29.11.2004, 20:30
Ein neuer Versuch meinerseits, bitte erschlagt mich nicht!!!
Titel: Leaving New York
Charaktere:Vorwiegend Jess, ein bisschen Rory
Summery: New York im Frühling ist das schönste, was es gibt, aber Jess kann dieses Jahr trotz der warmen Sonne einfach nicht zur Ruhe kommen. Er vergräbt sich immer tiefer in seine Depressionen, bis ein kleiner netter Italiener ihm die Augen öffnet.
Leaving New York
Es ist jetzt leise und das führt dazu
Dass alle zurückgerufen werden
Das StraÃencafe, in dem er sich mit seinem neusten Buch niedergelassen hatte, lag in einer ungewöhnlich stillen Gegend von New York. Und das soll schon was heiÃen, New York war schlieÃlich die nie schlafende Metropole Amerikas. Es wurde schon langsam dämmerig und kühl, doch Jess hatte es vorgezogen, sich drauÃen an einen der kleinen runden Tische zu setzten. Vor ihm stand eine halbleere Tasse Cappuccino, sein Buch hatte er beiseite gelegt. Irgendwie wirkte sein Blick, der über die nicht sehr belebte StraÃe wanderte, verloren. Plötzlich bemerkte er, dass sich jemand neben ihn setzte. Es war ein kleiner dicker Mann, er war der Kellner und Inhaber des kleinen StraÃencafes. Jess hatte ihn schon oft beobachtet. Er war ein typischer Italiener, witzig und charmant, verheiratet mit einer korpulenten, aber hübschen Frau und hatte mindestens sechs âBambinosâ. Auch wenn er den Mann schon öfters mit seiner Familie gesehen hatte, wusste Jess nicht genau, wie viele Kinder dieser nun hatte, vielleicht waren es nicht mal seine eigenen. Kinder liefen hier in Scharen umher, ihre Gesichter schienen nur aus groÃen braunen Augen und Mündern zu bestehen. Langsam aber sicher fühlte sich Jess von dem älteren Mann beobachtet, der immer noch neben ihm saà und ihn anschaute. âIst irgendwas Mister?â Der Mann lachte, wobei sein kleiner Schnauzbart leicht wackelte: âMir ist aufgefallen Seniore, dass sie immer alleine hierher kommen...â Jess hob die Augenbrauen. Okay, er sah oft verliebte Paare hier sitzen und knutschen, aber das war noch lange kein Grund, ihm das vorzuwerfen. Er sah sich um: âWarten sie, gibtâs hier so ein Schild mit der Aufschrift âNur für Verliebteâ? Ich suche mir gern ein anderes Lokal, wenn ich das Bild störe!â âSeniore, so meinte ich das doch nicht. Ich wollte ihnen nur etwas Gesellschaft leisten. Wissen sie, in so einer groÃen Stadt sehen Menschen schnell verloren aus, wenn sie alleine sind.â âAlso, warum sind sie so allein Seniore?â âGeht sie das irgendwas an?â âNein, dass tut es nicht, da haben sie recht.â Der Mann stand auf und wollte wieder zurück in sein Lokal gehen. Doch vorher drehte er sich nochmal kurz um: âGiovanni. Wenn sie mich suchen, fragen sie einfach nach Giovanni!â âWirdâs mir merken...â
Eine sternenklare Nacht und ich bin noch wach
Ich schaue auf, bin sicher dich dort gesehen zu haben
Und ich muss dir nicht erklären
Dass das nicht das Selbe ist
Die Nacht war sternenklar, vielleicht war es deshalb so frisch. Auf Jess Armen hatte sich eine Gänsehaut gebildet, aber trotzdem schloss er das Fenster nicht. Zu schön war der Anblick des vor ihm liegenden New York. Eine einzigartige Stadt, nie hatte er sich irgendwo wohler gefühlt. Die Menschen waren offen und tolerant, was man von den Bewohnern Stars Hollowâs mich behaupten konnte. Stars Hollow. Er verbannt diesen Namen mit vielen Erinnerungen, mögen sie nun gut oder schlecht sein. Doch das Wichtigeste war sie, Rory. Tief zog er an seiner Zigarette und blies kurz darauf den Rauch in den Nachthimmel. Sie hatte es gehasst, seine Raucherei. Wahrscheinlich hatte er es sich deshalb angewöhnt