I'm still here
#1

so, hier... ich hatte einfach eine idee und die ging mir nicht mehr aus dem kopf... der erste versuch... Unsure kritik erwünscht!!



I'm still here


Ihre Hände zitterten.
Es war kalt und der Wind fegte durch die Straßen.
Die junge Frau zog den dünnen Mantel enger um sich.
Ihr langes braunes Haar war zu einem einfach Knoten zusammengebunden und steckte nun unter ihrem dicken roten Schal.
Ein Auto raste an ihr vorbei und der Fahrer hupte.
Sie achtete nicht auf ihn.
Einige dunkle Gestalten standen in den Nebengassen und sie wusste, dass sie angestarrt wurde.
Die Angst packte sie immer wieder, wenn sie abends durch die Straßen musste.
Ein Auto hatte sie nicht.
Wozu auch?
Sie beschleunigte ihre Schritte.
Sie wollte bloß nach Hause.
Ins Warme.
Sie schob ihre Hände in die Manteltasche und zog sie gleich darauf wieder heraus. Nervös schob sie sich das Haar aus dem Gesicht und klammerte sich an ihre Handtasche.
Dann, endlich, erreichte sie das Haus.
Ein kleiner Seufzer entfuhr ihr, als sie die Haustür aufschloss und sie hinter sich zufallen ließ.
Sie eilte die Treppe hinauf und blieb an einer Tür stehen.
Sie klingelte.
„Mom!“, rief eine Stimme.
Die Frau musste lächeln.
Eine Sekunde später ging die Tür auf und ein kleines Mädchen mit hellen blauen Augen und dunklen Haar stand vor ihr.
„Mommy!“
Sie beugte sich zu ihr runter und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Hey, meine Kleine! Alles okay?“
Das Mädchen nickte eifrig.
Eine Frau mit schwarzen Locken erschien hinter ihr.
„Carmen, ich danke dir!“
„Schon gut! Die Kleine war brav! Sie macht mir keine Mühe!“, erklärte Carmen und grinste auf das Mädchen herunter.
„Wir haben Kuchen gebacken! Und Rafael war mit mir in Park Schlittschuhlaufen!“
Die junge Frau grinste. „Hol deine Jacke, Sweety! Wir müssen hoch!“
Carmen lehnte sich an den Türrahmen. „Ich kann am Donnerstag nicht!“
“Oh, nein!“
„Tut mir Leid, Süße! Aber es geht nicht! Ich muss meine Mutter besuchen!“
„Natürlich… schon gut. Grüß sie von mir! Sie muss noch mal herkommen!“
Carmen zog eine Augenbraue hoch. „Oh, bitte nicht…“, flüsterte sie und grinste.
„Okay, ich bin fertig!“
„Katie, wo ist denn dein Schal?“, fragte ihre Mutter.
Katie biss sich auf die Unterlippe. „Den hab ich verloren…“, antwortete sie leise und sah auf den Boden.
Die junge Frau seufzte. „Na, schön… er hatte sowieso ein Loch! Komm!“ Sie fasste ihre Tochter bei der Hand und gab Carmen zum Abschied einen Kuss auf die Wange.
„Bis dann!“
„Bis dann, ihr Süßen!“
In der Wohnung angekommen rannte Katie sofort in ihr Zimmer. Sie schaltete das Licht an und kletterte auf einen Stuhl um an ihr Bücherregal heranzukommen.
„Schatz, es ist schon neun!“
“Oh, bitte! Bloß ein Kapitel vorlesen!“
„Nein, Süße! Du musst ins Bett!“
„Mommy…“
“Nein!“
Katie ließ sich vom Stuhl heben.
„Zieh dich um und geh ins Bad! Ich komme gleich!“, sagte ihre Mutter, küsste sie auf die Stirn und ging rüber in die Küche um sich einen Kaffee zu kochen.
Später als Katie endlich im Bett lag und schlief, ließ sich Rory auf die Couch fallen.
Es war ein anstrengender Tag gewesen. Furchtbar anstrengend.
Heute hatte sie zwar nicht so lange arbeiten müssen, aber sie war bereits am frühen Morgen unterwegs gewesen.
Die Arbeit in der Bar schaffte sie wirklich. Und dazu der Job im Bücherladen.
Rory nahm einen Schluck von ihrem Kaffee, schloss die Augen und lehnte sich zurück.
Sie wollte nur noch schlafen.
Und am liebsten gar nicht mehr aufwachen.


