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~ Äther ~ [R-16]

Also ich bin wirklich wirklich begeistert. Der Anfang ist echt...naja....."schön". Wink Du verstehst mich schon. :biggrin:
Ich find das echt alles sehr sehr cool, das Ende mit Emily und Lorelai, der Flahback, sehr gut geschrieben, irgendwie süß die beiden. Das ist echt schön das mal so zu sehen.

Also ich bin wirklich sehr gespannt wie es weiter geht!!!
Mach schnell weiter,
Hugs

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~Emily&Lorelai~All in the Family| Jünger des Emilynismus| It's me![/SIZE]

Danke, DankeSmile

Riskalein!!!

Zuerst einmal ein dickes, fettes Lob von meiner Seite!!! Ich hatte einiges zum Nachlesen, als ich wieder hier war, finde ich super, ich hoffe, dass dein Schreibfluss so weitergeht... Wenn nicht, musst du dir eine Muse zulegen, ich habe gehört, die sollen um diese Jahreszeit besonders einfach zu fangen sein...

Gut, ich habe leider im Moment nicht die Zeit, alles, was ich nachgelesen habe, zu kommentieren, aber ich beginne jetzt einfach einmal mit diesem liebreizenden Familientreffen. Es ist doch immer wieder erfreulich, wenn einen die eigene Familie beschimpft und fertig macht... Emilys Zusammenbruch, die Besorgnis ihrer Mutter, der anschließende Dialog zwischen ihr und Richard - definitiv einer der Höhepunkte bisher ist. Die Sprache der Personen hast du toll gewählt, die Art, wie sie sich ausdrücken. Beide Standpunkte sind logisch, nachvollziehbar.

Rory auf der Suche nach der Vergangenheit ihrer Großmutter und der Streit mit Logan... bin ja mal gespannt, wie es mit Logan weiter geht.
Der Brief, den Rory und Lorelai finden, die Art, wie Emily schreibt, ich bin einfach nur begeistert...

Zitat:..geradeso als wolle das Kleine mir mitteilen, dass ihm seine Herberge nicht mehr zusagt. (Wage es nicht, ich weiß du fühlst dich versucht, aber lass den Gedanken wieder dorthin verschwinden, wo er seinen Ursprung nahm.)


äußerst amüsante Stelle... hast du super hinbekommen :biggrin:

Das Gespräch zwischen Lorelai und Emily... Der Rückblick... Hitverdächtig!!! (auch wenn ich mir das ganze aus platztechnischen Gründen ein wenig unbequem vorstelle Wink )

Mir ist durchaus bewusst, dass mein FB ein wenig durcheinander ist, hätte mir vielleicht doch schon während des Lesens Notizen machen sollen... nunja, ich bin jedenfalls seeeeehr gespannt, wie es weitergeht! Hoffe, du schreibst demnächst weiter (heute?).