am offenen Fenster zu rauchen. Ziemlich nutzlos, denn Rory war nicht hier. Keiner war hier, in seinem kleinen Apartment, um sich über den ständigen Geruch von kaltem Rauch aufzuregen. Keiner beschwerte sich, dass er mal wieder keinen Kaugummi gekaut hatte, bevor man ihn küsste. In Stars Hollow waren das Dinge gewesen, die ihn genervt hatten. Jetzt vermisste er es. Er vermisste so vieles. Babette, die nen ziemlichen Sprung in der Schüssel hatte und ihr Kater wahrscheinlich auch, Patty, die glaubte, noch immer tanzen zu können wie vor 20 Jahren, obwohl sie bestimmt das doppelte wog und Taylor... nein, der fehlte ihm garantiert nicht. Bei aller Liebe, das brachte er nicht fertig. Als er heute in diesem Cafe gesessen hatte, musste er an Luke denken. Schon ziemlich merkwürdig, sie waren so verschieden und doch vollkommen gleich. Er mochte Luke, vielleicht sogar wie man seinen Vater mag... genauso nervtötend war er aber auch. Von wegen Schule und diesen ganzen Mist, wer braucht so was schon? Klar, dem Herrn war eine erstklassige Anstellung im Supermarkt ja nicht gut genug, man muss schon einen eigenen Laden haben, um etwas zu zählen. Aber trotzdem mochte er ihn. Aber Rory, Rory war diejenige, die er wirklich vermisste. Er hatte lange gebraucht, um sich das einzugestehen. Ein halbes Jahr war mit einem leeren, dumpfen Gefühl in der Magengegend herumgelaufen und hatte nicht gewusst, was es war. Jetzt glaubte er, zu wissen â Sehnsucht...
Du würdest vielleicht lachen, wenn ich es dir erzähle
Oder auch dein Stirnenrunzeln verbergen
Vielleicht warst du erfolgreich darin, mich zu ändern
Ich könnte mich umgekrempelt haben
Es ist einfacher zu verlassen, als zurückgelassen zu werden
Mein Stolz lieà nur das eine zu
New York zu verlassen, ist niemals leicht
Ich sah, wie die Lichter ausgingen
Seufzend schloss er das Fenster, Grübeln half ihm auch nicht weiter. Jedenfalls nicht in diesem Punkt. Das Thema Rory war erledigt. Das hatte er bereits vor ein paar Tagen beschlossen. Sie hatte sich nie gemeldet. âAber du auch nicht...â sagte Jess zu sich selbst. Mist, jetzt fing er schon mit Selbstgesprächen an. Ein wenig verloren stand er nun in dem Wohn- bzw. Schlafzimmer seiner Wohnung, wusste nicht was er tun sollte. Wieder blieb ihm nur das Grübeln. Er sollte einfach mal weggehen, sich mit anderen Mädchen treffen, sich vielleicht sogar wieder eine Freundin suchen. Aber immer, wenn ein Girl ihn ansprach, verglich er sie mit Rory. Und es gab kein Mädchen, dass genauso war wie sie. Keine war so süÃ, schüchtern und gleichzeitig so tolerant und mutig, wie nur Rory es sein konnte. Was hatte sie nur aus ihm gemacht. Jess lieà sich gefrustet in den Sessel fallen. Früher hatte er nie nur einen Gedanken an eine Exfreundin verschwendet, meistens hatte er Schluss gemacht. Nie war er so aus sich herausgekommen, wie an dem einen Abend in Yale. Als er sie bat, mit ihm zu kommen... und sie lehnte ab. Wegen Dean, dass wusste er. Nein, wissen tat er es bis heute nicht, aber er hatte es gespürt. Die Blicke der beiden war eindeutig gewesen. Wütend schlug er mit der Faust auf die Armlehne. Aber egal, wie oft er es auch versuchte, er könnte sein Apartment anzünden, vergessen konnte er sie nicht. Sie hatte es ihm zum Vorwurf gemacht, dass er immer kam, wenn es ihm passte und auch immer wieder verschwand,, ohne ein Wort zu sagen. Doch was erwartete sie denn? Das er sich komplett änderte, nur für sie. Er hatte es sein Leben lang so gehalten. Wenn es ihm zuviel wurde, ging er. Und dabei würde es bleiben. Da konnte auch eine Rory Gilmore nichts dran ändern.
