ich wollte eigentlich schon längst einen neuen teil posten, aber irgendwie ist es bei mir im moment total chaotisch und ich blicke nirgendwo mehr durch -.-
naja, dafür hatte ich viel zeit zum schreiben und die hab ich auch genutzt ^^ (ich fühl mich ehrlich viel besser, wenn ich ein paar teile vorrätig hab ...)
dieser teil ist ein wenig kurz geraten, also poste ich gleich den nächsten, aber ich zähl sie als zwei teile, sonst passt es mit den zahlen nicht ^^
der drittnächste ist ja der 50., also hab ich mir was einfallen lassen. mal sehen, obs euch gefällt.
jetzt erst mal viel spaà mit den nächsten teilen! :knuddel:
silbernerschatz
Teil 47
Verlegen saÃen Chriss und Lilly nebeneinander auf der Couch und starrten auf den Fernseher, der gerade einen Film aus den Sechzigern zeigte.
Er hatte vorgeschlagen, dass sie sich vor den Fernseher setzen und sich mit allerhand Essen voll stopfen sollten â hoffend, dass sie sich besser fühlen würden und sich ungezwungen über die Filme unterhalten könnten. Dabei hatte er nicht beachtet, dass die kleine Couch nicht für längeres Sitzen geeignet war und sie ständig aneinander stieÃen, wenn sie sich versehentlich beide bewegten, weil sie eine bequemere Stellung einnehmen wollten oder nach dem Essen oder ihrem Glas griffen.
Als ihre Finger zum x-ten Mal aneinander stieÃen und Lilly hastig ihre Hand zurücknahm, nahm seine Frustration immer mehr zu.
Verdammt, er wollte, dass alles normal war. Er wollte, dass sie sich wohl in seiner Nähe fühlte und nicht jedes Mal zurückzuckte, wenn er sie aus Versehen berührte.
Hannah war erst seit gestern Abend weg. Wie also würden die nächsten zwei Wochen verlaufen?
Verärgert über die ganze Situation verschränkte er die Arme über der Brust und starrte weiterhin den Fernseher an, als ob dieser etwas daran ändern könnte oder sogar Schuld daran war.
Sollten sie sich jetzt wieder zwei Wochen lang aus dem Weg gehen? Er wusste selbst nicht, wieso sie das eigentlich getan hatten â wieso er plötzlich in seinem Zimmer hatte essen oder frühmorgens hatte aufstehen müssen, weil er früher frühstücken wollte.
Vielleicht war es eine Art Selbsterhaltungstrieb gewesen â der, wie er aus eigener Erfahrung wusste, immer in den ungelegensten Momenten ans Tageslicht kam â oder sonst was, das ihn dazu gebracht hatte, sich vor Lilly zu âversteckenâ.
Tatsache war aber, dass er das nicht wieder machen wollte.
Dann tuâs eben nicht, sagte er sich. Pass gut auf sie auf und kümmere dich um sie, während Hannah weg ist.
Leichter gesagt, als getan. Denn als der dritte Film anlief, hatten sie immer noch kaum miteinander gesprochen, geschweige denn sich angesehen.
Deswegen wunderte er sich auch nicht, dass Lilly so still war. Sie war eben nicht der Typ, der alleine vor sich hinplapperte, mit dem Wissen, dass ihr niemand zuhörte. Erst als er zufällig â natürlich â in ihre Richtung sah, sah er, dass sie eingeschlafen war.
Er strich ihr eine Strähne hinters Ohr und berührte ihre Wange. âLilly?â Sie bewegte sich nicht, schlief friedlich weiter.
Also stand er auf und hob sie auf seine Arme. Sie seufzte im Schlaf, schlang ihm ihre Arme um den Hals und schmiegte sich vertrauensvoll an ihn, während sie etwas murmelte.
Bei dieser Geste wurde ihm warm ums Herz. Er konnte sich selbst nicht genau erklären, warum das so war, aber abstreiten konnte er es ebenfalls nicht.
Langsam stieg er die Treppen hoch, mit Lilly in seinen Armen. In ihrem Zimmer angekommen, legte er sie genauso vorsichtig auf das Bett, wie er sie von der Couch gehoben hatte und deckte sie zu. Fast sofort drehte sie sich auf die Seite und nahm ihre übliche Schlafstellung ein.
Er lächelte, strich ihr noch einmal über die Haare und verlieà schlieÃlich leise das Zimmer.
Teil 48
Vier Wochen später
Sie stand in völliger Dunkelheit. Nirgendwo ein Licht, kein einziger Funke.
Hilflos drehte sie sich im Kreis, versuchte, sich zu orientieren, doch vergebens. Sie streckte die Hände aus und machte zögernd einige Schritte nach vorne, blieb wieder stehen.
Plötzlich wurde alles von einem grellen Licht erhellt und sie sah, dass sie auf einer völlig leeren Ebene zu stehen schien. Es schien, als wäre sie in einem Raum, unendlich lang, unendlich hoch, unendlich breit und unendlich schwarz. Und sie realisierte, dass es keinen Ausgang gab. Nichts konnte sie aus dieser Dunkelheit führen.
