27.01.2005, 22:28
Mit einem kräftigen Schnitt teilt Lorelai Gilmore das Stück Lammfleisch auf ihrem Teller, wirft ihrer Schwiegertochter einen missbilligenden Blick zu, legt das Besteck zur Seite und mustert ihre Enkeltochter, die etwas unbeholfen versucht die Kartoffel vor sich klein zu bekommen, sich schlieÃlich ein viel zu groÃes Stück in den Mund schiebt.
âNun, Lorelaiâ, sie greift nach ihrer Serviette, tupft sich die Mundwinkel, nimmt einen Schluck Wein. âWie ich höre, gehst du seit einigen Wochen in den Kindergarten.â
âMmpfâ, erwidert Lorelai mit vollem Mund, weià nicht welche der Regeln Vorrang hat: die auf die Fragen von Erwachsenen stets höflich zu antworten, oder die nicht mit vollem Mund zu sprechen. SchlieÃlich entscheidet sie sich für den Mittelweg und befördert das halb zerkaute Kartoffelstück so elegant wie möglich zurück auf ihren Teller. Ob eines entsetzten Aufschreis ihrer GroÃmutter und einer Strafpredigt ihrer Mutter, kommt sie jedoch erst gar nicht zum antworten.
âAlso wirklichâ, zischt Lorelei leise. Ein weiterer Beweis, sie hat es immer geahnt, war sich sicher, dass Emily ungeeignet ist. Aber Richard wollte ja nicht auf sie hören, nicht einmal ihr Brief hatte seine Wirkung gezeigt. Sie verstand ja, dass er das Bedürfnis hatte seinen Fehler wieder auszubügeln, aus Emily eine ehrbare Frau zu machen. Aber die wäre sie auch geworden, wenn sie diesen Farnsworth geheiratet hätte. Verflucht, weshalb hatte sie es Richard auch vor der Hochzeit erzählen müssen!? Jetzt war Emily tatsächlich ein offizielles Mitglied der Familie. Eine Frau die weder Moral noch Anstand kannte. Es in ihrem ungeheuer arroganten Tonfall selbst zugegeben hatte, dabei sogar noch die Unverfrorenheit gehabt hatte, das Andenken an Richard zu beschmutzen, ihn praktisch mit dem Pöbel gleichgestellt hatte, das seine Abende in den Bordellen der Stadt verbrachte. Nein, Emily würde niemals lernen, was Sitte und Anstand waren, niemals konnte diese Frau ihren Sohn glücklich machen, zumindest nicht auf eine ehrbare Art und Weise. âNun Richardâ, sie ringt sich ein Lächeln ab. âHabt ihr euch schon Gedanken über die Schulbildung der Kleinen gemacht?â
âIn der Tat, Trixâ, ein zufriedenes Grinsen zeichnet sich auf seinem Gesicht ab. âEmily hat sich über die verschiedenen Privatschulen hier in Hartford kundig gemacht, es wird wohl Kingswood werden.â
âKingswoodâ, etwas irritiert blickt sie von ihm zu Emily. âWenn ich mich richtig erinnere, dann werden dort sowohl Mädchen, als auch Jungen aufgenommen.â
âSie ist auch auf einem gemischten Kindergarten, Mutterâ, erwidert ihre Schwiegertochter, fragt sich, wo ihr nächster Fehler liegt, was ihr noch vorgeworfen werden wird. Der Besuch ihrer Schwiegermutter hat sich bislang als ein einziges Desaster gestaltet. Das Haus zu klein, die Möbel zu gewöhnlich, die Betten zu hart, das Essen zu scharf, ihre Kleidung zu geschmacklos, Lorelai zu aufmüpfig, sie selbst zu â was auch immer. Sie hat diese Tiraden satt, zumal sie nicht weiÃ, was sie darauf erwidern soll, nichts darauf erwidern darf, wenn sie die Beziehung zu ihrer Schwiegermutter jemals wieder ins rechte Lot rücken will. Alles was sie braucht ist etwas Geduld, Lorelai wird eines Tages einsehen, dass sie nur das Beste für Richard will, ihn liebt. Bis dahin muss sie eben die Zähne zusammenbeiÃen, tut es auch jetzt, ignoriert die nächste Spitze, lächelt.