Jetzt ist das Leben süà und was es bringt will ich genieÃen
Doch die Einsamkeit hat mich abgenutzt, ich liege wach
Das einzige was ich in meinen Augen verlor, bist du
Sein müder Blick traf die Anzeige seiner Digitaluhr. Punkt sieben, aufstehen Jess, ein neuer, schöner und herrlicher Tag hate begonnen. Es ist zum Kotzen! Geschlafen hatte er nicht, die Gedanken wollten ihn nicht in Ruhe lassen. Und ausgerechnet heute hatte er frei. Genial, das Leben ist toll. Warum nahm er sich nicht gleich einen Strick, auffallen würde es eh keinem, wenn er in seiner Wohnung vergammeln würde. Mürrisch stand er auf, schnappte sich âOliver Twistâ und seine Jacke und ging aus dem haus. Ob er nun ungewaschen oder zerknautscht aussah, störte ihn herzlich wenig. Auf dem Weg zu seinem Stammcafe, so konnte man es nun schon langsam bezeichnen, blickte er zum Himmel hinauf. Es war genauso klar wie in der Nacht, die Sonnenstrahlen tauchten selbst die düsteren StraÃen von New York in ein warmes, orangerotes Licht. Eigentlich ein schöner Morgen, wenn seine schlechte Laune nur nicht so gravierend wäre. Aber dagegen konnten nur zwei Dinge helfen. Ein guter, starker Kaffee und ein paar Seiten seines Lieblingsbuches.
Zerschlage ein Kollier auf deinen Oberschenkeln
Ich habe mein Leben vielleicht nur geträumt
Aber ich schwöre, es ist die Wirklichkeit
Doch du lehnst es ab, es zerschlägt wie Glas
Lebe die Zukunft, vergiss die Vergangenheit
Doch du bist es, du bist was ich fühle
âAh, Seniore, da sind sie ja wieder.â Ohne den Blick von seinem Buch zu heben, antwortete Jess: âWenn es sie stört, kann ich auch gerne wieder gehen.â âAh, sie haben wohl sehr schlecht geschlafen Seniore, oder wie sehe ich dass?â Genervt hob Jess den Blick: âWissen sie, eigentlich habe ich es ihnen schon gestern gesagt, dass sie das genauso viel angeht, wie mich, ob se nun vier, fünf oder sechs Kinder haben...â âEs sind drei, Seniore.â Darauf wusste Jess nun wirklich keine Antwort. Er zog es vor, zu schweigen, vielleicht würde sein nerviger Zeitgenosse von ganz allein verschwinden. âWissen sie Seniore, sie machen den Eindruck, als würden sie etwas vermissen...â âWas sie nicht sagen.â War Jess bissiges Kommentar dazu. âSi, und dass ist sehr schlecht, junger Freund. Sie sind so jung, ein Mensch in ihrem Alter sollte noch nicht so verbittert und einsam wirken, wie es bei ihnen im Moment der Fall ist. Junge Menschen müssen fröhlich sein, ansonsten ist selbst der Tag verschwendete Zeit.â âZiemliches Pech, dass ich nicht in ihre Philosophie passe, mir geht s nämlich ziemlich gut, obwohl ich vor Glück keine Freudensprünge mache.â Der Italiener schmunzelte leicht und sagte mehr zu sich selbst: âSie muss sehr schön gewesen sein...â âWer?â âDie Frau, im die ihr Herz trauert.â Jess zog ein wenig misstrauisch die Augenbrauen zusammen: âBei mir trauern höchstens meine Ohren, weil sie ihre Ruhe wollen.â Der Man lachte schallend: âAch ja, die Jugend, ich glaubt immer alles zu wissen. Aber ich lasse sie ja schon in Ruhe Seniore. Aber, wenn es diese Frau wirklich gibt, sollten sie versuchen, sie anzurufen. Denn meiner Meinung nach schlägt sich Liebeskummer auf den Appetit aus.â Bevor er aufstand zwinkerte er Jess noch einmal zu: âUnd das wäre nicht gut für mich, niemand ist meine Pizza Salami mit soviel Genuss, wie sie es tun.â
Du würdest vielleicht lachen, wenn ich es dir erzähle
Oder auch dein Stirnenrunzeln verbergen
Tuuuut... Tuuuuut....Tuuuut...
âJa, hallo?â Plötzlich wurde ihm schlecht. Warum, er war sich doch klar darüber gewesen, was er tat. Er hatte die Sache mit seinem Gewissen ganz einfach vereinbart. Wenn sie nicht abnahm, würde er die Sache vergessen und nie wieder daran denken, wenn sie es doch tat, dann... ja, was dann?
âHallo, ist da jemand?â Er war drauf und dran, aufzulegen. Dann konnte er wenigstens behaupten, dass er es versucht hatte.
âDa muss doch jemand sein... hallo?â Sei nicht so ein Weichei, Mariano, sag endlich was. Ihm entwich ein gequältes Stöhnen.
âHallo.... Jess?â Woher wusste sie, wer dran war.
âJa...â
âWarum sagst du nichts?â Schweigen...
âJess, warum rufst du an?â
âEhrlich gesagt habe ich keine Ahnung. WeiÃt du, ich saà in einem Cafe hier in New York...â
Ãberraschtes Ausatmen: âDu bist also wieder in New York?â
âMhmm... und als ich so da saÃ, da hab ich an dich gedacht...â Leises Lachen, wie schön es klang. Er hatte sie vermisst.
