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[size=3]Teil 2
Kapitel 1
Detroit - Lost in the Supermarket
Jess lieà seinen Blick über die Kisten schweifen.
Die meisten davon würden noch im Morgengrauen von einer Wohltätigkeitsorganisation abgeholt werden, andere kamen in einen kleinen Lagerraum um dort vor sich hinzustehen bis Jess sich entschloss sie abzuholen und der Rest blieb im Haus, vielleicht konnten die neuen Besitzer damit etwas anfangen.
Langsam wischte er sich mit dem Saum seines T-Shirts den Schweià von der Stirn.
Hier drin waren es fast 40°C, aber die Fenster zuöffnen wäre Selbstmord, ein dicker Schleier lag über der Stadt. Smog, wie jedes Jahr im Sommer. Allerdings meinte Jess, sich erinnern zu können, das es so schlimm normalerweise erst im August wird und es war erst Ende Juni.
Müde schnaufend griff Jess nach einer der Kisten, die einzige die ihn ab sofort auf seiner Reise begleiten würde, und stolperte zur Treppe.
Es war nur eine kleine Kiste, aber sie war vollgestopft mit Büchern aus Dottys Regal, dem entsprechend war auch das Gewicht. Jess ging langsam die Treppe hinunter und beschleunigte wieder sobald er ebenen Boden unter den FüÃen hatte.
Er verstaute die Kiste im Kofferraum. Er schaute sich kurz um, er konnte kaum glauben das diese Gegend ihm inzwischen so vertraut war. Sechs Monate, ganze Sechs Monate an einem Fleck. Er fühlte sich hier inzwischen fast heimisch, trotzdem wusste er das es an der Zeit war weiter zuziehen. Detroit war keine Stadt für ihn.
Morgenfrüh würde er zum letzten Mal in seinem Leben den Laden öffnen und versuche die Restbestände zu verkaufen.
Er würde zum letzten Mal auf Dottys Couch schlafen, zum letzten Mal seinen Kaffe mit der alten Kaffeemaschine kochen, zum letzten Mal die Dusche benutzen, er würde sich anziehen, seinen Seesack über die Schulter schwingen, die Wohnung verlassen, die Schlüssel im Hinterzimmer an den Haken hängen, die Sicherung an der Ladentür entriegeln, so dass sie ins Schloss viel wenn er sie hinter sich schloss. Er würde sie seinem Wagen gehen, seinen Seesack auf die Rückbank schmeiÃen und losfahren.
Er würde zum Friedhof fahren um sich entgültig von Dorothy Adams zu verabschieden, er würde den Friedhof wieder verlassen und dann Detroit ein für allemal den Rücken zudrehen.
Das schrille Ringen des alten Weckers lieà Jess am nächsten Morgen aufwachen.
Am liebsten hätte er sich noch einmal umgedreht und ein paar Stunden geschlafen, aber das war ihm nicht vergönnt. Langsam rappelte er sich auf.
Mit halb geschlossenen Augen tapste er ins Bad. Ein Schauder durchzog ihn als seine nackten FüÃe die kalten Platten im Badezimmer berührten.
Ohne lange zu trödeln streifte er seine Boxershorts ab und stieg er in die Dusche. Kaum hatte er das Wasser angedreht spürte er wie die Müdigkeit von ihm abfiel[size=1].
[size=2]Als er den Laden betrat, schaltete er zuallererst das kleine Tragbare Radio an, das auf einem Hocker hinter dem Tresen stand, wie er es seit Monaten jeden Morgen tat. Dann ging er zur Tür, sperrte auf und drehte das kleine Schild auf âOpenâ.
Als er sich umdrehte blieb sein Blick unwillkürlich an den nur noch halb vollen Regalen hängen. Vor vier Tagen war die letzte Lieferung gekommen und er hatte gut verkauft. Er hätte durchaus Stolzsein können, aber etwas in ihm lieà es nicht zu.
Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken gehen zu müssen, aber bleiben war keine Alternative. Zu bleiben wäre so als würde er sich verstecken, um nie mehr hervor zukommen. Entgültig zu verlieren woran ihm etwas lag.