„Rory, was tust du da?!“
“Ich packe!“
„Wieso?“
Er packte sie an den Schultern und zog sie hoch.
„Ich gehe!“, schrie sie und riss sich wütend los.
„Aber… wieso?“
„Ich kann das nicht mehr! Ich kann nicht mehr! Verstehst du?!“
Er sah sie an.
„Nein, natürlich nicht… wie auch?!“
Sie riss den Kleiderschrank auf und holte ihre Sachen heraus.
„Rory, warte…“ Er fasste sie erneut an den Schultern. „Bitte, lass uns reden!“
“Nein…“ Sie sah ihm in die Augen. „Nein, wir können nicht mehr reden.“
“Rory…“
Sie schluckte und schloss kurz die Augen. Eine Träne wanderte über ihre Wange.
„Ich liebe dich nicht mehr.“
Er ließ sie los. „Was redest du denn da?! Rory, was soll das?! Wieso sagst du so etwas?! Was…“
Sie hob die Hand und brachte ihn so zum schweigen. „Es tut mir Leid…“


Sie riss die Augen auf und schnappte nach Luft.
Wie oft musste sie diesen Traum noch haben?
Wie oft sollte sie die Vergangenheit noch einholen?
Rory setzte sich auf und sah auf die Uhr. Fünf.
Sie schob die Decke zur Seite und ging zum Fenster.
Sie musste hier raus. Sie brauchte dringend frische Luft.
Leise öffnete sie die Tür zu Katies Zimmer.
Das Mädchen schlief tief und fest, umklammerte ihren Teddy und hatte ein seliges Lächeln auf den Lippen.
Vorsichtshalber schrieb sie ihrer Tochter einen Zettel, falls sie aufwachen würde und legte ihn auf den Küchentisch.
Rory zog sich eine Jeans und einen Pullover an und nahm Mantel und Schal.
Das Treppenhaus war still.
Als sie draußen auf die Straße trat, atmete sie die frische Luft ein und fühlte sich um einiges besser.
Sie band ihre Haare zu einem Zopf zusammen und machte sich auf den Weg zum Park.
Einige Autos fuhren an ihr vorbei und Frühaufsteher kamen ihr entgegen.
Im Park konnte sie am besten nachdenken.
Wenn sie auf ihrer Bank saß, auf den kleinen See starrte und um sie herum alles ruhig war.
Sie schloss die Augen, atmete die kalte Luft ein und fühlte sich plötzlich frei.
Ohne Sorgen.
Ohne Probleme.
Der Alltag lag hinter ihr.
Alles was hier zählte, war sie. Sie allein.
Sie war schon so oft hergekommen. Es war der erste Ort gewesen, als sie in diese Stadt kam, an dem sie sich wohl gefühlt hatte.
Sie erinnerte sich noch zu gut an diesen Abend.
Es dämmerte bereits und die Stadt schien gerade erst zu erwachen. Aus den Straßen dröhnte die Musik, Autos hupten und das Stimmengewirr wurde immer lauter.
Aber als sie auf den See schaute und über sich das Rauschen der Bäume hörte, fühlte sie sich der Stadt ganz fern.
Fern von allem.
Und das war ein wunderbares Gefühl.
Rory seufzte leise und legte den Kopf in den Nacken.
Der Baum über ihr verlor seine letzten Blätter.
„Wusste ich es doch!“, ertönte plötzlich eine Stimme.
Sie sah sich um.
„Ich bin aufgewacht und hatte plötzlich das Gefühl, dass ich dich genau hier finde! Um fünf am Morgen!“
Tom grinste und setzte sich einfach neben sie.
Rory musste lächeln.
„Du bist gerade erst aufgewacht?“
„Nein, ich bin kurz davor einzuschlafen!“
Und so sah er auch aus. Sein schwarzes Haar stand wirr von seinem Kopf ab und unter seinen Augen zeichneten sich bereits dunkle Ringe ab. Er feierte eben gern.
Tom war genauso alt wir Rory und ihr bester Freund seitdem sie hergekommen war.
„Wie geht’s Katie? Ich war schon so lange nicht mehr bei euch!“
„Ja, seit etwa 3 Tagen nicht mehr!“, antwortete Rory grinsend.
„Ich vermiss die Kleine eben!“
Katie liebte Tom. Immer wenn er da war, passierte irgendwas Verrücktes. Katie war immer begeistert, Rory durfte später aufräumen und Tom stolz, dass er Katie wieder etwas beigebracht hatte. Und ihre Mutter war immer diejenige, die darunter leiden musste.
„Du kannst Donnerstag auf sie aufpassen! Ich hab Spätschicht!“
Toms Miene erhellte sich. „Oh ja! Ich hab auch schon klasse Ideen für…“
„Tommy! Diesmal keine Ideen, Experimente oder sonstiges, klar?! Ich will, wenn ich zurückkomme, dass mein zu Hause noch steht!“
„Hast du früher schon mal irgendwas ausgeheckt oder warst Mamas Lieblingskind?!“, fragte Tom und verengte seine Augen.
Rorys Lächeln verblasste. Früher…
Tom erkannte was er gerade gesagt hatte und biss sich auf die Unterlippe.
„Tut mir Leid… du willst ja nicht darüber reden…“
“Schon gut! Macht doch nichts!“
Sie wusste, dass Tom immer deswegen enttäuscht war. Sie erzählten sich eigentlich alles und sie kannte ihn sehr, sehr gut. Aber in solchen Momenten wurde ihr bewusst, wie wenig sie von sich preisgab. Sie wünschte sich, dass er sie kennen würde, dass er alles über sie wusste. Aber sie konnte einfach nicht. Sie konnte nicht alles wieder aufwühlen.
Er sprang plötzlich auf. „Hast du Lust auf Frühstück?“
Sie grinste. „Klar! Was fragst du da noch?!“


