11. Hello, Goodbye
Rory war gerade aufgestanden.
Jetzt wollte sie zu Dean, denn auch, wenn sie nicht mit ihm zusammen sein konnte, war er ihr immer ein guter Freund gewesen, und was sie da am Abend zuvor getan hatte, war nicht gerade nett gewesen, fand sie.
Immerhin war sie einfach abgehauen.
Als Rory aus ihrem Zimmer kam und sich umsah bemerkte sie, dass ihre Mom nicht zu Hause war.
Naja, sie wird wohl bei Luke sein.
Und so zog sie sich an, und machte sich ebenfalls auf den Weg zu Luke, denn ohne einen Kaffee ging im Moment gar nichts.
Schon von weitem sah sie ihre Mutter am Tresen im Diner sitzen, wo sie sich mit Luke unterhielt.
Ein wenig war Rory eifersüchtig.
Warum konnte sie nicht auch so eine glückliche Beziehung haben, die einfach nur perfekt war. Natürlich gönnte sie es ihrer Mom von ganzem Herzen, vor allem nach all dem, was sie durchgemacht hatte, aber auch Rory wollte jemanden haben.
Eine Schulter zum anlehnen, einen Freund mit dem sie alles teilen, und über alles reden konnte. Sie vermisste die schöne Zeit, die sie mit Dean hatte.
Und auch Jess kam ihr wieder in den Sinn.
Sie war auch mit ihm glücklich gewesen, auch wenn sie diese Beziehung letzen Endes nicht glücklich gemacht hatte, war es doch eine tolle Zeit gewesen.
Rory wäre so gerne offen, fröhlich und ausgelassen, so wie es für eine 18-jährige normal war, aber es ging einfach nicht. Alles belastete sie viel zu sehr, und sie drohte unter ihren Gefühlen, die sie einfach nicht einordnen konnte, zusammenzubrechen.
Als Rory das Diner betrat, und die kleinen Glöckchen oben an der Tür klingelten, holte sie einmal tief Luft um sich wieder zu beruhigen. Sie wollte nicht, dass irgendwer mitbekam wie es ihr ging. Sie würden nur Mitleid mit ihr haben, und Mitleid war das, was Rory im Moment am wenigsten brauchte.
âHey Luke, hey Mom!â, rief Rory während sie in Richtung Tresen ging.
âGuten Morgen Rory! Kaffee? Pancakes? Eier? Ein Sandwich vielleicht? Bestell dir was immer du möchtest, es geht aufs Haus.â, Luke war so gut gelaunt wie schon lange nicht mehr.
âWow, Luke, so kenne ich dich ja gar nicht!â, wunderte sich Rory.
âAch weiÃt du, es gibt so Sachen im Leben eines Mannes, die ihn eben glücklich machenâ, zwinkerte Lorelai ihrer Tochter zu.
âUuh, Mom, keine Details bitte!â, stieà Rory gespielt angewidert hervor. âAber jetzt mal ernsthaft, was ist los mit ihm?â, flüsterte sie nun schon fast.
âIch erklärs dir später SüÃe okay, das ist ein etwas längere Geschichte.â
âSolange keine Stripclubs mit anschlieÃender Privatvorführung darin vorkommen gerne.â
âNein, aber es kommen ein fieser Drachen und ein sensibler Prinz darin vor.â
âDas klingt ja spannend, ich kann kaum erwarten alles zu hören, aber jetzt muss ich los. Luke, machst du mir einen Kaffee zum mitnehmen?â, rief sie Luke zu, der mittlerweile beschäftigt durchs Diner lief, Bestellungen annahm und Essen servierte.
âHm, ich kann mir schon denken wo du hinwillst. War ja auch nicht so nett zu gehen ohne bescheid zu sagenâ, meinte Lorelai.
âEs war besser so. Ich werde mich bei ihm entschuldigen, und mit ihm reden.â
âOk, bis dann SüÃe, wir sehen uns nachher zuhause!â
âBis später Mom, Bye Luke!â
Mit diesen Worten und einem Becher Kaffee in der Hand verlieà sie das Diner und machte sich auf dem Weg zu Dean.
*Kalifornien*
Durch die Sonne, die durch das Fenster in sein Zimmer schien geweckt, schlug Jess die Augen auf.
