Sie hat sie den ganzen Abend beobachtet, beiläufig aber mit Argusaugen, jede ihrer Bewegungen registriert, eine Konkurrentin die keine ist. WeiÃ, dass auch sie beobachtet wird, sie sich gegenseitig umschleichen wie Katzen bei Nacht. SchlieÃlich siegt die Neugier über die Etikette, falls es für diesen Fall überhaupt eine gibt. Feste Schritte, angespannte Muskeln als sie ihr die Hand reicht. âWir wurden einander gar nicht richtig vorgestelltâ, sagt sie und ihr Gegenüber mustert sie mit einem verwunderten Lächeln, unterlässt es ihre Hand zu ergreifen. âCynthia Marshallâ, sie lässt ihre Rechte sinken, lächelt das Lächeln eines abgewiesenen Teenagers.
âEmily Gilmoreâ, ein Nicken.
âIch nehme an, Richard hat ihnen von ihm und mir erzähltâ, stöÃt sie hervor.
âDas hat er.â
âMir auchâ, ein Schnauben, nicht wütend, belustigt. âSonst wäre ich nicht hier.â Schweigen, sich ausweichende Blicke, schlieÃlich ein Räuspern Cynthias. âWissen sie, ich ââ, setzt sie an, befeuchtet sich die Lippen. âIch wünschte, ich hätte das was sie und er habenâ, vollendet sie den Satz mit für sie selbst überraschender Ehrlichkeit und Emily erkennt, dass sie sie maÃlos unterschätzt hat, sie und die gesamte Situation, stöÃt innerlich einen Fluch gegen Richard aus.
âAlles was Richard und ich habenâ, antwortet sie trotzdem leise, âIst eine Unterschrift auf unseren Scheidungspapieren und leere Erinnerungen.â
âDas würde mir schon genügenâ, ein Anheben der Schultern, unbeholfen und elementar.
âWünschen sie sich so etwas nicht.â
âWeswegen? Es klingt verlockender als das Loch in dem ich stecke.â
âAm Anfang ist es das vielleichtâ, zum ersten Mal blickt sie ihr direkt in die Augen. âAber sie würden schnell merken, dass es sie erstickt.â
âBesser als an sich selbst zu ersticken.â
âEr hätte das nicht tun sollenâ, sie stellt ihr Glas auf den Tisch. âEr hätte sie nicht herbringen dürfen. Es tut mir leidâ, sie wendet sich zum Gehen, kühles Metall auf ihrem Oberarm, eine Hand die sie sanft zurückhält.
âIhr Nameâ, vernimmt sie die gedämpfter Stimme Cynthias, ein Orakel vielleicht, ein Richtspruch, die Wahrheit sicherlich. Ein langsames Lächeln auf beider Gesicht, alte Erkenntnis die auf Neue trifft, ein intimes Geständnis das keinerlei Worte mehr bedarf.
***
Dieses Mal ist sie es, die ihm folgt, sie es, die ihn auf der Veranda vorfindet, schwer gegen die Brüstung gestützt, den Kopf gesenkt.
Er hört ihre sich nähernden Schritte, ihre Stimme.
âDu solltest sie nach Hause bringenâ, es ist keine Bitte, kein Befehl, eine Disharmonie aus beidem, herausfordernd und flehend zugleich.
âKein Drinkâ, murmelt er, ihre Hand auf seiner Schulter.
âKein Drinkâ, wiederholt sie, ihr Kopf auf seinem Schulterblatt, ein warmer Regenschauer, der Bruchteil einer Sekunde ehe sie die viel zu intime Berührung löst und sich gegen das Geländer lehnt. âSie ist verliebt in dich.â
Ein nervöses Lachen. âDu lügst.â
âSie ist esâ, ein sanftes Lächeln.
âVielleicht sollten wir heiratenâ, entgegnet er nach einer Weile des Schweigens. âMan sollte mit der Frau verheiratet sein, mit der man schläft.â
âMan sollte sie lieben.â
âIch habe nie etwas anderes behauptet.â
âTu das nichtâ, bittet sie ihn leise. âMach es nicht kaputt.â
Er sieht sie lange an, nickt schlieÃlich und sie stöÃt sich mit einem sanften Ruck vom Geländer ab. So wie er sie wenige Sekunden später mit einem sanften Stoà gegen die Holzfassade drücken wird, ein stummer Kampf den er verliert, obwohl sie dem Verdursten näher ist als jemals zuvor, sich in jener Nacht schlaflos in ihrem Bett herumwälzt, ein feiner SchweiÃfilm auf der Haut, ausgedörrt, ausgehungert, schlieÃlich William anruft und ihn bittet zu kommen.
To be continued
ATN: Kriminell kurz, ich weià .... aber etwas Effekthascherei muss schlieÃelich auch sein.... also, enjoy and review
Franziska