„Ein Bier, einen Wodka-Orange auf Eis und zwei Gin Tonic!“, rief eine Stimme.
Rory hatte inzwischen den Überblick verloren. Heute war es ziemlich voll. Nur weil so ein langweiliges Baseballspiel lief. Die New York Yankees lagen vorne und die Bude war voll.
„Hey, ich hab schon vor Stunden ein Bier bestellt!“, raunte eine Stimme.
„Wir nehmen keine Vorbestellungen an! Das weißt du! Du bist erst seit einer halben Stunde hier, Joe!“, rief Rory und zapfte ihm sein Bier.
„Rory, soll ich dich ablösen?“ George, ihr Chef, tauchte neben ihr auf.
„Ja, danke… ich brauch ne Pause!“ Sie warf das Handtuch auf die Spüle und schnappte sich ihre Jacke. „Ich geh frische Luft schnappen!“ Der Zigarettenqualm machte sie verrückt. Aber George ließ sich zu einem Rauchverbot nicht überreden.
Es war halb neun und sie fischte ihr Handy aus der Jackentasche. Carmen passte heute wieder auf Katie auf.
„Hallo?“
„Hey, hier ist Rory!“
„Hallo Süße! Katie geht es gut! Sie isst gerade zu Abend! Wir haben Pfannkuchen gemacht!“
„Super! Ich hab ihr versprochen, dass sie bis halb zehn aufbleiben darf! Vergiss das nicht!“
„Ja, mach ich! Alles klar bei dir? Du klingst nicht gut…“
“Ach, ich bin nur ziemlich geschafft! Aber morgen habe ich ja frei!“
„Ja.. oh, ich glaube da ist etwas kaputt gegangen! Bis später!“
„Halb zehn! Denk dran!“
“Jaha! Bye!“
„Bye!“
Rory legte auf und atmete tief die kalte Luft ein.
Auf einmal schossen ihr Tränen in die Augen. Sie drückte sich die Hand auf den Mund und schluchzte. Einige Passanten sahen sie irritiert an.
Rory lief zurück in die Bar und verschwand auf der Toilette.
Sie stützte sich auf dem Waschbecken ab und drückte die Augen zu. Immer mehr Tränen liefen über ihre Wangen.
Sie hob den Kopf und blinzelte durch den Tränenschleier.
Ihre Haut war hell und sie hatte einige Sommersprossen auf der Nase. Ihre blauen Augen waren dunkel geschminkt. Sie hatte sich ihren Pony vor ein paar Tagen geschnitten. Ihre dunkelbraunen Haare waren lang und wellig.
Sie trug eine enge Jeans und ein weißes Tanktop.
Sie sah an sich herunter. Ihre dunklen Cowboystiefel waren etwas dreckig. Sie hatte sie vor zwei Jahren in einem Secondhandshop gesehen und Tom hatte sie ihr eine Woche später geschenkt.
Was war nur aus ihr geworden?
Vor 6 Jahren war ihre Welt noch in Ordnung. Sie hatte studiert, einen festen Freund gehabt und tolle Freunde.
Und jetzt?
Jetzt lebte sie in New York. Mit einem Kind. Mit ihrem Kind.
Sie arbeitete die meiste Zeit in einer Bar und bekam vom Besitzer extra Zuschuss wegen ihrer Tochter. George mochte die Kleine und hatte sie, genau wie Rorys Mitarbeiter, ins Herz geschlossen.
Ab und zu jobbte sie in der Buchhandlung von einer Bekannten.
Sie hatte sich vollkommen verändert. Ihre Kleidung, ihr ganzes Auftreten, ihre Art zu sprechen.
Die Art, wie sie mit fremden Leute umging. Sie war selbstbewusster. Stärker.
Aber manchmal fragte sie sich, ob sie das überhaupt wollte.
Sie hatte ihr altes Leben weggeworfen und ein völlig anderes begonnen.
Nur wegen ihm.
Wegen diesem einem Fehler.

