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TEIL 5
Der groÃe Tag war gekommen.
Die zwei Wochen gingen erstaunlich schnell vorüber. Zwei harte Wochen mit Paris. Ständig hatte Rorys Telefon geklingelt. Oft hob sie auch den Hörer nicht mal mehr ab. In einer Wochen sprach Paris um die dreiÃig Mal aufs Band. Zurückrufen brauchte Rory nicht, bevor sie es in Erwägung zog, klingelte das Telefon schon erneut.
Zwei kurze Wochen, in denen sich die Gedanken an Jess in Grenzen gehalten haben. Auf einen Anruf hatte Rory schon nach den ersten drei Tage nicht mehr gewartet. Zumal Paris sowieso stehst die Leitung belegt hatte. Und worauf sollte Rory auch warten? Um sich nicht unter noch mehr Stress zu setzten schien es besser, Jess erst einmal nach hinten zu schieben. Die letzten Tests, der Abschluss, die Vorbereitungen und natürlich die Europareise mit ihrer Mutter.
Natürlich hatte Rory Lorelai von dem Brief, naja der kurz gehaltenen Nachricht erzählt. Doch viel dazu sagen konnte auch sie nicht: âLass ihn gehen. Das er dich nach allem so im Stich lässt ist unmöglich. Meinst du dieser Kerl wird irgendwann daraus noch lernen?â Damit hatte Lorelai auch Recht. SchlieÃlich hat Rory nach dem von ihm grundlos verursachten Streit auf Jess zugekommen. Nun war er am Zuge und dem Anschein nach gab er sich feige geschlagen.
Nun war der groÃe Tag da. Rory war total aufgeregt. Immer wieder rannte sie im Zimmer auf und ab. Die Hoffnung, dass ihre Mutter sie vielleicht ein wenig beruhigen konnte, hatte sie schon aufgegeben. Immer wieder kam Lorelai die Treppe herunter gerannt, blieb vor dem Zimmer stehen und rief: âHier ist sie Ladies und Gentlemen, die Mutter der Jahrgangsbesten. Ich bitte um Applaus.â Jubelnd und Hände klatschend verschwand sie dann so schnell wie sie gekommen war.
Gegen halb zwei machten sich Rory und Lorelai dann auf den Weg zu Sookie. Rory hatte sie, Jackson und Luke vorgeschlagen, zusammen zu fahren. Als die Gilmores bei Sookie ankamen, waren auch sie und Jackson in heller Aufregung. Sätze wie, âIch kann es immer noch nicht glaubenâ, âDas ist alles so schön!â und âDie hübsche Jahrgangsbesteâ fielen immer wieder. Genervt lotste Rory dann alle schnell in den Wagen. Noch schnell Luke vom Diner abholen und dann ging es ab zur Schule.
Die Fahrt wurde Recht unterhaltsam. Jackson und Sookie stritten sich, wer den besseren Schulabschluss hatte und Luke verdrehte im Sekundentakt die Augen, währen Lorelai fröhlich immer wieder für ihre Rede übte, die niemals stattfinden würde, aber wäre dem überraschender Weiser anderes, war sie vorbereitet:
âIch danke ihnen allen! Schön das sie gekommen bin. Meine Tochter war die klügste. Die beste Schülerin des Jahrgangsâ¦Ich bin ihre Mutter. Sie trägt meinen Namenâ¦..â
Als Lorelai auf den Parkplatz der Schule lenkte, wurde es plötzliche Ruhig. Eine gespenstische Ruhe. Alle Blicke waren auf das Schulgebäude gerichtet. Die drei Freunde hatte bis her nur Bilder gesehen und waren sichtlich erstaunt. Sicher lenkte Lorelai ihren Wagen in eine der wenigen Parklücken.
âEine schöne Schule. Sieht aus wie ein Schloss. Traumhaft,â jubelte Sookie als sie aus dem Wagen stieg. Hastig verabschiedete sich Rory von ihrer Mutter und den Anderen: âIch muss nun schnell los und noch was besorgen.â Erstaunt sahen alle sie an. âEs dauert nicht lange. Zeig ihnen doch die Schule Mom,â rief Rory und nahm ihrer Mutter den Autoschlüssel aus der Hand, stieg in den Wagen und brauste davon.
