11.09.2006, 15:51
Titel: Eingeholt
Autor: little_son
Rating: R-16
Sprache: German
Beschreibung: Drama
Disclaimer: Charas, Story und alles kommt von mir, werdet nicht zu Dieben und klaut etwas davon.
Wärend dem Schreiben gehört: The Verve - Bitter Sweet Symphonie
Summary: "Wusstest du, dass du eine groÃe Schwester hast? Hattest. Nein, natürlich nicht, wie könntest du? Es ist schon so lange her, aber es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen."
Eingeholt
Laura saà auf einem einfachen Holzstuhl, an einem einfachen Holztisch, in ihrer einfachen Küche, in einem unauffälligen Kleinstadt Reihenhaus und strich ihrem ein Jahr alten Sohn, der gerade an seiner Milchflasche nuckelte, über die Haare.
Sie lächelte, als ihr kleiner Sonnenschein ein schmatzendes Geräusch von sich gab und weiter genieÃerisch an dem Fläschen nuckelte und versank wieder in Gedanken. Das passierte ihr in letzter Zeit öfter, wenn sie ihren Sohn betrachtete. Dass ihre Gedanken sich auf und davon machten und sie an einen anderen Ort trugen. Weg von diesem perfekten Leben.
Zurück in die Vergangenheit.
Als der Kleine die Flasche absetzte und sie fast vom Tisch rollte, schreckte Laura hoch und hielt sie gerade noch fest. Sie lächelte nicht mehr. Ihr Gesichtsausdruck war besorgt. Sie stand auf, strich noch einmal über den kleinen Blondschopf, der seine Haarfarbe von seinem Vater geerbt hatte und stellte die Babyflasche in die Spüle.
Ihr Sohn war fantastisch. Er hatte ihre grünen Augen und ihre geschwungenen Lippen, aber die blonden dichten Haare und die gerade maskuline Nase ihres Mannes geerbt.
Als sie sich umdrehte hickste und kicherte der Kleine gerade. Nun lächelte sie wieder. Angesteckt von dem offenen und ehrlichen Lachen eines Babys.
Ihres Babys.
Sie ging zurück zu ihrem Stuhl, setzte sich und gab ihrem Sohn seine Malstifte und ein groÃes Blatt Papier, auf dem er vor seinem Mittagessen fleiÃig gemalt hatte. Sie betrachtete ihn mit einer Mischung aus Stolz und Bewunderung. Es war ein Wunder, wie aus einem so kleinen Kerl mal ein stattlicher Mann werden konnte. Ein Wunder, das sie immer faszinieren würde.
Während Lauras Sohn begann, seine Malkünste kichernd von dem Blatt auf den Tisch auszubreiten, wurde sie eingeholt.
Eingeholt von der Vergangenheit.
Plötzlich hatte sie den Drang, es jemandem zu sagen. Die Geschichte, die sie schon so lange mit sich trug und niemandem anvertrauen konnte, zu erzählen.
Sie ihrem Sohn zu erzählen.
Während er weiter fröhlich den Tisch rot anmalte, strich sie sich die Haare aus dem Gesicht und begann. Begann sich eine Last von der Seele zu sprechen, die sie schon zu lange erdrückte und gefangen hielt.
Sie redete leise und bedacht, als würde sie ein Geheimnis erzählen.
Das tat sie.
Ein Geheimnis, dass niemand wissen durfte.
âWusstest du, dass du eine groÃe Schwester hast? Hattest. Nein, natürlich nicht, wie könntest du?
Es ist schon so lange her, aber es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen. Ich war gerade siebzehn, wir hatten Sommerferien und ich war auf die Geburtstagsfete von dem absolut tollsten und beliebtesten Jungen der ganzen kleinen verdammten Stadt eingeladen.
Auf die Party von Michael Joshua Smith. Der Traum aller Mädchen und der Held aller Jungen.
An diesem Abend verlor ich meine Unschuld. Schmerzhaft und ungewollt, still und heimlich.
Ich war betrunken und hatte natürlich bemerkt, dass Michael die ganze Zeit um mich herum schlich, aber ich war nicht betrunken genug, um willig zusein. Er kam und setzte sich zu mir auf das Sofa, auf dem ich saÃ. Er legte seine Hand auf mein Bein, beugte sich zu mir und flüsterte, dass ich heute abend sehr hübsch aussehen würde und er mich gerne küssen möchte.
Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich wusste nicht, ob ich es wollte. Aber ich wehrte mich nicht, als er sich mir näherte und schlieÃlich seine feuchten Lippen fest auf meine presste. Ich wehrte mich auch nicht, als er seine Zunge in meinen Mund stieÃ, als wolle er mit ihr bis in meine Speiseröhre vordringen. Ich saà einfach nur da und spürte seine Hände. eine auf meinem Oberschenkel und eine unter meinem Top. Spürte seine Lippen hart auf meinen und seine Zunge, die fahrig und ungeduldig in meinem Mund herumfuhr. Mein Kopf wurde von ihm gegen die Kissen gepresst und ich hatte das Gefühl, dass ich jeden Moment in die Tiefen des Sofas fallen würde, so fest drückte er seinen Oberkörper an meinen.
SchlieÃlich hörte seine linke Hand auf, sich an meinem Oberschenkel fest zu krallen und er fuhr mit ihr zwischen meinen Rücken und die Sofakissen. So stand er langsam auf. Mich an sich gepresst hochhebend. Nicht aufhörend, mich hart und bestimmt zu küssen.
SchlieÃlich löste er sich von mir, sah mich gierig an und ging, mich fest neben sich im Arm haltend, auf die Treppe, die zum oberen Stockwerk führte, zu.
Als ich merkte, wo er hin wollte, nämlich in sein Schlafzimmer, sagte ich ihm, dass ich nicht wollte. Dass mir das zu schnell ging. Dass wir doch lieber wieder runter gehen könnten.
Doch er hörte nicht.
Statt dessen öffnete er eine Tür, die von auÃen mit Stickern von Comicfiguren und von innen mit Postern von nackten Frauen beklebt war und schubste mich unsanft in das Zimmer. Hinter sich schloss er die Tür, drehte den Schlüssel um, ging zu mir, die ich da verlassen und ängstlich mitten im Raum stand, küsste mich erneut auf diese harte Art und schob mich bis zur Bettkante, wo meine Knie einknickten und ich auf die weiche Matratze fiel.
Diese Nacht hatte nichts mit Liebe zutun.
Zwischen zwei verabscheuenden Küssen flüsterte er mir zu, dass ich still sein sollte. Dass mir selbst das lauteste Schreien nichts bringen würde.
Ich versuchte mich zu wehren, als er meinen Rock hochschob, doch er war zu stark, zu schwer und zu groÃ. Als er in mich eindrang rannen stille Tränen über meine Wangen, doch ihn kümmerte es nicht.
Es ging hier nicht um mich. Es war niemals um mich gegangen. Nicht darum, dass ich hübsch war, nicht darum, dass ich betrunken war.
Es war die ganze Zeit nur um ihn gegangen.
Als es zu Ende war, stand Michael auf, zog sich an und ging aus dem Zimmer.
Ich wurde zurück gelassen. Auf dem Bett zusammen gekrümmt, Tränen überströmt und klebend vor SchweiÃ.
Es dauert fast eine Stunde, bis ich die Kraft fand mich aufzusetzen und noch mal fast eine Stunde, bis ich wieder unten bei den anderen war, die fröhlich ihre Party feierten. Nicht wissend, was gerade genau über ihnen geschehen war.
Ich nahm meine Jacke und verlieà das Haus. Ohne jemandem zusagen, dass ich ging. Ohne auch nur einen der vielen bekannten Leute anzusehen.
Ich ging langsam und wackelig die paar Blöcke nach Hause, stahl mich dort in mein Zimmer, legte mich wie ich war auf mein Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf.
Als ich wieder aufwachte war es noch dunkel. Mein Wecker zeigte mir, dass es vier Uhr morgens war. Ich stand auf, ging leise ins Bad, duschte mich, zog mich an, packte meinen Rucksack mit ein paar Klamotten, steckte alles Geld ein, was ich über die letzten paar Jahre für einen Führerschein und mein späteres Leben gespart hatte und verlieà das Haus. Ich ging zügig zu dem Busbahnhof unserer Kleinstadt, kaufte mir ein Ticket für einen Bus in die nächste gröÃere Stadt, setzte mich auf eine Holzbank und wartete.
Wartete darauf, dass sich die Zeit zurück drehen würde. Dass Michael mir ins Ohr flüstern würde, wie gerne er mich küssen würde und es dann tat. Aber anders. Langsam, liebevoll und zart. Wie es sich für einen ersten Kuss gehörte.
Ich wartete darauf, dass sich die Zeit zurück drehen würde. Dass Michael und ich einen wunderbaren Abend voller Musik, Tanzen und Küssen verbrachten. Dass Michael und ich für nächsten Freitag ins Kino verabredet sein würden und ich schwebend und erst in der Morgendämmerung nach Hause ging und mir Gedanken machte, was ich für unser erstes Date tragen würde.
Doch es geschah nichts.
Ich saà immer noch auf der Holzbank. Auf dem Weg, mein Leben zu verlassen. Um fünf Uhr dreiÃig kam schlieÃlich mein Bus. Ich stieg ein, setzt mich auf einen Platz am Fenster, lehnte mich zurück und schloss die Augen. Ohne auch nur einen Blick zurück zuwerfen, verlieà ich die Stadt, in der ich geboren, aufgewachsen und mein ganzes bisheriges Leben verbracht hatte. Ich hatte noch nie etwas anderes gesehen.
