Prolog
... In dem Moment in dem die Tür hinter mir zuschlug, wusste ich das ein neuer, besserer Abschnitt meines Lebens begonnen hatte.
Die Veränderungen kamen langsam, aber sie kamen.
Ein einfaches Wort wie âNeinâ hatte mich vor einem Jahr ins Chaos gestürzt und ein ebenso einfach Wort, ein âVielleichtâ, brachte mich nun dahin zurück wo ich hingehörte.
Am Morgen nach der Unterhaltung flog ich zurück nach Kalifornien, noch vom Flughafen aus rief ich sie an. Es war eine kurze Unterhaltung. Wir wechselten kaum ein Wort, aber es war ein Anfang.
Ich besuchte Jimmy und Sasha, holte mein Auto ab und ich rief sie wieder an, bevor ich mich auf den Weg zurück nach New York machte.
Ich rief sie an wenn ich unterwegs Rast machte und jedes Mal redeten wir mehr, fingen an über uns zureden, nicht nur über das Wetter.
Zurück in New York, zog ich zu Tiana und Todd, suchte mir einen Job, schrieb mich für die Abendschule ein und rief sie an.
Nichts zählte auÃer diese Anrufe. Von mal zu mal wurden sie länger, persönlicher, vertrauter. Ein Teil meines Lebens an den ich mich gerne erinnere.
Stop, nichts anderes zählte, stimmt nicht!
Immerhin waren es nicht nur Sie und Ich, da war immer noch Ty.
Sie hatte es nicht geschafft einen Studienplatz zubekommen den sie bezahlen konnte ohne einen Credit aufnehmen zu müssen. Sie war enttäuscht, trotzdem irgendwie, irgendwann kamen wir zu dem Entschluss das es gar nicht so schlimm war. Immerhin so hatten wir die Chance im nächsten Jahr gemeinsam das Studium zu beginnen.
Die Zeit verging und bevor ich mich versah, waren drei Monate vergangen. Drei Monate seit dem groÃen âVielleichtââ.
Drei Monate in denen ich sie nicht gesehen, dafür aber jeden zweiten Tag ihre Stimme gehört hatte und dann plötzlich ohne Vorwarnung stand sie in dem kleinen Apartment das ich mir mit Ti und Todd teilte.
Es war ein Samstagmorgen, der letzte vor dem Ende ihrer Semesterferien.
Wir verbrachten den ganzen Tag im Washington Square Park. Ich erzählte ihr von der Abendschule und Tianas und meinem Plan in Sachen College. Auch wenn es sich seltsam anhört, es stimmte, ich hatte einen Plan.
Sie erzählte mir von ihren Hoffnungen und wünschen für ihr Senior Jahr in Yale.
Eine Woche später trafen wir uns wieder, diesmal in Stars Hollow. Ich übernachtete in dem leerstehenden Apartments meines Onkels.
Es wurde zu einem Ritual.
Freitags fuhr ich Mittags von New York nach New Haven. Wir trafen uns in einem Cafe nicht weit vom Campus entfernt, tranken Kaffee, unterhielten uns, erzählten was in den Telefongespräche nicht erwähnt worden war.
Am Nachmittag gingen wir zu ihr, sie packte ihre Sachen zusammen und wir fuhren, jeder mit seinem Wagen, nach Stars Hollow.
Sonntagsmittags lief es genau so, nur in umgekehrter Reihenfolge.
SchlieÃlich wurde es Winter.
Dann kam Silvester.
Ich stand im Gilmore-Danes Haus und zum ersten Mal wurde mir bewusst was sich im Vergangenen Jahr alles verändert hatte, abgesehen von meiner Beziehung zu ihr.
Vor genau einem Jahr stand ich in New York an dem Fenster eines Apartmentgebäudes. Verloren, ohne Hoffnung, ohne den geringsten Schimmer was aus mir werden würde.
Dieses Jahr stand ich inmitten von Freunden, Familie, in einem Haus in dem ich immer Willkommen sein werde, in einer Stadt die trotz ihres unbeschreiblichen Wahnsinns mein Zuhause ist.
Alle waren da - Luke, Lane, Zach, Sookie, Lorelai inklusive zukünftigem Sprösslings, Liz, T.J., Jackson, Davie, Tiana, Todd und natürlich Rory.
An diesem Tag wusste ich, dass nichts umsonst gewesen war.
Am nächsten Morgen fragte Luke mich ob ich bereit wäre nach Star Hollow zuziehen und im Diner zuarbeiten. Er fragte nicht gerne, das konnte man sehen, aber er tat es.
Er wollte mehr Zeit für Lorelai und seinen Sohn, der in vier Monaten zur Welt kommen würde.
Eine Woche später hatte ich meine Scheine von der Abendschule in New York zu einer in Hartford transferiert und stand in Lukeâs Diner hinter dem Tresen.
Ich hätte nie gedacht das es mir so leicht fallen würde wieder nach Stars Hollow zuziehen und meine Schichten im Diner zuschieben, vielleicht lag es auch einfach daran das ich Anfangs nur Teilzeit arbeitete.
Im März machte ich meinen Abschluss und im April kam Lucan zur Welt.
Ich fing an Vollzeit zu arbeiten, damit Luke die Zeit bekam die er haben wollte um bei seiner Familie zu sein.
