liebesglück mit hindernissen
#31

hab wieder einen neuen teil für euch ^^
es gehört noch zu dem vorherigen teil dazu, aber das merkt ihr ja.
es ist ein kurzer teil, aber mit ihm wäre der flashback eigentlich abgeschlossen, es sei denn, ihr wollt noch wissen, was danach passiert ??
viel spaß beim lesen!
silbernerschatz



Teil 12:

Zwei Stunden vor der verabredeten Zeit setzte Chriss seinen Motorradhelm auf und rollte mit seinem ganzen Stolz auf die Straße, ehe er den Motor anließ. Er fuhr noch nicht zu Lilly, den vorerst musste er sich noch versichern, dass alles perfekt war. Lilly würde ausflippen. Er wusste, dass sie sich freuen würde. Und deshalb musste es perfekt sein. Schließlich war sie auch perfekt.
Da der Verkehr immer dichter wurde, verringerte er das Tempo und reihte sich ein.
Zehn Minuten später stand er immer noch auf derselben Stelle und langsam wurde es ihm zu viel.
"Verdammt, warum bin ich nicht durchgefahren?", fragte er sich, denn die Autos standen mittlerweile so eng nebeneinander, dass noch nicht einmal eine Raupe zwischen ihnen durchgekommen wäre.
Er fluchte ein weiteres Mal, als die Ampel zwanzig Minuten später wieder auf Rot sprang, obwohl er gerade vorbeifahren wollte. "Na schön.", murrte er genervt. "Dann eben nicht."
Er konnte nicht ahnen, was passieren würde, als er schließlich losfuhr. Obwohl er Vorfahrt und grünes Licht hatte, kam ein Pkw mit hohem Tempo angefahren.
Er sah das Auto erst, als es bereits zu spät war. Es fuhr ihm mit voller Wucht in die linke Seite und schleuderte ihn vom Motorrad. Die Autofahrer hinter ihm waren geistesgegenwärtig genug, um rechtzeitig anzuhalten und somit Schlimmeres zu verhindern, doch das änderte nicht, dass Chriss schwer verletzt auf der Straße lag.

'Wo bleibt er nur?', fragte Lilly sich einige Kilometer entfernt und lief ungeduldig auf und ab.
Es war ungewöhnlich. Chriss kam sonst nie zu spät. Nur selten. Und dann handelte es sich nur um wenige Minuten. Doch jetzt waren es schon vierzig Minuten über der Zeit. 'Da muss was passiert sein.'
Sie wollte gerade selbst zum Hörer greifen und Chriss anrufen, als das Telefon klingelte.
"Chriss?"
Sie hörte leises Schluchen. "Nein, hier ist Hannah."
"Hannah, was ist?", fragte Lilly besorgt. Ihr war Hannahs Schluchzen nicht entgangen und auch nicht die merkwürdigen Hintergrundgeräusche.
"Chriss.", weinte Hannah. "Chriss hatte vor einer Stunde einen Unfall mit dem Motorrad. Er wollte zu dir ... Er ... er liegt auf der Intensivstation."
In diesem Moment brach für Lilly eine Welt zusammen. Chriss, ihr Chriss im Krankenhaus? Das konnte doch nicht sein!
"Wie geht es ihm?" Sie wollte die Antwort nicht hören. Sie wollte, dass Chriss jetzt an ihrer Tür klingelte und sie lächelnd in seine Arme zog.
"Er wurde gerade operiert und die Ärzte wollen nichts sagen. Lilly ... bitte, komm schnell her."
Nachdem sie ihrer besten Freundin hastig versichert hatte, sofort zu kommen, stürmte sie zur Tür hinaus und rannte zur Bushaltestelle.
Erst nach einer halben Stunde kam sie im Krankenhaus an. Sie irrte erst verzweifelt durch die vielen Menschen, die entweder Angehörige der Verletzten waren oder selber verarztet werden mussten. Dann sah sie Hannah auf einer Bank sitzen und eilte auf sie zu.
"Was ist mit ihm?", fragte sie sofort.
Hannah sah sie mit vom Weinen geröteten Augen an. "Sie sagen nichts.", schluchzte sie. "Ich weiß nicht, was mit Chriss ist."
Selbst den Tränen nahe setzte Lilly sich neben Hannah und tröstete sie.
Nach etwa zehn Minuten - es kam ihr wie eine Ewigkeit vor - erschien ein Arzt bei ihnen. "Sind Sie Familienangehörige von Christian von Steinfels?", fragte er mit undefinierbarem Gesichtsausdruck.
Chriss' Vater sprang auf. "Was ist mit meinem Sohn?"
Der Arzt rieb sich am bärtigen Kinn. "Es sieht schlecht aus. Er hat schwere Verletzungen erlitten, vor allem dadurch, dass das Tatauto ein beträchtliches Tempo hatte, als Ihr Sohn angefahren wurde. Wir konnten die wichtigsten Wunden schließen, aber es ist sehr gut möglich, dass er innere Verletzungen haben kann. Sein jetziger Zustand ist sehr kritisch. Er liegt im
Koma und schwebt in Lebensgefahr. Ich weiß nicht, ob er diese Nacht überleben wird ..." Er machte eine kurze Pause und sah Chriss' Familie mitleidsvoll an. "Wenn das doch der Fall ist, ist es womöglich ein gutes Zeichen. Aber ... durch den Aufprall hat er schwere Frakturen an beiden Beinen und Knien und es könnte sein, dass Ihr Sohn nie wieder laufen kann."




wollt ihr wissen, was danach noch passiert oder lieber, was in der gegenwart passiert?
#32

ja also der flashbak war gut! hast die unfall und krankenhaus situation gut beschrieben!

ich würd gern wissen wie es inder gegenwart und in der vergangeheit passiert is! mach es doch gleichzeitig einen teil gegenwart und den andern vergangeheit.
aba in moment is die vergangenheit spannender! *unschlüssig*

am besten mach es so wie es dir am besten passt.

LG
#33

hey. hab heut leider keine zeit... les mir den teil heut abend aber durch und schreib dann auch fb. oder vielleicht morgen... :biggrin: weiß nicht genau wann ich dazu komm. naja, bis dann
[Gilmore Girl]


#34

Hey! leider bin ich jetzt erst dazu gekommen mir den teil durchzulesen. Sorry... Naja, dafür halgelts jetzt erstmal kräftig fb! Wink
Also... Ich fand den teil mal wieder richtig gut. Das im Krankenhaus hast du wirklich gut beschrieben, da muss ich Chery recht geben. Also das was der Arzt da gesagt hat kam ziemlich realistisch rüber, kennst du dich damit aus? Naja, vielleicht fand ich den Teil etwas kurz, aber sonst war er wie immer super.