Doch jetzt würde sich das ändern.
Als die Sonne hell schien, stieg ich aus dem Bus aus.
Ich war angekommen. An einem fremden Ort. In einer fremden Welt. Das unterschied sich so sehr von dem mir bekannten, dass ich für kurze Zeit wieder in den Bus steigen und zurück fahren wollte. Doch ich konnte nicht. Ich durfte diesem Verlangen nicht nachgeben.
Hier sollte mein neues Leben beginnen.
Ich arbeitete in einer heruntergekommenen Bar, in der keinen interessierte, woher ich kam, wie alt ich war oder sonst etwas von mir und wohnte in einem dreckigen, stinkenden aber billigen Hotel.
Zehn Tage hielt ich es aus, ohne in falsche Kreise zukommen. Ich wohnte alleine. Nur für mich. Machte mir keine Gedanken um die Zukunft sondern dachte nur an die Vergangenheit, die ich zurück gelassen hatte. Doch dann wurde alles anders.
Meine Regel blieb aus. Ich kaufte mir einen Schwangerschaftstest. Er fiel positiv aus. Die Restwelt, die ich zu diesem Zeitpunkt noch hatte, brach auseinander. Ich arbeitete weiter, ich bezahlte weiter mein Hotelzimmer. Ich funktionierte wie eine Maschine. Ohne Gefühle, ohne Gedanken. Ich begann mich regelmäÃig auf der Arbeit zu betrinken, ich schlief mit besoffenen, verheirateten Männern, die nur etwas Abwechslung suchten.
Ich wollte etwas fühlen. Spüren. Und wäre es nur der Schmerz des Sterbens gewesen. Ich besaà keine Waffen. Ich verbrachte Nächte damit, mit einem Messer in der Rechten Hand und einem freigemachten linken Handgelenk auf meinem Bett zu sitzen, doch ich konnte es nicht. Ich war zu feige.
Also fing ich an Drogen zu nehmen. Erst Cannabis, dann Ecstacy und schlieÃlich spritzte ich mir Heroin.
Auch drei Wochen, nachdem ich mein Leben hinter mir gelassen hatte, sah man mir meinen Zustand nicht an. Ich war immer noch dünn und zierlich. Doch meine Augenlieder waren schwerer und meine Lippen spröder. Mein Arme waren übersät mit bläulichen Einstichen und meine Adern schimmerten herausgetreten unter der fahl gewordenen Haut. Mittags wachte ich schweiÃgebadet und zitternd auf. Ich übergab mich, spritzte mir meine Dosis und verfiel für ein, manchmal zwei Stunden in Trance. Ich verlieà meinen Körper und mein Leben, fühlte mich frei und unbeschwert. Ich hatte nichts zu befürchten, mir keine Sorgen oder Gedanken zumachen und vegetierte einfach vor mich hin. Dann, gegen Abend zog ich mich um, steckte eine aufgefüllte Spritze und neue Nadel ein und ging in die Bar. Dort arbeitete ich bis spät in die Nacht. Um Mitternacht, als meine Depressionen und Ãngste zurück kamen übergab ich mich und spritzte mir erneut eine Dosis. Entweder verbrachte ich dann die halbe Nacht in einem Motel mit einem fremden Mann, oder ich ging nach Hause, in mein dreckiges Hotelzimmer und lag stundenlang wach, bis ich schlieÃlich im Morgengrauen einschlief. So lebte ich eine Woche lang.
Am achten Tag aber wachte ich auf. SchweiÃgebadet und zitternd wie ich es schon gewohnt war. Doch zusätzlich in einer Lache aus Blut liegend. Mein Körper und meine Kleider waren dunkelrot. Ich klebte. An diesem Mittag wusste ich, dass es tot war. Dass ich wieder alleine war.
In diesem Moment kam ich zur Ruhe. Ich zitterte nicht mehr, ich gierte nicht mehr nach einer Droge, die alles besser machte und ich wollte nicht mehr die sein, die ich geworden war.
Ich duschte mich, zog sauberere Klamotten an, packte all meine Sachen in meinen Rucksack, steckte alles, was sich in den letzten Wochen angesammelt hatte in eine Plastiktüte, ging zur Rezeption, bezahlte mein Hotelzimmer, ging zu der Bar, in der ich gearbeitet hatte, sagte, dass ich kündigen würde, schmiss die Plastiktüte dort im Hinterhof in der Müll, ging zum Busbahnhof und kaufte mir eine Karte. Eine Eintrittskarte und das perfekte Kleinstadtleben.
