okaaaay ... schon wieder ne woche vorbei

und kein neuer teil war in sicht.
also hab ich mich gefragt, wie ich euch entschädigen könnte. nun, heraus kam ein ziemlich langer teil. irgendwie. naja ^^
[Gilmore Girl]: hab auch extra was aus hannahs und mirkos sicht geschrieben :biggrin:
viel spaÃ!
silbernerschatz
Teil 23
Als Chriss am nächsten Morgen aufwachte, dröhnte es so sehr in seinem Kopf, dass er sich einen Moment wünschte, er würde ihm einfach von den Schultern fallen. Sein ganzer Körper fühlte sich an, als würde eine wildgewordene Horde Elefanten auf ihm einen Stepptanz aufführen.
I'm so tired of being here
Suppressed by all my childish fears
Er drehte sich auf den Rücken, fragte sich nebenbei, wie er nur auf dem Bauch hatte schlafen können, und stöhnte sofort auf, als die Sonnenstrahlen ihm schmerzhaft ins Gesicht schienen und ihn blendeten. Langsam hob er seinen Arm, denn jede auch nur winzige Bewegung tat ihm weh, und legte ihn über die Augen.
Einige Minuten später hörte er, wie jemand an der Tür klopfte. Im nächsten Moment trat Hannah ein.
"Wie gehts dir?", fragte sie ihn.
Er murmelte nur etwas Unverständliches.
"Hast du Kopfweh?"
"Ich fühl mich, als hätte man mir meine Innereien rausgeprügelt.", murmelte er. "Oder als würden Elefanten auf mir herumtrampeln."
Hannah lachte kurz. "Das ist deine Schuld. Du hast so viel getrunken. Und wärst auf dem Nachhauseweg beinahe vor zwei Autos gelaufen.", fügte sie hinzu.
"Wie hast du mich hierherbekommen? Hast du Superkräfte gekriegt?"
"Nein. Mirko hat mir geholfen." Ihre Stimme hörte sich plötzlich anders an.
And if you have to leave
I wish that you would just leave
Das bemerkte auch Chriss, denn er hob vorsichtig den Arm, sorgsam darauf bedacht, dass die Sonne ihm nicht in die Augen schien und sah sie an. Als er die schwachen Augenringe sah, musste er unwillkürlich an Lillys Blutergüsse denken und fluchte innerlich. Hannah wurde nicht geschlagen. Die Augenringe stammten nicht von Schlägen. Sie war bestimmt nur übermüdet ...
"Was ist los?", fragte er sie.
"Ach, nichts, nichts.", antwortete sie hastig und winkte ab. "Ist nicht so wichtig."
"Sags mir trotzdem." Unter gröÃtem Kraftaufwand und mit zusammengebissenen Zähnen richtete er sich auf. "Ich sags auch nicht Kim.", grinste er.
Sie schlug ihn grinsend auf den Arm. "Hör auf!" Nur allzu gut erinnerte sie sich an die vielen Male, an denen Chriss zu ihrer Mutter gelaufen war und ihr allerlei peinliche Sachen von ihr erzählt hatte - meistens direkt aus ihrem Tagebuch.
"Komm schon, sags. Ich bin dein groÃer Bruder."
"Ja, stimmt leider." Sie verdrehte die Augen. "Aber man merkt das nicht, weil du immer noch so kindisch bist wie vor zwanzig Jahren."
Er zuckte mit den Schultern und grinste sie an. "Na und?"
"Wir haben uns geküsst."
"Ach?" Er hob eine Augenbraue. Hannah und Mirko?
"Sieh mich nicht so an."
"Wie denn?"
"Na so." Da sie - im Gegensatz zu Chriss - nicht ihre Augenbraue einfach so heben konnte, nahm sie ihre Hand zur Hilfe und ahmte Chriss nach.
"Okay." Innerlich grinsend machte er ein todernstes Gesicht. "Aber wo liegt jetzt dein Problem?"
"Problem? Ich hab kein Problem."
"Hmm.", sagte er, nicht gerade überzeugt.
"Ich mach dir Frühstück." Hannah stand auf und verlieà sein Zimmer, bevor er etwas sagen konnte.
Er lieà sich wieder ins Bett fallen, seufzte wohlwollend auf, als die Schmerzen in seinem Körper ein wenig verschwanden.
Ich werde nie wieder etwas anfassen, das wie Alkohol aussieht, dachte er, ich werde es nicht einmal ansehen ...
'Cause your presence still lingers here
And it won't leave me alone
Seine Gedanken schweiften ab. Heute war Lilly also verheiratet. Unter der Haube. Mit Ryan. Und wahrscheinlich waren die beiden schon in den Flitterwochen, amüsierten sich und taten sonstwas, während er in seinem Bett lag, sich hundsmiserabel fühlte und den stärksten Kater seit Jahren hatte. Das Leben war nun mal ziemlich unfair.
