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Hallo Freunde!
Einige haben sich er schon mitgekriegt, dass sunny wieder da ist. Nach ein paar Tagen Schonung, habe ich ihr einen neuen Teil geschickt, den sie mir prompt korrigiert hat. Und jetzt dürft ihr ihn lesen. Ich hoffe, er gefällt euch...
Rory hatte eigentlich damit gerechnet, in der Nacht keinen Schlaf zu finden. Wieder diesen Traum zu träumen. Stattdessen schlief sie tief und fest â und lang. Als sie aufwachte, schien die Sonne durch die beiden hoch gelegenen Ostfenster über ihrem Bett auf die blassgelbe Tapete mit den winzigen blauen Blümchen. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es 9.50 Uhr war.
Sie hatte es nicht eilig aufzustehen. Nicht, nachdem sie sich dieses Zimmer so hart erkämpft hatte. Ihr Grandpa hatte sie gestern Abend noch nach Stars Hollow ins Independence Inn gebracht. Ihre Grandma hatte dabei zwar nicht glücklich ausgesehen, hatte aber nichts gesagt. Rory hätte sich ja doch nicht umstimmen lassen. An der Rezeption hatte sie dann eine halbe Stunde mit einem Franzosen gestritten, weil dieser der Meinung war, dass nach 8 Uhr abends keine Zimmer mehr vergeben werden durften. Am Ende hatte sich Rory aber durchgesetzt und der Franzose hatte seine Cosmopolitan weggelegt und sich endlich um ihre Buchung gekümmert. Dann war sie nur noch todmüde ins Bett gefallen.
Schlussendlich stand Rory doch auf, zog sich an und ging die Treppe hinunter in den Restaurantbereich. Beim Frühstücksbuffet machte sie sich eine Schüssel Cornflakes und aà sie an einem Tisch am Fenster, dessen Blick auf einen kleinen See hinausging. Es befanden sich nicht mehr viele Leute beim Frühstück. Anscheinend waren die meisten hier Frühaufsteher.
Nach dem Frühstück beschloss Rory, einen Spaziergang zu machen, um die Gegend zu erkunden. Ein kurzer Kiesweg führte vom Hoteleingang über den Rasen zum See. Rory blieb kurz stehen und betrachtete die Wasseroberfläche. Die Sonne schien darauf, eine Brise kräuselte die Wasseroberfläche leicht, der See glitzerte und sah richtig lebendig aus. Die Stille gab ihr das Gefühl, losgelöst zu sein von der Wirklichkeit.
Sie gab sich einen Ruck und ging hinunter zu dem Ufer. Der See war nicht groÃ, wahrscheinlich auch nicht tief, viel mehr war es nur ein etwas gröÃerer Teich.
Das Wasser kräuselte sich und leckte an Rorys Turnschuhen. Sie trat einen Schritt zur Seite, musste an Gezeitenwechsel denken und stellte sich vor, das Wasser würde immer weiter herkommen und sie verschlingen ⦠Dann riss sie sich zusammen. Quatsch! In Seen gab es keine Gezeiten. Doch was konnte die plötzliche Bewegtheit des Wassers dann verursacht haben? Wahrscheinlich einer der Vögel, die landeten und wieder aufflogen. Das Wasser schwappte in kurzen, raschen StöÃen ans Ufer, wie ein keuchendes Tier.
Rory schauderte. Als Kind hatte sie sich vor Wasser gefürchtet. Es war nicht einfach Angst gewesen wie bei manchen anderen Kindern auch, sondern das schiere Entsetzen. Als sie sah, dass Gigi sich wie ein Fisch im Wasser bewegte, hatte sie sich schlieÃlich überwunden, Schwimmunterricht zu nehmen, und inzwischen hatte sie im Pool keine Angst mehr. Aber der hatte eine überschaubare GröÃe, war von einer massiven Mauer umgeben, und man hatte festen Boden unter den FüÃen. Ein See war anders. Er machte, was er wollte, schlüpfte in unbekannte Zuflüsse, und niemand konnte all seine dunklen Untiefen kennen.
Rory versuchte sich einzureden, dass das hier doch nur der Hotelteich war. Wahrscheinlich so seicht, dass sie darin stehen konnte. Doch immer wieder sah sie vor ihren Augen den See, in dem ihre Muter ertrunken war.
Mit einem Schaudern wandte sie sich vom See ab und keuchte den Kiesweg hinauf. Dabei schlug sie die falsche Richtung ein und entfernte sich immer weiter vom Hotel. Also beschloss sie, zur StraÃe zu laufen und von dort aus zum Hotel zurück zu gehen. Sie wollte nicht noch einmal an dem See, oder Teich, vorbeigehen. AuÃerdem war auf der StraÃe das Laufen wahrscheinlich einfacher. Doch als sie die Grundstücksgrenze erreichte, fand sie sich vor einer dichten Hecke wieder. Hier durchzukommen war beinahe unmöglich. Aber sie musste es versuchen, wollte sie nicht noch einmal an dem See vorbeigehen.
Der Hotelgarten war leer. Weit entfernt hörte sie ein paar Kinder spielen, doch sehen konnte sie sie nicht. Trotzdem hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Ein kleiner Bungalow stand hinter ein paar Bäumen verborgen. Sie war so vom See angezogen worden, dass sie ihn beim Vorbeigehen gar nicht bemerkt hatte. Die Fenster waren geschlossen und die Vorhänge zugezogen. Wahrscheinlich eine Abstellkammer.
Rory riss und zerrte an den Zweigen. Als sie merkte, dass sie durch die Hecke nicht durchkommen würde, bekam sie die Panik. Ihr Herz begann zu rasen. Ihr wurde schwindelig. Sie war schweiÃgebadet. Die Luft wurde ihr knapp. Sie konnte nicht mehr atmen. Diese Symptome waren ihr vertraut. In letzter Zeit hatte sie immer öfter solche Panikattacken. Doch sie konnte nichts dagegen tun.
Die Panik hatte sie fest im Griff. Sie spürte Unheilvolles auf sie lauern. Es war unsichtbar, und es beobachtete sie. Wenn sie hier bliebe, würde es sie ganz sicher töten. Sie musste irgendwohin, wo Leute waren. Jemand, der ihr half. Auf der anderen Seite der Hecke war die StraÃe. Dort waren sicher auch Menschen. Sie zerrte immer fester an den Zweigen. Einige brachen ab, doch die meisten beugten sich ihren Bemühungen nicht. Mit letzter Kraft warf sich Rory gegen die Sträucher und zwängte sich zwischen den Zweigen hindurch. Sie spürte, wie sie sich in ihre Haut bohrten, doch es war ihr egal. Sie wollte nur die StraÃe erreichen.
Als sie endlich ihren Kopf auf der anderen Seite der Hecke hinausstreckte, hätte sie heulen können. Sie war durch, doch weit und breit keinen Menschenseele. Sie rappelte sich auf und begann zu laufen. Sie musste unter die Leute. Sie war ganz sicher, dass ihr jemand folgte, wagte es jedoch nicht sich umzudrehen, sondern zwang sich zum Weiterlaufen. Doch je schneller sie lief, desto mehr schmerzten ihre Wunden, die die Zweige in ihr Fleisch gebohrt hatten und die sich jetzt mit salzigem Schweià vermischten. Rory versuchte, den Schmerz zu ignorieren.
Die StraÃe machte eine Biegung und Rory lief schneller. Weit konnte der Ort nicht mehr entfernt sein.
Bitte, lieber Gott, lass hinter der Kurve jemand sein!
What happened?
Schau doch mal vorbei