Rory wollte zu ihren GroÃeltern. Während der vergangenen zwei Wochen flatterte den Gilmores ein Schreiben aus Yale ins Haus. Für eine Studienbeihilfe kamen Rory wegen dem unverhofften Geldsegen, den Lorelai vor einiger Zeit durch den Geschäftssinn ihres Vater bekommen hatte, nicht in Frage. So mit war für Lorelai und Sookie der Traum vom eigenen Hotel geplatzt.
Lieber sollte Rory das Studium beginnen und Lorelai wollte sich eine andere Anstellung suchen, da das Independence Inn nach dem verherenden Brand und ganz geschlossen war.
Das wollte Rory nicht zulassen und mit ihren GroÃeltern über ein Darlehen für Yale sprechen. Sie konnte es nicht zu lassen, dass ihre Mutter auf ihren Weg im Leben wieder einmal für ihre Tochter verzichten musste.
Zu oft hatte sie das getan. Das fing mit ihrer Geburt an und sollte nun ein Ende nehmen. Zu gut wusste sie, dass schön ist eines Traum zu haben, an dem man festhalten kann. Und wenn sich der Traum realisiert, kann man das mit Worten nur schwer beschreiben. Ein Flug auf Wolke sieben und nimmer mehr zurück.
Ihr Traum vom Studium wird sich erfüllen, nun sollte Lorelai auch endlich bekommen, worauf sie ihr ganzes Leben hingearbeitet hatte. Niemand auf der Welt hatte es in Rorys Augen mehr verdient.
Entschlossen lenkte Rory nach kurzer Fahrt auf den Hof von Richard und Emily ein. Eine Weile blieb sie im Wagen sitzen. Vor ihren Augen sah sie Lorelai, wie sie lächelte und wirklich glücklich war. Dann stieg sie entschlossen aus und klingelt an der Tür. Die Sekunden des Wartens kamen ihr nun wie Stunden, Tage, wenn nicht sogar Wochen vor. Doch dann öffnete Emily die Tür und blickte ihrer Enkeltochter erstaunt entgegen und bat sie herein. Die Tür schloss sich hinter den Beiden.
Während sich Sookie, Jackson, Luke und Lorelai in der Schule umgesehen hatten, traf auch Rory wieder ein.
âDa bin ich,â lächelte Rory in die Runde. Alle sahen sie an und lächelten zurück. âEs tut mir Leid, das war alles ein bisschen überraschend, aber Ãberraschung bringen doch oft viel gutes. So, Momâ¦, Sookieâ¦., ich möchte euch etwas sagen.â Sie nahm die Hände der Beiden und zog sie ein Stück zur Seite. âWas ist denn los? Ist etwas passier?â fragte Sookie neugierig. âNein, äh jaâ¦. Nein, eindeutig ja.â Begann Rory. âIhr bekommt das Hotel.â
Verwundert sahen sich Lorelai und Sookie an. âWas ist los?â Lorelai machte Sookie klar, dass sie kurz allein mit ihrer Tochter sprechen wollte. âWie meinst du das, wir bekommen das Hotel? Du hast doch nicht gerade eine Bank überfallen. Wenn ja, dann bin ich ziemlich enttäuscht, das du mich nicht mitgenommen hast.â Kopfschüttelnt setzte Rory sich auf eine Bank und winkte ihre Mutter zu sich.
Verwundert starrte Lorelai sie an. In kurzen Worten erklärte Rory ihr, was sie getan hatte und mit Richard und Emily abgesprochen hatte. Nach einem kurzen Wortgefecht, gab Lorelai den Argumenten ihrer Tochter geschlagen und fiel ihr dann voller Freude um den Hals.
Zwar musste Rory weiterhin am Freitagabend zu den GroÃeltern, aber die Freude war so groÃ, dass sie den Gedanken erst einmal verwarfen.
Als Sookie das sah wie sich die Gilmores umarmten, kam sie herbei geeilt: âUnd?â fragte sie hektisch. Lorelai lieà von Rory ab und viel nun Sookie um den Hals. âWir machen ein Angebot,â strahlte sie. Wie kleine Kinder hüpften sie im Kreis bis Jackson den Zwei einen bösen Blick zu warf. Luke konnte nur schmunzeln.
Rory machte sich auf den Weg zu ihrer Klasse und der Rest machte sich auf den Weg einen Platz zu finden. Hier traf die Gruppe auch auf Richard und Emily. Gemeinsam nahmen alle zusammen in einer Reihe Platz.