:knuddel:
ein äußerst begeistertes Büs

Die Tür des Hotelzimmers öffnet sich sofort, ein kurzes Klopfen hat genügt, obwohl es noch früh am Morgen ist, die Sonne noch dabei ist, sich aus den dicken, grauen Nebelschwaden zu schälen.
„Guten Morgen“, begrüßt sie ihren Vater und er tritt einen Schritt zur Seite, eine stumme Aufforderung, das Zimmer zu betreten, der sie nachkommt.
Er schließt die Tür hinter sich, fährt sich über das unrasierte Gesicht, dunkle Schatten unter seinen Augen, die schwarze Fliege hängt vergessen im Kragen seines zerknitterten Hemdes. „Wie geht es ihr?“, erkundigt er sich besorgt. Es ist nur eine einfache Grippe, mahnt er sich dabei selbst, kein Grund sich übermäßig zu sorgen. Es ist nicht die Grippe weswegen du dir Sorgen machst, denkt er im selben Augenblick.
„Sie schläft“, antwortet Lorelai. „Aber ich denke, das Fieber hat nachgelassen“, fügt sie eilig hinzu, als ihre Worte ihn nicht zu beruhigen scheinen, erzielt damit mehr Erfolg, ein erleichtertes Seufzen seinerseits.
„Das ist gut“, er setzt sich auf den Rand des unberührten Hotelbettes, schüttelt den Kopf. „Ich hätte ihr diese Schnapsidee ausreden sollen.“
„Das hättest selbst du nicht geschafft“, sie sieht ihn an, beide können nicht umhin zu Lächeln und sie setzt sich neben ihn, starrt auf ihre Schuhspitzen.
„Man soll nichts schlechtes über die Verwandtschaft sagen“, setzt er an. „Aber Louise Johnson ist, sie ist –“, er bricht ab.
„Sieh es von der positiven Seite, Dad“, versucht sie ihn zu ermuntern. „Du hast die schwiegermütterliche Missgunst nur einen Tag lang ertragen müssen und das in vierzig Jahren Ehe. Das ist doch ein gerechter Deal, findest du nicht?“
„Vermutlich“, wieder schüttelt er den Kopf, schnalzt leise mit der Zunge. „Ich kann einfach nicht glauben, dass diese Frau, dass diese Familie, dass Emily tatsächlich dort groß geworden ist. Wie sie dort zu dem Mensch werden konnte, der sie ist.“
„Oh, ich kann mir das sehr gut vorstellen, Dad, glaub mir.“
„Du hättest sie sehen sollen, als sie in Rorys Alter war“, sagt er, klingt beinahe glücklich dabei. „Sie war einfach unglaublich, so schön und klug, die Art und Weise wie sie sich bewegt hat, wie sie gelächelt hat, einfach alles an ihr war – es war perfekt. Ich war so unglaublich verliebt in sie, ich konnte an nichts anderes als sie denken, es war verrückt. Ich war verrückt nach ihr. Und ohne prahlen zu wollen, sie war verrückt nach mir.“
„Ich schätze der Chevy kann das bezeugen“, entgegnet Lorelai trocken und er sieht sie überrascht an.
„Ich kann nicht glauben, dass sie dir davon erzählt hat“, ein Lächeln.
„Keine Angst, sie hat die Details ausgelassen. Zum Glück hat sie sie ausgelassen“, sie macht eine kleine Pause, die leichte Beschwingtheit weicht etwas anderem, Unverständnis, gepaart mit Wut, Angst und einer bleischweren Müdigkeit. Und plötzlich, so plötzlich, wie es damals verschwunden war, ist es wieder da. Weiße, feuchte Seide auf ihrer Wange, Feuchtigkeit, die in dem engen Raum verdampfte, während sie ihren Kopf an die Schulter ihrer Mutter presste. Leise in den weißen Stoff weinte, ihre Tränen und der Regen sich vermengten. Leise weinte, weil sie ihre Mutter nicht noch trauriger machen wollte. Weil sie überhaupt nicht verstand, weswegen sie traurig war, überhaupt nicht verstand, was vor sich ging. Nicht einmal gewusst hatte, dass Erwachsene weinen können. Das ihre Mutter es konnte. Und sie wollte nicht, dass sie es tat, sie wollte nicht, dass ihre Mutter weinte, dass sie traurig war.
