17. Yeah, heâs back!
Rory wurde vom lauten Klingeln ihres Weckers aus dem Schlaf gerissen. Seufzend setzte sie sich auf und starrte auf die rot leuchtenden Ziffern. Es war 5 Uhr morgens. In diesem Moment bereute Rory es, dass sie am Abend zuvor nicht mehr zurück nach Yale gefahren war. Immer noch verschlafen schlug sie die Decke zurück und ging, sich die Augen reibend, ins Badezimmer. Als sie unter der Dusche stand und das heiÃe Wasser ihren Körper herunterlief rief sie sich das Geschehen des vergangenen Tages wieder in Erinnerung.
Ihr wurde erst jetzt so richtig klar was es bedeutete, dass Jess wieder zurück war. Sie würde ihn zwar nicht jeden Tag sehen, schlieÃlich war da immernoch Yale. Aber an den Wochenenden, in den Semesterferien und überhaupt jedes mal wenn sie nach Stars Hollow kommen würde.
Rory war sich noch nicht sicher wie sie damit umgehen würde. Sie hatte so lange darauf gewartet, Jess wieder zu sehen und nun war er da.
Doch die Angst die sie verspürte, wurde von der Wärme und Zufriedenheit überlagert, die sich während der Nacht in ihrem ganzen Körper ausgebreitet hatte.
Rory stieg aus der Dusche und wickelte sich in ein groÃes Badetuch.
Nachdem sie mit der Hand über den Spiegel gewischt hatte sah sie ihrem Spiegelbild skeptisch entgegen. Sie sah zwar immernoch beängstigend dünn aus, und auch die Augenringe waren noch nicht verschwunden, doch ihre Augen strahlten wieder, fast wie früher.
Nachdem sie sich angezogen und alle Sachen im Auto verstaut hatte lief sie noch einmal kurz ins Haus und kam nach einer Minute wieder heraus.
Schnell ging sie zu ihrem Auto, um zurück nach Yale zu fahren.
Etwa 2 Stunden später schlug Lorelai die Augen auf und fand einen post-it Zettel auf ihrer Stirn. Verwirrt nahm sie ihn ab und las was darauf geschrieben war.
âWenn du keinen Herzinfarkt kriegen möchtest, ruf Luke an, bevor du zu ihm gehst. Hab dich lieb Mum! Roryâ
Den Kopf schüttelnd legte Lorelai den Zettel zur Seite und ging ins Badezimmer. Nach einer halben Stunde kam sie wieder hinaus, zog sich an, und als jedes Kleidungsstück und jede Haarsträhne perfekt saÃ, setzte sie sich wieder auf ihr Bett und nahm den Zettel ein zweites Mal in die Hand. Wieder schüttelte sie den Kopf, stand auf und ging die Treppe hinunter um Luke anzurufen.
âLukeâs Diner!â
âGuten Morgen mein Schatz!â, säuselte Lorelai am anderen Ende der Leitung.
âLorelai, warum rufst du an, und kommst nicht einfach her, wie jeden morgen?â, fragte Luke leicht verdutzt.
âWeil ich keinen Herzinfarkt bekommen möchte.â, meinte Lorelai mit ernster Stimme.
âHm, ich glaube das muss ich jetzt nicht verstehen, oder?â
âHeute morgen fand ich einen Zettel auf meiner Stirn, auf dem stand, ich solle dich anrufen, bevor ich mir meine tägliche Dosis Koffein hole, damit ich keinen Herzinfarkt bekomme.â, erklärte Lorelai.
âAhh, ich sehe schon, Rory hat vorgesorgt.â
âWürdest du mir jetzt mal bitte erklären was los ist?â, drängelte Lorelai.
âJess ist wieder da.â
âDein Jess?â,
âJa, mein Jess.â
âDein Neffe Jess?â
âJa, mein Neffe Jess.â, stöhnte Luke genervt.
âDein Neffe Jess, der meiner Tochter das Herz gebrochen hat?â
âWie lange willst du das noch weitermachen?â
âKein Ahnung, bis ich aufwache vielleicht.â, antwortete Lorelai hysterisch.
âLorelai, es ist kein Traum, Jess ist wieder hier, und jetzt komm einfach rüber, damit ich dir das Ganze persönlich erklären kann.â
âIst gut, bis gleich.â
Luke hängte den Hörer auf und sah Jess an, der mit hochgezogenen Augenbrauen neben ihm stand.
âUnd?â, fragte er.
âIch glaube du gehst lieber noch eine Weile rauf, bis ich ihr erklärt habe, dass du in Frieden kommst.â
âIch glaube auch.â Jess rieb sich das Kinn und tat so als würde er überlegen. âIch könnte mein Bett wieder aufbauen. Ich kann immernoch nicht glauben, wie schnell du es abgebaut hast.â Jess schaute Luke vorwurfsvoll an.
âNaja, weiÃt du..â, stotterte Luke, doch dann sah er wie Jess anfing zu grinsen.