Als ich endlich vor dem Haus meiner Eltern stand war es schon spät. Die Sonne ging langsam unter und warf lange schmale Schatten die StraÃen entlang. Es war Abendessenszeit und ich wollte sie nicht stören. Aber ich wollte auch nicht weiter warten. Nach vielem Hin und Her klingelte ich schlieÃlich.
Meine Eltern begrüÃten mich wie ein verloren gegangen und lang vermisstes Kind. Was den Tatsachen entsprach. Sie umarmten mich abwechselnd im fünf Sekunden Takt. Und schoben mich mit den Worten, dass sie seit vier Wochen jeden Abend für mich mit kochen würden, in der Hoffnung, dass ich wiederkam, in die Küche, plazierten mich an meinem üblichen Platz, taten mir von allem, was auf dem Tisch stand eine groÃe Portion auf und sahen mich schlieÃlich abwartend an. Mein Vater freudig lächelnd über meine Rückkehr, aber die Stirn in Sorgenfalten gezogen, was ich nun für eine Geschichte erzählen würde. Meine Mutter mit glitzernden Freudentränen in den Augen und erleichtertem Gesichtsausdruck, dass ich endlich wieder da und wie es den Anschein hatte auch wohl auf war.
Ich sagte ihnen nicht, was ich den letzten Monat getan hatte. Nicht, wo ich gewesen war oder die Gründe weswegen ich weg gegangen war. Ich sagte ihnen nur, dass ich wieder da war, dass es mir gut ging und ich eine groÃe Dummheit getan hatte, über die ich nicht sprechen wolle.
Sie akzeptierten meine Bitte, mich nicht auszufragen und begannen mir zu erzählen, was ich in den letzten vier Wochen verpasst hatte.
Ich nahm mein altes Leben wieder auf, ging nach der letzten Ferienwoche wieder zur Schule, traf meine Freunde wieder und wurde die, die ich vor der Party von Michael gewesen war.
Mit einundzwanzig stellten meine Eltern mir einen jungen Mann vor, mit dessen Eltern sie schon seit ihrer eigenen Kindheit befreundet waren und den sie, wie sie mich zwischen den Zeilen wissen lieÃen, als idealen Schwiegersohn sahen.
Sie veranstalteten ein Essen für ihn und seine Eltern, doch ich wusste, dass es auch unser Verlobungsessen hätte sein können, denn unser Verlobung, unsere Hochzeit und unser späteres Leben war von unseren Eltern schon bei unserer Geburt geplant worden.
Ich verhielt mich nett und charmant, wie es sich für eine Dame gehörte und er verhielt sich nett und charmant, wie es sich für einen Gentleman gehörte.
In den Augen unserer Eltern gaben wir wohl das perfekte Paar ab. Er war groà und muskulös und hatte blonde Haare und grüne Augen. Ich war klein und zierlich und hatte braune Haare und blaue Augen.
Am Freitag drauf hatten wir unser erstes Date. Wir gingen ins Kino. Das erste mal küssten wir uns nach drei weiteren Wochen, in denen wir uns jedes Wochenende gesehen hatten. An meinem zweiundzwanzigsten Geburtstag, zwei Monate nach unserem ersten Treffen, schliefen wir das erste Mal miteinander.
Wir waren tatsächlich perfekt. Alles lief nach Plan, alles wie im Film. Wir lieÃen uns Zeit, wir überstürzten nichts und vor allem sprachen wir nie darüber, dass wir uns natürlich schon seit Jahren kannten. Wir spielten das Spiel mit.
Unsere Eltern hatten uns gegenseitig vorgestellt, wir hatten uns verliebt, wir wurden ein Paar.
Der perfekte Ablauf. Das perfekte Leben.
Nach einem Jahr heirateten wir und zogen zusammen in dieses kleine Häuschen in dieser kleinen Stadt. Zwei Blöcke von meinen Eltern, drei Blöcke von seine Eltern entfernt. Wir waren tatsächlich ein Kleinstadt Vorzeigepaar. Er, tüchtiger Bankangestellter. Ich, liebende Hausfrau. Ein Jahr später wurde ich schwanger und vor einem Jahr kamst du dann auf die Welt.
Michael Joshua Smith II.
Benannt nach deinem Vater. Benannt nach meinem Mann.
Benannt nach einem Vergewaltiger.
Laura stand auf, als sie die Schlüssel in der Haustür hörte, setzte ein fröhliches Lächeln auf und schwebte ihrem Mann entgegen, um ihn herzlich zu begrüÃen und zu fragen, wie sein Tag gewesen sei.
Sie war von der Vergangenheit eingeholt worden, aber noch war sie jung genug, um ihre Flucht wieder aufnehmen und weiter davon laufen zu können.
würde mich natürlich sehr über FB freuen, da es meine erste Story mit komplett eigenen charas und so ist *g*
Autor: little_son
Rating: R-16
Sprache: German
Beschreibung: Drama
Disclaimer: Charas, Story und alles kommt von mir, werdet nicht zu Dieben und klaut etwas davon.
