so und hiermit verabschiede ich mich erst einmal vorläufig mit der FF - die nächste kommt ganz sicher
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Ihre Augen flackerten kurz auf, ehe sie sich wieder für geraume Zeit schlossen. Sie fühlten sich an, als wären ihre Lider miteinander verklebt, als sie versuchte sie wieder zu öffnen. Sie vernahm das monotone Piepen neben ihrem Ohr und wusste, dass sie im Krankenhaus war, ehe sie die Augen vollständig öffnen konnte und bemerkte, dass ein leichter Druck auf ihre Bauchdecke ausgeübt wurde. Vielleicht hatte jemand dort ihr Frühstückstablett abgestellt?
Brooke sah an sich hinunter und musste unwillkürlich lächeln. Da lag immer noch Lucas und schlummerte friedlich vor sich hin, während er ihre Hand hielt. Sie versuchte sich so wenig wie möglich zu bewegen, als sie ihre Hand hob, um damit streichelnd über seine zu fahren, doch dann zuckte der Schmerz durch ihre Muskeln und sie stieà einen kurzen Schrei aus, der Lucas wach werden lieÃ.
âAlles in Ordnung?â, fragte er besorgt und richtete sich auf. Ein gequältes Lächeln trat auf Brookes Gesicht, doch dann nickte sie kurz. âMir gehtâs gut⦠ich muss nur daran erinnert werden, dass ich nicht mehr ganz so bewegungsfähig bin, was meinen Arm betrifft.â, sagte sie wehleidig und lächelte wieder ein wenig mehr.
Lucas verzog das Gesicht, als würde er sich schuldig fühlen, weil er es zugelassen hatte, dass Peyton so weit ging.
âWas ist?â, fragte Brooke ihn aufmerksam und versucht dabei nicht allzu viele Muskeln anzuspannen, da sie ehrlich erschrocken von seinem veränderten Gesichtsausdruck war. âNichts⦠es ist nur⦠weiÃt du⦠du hättest wegen mir drauf gehen können! Peyâ¦â
âHey, hey, hey! Das ist doch wohl ein Scherz! Du bist der Letzte, wegen dem ich hätte draufgehen können, Luc! Peyton hat mich angeschossen und nicht du, richtig?!â, fragte sie ihn abweisend und blickte ihn wütend an.
Das er so etwas auch nur dachte tat bereits weh.
âIch war aber bei ihr Brooke â einen Tag vorher war ich bei ihr und hab ihr gesagt, dass sie die Finger von dir lassen soll, oder ich mache sie einen Kopf kürzer. Es hat sie überhaupt nicht interessiert, wie ich sehe.â Er senkte entschuldigend den Kopf und Brooke nahm all ihre Kraft zusammen und streckte ihre Hand aus, um ihm damit über die Wange zu streicheln.
âEs ist nicht deine Schuld, Lucas! Was du getan hast war gut⦠vielleicht ein wenig überflüssig, aber ich danke dir dafür. Auch wenn es sie offenbar wütender gemacht hat, als wir alle erwartet haben.â, fügte sie leise hinzu und hielt sein Kinn hoch, damit er sie ansehen musste.
âDu bist nicht dran schuld, okay?â, fragte sie noch einmal und sah ihn flehentlich an. Lucas schloss die Augen und nickte dankbar, auch wenn er sich alles andere als gut fühlte. Wenn er nicht schuld an Peytons Tod, der klaffenden Wunde in Brookes Arm und dem fast vollführten Kopfschuss an Jess war, wer dann?
âEs tut mir so wahnsinnig leidâ, sagte er mit erstickter Stimme und ergriff ihre Hand, woraufhin Brooke das Gesicht verzog. Sie fühlte sich, als würde ihr jeden Moment der Arm herausgerissen werden und das tat alles andere als gut. Sie wollte gerade etwas sagen, als er ihre Hand loslieà und sich ein Stück von ihr wegsetzte.
âWasâ¦?â, begann sie, doch er schüttelte abwehrend den Kopf.
âIch tue dir doch nur noch mehr weh und das will ich echt nicht!â, sagte er bestimmt. Brooke sah ihn schmerzerfüllt an und wisperte leise: âKomm her! Bleib einfach nur bei mir und irgendwann ist der ganze Schmerz auch weg.â
Lucas überlegte einen Moment, wie er sich herausreden könnte, sah dann allerdings doch keinen Sinn darin und rutschte näher zu ihr heran, um seine Finger mit ihren zu verschränken, die sie ihm bereitwillig entgegenhielt.