âWie leicht man dich doch reinlegen kann, Onkelchen.â
âJetzt hau bloà ab!â, schnaubte Luke.
Jess hob nur abwährend die Hände und ging rückwärts auf die Treppe zu bis er ganz hinter dem Vorhang verschwunden war.
Rory wuselte in ihrem Zimmer hin und her ohne auf Paris zu achten, die immer noch im Bett lag und schlief. Es war kaum Verkehr gewesen und so war Rory viel zu früh in Yale angekommen. Doch nach einer Weile setzte Paris sich wütend auf.
âWie soll man denn bei so einem Krach schlafen können?â, schimpfte sie.
âHm, gar nicht. Du solltest sowieso aufstehen, sonst bekommst du am Ende kein Frühstück mehr.â, lachte Rory und packte ein Buch in ihre Tasche.
âGilmore, was ist los mit dir?â Paris schlug die Decke zurück und stand langsam auf.
âWas soll denn los sein mit mir?â
âAch komm schon, du weiÃt ganz genau was ich meine. Bis letzte Woche warst du noch das Elend in Person, und auf einmal stehst du hier vor mir und strahlst mich an.â Paris stemmte die Hände in die Hüften und tippte ungeduldig mit dem Fuà auf dem Boden. Da sie immer noch ihren Schlafanzug trug, gab das ganze ein sehr amüsantes Bild ab.
Rory versuchte erst das Lachen zu unterdrücken, doch lange konnte sie sich nicht halten und lief kurz darauf aus dem Zimmer.
Paris hörte nur lautes Lachen aus dem Wohnzimmer, sah dann an sich hinunter und rief âFein, dann eben nicht! Ich krieg schon noch raus was mit dir los ist!â Wütend stampfte sie ins Badezimmer.
Rory kam wieder ins Schlafzimmer gelaufen.
âTut mir leid Paris, aber du sahst einfach so zum SchieÃen aus, da konnte ich mich nicht mehr beherrschen.â
Doch als Antwort bekam sie nur ein beleidigtes âTse!â aus dem Badezimmer.
âNa gut, wenn du es unbedingt wissen willst, Jess ist wieder da.â
Langsam ging die Tür auf und Paris kam mit groÃen Augen und ihrer Zahnbürste im Mund heraus.
Rory musste sich anstrengen um nicht wieder laut loszulachen und dieses mal klappte es.
Immer noch sah Paris Rory leicht abwesend an, doch schlieÃlich nahm sie die Zahnbürste aus dem Mund.
âDein Ex-Freund Jess?â
âJa, mein Ex-Freund Jess.â
âDer wegen dem du so mies drauf warst?â
âGanz genau der.â
âDich soll mal einer verstehen.â, seufzte Paris, verdrehte die Augen und ging zurück ins Badezimmer.
Rory sah ihr verdutzt hinterher.
âHey, Moment mal, wie meinst du das.
Paris öffnete die Tür wieder.
âWie soll ich das schon meinen? Du bist monatelang nur noch ein einziges Häufchen Elend und dann kommt dieser Jess einfach wieder und auf einmal bis du wieder glücklich. Was bitte hat er angestellt, dass du ihm so schnell wieder verziehen hast?â
âIch weià nicht, wir haben einfach geredet, und er hat sich entschuldigt.â
âHm, ok.â Paris ging wieder ins Badezimmer. Kurz bevor sie die Tür schloss drehte sie sich noch kurz um. âEs ist schön dich mal wieder lachen zu sehen.â Sie grinste und schloss die Tür endgültig hinter sich.
Rory schüttelte lächelnd den Kopf. Wozu leugnen? Paris hatte doch recht. Seit sie mit Jess geredet hatte ging es Rory so gut wie schon lange nicht mehr. Warum auch nicht? Sie hatte lange genug gelitten, wozu sich jetzt weiterhin fertig machen. Rory war es müde sich jede Nacht in den Schlaf zu weinen, mit roten Augen aufzuwachen und sich durch den Tag zu zwingen, nur um sich später wieder in Bett fallen zu lassen, die sich anbahnenden Tränen schon in den Augen spürend.
Rory sah auf die Uhr, stopfte noch ein letztes Buch in ihre Tasche und verlieà das Zimmer, um sich vor der ersten Vorlesung noch einen Kaffee zu genehmigen.
Kurz nachdem Lorelai aufgelegt hatte nahm sie den Hörer wieder in die Hand und wählte.
Während sie dem monotonen Tuten zuhörte wippte sie ungeduldig mit dem FuÃ.
âNun geh schon ran!â, murmelte sie, als am anderen Ende der Leitung auch schon abgenommen wurde.
âRory Gilmore?â
âHey SüÃe, ich binâs!â
âOh, hey Mum! Ich habe nicht so viel Zeit, meine Vorlesung fängt gleich an, also schieà los, was gibtâs?â Das alles war in Windeseile aus Rory herausgesprudelt.