âUnd deswegen rufst du an?â
Wieder langes Schweigen und dann: âEigentlich hat es noch einen anderen Grund...â
âAch ja?â
âIch hab nicht nur vorhin an dich gedacht, eigentlich denke ich immerzu an dich. Und ich frage mich, wie alles gelaufen wäre, wenn du mit mir gekommen wärst...â
âDas frage ich mich auch oft...â
Vielleicht warst du erfolgreich darin, mich zu ändern
Ich könnte mich umgekrempelt haben
âUnd was meinst du, was würden wir jetzt tun?â
Rorys Stimme klang etwas wehmütig, als sie antwortete: âWir würden in diesem Cafe sitzen und ein schönes Buch lesen. Eigentlich würden wir eher darüber dikutieren, weil wir beide eine grundsätzlich verschiedene Meinung darüber haben. Danach würden wir in einen Plattenladen gehen, den du vor kurzem entdeckt hast und...â Sie brach ab, er hörte ein leises Schluchzen.
âVielleicht sollte ich auflegen...â
âNein! Bitte leg nicht auf.â
âWie du willst.â
âSo kenne ich dich gar nicht, Jess. Normalerweise tust du, was dir gefällt...â
âVielleicht gefällt es mir, mit dir zu telefonieren?â
âNein, bestimmt nicht.â
âDu scheinst mich wirklich zu gut. Aber beweis es, dass du mich kennst...â Wieder Lachen: âWie soll ich dass denn anstellen?â
Kurzes Ãberlegen: âWelches Buch lese ich gerade?â
âOliver Twist.â Kam es, ohne zu zögern.
Es ist einfacher zu verlassen, als zurückgelassen zu werden
Mein Stolz lieà nur das eine zu
Ãberraschte Stille. âStimmt das etwa?â
âJa, dass tut es. Woher hast du das gewusst?â
âWenn du traurig bist, liest du öfters darin.â
âUnd woher willst du wissen, dass ich traurig bin.â
âSonst hättest du nicht angerufen.â âIch mag deine logische Art zu denken.â Wieder langes Schweigen.
âVielleicht sollten wir auflegen...â
âWarte Rory, nur noch eine Frage...â
âJa?â âWarum bist du nicht mitgekommen?â
âWeil ich nicht immer verlassen werden wollte Jess, und so wäre es früher oder später gekommen. So war es immer. Du kamst, wir waren zusammen und du hast mich verlassen. Verstehst du, ich wollte nicht mehr verletzt werden.â
âDafür hast du mich verletzt.â
âIch weiÃ... und es tut mir auch leid. Oft frag ich mich, warum ich damals so gehandelt habe. Und es tut mir leid, Jess, so leid.â
âMir auch...â
âLeb wohl Jess...â
Klick...Tuuuut.....Tuuut....Tuuut
Du findest es in deinem Herzen
Auch wenn es mich zerreiÃt
Ich liebe dich für immer
âUnd was soll ich jetzt tun?â Niedergeschlagen saà Jess neben Giovanni. Warum er ausgerechnet zu dem Italiener, den er zuvor noch als nervig bezeichnet hatte, gegangen war, wusste Jess nicht genau. âDas fragen sie, mein Freund? Hinfahren, ihre Geliebte wartet nur auf ihr Zeichen!â âUnd wenn...â Zum ersten Mal schien der kleine Mann ein wenig wütend zu sein: âUnd wenn, und wenn ... ihr jungen Leute treibt mich noch zur WeiÃglut. Wenn sie nur grübeln, werden sie es nie erfahren...â Jess raufte sich die Haare. Er wollte es nicht sagen, aber er hatte einfach Angst. Angst davor, dass Rory ihn abweisen würde. Doch der Mann neben ihm wurde immer ungeduldiger: âDer Kaffee geht aufâs Haus, wenn sie jetzt endlich in die Gänge kommen, Seniore. Ich habe wirklich auch noch andere Kunden, die Seelenschmerz haben, und denen muss auch geholfen werden. Jess lächelte und blickte kurz aus dem Fenster: âFinden sie nicht auch, das New York im Frühling wunderschön ist?â âSeniore, New York wird auch im nächsten Jahr im Frühling wunderschön sein, nur ihr Mädchen, ob das noch auf sie warten wird, ist nicht so sicher...â Jess nickte: âVielleicht ist es Zeit, New York für eine Weile den Rücken zu kehren.â
The End
Und????