âMeiner Meinung nach, sollte man Mädchen und Jungen niemals gemeinsam auf eine Schule schicken, das fördert nur diese ââ, sie erinnert sich, dass ihr Enkelin im Raum ist, das Gespräch neugierig verfolgt, sucht eine neue Formulierung. âDas bringt sie nur frühzeitig auf dumme Gedanken.â
âAch was, Mutterâ, wirft ihr Sohn ein, beinahe fröhlich, die angespannte Stimmung zwischen seiner Mutter und seiner Frau ist ihm bislang nicht aufgefallen. Im Gegenteil, zwei derart intelligente und wundervolle Frauen, so denkt er, müssen sich blendend verstehen. âDas fördert lediglich den gepflegten Umgang miteinanderâ, er zwinkert Trix zu. âManche Dinge kann man nie früh genug lernen, das sagst du doch selbst immer.â
Sie rümpft leicht die Nase, manche Dinge, nun, das gilt für Höflichkeit, Manieren, nicht für den Umgang mit dem anderen Geschlecht. âNun, da muss ich dir widersprechen. Lorelai wird noch genügend Zeit haben derlei zu lernen - wenn sie im richtigen Alter dafür ist. Wozu gibt es Debütantinnenbälle?â
âUm den passenden Ehemann zu findenâ, wirft Emily ein, schilt sich selbst für ihren unbedachten Kommentar, sie sollte endlich lernen mehr Beherrschung zu zeigen, nicht immer gleich das zu sagen, was sie tatsächlich dachte.
âWenn ich mich recht entsinne, Emily, dann hast du dir deine Männer nicht auf Bällen, sondern an den gemischten Bildungsinstitutionen dieses Landes geangelt.â
Sie beiÃt sich auf die Unterlippe, sieht Richard mit einem schwachen Lächeln an, wendet sich wieder ihrem Lamm zu. Natürlich stimmt es, sie hat Richard in Yale kennengelernt. Aber die Art und Weise in der ihre Schwiegermutter es immer wieder schafft diese Tatsachen in einer derart brüskierenden Form gegen sie zu verwenden, dann noch in der Gegenwart Lorelais, macht ihr zu schaffen, sie kommt sich wieder wie die Studentin vor, deren Professor ständig versuchte, sie vor der Klasse bloà zu stellen. Aber hat sie ihm nicht die Stirn geboten? Es nicht zugelassen, dass er seine Meinung über Frauen bestätigt sieht? Wo liegt jetzt der Unterschied? Sie beiÃt sich auch die Zunge, der Unterschied, lacht in sich hinein. Der Professor hat Recht behalten, sie hat nie einen Abschluà gemacht, ist tatsächlich Hausfrau und Mutter, auch wenn andere ihr die Arbeit abnehmen. Aber Lorelai, Lorelai wird nicht Recht behalten, sie wird es schaffen in der Achtung der alten Dame zu steigen.
âNun, Lorelaiâ, sie greift nach ihrer Serviette, tupft sich die Mundwinkel, nimmt einen Schluck Wein. âWie ich höre, gehst du seit einigen Wochen in den Kindergarten.â
âMmpfâ, erwidert Lorelai mit vollem Mund, weià nicht welche der Regeln Vorrang hat: die auf die Fragen von Erwachsenen stets höflich zu antworten, oder die nicht mit vollem Mund zu sprechen. SchlieÃlich entscheidet sie sich für den Mittelweg und befördert das halb zerkaute Kartoffelstück so elegant wie möglich zurück auf ihren Teller. Ob eines entsetzten Aufschreis ihrer GroÃmutter und einer Strafpredigt ihrer Mutter, kommt sie jedoch erst gar nicht zum antworten.
