Tod ist Mehr
Als Liebe, Oder.
Kunst ist Mehr
Als Liebe, Oder.
Liebe ist Mehr
Als Tod und Kunst,
Oder Nicht.
Das ist das Thema.
Das ist Es.
Salman Rushdie
Zwei
Sie ist noch immer sprachlos, kann es nicht fassen, will es nicht glauben. Richards Anruf erscheint ihr wie eine unglaubliche Farce, eine gemeine Lüge. Sie ist sofort hergefahren, durch die offene (Verantwortungslos, schnaubt sie) Tür in das Zimmer gelangt, kann ihren Augen kaum glauben.
Ein halbnacktes Mädchen auf dem Boden, zusammengekauert, schlafend. Ihr braunes Haar bedeckt den blanken FuÃboden wie ein Teppich, ihre Schenkel sehen aus, als wäre sie von einem wilden Tier angegriffen worden. Sie schaudert, als ihr durch den Sinn fährt, woher die tiefen Kratzspuren stammen könnten. Man liest viel, aber nein, wie abwegig, doch nicht ihr Sohn, nein. Nun, jedenfalls scheint er nicht untätig gewesen zu sein, immerhin zieht er es in Erwägung der Vater eines Kindes zu sein. Vater, wenn der Junge einen gehabt hätte, wäre so etwas nicht passiert. Eine starke Hand, sie war viel zu nachgiebig, kein Wunder. Ihr einziges Kind, seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten, genauso intelligent, wenn nicht mehr, derselbe Drang die Dinge anzupacken, hart zu arbeiten für seine Ziele, jetzt ist er sogar in seine militärischen FuÃstapfen getreten. Dennoch hat ihr Richard sich verändert, sie ist nach wie vor stolz auf ihn, aber er hat sich verändert. Diese völlig absurde Trennung von Pennilyn - ein Goldstück, eine reizende Person, sie waren ein traumhaftes Paar, seit der High School, wie füreinander geschaffen â und er trennt sich von ihr, von heute auf morgen, ohne Grund. Sie geht ein paar Schritte auf das Mädchen zu und betrachtet es eingehend. Bist du der Grund?, fragt sie sich.
Ein hübsches Gesicht. Seltsam, die feinen Züge deuten eher auf einen alten Stammbaum, als auf den eines Flittchens. Sie erschrickt über ihre eigene Wortwahl, aber ist es nicht so? Keine ehrbare Frau wirft sich einem Mann so an den Hals, lässt derartige Handlungen zu, bevor sie nicht verheiratet ist, das gebieten Anstand und Moral. Beides scheint an diesem Ort nicht vorhanden zu sein, ein Moloch der Sittenlosigkeit und ihr Sohn, ihr Sohn mittendrin. Aber trifft ihn Schuld? Nein, beschlieÃt sie, er ist ein Mann, es liegt in ihrer Natur, es gibt keinen der ablehnen würde, wenn eine Frau ihm ihren Schoà anbietet. Infam, dennoch scheint diese Lasterhaftigkeit immer mehr um sich zu greifen, Sodom und Gomorra, Frauen in Kleidern die jedes Geheimnis ihres Körpers preisgeben, die Männer auf offener StraÃe küssen, sich anschicken ihre Brüste zu entblöÃen, um Gleichberechtigung einzufordern, Zügellosigkeit wohin man sieht.
Sie sieht genauer hin, betrachtet die Person, die ihren Sohn zum Bestandteil dieses verderbten Packs gemacht hat, ihn hineingezogen hat in diese schmutzige Angelegenheit. Ihre Lider flackern unruhig, ihr Atem geht schwer. Ihr Becken, viel zu schmal, nicht geeignet um Kinder zu kriegen, es wird eine schwere Geburt werden. Ãberhaupt sieht sie nicht sonderlich kräftig aus, ihre Rippen zeichnen sich deutlich unter dem dünnen Stoff ab, der flache Bauch verheimlicht was in ihm schlummert. Der feine Flaum auf ihren Armen verrät, dass sie frieren muss.
