Parts I - IV
Walk through the Fire II
âFertig?â âNein!â Die Beiden Gilmores standen vor der Eingangstür der Gilmore Villa. Dicht hinter ihnen stand Luke, der Lucan auf dem Arm hielt und wartete ungeduldig darauf das endlich einer der Beiden die Klingel betätigte.
Lorelai fragte wieder âFertig?â Rory atmete tief durch âJ... Nein!â âRory!â
Lorelai seufzte. Sie wusste wie Rory sich fühlte. Kannte ihre Bedenken und Ãngste. Vor mehr als zweiundzwanzig Jahren waren es ihre Ãngste, ihre Bedenken gewesen. Lorelai griff nach der Hand ihrer Tochter und drückte sie ermutigend, während sie sich vorbeugte und mit ihrer freien Hand auf die Klingel drückte.
Es dauerte nicht lange bis eine junge Frau in schwarz weiÃer Uniform die Tür öffnete âKann ich etwas für sie tun?â Lorelai lächelte die neue Angestellte von Emily freundlich an âich bin Lorelai Gilmore - Danes, das ist meine Tochter Rory, ihr kleiner Bruder Lucan und mein Mann Luke. Emily und Richard erwarten uns.â
Das Dienstmädchen nickte âBitte, kommen sie rein!â âDanke!â
Einer nach dem anderen betrat das Impulsante Foyer der Gilmores. Noch während sie ihre dünnen Sommerjacken ablegten, kam Emily ihnen entgegen.
âDa seit ihr ja! Lorelai, Luke!â Sie nickte beiden zu und wendete sich zu Rory âRory, schön dich wieder sehen!â âHallo, Grandma!â Rory umarmte ihre GroÃmutter, wenn auch zögernd. Emily schenkte ihrer Enkelin ein kühles lächeln âUnd Lucan!â Emilys Lächeln wurde herzlicher, als sie sich dem Jungen auf Lukes Arm näherte. Der Kleine streckte ohne zu zögern die Armchen nach seiner Grandma aus. Lorelai wunderte es immer wieder das er so auf ihre Eltern reagierte.
Emily nahm Lucan Luke ab und ging ohne ein weiteres Wort, voraus ins Wohnzimmer âRichard! Sie sind daâ, rief sie in Richtung des Arbeitszimmers âSetzt euch!â Emily, die immer noch Lucan auf ihrem Arm hielt, setzte sich auf den gepolsterten Stuhl, vor dem Kamin und beobachtete ihre Familie, die auf dem Sofa zu ihrer Rechten platz nahm.
âWie läuft das Hotel, Lorelai?â Emilys Blick ruhte auf ihrer Tochter, während sie mit ihren Händen Lucan festhielt, der auf ihrem Schoà hin und her rutschte. âGut, Mum!â Lorelai lächelte âBis Ende Oktober sind wir so gut wie ausgebucht.â âDas freut mich. Luke, wie geht es mit dem Diner?â âAlles beim alten. Die selben Kunden, die selben Einnahmen, das selbe Konzept wie in den verga...â âHallo!â Luke wurde unterbrochen als Richard das Wohnzimmer betrat. Freundlich begrüÃte er seine Familie und schüttelte seinem Schwiegersohn die Hand. âTut mir leid, das ich euch habe warten lassen, aber das Telefonat duldete keinen Aufschub!â âKein Problem, Dadâ, versicherte Lorelai ihrem Vater.