âAlso wirklichâ, zischt Lorelei leise. Ein weiterer Beweis, sie hat es immer geahnt, war sich sicher, dass Emily ungeeignet ist. Aber Richard wollte ja nicht auf sie hören, nicht einmal ihr Brief hatte seine Wirkung gezeigt. Sie verstand ja, dass er das Bedürfnis hatte seinen Fehler wieder auszubügeln, aus Emily eine ehrbare Frau zu machen. Aber die wäre sie auch geworden, wenn sie diesen Farnsworth geheiratet hätte. Verflucht, weshalb hatte sie es Richard auch vor der Hochzeit erzählen müssen!? Jetzt war Emily tatsächlich ein offizielles Mitglied der Familie. Eine Frau die weder Moral noch Anstand kannte. Es in ihrem ungeheuer arroganten Tonfall selbst zugegeben hatte, dabei sogar noch die Unverfrorenheit gehabt hatte, das Andenken an Richard zu beschmutzen, ihn praktisch mit dem Pöbel gleichgestellt hatte, das seine Abende in den Bordellen der Stadt verbrachte. Nein, Emily würde niemals lernen, was Sitte und Anstand waren, niemals konnte diese Frau ihren Sohn glücklich machen, zumindest nicht auf eine ehrbare Art und Weise. âNun Richardâ, sie ringt sich ein Lächeln ab. âHabt ihr euch schon Gedanken über die Schulbildung der Kleinen gemacht?â
âIn der Tat, Trixâ, ein zufriedenes Grinsen zeichnet sich auf seinem Gesicht ab. âEmily hat sich über die verschiedenen Privatschulen hier in Hartford kundig gemacht, es wird wohl Kingswood werden.â
âKingswoodâ, etwas irritiert blickt sie von ihm zu Emily. âWenn ich mich richtig erinnere, dann werden dort sowohl Mädchen, als auch Jungen aufgenommen.â
âSie ist auch auf einem gemischten Kindergarten, Mutterâ, erwidert ihre Schwiegertochter, fragt sich, wo ihr nächster Fehler liegt, was ihr noch vorgeworfen werden wird. Der Besuch ihrer Schwiegermutter hat sich bislang als ein einziges Desaster gestaltet. Das Haus zu klein, die Möbel zu gewöhnlich, die Betten zu hart, das Essen zu scharf, ihre Kleidung zu geschmacklos, Lorelai zu aufmüpfig, sie selbst zu â was auch immer. Sie hat diese Tiraden satt, zumal sie nicht weiÃ, was sie darauf erwidern soll, nichts darauf erwidern darf, wenn sie die Beziehung zu ihrer Schwiegermutter jemals wieder ins rechte Lot rücken will. Alles was sie braucht ist etwas Geduld, Lorelai wird eines Tages einsehen, dass sie nur das Beste für Richard will, ihn liebt. Bis dahin muss sie eben die Zähne zusammenbeiÃen, tut es auch jetzt, ignoriert die nächste Spitze, lächelt.
âMeiner Meinung nach, sollte man Mädchen und Jungen niemals gemeinsam auf eine Schule schicken, das fördert nur diese ââ, sie erinnert sich, dass ihr Enkelin im Raum ist, das Gespräch neugierig verfolgt, sucht eine neue Formulierung. âDas bringt sie nur frühzeitig auf dumme Gedanken.â
âAch was, Mutterâ, wirft ihr Sohn ein, beinahe fröhlich, die angespannte Stimmung zwischen seiner Mutter und seiner Frau ist ihm bislang nicht aufgefallen. Im Gegenteil, zwei derart intelligente und wundervolle Frauen, so denkt er, müssen sich blendend verstehen. âDas fördert lediglich den gepflegten Umgang miteinanderâ, er zwinkert Trix zu. âManche Dinge kann man nie früh genug lernen, das sagst du doch selbst immer.â
Sie rümpft leicht die Nase, manche Dinge, nun, das gilt für Höflichkeit, Manieren, nicht für den Umgang mit dem anderen Geschlecht. âNun, da muss ich dir widersprechen. Lorelai wird noch genügend Zeit haben derlei zu lernen - wenn sie im richtigen Alter dafür ist. Wozu gibt es Debütantinnenbälle?â
âUm den passenden Ehemann zu findenâ, wirft Emily ein, schilt sich selbst für ihren unbedachten Kommentar, sie sollte endlich lernen mehr Beherrschung zu zeigen, nicht immer gleich das zu sagen, was sie tatsächlich dachte.
âWenn ich mich recht entsinne, Emily, dann hast du dir deine Männer nicht auf Bällen, sondern an den gemischten Bildungsinstitutionen dieses Landes geangelt.â
Sie beiÃt sich auf die Unterlippe, sieht Richard mit einem schwachen Lächeln an, wendet sich wieder ihrem Lamm zu. Natürlich stimmt es, sie hat Richard in Yale kennengelernt. Aber die Art und Weise in der ihre Schwiegermutter es immer wieder schafft diese Tatsachen in einer derart brüskierenden Form gegen sie zu verwenden, dann noch in der Gegenwart Lorelais, macht ihr zu schaffen, sie kommt sich wieder wie die Studentin vor, deren Professor ständig versuchte, sie vor der Klasse bloà zu stellen. Aber hat sie ihm nicht die Stirn geboten? Es nicht zugelassen, dass er seine Meinung über Frauen bestätigt sieht? Wo liegt jetzt der Unterschied? Sie beiÃt sich auch die Zunge, der Unterschied, lacht in sich hinein. Der Professor hat Recht behalten, sie hat nie einen Abschluà gemacht, ist tatsächlich Hausfrau und Mutter, auch wenn andere ihr die Arbeit abnehmen. Aber Lorelai, Lorelai wird nicht Recht behalten, sie wird es schaffen in der Achtung der alten Dame zu steigen.