âAargh, mach doch mal einer die Sonne aus!â, stieà er wütend hervor.
Bevor er endgültig aufstand, drehte Jess sich noch einmal um, und sah auf einmal Celia, selig schlummernd neben sich liegen.
Ihr schien diese nervtötende Sonne wohl nichts auszumachen.
Ihm fiel der vorherige Abend wieder ein.
Celia war mit zu ihm nachhause gekommen, sie hatten geredet, gelacht und getrunken. Jess konnte sich jedoch nicht daran erinnern Alkohol getrunken zu haben.
Verwundert sah er Celia an, die plötzlich anfing zu brummeln.
âStarrst du gerne andere Leute beim Schlafen an?â
âNaja, du scheinst ja nicht mehr zu schlafen, aber anscheinend bist du ein Morgenmuffelâ, stelle er lachend fest.
âJa, tut mir Leid, wenn ich morgens noch keinen Kaffee getrunken habe bin ich unausstehlich.â
Und mit einem Schlag musste Jess wieder an Rory denken.
Auch Rory war ohne Kaffee unausstehlich gewesen, wenn man das von so einem wunderbaren Wesen überhaupt sagen konnte.
Und beinahe wäre er wieder in Gedanken versunken, als ihm klar wurde was er da tat. Hier in seinem Bett lag nicht Rory, sondern Celia.
Rory war weit weg und hasste ihn wahrscheinlich immer noch.
Er hatte seine Chance bei ihr eindeutig verspielt.
Jess schüttelte kurz den Kopf um seine Gedanken zu ordnen.
âKaffee, kommt sofort!â, rief er ein bisschen zu enthusiastisch, denn Celia schlug die Augen auf, und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
âAlles ok bei dir?â
âJa, natürlich alles super. Es ist nur so ein schöner Tag, und da bekommt man doch sofort wieder gute Laune!â, meinte er und hoffte, dass sie nicht weiter nachfragte.
Jess war schon wieder nervös.
Er wusste nicht warum, er wusste nur, dass er in Celias Anwesenheit, immer öfter zum Volltrottel mutierte.
âDu bist echt süà wenn du verlegen bistâ, murmelte Celia, die die Augen schon wieder geschlossen hatte.
Jess lächelte.
Celia war so...unbeschreiblich.
Sie wirkte vernünftig und doch gefährlich.
Verführerisch und doch wie eine gute Freundin.
Auf der einen Seite so lieb und sanft, und auf der anderen wieder draufgängerisch und gerissen. Er hatte er am vorherigen Abend nicht gelogen, er mochte sie wirklich sehr.
Nachdem Jess Celia und sich selbst Kaffee ans Bett serviert hatte, und beide Tassen geleert waren, war nun auch Celia wieder normal.
âSorry noch mal wegen eben, aber ich bin morgens einfach zu nichts zu gebrauchenâ, entschuldigte sie sich.
âKein Problem, solange du schnell wieder gute Laune bekommst.â
âAch ja, was ich fast vergessen hätte, danke für die letzte Nacht!â, sagte Celia, während sie Jess sein Tasse aus der Hand nahm, und beide auf den Nachttisch stellte.
âHm, letzte Nacht? Also ich kann mich beim besten Willen an nichts erinnern. Könntest du mir noch einmal zeigen wie das war?â, sagte Jess gespielt unwissend.
Eigentlich konnte er sich wirklich an nicht sehr viel erinnern, langsam kamen Bruchstücke der vergangenen Nacht zum Vorschein, doch sie lagen in seinem Kopf herum, wie ein Puzzle, dass noch keiner zusammengesetzt hatte.
Doch als Celia ihn verschmitzt anlächelte und langsam ihr T-Shirt auszog, war auch Jess klar, dass sie beide nicht nur Händchen gehalten hatten.
*Stars Hollow*
Rory war inzwischen bei Dean angekommen.
Ihre Hände zitterten und waren schweiÃnass.
Sie wollte nicht mit Dean reden doch sie wusste, dass es sein musste.
Endlich drückte sie die Klingel.
Einen kurzen Moment war es still, doch dann hörte sie jemanden die Treppe hinunterpoltern. Kurz darauf öffnete sich die Tür. Dean sah Rory ein wenig verwirrt an.