Wärend dem Schreiben gehört: The Verve - Bitter Sweet Symphonie
Summary: "Wusstest du, dass du eine groÃe Schwester hast? Hattest. Nein, natürlich nicht, wie könntest du? Es ist schon so lange her, aber es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen."
Eingeholt
Laura saà auf einem einfachen Holzstuhl, an einem einfachen Holztisch, in ihrer einfachen Küche, in einem unauffälligen Kleinstadt Reihenhaus und strich ihrem ein Jahr alten Sohn, der gerade an seiner Milchflasche nuckelte, über die Haare.
Sie lächelte, als ihr kleiner Sonnenschein ein schmatzendes Geräusch von sich gab und weiter genieÃerisch an dem Fläschen nuckelte und versank wieder in Gedanken. Das passierte ihr in letzter Zeit öfter, wenn sie ihren Sohn betrachtete. Dass ihre Gedanken sich auf und davon machten und sie an einen anderen Ort trugen. Weg von diesem perfekten Leben.
Zurück in die Vergangenheit.
Als der Kleine die Flasche absetzte und sie fast vom Tisch rollte, schreckte Laura hoch und hielt sie gerade noch fest. Sie lächelte nicht mehr. Ihr Gesichtsausdruck war besorgt. Sie stand auf, strich noch einmal über den kleinen Blondschopf, der seine Haarfarbe von seinem Vater geerbt hatte und stellte die Babyflasche in die Spüle.
Ihr Sohn war fantastisch. Er hatte ihre grünen Augen und ihre geschwungenen Lippen, aber die blonden dichten Haare und die gerade maskuline Nase ihres Mannes geerbt.
Als sie sich umdrehte hickste und kicherte der Kleine gerade. Nun lächelte sie wieder. Angesteckt von dem offenen und ehrlichen Lachen eines Babys.
Ihres Babys.
Sie ging zurück zu ihrem Stuhl, setzte sich und gab ihrem Sohn seine Malstifte und ein groÃes Blatt Papier, auf dem er vor seinem Mittagessen fleiÃig gemalt hatte. Sie betrachtete ihn mit einer Mischung aus Stolz und Bewunderung. Es war ein Wunder, wie aus einem so kleinen Kerl mal ein stattlicher Mann werden konnte. Ein Wunder, das sie immer faszinieren würde.
Während Lauras Sohn begann, seine Malkünste kichernd von dem Blatt auf den Tisch auszubreiten, wurde sie eingeholt.
Eingeholt von der Vergangenheit.
Plötzlich hatte sie den Drang, es jemandem zu sagen. Die Geschichte, die sie schon so lange mit sich trug und niemandem anvertrauen konnte, zu erzählen.
Sie ihrem Sohn zu erzählen.
Während er weiter fröhlich den Tisch rot anmalte, strich sie sich die Haare aus dem Gesicht und begann. Begann sich eine Last von der Seele zu sprechen, die sie schon zu lange erdrückte und gefangen hielt.
Sie redete leise und bedacht, als würde sie ein Geheimnis erzählen.
Das tat sie.
Ein Geheimnis, dass niemand wissen durfte.
âWusstest du, dass du eine groÃe Schwester hast? Hattest. Nein, natürlich nicht, wie könntest du?
Es ist schon so lange her, aber es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen. Ich war gerade siebzehn, wir hatten Sommerferien und ich war auf die Geburtstagsfete von dem absolut tollsten und beliebtesten Jungen der ganzen kleinen verdammten Stadt eingeladen.
Auf die Party von Michael Joshua Smith. Der Traum aller Mädchen und der Held aller Jungen.
An diesem Abend verlor ich meine Unschuld. Schmerzhaft und ungewollt, still und heimlich.
Ich war betrunken und hatte natürlich bemerkt, dass Michael die ganze Zeit um mich herum schlich, aber ich war nicht betrunken genug, um willig zusein. Er kam und setzte sich zu mir auf das Sofa, auf dem ich saÃ. Er legte seine Hand auf mein Bein, beugte sich zu mir und flüsterte, dass ich heute abend sehr hübsch aussehen würde und er mich gerne küssen möchte.
Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich wusste nicht, ob ich es wollte. Aber ich wehrte mich nicht, als er sich mir näherte und schlieÃlich seine feuchten Lippen fest auf meine presste. Ich wehrte mich auch nicht, als er seine Zunge in meinen Mund stieÃ, als wolle er mit ihr bis in meine Speiseröhre vordringen. Ich saà einfach nur da und spürte seine Hände. eine auf meinem Oberschenkel und eine unter meinem Top. Spürte seine Lippen hart auf meinen und seine Zunge, die fahrig und ungeduldig in meinem Mund herumfuhr. Mein Kopf wurde von ihm gegen die Kissen gepresst und ich hatte das Gefühl, dass ich jeden Moment in die Tiefen des Sofas fallen würde, so fest drückte er seinen Oberkörper an meinen.