These wounds won't seem to heal
This pain is just too real
There's just too much that time cannot erase
Etwa zwei Häuserblocks weiter lag Mirko ebenfalls im Bett und starrte an die Decke. Seit dem Kuss letzte Nacht - oder besser gesagt, heute morgen - hatte er nachgedacht. Er wusste bloà nicht, wie er mit seinem Gedankengang umgehen sollte. Seit er Hannah vor knapp zwei Jahren kennen gelernt hatte, hatte er geglaubt, sie sei die Frau, mit der er sein restliches Leben verbringen wollte. Er hatte geduldig auf den richtigen Moment gewartet - und so lange den guten Freund gemimt - und seiner Meinung nach war dieser Moment heute morgen da gewesen. Aber er hätte nie gedacht, dass er sich so ... eigenartig fühlen würde. Er fühlte nicht Zufriedenheit, weil sie sich endlich geküsst hatten, wie er es hätte fühlen müssen. Er fühlte nicht das Verlangen nach mehr. Er fühlte ... einfach gar nichts. Als wäre es nie passiert ...
Zu demselben Schluss kam auch Hannah, als sie in der Küche herumwerkelte um Chriss' Frühstück zu machen. Es war einfach völlig komisch. Sie müsste doch etwas fühlen. Irgendetwas, nur nicht diese Leere. Eigentlich müsste sie sich doch freuen, jetzt, wo sie sich geküsst hatten. Aber nichts von alldem fühlte sie. Sie war sicht noch nicht einmal sicher, ob sie ihn wirklich liebte. Vielleicht war es ja auch nur eine kleine Schwärmerei gewesen ...
Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie den Gedanken beiseite wischen und ging, mit dem Frühstückstablett, die Treppen hoch zu Chriss' Zimmer.
"Was ist das?", fragte Chriss und schnüffelte.
"Dein Frühstück. Mein 'Kater-Heil-Mittel', wie du so schön sagst und wie du ihn immer kriegst, wenn du einen Kater hast."
When you cried I'd wipe away all of your tears
When you'd scream I'd fight away all of your fears
And I held your hand through all of these years
But you still have
All of me
Er fuhr so abrupt hoch, dass ihr beinahe das Tablett heruntergefallen wäre. "Schaff das weg!"
"Was? Aber Chriss ..." Sie ging einen Schritt auf ihn zu und blieb wie angewurzelt stehen, als er sie anbrüllte.
"Ich sagte, schaff es weg! Iss es selbst auf oder schmeià es in den Müll, ist mit völlig egal, aber schaff es verdammt noch mal weg!"
Sie brauchte einen Moment, um sich wieder zu sammeln. "Okay.", sagte sie schlieÃlich leise und schloss die Tür hinter sich.
Mit einem lauten Fluch lieà er sich ein weiteres Mal ins Bett zurückfallen. Schön, es war nicht gerade nett von ihm gewesen, sie so anzubrüllen, vor allem wusste sie es ja nicht. Aber er konnte doch nichts dafür, wenn er dabei an Lilly denken musste. Das war doch total verrückt. Eine stinknormale, eklige Suppe erinnerte ihn an ... stopp. So durfte er nicht denken. Er dachte gerade an eine
verheiratete Frau.
You used to captivate me
By your resonating light
Now I'm bound by the life you left behind
Er seufzte. Er dachte an eine verheiratete Frau, die er zu allem Ãbel auch noch lieben musste.
Your face it haunts
My once pleasant dreams
Your voice it chased away
All the sanity in me
Verwirrt stellte Hannah das Tablett in der Küche ab. Was war in letzter Zeit nur mit Chriss los? Gestern erst hatte er gesagt, er wolle nicht, dass Lilly Ryan heiratet und jetzt?
Das Klingeln an der Haustür riss sie aus ihren Gedanken.
'Was macht die denn hier?', fragte sie sich, als sie die Tür öffnete und vor ihr die Blonde stand, die Chriss gestern auf dem Nachbarschaftsfest angemacht hatte. "Hi.", sagte sie.
"Hi. Ãhm ... ist Chriss da?"
Nein, Chriss ist weg.
Hier wohnt kein Chriss.
Er will dich nicht sehen.
Ihm gehts nicht gut.
All diese Ausreden schossen Hannah durch den Kopf, aber dann wurde ihr bewusst, dass sie nicht das Recht hatte, Chriss' Besuch zu vergraulen. Stattdessen fragte sie: "Woher kennen Sie unsere Adresse?"
Die Blonde lächelte. "Das ist eine Kleinstadt. Sowas findet man schnell heraus. Und wie wärs, wenn wir uns duzen? Ich glaube, wir sind etwa in dem selben Alter."
Hannah sah ihr Gegenüber unschlüssig an. "Okay. Wie heiÃt ... du? Ich sag Chriss Bescheid."
"Mira."
"Komm rein. Du kannst im Wohnzimmer warten."
Sie eilte die Treppen hoch und klopfte an sein Zimmer. "Chriss?"
"Komm rein."
Er lag noch immer im Bett und hatte seinen Arm wieder über die Augen gelegt.