Titel: Leaving New York
Charaktere:Vorwiegend Jess, ein bisschen Rory
Summery: New York im Frühling ist das schönste, was es gibt, aber Jess kann dieses Jahr trotz der warmen Sonne einfach nicht zur Ruhe kommen. Er vergräbt sich immer tiefer in seine Depressionen, bis ein kleiner netter Italiener ihm die Augen öffnet.
Leaving New York
Es ist jetzt leise und das führt dazu
Dass alle zurückgerufen werden
Das StraÃencafe, in dem er sich mit seinem neusten Buch niedergelassen hatte, lag in einer ungewöhnlich stillen Gegend von New York. Und das soll schon was heiÃen, New York war schlieÃlich die nie schlafende Metropole Amerikas. Es wurde schon langsam dämmerig und kühl, doch Jess hatte es vorgezogen, sich drauÃen an einen der kleinen runden Tische zu setzten. Vor ihm stand eine halbleere Tasse Cappuccino, sein Buch hatte er beiseite gelegt. Irgendwie wirkte sein Blick, der über die nicht sehr belebte StraÃe wanderte, verloren. Plötzlich bemerkte er, dass sich jemand neben ihn setzte. Es war ein kleiner dicker Mann, er war der Kellner und Inhaber des kleinen StraÃencafes. Jess hatte ihn schon oft beobachtet. Er war ein typischer Italiener, witzig und charmant, verheiratet mit einer korpulenten, aber hübschen Frau und hatte mindestens sechs âBambinosâ. Auch wenn er den Mann schon öfters mit seiner Familie gesehen hatte, wusste Jess nicht genau, wie viele Kinder dieser nun hatte, vielleicht waren es nicht mal seine eigenen. Kinder liefen hier in Scharen umher, ihre Gesichter schienen nur aus groÃen braunen Augen und Mündern zu bestehen. Langsam aber sicher fühlte sich Jess von dem älteren Mann beobachtet, der immer noch neben ihm saà und ihn anschaute. âIst irgendwas Mister?â Der Mann lachte, wobei sein kleiner Schnauzbart leicht wackelte: âMir ist aufgefallen Seniore, dass sie immer alleine hierher kommen...â Jess hob die Augenbrauen. Okay, er sah oft verliebte Paare hier sitzen und knutschen, aber das war noch lange kein Grund, ihm das vorzuwerfen. Er sah sich um: âWarten sie, gibtâs hier so ein Schild mit der Aufschrift âNur für Verliebteâ? Ich suche mir gern ein anderes Lokal, wenn ich das Bild störe!â âSeniore, so meinte ich das doch nicht. Ich wollte ihnen nur etwas Gesellschaft leisten. Wissen sie, in so einer groÃen Stadt sehen Menschen schnell verloren aus, wenn sie alleine sind.â âAlso, warum sind sie so allein Seniore?â âGeht sie das irgendwas an?â âNein, dass tut es nicht, da haben sie recht.â Der Mann stand auf und wollte wieder zurück in sein Lokal gehen. Doch vorher drehte er sich nochmal kurz um: âGiovanni. Wenn sie mich suchen, fragen sie einfach nach Giovanni!â âWirdâs mir merken...â
Eine sternenklare Nacht und ich bin noch wach
Ich schaue auf, bin sicher dich dort gesehen zu haben
Und ich muss dir nicht erklären
Dass das nicht das Selbe ist
Die Nacht war sternenklar, vielleicht war es deshalb so frisch. Auf Jess Armen hatte sich eine Gänsehaut gebildet, aber trotzdem schloss er das Fenster nicht. Zu schön war der Anblick des vor ihm liegenden New York. Eine einzigartige Stadt, nie hatte er sich irgendwo wohler gefühlt. Die Menschen waren offen und tolerant, was man von den Bewohnern Stars Hollowâs mich behaupten konnte. Stars Hollow. Er verbannt diesen Namen mit vielen Erinnerungen, mögen sie nun gut oder schlecht sein. Doch das Wichtigeste war sie, Rory. Tief zog er an seiner Zigarette und blies kurz darauf den Rauch in den Nachthimmel. Sie hatte es gehasst, seine Raucherei. Wahrscheinlich hatte er es sich deshalb angewöhnt am offenen Fenster zu rauchen. Ziemlich nutzlos, denn Rory war nicht hier. Keiner war hier, in seinem kleinen Apartment, um sich über den ständigen Geruch von kaltem Rauch aufzuregen. Keiner beschwerte sich, dass er mal wieder keinen Kaugummi gekaut hatte, bevor man ihn küsste. In Stars Hollow waren das Dinge gewesen, die ihn genervt hatten. Jetzt vermisste er es. Er vermisste so vieles. Babette, die nen ziemlichen Sprung in der Schüssel hatte und ihr Kater wahrscheinlich auch, Patty, die glaubte, noch immer tanzen zu können wie vor 20 Jahren, obwohl sie bestimmt das doppelte wog und Taylor... nein, der fehlte ihm garantiert nicht. Bei aller Liebe, das brachte er nicht fertig. Als er heute in diesem Cafe gesessen hatte, musste er an Luke denken. Schon ziemlich merkwürdig, sie waren so verschieden und doch vollkommen gleich. Er mochte Luke, vielleicht sogar wie man seinen Vater mag... genauso nervtötend war er aber auch. Von wegen Schule und diesen ganzen Mist, wer braucht so was schon? Klar, dem Herrn war eine erstklassige Anstellung im Supermarkt ja nicht gut genug, man muss schon einen eigenen Laden haben, um etwas zu zählen. Aber trotzdem mochte er ihn. Aber Rory, Rory war diejenige, die er wirklich vermisste. Er hatte lange gebraucht, um sich das einzugestehen. Ein halbes Jahr war mit einem leeren, dumpfen Gefühl in der Magengegend herumgelaufen und hatte nicht gewusst, was es war. Jetzt glaubte er, zu wissen â Sehnsucht...