Ich weiß auch nicht genau. Einerseits möchte ich wissen wie's in der Vergangenheit und einmal wie's in der gegenwart weitergeht... *mich nicht entscheiden kann* Rolleyes Unsure :confused:

Aber ich glaub es wär besser wenn du uns erst noch über die Vergangenheit aufklärst bevor du mit der gegenwart weitermachst. Aber letztendlich ist es deine Entscheidung...

Also ich fand den Teil toll und freu mich schon auf den nächsten, ob jetzt Flashback oder nicht...

Bis dann :hi:


#35

[Gilmore Girl] schrieb:Also das was der Arzt da gesagt hat kam ziemlich realistisch rüber, kennst du dich damit aus?

:lach: nein, schön wär's. ich lese einfach zu viele bücher oder sehe zu viel fern.


ich poste euch mal den neuen teil. er ist ziemlich lang, was teils am flashback (ich werde mich nach euren wünschen richten und immer mal wieder flashbacks und gegenwartssituationen zu schreiben) und teils am lied liegt, aber ich hoffe, ihr mögt's trotzdem.

viel spaß! silbernerschatz



Teil 13


Es waren kaum achtundvierzig Stunden vergangen, seit der Arzt ihnen die niederschmetternde Nachricht überbracht hatte, Lilly saß seit diesen achtundvierzig Stunden an seinem Bett auf der Intensivstation, hatte seine Hand ergriffen und wartete nun darauf, dass er wieder aufwachte. Er musste wieder aufwachen. Er konnte sie nicht einfach alleine lassen.
Aber ihr fiel es schwer, die Augen offen zu halten. Sie hatte seit Stunden nicht mehr geschlafen. Wer weiß, vielleicht würde er ja aufwachen und es wäre schrecklich, wenn sie dann schlafen würde ...
Sie schreckte auf, als sie eine Berührung an ihrer Hand bemerkte. Sie musste wohl doch eingeschlafen sein. Als sie die Augen öffnete, schloss sie sie sogleich wieder, im Glauben, sie würde immer noch träumen. Doch als sie sie nach einer Weile wieder öffnete, wusste sie, dass sie sich nicht getäuscht hatte.
Sie war noch immer im Krankenhaus. Sie saß noch immer an Chriss' Bett. Sie hatte noch immer seine Hand ergriffen. Doch: Chriss war aufgewacht und sah sie an, lächelte schwach.
"Hey.", sagte er.
Sie schluckte die Tränen hinunter. "Hey."
"Na, hast du dir Sorgen gemacht?"
"Ja.", antwortete sie schniefend, weil die Tränen nicht verschwinden wollten.
Er hob die Hand und wischte ihr die Tränen weg, die trotz ihrer Bemühungen über ihr Gesicht liefen und sagte: "Tränen stehen dir nicht. Hör auf zu weinen, Süße."
Lilly wischte sich ihre Tränen mit ihrem Jackenärmel weg. "Ich dachte, du würdest nicht mehr aufwachen.", weinte sie.
Plötzlich überkam ihn auch Trauer. Trauer, dass Lilly so viel Angst gehabt hatte. Und das nur wegen ihm.
"Komm her.", sagte er, rutschte ungeschickt etwas zur Seite und klopfte auf sein Bett.
"Das Bett ist zu eng. Einer von uns würde runterfallen."
"Du würdest selbst in eine Streichholzschachtel passen. Du bist winzig."
"Bin ich nicht.", protestierte sie und kletterte neben ihn aufs Bett. Es war vorbei. Chriss lebte. Sie brauchte keine Angst mehr zu haben. Doch, verbesserte sie sich kurz darauf. Er wird vielleicht nie wieder laufen können. Obwohl Sport seine große Leidenschaft ist.
Er legte den Arm um sie, zog sie noch näher an sich ran. "Soll ich dir was sagen, Süße?", fragte er nach einer Weile.
"Hmm." Sie hatte sich an seine Schulter gekuschelt. Es fürhlte sich so gut an, wieder in seinen Armen zu liegen.
"Ich lasse dich nicht alleine, Lilly. Okay? Ich werde immer auf dich aufpassen und dich nie aus den Augen lassen. Verstanden?"
Sie hob den Kopf und sah ihn an. Wieder kamen ihr Tränen, Tränen der Rührung. "Warum sagst du das?"
Er verzog das Gesicht zu einem Grinsen. "Weil ich dich liebe, du dummes Ding. Ich verspreche es dir. Ich werde immer bei dir sein. Außerdem könnte ich gar nicht anders."
Bevor sie antworten konnte, kam Hannah rein. Eigentlich nur, um Lilly etwas zu essen zu bringen. Doch als sie sah, dass ihr
Bruder munter im Bett lag und Lilly neben sich hatte, ließ sie die Tüte mit Essen achtlos auf den Boden fallen und stürzte sich ihrem Bruder in die Arme. "Du Idiot!", schluchzte sie. "Hättest du nicht besser fahren können? Wenn du einfach nur Aufmerksamkeit wolltest; von der Treppe fallen hätte gereicht!"
Er küsste seine Schwester auf die Haare. "Komm schon, Hannah. Mir geht's gut."
"Wie kannst du das sagen? Hat dir der Arzt nichts gesagt?"
Chriss' aufgesetzte Grinsen verschwand und sein Gesicht verfinstert sich. Doch, das hatte er. Er würde wahrscheinlich nie wieder laufen können.
Das hieß, er würde nie wieder Basketball oder Fußball spielen können. Er würde nie wieder Lilly morgens mit dem Fahrrad abholen und zur Schule fahren und sie nie wieder nachmittags nach der Schule nach Hause bringen können, so wie er es oft tat. Er wäre auf ewig in einen Rollstuhl gefesselt.
Im Gegensatz zu den zehn Jahren, die er nach der Trennung von Lilly in etwa zehn Monaten leiden würde, würde die Zeit, die er in Ungewissheit lebte, ob er nun wieder laufen könnte oder nicht, die reinste Erholung sein.
"Doch, hat er." Er sah Lillys verwirrtes Gesicht. "Was?"
"Wann war das? Ich war die ganze Zeit hier und ..."
So, wie er es bei Hannah gemacht hatte, küsste er auch Lilly auf die Haare. "Du hast geschlafen, als der Arzt reinkam. Er wollte dich aufwecken, aber ich habe gesagt, dass er dich schlafen lassen soll."
"Warum bist du so ruhig?" Hannah sah ihren Bruder verständnislos an. "Du wirst niemals wieder Sport treiben können!"
"Na gut, es gibt keine große Chance zur Heilung, aber es gibt schließlich Wunder."
Es war eine Sache ob es Wunder gab oder nicht, aber eine völlig andere, ob man an sie glaubte oder nicht ...