„Wo warst du?“, fragt sie, eine Flut der Erinnerungen, Fäuste und Tränen. Sie hat vergessen, vergessen, was war. Vergessen, wie ihre Mutter auf den fremden Mann einschlug, der eigentlich kein Fremder, sondern ihr Vater war. Auf ihren alten Vater einschlug, während sie auf dem Arm ihres neuen Vaters saß, irgendwann die Augen fest zusammenpresste, um nicht zu sehen, hoffte das es aufhören würde, wenn sie es sich nur fest genug wünschte. Sie hatte es nicht verstanden. Tut es jetzt nicht. „Wo warst du, Daddy?“, wiederholt sie ihre Frage und Richard schüttelt sanft den Kopf. „Sie hat geweint“, fügt sie leise hinzu, spürt im selben Moment einen einzelnen Tropfen Wassers, der sich seinen Weg ihre Wange hinabbahnt. „Und danach hat sie nie wieder damit aufgehört.“ Es sind die Worte eines Kindes, sie weiß es selbst. Versteht und versteht nicht. Denn obwohl jetzt alles ein klares Bild ergibt, so versteht sie dennoch nicht, kann es nicht verstehen, weswegen danach alles anders war. Weswegen sich die Versprechungen ihrer Mutter nicht erfüllt haben. Weswegen es da nie die Familie gab, die Emily ihr versprochen hatte. Vielleicht waren sie verwandt, aber eine Familie, nein. Jede einzelne Bindung entstand, bestand, aber eine Familie, niemals. Man hat sie einfach vergessen. Man hat das Versprechen vergessen, dass man ihr gegeben hat. Ihre Mutter hatte es vergessen. Hatte sie das?
Wir werden eine Familie sein, Engelchen, eine richtige Familie. Das hatte Emily ihr gesagt, hatte ihr es gesagt, nachdem sie Onkel William geküsst hatte. (Onkel William? Lorelai erschrickt über dies familiäre Anrede, denn als Familie kann man den Geliebten der Mutter wohl kaum bezeichnen. Den Geliebten. Den beinahe Ehemann. Ein weißes Kleid und Regen, Fäuste und Tränen. Was ist wahr, was Einbildung?) Sie starrt auf den Fußboden, weiß nicht, wie lange sie es schon tut, jede einzelne Faser darauf erscheint ihr mittlerweile vertraut. Wartet noch immer auf eine Antwort ihres Vaters. Doch dieser schweigt, starrt ebenfalls an irgendeinen Punkt des Raumes ohne zu wissen, was er sagen soll. „Dad!?“, ruft sie mit plötzlicher Heftigkeit laut aus und er zuckt zusammen.„Wie konntest du sie alleine lassen? Wie konntest du sie alleine lassen, wo du doch verliebt ins sie warst?“
„Ich musste es tun“, erwidert er und sie schnaubt. „Mein Vater war in der Armee“, sucht er so gelassen wie möglich zu erklären. „Mein Großvater war es, mein Urgroßvater. Jeder männliche Gilmore hat gedient, Lorelai. Hätte ich diese Tradition brechen sollen, weil ich lieber mit einem Mädchen zusammen sein wollte?“
„Das Mädchen war schwanger, Dad. Es war schwanger und allein.“ Für einen Augenblick stockt ihr der Atem, sie fragt sich von wem sie da eigentlich spricht, von sich, von ihrer Mutter. Ist es nicht egal? Das ist es nicht. Denn sie hatte niemanden, weil da niemand war. Du, du hattest niemanden, weil du da niemanden haben wolltest.
„Meine Mutter hat sich um sie gekümmert, Trix hat gut für sie, für euch gesorgt“, sagt er knapp.
„Sie war eine Fremde für sie.“
„Anfangs vielleicht, aber sie haben sich aneinander gewöhnt“, verteidigt er seine Mutter aus alter Manier, doch dieses Mal reagiert Lorelai nicht nur mit einem belustigten Augenverdrehen und Seufzen, wie sie es unter normalen Umständen getan hätte.
