Anderthalb Jahre... - Eine Geschichte aus Stars Hollow
#1

Titel: Anderthalb Jahre...
Autor : von mir
Genre : Romantik, Erwachsenwerden, Umzug, Neuanfang
Raiting : G-13
Hauptpersonen:
Allison
(17), zieht aus Boston nach Stras Hollow, weil ihre Mutter mit ihrem neuen Ehemann & dem neuen Baby ein neues Leben in der gemütlichen kleinen Stadt anfangen will.
Sie selbst hat nicht vor sich großartig einzuleben, weil sie bald wieder die Stadt verlassen und aufs College gehen will. Doch dann trifft sie...:

Jess (mittlerweile 19), hat in Kalifornien wieder alle Brücken abgebrochen und startet einen letzten Versuch in Sars Hollow seinen High School Abschluss nachzuholen.
Er trauert Rory nach, die jetzt nicht mehr da ist, und ist noch wütender und perspektivloser als vorher, weil er sein Leben immer noch nicht auf die Reihe bekommt.
Er ist wieder bei Luke eingezogen.

Disclaimer : kein Copyright, ich ziehe keinerlei finanziellen Nutzen aus meinem Werk
Sonstige Bemerkungen/Spoilerwarnung:
Evtl. könnte das eine oder andere als Spioler aufgefasst werden, da die Story ein kleines Bisschen auf die Staffeln 1 bis 3 aufbaut, im Bezug auf das, was mit Jess zu tun hat.



[SIZE=4]Ein Neuanfang in[FONT=&quot][FONT=&quot]Stars Hollow
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Prolog

„Träumt nicht jeder vom Charme und der Schönheit und all den anderen wunderbaren Eigenschaften einer nordamerikanischen Kleinstadt?“

Allison seufzte. Ihre Mutter träumte natürlich - und voller Überzeugung - vom beschaulichen Landhausstileben, wie sie es sich in nordamerikanischen Kleinstädten vorstellte: Gebäude und Straßen wie aus dem Bilderbuch, umgeben von der malerischen Landschaft und den saftig grünen Wäldern Connecticuts. Vor dieser Kulisse schwebte ihr ein beschauliches Leben in einer kleinen, eingeschworenen - und vor Allem - herzensguten Gemeinschaft von Mitbürgern vor, die sie möglichst mit offenen Armen und freundlichen Worten willkommen heißen und in ihren Kreis aufnehmen würden.

Von der enormen Umstellung, weg vom Großstadtleben mit all den zugehörigen Gewohnheiten, hin zu einem Leben fernab der Zivilisation, dafür mit weniger guten Bildungschancen und einem winzigen Arbeitsmarkt, wollte sie nichts hören. Von den eventuellen Schwierigkeiten, sich in eine solche eingeschworene Dorfgemeinschaft einzufügen, ganz zu schweigen.

Allison selbst hatte da weitaus mehr Bedenken. Es gab nur eine High School, an der sie mitten im Semester einsteigen musste. Darüber hinaus waren das kulturelle Angebot, genauso wie so ziemlich alles weitere in dieser Kleinstadt auf Grund ihrer Größe recht begrenzt. Die Auswahl an Geschäften, was das allgemeine Angebot an Produkten bestimmte, die Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten, die Kapazität der Bibliothek und der Videothek, und natürlich an potentiellen sozialen Kontakten waren denkbar gering.

„Mom, du weißt schon was man über die Einwohner von solchen Kleinstädten sagt, oder?“
Cheryl warf ihr einen kurzen, heiteren Blick zu, streckte ihre Arme, soweit Jonahs Last auf ihnen es zuließ, und antwortete mit einem unbeirrten Lächeln: „Dass sie ganz außergewöhnlich gastfreundlich sind?“
„Zu Touristen vielleicht, weil sie von denen zu Teil finanziell abhängig sind. Aber nicht zu Leuten, die in ihren eingespieltes Zusammenleben dauerhaft einzudringen versuchen. Das wird vielleicht nicht so einfach, wie du es dir vorstellst.“ entgegnete Allison ernst, doch ihre Mutter hörte ihr schon längst nicht mehr zu. Trotzdem fuhr sie fort: „Da kennt jeder jeden - und zwar sehr gut! Und bei einer so geringen Anzahl an Leuten fällt der kleinste Fehltritt gleich auf. Kleinstädte sind berüchtigt für ihren Klatsch und Tratsch, und dass sich Gerüchte, genau wie alles andere, wie ein Lauffeuer verbreiten.“