"Wollt ihr noch mit zu uns kommen?", fragte Stina sie, als sie fertig gegessen hatten. "Wir können ein bisschen grillen."
"Stina." Chriss sah sie verwirrt an. "Haben wir nicht gerade erst gegessen?"
Sie kicherte vergnügt. "Wir müssen es ja nicht essen. Wir drücken's einfach meiner Nachbarin in die Hände."
"Warte." Lilly sah gebannt zur Tanzfläche. Dort waren viele Paare, ältere und junge, die miteinander zu der Musik tanzten, die der DJ spielen ließ.
Auch Chriss sah ihnen zu. Dann beugte er sich zu Lilly rüber und fragte sie mit einem herausfordernden Grinsen: "Wollen wir's denen mal zeigen?"
Lilly nahm lächelnd Chriss' Hand und folgte ihm - die neugierigen Blicke von Stina, Amy und Ronny im Nacken - auf die Tanzfläche. Sie machten noch einen kleinen Umweg zum DJ und gaben ihren Wunsch ab - ein flottes Lied, zu dem sie schnell tanzen konnten -, dann blieben sie auf der Tanzfläche stehen. Sie wurde unsicher, als Chriss ihre rechte Hand mit seiner linken ergriff und den anderen Arm um ihre Taille schlang. Sie waren sich so nahe, dass sich ihre Körper berührten, sie seinen Atem an ihrer Wange spürte.
Als sie anfingen zu tanzen, waren sie so ineinander versunken, dass sie nicht bemerkten, wie die anderen Paare aufhörten, einen großen Kreis um sie herum bildeten und ihnen begeistert zusahen. Man sah schließlich nicht oft so junge Menschen, die so gut tanzen konnten.
Sie waren die einzigen, die es noch taten.

Oh come and dance with me, my baby
Let's dance, do it, go crazy
The night is young and so are we
Let's make love and dance the night away

What I really wanna do
Is just dance with you
And feel your body tight
Show ya how to do it right
I can show you every move
I know just what to do
Each step we do is refine
One dance and you'll be mine

So baby when we hit the floor
You'll be asking for more
Let's make love and dance the night away

Oh come and dance with me, my baby
Let's dance, do it, go crazy
The night is young and so are we
Let's make love and dance the night away

Oh put your hand in mine
Promise I'll take my time
We'll dance from head to toe
I can dance fast or slow
Baby look into my eyes
Let the music hypnotize
Let our bodies synchronize
When we're dancing you'll be mine

So baby when we hit the floor
You'll be asking for more
Let's make love and dance the night away

Oh come and dance with me, my baby
Let's dance, do it, go crazy
The night is young and so are we
Let's make love and dance the night away

Oh when it comes to dancing
I know how to move
When it comes to passion
I know just what to do
I feel the music inside
I feel like I am alive
Pretend I was right
Let's make love

Oh come and dance with me, my baby
Let's dance, do it, go crazy
The night is young and so are we
Let's make love and dance the night away

Oh come and dance
Let's dance
The night
Let's make love and dance the night away

Oh come and dance with me, my baby
Let's dance, do it, go crazy
The night is young and so are we
Let's make love and dance the night away


Der Saal brach in stürmische Begeisterungsapplaus ein, als das Lied zu Ende war. Lilly sah schüchtern zu Boden und Chriss wurde einmal mehr an diesem Abend unwohl zumute. Jeder hatte sie gesehen. Jeder dachte jetzt wahrscheinlich, sie wären zusammen ...
"Hey, woher könnt ihr so gut tanzen?", wurden sie aufgeregt von Stina begrüßt.
"Wir haben mit ungefähr elf Jahren mit Tanzunterricht angefangen. Und an verschiedenen Tanzwettbewerben teilgenommen, aber erst mit dreizehn.", gestand Chriss.
"Ich dachte, du könntest gar nicht tanzen. Immer, wenn Ronny und ich dich mit zur Disco nehmen wollten, hast du behauptet, du hättest zwei linke Füße." Amy war sprachlos.
"Naja." Lilly lächelte zaghaft. "Muss ja keiner so viel von meiner Vergangenheit wissen."
"Ich finde, wir sollten langsam losgehen.", mischte sich Sascha wieder ein. "Sonst schläft die Nachbarin und wir müssen die Steaks selber essen."
Sie setzten sich alle in ihre Autos und fuhren zu Stina's und Sascha's Haus.
"Wisst ihr,", fing Stina an, als sie nach dem äußerst amüsanten Grillen mit Sascha, Lilly und Chriss unter dem Sonnenschirm saß. Die Jüngeren waren im Haus verschwunden und sahen sich wahrscheinlich die Zimmer an, "ich finde es richtig süß, dass ihr wieder zusammen seid. Nach all den Jahren."
Chriss spürte, wie er rot wurde und Lilly sah beschämt auf ihre Hände. "Wir sind nicht zusammen.", sagte sie kleinlaut.
"Nicht?" Stina schaute enttäuscht drein. "Wirklich schade. Und ich dachte schon ... Ihr seid so ein süßes Paar. Schon vor zehn Jahren. Fand ich richtig schade, dass ihr euch getrennt habt."
Lilly kratzte sich verlegen am Kopf. "Naja, nicht jeder bleibt sein Leben lang zusammen."
Stina schien nicht zu bemerken, wie verlegen sie Lilly und Chriss durch ihre Fragen gemacht hatte. "Na gut. Dann erzähl doch mal, Lilly, was du so in den letzten Jahren gemacht hast."
Lilly räusperte sich. "Naja ... ich ... ich habe studiert." Stina wusste nichts von der Sache mit Julian oder warum Lilly so plötzlich verschwunden war. Sie hatte sie im Glauben gelassen, sie sei einfach umgezogen.
"Ja? Wo denn?"
"Ich habe hier angefangen zu studieren, aber dann habe ich an der University of Liverpool weitergemacht.", erzählte Lilly.
Ah, da haben wir's ja, dachte Chriss. Liverpool.
Stina runzelte die Stirn. "Liverpool? Was hast du denn in Liverpool gemacht?"
"Mein Freund wohnt in Liverpool ..." Lilly rutschte in ihrem Stuhl hin und her. "Deswegen habe ich da studiert."
Chriss musste sich zusammennehmen, um nicht zu fluchen. Also hatte sie doch noch einen Freund. Er hatte geglaubt - gehofft - sie hätte keinen.
"Und warum bist du dann wieder hier?", fragte Sascha diesmal.
"Das Studium war beendet, und mit Ryan lief's nicht so gut.", log sie. Immerhin war es schwierig, darüber zu reden, was wirklich vorgefallen war und was sie dazu gebracht hatte, nach Deutschland zurückzukehren. Keiner würde sie verstehen.
"Was für ein Idiot.", entfuhr es Chriss, ehe er es verhindern konnte. Lilly sah ihn irritiert an.
Wie zuvor Lilly sah er auf seine Hände und bemerkte aus den Augenwinkeln, dass Stina Sascha wissend anlächelte.
Verdammt, war es so offensichtlich, dass er Lilly immer noch liebte?
Allerdings war Stina so nett und überging sein Missgeschick. "Hast du eine Arbeit, Lilly?"
"Ja. In der Stadt im 'Beach Plaza'. Dort gibt es einen Kombi-Job, bei dem man teils im dortigen Krankenhaus, im Café und teils im Hotel arbeitet."
"Aber", fragte Stina weiter, "wenn du doch studiert hast, warum hast du dann so einen ... naja, Job, der viel zu schlecht für dich ist? Was hast du denn studiert?"
"Journalismus. Aber ich habe ein Volontariat bei einer Zeitung gemacht und es war nicht so toll, wie ich gedacht habe."
"Und was hast du gemacht, Chriss?", fragte sie schließlich.
"Ausbildung.", murmelte er.
"Ah. Und zu was?"
"Polizist."
Stina strahlte. "Oh, unser Chrisi ist ein Cop geworden!"
Er verdrehte die Augen. "So toll ist das nicht, Stina. Manchmal gibt es Leute, die halten uns für total bescheuert. Einmal hat sich ein Dieb hinter dem Vorhang versteckt, als wir in die Wohnung gestürmt sind und hat gedacht, wir würden ihn nicht finden, obwohl seine Füße drunter hervorschauten."
Stina fing an zu kichern. "Oh, ja. Das kann ich mir gut vorstellen!"
Es breitete sich gerade wieder Stille zwischen ihnen aus, da Stina eigentlich die einzige war, die ein richtiges Gespräch führen wollte, als die Kinder rauskamen.
"Lilly, Ronny und ich gehen mit Selina und Kevin in die Disco."
Lilly sah auf. "Habt ihr ... ach nein." Sie schüttelte den Kopf. "Ihr habt ja kein Geld, weil ihr es für Ronnys Motorrad ausgegeben habt."
Amy und Ronny sahen schuldbewusst auf den Boden. "Hier." Sie reichte ihnen etwas Geld.
"Hey." Sie nahm Amys Arm. "Nicht in die hinteren Taschen. Irgendein Typ kann sich an dich ranmachen und dir das Geld da raus klauen."
Amy sah sie verwirrt an, steckte das Geld dann aber in ihre Handtasche.
"In welcher Beziehung stehst du eigentlich mit ihnen?" Diesmal konnte Sascha seine Neugier nicht verbergen. "Du kannst nicht deren Mutter
sein ..."
"Die Schwester bist du auch nicht", fügte Stina hinzu.
"Das ist alles ganz schön schwierig. Amy und Ronny sind die Kinder von dem Vater meiner Geschwister. Mom und er hatten sich erst getrennt, Mom hatte dann einen anderen Freund und dann kam ich zur Welt. Nach etwa zwei Jahren waren sie und Stefan, Amys und Ronnys Dad, aber wieder zusammen, und wir haben uns angefreundet. Jetzt wohnt er mit seiner Frau in Italien und hat sie mir aufgedrückt, weil ich die einzihe bin, die ihm nicht den Kopf abreißen würde."