Lorelai klappte die Kinnlade herunter und sie musste sich beherrschen um nicht das Telefon ungläubig anzustarren. Wer war diese Person mit der sie gerade sprach? Sie hörte sich an wie die alte Rory, wie die fröhliche Rory, doch wie war das möglich? Es war doch nicht etwa wegen ihm?
âEhm, nichts besonderes, ich habe nur gerade mit Luke telefoniert.â
âAhh, jetzt weiÃt du es also. Tut mir leid, ich wollte es dir eigentlich selber sagen, aber ich wollte dich nicht wecken.â
âIst schon gut, du musst nur verstehen, dass ich immer noch leicht verwirrt bin.â
âWir haben gestern Abend lange geredet, Jess und ichâ, erklärte Rory âÃber alles. Und es ist ok! Glaub mir, es ist alles in Ordnung!â, versuchte Rory ihre Mum zu überzeugen.
âNa wenn du das sagst, bleibt mir ja nichts anderes übrig als dir zu glauben.â Lorelai seufzte.
âSo, ich muss aufhören, der Professor kommt gerade. Ich hab dich lieb Mum, Bye!â
Und bevor Lorelai noch etwas erwidern konnte, hatte Rory schon aufgelegt.
Sie nahm langsam dem Hörer vom Ohr und legte auf.
Schnell nahm sie schlieÃlich ihre Handtasche und ihre Schlüssel und ging aus dem Haus. Sie musste dringend etwas klären.
Jess saà auf seinem gerade aufgebauten Bett und las ein Buch als plötzlich die Tür aufgestoÃen wurde.
Er erschrak so sehr, dass ihm dass Buch aus der Hand und er selber fast vom Bett fiel.
âDu!â, schnaufte Lorelai, die mit dem Finger auf Jess zeigend immer weiter auf ihn zuging.
Jess verhedderte sich bei dem Versuch aufzuspringen im Bettlaken und fiel endgültig hinunter. Schnell rappelte er sich wieder auf und ging rückwärts, weg von Lorelai.
âDu!â, sagte sie wieder.
Jess sah Lorelai panisch entgegen, als er ihren irren Gesichtsausdruck sah. Doch plötzlich schaute sie ihn anders an. Es war ein zufriedener, beinahe dankbarer Blick.
Sie holte tief Luft, und setzte sich schlieÃlich an den Küchentisch. Mit einem Blick machte sie ihm klar, dass er auch platz nehmen sollte, was er nach kurzem zögern dann auch tat.
âIch habe nur zwei ganz einfach Fragen Jess, und ich möchte, dass du sie mir ehrlich beantwortest.â
Jess nickte unsicher.
âIch weià nicht, was du getan hast, damit Rory wieder so ist wie sie früher war und ich möchte es auch gar nicht wissen. Die Hauptsache ist, dass wir endlich alle unsere alte Rory wiederhaben, und, so ungern ich es zugebe, dass ist dein Verdienst. Du hast es geschafft, sie zu einem menschlichen Wrack werden zu lassen, doch du hast sie schneller wieder unter die Lebenden geholt als ich es mir erträumt hätte.â
Jess seufzte erleichtert. Er hatte mit vielem gerechnet, nur nicht damit, dass Lorelai ruhig mit ihm sprach.
âSo, nun zu meinen Fragen. Die erste ist, was erhoffst du dir davon wieder hier zu sein?â
Mit dieser Frage hatte Jess nicht gerechnet.
âIch, ich weià es nichtâ, stotterte er. âIch wollte, dass Rory wieder lachen kann. Und weiter hab ich noch nicht gedacht.â
Lorelai sah ich ungläubig an. Sie war nicht sicher ob sie ihm das abnehmen sollte. Ob er nicht vielleicht doch schon viel, sehr viel weiter gedacht hatte.
âOk, nun zu meiner zweiten Frage.â Sie sog scharf die Luft ein, bevor sie endlich sprach.
âWirst du meiner Tochter jemals wieder das Herz brechen?â
Diesmal musste Jess nicht überlegen. Er wusste die Antwort auf diese Frage sofort. Er hatte es sich geschworen.
âNein!â, sagte er mit fester Stimme, und sah Lorelai dabei direkt in die Augen.
In diesem Moment verstand Lorelai, warum es Rory wieder gut ging. Sie vertraute Jess. Sie glaubte ihm, dass er sie nie wieder verletzen würde. Genauso glaubte Lorelai ihm. In seinem Blick lag nicht anderes als Reue und Wahrheit.
âGut, das hätten wir geklärt.â, meinte Lorelai und stand auf. Doch bevor sie wieder hinunterging sah sie sich noch einmal zu Jess um.
âDanke!â, sagte sie ehrlich und ging schlieÃlich die Treppe hinunter.
The truth is... sometimes I miss you so much I can hardly stand it.
ava
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.11.2005, 20:58 von
MaryKris.)