nein, was für eine schande. da hab ich doch fast einen ganzen monat WEDER einen teil gepostet NOCH war ich überhaupt hier
*asche auf mein haupt streu*
wie wärs mit ner entschädigung? extra lang? gut? okay ^^
hier kommt :
Teil 27
Einen quälend langen Moment lang war es totelstill. Die anderen Polizisten, die noch immer in der Tür standen, konnten nicht fassen, dass ihr bester Mann womöglich getroffen sein konnte.
Doch dann - zu ihrer aller Erleichterung - hörten sie das bekannte derbe Fluchen von Chriss und lautes Gepolter.
Mirko atmete aus, als er das Klicken der Handschellen vernahm.
Ryan stolperte in den Raum, die Arme im Rücken gefesselt. Hinter ihm tauchte Chriss auf. Quer über seine rechte Wange verlief ein blutiger Striemen, aus dem noch immer Blut herausquoll. Als Chriss nicht mehr von Ryan verdeckt wurde, konnte Mirko auch sehen, dass Chriss' Hemdsärmel auf der rechten Seite einen Riss hatte, der sich ein wenig rot verfärbt hatte. Auf seinen Haaren und auf seinem Hemd lag eine dünne weiÃe Schicht, ebenso wie bei Ryan, der weiter von Chriss in Richtung Tür gestoÃen wurde.
"Lest ihm seine Rechte.", befahl er den anderen, die immer noch wie versteinert da standen. "Ich habe keine Lust dazu."
Er drehte sich um, ihm fiel allerdings noch im letzten Moment ein, dass er für Tom verantwortlich war und ihm etwas beibringen sollte. "Tom."
"Ja?", meldete sich dieser von der letzten Reihe und trat aufgeregt nach vorne.
Mit dem Kopf deutete Chriss auf Ryan und fragte: "Warum haben wir ihn verhaftet?"
"Ãh ... weil er gefährlich ist?"
Gekicher ertönte.
"Und warum?"
Tom dachte angestrengt nach.
"Wie nennt man es, wenn jemand einen anderen gegen den Willen festhält, in einem Haus ist, das nicht ihm gehört?", hakte Chriss genervt nach. Warum wollte Tom überhaupt Polizist werden, wenn er absolut keine Ahnung hatte?
"Freiheitsberaubung!", strahlte Tom nach einer Weile.
"Und weiter?"
Er zuckte mit den Schultern.
"Okay." Chriss gab sich geschlagen. Gleich wenn er wieder im Präsidium war, würde er sofort verlangen, dass ein anderer auf Tom aufpasste. "Er wird wegen Freiheitsberaubung, zweimaligen Einbruchs, Zerstörung fremden Eigentumes und Körpermisshandlung verhaftet. Schreibs dir auf, Mann. Und jetzt schaff ihn ins Präsidium."
Tom nickte eifrig und machte sich dann daran, Ryan seine Rechte zu erklären - oder jedenfalls die, an die er sich noch erinnerte - und schob ihn zu einem Streifenwagen.
Chriss lieà auch die anderen gehen und wandte sich wieder an Mirko und Lilly.
"Wollt ihr ewig da sitzenbleiben?", fragte er, als er sah, dass sie immer noch auf dem Boden saÃen.
Mirko deutete auf Lillys FuÃ. "Sieht aus, als hätte sie ihn sich verstaucht."
"Dann fahr sie ins Krankenhaus."
Mirko legte den Kopf schief und sah Chriss an. "Willst du das nicht machen?"
Chriss schluckte. Das wollte er tatsächlich, aber es schien ihm besser, jetzt ein wenig Abstand zu halten. "Warum?"
"Naja ... willst du oder nicht?"
Möglichst unberührt zuckte Chriss die Schultern. "Mir egal."
"Okay." Zufrieden mit sich stand Mirko auf und ging zur Tür. "Du kannst ihr ja auch in den Wagen helfen, nicht wahr? Ich fahr mit den anderen." Als er an Chriss vorbei kam, klopfte er ihm noch auf die Schulter, was so aussah, als wolle er ihm den Staub wegklopfen, in Wahrheit aber als Aufmunterung gedacht war.