âRory, wir haben uns lange nicht mehr gesehen!â Richard ging zur Bar âWas wollt ihr trinken?â âMartini, wäre nicht schlecht.â Richard nickte seiner Tochter zu âLuke? Rory?â âEinen weià Weinâ, antworte Luke. Rory überlegte kurz âEine Soda, Grandpa.â Richard reichte einem nach dem anderen ein Glas, gefüllt mit dem gewünschten Getränk. âWie ist es dir in den letzten Wochen ergangen, Rory?â Richard schritt an seiner Frau vorbei und setzte sich auf das Sofa gegenüber den anderen. âGut, Grandpaâ, log Rory. Wobei... bis vor ein paar Tagen war es wirklich gut gewesen, erst seit... Rory räusperte sich âIch muss euch etwas erzählen!â Lorelais Augen wurden gröÃer âJetzt schon?â Sie schaute ihre Tochter etwas entgeistert an. âJe länger ich warte, desto schwieriger wird es. Grandma, Grandpa...â Rory schaute erst Richard dann Emily an. Ein schüchternes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus â... Ihr werdet UrgroÃeltern!â Wieder wanderte ihr Blick zwischen den Beiden hin und her, aber weder der eine noch der andere reagierte. Beide saÃen wie versteinert da und starrte ihre Enkelin, ihre Yale Absolventin, an. Emily war die erste die sich rührte. Sie erhob sich von ihrem Stuhl und drückte Lorelai Lucan auf den Schoà âWie kannst du das nur zulassenâ, fuhr sie ihre Tochter an âWahrscheinlich wird deine Tochter uns gleich noch erzählen, das dieser Nichtsnutz von Jess der Vater ist. Lorelai, ich bin schwer enttäuscht! Du hast deine Pflichten als Mutter schändlichst vernachlässigt!â âGrandma!â Rory erhob sich von ihrem Platz und schaute ihre GroÃmutter gerade heraus an âMum, kann nichts dafür! Das weiÃt du!â âRory Gilmore halte dich daraus!â Ihre GroÃmutter schaute sie streng an, so die man ein kleines Kind anschaute das sich in die Gespräche über eine mögliche Bestrafung anschaute. âNein, Grandma! Es geht nicht um Mum, nicht um Luke. Es geht um mich und Jess, also rede mit mir!â Emily kam nicht dazu etwas zu erwidern, da Richard das Wort an seine Enkelin richtete âWo ist er?â âWer?â âJess!â Rory hatte gehofft das niemand fragen würde, gehofft das nicht wieder lügen musste. âEr hat Promotion Termine, für sein Buch und ist diese Woche unterwegs!â âEr geht auf Geschäftsreisen, obwohl du Schwanger bist!â Emilys Stimme war schrill. âGrandpa war auch nicht immer da, während du mit Mum in Umständen warstâ, konterte Rory. âDas ist etwas völlig anderesâ, schrie Emily. âAch ja?â Rory tat ihr bestes um ruhig zu bleiben. Was tat sie hier überhaupt? Verteidigte den Mann, der sie allein gelassen hatte. âJa. Wir waren verheiratet, hatten ein groÃes Haus, hatten G...â Emily schaute sich fragend um. Eine ihr nicht bekannte Melodie breitete sich im Raum aus. Rory presste die Lippen aufeinander. Sie drehte sich zur Couch um und griff nach ihrer Handtasche. Sie musste sie noch nicht einmal öffnen um zu wissen das es ihr Handy war. Sie beeilte sich damit, es aus de Tasche zu fischen. âDu wirst jetzt nicht telefonieren!â Rory schnaubte âDu kannst es mir nicht verbieten, Grandma!â
Rory hielt ihr Handy in der Hand und verlieà schnellen Schrittes das Wohnzimmer, ging durch das Foyer und verlieà das Haus. Sie lehnte die Haustür hinter sich nur an, um später nicht Klingeln zu müssen.
âJa?â Rory war etwas auÃer Atem, die Schreierei hatte sie völlig ausgepowert. Sie hasste es sich mit ihren GroÃeltern zu streiten.
âRory?â Ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus.
Rorys Gedanken überschlugen sich. Sie atmete tief durch, unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. âJess!â Mehr brachte sie nicht hervor.
âRory, ich... Es tut mir leid. Ich wollte nicht...â âDu wolltest nicht?â Rory riss der Geduldsfaden. Sie hatte es satt. Die ewigen Entschuldigungen, die ewige Ungewissheit. âDu wolltest nie! Du hast mir gesagt du brauchst Zeit, ok. Damit kann ich leben. Meine Güte, Jess. Wenn du Abstand gebraucht hättest, du hättest ihn bekommen! Aber, nein, du musst mal wieder aufhauen ohne ein Wort. Ich weià nicht mal wo du bist!â Rory atmete tief ein und unterdrückte die aufkommenden Schluchzer. âKalifornien!â Rory zog die Augenbrauen zusammen âWas?â âIch bin in Kalifornien, bei meinem Dad. Ich... Rory, ich werde dich nicht im Stich lassen. Niemals!â Sie hörte wie Jess seufzte âIch komme zurück. Gib mir nur noch ein paar Tage. Ich werde für dich und unser Baby da sein, glaub mir. Ich habe und werde dich nicht im Stich lassen. Komme was wolle!â
Rory hatte gehört ohne ihn zu unterbrechen und sie sprach auch jetzt nicht. Sie hörte nur zu, hörte seine Versprechungen, hörte wie er darauf wartete das sie etwas sagte, hörte wie er sich verabschiedete und nach kurzer Zeit schlieÃlich auflegte.