Einen langen Moment lang sahen sie sich nur gegenseitig in die Augen, ehe Brooke plötzlich lächelte. âWeiÃt du noch, was ich zu dir gesagt habe, als ich dachte, dass es mich in fünf Sekunden nicht mehr geben würde?â, fragte sie und schien das plötzlich ziemlich komisch zu finden, ehe sie wieder ernst wurde und ihn forschend ansah.
Er nickte langsam. âJa⦠da war einiges an wirrem Zeugs, das du da gefaselt hast.â, entgegnete er neckisch, doch sie schüttelte den Kopf. âNein⦠ich bin der Meinung ich konnte noch ziemlich klar denken, als ich das gesagt habe.â
Natürlich wusste er, von was sie redete. Er hatte alles noch mit schmerzhafter Genauigkeit vor seinen Augen, wie sie vor ihm lag und vor Kälte- und Schmerzanfällen geschüttelt wurde. Ihre Lippen schmerzverzerrt und ihre Augen immer wieder zufallend.
Das Blut überall auf ihrem Oberkörper, während Jess versuchte beruhigend auf sie zu wirken. Peyton war längst tot und die panischen Teenager standen immer noch wie belämmert um sie herum und rührten sich keinen Millimeter weit. Und dann sagte sie es.
Diese drei kleinen Worte die ihm jetzt immer noch mehr bedeuteten als alles, was sie jemals zu ihm gesagt hatten.
Lucas senkte den Kopf und sie strich ihm leicht übers Haar. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie das tat, als wäre er ein kleiner Junge und dann nahm sie wieder sein Kinn in die Hand und sah ihm in die Augen.
âDas, was ich da gesagt hab⦠das meine ich auch so!â, sagte sie leise und er schloss die Augen. Brooke wurde ein wenig unruhig. âLucas?â
âIch weià nicht, was ich dazu sagen soll⦠ich meine⦠so was hab ich wirklich noch nie⦠na jaâ¦â Wurde Lucas Scott tatsächlich vor ihren Augen rot? Sie grinste. âHey⦠komm her.â, sagte sie und als er sich ihrem Gesicht näherte küsste sie ihn sanft. âUnd jetzt sag mir einfach das, was du mir sagen willst, okay?â, bat sie leise zwischen zwei Küssen und dann lächelte er plötzlich zuversichtlich.
âIch liebe dich auch, Brooke.â, sagte er leise und nahm ihr Gesicht in die Hände, um sie etwas leidenschaftlicher, aber doch zurückhaltend zu küssen.
Die Tür flog auf und sie waren plötzlich nicht mehr allein, sondern umringt von Liz und drei Teenagern. Brooke löste sich nur widerwillig von Lucas, der seine Hände herunter genommen hatte und blickte ihrem Besuch entgegen.
âWie geht es meinem Sonnenschein?â, fragte Liz mit ihrer rauen Stimme und trat offensichtlich übermüdet an das Bett der Brünetten. âMir gehtâs soweit ganz gut, Mommy⦠nur etwas⦠na ja eingeschränkt.â, antwortete Brooke, nachdem ihre Mom ihr liebevoll über den Kopf gestrichen hatte.
Liz blickte wehleidig drein, während Lucas immer noch Brookes Hand hielt und sie mit seinem Daumen sanft streichelte. âDer Doktor hat gesagt, dass du dich einige Zeit nicht an alles erinnern wirst, was vor deinem⦠nun ja⦠Unfall⦠passiert istâ, druckste Liz herum und senkte ein wenig den Kopf. Ihr war es offenbar unangenehm darüber zu reden, dass ihre Tochter angeschossen worden war.
Warum gerade sie? Wieso hatte jemand es auf ihre kleine Tochter abgesehen, die doch sonst keiner Menschenseele etwas zu leide tun konnte. Nie war sie in irgendeiner Weise negativ aufgefallen, weil sie ihre Mitschüler herumschubste und beleidigte oder einfach diskriminierte⦠aber jetztâ¦
Brooke konnte die Fragen auf Lizâ Gesicht deutlich lesen und verzog schmerzhaft das Gesicht. Natürlich wusste sie noch, was vor und während ihres kleinen âUnfallsâ passiert war. Peyton hatte versucht sie von Lucas fernzuhalten. Sie war rasend eifersüchtig gewesen und wäre am Ende sogar über Leichen gegangen, bevor sie sich umbrachte, als sie merkte, dass Lucas ihre Liebe nie wieder erwidern würde.
