Im Nichts - PG-13
#11

Oh Mann,ich hab echt geheult!!!!!!Und ich kann einfach nicht aufhören... :heul: :heul: :heul: :heul: :heul: :heul: :heul: :heul:
Das ist einfach soooooo traurig!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! :heul: :heul: :heul:

:freu: :freu: Mera bharat mahaan hai.:freu: :freu:
#12

hab jetzt auch mal die beiden teile durchgelesen
ich finde sie wirklich total schoen, echt voll schoen allles
und voll traurig
*schwärm* Wub

[Bild: blumM.bmp]
Mitglied im:*}THE PERFECT GILMORE GIRLS CLUB{,
Sookie&Jackson-Club, ich bin ein glücklicher: Stars Hollow Bewohner, Java Junkie,
#13

Ich weiß nicht was ich sagen soll.
Das ist einfach unglaublich traurig*schnief*
Wie du Gefühle berschreiben kannst ist einfach unglaublich aber ich hoffe schwer, dass die story nicht nur traurig ist...
Hoffentlich dauert es nicht wieder so lange bis ein neuer Teil kommt(bzw übersetzt wird)

lg JamieA



#14

echt geil weiter so!!!! :hi:

[SIGPIC][/SIGPIC]
you don´t remember me, but i remember you
#15

So, hier Kapitel Nummer 3. Wieder schönen Dank für das Feedback. Oh, und °°°Mi°°°, das englische Original meiner fic findest du zum Beispiel bei fanfiction.net. Meine ID da ist waterlilies'n moonlight. Wenn du eine Autorensuche machst, solltest du mich (und die fic) finden können. Okay, das war jetzt genug Gerede, jetzt könnt ihr das lesen, was euch eigentlich interessiert Wink.


---~*~---

Im Nichts – Kapitel 3: Niemandes Schuld

Von der Sekunde an, in der sie jeden Ausdruck aus dem Gesicht ihres Großvaters weichen sieht, verschwimmt alles vor ihrem geistigen Auge.

Lediglich Satzbruchstücke wie „Nabelschnur“ und „um seinen Hals“ oder „versucht, ihn wiederzubeleben“ dringen irgendwie durch den Schleier aus Ungläubigkeit, der sie umgibt. Einzig das Brennen in ihren Augen erinnert sie daran, dass sie nicht träumt.

„Wann denn?“ fragt ihre Großmutter mit so dünner Stimme, dass sie sie erst nicht erkennt.

„Vor zwei Stunden.“ Luke sieht aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Und sie weiß, dass Stunden sich manchmal wirklich wie Tage anfühlen können.

Auf einmal geben ihre Beine unter ihr nach und weil sie sich sowieso hinsetzen wollte, läst sie sich einfach fallen und sitzt schließlich mitten im Gang. Auch die Großeltern setzen sich, allerdings auf zwei der Stühle. Ihre Gesichter sind so weiß wie die Wand, an die sie ihre Köpfe lehnen. Ihr Blick wandert hinüber zu den Tüten und Blumen auf dem Stuhl neben ihrem Großvater und irgendwie wird ihr schlecht.

Luke steht immer noch da wie eben und starrt geradeaus, die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass seine Fingerknöchel ihr weiß entgegen scheinen.

„Kann ich reingehen?“ So schrill hatte sie ihre Stimme gar nicht in Erinnerung.

„Sicher.“ Er klingt so anders als heute Morgen am Telefon, als er sagte, es würde nicht mehr lange dauern. Und auf eine gewisse Weise hatte er Recht. Dass ihr dieser Gedanke gekommen ist, erfüllt sie mit Ekel vor sich selbst.

Nachdem sie einen kurzen Moment Schwierigkeiten damit hat, neben dem inneren nicht auch noch das äußere Gleichgewicht zu verlieren, steht sie schließlich auf und geht zur Tür hinüber. Die Tür, die Luke eben so schnell hinter sich zugemacht hat.

Verglichen mit dem fensterlosen Flur ist das Zimmer so hell, dass sie erst gar nichts sehen kann. Aber dann gewöhnen sich ihre Augen an die Helligkeit. Und da liegt sei, ihre Mutter, Lorelai Gilmore, die Unzerstörbare, im Bett, das Gesicht von der Tür abgewandt. Dem sonnigen Tag, den sie wahrscheinlich durch das Fenster betrachtet, ist egal, was passiert ist.