Es war fast elf Uhr, als Chriss Lilly nach Hause fuhr. Amy und Ronny würden wahrscheinlich erst nach Mitternacht nach Hause kommen.
"War schön, dich wiederzusehen.", sagte Lilly leise und sah - wieder einmal - zu Boden.
"Ja."
"Mach's gut."
Sie war verschwunden, ehe er sie fragen konnte, ob sie sich wieder treffen könnten. Und er fuhr nach Hause, ohne zu wissen, ob sie sich jemals wiedersehen würden ...



fb erwünscht!
#36

Also ich fand den Teil (die teile?) mal wieder toll! Und diesmal schön lang! Ich find chriss und Lilly sind wirklich süß zusammen! Und endlich weiß ich auch woher diese Kinder stammen *lol* War zwar ein bisschen kompliziert, aber nach mehrerem lesen hab ichs jetzt glaub ich auch geschnallt. :biggrin: Also ich freu mich mal wieder auf den nächsten Teil.
Aber jetzt sollte ich wirklich raus und in mein bettchen, weil ich morgen um 4.00 aufstehen muss( ka wie ich das schaffen soll,man wird mich wahrscheinlich mit viel gewalt aus dem bett ziehen müssen weil ich weiterschlafen will Confusedchlafen: )aber ich fahr dann in urlaub.

Also bis in zwei Wochen. :hi:


#37

TADAAAAAAAAAA!! Hier kommt der neue teil (hab ihn extra schön lang gemacht ^^ es sind auch mehrere flashbacks drin)!!



Teil 14

"Soweit ich das beurteilen kann, gibt es keinen Verdacht darauf, dass Sie in der nächsten Zeit noch innere Verletzungen haben werden.", sagte der Arzt eineinhalb Monate später bei der wöchentlichen Untersuchung.
Dann war ja alles in Butter. Bis auf die Tatsache, dass er nicht mehr laufen konnte ...
Er hatte sich unbewusst immer mehr von allen, besonders von Lilly, abgeschottet. Hatte einfach nicht mehr mit ihnen geredet, hatte sie abgewiesen, sie manchmal auch angelogen ... Er hatte eben keine Lust gehabt, ewig diese Mitleidsnummer durchzumachen. Mitleid brachte nichts.
Aber ... war es bei Lilly Mitleid gewesen? Nein. Sie hatte sich um ihn gesorgt und das tat sie immer noch. Sie sorgte sich immer noch um ihn, obwohl er sie behandelte wie ... wie ein Stück Dreck.
"Haben Sie noch irgendwo Schmerzen?" Der Arzt sah ihn fragend an.
Nein. Wie auch? Er konnte nicht mehr laufen. Warum amputierten sie ihm nicht gleich die Beine? Kam auf's selbe hinaus.
Er schüttelte den Kopf. "Nein. Alles okay."
"Gut." Der Arzt nickte. "Dann werden wir uns mal Ihr Bein ansehen ..."

