Teil I
Day by Day
„Also, ich hohle dich dann morgen ab?“, fragte Jess als sie gemeinsam vor der Arztpraxis standen. Rory nickte „Es wäre dumm mit beiden Autos zufahren.“ Die beiden schauten sich einen kurzen Moment an. Rory war die erste die ein Lächeln zulieÃ, aber lange nach ihr breitete sich auch in Jess Gesicht ein glücklicher Ausdruck aus. Beide wussten woran der andere dachte. Beide wussten das sie sich gleichermaÃen darüber freuten. Eigentlich war es egal, Hauptsache ihr Baby war gesund. Aber wenn Rory ehrlich war freute sie sich mehr über das Ergebnis das sie bekommen hatten, als sie es vielleicht getan hätte wenn es anders ausgefallen wäre und auch Jess schien es nicht viel anders zugehen. „Bis dann!“ Rory schaute Jess an, kaum darauf gefasst was kam. Jess beugte sich ein Stück vor und streifte ihre Wange sanft mit seinen Lippen „Bis Morgen!“
Rory stand einen Moment da, ohne zuwissen ob sie noch etwas sagen oder tun sollte, während Jess bereits auf dem Weg zu seinem Auto war.
„Mum?“ Rory schob langsam die Tür ihres Eltern Hauses auf. Gespannt was ihre Mutter hier auf die Beine gestellt hatte. Sie hatte kaum einen Fuà in den Flur gesetzt als ihre Mutter mit einem Schall in der Hand auf sie zu gerannt kam „Umdrehen!“ „Was?“ Rory folgte der Anweisung ihrer Mutter etwas überrumpelt. „Augen zu!“ befohl Lorelai weiter. „Mum, was soll das?“ „Eine Ãberraschung!“ „Falls du die Babyparty meinst, ich weià längst das sie stattfindet.“ Lorelai verdrehte die Augen „Jess, bitte sag der Mutter deines Kindes sie soll auf ihre Mami hören“, wendete Lorelai sich an Jess, der schmunzelnd in der Tür stand und die Interaktion der beiden Frauen beobachtete. „Rory, hör auf deine Mami“, wiederholte er Rorys Worte weniger ernst, als sie ihm von Lorelai übermittelt wurden. „Wenn ich einen Herzinfarkt bekomme, seit ihr Schuld!“ Rory schaute beide ernst an, fügte sich aber schlieÃlich den Anweisungen ihrer Mutter.
Lorelai legte den Schall um die Augen ihrer Tochter und machte einen leichten Knoten. Sie deutete Jess an Rorys linken Arm zu halten, während sie selbst den rechten Arm ihrer Tochter packte. Gemeinsam führten sie Rory durch den Rundbogen ins Wohnzimmer.
Jess stellte mit erstaunen fest das mehr Leute da waren, als er vermutet hatte. Neben den üblichen Verdächtigen hatten sich auch Miss Patty, Babette, Morey, Gipsy, Kirk und Lulu in der Gilmore- Danes Residenz eingefunden.
Was ihn im wesentlichen aber mehr erschreckte war die Dekoration die Lorelai zu diesem Anlass gewählt hatte und von der Luke vermutlich alles andere als Begeistert war. Der ganze Raum erschlug einen fast mit hell Rosa und Blautönen. Girlanden hingen an Decke und Wänden, eine Sahnetorte mit Schnullern und Windeln aus Marzipan stand auf einem Tisch an der Wand. Selbst die Plastikbecher passten farblich zum Rest.
„Fertig?“ Lorelai grinste breit als sie den Knoten löste. Rory nickte erwartensvoll.
Als der Schall von ihren Augen glitt, musste sie blinzeln, um ihre Augen ans Licht zugewöhnen. „Oh mein Gott“, war alles was sie im ersten Augenblick über ihre Lippen brachte.
Nach einander kamen alle der Gäste zu ihr. Gratulierten, überreichten Geschenke und widmeten sich dann dem Essen, das in Massen vorhanden war.