Nach einer tränenreichen, aber schönen, Abschlussfeier fielen Lorelai und Rory glücklich in die Arme. Während die Anderen ein bisschen abstand hielten. âIch bin so stolz auf dich, das kannst du dir nicht vorstellen.â Lorelai strich ihrer Tochter durchs Haar und drückte sie ganz fest an sich.
Nie wieder wollte sie Rory loslassen, doch mit diesem Abschluss, das wusste Lorelai besser als jeder andere auf dieser Welt, musste sie ihre kleine Tochter hinaus in die Welt gehen lassen. Es würde anders sein. Schon jeder Morgen fing ohne sie an und jeden Abend würde sie in ein leeres Haus zurückkehren.
Auf jeden Fall muss sie jetzt das Haushaltsgeld kürzen, damit mehr für Telefonrechnung oder Spritkosten zu entbehren war. Gleich nach der Rückkehr aus Europa wollte Lorelai das in Angriff nehmen und einen Plan erstellen.
Jetzt hatte Lorelai aus ihren Klauen entlassen und auch Richard und Emily sich an ihre Enkeltochter wenden konnten. Ohne viele Worte drückten sie Rory eine kleine Geschenkbox in die Hand. Als sie diese öffnete, fiel sie ohne etwas zu sagen, den Beiden um den Hals.
Ein Schüssel. Ein eigenes Auto, dachte Rory. âDanke, ich weià nicht was ich sagen soll! Danke, vielen Dank!â kreischte sie dann. Sie gab ihrem GroÃvater einen Kuss auf die Wange und drückte noch einmal Emily. âDu hast es verdient,â lächelte Emily stolz.
Nachdem sich Richard und Emily von allen verabschiedet hatten, bat Rory ihre Mutter, Luke, Sookie und Jackson schon einmal vor zu fahren. Sie würde mit ihrem Auto sofort nachkommen, dass ja jemand mitnehmen musste. Also machten sich die Anderen ebenfalls auf den Heimweg.
Rory stand allein vor der Schule. Es waren nur noch wenige ihrer Mitschüler da. Bevor sie nach Hause fahren konnte, musste Rory noch ein letztes Mal durch die Flure ihrer Schule gehen, um sich zu verabschieden. Unbemerkt von den ihren Mitschülern gelang Rory in die Schule.
Da stand sie nun. Allein vor der groÃen Treppe. Es sah anderes aus als sonst. Die Wirkung auf Rory dieser Treppe und eigentlich der ganzen Schule wurde immer kleiner. Viel Zeit hatte sie hier verbracht. Gute und Schlechte.
In Gedanken vertieft wanderten ihre Blicke immer noch die Treppe auf und nieder, als eine Stimme Rory erstarren lies: âIch hatte gehofft, dich allein zu treffen.â Langsam drehte sie sich um.
Da stand er. Lässig wie immer, in der Hand ein Buch und seine schwarze Kapuzenlederjacke übergeworfen. Es schein als wäre keine Minute ohne ihn vergangen. âWas tust du hier?â Es war, als wäre ihre Kehle zugeschnürt. âDein Abschluss!â Seine braunen Augen mit dem leichten Grünstich, niemals hatte er Rory mit einem solchen Ausdruck angesehen.
Alles war vergessen, der Streit und sein Abgang. Sie konnte ihn nur noch ansehen. Kein Worte konnte Rory herausbringen. Am liebsten würde sie jetzt anfangen zu weinen. Doch dann wollte sie ihn nur so anlächeln, wie er sie gerade anlächelte. âIch hab keine Worte für das alles. Ich wollte nur da sein. Hier bei dir!â
Mit leicht zitternden Händen strich Rory sich eine Strähne aus dem Gesicht und machten einen Schritt auf ihn zu. Immer noch brachte sie keinen Ton heraus. âDu brauchst es jetzt nichts sagen,â lächelte er.
âJess, du bist hier!â Endlich löste sich der Knoten in Rorys Hals. âDas ist⦠ich kann es nicht glauben.â Ihre Stimme war leise. Niemand sollte sie hören, falls sie doch nur mit einer Fata Morgana sprechen sollte.
Also machte sie einen weitern Schritt auf Jess zu und berührte sein Gesicht, strich durch seinen Wuschelkopf und streichelte über seine Lippe. Kein Zweifel, es war wirklich Jess.