„Sie haben sich nie aneinander gewöhnt, Dad. Gran war furchtbar zu Mom. Und das solange sie gelebt hat“, plötzlich taucht doch etwas Belustigung in ihren Augen, ihrem Ton auf. „Kein Wunder, ich meine Mom, sie war vermutlich nicht gerade das, was man sich unter der idealen Schwiegertochter vorstellt. Unehelich schwanger von ihrem einzigen Sohn – ein Sohn dessen erste Verlobung sie hat platzen lassen. Ein Wunder dass kein S auf ihrer Stirn prangt. Meine Mutter, Hester Prynne in der modernen Fassung. Halleluja, auf den Scheiterhaufen mit ihr.“
„Du übertreibst maßlos.“
„Tue ich das?“, ein kurzer Blickkontakt, gerunzelte Stirnen. „Weißt du Dad, ich begreife einfach nicht wie ich das alles vergessen konnte“, wispert sie.
„Weil wir dich nicht daran erinnert haben. Wir waren froh, dass du es vergessen hast, weil wir uns nicht daran erinnern wollten. Emily und ich, wir haben dieses Kapitel unseres Lebens abgeschlossen, es war vorbei, wir haben nicht mehr darüber gesprochen, sondern stattdessen versucht neu anzufangen. Und du, du bist in diesem Neuanfang untergegangen, wir waren zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt“, er räuspert sich. „Deine Mutter war zu sehr damit beschäftigt mir zu helfen, Lorelai. Ich habe ihr von Dingen erzählt, furchtbaren Dingen, die kein Mensch jemals sehen oder erleben sollte. Und wenn er es dennoch tut, dann sollte er mit niemandem darüber sprechen. Schon gar nicht mit seiner Frau. Ich hätte ihr das niemals antun dürfen. Niemals hätte ich ihre Geduld so ausnutzen dürfen. Es hat ihr mehr geschadet, als mir geholfen. Ich glaube damals hat sie endgültig mit dem Träumen aufgehört. Sie hat es einfach abgestellt und wurde zu dieser furchtbar erwachsenen Frau, so unglaublich ernst. So ist sie eigentlich nicht, so war sie nicht als ich sie kennen lernte, auch wenn sie schon immer diese Distanz ausgestrahlt hat“, er schluckt, lächelt leise in sich hinein. „Weißt du, als ich sie das erste Mal sah, da fand ich deine Mutter anziehend, sehr anziehend sogar. Aber ich hielt sie auch für furchtbar arrogant und kühl. Bis ich sie irgendwann richtig angesehen habe und da war etwas, da war jemand, den ich kennen lernen wollte. Und das habe ich auch geschafft, als sie mir erst vertraut hat, da habe ich eine Frau kennen gelernt, in die mich heillos verliebt habe, verlieben musste. Und ich hatte das Glück, dass sie sich in mich verliebt hat.…“, er kommt ein wenig ins Stocken, fasst sich schnell wieder, will es hinter sich bringen, falls das überhaupt geht. „Ich wünschte ich könnte etwas anderes von mir sagen, aber ich habe Emily Stück für Stück umgebracht. Ich habe ihr all das wieder weggenommen was ich ihr gegeben hatte, alles Schöne, ich habe es kaputt gemacht. Alles was ich hoffe, was ich jetzt noch will, ist es wieder gut zu machen. Wir haben eine neue Chance bekommen, Lorelai. Wir haben es geschafft uns wieder ineinander zu verlieben. Ich will nicht, dass es wieder schief geht. Ich will einfach nur glücklich sein. Ich will, dass sie es ist.“
Lorelai sieht ihn an, hat es die ganze Zeit über getan, nimmt seine Hand und drückt sie, ein warmes Lächeln. Sie weiß nicht was sie sagen sollte oder könnte, ist froh darüber, dass sein Blick keine Antwort, keine Erwiderung einfordert. Gleichzeitig ist da noch so vieles, was sie fragen will. Doch sie tut es nicht, ahnt, dass jede weitere Frage zuviel wäre, für ihn, für sie. Sie weiß, was sie wissen muss. Hat es von ihrem Vater gehört, ebenso wie von ihrer Mutter. Aber das Wichtigste ist wohl, dass sie jetzt daran glaubt, sie glaubt, dass Emily tatsächlich ihr Bestes gegeben hat, tatsächlich versucht hat, ihr Versprechen zu erfüllen. Es versucht hat und daran gescheitert ist.