Jonah, dem seine Liegeposition plötzlich nicht mehr gefiel, begann dies durch lautstarkes Schreien allen kundzutun. Dies veranlasste Cheryl dazu, ihn hochzuheben, ihn so vor sich zu halten, dass er sie ansehen konnte, und ihn mit allerlei Albernheiten davon abzulenken zu weinen.
„Wer sollte über uns schon tratschen, huh?“ fragte sie in ihrer Babystimme, sodass es eher so klang, als würde sie es zu Jonah sagen anstatt zu Allison. Dann grinste sie ihr Baby an, gab ihm einen Nasenstüber und brachte es damit zum Lachen.
„Alle?“ erwiderte Allison, allerdings mehr zu sich selbst, denn ihre Mutter war inzwischen viel zu sehr damit beschäftigt Grimassen zu schneiden.

Die Straße machte eine Biegung und führte sie mit leichtem Gefälle in Richtung Westen. Als kurz darauf das Ortsschild mit der feierlichen Aufschrift ‚Stars Hollow‘ vor ihnen auftauchte, sah Allison ihm mit gemischten Gefühlen entgegen. Sie störte sich nicht an dem gemütlichen, heimischen Charme und der entspannten Atmosphäre, die diesen Ort zu dem ruhigen, beschaulichen Städtchen machten, das es war, sondern daran, dass es möglicherweise zu ruhig und fremdartig für sie sein könnte.
„Du wirst dich sicher nicht langweilen“, hatte ihr ihre Mutter versichert, „Das erste Jahr wirst du bestimmt genug damit zu tun haben, die Natur und die neue Umgebung zu genießen. Außerdem wirst du in der Schule viel aufzuholen haben. Schließlich willst du doch deine Noten halten, damit du in zwei Jahren wieder in die Stadt verschwinden und aufs College gehen kannst, habe ich recht? Und außerdem wirst du jede Menge neue Leute kennenlernen.“
Ach ja, die Leute. Die neuen Nachbarn und Schulkameraden. Es graute ihr mehr davor, als dass es sie mit Vorfreude erfüllt hätte.

Hinter dem Ortschild erstreckte sich noch für ein paar hundert Meter der frühherbstliche Mischwald entlang der Straße, doch dann tauchten die ersten Häuser auf und schon bald befand sich Allison zu ersten Mal in ihrem neuen zu Hause.
Immerhin brachte sie der entzückende Anblick der Stadtmitte auf andere Gedanken. Mit seinem hölzernen Pavillon, umringt von einer gepflegten Grünanlage mit Bänken und Blumenbeeten, die wiederum von der Hauptstraße umgeben war, die die ovale Fläche wie einen Kreisel umrundete. Entlang dieses Straßenrings, von dem mehrere kleinere Straßen in alle Richtungen der Kleinstadt abgingen, waren auch etwa 90 Prozent aller Geschäfte angesiedelt, die fast alle den Eindruck machten, als wären sie traditionelle Familienunternehmen, die sich seit ihrer Eröffnung kaum verändert hatten und praktisch schon immer ein Teil dieses Idylls gewesen waren. Es war unbestreitbar eine hübsche Kleinstadt.

„Guck, das da drüben ist der Lebensmittelmarkt“, rief ihre Mutter, sichtlich in Hochstimmung, „Und an der Ecke gibt es ein entzückendes, kleines Diner und - oh, da! - siehst du? Das ist die High School!“ Ihre Begeisterung suchte ihres Gleichen.
Allison schrumpfte beim Anblick des Gebäudes hinter dem Lenkrad förmlich zusammen. Der Betonklotz wirkte erstaunlich einschüchtern, wie er in der goldenen Nachmittagssonne so da stand, ungerührt und irgendwie ernsthaft.
„Anderthalb Jahre.“ dachte sie hoffnungsvoll.