Chriss und Lilly blieben alleine zurück. Unangenehme Still herrschte zwischen ihnen, bis Chriss es nicht mehr aushielt und sie brach.
"Kannst du aufstehen?"
Sie schüttelte den Kopf. "Ich weià nicht."
"Okay." Er ging auf sie zu, schob seine Hände unter ihre Arme und half ihr. Wieder bemerkte er, dass sie nur auf dem rechten Fuà stand. "Versuch mal zu laufen."
Schon nach dem ersten Schritt - wenn man ihn als 'Schritt' bezeichnen konnte - merkte er, dass es nicht klappte. Vor allem, weil sie dabei gegen ihn stieà und er sich beinahe schmerzlich ihrer Nähe bewusst war.
Er dachte einen Moment nach. "Halt dich fest.", sagte er plötzlich, umfasste mit der einen Hand ihre Taille, griff mit der anderen unter ihre Beine und hob sie hoch.
Automatisch klammerte sie sich an seinen Hals, als er mit seinem Körper die Tür aufschob. An seinem Wagen angelangt setzte er sie vorsichtig ab, schloss die Tür auf und half ihr beim Einsteigen.
Auf dem Weg ins Krankenhaus herrschte wieder diese Stille. Ungestellte Fragen, unausgesprochene Vorwürfe und Gefühle vermischten sich zu einer breiartigen Substanz, die das Wageninnere ausfüllte. Und auch während sie im Wartezimmer dicht nebeneinander saÃen und darauf warteten, dass man sich Lillys Fuà ansah, redeten sie nicht miteinander.
Lilly starrte auf die schmalen Hände des Arztes, die ihr mit gekonnten Bewegungen den Fuà bandagierten. Glücklicherweise war er noch nicht einmal verstaucht. Sie war bloà umgeknickt und der Fuà war etwas angeschwollen.
"So." Er stand auf und lächelte sie an. Dann griff er in seine Kitteltasche und holte eine mittelgroÃe Tube heraus. "Das ist für Ihren FuÃ. Wechseln Sie möglichst täglich den Verband und cremen sich vorher den Fuà damit ein. Das beschleunigt die Heilung. In mindestens zwei Wochen sollte der Fuà verheilt sein. Wenn das nicht der Fall ist, dann kommen Sie nochmal her."
"Okay."
Mit einem mulmigen Gefühl humpelte sie mit Hilfe des Arztes aus dem Behandlungszimmer. Chriss, der die ganze Zeit am Fenster gewartet hatte, drehte sich zu ihr um und mit jedem Schritt, den er schlieÃlich näher kam, klopfte auch ihr Herz schneller.
"Alles in Ordnung?", fragte er. Ohne Gefühl. Ohne gar nichts. Als ... als würde sie ihm nichts bedeuten. Als würde es ihn nicht angehen, was mit ihr passierte.
Sie schluckte, versuchte den Kloà in ihrem Halse loszuwerden. "Ja."
Wortlos wandte er sich von ihr ab und ging auf die Tür zu. Sie folgte ihm nicht. Sein Abwenden war ihr wie ein Stich mitten ins Herz vorgekommen, sie konnte sich nicht bewegen. Konnte ihre Beine nicht dazu bewegen zu laufen. Wie konnte er bloà so ungerührt sein? Auch wenn sie ihn so sehr mit ihrer angeblichen Hochzeit verletzt hatte, warum lieà ihn das alles so kalt?
Sie musste gegen die Tränen ankämpfen, als er sich ein weiteres Mal zu ihr umdrehte und sie ein weiteres Mal seinen völlig unbeteiligten Gesichtsausdruck sah.
"Brauchst du Hilfe?"
'Wonach siehts denn aus, du Idiot?!', wollte sie schreien. 'Was glaubst du denn, warum ich hier umstehe und nicht ohne Hilfe laufen kann?!'