âDie Zeit in der ich mich an nichts mehr erinnern kann muss ich wohl verschlafen haben! Ich weià noch alles⦠und ich bin⦠nun ja froh, dass es endlich vorbei ist.â, sagte sie und blickte zu Lucas, der ihr zerknirscht entgegenlächelte. Und dann fiel ihr etwas auf, als sie in die Runde blickte.
âWo ist eigentlich Rory?â, fragte sie ihren Bruder und er wartete lange mit seiner Antwort.
âSie ist nicht hierâ¦â, sagte er schlieÃlich und Brooke sah genervt drein. âDas sehe ich⦠aber woâ¦â
âSie ist bei Peytons Dad.â, unterbrach Haley sie hilfsbereit und wurde dann wieder leise. Natürlich war Rory bei Peytons Familie. Sie war immerhin ihre beste Freundin gewesen und auch, wenn sie es sicherlich nicht in Ordnung fand, dass sie beinahe eine ihrer Freundinnen erschossen hatte, so trauerte sie dennoch über ihren Tod.
Brooke senkte den Kopf und versuchte dann das ganze zu überspielen. âOkay⦠ich würde mich trotzdem freuen, wenn sie mich besuchen käme⦠einfach nur tratschen unter Freundinnen.â, meinte sie dann lächelnd. In Wirklichkeit wollte sie Rory einfach nur trösten. Sie wusste nicht, dass Peyton so weit gehen würde und sie wusste auch nicht, dass es so enden könnte.
Haley lächelte dankbar und Liz lieà sich unterdessen auf einen Stuhl neben Brookes Bett sinken. âDu wirst noch eine Woche im Krankenhaus bleiben müssen, Schätzchen.â, teilte sie ihr mit und seufzte tief. âEs gefällt mir nicht, dass du so viel vom Schuljahr verpasst, weil es eines der Wichtigsten für dich ist und duâ¦â
âMom⦠mach mal halblang⦠ich hab doch Haley, die kann mir Nachhilfe geben, wenn sie möchte und Lucas ist bestimmt so nett und bringt mir jeden Tag die Hausaufgaben vorbei.â, beschwichtigte Brooke sie und lächelte leicht. Liz schien nicht ganz überzeugt, willigte aber dennoch ein.
Wenn sie ehrlich war, würde ihre Tochter sie hassen, denn ihrer Meinung nach sollte sie nie wieder auf diese Schule gehen, auf der nur Chaos herrschte. Ihr Baby war angeschossen worden und nun sollte sie wieder in die Schule gehen, wie jeder normale Mensch? Nein! Ganz sicher nicht.
[FONT="]One week later[/FONT]
Ich habe nie darüber nachgedacht, wie schnell ein Leben zu ende gehen kann. Hier und da sterben Menschen. Niemand interessiert sich dafür. Junge Menschen⦠fast noch Kinder und keiner macht die Augen auf und schreit Stopp! Weil sie angst haben. Natürlich haben sie angst. Sie haben angst dem Tod zuzusehen, wie er seine Arbeit verrichtet, aber ich habe es gesehen.
Eine Woche lang bin ich im Krankenhaus gewesen und musste dann und wann mit dem Wissen kämpfen, dass ich den Tod gesehen hatte. Er wollte mich mitnehmen. Mir zeigen, dass mein Leben vorbei war und mir sagen, dass es keine bessere Welt gibt, in die ich hineinschlüpfen könnte, um vor dem Endgültigen zu fliehen.
Ich kann zwar laufen, meinen Arm aber noch nicht gänzlich ohne Schmerzen bewegen und diese Behinderung erinnert mich immer wieder daran, was passiert war. Das ganze Blut. Peytons Hass in ihren Augen. Lucas, der neben mir steht und keine Ahnung hat, was er tun soll. Mein Bruder, wie er mich in den Armen hält und ich. Ich habe mich gesehen. Von oben gesehen. Ich war schon fast tot, während ich meine letzten Worte schon längst gesprochen hatte und dann ertönte noch ein Knall. So leise. So weit weg und doch habe ich ihn gehört und dann sah ich, was passiert war.