Ende Juli machte Rory ihren Abschluss in Yale und ich war da.
Als sie auf dem Podium stand und ihr Diplom entgegen nahm, wurde mir, nicht zum ersten Mal im vergangenen Jahr, deutlich bewusst das ich wichtige Ereignisse ihres Lebens verpasst hatte, von denen ich ein Teil hätte seien sollen.
Ich hatte, und habe, mir immer noch nicht verziehen.
Allerdings spielt das keine Rolle mehr, denn sie hat mir verziehen.
Wenn ich zurück denke, gibt es keinen Moment der mir mehr bedeutet hat, als die Sekunden in denen sie, mitten im Getümmel von Absolventen und stolzen Angehörigen, auf mich zukam, ihre Arme im mich legte und ihre Lippen über meine streifen lieà ohne sie wirklich zu berühren.
Es war kein Kuss. Es war mehr.
Es besiegelte meine Zukunft und zeigte mir, dass alles was geschehen war und noch geschehen würde einen Sinn hatte.
Ein paar Tage später lag die Zusage der Hudson University in meinen Briefkasten, nicht nur in meinem, auch in Tianas.
Rory bekam eine Stelle bei einer New Yorker Zeitung.
Noch bevor es einem von uns klar wurde was geschah, zogen wir in ein kleines Zweizimmerapartment in New York.
Nicht weit von Ty und Todd entfernt.
Die Zeit verging so schnell und jetzt sitze ich hier, an einem kalten 25. November, in dem Apartment das ich mir mit der Frau teile die ich liebe und beende ein Buch, das eigentlich keins hätte werden sollen.
Eine Erinnerung für mich, nicht mehr, aber Rory hat es für nötig gehalten die ersten paar Seiten einem Verleger zu zeigen den sie kennen gelernt hatte und der Verleger mochte was er sah.
Mein Leben gebündelt auf 623 Seiten.
Das Alles scheint mir nicht real zu sein. Es kann nicht real sein, denn sie ist hier und beobachtet mich wie ich auf die Tasten meines Laptops ein schlage.
Sie lächelt.
Es gibt ein Lied von Grant Lee Phillips, Mona Lisa.
Sie ist diese Mona Lisa, meine Mona Lisa.
Sie war es immer und wird es immer sein.
Sie ist der Grund aus dem ich hier bin. Der Grund der es mir möglich macht euch das alles zu erzählen.
Der Grund aus dem ich kaum erwarten kann zugerfahren, was noch kommen wird.
Jess Mariano, 25. November.
Sie wippte ihren einjährigen Bruder auf ihrem SchoÃ, während sie ihre Mutter beobachtete, die langsam das Buch zu klappte und mit der Hand über den Einband strich.
Distance.
Rory kannte das Bild auf dem Cover in und Auswendig. Die Karte der Vereinigten Staaten, die dicken schwarzen Linien die sich darüber zogen, die groÃe weiÃe Schrift, die einem sofort ins Auge fiel.
Lorelai hob den Blick und schaute direkt in die blauen Augen ihrer Tochter âEs ist gut!â
Rorys Augen weiteten sich ungläubig âNur gut?â Rory hörte auf Lucan zu schaukeln und nahm ihrer Mutter das Buch aus den Händen âMum!â
âIst ja schon gut!â Lorelai fing an zu lächeln âEs ist sehr gut! Jetzt zufrieden?â âNein!â Rory erwiderte das lächeln ihrer Mutter.
Kurze Zeit herrschte schweigen zwischen den beiden Frauen. SchlieÃlich wurde Lorelais Gesichtsausdruck wieder ernster âEr liebt dichâ, stellte sie trocken fest.
âIch weiÃ!â Wieder breitete sich ein lächeln auf Rorys Gesicht aus âUns ich liebe ihn!â
Lorelai nickte. So lange Zeit hatte sie sich jemand anderen, besseren, für Rory gewünscht. Hatte nie verstanden, was ihre Tochter an diesem Hoodlum fand, aber jetzt, nach all dieser Zeit, wusste sie das es keinen besseren für ihre Tochter gab.
Es war nicht so, das sie ihm verziehen hatte ihrem Baby, und letztlich auch ihrem Mann, das Herz gebrochen zuhaben, aber sie kam mit ihm klar, akzeptierte ihn, freute sich für Rory und Luke darüber das Jess wieder ein Teil ihres Lebens war.
âIch muss wieder nach New York!â Rory erhob sich langsam von ihrem Platz auf den Sofa, ihren kleinen Bruder fest an sich gedrückt âTiana und Todd, wollten noch vorbei kommen um auf die Veröffentlichung anzustoÃen.â âUnd Jess ist damit einverstanden, also mit der Feierâ, fragte Lorelai, während sie ebenfalls aufstand. Rory grinste âEr weià noch nichts davon!â Sie gab Lucan einen Kuss auf die Stirn, bevor sie ihn ihrer Mutter in den Arm drückte. âWir sehen uns am Wochenende?â âKlar, Kiddo!â Lorelai umarmte ihre Tochter herzlich.
Rory löste sich wieder von ihrer Mutter âGrüà Luke von mir.â âDas werde ich!â
Lorelai folgte ihrer Tochter zur Haustür und schaute ihr nach, bis sie in ihr Auto stieg und davon fuhr.