To be continued.

Hast du sehr gut geschrieben Riska, gefällt mir echt verdammt gut.
Ich finds toll das die beiden sich so offen unterhalten und das Richard ihr doch so einiges sagt, auch wenn er ja irgendwie doch nichts verrät...

Zwischendurch ist es mal etwas verwirrend, aber wirklich wirklich gut!!!
Aber ich hör jetzt wieder auf, bin heute nicht wirklich Feedback-fähig...tut mich sorry.
Hugs

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Ja, Verwirrung, well, der kann man vermutlich entgehen wenn man Diesen Teil noch Mal nachliestWink

Ansonsten: Dankööööö!

Super Teil, Riskalein!!! :knuddel:

Das Gespräch zwischen Richard und Lorelai ist sehr toll geschrieben, sehr bewegend. Es war gut auch mal Richards Standpunkt zu hören, seine Gedankengänge waren für mich bisher noch ein wenig unklar (nunja, Mann... keine besondere Überraschung Wink ).
Ich bin sehr gespannt, wie Lorelai jetzt mit der ganzen Situation umgeht...

Nur mal so nebenbei: Seit ich in dem liebreizenden Ort Bishop, California war, weiß ich, warum man wohl wirklich zur Army muss, wenn es so üblich ist. Das dort war unglaublich, Republikaner ohne Ende, fast an jedem Haus ein "We support our troops" Banner usw. Ich denke mal, dass man dort der Army nur schwer entkommt, ist auch gleich in der Nähe ein riesiger Stützpunkt....


Freu mich schon auf den nächsten Teil!!! :dance: (freudigste Reaktion meinerseits am heutigen Tag, bilde dir was drauf ein Wink )
Büs

EmilyFan schrieb:Super Teil, Riskalein!!! :knuddel:

Das Gespräch zwischen Richard und Lorelai ist sehr toll geschrieben, sehr bewegend. Es war gut auch mal Richards Standpunkt zu hören, seine Gedankengänge waren für mich bisher noch ein wenig unklar (nunja, Mann... keine besondere Überraschung Wink ).
Ich bin sehr gespannt, wie Lorelai jetzt mit der ganzen Situation umgeht...

Nur mal so nebenbei: Seit ich in dem liebreizenden Ort Bishop, California war, weiß ich, warum man wohl wirklich zur Army muss, wenn es so üblich ist. Das dort war unglaublich, Republikaner ohne Ende, fast an jedem Haus ein "We support our troops" Banner usw. Ich denke mal, dass man dort der Army nur schwer entkommt, ist auch gleich in der Nähe ein riesiger Stützpunkt....