Rory nutzte die Gelegenheit um sich zu Luke, Liz und Jess auf das Sofa zu bequemen. „Rory“ Liz umarmte Rory zum dritten Mal an diesem Tag und wie jedes Mal davor musste Rory sich zusammen reiÃen um nicht nach Luft zuschreien. „Ich verstehe immer noch nicht, warum ich von meinem Bruder und meiner Schwägerin erfahren musste das ich Granni werde und noch weniger verstehe ich das ihr mir nicht erzählt habt das ihr Probleme habt. Das ist alles Jimmys Schuld.“ Bei dem letzten Kommentar seiner Mutter verdrehte Jess die Augen „Jimmy kann gar nichts dafür, Liz!“ „Wer denn dann?“ Liz schaute ihren Sohn vielsagend an „Er hat die vorgemacht wie es funktioniert einfach zu gehen.“ Jess musste sich eine bissige Antwort verkneifen. Liz war seine Mum und daran konnte er nichts ändern, trotzdem war sie nach wie vor keiner seiner liebsten Menschen erst Recht nicht seit sie TJ geheiratet hatte und er immer da war wo sie war. Jess schüttelte nur den Kopf, bevor er oder Liz noch etwas sagen konnte wurde die Unterhaltung durch die Melodie von Smoke on the Water unterbrochen. Jess schaute die kleine Runde entschuldigend an, bevor er aufstand und das Wohnzimmer verlieÃ
„Ja?“ Jess hielt sein Handy an sein Ohr. „Mr. Mariano? Hier spricht Professor Kline!“ „Professor.“ Jess klang überrascht. Er hatte schon nicht mehr mit dem Anruf gerechnet. „Wie sie sich denken können habe ich ihr Buch gelesen...“
„Und wie gefällt es dir?“ Lorelai setzte sich zwischen ihre Tochter und Liz auf die Couch, den Teller in ihrer Hand vorsichtig balancierend. „Gut.“ Rory lächelte „Aber ist es eigentlich nicht üblich, das bei Babypartys nur die Frauen anwesend sind?“ Lorelai nickte „Die Männer werden nachher nach guter Gilmore Manier vertrieben“, erklärte sie beiläufig. Sie warf einen kurzen Blick zu ihrer rechten um sich zu vergewissern das Liz wirklich aufgestanden war und sie sich die Bewegung nicht eingebildet hatte. Sie mochte Liz. Irgendwie war sie quirlig. Aber sie war Rorys Mum, nur sie hatte das Recht es als erste zu erfahren. „Aber ich dachte mir, da ihr gestern den Termin hattet, wäre es ganz gut wenn alle da sind, um die Neuigkeiten zu hören.“
„...Ich muss sagen ich war überrascht über ihren Schreibstil. Er ist sehr einfach doch gleichzeitig durch aus fesselnd.“ Jess hörte seinem Professor aufmerksam zu. Angestrengt darauf bedachte seine Ungeduld im Zaum zu halten. „... Es ist erstaunlich wie sehr man merkst das es ihre persönliche Geschichte ist und nicht nur Gesülze auf Realität getrimmt.“ „Danke, Professor.“ Jess hoffte den Vortrag des alten Herrn damit zu unterbrechen, aber ohne erfolg „Ich bin noch nicht fertig, Mariano!“
„Es tut mir leid das ich dich nicht wie versprochen gleich angerufen habe.“ „Schon gut“, winkte Lorelai ab, während sie ein weiteres Stück Kuchen auf ihre Gabeln lud und in ihrem Mund platzierte „Du könntest es mir ja jetzt erzählen. Theoretisch bin ich dann immer noch die erste, nach dir und Jess die es gewusst hat.“ Rory grinste „Ok, aber bis Jess zurück ist darf niemand sonst es hören.“ „Versprochen!“ Lorelai unterstützte ihre Aussage mit einem kräftigen nicken. Sie lehnte sich etwas weiter zu ihrer Tochter „Also?“
„... Sie müssen wissen das ich mich im Laufe meiner Kariere noch nie auf so etwas eingelassen habe und ich hoffe das sie sich darüber klar sind, das ich es nicht jedes Semester durchgehen lassen werde, aber in diesem Fall...“ Jess hielt den Atem an „... In diesem Fall werde ich eine Ausnahme machen.“ Jess war sich sicher das sein Professor gehört hatte wie er erleichtert ausatmete „Sie können sich ihren Schein am Montag in meinem Büro abholen.“ „Vielen Dank, Professor Kline.“ „Danken sie mir nicht.“ Mit seinem letzten Satz war das Gespräch beendet. Alles was Jess noch hörte war das Piepsen der Leitung. Langsam senkte er sein Handy. Einen kurzen Moment starrte er es an, packte es dann aber zurück in seine Tasche. Erleichtert und mit einem, für ihn eher untypischen Lächeln im Gesicht, machte er sich auf den Weg zurück ins Wohnzimmer.