Ihr Bauch sieht merkwürdig flach aus. Nichts im Zimmer gleicht das aus, was sich nicht länger unter der Bettdecke abzeichnet. Weder ein Kinderbett, noch ein Kind, das darin schlafen könnte. So hat sie sich das nie vorgestellt.

„Mom.“ Jetzt dreht Lorelai sich zu ihr.

Für eine Sekunde durchzuckt sie ein Schreck angesichts der Zerbrechlichkeit, die sich in Lorelais Züge geschlichen hat. Ihre Augen sind rot und verquollen, ihre Haut so hell, dass sie fast durchsichtig zu sein scheint. Und dann diese wirren dunklen Locken, die in wunderschönen Wellen über ihre Schultern fallen. Wo für Schönheit doch eigentlich jetzt kein Platz ist.

Beim Anblick ihrer Tochter setzt sich Lorelai ein klein wenig auf und versucht sich wieder einmal an einer Art Lächeln. Und wieder einmal gelingt es ihr nicht, sie macht sich nicht die Mühe, es mit ihren Händen vor dem Gesicht verbergen zu wollen. Ein Ausdruck unglaublicher Qual fällt wie ein Schatten über das Gesicht ihrer Mutter und ein Schmerz in ihrer Brust nimmt Rory für einen Moment den Atem.

Sie legt ihre Hand in die Hand, die ihre Mutter nach ihr ausstreckt und setzt sich auf die Bettkante. Dabei ist sie so vorsichtig wie möglich. Um nichts in der Welt will sie ihr noch mehr wehtun.

„Guck dir an, was die mich haben anziehen lassen!“ presst Lorelai schließlich hervor und zupft dabei an den Knöpfen auf der Vorderseite ihres Nachthemds. „Denken die hier eigentlich nach?“ Sie klingt so bitter, dass Rory das Gefühl hat, in ihrem Inneren drehe sich alles einmal um die eigene Achse.

„Es tut mir so unglaublich leid“, flüstert sie und weil sie nicht möchte, dass Lorelai sieht wie ihre Unterlippe zittert, nimmt sie sie in den Arm.

„Mir sollte es leid tun“, schluchzt Lorelai. „Es ist meine Schuld. Sie haben gesagt, ich soll drücken. Aber ich konnte nicht mehr. Nicht so schnell, wie sie wollten. Als er raus kam, war er ganz blau und dann -“

„Du kannst nichts dafür, Mom. Niemand hat Schuld.“ Sie verstärkt ihre Umarmung, so als wollte sie ihren Worten damit mehr Ausdruck verleihen.

„Aber deswegen tut es nicht weniger weh!“

„Ich weiß.“

Für einen Moment sagt keine von beiden etwas. Sie sitzen einfach so da, halten einander im Arm und sie fühlt, wie die Tränen ihrer Mutter das Schulterteil ihrer Bluse durchnässen.

„Wo ist Luke?“ fragt Lorelai schließlich und löst sich aus der Umarmung.

„Draußen bei Grandma und Grandpa.“

Lorelai beginnt, sich mit zitternden Fingern die Augen zu wischen, allerdings ohne damit irgendetwas zu verbessern. Die Tränen laufen nur schneller als sie spricht: „Ich will nicht, dass sie mich so sehen.“

„Möchtest du, dass ich Luke hole?“

„Ja“, flüstert sie heiser und nickt.

Bevor Rory noch etwas sagen kann, fängt ihre Mutter plötzlich an, in der obersten Schublade ihres Nachttisches herumzuwühlen. Schließlich hält sie ihr etwas Kleines, Glänzendes entgegen.

„Er hat ihn vorhin abgenommen, weil er Angst hatte, dass ich ihm die Finger breche als -“, sie schluckt bevor sie weiter spricht, „gibst du ihm das?“

Rory hat Lukes Ehering in der Hand, einen goldenen Ring, dessen Durchmesser nach zu urteilen es kein Problem für ihren kleinen Finger wäre, damit Hula-Hoop zu spielen.

„Ich hab dich lieb, Mom.“ Sie drückt Lorelai einen Kuss auf die blasse Wange.

„Rory, geh nach Hause. Du musst dir das hier auch nicht angucken.“ Eine traurige Bestimmtheit schwingt in ihrer Stimme mit als Lorelai spricht und sie dabei aus tränennassen Augen ansieht.

Rory sagt darauf nichts, nickt kurz und steht dann vom Bett auf, will gerade zur Tür gehen, als sie noch einmal Lorelais Stimme hinter sich hört.