"Und?" Hannah kam auf ihn zugelaufen. "Was hat der Arzt gesagt?"
Missmutig schleppte er sich an Hannah vorbei, die Treppe hoch und in sein Zimmer. "Nichts."
"Wie nichts? Er muss doch was gesagt haben, Chriss! Vielleicht ..."
"Hannah!", unterbrach er sie barsch. "Lass mich in Ruhe."
"Okay. Wie du willst. Ich kann ja verstehen, dass du zurzeit eine schwere Zeit durchmachst und unser Mitleid nicht ertragen kannst, aber ... ich finde es ganz schön gemein von dir, wie du Lilly behandelst. Ich meine, sie hat kein Mitleid mit dir. Nein, natürlich tust du ihr leid, aber vor allem sorgt sie sich ziemlich um dich. Sie versteht nicht, warum du sie so behandelst. Sie ist deine Freundin, Chriss. Wenn du so weiter machst, könnte es sein, dass du sie verlierst. Sie ist sich nämlich nicht mehr sicher, ob du sie noch liebst."
"Raus!", brüllte er. "Verschwinde aus meinem Zimmer, du superschlaues Mistvieh!"
Kaum hatte sie die Türe lautstark hinter sich zugeknallt, fing Chriss erst an zu fluchen und stütze dann seinen Kopf auf beide Hände. Wie kam sie nur dazu, dass er sie nicht lieben würde? Merkte sie denn nicht, dass ... dass er ohne sie nicht leben konnte? Behandelte er sie wirklich so mies?
Er seufzte noch einmal auf und griff schließlich zum Hörer um sie anzurufen.
"Lilly? Hier ist Chriss.", sagte er, als sie sich meldete.
"Oh. Hi." Er merkte deutlich, dass sie nicht mit ihm gerechnet hatte.
"Ich wollte ... mit dir reden."
Sie zögerte. "Ja, ich auch. Ich war mir nur nicht sicher, ob du das willst."
Das war ein schlechtes Zeichen. Allein, wie ihre Stimme klang. Bedauernd ...
"Okay. Fang an."
"Weißt du ... ich habe das Gefühl, du ... du willst nicht mehr mit mir reden ..."
"Das stimmt nicht.", unterbrach er sie panisch. Er ahnte, was kommen würde. "Ich rede gerne mit dir. Ich ... ich weiß einfach nicht, was ich machen soll."
"Ich weiß. Aber ... du stößt mich von dir. Ich ... Wenn ich mit dir reden will, sagst du immer nur, du hast keine Zeit, keine Lust, was auch immer. Wenn ... wenn ich Hilfe brauche, wenn ich will, dass du mir hilfst, sagst du dasselbe. Ich weiß auch nicht mehr, was ich machen soll ... Ich ... ich dachte immer, ich kann immer mit dir reden und du bist immer für mich da ..."
Verzweifelt sagte er: "Aber das kannst du doch, Lilly. Du kannst immer mit mir reden. Und ich bin immer für dich da ..."
Sie schwieg. "Das sagst du jetzt so. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass du es so meinst.", sagte sie schließlich.
Er würde sie verlieren. Hannah hatte Recht. Er würde sein Leben, seine große Liebe verlieren, nur weil er nicht mit dem Schicksal umgehen konnte ...
"Lilly ..."
"Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, Chriss. Um ehrlich zu sein, ich will gar nicht, dass es weitergeht. Ich will nicht daran zweifeln, dass ... dass du mich liebst."
"Das tue ich doch!", unterbrach er sie wieder und in seiner Stimme schwang die Angst mit, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. "Ich liebe dich von ganzem Herzen, Lilly."
"Chriss ... ich ... ich glaube, es ist besser, wenn ... wenn wir uns trennen ..."



"Lilly Brandner!", tönte es aus den Lautsprechern des Krankenhauses. "Lilly Brandner bitte sofort zur Pflegestation 3!"
Lilly zuckte aus ihren Gedanken und fuhr hoch. Sie hatte gerade an ihre Begegnung mit Chriss am letzten Tag gedacht. War es bloß Zufall?
"Ja, was ist?", fragte sie, als sie an der Station ankam.
"Zimmer 352. Suizidversuch. Ein siebzehnjähriger Junge. Sie wurden für ihn eingeteilt."
Zwischen dem riesigen weißen Bettlaken und umzingelt von den vielen Maschinen sah er gar nicht aus, wie ein Siebehnjähriger.
Wie verzweifelt musste er gewesen sein, als er versucht hatte, sich das Leben zu nehmen? Was war passiert, dass er keinen anderen Ausweg mehr sah? Solche Fragen schossen Lilly immer durch den Kopf, wenn sie wieder Patienten mit Suizidversuch gesund pflegte. Sie wusste nicht, was sie durchmachten, obwohl sie selbst schon oft an Selbstmord gedacht hatte. Es war keine schöne Zeit gewesen. Außerdem waren da noch Ronny und Amy ...
"Hey.", krächzte plötzlich eine Stimme vom Bett. "Was machst du da?"
Sie sah sich um. Sie stand nun schon seit zwei Minuten an der selben Stelle und dachte üer ihre schwere Zeit nach. Dabei sollte sie doch den Patienten pflegen ...
"Ich soll dich pflegen.", antwortete sie. "Wie heißt du?"
"Leon. Und selbst?"
"Lilly. Hey, ist das nicht ein toller Zufall, dass wir den selben Anfangsuchstaben haben?"
Sie zog einen Stuhl ans Bett und setzte sich hin. "Wie geht's dir?"
Leon sah sie an. "Wirklich wunderbar. Siehst du nicht?"
"Warum hast du das getan?", fragte sie ihn.
Er seufzte schwer und sah an die Decke. "Ich liebe meine Schwester."
"Oh."
"Ich meine, ich liebe sie wirklich. Keine Geschwisterliebe."
Sie sah ihn an. "Und deswegen wolltest du dich umbringen?"
"Ich habe sie erst vor zwei Jahren getroffen." Er zuckte mit den Schultern. "Ihre Eltern - meine Eltern, haben mich als Baby zur Adoption freigegeben und ich wollte unbedingt meine richtigen Eltern kennen lernen. Meine Adoptiveltern haben mir nie verschwiegen, dass sie mich adoptiert haben und ich habe deshalb früh angefangen, nach meinen Wurzeln zu suchen.
Ich wusste gar nicht, dass sie meine Schwester ist. Ich habe sie gesehen und gedacht: 'Wow, das ist meine Traumfrau'. Sie haben uns erst gesagt, dass wir Geschwister sind, als es bereits zu spät war."
"Sie liebt dich auch?"
"Ja." Er seufzte noch einmal. "Es hat alles keinen Sinn. Ich meine ... wir dürfen das nicht, aber ich kann nicht anders."
"Ich will dir nicht sagen, was du machen sollst, aber ..." Sie hielt kurz inne und dachte nach. "Aber ihr dürft das wirklich nicht. Gut, ihr habt eigentlich keine Schuld daran, weil Liebe ... einfach über einen kommt und man sie nicht aufhalten kann, und weil eure Eltern euch verschwiegen haben, dass ihr Geschwister seid ... aber es könnte gefährlich werden. Eure Kinder ...
wenn ihr welche haben wollt ... sie können darunter leiden, nicht seelisch, sondern vor allem körperlich. Ich weiß, als Außenstehende habe ich kein Recht, mich darin einzumischen, aber ... du solltest dir überlegen, ob du das wirklich auf dich nehmen willst."
"Woher weißt du das alles? Wie kannst du so über die Liebe reden?"
Lilly lächelte schwach. "Oh, ich hatte selbst meine Liebesgeschichte."
"War sie genauso krass wie meine?"
"Nein. Eigentlich nicht. Weißt du, er war mein bester Freund und wir sind fast wie Geschwister aufgewachsen, weil sich unsere Eltern seit der Schule kannten. Wir haben vieles zusammen unternommen, waren unzertrennlich."
"Und was ist daran schlimm?"
Sie fing an zu erzählen. Ihre ganze Geschichte von Chriss. Von ganz vorne.