Rory sah ihn sofort als er das Wohnzimmer betrat. Fragend schaute sie ihn an. Jess grinsen wurde breiter, stumm formte er die Worte „Ich hab den Schein!“ mit seinem Mund. Rory Augen wurden groà und zu nickte ihm anerkennend zu „Ich wusste es“, flüsterte sie ihm zu als er näher kam. Etwas lauter sprach sie weiter „Ich hab meiner Ma von dem Untersuchungsergebnis erzählt. Ich denke wir sollten es den andern auch sagen.“ Jess überlegte kurz, stimmte ihr dann aber zu „Dann müssen wir es nicht jemand einzeln sagen.“ „Genau!“ Rory lachte leise „Wer fängt an?“ Jess brummte leise „Ich mach‘s!“ Er schaute sich kurz in dem kleinen Raum um. Alle standen in kleinen Gruppen beieinander und redeten, lachten, aÃen und tranken. „Hey Leute“, rief Jess, woraufhin die Gäste sich nach und nach zu ihm umdrehten „Wir haben was zu erzählen...“
Erst als es still war sprach er weiter „Also, gestern hatten wir, oder eher Rory, einen Termin bei Dr. Esperanza.“ Jess schaute kurz zu Rory, die ihn breit an grinste. „Die Ultraschalluntersuchung hat ergeben, dass wir mit fünfundneunzig Protzentiger Wahrscheinlichkeit ein Mädchen bekommen werden.“ Rory unterbrach den aufkommenden Jubel mit einer kurzen Handbewegung „Die Ãrztin konnte es nicht mit Sicherheit sagen, da das Kleine das wichtigste groÃteils verdeckt hatte. Aber sie hat gesagt das wir den Ultraschall nächste Woche wiederholen werden. Dann werden wir es genau wissen.“
Trotz der Ungewissheit der Nachricht brachen alle Anwesenden entgültig in Beglückwünschungen und Vermutungen darüber aus wie ihre neue Prinzessin von Stars Hollow heiÃen wurde.
Jess und Rory kamen sich etwas verloren vor. Lorelai, Luke, Lane, Ressa und Liz kamen auf sie zu, umarmten sie , oder in Jess Fall schüttelten ihre Hände, aber der Rest schien von den werdenden Eltern keinerlei Notiz zunehmen. Nach wie vor standen sie in kleinen Grüppchen. Nur der Inhalt ihrer Gespräche hatte sich geändert.
Rory stand gemeinsam mit Paris und Ressa an dem Tisch auf dem das Essen gelagert wurde, als sie den fragenden Blick ihrer Mutter bemerkte.
Sie brauchte einen Moment um die Mimik ihrer Mutter zu deuten, erkannte dann aber was sie wollte und nickte kurz.
Es dauerte keine zwei Sekunden bis sie Lorelais Stimme laut und deutlich über das Gemurmel der Anwesenden hinweg hörte. „So, wie schon auch immer es gerade sein mag. Ich möchte nun alle nicht weiblichen Gäste, Freunde und Verwandte bitten mein Haus auf der Stelle zu verlassen.“ Lorelai verharrte einen Moment in ihrer Position, bis sie sich sicher war das Luke und Jess, TJ, Zack, Morey und Kirk langsam aus dem Haus navigierten.
Luke kam noch einmal zurück, packte Lucan in seinen Buggy und verabschiedete sich von Lorelai.