Du würdest vielleicht lachen, wenn ich es dir erzähle
Oder auch dein Stirnenrunzeln verbergen
Vielleicht warst du erfolgreich darin, mich zu ändern
Ich könnte mich umgekrempelt haben
Es ist einfacher zu verlassen, als zurückgelassen zu werden
Mein Stolz lieà nur das eine zu
New York zu verlassen, ist niemals leicht
Ich sah, wie die Lichter ausgingen
Seufzend schloss er das Fenster, Grübeln half ihm auch nicht weiter. Jedenfalls nicht in diesem Punkt. Das Thema Rory war erledigt. Das hatte er bereits vor ein paar Tagen beschlossen. Sie hatte sich nie gemeldet. âAber du auch nicht...â sagte Jess zu sich selbst. Mist, jetzt fing er schon mit Selbstgesprächen an. Ein wenig verloren stand er nun in dem Wohn- bzw. Schlafzimmer seiner Wohnung, wusste nicht was er tun sollte. Wieder blieb ihm nur das Grübeln. Er sollte einfach mal weggehen, sich mit anderen Mädchen treffen, sich vielleicht sogar wieder eine Freundin suchen. Aber immer, wenn ein Girl ihn ansprach, verglich er sie mit Rory. Und es gab kein Mädchen, dass genauso war wie sie. Keine war so süÃ, schüchtern und gleichzeitig so tolerant und mutig, wie nur Rory es sein konnte. Was hatte sie nur aus ihm gemacht. Jess lieà sich gefrustet in den Sessel fallen. Früher hatte er nie nur einen Gedanken an eine Exfreundin verschwendet, meistens hatte er Schluss gemacht. Nie war er so aus sich herausgekommen, wie an dem einen Abend in Yale. Als er sie bat, mit ihm zu kommen... und sie lehnte ab. Wegen Dean, dass wusste er. Nein, wissen tat er es bis heute nicht, aber er hatte es gespürt. Die Blicke der beiden war eindeutig gewesen. Wütend schlug er mit der Faust auf die Armlehne. Aber egal, wie oft er es auch versuchte, er könnte sein Apartment anzünden, vergessen konnte er sie nicht. Sie hatte es ihm zum Vorwurf gemacht, dass er immer kam, wenn es ihm passte und auch immer wieder verschwand,, ohne ein Wort zu sagen. Doch was erwartete sie denn? Das er sich komplett änderte, nur für sie. Er hatte es sein Leben lang so gehalten. Wenn es ihm zuviel wurde, ging er. Und dabei würde es bleiben. Da konnte auch eine Rory Gilmore nichts dran ändern.
Jetzt ist das Leben süà und was es bringt will ich genieÃen
Doch die Einsamkeit hat mich abgenutzt, ich liege wach
Das einzige was ich in meinen Augen verlor, bist du
Sein müder Blick traf die Anzeige seiner Digitaluhr. Punkt sieben, aufstehen Jess, ein neuer, schöner und herrlicher Tag hate begonnen. Es ist zum Kotzen! Geschlafen hatte er nicht, die Gedanken wollten ihn nicht in Ruhe lassen. Und ausgerechnet heute hatte er frei. Genial, das Leben ist toll. Warum nahm er sich nicht gleich einen Strick, auffallen würde es eh keinem, wenn er in seiner Wohnung vergammeln würde. Mürrisch stand er auf, schnappte sich âOliver Twistâ und seine Jacke und ging aus dem haus. Ob er nun ungewaschen oder zerknautscht aussah, störte ihn herzlich wenig. Auf dem Weg zu seinem Stammcafe, so konnte man es nun schon langsam bezeichnen, blickte er zum Himmel hinauf. Es war genauso klar wie in der Nacht, die Sonnenstrahlen tauchten selbst die düsteren StraÃen von New York in ein warmes, orangerotes Licht. Eigentlich ein schöner Morgen, wenn seine schlechte Laune nur nicht so gravierend wäre. Aber dagegen konnten nur zwei Dinge helfen. Ein guter, starker Kaffee und ein paar Seiten seines Lieblingsbuches.