âHallo Dean!â, sprach Rory mit zittriger Stimme.
âHey Rory, was machst du denn hier?â
âIch wollte mit dir reden, über den gestrigen Abend, über uns, über alles. Ich meine so kann es doch nicht weitergehen, oder?â
âKomm reinâ, sagte Dean, während er Rory die Tür aufhielt.
Die beiden gingen nach oben in Deans Zimmer.
Dean setzte sich auf den Boden und Rory neben ihn.
âSo, du willst reden?â, wiederholte Dean, eine Augebraue nach oben gezogen.
âJa. Ja, das will ich. Zuerst mal. Es tut mir leid, was da gestern passiert ist, es war meine Schuld, ich hätte dir schon eher sagen sollen was Sache ist, aber ich habe es nicht getan und dir damit Hoffnungen gemacht, und deshalb ist alles meine Schuld.â
âDann ist es also wahr?!â, warf Dean ein.
âWas ist wahr?â
Dean stand auf, und ging zu seinem Schrank, an dem die Jacke hing, die er am vorherigen Abend getragen hatte. Er holte etwas aus der Tasche, setzte sich zurück zu Rory auf den Boden, und drückte es ihr in die Hand.
âOh nein!â, fuhr es aus ihr heraus.
âOh doch! Nicht nur, dass du mich wegschubst, während wir uns gerade küssen, noch dazu muss ich danach diesen Brief finden, indem du schreibst wie sehr du diesen Vollidioten noch liebst.â
Dean war wütend, sehr wütend sogar, doch er riss sich zusammen.
âEs tut mir so leid, glaube mir bitte. Es ist schon eine Ewigkeit her, dass ich diesen Brief geschrieben habe. Ich war in Italien, mit meiner Mum, und ich weià auch nicht, ich musste irgendwas tun, ich habe diesen Brief ja niemals abgeschickt, nur geschrieben.â Rory war verzweifelt, sie wollte nicht, dass Dean und sie im Streit auseinander gingen.
âRory, hör mir zu, du brauchst dich nicht vor mir rechtfertigen. Ich bin nicht dein Freund, auch wenn ich es gerne wäre, das wirst du wohl auch schon gemerkt haben. Aber ich weià nicht, ob ich dich weiter um mich herum haben kann, mit dem Wissen, dass du einen anderen liebst. Ich habe dich einmal an Jess verloren, vielleicht war ich da nicht ganz unschuldig dran. Aber ich möchte nicht das Gefühl haben, dich schon wieder zu verlieren.â
Dean sprach mit gefasster Stimme, doch in seinem Innern war er nicht so gefestigt.
Alles was er befürchtet hatte, war eingetroffen.
Rory liebte ihn nicht.
Rory trauerte Jess hinterher.
Dean hatte die gröÃte Liebe seines Lebens an einen anderen verloren, der davon noch nicht einmal wusste.
Und das machte ihn beinahe rasend.
Rory sah Dean in die Augen.
Ihr liefen Tränen über das Gesicht doch sie konnte nichts sagen.
âIch glaube es ist besser wenn du jetzt gehstâ, meinte Dean.
Rory stand langsam auf, sie war immer noch unfähig Worte für diese Situation zu finden.
Sie ging hinaus aus Deans Zimmer, die Treppe hinunter und die Haustür hinaus.
Jede Bewegung, die sie tat, war langsam und ruhig.
Rory konnte immer noch nicht fassen was da gerade passiert war. Zuerst Hatte Dean sie verlassen, dann war Jess abgehauen, und als sie gerade wieder mit Dean befreundet sein wollte, ging auch das schief.
Rory fand, dass man ihr Leben im Moment wirklich nicht als glücklich bezeichnen konnte.
Niedergeschlagen schlurfte sie nach Hause. Dort angekommen wollte sie sich am liebsten ins Bett legen, doch es war kaum Mittag und somit noch ein bisschen zu früh.
Also machte sie es sich mit einem Buch auf der Couch gemütlich und wartete auf Lorelai, um sich die Drachen-Prinz-Story anzuhören.
The truth is... sometimes I miss you so much I can hardly stand it.
ava
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.09.2005, 18:52 von
MaryKris.)