"Mira ist da.", sagte sie, gespannt über seine Reaktion.
Er hob den Kopf und sah sie skeptisch an. "Und wer soll das sein?"
"Die Blonde, die du gestern angemacht hast. Nach dem fünften Bier."
"Oh nein!" Stöhnend vergrub er sein Gesicht im Kissen. "Woher weià sie, wo ich wohne?"
"Wir wohnen in einer Kleinstadt, Chriss."
"Was hast du mit ihr gemacht?"
"Sie wartet im Wohnzimmer auf dich."
Er sah sie geschockt an. "Du hast sie reingelassen?!"
Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. "Was hätte ich denn sonst tun sollen?"
"Du hättest doch einfach sagen können, dass ich sterbenskrank bin oder sonst was!", jammerte er.
"Das hast du dir eingebrockt. Löffel deine Suppe selbst aus." Sie zuckte mit den Schultern und verlieà sein Zimmer.
These wounds won't seem to heal
This pain is just too real
There's just too much that time cannot erase
Genervt ging Chriss um die Ecke und hörte Mira gar nicht zu. Seit sie das Haus verlassen hatten, hing sie an seinem Arm und kaute ihm beide Ohren ab. Sie war so vertieft darin, ihm von irgendwelchen Sachen zu erzählen, dass ihr gar nicht auffiel, dass er ihr gar nicht zuhörte. Ihr reichte es vollkommen, dass er gelegentlich nickte, zustimmend brummte oder knapp kommentierte. Jetzt war ihm völlig klar, dass er sturzbetrunken sein musste, als er sie angemacht hatte. Nie im Leben hätte er sie in nüchternem Zustand angesprochen, selbst nicht, wenn sein Leben davon abgehangen hätte.
Er wollte ihr gerade auf eine ihrer unlogischen Meinungen antworten, als er sich innerlich verkrampfte, als er sah, wer ihm entgegenkam.
When you cried I'd wipe away all of your tears
When you'd scream I'd fight away all of your fears
And I held your hand through all of these years
But you still have
All of me
Lilly spürte förmlich, wie ihr Herz einen Satz machte und gleichzeitig schneller schlug, als sie Chriss sah, der ihr entgegen kam. Allerdings wandelte sich das anfängliche Glücksgefühl, das sie eigentlich gar nicht fühlen durfte, in reinen Schmerz um, denn er war nicht alleine. An seinem Arm hing eine hübsche, junge und blode Frau. Wer war das? Seine Freundin? Gut, sie hatte nicht erwartet, dass er ihr ewig hinterhertrauern würde, aber ... musste das so früh sein? Erschrocken stellte sie fest, dass sie eifersüchtig war. Wie konnte das sein?
I've tried so hard to tell myself that you're gone
But though you're still with me
I've been alone all along
Beschämt sah sie zu Boden, als er näher kam - und an ihr vorbeiging, ohne sie anzusehen oder sie zu begrüÃen. Er sah noch nicht einmal zurück.
"Wer war das? Kennst du sie?", hörte sie die Frau an Chriss' Arm fragen.
Seine Antwort versetzte ihr einen Stich ins Herz. Denn er sagte: "Nein. Weià ich nicht. Ich kenne sie nicht."
Seufzend setzte sie ihren Weg fort und ging denselben Weg, den Chriss gekommen war - ohne es zu wissen. Nebenbei sah sie auf ihren Finger, an dem eigentlich ihr Ehering hätte sein müssen. Er war nicht da.
When you cried I'd wipe away all of your tears
When you'd scream I'd fight away all of your fears
And I held your hand through all of these years
But you still have
All of me
Dreh dich nicht um, sagte er sich immer wieder.
Dreh dich bloà nicht um.
Denn er wusste, wenn er sich umdrehen würde, würde er zu ihr gehen, würde irgendetwas Unüberlegtes tun. Wahrscheinlich würde er sagen, dass er das, was er Mira geantwortet hatte, nicht ernst gemeint hatte, aber das würde alles nur schlimmer machen. Und auÃerdem war sie verheiratet. Er hatte keinen Grund, noch mit ihr zu reden.
Doch er konnte nicht anders. Er wollte sie sehen. Er wollte sie in seiner Nähe haben.
Als er sich umdrehte, war sie schon weg.
Dass Mira ungerührt weiterplapperte, gab ihm den Rest. Er schüttelte ihren Arm ab.
"Ich will mal ehrlich sein.", fing er an. "WeiÃt du, ich frage mich zwei Dinge. Erstens, wie man so viel an einem Stück reden kann wie du, und zweitens, warum ich ausgerechnet dich angemacht habe. Ich weiÃ, ich war betrunken, aber ... okay, kommen wir zum Punkt. Ich bin nicht an dir interessiert. Verstanden? Ich will nichts von dir. Wollte ich nie. Also lass mich bitte in Ruhe."
Teilweise froh und teilweise schuldbewusst ging er ohne sie davon. Und hörte nicht, wie Mira wütend flüsterte:
"Das wirst du bereuen."
na? gut? schlecht?