- 1 -

Sie manövrierte den Wagen in eine freie Parklücke vor dem Rathaus und stellte den Motor ab. Cheryl war sofort in heller Aufregung. Sie stieg hastig aus, wuselte um das Auto herum und verursachte sogleich eine beklemmende Hektik, die sie selbst nie wahrzunehmen schien.
Allison ließ sich Zeit, aus dem Auto zu steigen, sich einmal umzusehen und einen Überblick über die Umgebung zu erlagen, und schließlich zum Kofferraum zu gehen, wo sie sich ihre Mutter bereits mit dem Kinderwagen abmühte. Sie half ihr, ihn aufzuklappen und dann Jonah darin zu verstauen. Dieser, von der üblichen Intensität und Energie seiner Mutter ganz beunruhigt, hatte inzwischen angefangen zu schreien, was Cheryl wiederum in ihrer Hektik noch steigerte.
„Mom, beruhige dich!“ ermahnte sie Allison „Bitte. Bleib einfach ganz ruhig.“

Ihre Mutter blieb abrupt stehen, atmete tief durch und sah sie an. Ihre Tochter strahlte in Momenten wie diesen eine solche Ruhe aus, dass Cheryl sich inzwischen mit ihr wie auf Augenhöhe fühlte. Besonders der Kontrast zu ihrem viel jüngeren Halbbruder machte ihr immer öfter bewusste, wie groß ihre Tochter mittlerweile geworden war.
Sie sah sie liebevoll an und lächelte dankbar: „Ich bin so aufgeregt! Gleich werden wir offiziell Bürger dieser Stadt sein!“

Allison lächelte ebenso liebevoll zurück. Ihre Mutter nach so langer Zeit wieder so glücklich zu sehen, erfüllte sie ebenfalls mit Freude.
Ein Blick ihrer Mutter auf den kreischenden Jonah und Allison machte eine abwehrende Geste: „Schon gut, Mom. Geh du nur rein und erledige alles. Ich gehe mit ihm in der Zwischenzeit spazieren, damit er sich beruhigt.“
Cheryl strahlte sie dankbar an, angelte sich ihre Unterlagen aus dem Handschuhfach und lief, mit den Worten „Wir sehen uns in einer halben Stunde wieder hier!“, auf die Treppe vor dem Gebäude zu.

Die rote Fassade des Rathauses, das, ganz dem Federelen Stil entsprechend, mit einem Türmchen, das von einer großen Uhr geziert wurde, ausgestattet war, leuchtete in der Sonne. Sie spiegelte sich in den großen, weiß eingefassten Fenstern und schien besonders eifrig ihre Wärme verströmen zu wollen, jetzt, da sich der Spätsommer langsam aber sicher dem Ende zuneigte und die ersten roten, gelben und orangen Blätter in den Baumkronen den bevorstehenden Herbst ankündigten.

Auf der Straße hinter ihr hatte der Möbelwagen gehalten, der ihnen bis hier her nachgefahren war.
Allison winkte den Männern hinter der Windschutzscheibe zu, die ihr bedeuteten, dass sie schon zu Haus fahren würde. Sie selbst kannte es bis jetzt nur von Fotos, doch daher wusste sie schon, dass es in einer Allee lag und einen großen Garten mit vielen Bäumen und jede Menge Platz hatte.
Kaum zu vergleichen mit ihrem Apartment in Boston, das neben der Feuerleiter und der Straße fünf Stockwerke darunter nicht gerade viel Platz bot. Abgesehen davon hatte das neue Haus mindestens zwei Stockwerke und in keinem davon würde man den regen Straßenverkehr wahrnehmen - denn da würde von jetzt an keiner mehr sein.

Jonahs verächtliche, wütende Laute holten sie wieder in die Gegenwart zurück. Sie beugte sich über ihn und versuchte, ihm seinen Schnuller in den Mund zu stecken, und ihn dadurch zum Schweigen zu bringen. Er wehrte sich jedoch dagegen und wurde nur noch lauter.
„Hey, was hast du denn?“ fragte sie ihn, als würde er darauf den Mund öffnen und es ihr sagen. Doch er sah sie nur aus feuchten, unzufriedenen Augen an und verzog das Gesicht zu einem stummen Schrei. Allison nahm ihm die kratzige Wollmütze von seinem spärlich behaarten Kopf und drückte ihm sein Lieblingskuscheltier, das die Form einer Ente hatte, ans Gesicht, um ihm die Tränen abzuwischen.
„Sag bloß, dir gefällt es hier nicht!“ sagte sie mit gespielter Empörung und musste grinsen.