Freu mich schon auf den nächsten Teil!!! :dance: (freudigste Reaktion meinerseits am heutigen Tag, bilde dir was drauf ein Wink )
Büs

Danke fürs FeedbackSmile Danke fürs LobSmile Wenn ich heut noch den heißersehnten und versprochenen DBOB-Teil kriege, bin ich nicht nur glücklich, sondern eventuell auch gewillt noch was zu postenWink Außerdem wär ein büschen PIEWHHS auch angebracht:p

Und zu den Truppen (Erst Mal: Bishop, LOL): Im Stern ist zur Zeit ein Bericht über die Rekrutierungsverfahren der Army drin..... Hammers, sag ich da nur!

Rüs

Er weiß, dass er es besser lassen sollte, wenn er sich den Unmut seiner Schwiegermutter nicht noch weiter zuziehen will. Andererseits kann es ihm völlig egal sein, er legt keinen Wert auf ihre Meinung, weshalb sollte er auch? Also nutzt er die Gelegenheit, streicht in einigem Abstand zum illuminierten Garten um das Haus herum, wartet bis sich der Dienstboteneingang öffnet und einer der Caterer herauseilt. Es ist nur dem Alter der Tür zu verdanken, den schweren Angeln, dass er es noch rechtzeitig schafft seinen Schuh in sie zu schieben, bevor sie zufällt. Er schlüpft hinein und bahnt sich vorsichtig seinen Weg durch das Haus, ist froh, dass er trotz des vielen Gäste lediglich einigen der Dienstleuten begegnet, die ihm zwar fragende Blicke zuwerfen, aber keine Fragen stellen oder ihn gar aufhalten.
Als er endlich im zweiten Stock angekommen ist, die Tür ihres Zimmers hinter sich schließt, lässt das nervöse Rasen seines Pulses augenblicklich nach und er konzentriert sich auf seine Frau, geht zu ihrem Bett, setzt sich auf den Rand, kann nicht anders denn Lächeln. Er sieht sie gerne an, wenn sie schläft, hat es immer getan. Wenn sie wach ist, lässt sie es ohnehin nicht zu, dass er sie so unverhohlen ansieht, dabei könnte er es stundelang tun. Vorsichtig legt er eine Hand auf ihre Stirn, stellt fest, dass das Fieber tatsächlich nachgelassen hat, obwohl ihre Stirn noch immer von einem feinen Schweißfilm bedeckt wird. Und obwohl er bedacht in seiner Geste war, wacht sie auf.
„Richard“, murmelt sie verschlafen, ihre Stimme klingt heiser und matt. „Was machst du denn hier?“
„Ich wollte nach dir sehen, Em“, erwidert er und streicht über ihre Wange, sie belohnt ihn mit einem leisen Lächeln und greift nach seiner Hand, umschließt sie fest mit der ihren, bettet sie auf ihrem Bauch.
„Mutter wird es nicht gerne sehen“, sagt sie und er zuckt so unbeteiligt wie möglich mit den Schultern, forciert seiner Stimme einen Beschwingten Unterton auf.
„Und ich sehe es nicht gerne, dass du soviel redest, wenn du krank bist.“
„Hast du mit Lorelai gesprochen?“, erkundigt sie sich ohne auf seinen Einwand zu achten und er nickt bejahend. „Und?“, hakt sie nach, das einzelne Wort verliert sich in einem Hustenanfall, sie wendet Kopf und Körper zur Seite, spürt, wie er sich über sie beugt, ihr erneut über die Wange streicht, wartet bis es vorbei ist. Anschließend hilft er ihr sich aufzurichten, reicht ihr das Glas Wasser vom Nachttisch und sie leert es begierig, genießt das Gefühl der kalten Flüssigkeit in ihrem rauen, trockenen Hals. Er nimmt ihr das Glas wieder ab und sie schlingt beinahe schutzsuchend ihre Arme um ihn, legt ihren Kopf an seine Schulter. „Ist sie sehr wütend?“, flüstert sie in sein Hemd, atmet dabei seinen Geruch tief ein, fühlt sich durch seine Präsenz seltsam getröstet.
„Ich denke nicht“, antwortet er ehrlich, spürt im selben Moment wie der Körper seiner Frau sich entspannt, hört sie erleichtert ausatmen. Auch er ist, ist erleichtert darüber, das Lorelai zu verstehen scheint, auch wenn sie ihn um Zeit gebeten, Zeit es zu begreifen. „Du hast mir nie erzählt, dass du mit Lorelai darüber gesprochen hast“, setzt er nach einigen Momenten des Schweigens an und obwohl er sich so vage ausdrückt, weiß sie instinktiv wovon er spricht.
„Ich hielt es für richtig, sie um Erlaubnis zu fragen. Ich wollte, dass sie damit einverstanden ist.“
„Es tut mir leid“, sagt er. „Aber du weißt, dass ich meine Gründe hatte. Gute Gründe.“
„Für dich waren sie das vielleicht“, sie schluckt, ein Kratzen, ein Kloß im Hals. Für ihn waren sie es gewesen, gut und überzeugend, die Gründe kein weiteres Kind mehr zu bekommen. Und als sie endlich begriffen hatte, also sie endlich begriff, wovor er sich so fürchtete, da war es zu spät gewesen. Als sie begriff, war ihre Ehe beinahe am Ende und ihre Sechzehnjährige Tochter schwanger. Es war endgültig zu spät gewesen, ihre letzte Hoffnung vielleicht doch noch einmal ein Kind in ihren Armen zu halten, war gestorben. Die Hoffnung darauf, endlich wenigstens diesen einen Wunsch erfüllt zu bekommen. Es war der einzige Traum gewesen, den sie sich hin und wieder noch gestattet hatte und er hatte sich nie erfüllt.
Er streicht ihr wortlos durchs Haar, drückt sie sanft zurück in die Matratze. Legt sich schließlich neben sie, als sie keinerlei Anstalten macht ihren Griff zu lösen. Sie bettet ihren Kopf an seiner Brust und schließt die Augen, schwört sich es nur kurz zu tun, diese Intimität nur kurz zu genießen ehe sie Richard wieder wegschickt. Doch bevor sie diesen Gedanken noch richtig zu Ende gedacht hat, ist sie eingeschlafen.