Zerschlage ein Kollier auf deinen Oberschenkeln
Ich habe mein Leben vielleicht nur geträumt
Aber ich schwöre, es ist die Wirklichkeit
Doch du lehnst es ab, es zerschlägt wie Glas
Lebe die Zukunft, vergiss die Vergangenheit
Doch du bist es, du bist was ich fühle
âAh, Seniore, da sind sie ja wieder.â Ohne den Blick von seinem Buch zu heben, antwortete Jess: âWenn es sie stört, kann ich auch gerne wieder gehen.â âAh, sie haben wohl sehr schlecht geschlafen Seniore, oder wie sehe ich dass?â Genervt hob Jess den Blick: âWissen sie, eigentlich habe ich es ihnen schon gestern gesagt, dass sie das genauso viel angeht, wie mich, ob se nun vier, fünf oder sechs Kinder haben...â âEs sind drei, Seniore.â Darauf wusste Jess nun wirklich keine Antwort. Er zog es vor, zu schweigen, vielleicht würde sein nerviger Zeitgenosse von ganz allein verschwinden. âWissen sie Seniore, sie machen den Eindruck, als würden sie etwas vermissen...â âWas sie nicht sagen.â War Jess bissiges Kommentar dazu. âSi, und dass ist sehr schlecht, junger Freund. Sie sind so jung, ein Mensch in ihrem Alter sollte noch nicht so verbittert und einsam wirken, wie es bei ihnen im Moment der Fall ist. Junge Menschen müssen fröhlich sein, ansonsten ist selbst der Tag verschwendete Zeit.â âZiemliches Pech, dass ich nicht in ihre Philosophie passe, mir geht s nämlich ziemlich gut, obwohl ich vor Glück keine Freudensprünge mache.â Der Italiener schmunzelte leicht und sagte mehr zu sich selbst: âSie muss sehr schön gewesen sein...â âWer?â âDie Frau, im die ihr Herz trauert.â Jess zog ein wenig misstrauisch die Augenbrauen zusammen: âBei mir trauern höchstens meine Ohren, weil sie ihre Ruhe wollen.â Der Man lachte schallend: âAch ja, die Jugend, ich glaubt immer alles zu wissen. Aber ich lasse sie ja schon in Ruhe Seniore. Aber, wenn es diese Frau wirklich gibt, sollten sie versuchen, sie anzurufen. Denn meiner Meinung nach schlägt sich Liebeskummer auf den Appetit aus.â Bevor er aufstand zwinkerte er Jess noch einmal zu: âUnd das wäre nicht gut für mich, niemand ist meine Pizza Salami mit soviel Genuss, wie sie es tun.â
Du würdest vielleicht lachen, wenn ich es dir erzähle
Oder auch dein Stirnenrunzeln verbergen
Tuuuut... Tuuuuut....Tuuuut...
âJa, hallo?â Plötzlich wurde ihm schlecht. Warum, er war sich doch klar darüber gewesen, was er tat. Er hatte die Sache mit seinem Gewissen ganz einfach vereinbart. Wenn sie nicht abnahm, würde er die Sache vergessen und nie wieder daran denken, wenn sie es doch tat, dann... ja, was dann?
âHallo, ist da jemand?â Er war drauf und dran, aufzulegen. Dann konnte er wenigstens behaupten, dass er es versucht hatte.
âDa muss doch jemand sein... hallo?â Sei nicht so ein Weichei, Mariano, sag endlich was. Ihm entwich ein gequältes Stöhnen.
âHallo.... Jess?â Woher wusste sie, wer dran war.
âJa...â
âWarum sagst du nichts?â Schweigen...
âJess, warum rufst du an?â
âEhrlich gesagt habe ich keine Ahnung. WeiÃt du, ich saà in einem Cafe hier in New York...â
Ãberraschtes Ausatmen: âDu bist also wieder in New York?â
âMhmm... und als ich so da saÃ, da hab ich an dich gedacht...â Leises Lachen, wie schön es klang. Er hatte sie vermisst.