Mit glasigen Augen starrte sie auf das Handy in ihrer Hand, vereinzelte Tränen rollten über ihre Wangen. âDu hast mich schon längst im Stich gelassenâ, flüsterte sie leise.
Sie blinzelte ein paar Mal benommen, wischte sich die Tränen weg und richtete ihr Augenmerk auf die Tür hinter ihr. Sie zögerte, aber schlieÃlich trat sie ein, in der Hoffnung die nächste Runde zu überstehen.
Das brabbeln, das leise durch das Babyfön drang, lieà sie langsam die Augen öffnen. Müde schlug sie die Decke zur Seite und stand auf. Ohne die Augen richtig zu öffnen tapste sie aus ihrem Zimmer und stieà die Tür zum Kinderzimmer auf. âLucan, Baby! Warum bist du denn schon munterâ, fing sie an mit ihrem Sohn zu reden, noch bevor sie das Bettchen des Kleinen erreicht hatte. Vorsichtig hob sie ihn über die Gitterstäbe âGuten Morgen, Kiddo!â Lorelai küsste ihn sachte auf den Scheitel âDu siehst aus als hättest du Hunger. Anscheinend wird aus dir doch noch ein richtiger Gilmore!â Lucan lächelte seine Mum an und tatschte mit seinen Händen in ihrem Gesicht. âUm ehrlich zu sein. Ich bin auch hungrig. Vielleicht hat dein Daddy ja schon was für uns gemacht. Sollen wir nachsehen?â Lucan quiekte zufrieden, als Lorelai sich in Bewegung setzte und den Weg nach unten antrat.
Das ganze Haus war still.
Lorelais Verwunderung stieg weiter, als sie weder im Wohnzimmer, noch in der Küche auf ihren Ehemann traf. Es war Samstag, also hatte Luke eigentlich frei und müsste Zuhause sein, aber er war weder in ihrem Schlafzimmer, noch im Bad, noch irgendwo hier unten.
Sie setzte Lucan in den Hochstuhl direkt neben den Tisch und sah sich suchend um. Ihr Blick blieb an einem weiÃen Stückpapier haften, das an einer Thermoskanne, direkt neben der Kaffeemaschine klebte.
Lorelai hatte schon eine Vermutung, was sie lesen würde, als sie zur Anrichte ging.
Rory hatte ihr und Luke, nachdem sie das Haus der GroÃeltern verlassen hatten, erzählt das Jess angerufen hatte und wo er war. Einzelheiten hatte sie für sich behalten, aber Lorelai hatte in dem Gesicht ihres Mannes lesen können was er dachte und sie wusste das er es ernst meinte.
Jess war fällig!
Lorelai löste den Klebestreifen, der den Zettel hielt und fing an zu lesen.
Hab dir Kaffee gemacht. Fliege nach Kalifornien. Komme Montag zurück. Ich Liebe dich. Gib Lucan einen Kuss. Drück Rory. Luke.
Er schaute sich das rege Treiben vor und um ihn herum an. Die Sonne schien trotz der frühen Morgenstunde hell und heiÃ. Zu heià für einen Menschen der sein ganzen Leben in Conneticut verbracht hatte.
Er hasste es.
Schnell ging er zu einem der warteten Taxis und nahm auf der Rückbank platz. âVier zweiundzwanzig Windward Circle!â Der Taxifahrer nickte. Kurz darauf startete er den Motor und reihte sich in dem flieÃenden Verkehr ein.
Er schlug erschrocken die Augen auf, als er aus seinem Bett gezogen wurde. Eine Hand hatte ihn am Kragen gepackt und schleuderte ihn gegen die gegenüberliegende Wand. Er stöhnte leise auf, als er gegen die Kante der kleinen Kommode stieÃ. Ein stechender Schmerz breitete sich in seinem ganzen Körper aus. Seine Muskeln versteiften sich. Er atmete StoÃweise, auÃerstande das brennen in seiner Wirbelsäule zu unterdrücken.
Er hatte noch nicht einmal Zeit die Augen richtig öffnen, als die Hand ihn erneut griff und ihn an die Wand presste. Der Druck auf seinen Brustkorb wurde noch verstärkt.
Er schnappte nach Luft. Er blinzelte und ganz langsam klärte sich das Bild vor seinen Augen. Er hielt die Luft an âLuke?â
Luke verstärkte den Druck noch etwas und starrte seinen Neffen mit zusammen gekniffenen Augen an âDu verdammter Mistkerl!â