Lorelai Gilmore spürt eine Welle des Ãrgers in sich Hochkochen. âIn ihrem Zustandâ, ruft sie, geht zu der Couch, auf die achtlos einige Kleidungsstücke geworfen wurden, will gar nicht daran denken, was in diesem Zimmer vor sich ging, nimmt sie, wirft sie auf das Bett. âVerantwortungslos! Sie werden sich noch den Tod holen!â
Emily blinzelt verstört, versucht ein klares Bild in ihrem Kopf zustande zu bringen, es gelingt ihr nur schwerlich. Trotzdem rappelt sich auf, greift nach ihrer Bluse, kommt der Anordnung sich anzuziehen schweigend nach. Versucht dieses Gesicht einzuordnen, der Blick, diese Augen, dieses Blau. âMrs. Gilmoreâ, entschlüpft es ihr verwundert, âWoherâ¦.â, sie schluckt, versucht einen Anflug von Ãbelkeit zu unterdrücken, Speichel sammelt sich in ihrem Mund, vermischt sich mit dem bitteren Geschmack von Galle. âGottâ, ist alles was sie keucht, bevor sie ins Bad stürzt, ihren Kopf gegen das kühle Porzellan der Toilette presst, ihr Magen sich schmerzhaft zusammenkrampft, sie hat seit Tagen nichts gegessen. Sie hört Schritte auf den Kacheln, wischt sich über den Mund, richtet sich mit zitternden Knien auf, versucht Haltung zu gewinnen, zu bewahren.
âIch werde ihnen ein Bad einlassenâ, verkündet Richards Mutter mit unbeugsamem Ton, dreht den Hahn auf, und das Wasser flieÃt gluckernd und dampfend in die Wanne. Vermischt sich mit der cremigen Bademilch, schlägt Blasen, bildet eine dichte, weiÃe Schaumdecke.
âWollen sie etwa mit ihren Kleiden in die Wanne steigen?â, barsch klingt sie, ungehalten. âNa losâ, ihr Tonfall lässt keinen Widerspruch zu, wird jedoch milder als sie sieht wie ihr Gegenüber errötet. Ihre schlimmsten Befürchtungen scheinen sich doch nicht zu bestätigen. âHören sie, dass ist wirklich der falsche Zeitpunkt, um sich wie ein Schulmädchen zu zieren.â
Zögernd beginnt Emily sich zu entkleiden und steigt so schnell wie möglich in das heiÃe Wasser, gibt ein leises Ãchzen von sich, als es mit den Wunden an ihren Schenkeln in Berührung kommt, sich ein dumpfes Pochen in ihre Beinen ausbreitet. Sie schlieÃt die Augen, lässt sich tiefer in die Schaumflut gleiten, lehnt ihren Nacken an den kalten Rand der Wanne, ignoriert den Schmerz, will sich keine weitere BlöÃe mehr geben.
âWie alt sind sie?â, erkundigt Lorelai sich, Richard hat ihr nicht viel verraten, hatte keine Zeit, nur das Nötigste, das Grundlegende. Du wirst GroÃmutter, kümmere dich um sie, bitte.
âZweiundzwanzigâ, ist die leise Antwort, der die nächste Frage auf den Fuà folgt.
âWissen ihre Eltern von der Sache?â
Erschrocken öffnet sie die Augen, richtet sich ein Stück auf, das Wasser schwappt gefährlich. âNein.â
Lorelai ist überrascht. Nun, nicht von der Tatsache, dass ihre Eltern es nicht wissen. Der stolze Tonfall irritiert sie, erscheint ihr unangebracht. âDann werden wir es ihnen mitteilen.â
Wir, denkt Emily, was soll das? âNeinâ, entgegnet sie und ihre Augen verdunkeln sich.
âUnd weshalb nicht?â, der barsche Tonfall ist wieder da.