Dann schob sie ihn den Kinderwagen an, was ihn zu beruhigen schien, und machte sich auf den Weg die Stadt ein wenig zu erkunden.
Es war kaum zu glauben wie viele Menschen an einem frühen Mittwochnachmittag unterwegs waren. Es kam ihr so vor, als müssten sie bereits ein Drittel der ganzen Stadt ausmachen. Sie überquerten die Straße, die den Mini-Park umrundete, betraten und verließen die Geschäfte, standen einfach auf dem Fußweg herum und unterhielten sich oder waren an ihrem Autos zugange, die am Straßenrand parkten. Dabei war es kaum vierzehn Uhr. Hatte hier denn Niemand einen Job? Sie sah es als einen Beweis für ihre Theorie bezüglich des zu kleinen Arbeitsmarktes an.
Sollte sie eine Telefonzelle finden, so beschloss sie, so würde sie gleich Kathy anrufen und ihr alles über diese eigenartige Kleinstadt erzählen.

Sie setzte ihren Weg auf der anderen Straßenseite fort, und ging an den überladenen Schaufenstern der Geschäfte vorbei, bis sie in einem etwas entdeckte, dass sie interessierte. Die Videothek hatte ‚den Film des Monats‘ und ‚die Neuerscheinung des Monats‘ ausgestellt: „Vom Winde verweht“ und ein Animationsfilm, den sie nicht kannte und dem DVD-Cover sowie dem Titel zu folge es auch dabei belassen wollte.

Sie war so in ihre Gedanken darüber vertieft, wie unsinnig es war einen Film darüber zu machen, wie ein Waschbär zum Rennfahrer wird, dass sie die abwechselnd neugierigen, abschätzigen und erstaunten Blicke der Passanten nicht wahrnahm. Obwohl Jonah inzwischen eingeschlafen war und keinen Ton mehr von sich gab, zog sie ungemein viel Aufmerksamkeit auf sich.

Sie bemerkte auch nicht die Dame mit der blonden Dauerwelle, die sie eine Weile beobachtet hatte. Ihre Augen weiteten sich und für einen kurzen Moment wirkte sie wie ein aufgeschrecktes Erdmännchen. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt, um geradewegs zum örtlichen Tanzstudio hinüberzueilen, in dem eine rothaarige, voluminöse, extravagante Frau namens Miss Paddy bereits darauf wartete etwas Neues zu erfahren, das sie in Nullkommanichts an die gesamte Einwohnerschaft von Stars Hollow weitererzählen konnte. Und da würde es sicher viel zu erzählen geben, denn soeben hatte die blonde Frau mit Dauerwelle, Luana Sheppert, bereits einen ihrer Spione ausgesandt, um mehr zu erfahren.

Diesem sollte Allison im Inneren der Videothek begegnen, während sie die Auswahl an Actionfilmen studierte. Sie hatte gerade „The Day after Tomorrow“ in die Hand genommen, als ein recht kleiner, dunkelblonder, junger Mann, mit einem unnatürlich starren, ausdruckslosen Blick, der ihn schon von Weitem aufdringlich wirken ließ, in den Gang einbog. Mit schnellen Schritten kam er zielstrebig auf sie zu und blieb dann genau neben ihr stehen.

„Hi.“
Allison brauchte einen Moment um zu realisieren, dass sie angesprochen worden war. Sie löste ihren Blick vom Text auf der Rückseite der DVD-Hülle und sah ihn irritiert an. Ohne ein weiteres Wort starrte ihr Kirk ins Gesicht. Irgendwann kam ihr dies so eigenartig vor, dass ihr wieder einfiel, was er zu ihr gesagt hatte.
„… Hi?“ stammelte sie verwirrt.
„Sind Sie Touristin?“
„Äh…Was?“
„Sind sie hier vielleicht auf der Durchreise oder ein Feriengast? Obwohl momentan ja gar keine Ferien sind… Sind Sie Touristin?“
Allison war von seinem beinah schon bizarrem Verhalten sowie der seltsamen Zielstrebigkeit seines Nachfragens so irritiert, dass sie einfach ehrlich darauf antwortete: „Äh… naja, ich wünschte es wäre so.“
Sie versuchte es mit einem unsicheren Lächeln, doch Kirk starrte sie nur weiter mit ausdruckslosem Gesicht an. Ein Moment des Schweigens trat ein.
„Ist das ein ‚Nein‘?“ fragte er schließlich.
„Ja.“
„Soll das heißen, dass Sie nicht nur einen Ausflug hierher machen, sondern längerfristig hierzubleiben planen?“ Seine nächste Frage hatte so schnell gefolgt, dass sie ihn zunächst nur verwirrt anblinzelte.
„Das ist … richtig.“ sie runzelte die Stirn „Warum fragen Sie mich das?“
„Sind Sie zum ersten Mal hier in Stars Hollow?“
Als er ihre Frage ignorieret, wechselte ihre Stimmung schlagartig und sie verschränkte gereizt die Arme vor der Brust: „Was soll die Fragerei?“
„Ich versuche nur festzustellen, ob sie hier neu sind. Oder sollte ich ‚du‘ sagen?“ Kirk musterte sie abschätzig „Wie alt bist du?“
Nun war sie verärgert „Entschuldigen Sie mal, aber ich wüsste nicht, dass Sie das was angeht!“
Ihr entging der Blick auf den Kinderwagen nicht, als er sagte: „Ich nehme an, du bist noch nicht volljährig, oder?“
„Okay, jetzt reicht‘s!“ sie fuhr herum und sah sich suchend im Laden um „Gibt es hier sowas wie einen Sicherheitsdienst? Der Typ hier belästigt mich!“

Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, als alle Augen auch schon auf sie gerichtet waren und Kirk bereits den halben Weg zur Tür zurückgelegt hatte. Kaum hatte er die Videothek fluchtartig verlassen, legte sich eine unnatürliche, gespannte Stille über die Szenerie. Den ersten Leuten fiel auf, dass sie ein fremdes Gesicht war. Und die üblichen Natur-Touristen oder solche auf der Durchreise steuerten normalerweise nicht die Videothek an, sie eher für die Einwohner von Stars Hollow gedacht, für die es sich lohnte etwas auszuleihen.
Mrs Miller und Mrs Pacelli, die neben den Familienfilmen in der Nähe des Verkaufstresens standen, waren mit die ersten, denen dies in den Sinn kam. Sie warfen der Fremden über die Regale hinweg neugierige Blicke zu.

„Glaubst du, sie ist eine Touristin?“ fragte Mrs Miller, ohne ihren Blick von dem jungen Mädchen mit den langen rotbraunen Haaren abzuwenden „Ich habe sie hier noch nie gesehen. Und so groß und hübsch wie sie ist, wäre sie mir bestimmt aufgefallen.“
Mrs Pacelli hatte soeben das Interesse an der Komödie verloren, über sie sich eben noch unterhalten hatten. Sie Schüttelte den Kopf „Seit wann interessieren sich Jugendliche für historische Kleinstädte? Sie scheint mir ein bisschen zu jung für den Bed&Breakfast-Typ.“
Mrs Miller legte den Kopf schief „Hast du gehört, was sie gesagt hat? Sie hat nach dem Sicherheitsdienst gerufen. Kein Laden hier hat sowas auch nur im Entferntesten.“
„Außer Taylor - Er läuft in seinem Laden herum wie ein alter Wachhund und schaut mir jedes Mal genau auf die Finger, wenn ich mein Gemüse wiege.“ erinnerte sie Mrs Pacelli und verdrehte bei dem Gedanken an Taylor genervt die Augen.

Mrs Miller jedoch wollte auf etwas anderes hinaus. Sie griff die Freundin am Arm und sah sie eindringlich an „Versteh doch: Sie kommt aus der Stadt.“ sagte sie bedeutungsvoll und Mrs Pacellis Miene wurde von erhellte sich, als sie begriff. Die beiden Frauen waren gerade in eine Debatte vertieft, auch welcher Stadt Allison wohl stammen mochte, als sich diese in Bewegung setzte und in Richtung Tür ging.

„Oh.“ Mrs Pacellis Augen weiteten sich erstaunt „Liz, bist du sicher, dass sie nicht doch etwas älter ist?“
„Wieso?“ Mrs Miller drehte sich um und öffnete vor Staunen den Mund, als ihr Blick auf den Kinderwagen fiel, den Allison vor sich her schob. Sie bedankte sich höflich bei dem Mann, der ihr freundlicher Weise die Tür aufgehalten hatte, damit sie mit dem Wagen leichter hinaus kam. Die vielen Blicke, die sie von allen Seiten zugeworfen bekam, waren ihr noch immer nicht aufgefallen. Und das sollten sie auch den ganzen Weg zurück zum Rathaus nicht auffallen.
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