10.07.2005, 00:12
Sie reden stundenlang darüber,
dass sie Ãrzte und Anwälte werden wollen,
bis einer die Hände ausbreitet und erklärt,
alles ist sinnlos,
der einzige Mensch auf der Welt,
der etwas Vernünftiges von sich gibt,
ist Albert Camus.
Und der sagt,
das wichtigste, was man jeden Tag tut,
ist der Entschluss nicht Selbstmord zu begehen.
Frank McCourt
NEUN
dass sie Ãrzte und Anwälte werden wollen,
bis einer die Hände ausbreitet und erklärt,
alles ist sinnlos,
der einzige Mensch auf der Welt,
der etwas Vernünftiges von sich gibt,
ist Albert Camus.
Und der sagt,
das wichtigste, was man jeden Tag tut,
ist der Entschluss nicht Selbstmord zu begehen.
Frank McCourt
NEUN
Manchmal hat er das Gefühl platzen zu müssen, wenn sie da ist. Wie jetzt in seinen Armen liegt und er ihre nackte Haut an seiner spürt, die Konturen ihrer Brüste und Hüfte, die weichen Rundungen ihres gesamten Körpers. Er lässt einen Finger ihre Wirbelsäule hinabwandern, zeichnet die Linie sanft nach, umkreist die einzelnen Wirbel, während ihr warmer Körper sich an den seinen schmiegt. Sie hebt ihren Kopf an, ein sachter Kuss auf sein Kinn, dann auf seine Lippen. Er teilt sie, nimmt sie in sich auf, forciert Nähe in dem er sich noch fester an sich drückt. Hände die unter die seidene Decke gleiten, erkunden was sie eigentlich längst kennen, dennoch die Herzschläge und den Atem verschnellern. Er streicht die Innenseite ihrer Oberschenkel entlang und sie teilen sich, Moses und das Meer, schlagende Wellen, schäumende Gischt, gelöste Lippen, Küsse auf Hals und Kehle, Schulter und Brust. Wachsender Hunger breitet sich aus, ein unendlicher Durst, unbeschreibliche Sehnsucht. Sie suchen sie mit den Küssen und den Berührungen zu stillen, entfachen sie so doch nur weiter, Benzin in lodernden Flammen.
Dann der Klang einer Glocke, grässlich dringt er durch, ein eisiger Wasserstrahl der sie teilt, wieder und wieder, Fäuste auf Holz, eine Stimme. Sie schlägt den Kopf zur Seite und schlieÃt die Augen, gräbt ihren Körper in die kühle Seide und presst die Schenkel aneinander, vertreibt so das fiebrige Pochen, während er sich hastig ankleidet und wortlos nach drauÃen stürzt.
"Dad?", ruft sie, gräbt in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel, will gerade aufschlieÃen, als sie förmlich mit der Tür ins Haus fällt. "Dad..!?", sagt sie erneut, Verblüffung liegt in ihrer Stimme.
"Lorelai", begrüÃt er sie, geht zur Bar und schenkt sich mit fahrigen Händen einen Whiskey ein. "Was machst du denn hier?"
"Wir waren vor einer Stunde zum Mittagessen im Bastide verabredet, schon vergessen?"
"Waren wir das?", nachdenklich verengt er die Augen zu einem Schlitz und es fällt ihm siedend heià ein. "Natürlich, ich", mit einem verlegenen Lachen schüttelt er den Kopf. "Ich habe es doch tatsächlich vergessen."
"Ah ha", ist alles was sie erwidert, während sie ihn misstrauisch mustert. "Oh mein Gott", ist was ihr wenige Sekunden später mit sichtlichem Entsetzen über die Lippen kommt.
"Bitte?", zuckt er irritiert zusammen.
"Nichts", sie stöÃt ein viel zu lautes Lachen aus. "Luke! Ich habe ganz vergessen", sie tänzelt ein paar Schritte rückwärts, deutet hektisch in Richtung Tür. "Das ich ihm auch versprochen hatte mit ihm zu Mittag zu Essen", ein weiteres Lachen. "Wo habe ich nur meinen Kopf", ein fröhlicher Seufzer, ein sanfter Klaps gegen die eigene Stirn. "Ich werde dann Mal -"
"Ja", er nickt eilig. "Wir sehen uns Samstag?"
Sie runzelt die Stirn "Samstag?"
"Rorys Abschlussfeier?", erinnert er sie.
"Oh, natürlich. Samstag. Ja, Samstag", bestätigt sie und hastet Richtung Ausgang, hat Mühe dabei nicht über ihre eigenen FüÃe zu stolpern, stöÃt sich dennoch den Knöchel an der Tür als sie nach drauÃen sprintet.
Er wartet bis das Geräusch ihres Wagens nicht mehr zu hören ist, ehe er sein Glas in einem Zug leert und wieder nach oben geht. Mit Nachdruck schlieÃt er die Tür des Schlafzimmers hinter sich, stellt fest, dass sie am Fenster steht, durch einen schmalen Spalt nach drauÃen in den Garten sieht. "Ich denke, sie hat nichts bemerkt", erklärt er und geht zu ihr, legt seine Arme um ihre Hüften, küsst ihren Nacken.