âEs geht sie nichts anâ, zischt Emily, besinnt sich, mahnt sich Contenance zu bewahren. âIch habe keinen Kontakt zu ihnenâ, fügt sie deshalb so höflich wie möglich hinzu.
Fragt sich wer ihn abgebrochen hat, überlegt Lorelai, sie braucht eine klare Vorstellung, will wissen mit wem sie es zu tun hat, mit wem sich ihr Sohn da eingelassen hat, bohrt unnachgiebig weiter. âWarum?â
âSie wollten, dass ich heirate. Ich wollte nichtâ, nur widerwillig spricht sie es aus, will sich diesem seltsamen Kreuzverhör nicht unterziehen, wünschte sie wäre allein. Nein, nicht allein. Bei Richard. Richard. Er muss seine Mutter informiert haben, natürlich hat er das. Sie empfindet den Gedanken als tröstlich. Hören sie auf, bittet sie trotzdem stumm, sieht Lorelai direkt in die Augen, erfolglos.
âWen?â, und warum, wie soll ich jemals schlau aus dir werden, wenn du dich wie ein bockiges Kind benimmst? Sie wird langsam ungeduldig, beschlieÃt einen schärferen Ton anzuschlagen, denkt gar nicht daran aufzuhören. âWen?â
âSein Name war James Browning.â
Browning, na also, ein Ansatz. âWarum haben sie ihn nicht geheiratet?â, sie korrigiert sich. âWarum wollten sie ihn nicht heiraten?â
âIch war zu jung â, krächzt Emily matt, räuspert sich, fährt fort. âIch wollte studierenâ, sie lässt sich wieder tiefer in die Wanne gleiten, presst die Lippen aufeinander, ballt die Fäuste, krallt ihre Nägel in ihre Handflächen, beschlieÃt einfach nicht mehr zu antworten. Doch die nächste Frage schwirrt ihr schon um die Ohren, dröhnt in ihrem Kopf. Wird wiederholt, solange bis sie schlieÃlich nachgibt. âIch habe ein Stipendiumâ, ächzt sie, peng, die nächste Frage. Denn das reicht nicht, weià Lorelai, bedrängt sie weiter. Ihre Schwester, erhält sie zur Antwort und nein, natürlich wissen ihre Eltern nichts davon. Woher sie das Geld hat? Sie ist verheiratet. Mit wem? Lionel Plummer. Nachhaken. Lionel Plummer? Dem Sohn von Eugene Plummer, dem Besitzer der Plummer Oil Company? Ein Stöhnen als Antwort.
Lorelai erinnert sich dunkel an diese Familie, gräbt in ihrem Gedächtnis nach. Lionel Plummer, ältester Sohn, Erbe des millionenschweren Unternehmers. Heirat? Wann hat er geheiratet? Wen? Es fällt ihr ein, das war vor fünf Jahren. März 63. Martha Johnson, Tochter von Rupert und Louise Johnson, eine gute Familie, Bankiers mit politischem Interesse, Finanzierung der Wahlkämpfe der Demokraten. Demokraten, liederliches Pack, dennoch, gute Gene, wenigstens etwas. âSie sind mit Johnson verwandt?â
âEntfernt.â (âIch bin verwandt mit Präsident Johnson? Lyndon Baines Johnson? Dem 36. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika?!?!â, wird ihre Enkeltochter Jahre später aufgeregt quieken. âEinem Demokraten?â, wird ihre Tochter rufen und die gesamte Weltherrschaft für sich beanspruchen â aber noch liegt dieser Moment in ferner Zukunft. Noch denkt niemand an Rory. Noch ist selbst Lorelai kaum gröÃer als ein Reiskorn, es wird noch Wochen dauern bis ihr Herz zum ersten Mal schlägt, Monate ehe sie ihre Mutter mit einem sanften FuÃtritt auf ihre lebendige Existenz hinweist, und sich mit diesem plumpen Trick ihre Liebe erschwindelt, den Grundstein für ihre bizarre Beziehung legt.)
