. Der Überraschungseffekt würde enorm sein. Sich die anderen Länder unter den Nagel zu reißen, würde mit dieser Kenntnis doch einfacher sein, als geplant. Berro konnte sein hinterhältiges Lächeln nicht mehr verstecken.
„Ein Kinderbuch der Zauberei von Elfen!“, besserte Calvia Berro aus.
„Kinderbuch?“, stutzte der König etwas.
Sein Lächeln war verflogen.
„Heißt das, dass erwachsene Elfen noch stärkere und mächtigere Zauber beherrschen, als Wahrsagerei und Platzwechsel?“
Er musste unbedingt das Land Kaelfan zufriedenlassen. Er konnte seinen Tod und die vielen von seinem Heer nicht zulassen. Nur eine vollständige Armee konnte etwas gegen Surrejona und Panthalena ausrichten.
„Elfen sind reine Zauberkreaturen. Jedoch verlangt ihr Gemüt nicht nach Macht. Ihr eigenes Reich genügt ihnen vollkommen. Ich an deiner Stelle würde nicht den Zorn entfachen lassen wollen. Denn er ist einfach schrecklich“, Calvia wurde, während des Sprechens immer leiserer.
Irgendetwas war da noch in der Geschichte, dass Berro unbedingt hören musste.
„Wie ging die Geschichte aus? Du hast den Platzwechselzauber angewandt und dann?“, fragte Berro und lauschte aufmerksam der Antwort.

Calvia blieb leise und flüsterte:
„Nach dem Anwenden des Zaubers wusste ich, dass es eigentlich nur Elfenzauber waren, die für Menschen, wenn sie sie benutzen, schwere Folgen haben können.“
Sie machte eine dramatische Pause und Berro wartete bis sie weiter erzählte.
„Ich wachte nicht an dem Ort auf, wo ich es eigentlich geplant hatte. Ich wusste nicht wo ich war. Ich wusste nur, dass mein Befreiungsversuch Opfer darbrachte. Am Boden liegend konnte ich nur mehr meine Hände spüren, alles andere war taub und als ich an mir runter sah…“, Calvia senkte noch weiter die Stimme, „Blut. Alles voller Blut. Sechs Monate hat meine Heilung gedauert. Sechs Monate voller Schmerzen.“
Berro erschrak, die Elfenzauber waren so stark, dass man sich dabei selbst zerstörte. Dies war erst ein Kinderzauber gewesen. Wie groß würden die Schmerzen sein, wenn man einen normalen Elfenzauber anwandte?

„Du bist entkommen!“, bekräftigte er Calvia und wollte so ihre Stimmung wieder etwas heben. Doch Calvia blickte nur stumm zu Boden. „Du hast aus diesem Buch also den Wahrsagungszauber?“, wollte er sie auf andere Gedanken bringen.
Er mochte sich nicht vorstellen welche Qualen dieser Zauber mit sich brachte. Doch wenn er nicht diese Schmerzen durchmachen musste, war es ihm egal. Hauptsache er hatte ein Ergebnis, dass er für seine Herrschaft ausnutzen konnte. Calvia sah auf. In ihren Augen war jetzt etwas anderes als vorhin. Langsam überreichte sie Berro das Blatt Papier, dass sie seit Anfang an in ihren Händen gehalten hatte. Das Papier war bespritzt mit Blut und in der Mitte stand ein Name.
„Alena VanHell“, sprach Berro laut aus.
Was war mit der Reichshexe von Panthalena?
„Tod!“
„Was? Sie ist tot?“, fragte Berro verblüfft.
Calvia verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.
„Nein, du Narr. Du musst sie töten, sonst könnte sie dir in nicht so ferner Zukunft in die Quere kommen.“

„Achso“, Berro überlegte angespannt, „Das wird nicht so einfach sein, wie bei Maerian. Dazu braucht man einen ausgeklügelten Plan. Calvia, deine Dienste werden heute nicht mehr benötigt. Du kannst nach Hause gehen.“
Berro verließ noch immer nachdenkend das Zimmer. Calvia blieb alleine zurück. Auch sie war in Gedanken versunken. Als sie langsam die Kerzen ausblies, die Vorhänge öffnete, und das Buch aufhob, ließ sie ihre Erinnerungen an die Gefangenschaft bei den Elfen
noch einmal zurück schweifen. Sie hätte sich lieber umbringen lassen sollen, als Nacht für Nacht aus demselben Albtraum zu erwachen. Sie wusste, dass die Elfen an diesen Albträumen schuld waren. Leiden lassen, das war die Devise der Elfen an die Frauen und auch wenn sie entkommen war, musste sie dennoch dafür büßen. Nacht für Nacht. Calvia nahm ihren schwarzen Mantel und verließ ebenfalls das Zimmer. Das Buch immer an ihrer Seite. Ihre einzige Möglichkeit so zu sein wie ein Elf und an Berro näher ran zu kommen.

***


eure *Luna

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Peyton: "Every song ends, but is that any
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