Sie dreht sich um, mustert ihn mit einem spöttischen Lächeln, zupft an seiner Knopfleiste. "Tatsächlich?"
Er folgt ihrem Blick, stellt mit Verärgerung fest, dass er das Hemd in der Eile in willkürlicher Reihenfolge zugeknöpft hat. "Vielleicht sollten wir es ihr einfach sagen", murmelt er nachdenklich und beginnt die Knöpfe in die richtige Abfolge zu bringen.
"Aber es besteht kein Grund dazu", entgegnet sie über ihre Schulter hinweg, während sie ins Badezimmer geht. "Wir schlafen schlieÃlich nur miteinander."
Nur. Ihre Worte hallen in seinem Kopf wieder. Nur. Er fragt sich schon lange, ob es für ihn tatsächlich nur noch auf diesem "nur" basiert. Ob es das jemals getan hat in den letzten Monaten.
***
Sie stürmt ins Diner, rennt dabei beinahe ein altes Ehepaar über den Haufen, nimmt sich nicht einmal die Zeit sich zu entschuldigen, sondern knallt in voller Wucht in den Tresen, sieht ihren Mann mit flackernden Augen an. "Mein Vater hat eine -", setzt sie an, atmet tief durch und setzt sich auf einen der Barhocker. "Kaffee, schnell. Kaffee!"
Widerwillig kommt er ihrer Aufforderung nach, da er ahnt, dass etwas nicht in Ordnung ist, stellt einen Becher vor sie, mustert sie eingehend. "Eine was?", erkundigt er sich als sie keinerlei Anstalten macht Weiterzusprechen.
"Affäre", sagt sie schnell.
"Eine Affäre?", hakt er nach.
Sie nickt. "Mein Vater hat eine Affäre."
"Woher...", er schüttelt fragend den Kopf.
"Ich war bei ihm", sie befeuchtet sich die Zunge, nickt ein schnelles Nicken. "Und er, er hat ewig gebraucht bis er aufgemacht hat."
Ein Prusten seinerseits, ein tadelnder Blick von ihr. "Ah ja", sagt er also bemüht gefasst.
"Ja. Und es war eindeutig noch jemand anderes im Haus."
"Jemand anderes?"
"Ja."
"Ich nehme an, dass du diese Person gesehen hast."
"Nein."
"Gehört?"
"Nein."
"Sondern?"
"Gespürt."
"Gespürt?"
"Ja, gespürt."
"Dann bist du jetzt also ein Medium?"
"Luke!"
"Was?"
"Seine Haare."
"Was ist damit?"
"Sie waren zersaust."
"Er konnte seinen Kamm nicht finden?"
"Die Fliege!"
"Was ist damit?"
"Er trug keine."
"Vielleicht hatte er sie abgenommen?"
"Niemals. Ich wette er hat selbst für seine Pyjamas eine passende Fliege."
"Du übertreibst."
"Ach ja? Was ist mit dem Hemd? Es sah aus als hätte ein Dreijähriger es zugeknöpft."
"Das alles klingt vielmehr so, als hättest du ihn aus seinem Mittagsschlaf geweckt und nicht bei einem geheimen Tete-a-tete gestört."
"Er hatte Lippenstift auf dem Mund", ruft sie triumphierend aus.
"Vielleicht ist das eine geheime Seite von ihm."
"Nein, nicht so", sie straft ihn mit einem zornigen Blick, ehe sie weiter spricht. "Es war kaum merklich. Und doch eindeutig Lippenstift."
"Alles klar."
"Die Art von Lippenstift, die ein Mann nur dann an den Lippen hat, wenn er zuvor eine Frau geküsst hat, die Lippenstift auf den Lippen hatte."
"Lorelai, das alles sind wirklich keine Beweise dafür, dass er eine Affäre hat."
"Ach? Und was wären Beweise für dich?"
"Keine Ahnung. Ein BH auf der Couch, ein Knutschfleck am Hals -"
"Würgh", fällt sie ihm ins Wort.
"Komm schon", wendet er besänftigend ein.
"Nein, er, er ist mein Dad. Mein Vater. Väter haben keine Affären. Sie haben nicht einmal ein Geschlecht. Väter sind sexlos."
"Du meinst in all den Jahren in denen deine Eltern miteinander verheiratet waren, haben sie nie miteinander geschlafen?"
"Du sagst es", erwidert sie trotzig.
"Dann, Liebling", entgegnet er grinsend. "Dann solltest du schleunigst beim Papst vorstellig werden, um die These der unbefleckten Empfängnis zu untermauern."
"Und mein Vater sollte seiner Geliebten besser ein neues Kleid spendieren, da sie Samstag bei mir vorstellig werden wird", sie hebt die Augenbrauen und trinkt zufrieden einen Schluck Kaffee, ob des soeben gefassten Entschlusses.