Als die Tür hinter ihm endlich ins Schloss fiel, wendete Lorelai sich an die übrig gebliebenen Gäste „Lasst die Spiele beginnen!“
Sofort waren Sookie und Babette auf den Beinen. Aus dem Wohnzimmerschrank kramten sie einen Berg von Toilettenpapier Rollen und allem möglichen anderen Kram.
Rory, die auf dem Sofa zwischen Paris und Lane platz genommen hatte, beobachtete die Szenerie mit groÃen Augen „Mum! Ist kann nicht dein ernst sein.“ „Warum denn nicht?“ Lorelai schob ein paar der Plastikteller die auf dem Wohnzimmertisch standen zusammen um platz zuschaffen. „Weil wir uns nach Sherrys Babyparty geschworen haben nie so etwas zu tun?“ Mit verzweifelten Blick studierte Rory weiter die Utensilien die nacheinander auf den Tisch wanderten. „Keine Angst, Rory. Es wird lustig“, unterstützte Miss Patty Lorelai.
Rory verdrehte die Augen und schaute auf ihren Bauch „Tut mir leid, dass du das miterleben musst.“
„Also,“ Lorelai betrachtete die fertige Arbeit „Ich würde sagen wir fangen mit dem Toilettenpapier an. Alle bis auf die werdende Mutter nehmen sich bitte eine Rolle. Macht so viel Papier ab, wie ihr denkt das nötig ist um es einmal um Rorys Bauch zuwickeln. Wer am dichtesten dran ist, bekommt eine kleine Ãberraschung!“
„Jess, kannst du...?“ Luke deutete auf das Babyphon das auf dem Tresen stand und durch das deutliche dadada- Geräusche zu hören waren. Jess schaute seinen Onkel etwas entsetzt an „Und was wenn er eine frische Windel braucht?“ „Dann wirst du sie ihm anziehen.“ Luke unterdrückte ein belustigtes Grinsen. „Was auch so einfach ist wenn man es noch nie gemacht hat.“ „Das ist Sex auch nicht.“ Jess blinzelte „Wie bitte?“ Er konnte sich nicht daran erinnern jemals gehört zu haben wie Luke Sex sagte, oder er hatte es einfach nie hören wollen. „Das ist Sex auch nicht“, wiederholte Luke „Du solltest anfangen zu üben.“
Verwirrt schüttelte Jess den Kopf „Sex?“ Luke verdrehte bei der Begriffsstützigkeit sein Neffen die Augen „Windeln wechseln.“
Jess hob geschlagen die Arme „Ok, aber wenn Lucan sich, irgendwann in Zukunft, darüber beschwert wer ihm damals an diesem schönen Sommertag für immer geschädigt hat, mach nicht mich dafür verantwortlich.“ Luke nickte „Ich werde sämtliche Schuld auf mich nehmen.“
„Und?“ Lane drehte sich mit erwartungsvollem Blick zu Rory. „Was und?“
Lane schaute kurz in die Runde um sicher zugehen das sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der anderen Frauen hatte. „Du und Jess.“ „Was soll mit uns sein?“ Lane schloss kurz die Augen und wendete sich hilfesuchend an Ressa, die Gegenüber der Couch auf dem Boden saÃ. „Sie will wissen was im Moment zwischen euch läuft.“ „Genau wie wir, Honey.“ Babette saà inzwischen neben Rory auf dem Sofa und tätschelte Rorys Knie ermutigend „Ihr kommt wieder zusammen oder?“
Rory atmete tief durch. Eigentlich hätte sie damit rechnen müssen. Seit Wochen hatten sich alle zurückgehalten, aber das bedeutete nicht das ihre Neugier befriedigt war. „Wir kommen gut klar und alles weitere wird sich zeigen.“ „Das ist nicht die Antwort die wir hören wollten“, mischte Miss Patty sich ein und Lulu unterstützte ihre Aussage mit einem kräftigen nicken. „Aber mehr kann ich dazu nicht sagen“, verteidigte Rory sich. Sie schaute einen nach dem anderen an. Es sah nicht so aus als würden sie das Thema fallen lassen. „Wie wär‘s mit dem nächsten Spiel?“