SchlieÃlich hörte seine linke Hand auf, sich an meinem Oberschenkel fest zu krallen und er fuhr mit ihr zwischen meinen Rücken und die Sofakissen. So stand er langsam auf. Mich an sich gepresst hochhebend. Nicht aufhörend, mich hart und bestimmt zu küssen.
SchlieÃlich löste er sich von mir, sah mich gierig an und ging, mich fest neben sich im Arm haltend, auf die Treppe, die zum oberen Stockwerk führte, zu.
Als ich merkte, wo er hin wollte, nämlich in sein Schlafzimmer, sagte ich ihm, dass ich nicht wollte. Dass mir das zu schnell ging. Dass wir doch lieber wieder runter gehen könnten.
Doch er hörte nicht.
Statt dessen öffnete er eine Tür, die von auÃen mit Stickern von Comicfiguren und von innen mit Postern von nackten Frauen beklebt war und schubste mich unsanft in das Zimmer. Hinter sich schloss er die Tür, drehte den Schlüssel um, ging zu mir, die ich da verlassen und ängstlich mitten im Raum stand, küsste mich erneut auf diese harte Art und schob mich bis zur Bettkante, wo meine Knie einknickten und ich auf die weiche Matratze fiel.
Diese Nacht hatte nichts mit Liebe zutun.
Zwischen zwei verabscheuenden Küssen flüsterte er mir zu, dass ich still sein sollte. Dass mir selbst das lauteste Schreien nichts bringen würde.
Ich versuchte mich zu wehren, als er meinen Rock hochschob, doch er war zu stark, zu schwer und zu groÃ. Als er in mich eindrang rannen stille Tränen über meine Wangen, doch ihn kümmerte es nicht.
Es ging hier nicht um mich. Es war niemals um mich gegangen. Nicht darum, dass ich hübsch war, nicht darum, dass ich betrunken war.
Es war die ganze Zeit nur um ihn gegangen.
Als es zu Ende war, stand Michael auf, zog sich an und ging aus dem Zimmer.
Ich wurde zurück gelassen. Auf dem Bett zusammen gekrümmt, Tränen überströmt und klebend vor SchweiÃ.
Es dauert fast eine Stunde, bis ich die Kraft fand mich aufzusetzen und noch mal fast eine Stunde, bis ich wieder unten bei den anderen war, die fröhlich ihre Party feierten. Nicht wissend, was gerade genau über ihnen geschehen war.
Ich nahm meine Jacke und verlieà das Haus. Ohne jemandem zusagen, dass ich ging. Ohne auch nur einen der vielen bekannten Leute anzusehen.
Ich ging langsam und wackelig die paar Blöcke nach Hause, stahl mich dort in mein Zimmer, legte mich wie ich war auf mein Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf.
Als ich wieder aufwachte war es noch dunkel. Mein Wecker zeigte mir, dass es vier Uhr morgens war. Ich stand auf, ging leise ins Bad, duschte mich, zog mich an, packte meinen Rucksack mit ein paar Klamotten, steckte alles Geld ein, was ich über die letzten paar Jahre für einen Führerschein und mein späteres Leben gespart hatte und verlieà das Haus. Ich ging zügig zu dem Busbahnhof unserer Kleinstadt, kaufte mir ein Ticket für einen Bus in die nächste gröÃere Stadt, setzte mich auf eine Holzbank und wartete.
Wartete darauf, dass sich die Zeit zurück drehen würde. Dass Michael mir ins Ohr flüstern würde, wie gerne er mich küssen würde und es dann tat. Aber anders. Langsam, liebevoll und zart. Wie es sich für einen ersten Kuss gehörte.
Ich wartete darauf, dass sich die Zeit zurück drehen würde. Dass Michael und ich einen wunderbaren Abend voller Musik, Tanzen und Küssen verbrachten. Dass Michael und ich für nächsten Freitag ins Kino verabredet sein würden und ich schwebend und erst in der Morgendämmerung nach Hause ging und mir Gedanken machte, was ich für unser erstes Date tragen würde.
Doch es geschah nichts.
Ich saà immer noch auf der Holzbank. Auf dem Weg, mein Leben zu verlassen. Um fünf Uhr dreiÃig kam schlieÃlich mein Bus. Ich stieg ein, setzt mich auf einen Platz am Fenster, lehnte mich zurück und schloss die Augen. Ohne auch nur einen Blick zurück zuwerfen, verlieà ich die Stadt, in der ich geboren, aufgewachsen und mein ganzes bisheriges Leben verbracht hatte. Ich hatte noch nie etwas anderes gesehen.