Mit einem leisen Seufzer, den er selbst kaum hören könnte ging er zum Tresen und setzte sich auf den Klappstuhl, auf dem auch Dotty gesessen hatte, als er zum ersten Mal das Geschäft betreten hatte.
Der ganze Raum sah jetzt so groà aus, ganz anders als damals. Die Regale waren voll, übervoll, gewesen. Der Raum dunkler. Jetzt waren überall Lücken und das Sonnenlicht fand selbst zu den hintersten Winkeln einen Weg.
... Hearing that noise was my first ever feeling That's how it's been all around me I'm all lost in the supermarket I can no longer shop happily I came in here for that special offer A guaranteed personality ... Jess drehte das Radio etwas leiser, als er sah wie eine der Stammkundinnen an der Tür erschien. Laura Bennett, eine junge Mutter von drei Kindern. Sie kam jeden Montag und Donnerstag Morgen sobald ihre Kinder in der Vorschule und der Junior High untergebracht waren. Sie kaufte verschiedene Gerichte zum Wärmen, Cola, Bier, Nudeln und Montags zusätzlich noch eine Zeitschrift für sich selbst. Jess wusste nicht warum er sich diese Dinge merkte aber er tat es und es war, auch wenn es ihm nicht bewusst war, ein gutes Gefühl das zutun. Es war Routine. Ein Teil von etwas das ihm, wenn er es auch nie aufgefallen war, gefehlt hatte. âMorgen!â grüÃte Laura ihn mit einem freundlichen lächeln. Er nickte nur träge. âDer letzte Tag, also?!â Laura versuchte den üblichen Small Talk zuhalten, aber ihr fiel auf das ihr Gegenüber nicht wirklich in der Stimmung war. Als Jess alles in die Kasse eingetippt, das Geld entgegengenommen und Laura das Restgeld ausbezahlt hatte, startete die Junge Frau einen letzten Versuch. âWir vermissen Dotty alle. Jeder der hier einkauft und wir werden den Laden vermissen und zumindest die kleine Walker wird selbst dir Brummbär ´ne Träne nachweinen!â Jess zog verblüfft eine Augenbraue hoch âDie kleine Walker? Sie meinen Brittany?â Laura nickte âSag bloà du hast nicht gemerkt das die kleine ´en Auge auf dich geworfen hat?â Jess hob abwährend die Hände. âIhr Männer!â, war alles was Laura darauf noch erwiderte, bevor sie ihre Taschen griff und mit einem, an Jess gerichtetem, aufmunternden Lächeln den Laden verlieÃ. ...I came in here for that special offer A guaranteed personality And it's not hear It disappear I'm all lost ...
Im Endeffekt verlief der Tag wie jeder andere. Nur mit den Unterschied das Jess an diesem Abend mit einer Plastiktüte in der Hand durch die Gänge des Geschäfts streunte und alles an Konserven, Getränkeflaschen und SüÃkram einpackte, das ihm in irgendeiner Form genieÃbar erschien. Zu guter letzt schnappte er sich noch ein Sixpack Bier aus einem der Kühlfächer und verschwand nach oben.
Das Bier war eine nette Ablenkung von dem was vor ihm lag. Es ging auf zehn Uhr zu als er die letzte Flasche leerte und sie zu den andern auf den Wohnzimmertisch stellte. Müde lieà er sich auf der Couch zurückfallen, so das er flach darauf lag und nur noch seine FüÃe den Boden berührten. Ohne sich noch mal aufzurichten zog er sein T-Shirt aus und streifte die Schuhe ab. Bevor er überhaupt dazu kam, darüber nachzudenken wie er sich ohne viel aufwand seiner Hose entledigen konnte, merkte er wie die Müdigkeit des Morgens wieder in ihm Aufstieg, nur das sie diesmal noch zusätzlich durch das Bier verstärkt wurde. Gähnend zog er die Beine auf das Sofas und drehte sich mit einem müden Grunzen auf die Seite. Keine Minute später schlief er tief und fest, zum letzten Mal auf dieser Couch. Zum letzten Mal in Detroit.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.08.2005, 12:29 von
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