~Flashback~

"Hey, Chriss, hast du 'ne Gruselgeschichte auf Lager?", rief Nicky ihm zu.
Sie saßen am Lagerfeuer, auf Baumstämmen, im Schutze ihrer Zelte. Es war eine milde Nacht, der tiefschwarze Himmel voller Sterne.
"Klar." Chriss wollte gerade aufstehen, als Lilly ihn am Arm packte.
"Keine Gruselgeschichte. Bitte." Chriss konnte grausige Geschichten erzählen, wenn er wollte. Er war der beste Geschichtenerzähler, den sie kannte, und normalerweise mochte sie seine Geschichten auch, doch bei Gruselgeschichten war das was anderes. Immer kam bei ihm Mord und Totschlag vor und er erzählte alles ganz genau, jedes kleinste Detail.
"Komm schon, Lilly. Es ist nur eine Geschichte." Er küsste sie kurz, schnappte sich seine Taschenlampe und setzte sich neben Nicky dorthin, wo ihn alle sehen konnten. Wie immer machte er seine Taschenlampe an und legte sie sich unters Kinn, sodass sein Gesicht geisterhaft angeleuchtet wurde.
"Vor langer Zeit", fing er an, "lebte in dem Schloss dort" - er deutete auf den schwachen Umriss eines imposanten Schlosses am anderen Ufer - "ein mächtiger König. Er war reich, wie gesagt mächtig, hatte großen Einfluss auf die kleinen Bewohner in seinem Dorf und er war -"
"Fett.", fügte Nicky hinzu.
Chriss lachte. "Nein. Er war noch unverheiratet. Mit seinen fast schon vierzig Jahren und seinem Stand als König war das natürlich nicht gut, also hat er sich auf die Suche begeben. Was hieß, er ließ alle ledigen Frauen des Dorfes und umliegenden Grafschaften zu sich auf das Schloss kommen und sollte sich eine aussuchen. Allerdings war keine Frau unter ihnen, die er als ihm würdig erklärte. Also suchte er weiter und weiter, und dann tauchte plötzlich eine junge, geheimnisvolle Frau auf. Der König war begeistert von ihr und machte ihr einen Heiratsantrag. Doch sie lehnte ab."
"Wo ist da die Gruselgeschichte?", fragte Clarissa. "Hört sich eher an, wie ein Märchen."
"Lass mich doch erst erzählen.", motzte Chriss beleidigt. "Die Geschichte fängt gerade an!"
"Na gut."
"Okay. Sie lehnte also ab. In den nächsten sechs Monaten machte er ihr Tag für Tag einen Antrag und bekam Tag für Tag eine Abfuhr. Gerade hatte er es aufgegeben, sie als Frau zu bekommen, als sie plötzlich zusagte. Am nächsten Tag fand die Hochzeit statt. Jeder im Dorfe war eingeladen, und jeder freute sich, hatten sie doch endlich eine schöne Königin. Aber ... sie war nicht nur schön, sie war gerissen und gefährlich. Sie ging ihren eigenen Plan nach. Sie wollte Reichtum.
Sie lebten glücklich und zufrieden, hatten ein noch besseres Leben im Bett und bekamen ein Jahr nach der Hochzeit ihr erstes Kind. Seinen Thronfolger. Die nächsten Jahre waren Friede-Freude-Eierkuchen, ihr Sprössling wuchs wohlbehütet und abgöttisch geliebt in einer tollen Umgebung auf. Alles war perfekt. Für ihn. Denn seine Frau wollte bald ihren Plan zu Ende bringen. Sie wollte ihren Gatten in den Ruin treiben und sich sein ganzes Vermögen unter die Nägel reißen. Zusammen mit ihrem Geliebten. Sie hatte seit Jahren einen Geliebten, konnte ihn aber nicht ehelichen, weil es ihre Gesellschaft nicht erlaubte. Also betrog sie ihren Gatten und wollte ihn ausnehmen.
Das ging aber schief, denn eines Tages erwischte er sie mit ihrem Geliebten bei eindeutigen Sachen. Also heckte er ebenfalls einen Plan aus. Er wollte sie umbringen."
Lilly zuckte zusammen. Sie hatte es gewusst. Schon wieder Mord und Totschlag.
"Er redete nicht mehr mit ihr, warf sie aus ihrem Schlafzimmer raus und degradierte sie zu seinem Hausmädchen. Nach einer Woche war es soweit. Er würde sie umbringen. Entweder würde er sie gnadenlos aufschlitzen, sie beim lebendigen Leibe ins Feuer werfen, sie den Aasgeiern vorwerfen, sie hängen lassen ... Sorry, Lilly. Also, er würde sie umbringen. In der Nacht schlich er sich in ihr Zimmer, und stach so lange mit seinem Schwert auf sie ein, bis kein Blut mehr aus ihr herausspritzte. Das war seine Rache dafür, dass sie ihn betrogen hatte, obwohl er ihr solch ein schönes Heim geschenkt hatte, ihr jeden Wunsch erfüllt hatte, wie materiell als auch im Bett." Er räusperte sich. "Ihr Geliebter wollte sie am nächsten Tag besuchen kommen, fand dann aber nur die grauenhaft zugerichtete Leiche. Er wusste sofort, wer sie umgebracht hatte. Er zog sein Schwert, raste in den Speisesaal (es war Essenszeit) und kämpfte mit ihm. Der Kampf dauerte Tage, aber der König war unerfahren, weil er immer nur seine Soldaten kämpfen ließ, deshalb schaffte es der ... Geliebte, ihm - in Gegenwart des Sohnes - den Kopf abzuschlagen. Später wurde er selbst gehängt. Hatte ganze fünf Minuten am Strick gehangen und war dann eines grausamen Todes gestorben. Jedenfalls, noch heute sollen die beiden Geister, der des Königs und der des
Geliebten, durch diese Gegend streifen, unschuldige Leute umbringen und gegeneinander kämpfen. Das ist das schreiende Geräusch, was wir nachts immer hören.
Lilly.", sagte Chriss plötzlich mit weit aufgerissenen Augen. "Hinter dir!"
Sie fuhr herum und erstarrte. An dem Baum stand ein verwestes Skelett, an dem noch einige verwitterte Lumpen hingen, mit leeren Augenhöhlen ...

