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okay, mir reichts jetzt. mir ist immer noch langweilig, also werde ich den neuen teil posten, auch wenn ich damit gefahr laufe, dass ich meinen vorrat verbrauche ... :biggrin:
ausnahmsweise bin ich recht zufrieden mit dem teil und: ihr könnt euch freuen, denn jetzt gehts mal wieder um hannah und ihr erfahrt auch näheres ^^
viel spaÃ!
silbernerschatz
Teil 35
Chriss schlug die Augen auf und blinzelte gegen das Sonnenlicht. Dann setzte er sich auf, kratzte sich an der Brust und sah auf seinen Wecker. Er blinzelte noch einmal ungläubig, aber die Leuchtanzeige änderte sich nicht. 8:00
Es war acht Uhr, und er wurde nicht geweckt? Normalerweise warf Hannah ihn doch selbst an Sonntagen pünktlich um sieben aus seinem Bett ⦠wo war sie? Er erinnerte sich noch gut an einen Sonntag vor zwei Jahren. Er hatte eineinhalb Monate lang höchstens vier Stunden pro Nacht schlafen können, weil er an einem ziemlich wichtigen Fall gearbeitet hatte. Nachdem dieser abgeschlossen war, hatte er das Wochenende frei bekommen. Die Freude, endlich ausschlafen zu können war in dem Moment verschwunden, als Hannah ihn am Samstag um sechs Uhr morgens geweckt hatte, nur damit er den Müll rausbrachte.
Er kratzte sich am Kopf. Es war eigentlich nicht Hannahs Art, unpünktlich aufzustehen und ihn aus seinem wohlverdienten Schlaf zu reiÃen. Und er glaubte nicht, dass sie Mitleid mit ihm hatte und ihn deswegen ausschlafen lieà â¦
Er kroch aus dem Bett, zog sich eine Jeans über und verlieà sein Zimmer. Vor Lillys Tür blieb er stehen.
Seine Hand war schon erhoben, zum Anklopfen bereit, als er sich zusammenriss und sich einen Idioten schimpfte. Verdammt, nur weil sie sich geküsst hatten, hieà das nicht, dass sie zusammen waren. Er benahm sich wie ein liebeskranker Vollidiot, während Lilly wahrscheinlich keinen einzigen Gedanken an ihn oder den Kuss verschwendet hatte.
Sich an sein eigentliches Vorhaben erinnernd marschierte er auf Hannahs Tür zu, klopfte an, trat ein â und blieb verwundert stehen.
Hannah lag noch im Bett! Sie schlief zwar nicht, war aber auch nicht aufgestanden.
âHannah?â, fragte er und kam auf ihr Bett zu. âBist du krank?â
âNein.â, kam es aus ihrem Kissen.
âEs ist acht Uhr.â
âIch weiÃ.â
âEs ist ACHT Uhr.â
âIch weiÃ.â
Besorgt runzelte er die Stirn. âDu stehst doch sonst immer um sieben auf.â
âHmm.â
âWarum hast du mich nicht geweckt?â
âKeine Lust.â
Er setzte sich neben sie. âGehtâs dir wirklich gut?â
âJa, Chriss. Und jetzt hau ab.â
âMusst du nicht zur Arbeit?â
âIch hab keine Lust.â
Verblüfft blinzelte er ein paar Mal. âKeine Lust? Warum?â
Endlich setzte sie sich auf. âDarum.â Sie strich die zerzausten Haare glatt.
Er wartete.
âNa schön.â, seufzte sie schlieÃlich. âErinnerst du dich an Roman?â
âRoman? Wer soll das sein?â
Hannah sah auf ihre Hände. âIch war mit ihm verlobt.â
âAch, Roman? Was ist mit ihm?â
âDu weiÃt doch, dass er auch Psychologie studiert hat, oder? Jedenfalls ⦠er arbeitet jetzt auch in der Praxis.â
Chriss brauchte einen Moment, um das zu verstehen. âDu meinst, er ist jetzt dein Kollege?â
âJa.â
âUnd deswegen willst du nicht zur Arbeit?â
Hannah verschränkte beleidigt die Hände und fragte sich, ob der denn nicht so reagiert hätte, wenn Lilly im selben Revier arbeiten würde wie er. âNa und?â
Sie fochten einen kurzen Kampf mit Blicken aus, den Hannah verlor, als sie zuerst den Blick abwandte.
âWas ist denn so schlimm daran?â, fragte Chriss nach einer Weile.
âWas so schlimm daran ist? Hast du mir nicht zugehört?â
âDu warst mit ihm verlobt, ihr habt euch getrennt und jetzt seid ihr Kollegen. Na und?â
âWir haben uns nicht einfach so getrennt.â, gab Hannah zögernd zu.
Er runzelte die Stirn. âAch, ihr seid also noch zusammen?â
âNein!â, fauchte sie. Dann verschränkte sie wieder ihre Arme und ging auf Abwehrhaltung. âEr hat mich verlassen.â
âEr hat dich â¦â, wiederholte Chriss perplex.
âVerlassen. Mein Gott, Chriss, ist dein Hirn denn noch nicht aufgewacht?â
Wieder musste er blinzeln. âDu hast doch gesagt, ihr habt euch getrennt.â
âDann hab ich eben gelogen.â
âUnd warum hat er dich dann verlassen?â
Hannah zögerte. âWegen einer anderen.â, sagte sie schlieÃlich.
Chriss zuckte unbemerkt zusammen. âAch so.â, brachte er hervor.
âWegen einer Ãlteren.â, fügte sie noch hinzu.
âÃh?â
Ungeduldig verdrehte sie die Augen. âSie war älter als ich.â
âDas heiÃt?â
âIch war neunzehn, sie war zweiundzwanzig und er dreiundzwanzig.â
âTja â¦â Er kratzte sich am Kopf. âEr hat wohl was gemeinsam mit mir.â
âNein, hat er nicht. Du bist mein Bruder, er ist mein Ex. Du bist nett, er ist ein Idiot. Du hast Lilly wegen einer Gleichaltrigen verlassen, er mich wegen einer Ãlteren. Und: Du hast es getan, weil du sie beschützen wolltest, er aus purem Eigennutz. AuÃerdem warst du nicht vorher noch einen Monat mit ihr zusammen.â
âHm.â Nicht ganz überzeugt riet er ihr: âGeh trotzdem zur Arbeit. Sonst denkt er noch, du schwänzt wegen ihm.â
âDas tue ich tatsächlich, Chriss.â
âJa, aber du musst es ihm ja nicht gleich auf die Nase binden, oder?â
Sie verzog das Gesicht, stand aber gehorsam auf. âNa schön. Wenn was passiert, ist es deine Schuld.â
âKlar.â Er tätschelte ihr die Schulter und drehte sich zur Tür.
âChriss?â
âHm?â Er sah über seine Schulter zurück.
âWas ist eigentlich mit dir und Lilly?â
Er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. âWas meinst du?â
Hannah musterte ihn neugierig. âNaja, Lilly hat mir gestern gesagt, dass sie mit dir reden will. Ist was passiert?â
âAh â¦â Verlegen sah er auf seine nackten FüÃe. âAlso das â¦â
âAlso ist was passiert?â Begeistert sprang Hannah ihm entgegen. âWas denn?â
Er räusperte sich. âWir haben uns geküsst.â, murmelte er schlieÃlich.
Hannah quietschte auf. âOh, das ist toll, Chriss!â Dann sah sie sein bedrücktes Gesicht und fragte: âEs ist doch toll oder?â
âJa. Nein. Ich weià nicht.â Er seufzte. âIch hab keine Ahnung, was sie dazu denkt.â
âSie liebt dich.â
Er hob ruckartig den Kopf und starrte sie an. âWoher â¦â
âIch weià es.â Sie lächelte. âSie weià es vermutlich auch.â Sie verbesserte sich. âIhr Herz weià es. Sie muss es nur noch zulassen.â