Dann sah sie das Licht. Es kam von weiter Ferne. Zuerst nur ein winziger Punkt, dann wurde er gröÃer und gröÃer und kam auf sie zu.
Erfreut stellte sie fest, dass dieses Licht Chriss umgab, der sich ihr mit einem Lächeln näherte. Kurz vor ihr blieb er stehen und hielt ihr die Hand hin.
âNimm sie.â, sagte er. âKomm mit.â
Sie wollte seine Hand ergreifen, doch plötzlich wurde sie nach hinten gezogen. Zuerst nahm sie nur war, dass der Abstand zu Chriss immer gröÃer wurde, dann versuchte sie, wieder zu ihm zurückzugehen.
Aber ein unsichtbarer Sog zog sie immer weiter von ihm weg. Sie konnte sich nicht vorwärts bewegen, egal wie sehr sie sich anstrengte, dagegen ankämpfte.
âKomm mit.â, hörte sie Chriss wieder sagen und verzweifelt versuchte sie es, weil sie wusste, dass nur er ihr helfen, sie retten konnte, doch es brachte nichts; sie wurde weggezogen, bis Chriss verschwunden war.
Und dann wurde nach ihr gegriffen. Geisterhafte Hände umschlangen sie wie schwarzen Nebel, bloà war die Umarmung nicht so sanft. Sie spürte, wie der Boden unter ihr verschwand, fiel in eine bodenlose Tiefe â und schreckte mit einem erstickten Keuchen aus dem Schlaf.
Atemlos presste sie sich eine Hand auf das wild klopfende Herz und starrte in das Zimmer.
Wie sich herausstellte, regnete es drauÃen in Strömen, es blitzte und donnerte und Zweige knallten an das Fenster.
Als es wieder blitzte, zuckte sie wimmernd zusammen und schlug die Arme über ihrem Kopf zusammen, als befürchte sie, geschlagen zu werden.
Ãngstlich kroch sie aus dem Bett und tapste zur Tür. Sie knarrte leise, als sie sie öffnete. Vor Chrissâ Tür blieb sie stehen. Er war der Einzige im Haus und sie wollte nicht bei diesem Sturm alleine sein, aber konnte sie ihn einfach so beten, sie bei ihm schlafen zu lassen?
Vorsichtig öffnete sie die Tür und blieb zögernd stehen. Sie knabberte am Fingernagel ihres Zeigefingers und sah sich um.
Links von ihr an der Wand stand ein groÃes, breites Regal, das bis zur Decke reichte. Etwa zwei Schritte weiter rechts waren ein kleiner Nachttisch mit dem groÃen Bett daneben, in dem Chriss schlief. Die Bettdecke hob und senkte sich unter seinen Atemzügen.
Sie betrat endgültig das Zimmer und betrachtete nun die rechte Seite, die abgesehen von einem Kleiderschrank noch einen Schreibtisch, auf dem sie die Umrisse eines Computers sehen konnte, und eine Stereoanlage aufwies.
Wieder zögerte sie, biss weiter auf dem Nagel herum, schlich schlieÃlich zu Chriss ans Bett und hockte sich daneben.
âChriss?â, flüsterte sie und stupste mit einem Finger die Schulter an, die unter der Decke hervorlugte.
Er murrte, drehte sich auf den Bauch und schlief weiter.
âChriss?â, flüsterte sie noch einmal, nahm diesmal eine ganze Hand zur Hilfe und schüttelte ihn kurz.
Mit einem weiteren Brummen vergrub er das Gesicht im Kissen, hob dann aber den Kopf und blinzelte. âWas â¦â
Ihr Mittelfinger gesellte sich zum Zeigefinger. âIch â¦â Verlegen sah sie über ihre Schulter aus dem Fenster. Der Sturm hatte nicht nachgelassen, er war sogar noch stärker geworden.
Verschlafen folgte er ihrem Blick.
âIch hab Angst.â, wisperte sie. âEs ist so dunkel und das Gewitter â¦â
Er zögerte nur einen Augenblick, dann rutschte er ein wenig zur Seite und hob die Decke an, damit sie drunterkriechen konnte.
Sie nahm die Finger aus dem Mund und krabbelte unter die Decke. Als sie dicht neben ihm lag, den Kopf in seiner Schulterbeuge, beruhigte sie sich. Sein Arm lag um ihre Schulter, seine Wange an ihrer Schläfe und sie fühlte sich geborgen. Das war es, was sie gebraucht hatte.
Chriss lag bewegungslos neben ihr, sein Herz klopfte. Er hatte sich in den letzten Jahren so sehr gewünscht, sie wieder berühren und sie wieder im Arm halten zu können â wie er es jetzt tat -, dass er sein Glück gar nicht fassen konnte.
Sie waren sich noch nie so nahe gewesen â bis auf den Kuss vor fast zwei Monaten. Die Zeit verging im Flug ⦠Er lauschte ihrem regelmäÃigen Atem, dem Klopfen ihres Herzens, während seines vor Freude platzen wollte.
Es war schon lange nach Mitternacht, als Chriss die Augen schloss.