~Flashback Ende~



Leon lachte, als sie ihm erzählte, wie sie Angst bekommen und in den Wald gerannt war.
"Du bist echt weggerannt?", fragte er und schnappte nach Luft.
Sie verteidigte sich: "Hey, ich war erst dreizehn und hatte Angst!"
Trotzdem lachte Leon weiter. "Das hätte ich gerne gesehen! Und was hat dein Freund gemacht?"
Sie lächelte wieder, in Erinnerung an Chriss. "Er hat einen Suchtrupp zusammengestellt und ist mich suchen gegangen."
"Wer hat dich gefunden?"
"Er. Ich war nur ein bisschen in den Wald gerannt, weil er so dunkel war und ... naja."
Sie erzählte ihm, wie Chriss sich besorgt vor sie gehockt hatte und gefragt hatte, ob alles in Ordnung sei. Und wie er sie in den Arm genommen und getröstet hatte, als sie angefangen hatte zu weinen.

Unbewegt stand Chriss an der Tür zum Zimmer 352 und hörte zu, wie Lilly diesem Jungen von ihm erzählte. Er erinnerte sich selbst daran, wie panisch sie immer auf Gruselgeschichten reagiert hatte und es huschte ein kleines Lächeln über sein Gesicht. Als Lilly an die Stelle kam, wie er den Suchtrupp organisiert hatte, um sie zu suchen und sie dann gefunden hatte, verschwand das Lächeln wieder. Er fühlte immer noch, wie er damals gefühlt hatte. Als sie angefangen hatte zu weinen, hatte er sich gefühlt wie ein herzloser Mensch, der einen unschuldigen kleinen Welpen gnadenlos trat und dann noch auf ihm herumtrampelte. Denn der Gag mit dem Skelett hinter ihr ... ja, genau das war es gewesen. Ein Gag. Ein Spaß. Es war der Gruppenleiter gewesen, der sich verkleidet hatte. Chriss hatte ihn selbst
gefragt, ob er Interesse daran hätte, Lilly zu ärgern. Er hätte wissen müssen, dass sie so reagierte ...

"Er hat sich von dir getrennt, um mit der Kuh zusammenzusein, die dir das eingerockt hat?" Leon kam nicht mehr aus dem Staunen heraus.
"Ja. Ich weiß auch nicht, warum. Er kam an, sagte, er hätte keine Lust mehr, er könne es nicht mehr ertragen, mit mir zusammen zu sein und hat mir dann gesagt, dass er mit Cora zusammen sein will."
"Mein Gott, was für ein Idiot."
Sie blickte auf ihre Füße. "Als ich damals abgehauen bin ... ich habe ihm sogar Zeit gelassen, mich zu finden. Ich wusste, wenn er mich finden wollte, dann konnte er es und tat es. Ich habe drei Stunden lang an dem Steg gesessen und habe auf ihn gewartet."


~Flashback~

Schniefend saß Lilly auf dem Steg, starrte ins Wasser. Sie würde auf ihn warten. Ein paar Minuten, vielleicht eine Stunde ...
Sie griff in den Koffer neben ihr und holte einen Packen Taschentücher raus. Ja, sie würde weglaufen, wenn Chriss nicht kommen sollte. Es war alles schon geklärt. Sie würde bei ihrem Vater wohnen, ihre Vergangenheit vergessen und ein neues Leben aufbauen.
'Warum hat er das getan?', fragte sie sich. 'Warum hat er mich in der schwersten Zeit meines Lebens alleine gelassen? Warum musste er gerade wegen Cora mit mir Schluss machen? Es könnte jede sein, selbst Clarissa, aber warum gerade Cora?'
Eine Minute verging, dann eine Stunde, aber Chriss tauchte nicht auf. Er rief nicht an, meldete sich nicht bei ihr. Sie wusste, dass sie eigentlich selbst Schuld daran war, denn schließlich war sie es gewesen, die aufgehört hatte, mit Chriss zu reden. Aber ... wenn sie schon nicht mehr zusammen waren, hätten sie dann nicht wenigstens noch Freunde sein können?
Nein, die Liebe war zu stark, es gab zu viele Gefühle zwischen ihnen, die nicht einfach auszulöschen waren.
Warum tat er ihr das aber an? Wusste er nicht, wie sehr er sie damit verletzte? Das es sogar mehr wehtat, als ein Schlag ins Gesicht? Wusste er denn nicht, dass sie ihn zu sehr liebte, um sauer auf ihn zu sein? Sie war doch nicht sauer. Sie war verzweifelt.
Sie hatte nie an Herzschmerz, an Liebeskummer geglaubt, sie hatte so etwas nie durchmachen müssen, weil Chriss sie nie alleine gelassen hatte, weil er immer für sie da gewesen war. Bis jetzt. Jetzt wusste sie genau, wie sehr jemand einem das Herz brechen konnte, wie sehr es schmerzen konnte ...
'Noch ein paar Minuten', sagte sie sich, als zwei Stunden verstrichen waren. Chriss würde schon noch kommen ...
Sie sah auf das sich sanft kräuselnde Wasser und die Erinnerungen schlugen auf sie ein.
Chriss, als er in das Zimmer gestürmt kam, in das Julian sie entführt hatte.
Chriss, wie er auf Julian einprügelte, ihn immer wieder anbrüllte, dass er kein Recht hatte, sie anzufassen.
Chriss, wie er in den darauf folgenden Tagen immer bei ihr vorbei kam, sie tröstete oder aufheiterte.
Chriss, wie er sich plötzlich verändert, sich zurückgezogen hatte.
Chriss, wie er ihr mitten ins Gesicht log, behauptete, es wäre nichts, er hätte keine Zeit, er hätte noch etwas vor.
Chriss, als er vor ihr stand und sagte, er wolle sich von ihr trennen, weil er jetzt mit Cora zusammen war.
Sie brach in Tränen aus, wünschte sich, sie hätte nie eingewilligt, sich mit Cora zu treffen oder sich von ihm zu trennen. Wünschte sich, sie hätte um ihn gekämpft, solange, bis er wieder ihr gehörte, bis er wieder ihr bester Freund, ihr Chriss war. Bis sie wieder glücklich mit ihm war ...
Als die dritte Stunde um war, stand Lilly auf. Er würde nicht kommen. Nicht mehr. Wahrscheinlich war er jetzt bei Cora, vieleicht unterhielten sie sich voller Verachtung über sie ...
Mit schmerzender Seele und schwerem Herzen zog sie ihren Trolley hinter sich her und verschwand.
Hätte sie wirklich an die Liebe geglaubt und hätte sie Chriss vertraut, dann hätte sie noch länger gewartet. Und sie hätte Chriss gesehen, der in dem Moment, in dem sie ging, auf der Wiese auftauchte und sich deprimiert und verzweifelt an den Steg setzte ...