„Wusstest du, dass wir noch nicht mal einen Namen haben? Wir dachten, es wäre einfacher, zu wissen wie er aussieht und sich dann was zu überlegen…“ Ihre Stimme bricht.

Rorys Hand schließt sich enger um den Türdrücker als sie sich an die Namensliste erinnert, die in ihrer Handtasche steckt. Nur für den Fall, verfolgt sie ihre Gedanken von diesem Morgen zurück, nur für den Fall, dass sie immer noch nicht wissen, was für einen Namen sie auf dieses kleine Armband schreiben sollen, das alle Babys im Krankenhaus bekommen.

Es ist nach wie vor schwer zu glauben, dass man den Namen ihres Bruders nun stattdessen in Stein meißeln wird.

Draußen im Flur überreicht sie Luke wortlos seinen Ring und sieht dann zu, wie er ihn in Zeitlupengeschwindigkeit auf seinen Ringfinger schiebt.

Leises Schluchzen dringt aus Lorelais Krankenzimmer, als Luke die Tür öffnet. Das Schluchzen verstummt scheinbar nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hat und sie setzt sich neben ihre Großmutter. Ihr Großvater ist nicht da, genau wie die Blumen und die dämlichen Tüten voller Geschenke.

Rory ist froh, dass Emily nicht aufgestanden ist, als sie Lorelais Weinen durch die geöffnete Tür hören konnten. Sie ist unruhig auf ihrem Stuhl herumgerutscht, aber doch sitzen geblieben, so als verstehe sie das Bedürfnis ihrer Tochter, jetzt mit Luke allein zu sein.

Nach einer Weile kommt Richard zurück von wo auch immer er gewesen ist und bedeutet ihnen mit einer Handbewegung aufzustehen.

„Wir fahren nach Hause. Hier können wir sowieso nichts tun“, bestimmt er und sie folgen ihm durch die immergleichen Flure, zu schwach um auch nur den Versuch eines Protests zu unternehmen.


---~*~---

~ Ut desint vires tamen est laudanda voluntas. ~
#16

Wow. *sprachlosbin*

Das Kapital war so traurig :heul:

[SIGPIC]http://forum.gilmoregirls.de/signaturepics/sigpic814_1.gif[/SIGPIC]
Ein Freund ist ein Mensch, der dein Lächeln sieht und trotzdem spürt, dass deine Seele weint
#17

:heul: ich glaub ich bin nach diesem teil nicht in der lage ein vernünftiges fb zu geben....
nur so viel:
Das ist die traurigste ff die ich je gelesen hab und wahrscheilich auch lesen werde
:heul:

lg JamieA



#18

*anschließ* genau der Meinung bin ich auch... ich habe noch nie etwas so trauriges und gleichzeitig großartiges gelesen.
Es ist einfach klasse geschrieben und die Gefühle sind so toll rübergebracht, dass man einfach heulen muss...
Liebe Grüße
Mi

and even if we never marry,
I will always love you baby- childishly

#19

Und nochmal: Danke euch für euer feedback, it's highly appreciated, really! So, ohne viel Geplapper jetzt weiter zu Kapitel vier, übersetzt in einer schneereichen Hamburger Nacht. Es leben die Semesterferien! |)

--~*~--

Im Nichts – Kapitel 4: Nachts

Er steuert den Truck in die Einfahrt, zieht die Handbremse an sobald das schwere Fahrzeug zum Stillstand gekommen ist und stellt schließlich die Zündug ab. Das Schlüsselbund liegt kühl und schwer in seiner Hand während sich Dunkelheit ausbreitet, wo eben noch die Lichtkegel der Scheinwerfer die Nacht durchschnitten haben. Erst jetzt in der Stille merkt er, dass die ganze Fahrt über das Autoradio eingeschaltet gewesen sein muss.

Sie halten sich in den Schatten der Büsche unterhalb der Veranda versteckt und bemühen sich, leise zu sein. Irgendwann können sie ihr Kichern aber einfach nicht mehr unterdrücken.

Er räumt den Beifahrersitz leer und klettert dann aus der Fahrerkabine. Denkt er jedenfalls. Tatsächlich fühlt er anstelle des sandigen Bodens der Einfahrt unter seinen Füßen nach wie vor wie die Sohlen seiner Schuhe auf dem brüchigen Relief der Gummifußmatten stehen. Sie rühen sich keinen Zentimeter von der Stelle. Sein Körper verwendet sämtliche Energie darauf, die grüne Sporttasche in seinem Schoß nicht durch die Winschutzscheibe zu schleudern. In der Tasche ist Babykleidung, die sie nicht mehr bei sich im Krankenhaus haben wollte. Allerdings weiß er auch nicht so genau, was er jetzt damit anfangen soll.