Doch jetzt würde sich das ändern.
Als die Sonne hell schien, stieg ich aus dem Bus aus.
Ich war angekommen. An einem fremden Ort. In einer fremden Welt. Das unterschied sich so sehr von dem mir bekannten, dass ich für kurze Zeit wieder in den Bus steigen und zurück fahren wollte. Doch ich konnte nicht. Ich durfte diesem Verlangen nicht nachgeben.
Hier sollte mein neues Leben beginnen.
Ich arbeitete in einer heruntergekommenen Bar, in der keinen interessierte, woher ich kam, wie alt ich war oder sonst etwas von mir und wohnte in einem dreckigen, stinkenden aber billigen Hotel.
Zehn Tage hielt ich es aus, ohne in falsche Kreise zukommen. Ich wohnte alleine. Nur für mich. Machte mir keine Gedanken um die Zukunft sondern dachte nur an die Vergangenheit, die ich zurück gelassen hatte. Doch dann wurde alles anders.
Meine Regel blieb aus. Ich kaufte mir einen Schwangerschaftstest. Er fiel positiv aus. Die Restwelt, die ich zu diesem Zeitpunkt noch hatte, brach auseinander. Ich arbeitete weiter, ich bezahlte weiter mein Hotelzimmer. Ich funktionierte wie eine Maschine. Ohne Gefühle, ohne Gedanken. Ich begann mich regelmäÃig auf der Arbeit zu betrinken, ich schlief mit besoffenen, verheirateten Männern, die nur etwas Abwechslung suchten.
Ich wollte etwas fühlen. Spüren. Und wäre es nur der Schmerz des Sterbens gewesen. Ich besaà keine Waffen. Ich verbrachte Nächte damit, mit einem Messer in der Rechten Hand und einem freigemachten linken Handgelenk auf meinem Bett zu sitzen, doch ich konnte es nicht. Ich war zu feige.
Also fing ich an Drogen zu nehmen. Erst Cannabis, dann Ecstacy und schlieÃlich spritzte ich mir Heroin.
Auch drei Wochen, nachdem ich mein Leben hinter mir gelassen hatte, sah man mir meinen Zustand nicht an. Ich war immer noch dünn und zierlich. Doch meine Augenlieder waren schwerer und meine Lippen spröder. Mein Arme waren übersät mit bläulichen Einstichen und meine Adern schimmerten herausgetreten unter der fahl gewordenen Haut. Mittags wachte ich schweiÃgebadet und zitternd auf. Ich übergab mich, spritzte mir meine Dosis und verfiel für ein, manchmal zwei Stunden in Trance. Ich verlieà meinen Körper und mein Leben, fühlte mich frei und unbeschwert. Ich hatte nichts zu befürchten, mir keine Sorgen oder Gedanken zumachen und vegetierte einfach vor mich hin. Dann, gegen Abend zog ich mich um, steckte eine aufgefüllte Spritze und neue Nadel ein und ging in die Bar. Dort arbeitete ich bis spät in die Nacht. Um Mitternacht, als meine Depressionen und Ãngste zurück kamen übergab ich mich und spritzte mir erneut eine Dosis. Entweder verbrachte ich dann die halbe Nacht in einem Motel mit einem fremden Mann, oder ich ging nach Hause, in mein dreckiges Hotelzimmer und lag stundenlang wach, bis ich schlieÃlich im Morgengrauen einschlief. So lebte ich eine Woche lang.
Am achten Tag aber wachte ich auf. SchweiÃgebadet und zitternd wie ich es schon gewohnt war. Doch zusätzlich in einer Lache aus Blut liegend. Mein Körper und meine Kleider waren dunkelrot. Ich klebte. An diesem Mittag wusste ich, dass es tot war. Dass ich wieder alleine war.
In diesem Moment kam ich zur Ruhe. Ich zitterte nicht mehr, ich gierte nicht mehr nach einer Droge, die alles besser machte und ich wollte nicht mehr die sein, die ich geworden war.
Ich duschte mich, zog sauberere Klamotten an, packte all meine Sachen in meinen Rucksack, steckte alles, was sich in den letzten Wochen angesammelt hatte in eine Plastiktüte, ging zur Rezeption, bezahlte mein Hotelzimmer, ging zu der Bar, in der ich gearbeitet hatte, sagte, dass ich kündigen würde, schmiss die Plastiktüte dort im Hinterhof in der Müll, ging zum Busbahnhof und kaufte mir eine Karte. Eine Eintrittskarte und das perfekte Kleinstadtleben.