âUnd deswegen rufst du an?â
Wieder langes Schweigen und dann: âEigentlich hat es noch einen anderen Grund...â
âAch ja?â
âIch hab nicht nur vorhin an dich gedacht, eigentlich denke ich immerzu an dich. Und ich frage mich, wie alles gelaufen wäre, wenn du mit mir gekommen wärst...â
âDas frage ich mich auch oft...â
Vielleicht warst du erfolgreich darin, mich zu ändern
Ich könnte mich umgekrempelt haben
âUnd was meinst du, was würden wir jetzt tun?â
Rorys Stimme klang etwas wehmütig, als sie antwortete: âWir würden in diesem Cafe sitzen und ein schönes Buch lesen. Eigentlich würden wir eher darüber dikutieren, weil wir beide eine grundsätzlich verschiedene Meinung darüber haben. Danach würden wir in einen Plattenladen gehen, den du vor kurzem entdeckt hast und...â Sie brach ab, er hörte ein leises Schluchzen.
âVielleicht sollte ich auflegen...â
âNein! Bitte leg nicht auf.â
âWie du willst.â
âSo kenne ich dich gar nicht, Jess. Normalerweise tust du, was dir gefällt...â
âVielleicht gefällt es mir, mit dir zu telefonieren?â
âNein, bestimmt nicht.â
âDu scheinst mich wirklich zu gut. Aber beweis es, dass du mich kennst...â Wieder Lachen: âWie soll ich dass denn anstellen?â
Kurzes Ãberlegen: âWelches Buch lese ich gerade?â
âOliver Twist.â Kam es, ohne zu zögern.
Es ist einfacher zu verlassen, als zurückgelassen zu werden
Mein Stolz lieà nur das eine zu
Ãberraschte Stille. âStimmt das etwa?â
âJa, dass tut es. Woher hast du das gewusst?â
âWenn du traurig bist, liest du öfters darin.â
âUnd woher willst du wissen, dass ich traurig bin.â
âSonst hättest du nicht angerufen.â âIch mag deine logische Art zu denken.â Wieder langes Schweigen.
âVielleicht sollten wir auflegen...â
âWarte Rory, nur noch eine Frage...â
âJa?â âWarum bist du nicht mitgekommen?â
âWeil ich nicht immer verlassen werden wollte Jess, und so wäre es früher oder später gekommen. So war es immer. Du kamst, wir waren zusammen und du hast mich verlassen. Verstehst du, ich wollte nicht mehr verletzt werden.â
âDafür hast du mich verletzt.â
âIch weiÃ... und es tut mir auch leid. Oft frag ich mich, warum ich damals so gehandelt habe. Und es tut mir leid, Jess, so leid.â
âMir auch...â
âLeb wohl Jess...â
Klick...Tuuuut.....Tuuut....Tuuut
Du findest es in deinem Herzen
Auch wenn es mich zerreiÃt
Ich liebe dich für immer
âUnd was soll ich jetzt tun?â Niedergeschlagen saà Jess neben Giovanni. Warum er ausgerechnet zu dem Italiener, den er zuvor noch als nervig bezeichnet hatte, gegangen war, wusste Jess nicht genau. âDas fragen sie, mein Freund? Hinfahren, ihre Geliebte wartet nur auf ihr Zeichen!â âUnd wenn...â Zum ersten Mal schien der kleine Mann ein wenig wütend zu sein: âUnd wenn, und wenn ... ihr jungen Leute treibt mich noch zur WeiÃglut. Wenn sie nur grübeln, werden sie es nie erfahren...â Jess raufte sich die Haare. Er wollte es nicht sagen, aber er hatte einfach Angst. Angst davor, dass Rory ihn abweisen würde. Doch der Mann neben ihm wurde immer ungeduldiger: âDer Kaffee geht aufâs Haus, wenn sie jetzt endlich in die Gänge kommen, Seniore. Ich habe wirklich auch noch andere Kunden, die Seelenschmerz haben, und denen muss auch geholfen werden. Jess lächelte und blickte kurz aus dem Fenster: âFinden sie nicht auch, das New York im Frühling wunderschön ist?â âSeniore, New York wird auch im nächsten Jahr im Frühling wunderschön sein, nur ihr Mädchen, ob das noch auf sie warten wird, ist nicht so sicher...â Jess nickte: âVielleicht ist es Zeit, New York für eine Weile den Rücken zu kehren.â
The End
Und????
[size=4]Ich will zurück zu dir[/size]
Und ich gäb alles dafür
Ich will zurück zu dir
Und steh fast vor deiner Tür
Ich will zurück zu dir
Und dann lange nicht mehr weg...
Ich brauche gar nichts, wenn am Ende ich ein wenig von dir hätt'