Peyton hatte sich das Licht ausgeblasen. Sie hatte sich die Waffe an die Schläfe gehalten und einfach abgedrückt. Ich weià nicht, warum sie das getan hat. Vermutlich hat sie eingesehen, dass ihr Leben nichts mehr bringt, wenn sie es im Knast verbringen muss. Wahrscheinlich hat sie eingesehen, dass es keinen Sinn mehr hat noch weiter irgendwo herumzulaufen und andere für ihre Schulden bezahlen zu lassen.
Und nun stehe ich hier. Vor ihrem Grab und streue mit meiner gesunden Hand Sand über ihren Sarg. Eigentlich bin ich nur aus Solidarität hergekommen. Ich wollte Rory nicht verletzen und mir Streit mit Jess einhandeln. Aber wenn ich jetzt so um mich blicke sind da nicht viele, die anders denken als ich.
Ich will ehrlich sein. Ich mochte Peyton nie. Sie war einer von den Menschen, die ihre durchtriebene Art offen zeigen konnten und zugleich vor denen versteckten, denen sie zuteil wurde.
Peyton Sawyer muss mich wirklich gehasst haben. Wie sie da vor mir stand und mir die Waffe an die Schulter drückte. Es tat irgendwie weh ihr in die Augen zu sehen und zu sehen, dass sie mich abgrundtief hasst, aber irgendwie war es auch eine Erleichterung. Immerhin wollte ich gar nicht von ihr gemocht werden. Lucasâ Exfreundin.
Soll ich mich jetzt von ihm trennen, nur weil er mit einer Psychopatin zusammen gewesen war? Sollte ich ihm den Rücken kehren, weil er so blind war es nicht zu sehen? Zweimal?
Nein das würde ich nie tun. Ich liebe ihn. Ja ich liebe ihn wirklich und es tut gut das zu sagen, oder auch nur zu denken, denn ich weiÃ, dass er es auch tut. Und deswegen bin ich jetzt genau in diesem Moment so glücklich, auch wenn ich Schmerzen habe.
Schmerzen wegen der Frau, die da unten liegt und in wenigen Monaten nicht mehr als die hübsche Blondine zu erkennen sein wird, würde man sie wieder ausgraben. Irgendwie tut sie mir ja leid, aber sie hat mir immerhin das Schultergelenk durchschossen. Was soll ich davon schon groÃartig halten? Man hätte mir den Arm amputieren können, wären die Operationen nicht so glimpflich verlaufen.
Nein ich habe kein Mitleid mit ihr. Ich werde es nie haben. Ich werde einfach nach Hause gehen und mich freuen, dass sie mich am Leben gelassen hat. Dass ich einen Freund habe, der mit mir kommen wird und der mit mir den zweiten Teil von Dirty Dancing ansehen wird.
Denn ich weiÃ, wie es ist, wenn man stirbt. Ich weià wie der Tod aussieht und ich weiÃ, dass ich ihm noch einmal begegnen werde.
Irgendwann, wenn der Rest meiner Freunde schon alt und grau ist und viele Enkelkinder hat. Wenn meine Mom ihn vielleicht schon gesehen hat und wenn mein Bruder gerade neben mir sitzt und mit mir und seinem künstlichen Gebiss über diesen Tag redet, an dem einundzwanzig Personen an einem Grab standen, welches Peyton Sawyer gehörte, die mich umbringen wollte.
Lucas hält meine Hand und streichelt sie immer wieder mit dem Daumen, wie an meinem Krankenbett. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht und für mich erscheint es seltsam beruhigend, denn so bekomme ich das Gefühl geschützt und geliebt zu werden und das war immer das, was ich haben wollte.
Einen Freund, der immer bei mir ist.
Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, lehne mich an ihn und küsse ihn sanft auf die Lippen, ehe ich mit ihm vom Friedhof verschwinde und nach Hause gehe. Stillschweigend laufen wir die StraÃen entlang, bis mir plötzlich übel wird.
Nicht übel vom Essen oder von den Schmerzen, die ich ertragen muss. Nein mir wird übel, weil mir erst jetzt bewusst wird, wie knapp es war und wie schnell mein Leben hätte zu ende sein können. Wie schnell es wieder zu ende sein könnte.
Tränen laufen mir über die Wange und Luc bleibt stehen und nimmt mich in den Arm. Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ich so unvermittelt in Tränen ausbreche und nicht mehr weiterweiÃ. Ich hätte sterben können.
Und das alles, wegen einem Chaos der Gefühle.
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[FONT="]The end of everything
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LG ~ eure sweetGilmore(16) aka Mel
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