Als ich endlich vor dem Haus meiner Eltern stand war es schon spät. Die Sonne ging langsam unter und warf lange schmale Schatten die StraÃen entlang. Es war Abendessenszeit und ich wollte sie nicht stören. Aber ich wollte auch nicht weiter warten. Nach vielem Hin und Her klingelte ich schlieÃlich.
Meine Eltern begrüÃten mich wie ein verloren gegangen und lang vermisstes Kind. Was den Tatsachen entsprach. Sie umarmten mich abwechselnd im fünf Sekunden Takt. Und schoben mich mit den Worten, dass sie seit vier Wochen jeden Abend für mich mit kochen würden, in der Hoffnung, dass ich wiederkam, in die Küche, plazierten mich an meinem üblichen Platz, taten mir von allem, was auf dem Tisch stand eine groÃe Portion auf und sahen mich schlieÃlich abwartend an. Mein Vater freudig lächelnd über meine Rückkehr, aber die Stirn in Sorgenfalten gezogen, was ich nun für eine Geschichte erzählen würde. Meine Mutter mit glitzernden Freudentränen in den Augen und erleichtertem Gesichtsausdruck, dass ich endlich wieder da und wie es den Anschein hatte auch wohl auf war.
Ich sagte ihnen nicht, was ich den letzten Monat getan hatte. Nicht, wo ich gewesen war oder die Gründe weswegen ich weg gegangen war. Ich sagte ihnen nur, dass ich wieder da war, dass es mir gut ging und ich eine groÃe Dummheit getan hatte, über die ich nicht sprechen wolle.
Sie akzeptierten meine Bitte, mich nicht auszufragen und begannen mir zu erzählen, was ich in den letzten vier Wochen verpasst hatte.
Ich nahm mein altes Leben wieder auf, ging nach der letzten Ferienwoche wieder zur Schule, traf meine Freunde wieder und wurde die, die ich vor der Party von Michael gewesen war.
Mit einundzwanzig stellten meine Eltern mir einen jungen Mann vor, mit dessen Eltern sie schon seit ihrer eigenen Kindheit befreundet waren und den sie, wie sie mich zwischen den Zeilen wissen lieÃen, als idealen Schwiegersohn sahen.
Sie veranstalteten ein Essen für ihn und seine Eltern, doch ich wusste, dass es auch unser Verlobungsessen hätte sein können, denn unser Verlobung, unsere Hochzeit und unser späteres Leben war von unseren Eltern schon bei unserer Geburt geplant worden.
Ich verhielt mich nett und charmant, wie es sich für eine Dame gehörte und er verhielt sich nett und charmant, wie es sich für einen Gentleman gehörte.
In den Augen unserer Eltern gaben wir wohl das perfekte Paar ab. Er war groà und muskulös und hatte blonde Haare und grüne Augen. Ich war klein und zierlich und hatte braune Haare und blaue Augen.
Am Freitag drauf hatten wir unser erstes Date. Wir gingen ins Kino. Das erste mal küssten wir uns nach drei weiteren Wochen, in denen wir uns jedes Wochenende gesehen hatten. An meinem zweiundzwanzigsten Geburtstag, zwei Monate nach unserem ersten Treffen, schliefen wir das erste Mal miteinander.
Wir waren tatsächlich perfekt. Alles lief nach Plan, alles wie im Film. Wir lieÃen uns Zeit, wir überstürzten nichts und vor allem sprachen wir nie darüber, dass wir uns natürlich schon seit Jahren kannten. Wir spielten das Spiel mit.
Unsere Eltern hatten uns gegenseitig vorgestellt, wir hatten uns verliebt, wir wurden ein Paar.
Der perfekte Ablauf. Das perfekte Leben.
Nach einem Jahr heirateten wir und zogen zusammen in dieses kleine Häuschen in dieser kleinen Stadt. Zwei Blöcke von meinen Eltern, drei Blöcke von seine Eltern entfernt. Wir waren tatsächlich ein Kleinstadt Vorzeigepaar. Er, tüchtiger Bankangestellter. Ich, liebende Hausfrau. Ein Jahr später wurde ich schwanger und vor einem Jahr kamst du dann auf die Welt.
Michael Joshua Smith II.
Benannt nach deinem Vater. Benannt nach meinem Mann.
Benannt nach einem Vergewaltiger.
Laura stand auf, als sie die Schlüssel in der Haustür hörte, setzte ein fröhliches Lächeln auf und schwebte ihrem Mann entgegen, um ihn herzlich zu begrüÃen und zu fragen, wie sein Tag gewesen sei.
Sie war von der Vergangenheit eingeholt worden, aber noch war sie jung genug, um ihre Flucht wieder aufnehmen und weiter davon laufen zu können.
würde mich natürlich sehr über FB freuen, da es meine erste Story mit komplett eigenen charas und so ist *g*