[SIGPIC][/SIGPIC]
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
I'm still here - von krümelmonster - 19.07.2006, 15:05
I'm still here - von JuniperBreeze - 19.07.2006, 17:03
I'm still here - von coffeegilgirl90 - 19.07.2006, 17:08
I'm still here - von Colorblind - 19.07.2006, 18:22
I'm still here - von krümelmonster - 31.07.2006, 09:59
I'm still here - von coffeegilgirl90 - 31.07.2006, 20:37
I'm still here - von krümelmonster - 12.08.2006, 10:24
I'm still here - von coffeegilgirl90 - 12.08.2006, 12:18
I'm still here - von JuniperBreeze - 13.08.2006, 00:10
I'm still here - von Coco - 13.08.2006, 01:03
I'm still here - von krümelmonster - 13.08.2006, 17:36
I'm still here - von Colorblind - 13.08.2006, 18:06
I'm still here - von krümelmonster - 14.08.2006, 18:05
I'm still here - von kleiner Vogel - 14.08.2006, 21:53
I'm still here - von coffeegilgirl90 - 15.08.2006, 12:00
I'm still here - von JuniperBreeze - 15.08.2006, 22:16
I'm still here - von krümelmonster - 17.08.2006, 17:11
I'm still here - von kleiner Vogel - 17.08.2006, 17:29
I'm still here - von coffeegilgirl90 - 17.08.2006, 17:36
I'm still here - von krümelmonster - 25.08.2006, 12:54
I'm still here - von Tia Dalma - 25.08.2006, 15:42
I'm still here - von krümelmonster - 25.08.2006, 23:50
I'm still here - von krümelmonster - 26.08.2006, 23:06
I'm still here - von JuniperBreeze - 27.08.2006, 12:29
I'm still here - von krümelmonster - 29.08.2006, 15:43
I'm still here - von Mrs Huntzberger - 04.09.2006, 19:04
I'm still here - von Colorblind - 04.09.2006, 19:27
I'm still here - von JuniperBreeze - 04.09.2006, 19:29
I'm still here - von krümelmonster - 04.09.2006, 19:51
I'm still here - von ~Loorie~ - 05.09.2006, 10:19
I'm still here - von krümelmonster - 07.09.2006, 19:22
I'm still here - von Colorblind - 07.09.2006, 20:03
I'm still here - von JuniperBreeze - 11.09.2006, 22:43
I'm still here - von krümelmonster - 03.10.2006, 08:11
I'm still here - von krümelmonster - 09.10.2006, 15:49
I'm still here - von JuniperBreeze - 09.10.2006, 23:23
I'm still here - von krümelmonster - 10.10.2006, 00:54
I'm still here - von JuniperBreeze - 10.10.2006, 03:51
I'm still here - von krümelmonster - 13.10.2006, 22:03
I'm still here - von Nela - 14.10.2006, 13:23
I'm still here - von krümelmonster - 14.10.2006, 20:04
I'm still here - von JuniperBreeze - 17.10.2006, 02:29
I'm still here - von ~Loorie~ - 17.10.2006, 15:50
I'm still here - von JuniperBreeze - 17.10.2006, 16:03
I'm still here - von krümelmonster - 20.10.2006, 08:39
I'm still here - von LOVE JESS - 20.10.2006, 11:02
I'm still here - von krümelmonster - 08.11.2006, 16:22
I'm still here - von krümelmonster - 26.11.2006, 01:36
I'm still here - von phoe-nixe - 01.12.2006, 16:22
I'm still here - von krümelmonster - 05.12.2006, 20:52
I'm still here - von cherry 159 - 02.02.2007, 14:41
I'm still here - von Maria.Moonfrost - 02.02.2007, 16:30

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste