Vielen Dank für die reviews!
7. Kapitel
Breathe into me and make me real
“Nein!”
Sie schlug die Augen auf.
“Nein! Nein! Nein!” sagte Luke bestimmt und schüttelte dabei den Kopf, so wie sie es an jenem Tag im September getan hatte. Ihre Augen weiteten sich als sie sah, dass er weinte.
“Nein, ich werde dich nicht hier zurück lassen! Nicht nachdem wir neun Monate lang getrennt waren. Nicht nachdem ich seit Monaten nicht mehr geschlafen habe, weil ich dich so sehr vermisse. Nicht nachdem ich dich so gesehen habe. Nicht um dich sterben zu lassen, nein!” sagte er und packte sie bei den Schultern. Es bedurfte seiner ganzen Selbstkontrolle sie nicht zu schütteln.
Er starrte sie einige Sekunden lang an und umarmte sie dann. So fest, dass sie dachte er hätte ihr jeden einzelnen Knochen in ihrem Körper gebrochen.
“Ich lass dich nicht mehr alleine! Nie wieder!” murmelte er an ihrem Nacken. Sie fühlte seine Tränen auf ihrer Haut, direkt dort wo ihr Kragen endete. Sie wollte mit ihm weinen und ihn noch fester an sich drücken, aber sie konnte es nicht. Sie konnte ihm das nicht antun.
Sie wartete bis seine Tränen verebbt waren und stieà ihn dann, mit aller Kraft, die sie noch hatte, von sich. Es war nicht viel, aber es reichte aus, dass er sie loslieÃ.
“Du musst jetzt gehen” sagte sie zu ihm und lieà sich zurück in die Kissen fallen. Sie war zu schwach um mit ihm zu streiten.
“Ich werde nicht gehen”, sagte er und setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett.
Sie konnte es nicht glauben. Er war da. Er hatte sie gesehen. Er würde nicht gehen. Sie hatte ihn vor dem Altar stehen lassen. Was blieb ihr noch um ihn zu schützen?
Sie wollte einfach nur in ihrem Bett liegen und zu dem Fenster hinaus starren. Sie wollte nicht reden. Sie wollte ihn nicht sehen. Sie wollte nicht essen. Und sie wollte nicht leben. Sie wollte ihn einfach nur schützen.
“
WeiÃt du es kommt nicht oft vor, dass ich zu Hause sitze und denke “Ich wünschte ich wäre verheiratet”, aber heute, ich meine... Ich bin glücklich, weiÃt du? Ich mag mein Leben. Ich mag meine Freunde. Ich mag mein Zeug, meine Zeit, meinen Raum, meinen Fernseher”
“
Ja, natürlich”
“
Aber ab und zu, und dann auch nur einen Moment lang, wünsche ich mir, dass ich einen Partner hätte, jemand der für mich da ist. Jemand der den Müll rausbringt, mir morgens Kaffee macht und auf die blöde Spüle wartet bevor sie zurück nach Kanada geschickt wird.”
“
Was ist passiert?”
“Ich liebe dich nicht. Ich habe dich nie geliebt. Und jetzt geh und lass mich in Ruhe!” flüsterte sie, denn sie war zu schwach um normal zu sprechen.
Luke schwieg, saà einfach nur in dem Stuhl und sah sie an. Er kannte sie lange genug um zu wissen was sie tat. Er wartete ab, ob sie es noch einmal versuchen würde, aber sie war zu schwach. Und so saà er in dem Stuhl. Sie lag im Bett. Er schaute sie an. Sie ignorierte ihn.
Nach zwei Stunden beschloss er, dass es Zeit für ihn war zu sprechen. Zwei Stunden war eine lange Zeit und er wusste, dass ihre Zeit bald vorüber sein würde, wenn er ihr nicht helfen konnte.
“WeiÃt du, nachdem du mich vor dem Altar stehen gelassen hattest, habe ich dich wirklich gehasst, nur für eine Sekunde. Dann habe ich mich selbst dafür gehasst, dass ich nicht erkannt hatte, dass du mich nicht heiraten wolltest. Ich dachte wenn ich mehr Zeit mit dir verbracht hätte, oder dir besser zugehört hätte, dann hätte ich es vielleicht erkannt.
Nach ein paar Tagen habe ich dann mit Rory gesprochen und sie erzählte mir das Gleiche. Wir machten uns beide Vorwürfe, dass wir es nicht kommen gesehen hatten. Aber als sich die Bilder durchging, die du mir vor der Hochzeit gegeben hattest um mich besser auf die guten und schlechten Zeiten vorbereiten zu können, da erkannte ich, dass ich sie alle schon gesehen hatte. Und ich habe es immer erkannt.
Ich konnte sagen wie du gelaunt warst and der Art wie die Glocke über der Tür im Diner klang.
Aber dieses eine Mal hatte ich keine Ahnung gehabt.
Und dann habe ich mir die verrücktesten Sachen ausgemalt, aber nichts kam der Wahrheit auch nur annähernd nahe.
Aber während all dessen hab ich nie, nicht mal für eine Sekunde, daran gezweifelt, dass du mich liebst. Denn ich weiÃ, dass du es tust. Und du kannst mir so oft sagen, dass du mich hasst oder verachtest, dass du es am Ende selbst glaubst, aber ich weiÃ, dass es nicht stimmt.
Letzte Nacht als ich dich gesehen habe, habe ich dich fast nicht erkannt. Aber dann hast du im Schlaf deine Nase gerümpft und diese Kleinigkeit brachte mich fast zum Weinen. Ich weià nicht, ob du dir überhaupt vorstellen kannst, wie sehr ich dich vermisst hatte. Und dann lagst du da. Ich habe meine Schuhe ausgezogen und mich neben dich gelegt. Und weiÃt du was passierte? Du bist zu mir gerutscht. Du hast deinen Kopf auf meine Brust gelegt und dich an mich geschmiegt. Du hast friedlich geschlafen, genau wie ich. Denn so ist es gedacht. Wir gehören zusammen, egal was auch kommt.
Du hast nicht “Ich will” gesagt, aber ich habe es getan. Ich habe dir versprochen in Reichtum und Armut und in Gesundheit und Krankheit für dich da zu sein, denn ich will!”
“
Ich hasse es, dass wir getrennt waren”
“
Ja, ich war auch nicht begeistert”
“
Alles was ich dazu sagen kann ist: Du hast Glück, dass ich wieder da bin, denn offensichtlich warst du ziemlich verloren ohne mich und es grenzt an ein Wunder, dass du überhaupt noch lebst!”
“
Da hast du Recht!”
Luke rückte den Stuhl direkt vor ihr Bett. Sie starrte noch immer zu Boden. Sie tat, als hätte sie keines seiner Worte gehört. Innerlich zerriss es sie. Und natürlich wusste er das. Er wusste es immer.
Er löste ihr Hände von der Decke, in die sie sie gekrallt hatte und lehnte sich zu ihr, so dass sein Gesicht direkt vor ihrem war.
“Schau auf den Ring, den du noch trägst! Ich will, Lorelai! Ich will!” flüsterte er und küsste sanft ihre Stirn.
Als seine Lippen ihre Haut berührten, war es als bekäme sie einen elektrischen Schlag. Und sie fühlte es. Sie fühlte die Berührung und das Kribbeln auf ihrer Haut. Da war kein Schmerz. Da war keine Ãbelkeit. Es tat nicht weh, wie all die Nadeln. Sie musste sich nicht übergeben, wie nach all den Medikamenten.
Es fühlte sich gut an. Schmetterlinge schwirrten in ihrem Bauch umher und das Prickeln auf der Haut hielt sich noch lange.
Das war es, was ihr Schutzschild durchdrang.
Seine Liebe zu ihr.
Sie schnappte nach Luft. Ein Schluchzen löste sich. Und dann, endlich, kamen die Tränen. Es waren keine Tränen der Traurigkeit und der Einsamkeit, die sie nachts weinte. Es waren Tränen der Verzweiflung und der Angst, der Hoffnungslosigkeit und des Schmerzes, der Täuschung und der Resignation.
Alle Gefühle, die sie neun lange Monate lang in sich verschlossen hatte, brachen nun frei, wegen eines einzigen Kusses von ihm.
Er schlang die Arme um sie und setzte sich auf die Bettkante. Er strich ihr über den Kopf, wie er es schon früher immer getan hatte, nur konnte er nicht mehr mit ihren Locken spielen.
Sanft wiegte er ihren Körper, bedeckte ihre Stirn mit Küssen, massierte ihre Schulter sanft mit seiner linken Hand.
Es dauerte lange bis sie sich etwas beruhigte und das Schluchzen blieb als Einziges .
“Sssch!” sagte er und legte sich mit auf ihr Bett, zog sie auf sich. Sie war so leicht. Sie vergrub ihr Gesicht in seiner Brust und atmete mehrfach tief durch. Dann hob sie den Kopf und schaute ihm in die Augen.
“Ich will” flüsterte sie und schniefte.
“Ich weiÔ sagte er und schenkte ihr ein kleines Lächeln, das sie erwiderte. Ihre Wangenmuskeln zitterten, denn sie waren es nicht mehr gewöhnt zu lächeln.
“Möchtest du Tee?” fragte er und deutet auf das Tablett, dass die Schwester zuvor gebracht hatte. Lorelai nickte.
TBC