***

Zufrieden patrouilliert Louise Johnson durch die Gänge ihres Hauses. Es ist spät, die letzten Gäste haben erst um kurz nach Zwei die Villa verlassen, es war beinahe halb Drei als endlich alle Verwandten zu Bett gegangen waren. Ein weiterer Beweis dafür, dass der Abend ein voller Erfolg war, wieder einmal hat sie es geschafft sich selbst zu übertrumpfen, die Feierlichkeiten anlässlich des 85. Geburtstages ihres Ehemannes waren mehr als gelungen und würden sicherlich noch lange in den Köpfen der Gäste haften bleiben.
Als sie das gelbe Zimmer passiert, wird ihr Schritt unwillkürlich langsamer, wird langsamer bis sie schließlich stehen bleibt, sich umdreht und zurück geht, sich mit einem flüchtigen Blick vergewissern will, dass ihre Tochter wohlauf ist.
So sehr sie den Lebensstil Emilys missbilligt, sie wird immer ihre Tochter bleiben, sie hat niemals die Hoffnung aufgegeben, dass sie eines Tages doch noch Vernunft annehmen würde, das Richtige tun würde. Und als sie von der Scheidung erfuhr, hatte Louise innerlich jubiliert. Ein Trugschluss, wie sich schnell herausstellte. Richard Gilmore hat es geschafft, Emily erneut in seine Fänge zu ziehen, wieder einmal jeden ihrer Pläne für ihre mittlere Tochter zu vereiteln.
Niemals würde sie den Tag vergessen, an dem sie von der Schwangerschaft Emilys erfahren hatte. Der Tag an dem sie erfahren musste, dass ihre Tochter sich der Sünde hingegeben hatte. Es ihrer Überzeugung nach nur getan hatte, weil Richard Gilmore es ihr schön geredet hatte, es raffiniert geschafft hatte, das junges, unerfahrenes Mädchen um den Finger zu wickeln. Und Emily in ihrer Naivität hatte sich vermutlich nur zu gerne um den Fingern wickeln lassen, war sie doch schon immer verträumt gewesen (Louise Johnson ist die einzige, die ihrer Tochter diese Eigenschaft jemals zuschreiben würde, jemals zuschrieb.)
Niemals wird sie diese Briefe vergessen, all diese widerwärtigen, abscheulichen Anspielungen die der junge Gilmore darin gemacht hatte. Das Entsetzen, wenn ihre Tochter diese Obszönitäten hin und wieder, wenn auch sehr vage, erwiderte. Es stößt ihr heute noch bitter auf, Bitterkeit und Galle, wenn sie daran denkt, dass alles schief gelaufen ist. Es schief gelaufen ist, weil dieses dumme Dienstmädchen sich nicht an die schlichten Anweisungen gehalten hatte und so nicht nur das Leben ihrer Tochter gefährdet, sondern auch das dieses Bastards bewahrt hatte.
Sie erstarrt in ihrer letzten Bewegung, ein Moment des Schocks, blankes Entsetzen als sie sieht, wie ihre Tochter im Bett liegt, die Arme um Richard Gilmore geschlungen, ihn gotteslästernd küsst. (So sieht zumindest sie es, denn jeder andere, geübtere Betrachter würde diesen Kuss erkennen, als das was er ist: Ein simpler Abschiedskuss, sich sanft umspielende Lippen, die suchen den Abschied hinauszuzögern, dabei dennoch kläglich scheitern müssen. Deren Bemühungen in diesem Fall ohnehin jäh durch einen Aufschrei Louise Johnsons unterbrochen werden.) Sie lösen sich hastig voneinander, Emily schrickt auf, richtig sich auf, ebenso, wie Richard es tut. Ihre Arme schlingen sich um seinen rechten Arm, tun es fest, während sie sich gegen ihn presst, es dieses Mal wirklich schutzsuchend tut.
Einige Sekunden verstreichen, Sekunden in denen Louise Johnson atemlos und aufgebracht versucht Worte zu finden, gleichzeitig versucht ihre Fassung zurückzugewinnen. „Verlassen sie augenblicklich mein Haus“, fährt sie Richard letztendlich ungehalten an. „Oder ich sehe mich gezwungen die Polizei zu rufen.“
„Ich war ohnehin gerade dabei zu gehen“, entgegnet er höflich, spürt wie Emilys Griff sich verfestigt.
„Du weißt, dass wir verheiratet sind, Mutter“, erklärt sie. „Hope hat mir gesagt, dass du es weißt. Es besteht also keinerlei Veranlassung dazu, diese Farce auch nur eine Sekunde länger zu betreiben. Richard ist mein Ehemann und hat von daher das Recht, das Bett mit mir zu teilen“, die letzten Worte spricht sie mit einer unglaublichen Trotzigkeit aus, die ihre Wirkung nicht verfehlt.
„Ein Recht, dass er sich auch ohne den dafür notwendigen Segen geholt hat“, erwidert Louise Johnson spitz, will Richard erneut dazu auffordern zu gehen, doch Emily kommt ihr zuvor.
„Ein Recht, dass ich mir genommen habe“, noch immer liegt der Trotz in ihrer Stimme, schafft es die leiseren Untertöne aus Traurigkeit und Krankheit zu überschatten.
„Mach dich nicht lächerlich, Emily“, sie lacht, sie lacht tatsächlich, forciert so eine Welle der Wut bei Emily.
„Aber so ist es, Mutter. Du kannst das vielleicht nicht begreifen, aber ich liebe ihn. Ich liebe meinen Mann. Er liebt mich“, stößt sie hervor. „Und Lorelai, egal unter welchen Umständen sie gezeugt wurde, sie ist meine Tochter. Sie ist deine Enkelin.“
„Sie ist ein Bastard.“
„Das ist sie nicht“, sie schreit jetzt, ein klägliches Kratzen in der Stimme, schreit sie. „Sie ist deine Enkeltochter. Ebenso wie die Kinder von Martha oder Hope es sind. Sie ist deine Enkelin und du, du hättest sie beinahe umgebracht.“