Sie werfen einander fragende Blicke zu und zucken mit den Schultern. „Vielleicht ist er müde?“ schlägt einer von ihnen schließlich vor.

Endlich gelingt es seinem Verstand, Kontrolle über seine Gliedmaßen zu erlangen. Er kann ja nicht die ganze Nacht hier im Auto sitzen bleiben. Schiere Willenskraft setzt ihn langsam in Bewegung und er als er aussteigt, fühlt er sich wie ein alter Mann. Alles tut weh.

Sie nehmen das Notwendige zur Hand und beziehen ihre Positionen.

Er erklimmt die Verandastufen. Die grüne Sporttasche hat er sich unter den rechten Arm geklemmt und mit der linken Hand durchwühlt er seine Hosentasche auf der Suche nach dem Haustürschlüssel.

Von da, wo sie hocken, können sie ihm nicht ins Gesicht sehen, es ist zu dunkel.

Er hat den Schlüssel gefunden und will ihn gerade ins Schlüsselloch stecken, als auf einmal die Hölle los ist.

Sie springen auf, lachen, werfen Ballons und Konfetti auf ihn. Zwei von ihnen tragen ein Transparent.

Er ist sich ganz sicher, dass er einen Alptraum hat. Aber so sehr er sich bemüht aufzuwachen, es gelingt ihm jetzt genausowenig wie in den Stunden zuvor. Halb Stars Hollow scheint auf den Beinen zu sein und gratuliert ihm überschwänglich. Ein Schnuller trifft ihn am Kopf. Das Verandalicht ist immer noch kaputt und so kann er über die Farbe nur Vermutungen anstellen. Wahrscheinlich blau.

Hilflosigkeit ergreift Besitz von ihm und er tut das, was er immer tut, wenn er vor Angst nicht mehr weiter weiß. Er brüllt.

„Macht dass ihr hier weg kommt! Ich mein's ernst, ihr gottverdammten Idioten!“

Jetzt sind sie still. Und weil sie inzwischen nahe genug dran sind, können sie ihm in die Augen sehen. Sein Blick spricht Bände.

„Luke...“ traut sich nach einer Weile jemand.

Aber er reagiert nicht, steht vor der Tür, beschäftigt mit dem verzweifelten Versuch, sie aufzuschließen, damit er endlich vor ihnen sicher ist. Das Zittern seiner Hände macht es ihm unmöglich, den Schlüssel an seinen Bestimmungsort zu bugsieren.

Schließlich nimmt man ihm den Schlüssel ab und öffnet die Tür. Miss Patty braucht nur ein paar Sekunden dazu.

„Was ist passiert? Ist was mit Lorelai?“ fragt sie mit unverholener Angst in der Stimme und sieht ihn groß an.

„Nichts ist mit Lorelai. Ich... ich kann jetzt nicht sprechen, ihr müsst das verstehen. Lasst mich einfach in Ruhe! Und nehmt all das Baby -“ er senkt kurz den Kopf, nur um sie danach mit dunklen Augen anzufunklen, „nehmt all das Zeug wieder mit. Ich will nichts mehr davon sehen!“ Dann schlägt er die Tür hinter sich zu und lässt sie stehen.

Draußen hören sie wie etwas schweres mit einem dumpfen Schlag das Holz der Tür trifft.

Drinnen lässt er sich gegen die geschlossene Tür fallen und sinkt zu Boden. Sie markiert die Trennlinie zwischen ihm und ihren fragenden Augen und mitleidigen Gesichtsausdrücken. Er vergräbt den Kopf in seinen überkreuzten Unterarmen und kann es endlich zulassen. Dieser heisere Schrei, der in seinem Hals steckt, seit er sie als einen Schatten ihrer selbst im Krankenhais zurücklassen musste, bringt ihn sonst um.

Sie unterbrechen kurz die Aufräumarbeiten auf der Veranda und heben die Köpfe als sie ihn hören. Dann fahren sie fort in ihren Bemühungen, die Spuren der Feier zu beseitigen, von der sie nicht glauben können, dass sie sie heute Nacht nicht erleben.