Sie wollte ihn verletzen. Vor zehn Jahren, als er ihr so brutal das Herz gebrochen hatte, hatte sie ihn verletzen wollen und vielleicht hatte sie es auch geschafft, indem sie vorgab, Ryan zu heiraten. Doch sie merkte, das ihr das nicht genug war. Sie hatte ihn nicht annähernd so sehr verletzt wie er sie verletzt hatte. Und es jetzt wieder tat. Sie wollte, dass er selbst fühlte, was sie all die Jahre gefühlt hatte, wollte, dass er genauso, wenn nicht sogar mehr litt als sie.
Er runzelte die Stirn, als sie nicht antwortete und nur reglos in seine Richtung starrte. Er wusste nicht, dass sie sein Handeln missverstand und sie wusste nicht, warum er so agierte. Sie wusste nicht, dass er sich nur so aufführte, weil er sonst sicher seine Beherrschung verloren hätte. Und weil er es tun musste. Es war einfach notwendig, denn dieser Zeitpunkt wäre der falscheste Zeitpunkt, den es je geben würde, um irgendetwas mit ihr anzufangen. SchlieÃlich war sie eben erst von ihrem Freund losgekommen, der sie missbraucht hatte. Es würde doch so aussehen, als wolle er die Situation ausnutzen. Selbst für ihn würde es so sein. Und das konnte er nicht, denn sie war Lilly. Sie war seine groÃe Liebe. Und würde es auch immer bleiben.
Es war wie ein Déjà -vu-Gefühl. Sie saÃen im Auto, fuhren irgendwohin und redeten nicht miteinander. Chriss hielt seinen Blick angestrengt auf die StraÃe gerichtet und Lilly sah aus dem Fenster.
Verdammt, was war nur los mit ihnen? Was war passiert? Hatten sie sich nicht vor kurzem erst wieder gut verstanden? Waren sie sich nicht näher gekommen? Warum konnten sie nicht vernünftig miteinander reden, so wie es verkünftige Menschen tun würden? Sie waren schlieÃlich erwachsen und keine halbwüchsigen Teenies mehr.
Miteinander zu reden war leichter gedacht als getan. Denn schlieÃlich tauchte Lillys Haus auf und Chriss bog in die Auffahrt. In einem fast schon unnatürlich groÃen Abstand gingen sie nebeneinander her zur Tür. Er wartete, bis Lilly aufgeschlossen hatte und blieb in der Tür stehen.
Es gab keinen Hinweis mehr darauf, das in dieses Haus eingebrochen worden war. Der Flur sah noch genauso aus wie früher. Auf den ersten Blick. Lilly wusste, dass dort eine kleine Vase fehlte und hier etwas dazugekommen war, wo es eigentlich nicht stehen sollte und das machte ihr erst recht klar, was hier passiert war.
Chriss starrte stumm auf seine Schuhe, doch schlieÃlich brach er das Schweigen: "Ich sollte besser gehen. Du kommst alleine klar, oder?"
Ohne auf eine Antwort zu warten drehte er sich um und stieg die Treppen hinunter.
"Chriss?", hörte er Lilly plötzlich. Es war kaum mehr als ein Flüstern gewesen, doch er hörte es so deutlich, als hätte sie es direkt an seinem Ohr gesagt.
"Hmm?"
"Kann ich ..." Sie hielt inne und holte zitternd Luft. "Ich ... ich will hier nicht alleine sein ..."
Er zuckte unmerklich zusammen. Doch dann sah er sie an, sah, dass sie wirklich Angst hatte, in diesem Haus alleine zu sein, und hörte sich sagen: "Ah ... du kannst bei mir und Hannah wohnen."
Etwa zwanzig Minuten später, nachdem er Lilly geholfen hatte, ein paar Sachen einzupacken, saà er wieder im Auto - diesmal zu seinem und Hannahs Haus - und schalt sich einen Idioten. Er hatte Abstand haben wollen, damit sie genug Zeit hatte, das Geschehene zu überwinden, und damit er nicht in Versuchung kam. Und auch wenn er wusste, dass er das Richtige getan hatte - er hätte sie ja schlecht alleine lassen können, wo sie doch Angst hatte - fragte er sich unwillkürlich, was zum Teufel er sich dabei gedacht hatte.