***
Missmutig beobachtet sie, wie ihre Mutter Rory umarmt. Missmutig, weil Emily hier ist, missmutig, weil sie sich unweigerlich freut sie zu sehen. Also gibt sie sich einen Ruck, stöÃt sich vom Treppenpfosten ab, geht mehr rückwärts als vorwärts zu den Beiden. Wünschte sich schon wieder, sie hätte es bleiben lassen als sie den Blick ihrer Mutter bemerkt.
"Lorelai", begrüÃt Emily ihre Tochter, ihre Stimme verrät keinerlei Emotion, soll es nicht, sie weiÃ, dass ihre Anwesenheit nur wegen Rory geduldet wird. Dennoch bereitet es ihr Mühe gefasst zu wirken, zu sehr überrascht sie der Anblick Lorelais.
"Emily", keine von beiden macht Anstalten über diese formelle BegrüÃung hinwegzugehen, man nickt sich noch höflich zu, bevor Rory ihre GroÃmutter zur Bar dirigiert, ihrer Mutter einen strafenden Blick zuwirft.
Sie stöhnt, natürlich, sie hat vergessen. Nun, nicht vergessen, es absichtlich nicht getan, erkennt jetzt, dass kein Weg daran vorbei führen wird, wenn Emily ohnehin hier ist. Also schleicht sie stöhnend zur Bar. "Mom", setzt sie an, gibt sich keine Mühe den genervten Unterton aus ihrer Stimme zu verbannen. "Würdest du gerne Ruth sehen?"
"Was für eine nette Idee", lautet die Antwort im perfekten Plauderton.
"Wie schön", quetscht sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, bedeutet Emily ihr nach oben zu folgen.
Vorsichtig öffnet Lorelai die Tür zu dem kleinen Kinderzimmer, knipst eine kleine Nachttischlampe an, ein schmaler Lichtstreif, der das Gesicht eines schlafenden Babys erhellt.
Aufmerksam beobachtet sie, wie ihre Mutter zu dem Bett geht, ihre Enkeltochter zum ersten Mal in Augenschein nimmt. Lächelt, als sich ein Lächeln auf Emilys Gesicht abzeichnet.
"Sie sieht aus wie Rory", flüstert sie.
"Nicht ganz", Lorelai gesellt sich neben ihre Mutter. "Ihre Augen", erklärt sie. "Sie sind braun, so wie deine."
"Oh", ein mattes Nicken, verlegenen Stille.
"Aber ich finde es sieht sehr hübsch aus", fügt sie hinzu, beinahe entschuldigend klingt es. "Warum hast du es mir nie erzählt?", unternimmt sie einen weiteren Versuch ein Gespräch in Gang zu bringen, weià selbst nicht weswegen.
"Wovon sprichst du, Lorelai?"
Sie presst die Lippen aufeinander, sieht von Ruth zu Emily. "Von meiner Geburt."
"Ich weià nicht was du meinst", lügt sie ohne mit der Wimper zu zucken, fühlt sich plötzlich unendlich unbehaglich, wünschte sie hätte Rorys Einladung niemals angenommen.
"Weil es menschlich wäre, dass dir auch nicht immer alles perfekt gelingt?"
"Lorelai..."
"Nein, Mom. Warum kannst du nicht einfach zugeben, dass auch bei dir nicht immer alles nach Plan läuft?"
"Was hätte ich denn tun sollen?", zischt sie.
"Mir eine ehrliche Antwort geben, als ich dich danach gefragt habe."
"Natürlich, genau das hätte ich tun sollen, ich hätte meiner sechzehnjährigen Tochter, die völlig aufgelöst von ihrem Termin bei der Hebamme nach Hause kommt, sagen sollen, verzeih Lorelai, aber es ist noch viel Schlimmer, als du es dir vorstellst. Wenn sie dir sagen, dass alles ist in Ordnung, das es völlig normal ist, dass du seit Stunden das Gefühl hast, jemand würde dir ein Messer in den Magen rammen, immer und immer wieder, dann solltest du ihnen besser nicht glauben, denn das ist es nicht. Und wenn sich zu den Schmerzen letztendlich Angst gesellt, diese furchtbare Angst, dass deinem Kind etwas passieren könnte, aber du nicht einmal mehr die Kraft dazu hast, sie anzuschreien, ihnen zu sagen, sie sollen endlich etwas tun, erst dann wird es wirklich amüsant! Hättest du das hören wollen, Lorelai? Hätte ich dir das erzählen sollen?"
"Mom.."
"Wir sollten besser wieder nach unten gehen. Sonst wecken wir die Kleine noch auf", sie verlässt das Zimmer hastig, wartet nicht auf Lorelai als sie wieder nach unten geht. Bleibt plötzlich auf der Treppe stehen, ein erstaunter Japser ehe sie sich wieder fängt, festen Schrittes den Weg beendet und Richard höflich begrüÃt. Ihn und seine Begleiterin.
To be continued
ATN: Sodela, dieses war der Zweite Streich und der Dritte folgt.. nicht sogleich ... ein Teil für jedes unsere zwei Geburtstagskinder, sucht euch aus, wem welcher gehört Hoffe die Partys waren gediegen und euer Tag wird es werden. Lg, Franziska