~Flashback Ende~



"Du wartest drei Stunden auf jemanden, der dich sitzengelassen hat?" Er konnte es nicht fassen.
Lilly zuckte mit den Schultern. "Ich war vierzehn und naiv."
"Eine Frage." Er räusperte sich. "Warum hast du mir das alles erzählt? Ich meine ... ich habe nichts dagegen, aber ... wir haben uns gerade erst kennen gelernt."
"Ich habe jemanden gebraucht, der mir zuhört.", erwiderte Lilly mit einem traurigen Lächeln. "Jemanden, der ihn nicht kennt und der mich nicht kennt. Der keine ... Vorurteile hat oder voreilige Schlüsse zieht. Verstehst du? Außerdem hatte ich das Gefühl, du brauchst selbst einmal Alenkung, da habe ich dich zugequatscht."
Leon nickte. "Gut. Wenn du willst, kannst du ja mal wieder kommen. So wie's aussieht, bin ich noch 'ne Weile ans Bett gefesselt."
"Ja, drei Tage und dann brauchst du noch mindestens zwei Wochen Ruhe." Sie stand auf. "Ich hoffe, es geht dir jetzt besser. Weißt du, du musst dir nicht gleich das Leben nehmen wollen. Du bist nicht der Einzige, der solch einen Kummer in sich trägt. Ich habe so etwas auch schon durchgemacht. Es ist nicht schön ... du kannst dich ja bei mir melden, wenn du reden willst."
Du kannst dich ja melden ... Das selbe hatte sie gestern erst zu Chriss gesagt, als sie ihn noch nicht erkannt hatte. War sie wirklich so naiv und bot jedem ihre Hilfe an? War deswegen ihre Beziehung mit Ryan so aus den Fugen geraten? War ihr deswegen all das widerfahren?
"Hey, Lilly!", rief Nicole, von allen Nicc genannt und ihre engste Freundin hier, ihr zu, als sie die Tür zu Leons Zimmer schloss und sich müde durch die Haare fuhr. Warum hatte sie auch die ganze Vergangenheit wieder herausbuddeln müssen, jetzt, wo es ihr gelungen war, ihr Leben halbwegs in Ordnung zu bringen? Ach ja, Chriss war wieder da. Oder besser gesagt: Sie hatten sich wiedergetroffen. Und ihre Gefühle für ihn hatten sich nicht geändert.
"Ja?" Sie trat an die Rezeption, an der Nicc heute arbeitete.
"Irgendso ein Typ war gerade für dich da. Er wollte dich unbedingt sprechen. Als ich ihm gesagt habe, wo du bist, stand er erst wie versteinert an der Tür zu Zimmer 352 und dann kam er wieder her und wollte dir bloß eine Nachricht hinterlassen. Hier." Nicc reichte ihr einen Zettel.

Ich habe Hannah erzählt, dass wir uns getroffen haben, und jetzt will sie dich unbedingt wiedersehen.
Ruf sie bei der Arbeit an, sie ist dort immer zu erreichen.
073/3852764
Chriss


Also war Chriss hier gewesen? Er hatte an der Tür zu Leons Zimmer gestanden?
"Oh mein Gott!" Lilly schlug sich die Hand vor den Mund.
"Was ist?" Nicc musterte ihre Freundin neugierig.
Er hatte alles mitgehört! "Nein, nein, nein!" Verzweifelt schlug sie sich immer wieder die Hand gegen die Stirn.
"Kennst du den Typen? Er sah richtig schnuckelig aus. Wie alt ist er?"
"Er ist ein alter Schulfreund." Und er hatte alles mitgehört! "Ich kenne ihn von früher. Er ist 25."
"Oh." Nicc nickte zufrieden. "Das passt. Ich bin gerade 24."
"Ja, ich weiß."
Nicc sah sie an. "Wirst du ihn anrufen?"
"Ich weiß es nicht."
Es war die Wahrheit. Sie wusste nicht, ob es gut oder schlecht war, dass sie Chriss wiedergetroffen hatte. Und genausowenig wusste sie, ob sie froh sein sollte, ihn wiedergetroffen zu haben, oder ob sie Angst davor haben sollte, was ihre Zukunft für Auswirkungen auf sie - oder auf Ryan - haben könnte.
Nur eines wusste sie sicher: Sie wollte Hannah auch unbedingt wiedersehen ...


eigentlich sollte ich ja um diese uhrzeit im flugzeug nach korea sitzen, aber dann gab's probleme mit den sitzen (ich fliege nur standby weil mein vater bei lufthansa arbeitet) und ich konnte nicht mitfliegen -.- den ganzen tag verschwendet, nur um wie eine irre durch den ganzen flughafen zu rasen Rolleyes
naja, hoffentlich klappt's nächste woche ...
bis dann, silbernerschatz
#38

Hey! ich bin wieder da! Mal wieder ein toller teil. Und soo schön lang, genau wie ichs gern hab. Nur bei dem einen flashback hat sich diese gruselgeschichte ein bisschen lang gezogen, das ware ein bisschen lang, schwierig und auch ein wenig langweilig... Aber nichts schlimmes! Der Teil war auf jeden fall super!


#39

Hey silbernerschatz! Wann gehts denn hier weiter?


#40

hy, [Gilmore Girl]!
wanns weiter geht, weiss ich nicht.
bin zurzeit im urlaub und seeehr seeeehr unproduktiv. mein kopf ist total leer gepustet. ich hab schon ein paar kleine zeilchen geschrieben, aber sie entsprechen nicht meinen erwartungen ... naja. ich will euch ja auch nicht noch fuenf wochen warten lassen, solange, wie ich noch hier bin, deswegen werde ich mein bestes tun und weiterschreiben. vielleicht schaff ichs ja bis in ... ner woche :o oder so.
oh hey, wenn du willst, kannst du mir ja mal ne pn schicken, wenn du ne idee hast, wie es weitergeht ^^
bis dann, silbernerschatz


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