Ein letztes Mal überprüft er alles. Eine zerfledderte Ausgabe von Martha Stewarts
âTischdekorationen für festliche Anlässeâ in der Hand geht er um den Tisch. Die Gabeln liegen im angemessenem Abstand zum Teller, ebenso die Messer, Dessertgabel und Löffel. Sie erstrahlen zudem in ungewohntem Glanz, keine Schliere, kein Fingerabdruck, als wären sie eben frisch gegossen worden. Auch die Gläser, Wasser, WeiÃwein, Rotwein, sie stehen dort, wo sie laut Martha Stewart hingehören. Der Strauà in der Mitte des Tisches ist üppig, jedoch nicht zu sehr. Die Kerzen, nicht zu hoch, nicht zu niedrig, jeweils 15 Zentimeter von der Porzellanvase entfernt, genau dort, wo sie am besten zur Geltung kommen.
Seufzend schlägt er das Buch zu, verstaut es in der Kommode, blickt seine Werk ein letztes Mal an. Es sieht gut aus. Alles andere wäre auch eine Schande, schlieÃlich hat er beinahe einen Monat für die Vorbereitungen benötigt. Hat Jessâ altes Bett hinausbefördert, die Kommode, den Sessel. Den alten Eichentisch seiner Mutter hervorgeholt, ihn abgeschleift und aufbereitet, ebenso wie die Stühle. Hat ein Esszimmer geschaffen, obwohl dies vermutlich der erste und letzte Anlass sein wird, für den er es benötigt.
Er geht zum Ofen und öffnet ihn. Eine Welle aus Hitze strömt ihm entgegen, Hitze und der Geruch von Lamm. Er begieÃt den Braten mit etwas Rotwein, schlieÃt die Türe wieder und wirft die feinsäuberlich geschrubbten Kartoffeln in das kochende Wasser. Eine Stunde noch und sie werden hier sein. Panik erfüllt ihn, während er durch seine kleine Wohnung streift, hier und dort kleine Veränderungen vornimmt.
Für einen Moment spielt er mit dem Gedanken, den Paravant, den er vor der Schlafecke aufgebaut hat wieder zu entfernen. Zu feminin denkt er, kein Mann der noch bei Trost ist, hat einen Paravant. Andererseits hätte ein ârichtigerâ Mann vermutlich auch ein ârichtigesâ Haus, mit âechtenâ Zimmern und würde nicht in einer Mansarde hausen, die einst das Büro seines Vaters war. Zumindest nicht in den Augen eines Richard Gilmore und ihn gilt es zu beeindrucken. Er setzt sich auf die Couch, wartet dort, wippt ungeduldig mit dem rechten FuÃ, vergräbt immer wieder sein Gesicht in Händen, fährt sich durch die Haare und springt auf, um sie im Badezimmer wieder in Ordnung zu bringen. Manchmal sieht er auch nach dem Braten, schmeckt die SalatsoÃe zum hundertsten Mal ab, kümmert sich um die Kartoffeln, schwenkt sie in Butter und Rosmarin. Achtet dabei penibel darauf, dass jede noch so kleine Stelle, jede noch so kleine Pore einer jeden Kartoffel gleichmäÃig getränkt wird.
Ein Klopfen und er sieht auf die Uhr, sieht wie der Sekundenzeiger die Zwölf erreicht, es ist punkt halb sieben. Pünktlicher ginge es nicht. Seufzend stellt er die Flamme unter der Pfanne mit den Kartoffeln kleiner und geht zur Tür, jedoch nicht ohne sich vorher die Hände an einem Geschirrtuch zu säubern, mit vom Butter fettigen Fingern will er seine Gäste schlieÃlich nicht begrüÃen. Er öffnet die Tür, bittet sie herein, reicht Richard die Hand, nickt Rory freundlich zu und begrüÃt Lorelai mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange.
âSetzt euch dochâ, fordert er sie auf, deutet auf die Couch, dessen Leder er extra für diesen Anlass gereinigt hat. Man kommt seiner Aufforderung nach, er bietet Getränke an. Setzt sich schlieÃlich dazu. âDas Essen dürfte in 10 Minuten fertig seinâ, erklärt er mit einem nervösen Lächeln. Kochen Männer, fragt er sich. Vorsichtig tastet er nach seiner linken Jackettasche, stellt beruhigt fest, dass die Schatulle noch da ist. Geht in Gedanken alles durch, feilt ein letztes Mal an den Worten. Es ist nicht die Frage ob, stellt er erneut fest. Natürlich wird er es tun. Die Frage ist allerdings wie. Und das hier, das hier erscheint ihm der beste Weg zu sein. Ja, er weiÃ, dass sie vermutlich gereizt reagieren wird, empört, schlieÃlich grenzt sie ihre Welten fein säuberlich voneinander ab. Aber wenn er jemals in der Gunst Richard Gilmores stehen will, dann muss er ihm beweisen, dass er sehr wohl weiÃ, was Manieren und Anstand sind. Und Lorelai â wenn er ihr erst erklärt hat weswegen, dann wird sie wird ihm verzeihen, das hofft er zumindest. Er stellt fest, dass er schwitzt, wie der feines Stoff seines Hemdes an seiner Haut zu kleben beginnt. Auf das Gespräch kann er sich auch nicht konzentrieren, schreckt nervös auf, sobald man ihn anspricht, stammelt verlegen sinnlose Antworten, erntet verwunderte Blicke deswegen. Nein, nein, nein, hämmert es in seinem Kopf. Niemals hält er es zwei Stunden durch, vorher hyperventiliert er.
âNatürlich ist es heutzutage von groÃem Belang, die richtigen VorkehrungsmaÃnahmen für den Fall einer Insolvenz zu beantragenâ, hört er Richard sagen.
âMr. Gilmoreâ, hört er sich selbst sagen. âIch würde sie gerne um die Hand ihrer Tochter bitten.â
To be continued.
ATN: Sorry das ihr solange warten musstet, aber jetzt wirdâs hoffentlich wieder regelmäÃiger, schlieÃlich sind Feiertrage und das Wetter ist ätzend
Ist auch sehr kurz, aber bin heute in Stimmung für dramatischen Cliffhänger
Lg, Riska