„Emily“, mit leisem Entsetzen packt Richard sie am Ellenbogen. „Was redest du denn da?“
„Ich spreche von Oxytozin, Richard“, erwidert sie, lässt ihre Mutter dabei nicht aus den Augen. „Ich bin sicher diese Geschichte wird ihn brennend interessieren. Es gibt jede Menge Menschen, die sich brennend dafür interessieren würden,“ sie springt auf, verheddert sich dabei beinahe in den Laken, ignoriert Richard, der es ihr gleichtut, seine Hand auf ihre Schulter legt, ein „Emily, bitte“, murmelt.
„Kein Wort wirst du darüber verlieren, Emily Johnson!“, stößt Louise fassungslos hervor.
„Gilmore, Mutter. Gilmore, verdammt!“
„Ich erlaube es nicht, dass in diesem Haus geflucht wird, dass weißt du ganz genau!“
„Ich glaube Gott wird mir diese kleine Sünde gerade noch verzeihen, vor allem wenn man bedenkt mit welcher Erbsünde du mich belastet hast“, es fällt ihr erstaunlich leicht sie wieder zu sprechen, die Sprache ihrer Kindheit, die Sprache ihrer Mutter.
„Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst“, entgegnet sie kühl, hat keinerlei Absicht sich hier in ihrem Haus bloßstellen zu lassen. Sie für etwas beschuldigen zu lassen, dass sie zwar getan hat, es jedoch keineswegs als Schuld empfindet.
„Ich bin nicht ganz so dumm, wie du glaubst. Es hat eine Weile gedauert, aber irgendwann habe ich die Zusammenhänge dann doch verstanden“, sie blinzelt die Zornestränen in ihren Augen zur Seite. „Wusstest du, dass Richard deswegen keine Kinder mehr wollte? Er hatte Angst es könnte wieder passieren, er hatte Angst um mich, dieser dumme Kerl. Und als ich das endlich begriff, da war es schon zu spät. Denn als ich es begriff, da war meine Tochter schwanger und ich, ich konnte doch unmöglich“, ein leises Lachen, sie schüttelt den Kopf. „Als Großmutter.“
„Ich bin überrascht, dass du wenigstens einmal in deinem Leben so etwas wie Taktgefühl bewiesen hast, Emily.“
„Es geht hier nicht um Takt und Anstand. Es geht hier um Lorelai. Es geht darum, dass du willens warst, das Leben meiner Tochter für den Ruf der Familie aus Spiel zu setzen.“
„Ich habe nichts getan, was in anbetracht der Umstände nicht gerechtfertig gewesen wäre. Da du nicht willens warst auf Elliot zu hören, war es das einzige was zu tun übrig blieb, Emily. Und wenn du dich nur eine Minute deiner Erziehung besinnen würdest, dann wüsstest du, dass es richtig war!“
„Du bereust es wirklich nicht, oder?“, sagt sie fassungslos. „Es ist dir tatsächlich vollkommen egal. Sie ist dir vollkommen egal. Hast du sie dir überhaupt angesehen? Hast du dir Lorelai überhaupt angesehen?“
„Das habe ich“, lautet die knappe Antwort.
„Und?“, sie ist selbst überrascht von der Hoffnung, die sie in diese Frage packt, schüttelt Richard von sich, der sie sanft am Ellenbogen ergriffen hat, warnend ihren Namen murmelt. „Nein“, stößt sie hervor, streift seinen entsetzten Blick, sieht wieder Louise Johnson an. „Ich habe dich etwas gefragt, Mutter!“
„Ich habe nichts bemerkt, was von Belang oder Schönheit wäre.“
„Dann sag mir wenigstens, dass es dir dennoch Leid tut“, obwohl sie das ’Bitte’ nicht ausspricht, könnte selbst ein Tauber es nicht überhören. „Wenigstens das, Mutter.“
„Das tut es nicht. Denn wie ich bereits erwähnte, ich konnte nichts erkennen, dass eine Existenzberechtigung verdient.“
„Oh mein Gott“, sagt sie, haucht es eigentlich mehr, ihre Lippen formen die Worte, ihre Augen tun es. Sie geht einige Schritte rückwärts, prallt gegen die Ecke der Nachtkommode, wütender Schmerz, als die hölzerne Kante mit ihrem Hüftknochen aufeinander trifft, sie im selben Augenblick unverholen zu weinen beginnt. Es erst jetzt tut, obwohl der physische Schmerz gewiss nichts damit zu tun hat. Sie schlägt die Hand vor den Mund und stützt sich mit der anderen an der Kommode ab, während sie es ihren Knien gestattet nachzugeben, langsam das hölzerne Möbelstück entlang zu Boden sinkt.
Zu ihrer Überraschung ist es nicht Richard, der sich im selben Moment neben sie kniet. Lorelai tut es, hilft ihr ohne ein Wort zu sagen mit einer überraschend bestimmenden Geste auf. „Ich denke“, sagt sie, ein kaum merkliches Zittern in der Stimme, „Wir können den Ratschlag des Arztes ruhig für ein paar Minuten vergessen und Mom ins Hotel bringen.“

To be continued.

Wow ist alles was mir dazu einfällt Riska!! Echt sehr sehr gut.
Ich finde das Gespräch zwischen Louise und Emily sehr cool, Emily die endlich etwas gegen ihre Mutter sagt und dann Richard, der versucht sie festzuhalten. Sehr sehr schön!!

Ich find das Ende echt sehr heftig, ich denke mal das Lorelai mitbekommen hat was ihre Großmutter gesagt hat (so erkläre ich mir Emilys reaktion) und find dann ihre Reaktion toll, das sie ihrer Mutter so hilft und so.

Alles ganz ganz toll geschrieben!! Schnell so weiter!!!
Hugs

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