Neben ihm auf dem Boden liegt die grüne Sporttasche mit der Babykleidung und obwohl er weiß, dass sie es nur gut gemeint haben, wünscht er sich insgeheim, dass sie sich schuldig fühlen.

Könnte er die Bürger von Stars Hollow in dieser Nacht nach Hause gehen sehen, wüsste er seinen Wunsch erfüllt.

-~*~-

Bald ist Neumond, aber heute Nacht sieht man noch eine schmale Mondsichel am Himmel stehen. Ein leichter Sommerwind treibt ein paar Wolken über den Himmel und die Bewegungen am Himmel schlagen sich auf ihrer Bettdecke als graue, sekündliche ihre Form ändernde Muster nieder.

Sie öffnet die Augen und weiß erst nicht, wo sie ist. Als sie dann versucht, sich auf die Seite zu drehen – sie hat noch nie gern auf dem Rücken geschlafen – weckt sie der dumpfe Schmerz in ihrem Unterleib weiter auf. Sie versteht.

Instinktiv beginnt ihr Blick das Zimmer nach dem fahrbaren Kinderbett abzusuchen. Da ist kein Bett. Kein Bett. Und in wenigen Zehntelsekunden holt die Erinnerung sie ein.

Es gibt nicht nur kein Bett, sondern auch kein Kind. Wenigstens kein lebendes Kind.

Kein Kind.

Diese zwei Worte lassen ihre Wangen brennen, sie verdoppeln ihre Schmerzen und sie möchte sich ihre langen dunklen Haare am liebstens fäusteweise ausreißen.

Sie lässt ihre Kopf zurück in die Kissen sinken. Wie sie da so auf dem Rücken liegt, die Augen weit geöffnet und ihr Verstand plötzlich so wach, dass es weh tut, sieht sie langsam an sich herunter.

In den letzten Wochen der Schwangerschaft hat sie den dicken Bauch verflucht. Jetzt ist er weg, aber sie fühlt sich überhaupt nicht erleichtert. Sie denkt an Chers „If I Could Turn Back Time“ und findet diese obendrein noch schlechte Referenz fürchterlich.

Ihr Blick erreicht die Knöpfe an der Voderseite des Nachthemdes. Behutsam tastet sie die Wölbung ihrer Brüste unter dem dünnen Stoff ab, sich sehr wohl bewusst, was ihr bevorsteht. In ein paar Tagen, vielleicht auch nur Stunden, werden sie sich heiß und geschwollen anfühlen. Geschwollen vor Milch, die niemand gebrauchen kann. Milch, die sich einzig zu dem Zweck bildet, es ihr wieder und wieder schmerzlich bewusst zu machen.

Mein Kind ist tot, denkt sie. Unser Kind.

Sie sieht sein Gesicht vor ihrem inneren Auge.

Das Gesicht, das sie zwischen den letzten Presswehen angestarrt hat wie eine Ertrinkende das Land am Horizont. Das Pressen während dieser letzten Wehen sollte ihrem Baby das Leben retten. Nur war sie da schon viel zu weit weg um davon noch irgend etwas mitzubekommen.

Das Gesicht, in dem sie erst so viel Vorfreude und Mitleid sehen konnte.

Das Gesicht, in dem sich Minuten später nur noch Entsetzen gespiegelt hat, als sie die vergeblichen Bemühungen der Ärzte um die Rettung ihres Gückes mit ansehen mussten.

Das Gesicht, das er gegen Abend in ihren Haaren vergraben hat, als er dachte sie würde schlafen.

Das Gesicht, das sie in den Zügen ihres kleinen Sohnes wiedererkannt haben, als sie ihn vor Stunden erst kennen lernen durften und ihn dann auch schon wieder gehen lassen mussten.

Auf dem Nachttisch steht ein kleiner Pappbecher, den eine wohlmeinende Schwester am Abend dort abgestellt hat. „Falls Sie nicht schlafen können.“

Auf einmal wieder ziemlich müde, greift sie nach dem Becher, kippt seinen Inhalt in ihre Handfläche, führt sie zum Mund und schluckt die Tabletten schließlich hinunter.

Lorelai bezweifelt, dass sie ohne die Tabletten Einschlafschwierigkeiten haben würde, aber sie hofft, dass die Medikamente ihr einen Schlaf bescheren, der so tief ist, dass sie sich am nächsten Morgen nicht an das erinnert, was sie gleich träumen wird.

--~*~--

~ Ut desint vires tamen est laudanda voluntas. ~


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