âInteressantâ, murmelt Lorelai, Johnson, eine groteske Fügung des Schicksals, schieÃt es beiden durch den Kopf.
Genug der Familienkunde, den Rest kann sie auch anderweitig erfahren, hier geht es doch letztendlich um ihren Sohn, es geht um âRichard. Wie lange kennen sie ihn schon. Wie lange sind sie schon ein Paar?â, spuckt sie gleich zwei Fragen auf einmal aus, versucht Emilys Gesichtsausdruck zu deuten, bislang teilnahmslos und verschlossen, stoisch, bekommt er jetzt ein wenig lebendigere Züge.
Sie weià nicht was sie sagen soll, sie will hier nur noch weg, will jetzt nicht über Richard sprechen, will seine Mutter nicht belügen. Sie weià nicht, was er ihr erzählt hat. Ob sie weià â Emily beginnt nachzurechnen, es fällt ihr schwer sich zu konzentrieren, vor zwei Jahren haben sie sich kennen gelernt. Es kommt ihr viel länger vor, gleichzeitig als ob es erst gestern gewesen wäre. Wie er in ihrer Zimmertür vor ihr stand, in der einen Hand einen zerfledderten Block, in der anderen einen Becher mit Hühnersuppe. Sie waren heute nicht in der Vorlesung, ihre Freundin, sie hat mich gebeten ihnen die Unterlagen zu bringen, hat keine Zeit. Die Suppe, meine Mutter schwört darauf, ich habe auch noch Aspirin, falls sie keine mehr haben. Seine Worte schwirren an ihr vorbei, sein unglaubliches Charisma, er hat ihr vom ersten Moment an gefallen, sie beeindruckt mit seinem Selbstbewusstsein und seiner Intelligenz. Er hat sie ernst genommen, sie ermutigt nicht aufzugeben, wenn sie daran zweifelte, es zu schaffen. Hat sie nicht, wie so viele andere, mit abschätzigen Blicken bedacht, Frauen gehören nicht an die Universität, einfach lächerlich, dafür fehlt ihnen das Zeug. Er hat sie nachgeäfft, sie so zum Lachen gebracht. Aber da war noch etwas anderes, die Präsenz mit der er jeden Raum füllte, mit der er sie erfüllte, sie gänzlich vereinnahmte, eine Sehnsucht in ihr auslöste, die sie bislang nicht gekannt hatte, die Träume die sie von ihm hatte, bittersüÃe Berührungen, Hingabe. Sie wusste, dass es ihm genauso ging, hielt ihn hin, wartete bis sie ihn soweit hatte, bis er sich von seiner Verlobten trennte. Hatte berechnet, dass er es tun musste, da sie beide zusammengehörten. Hatte alles auf eine Karte gesetzte und gewonnen. Der erste Kuss schlieÃlich, wie ein Gewitter, so musste es sich anfühlen, wenn die dunklen Wolken aufeinanderprallen, sich die Ladung in der Luft immer schneller aneinander reibt und mit einem lauten Knall zu einem Blitz entlädt. Das ist es, dachte sie, das meinen die Leute, wenn sie von Magie sprechen. Die ungeduldige Stimme seiner Mutter, sie reiÃt sie weg, kalt und grausam. Wie lange? Wie lange? âZwei Jahreâ, sie kann nicht lügen, will es nicht, hat das Gefühl es käme einem Verrat gleich, soll sie denken was sie will.
Das tut sie, überschlägt die Tage und Wochen, Monate, ist sich sicher, dass ihr Gegenüber der Grund war. Wieso hat er sie ihr nicht vorgestellt? Das war nicht seine Art, ihr Sohn weià was sich gehört, was gute Manieren sind. Sie fragt, die Auskunft ist nur unbefriedigend. Er wollte, wir wollten warten, hat mich gefragt, ob ich â dann kam der Brief, alles andere wurde unwichtig. Was soll das? Kann sie nicht in vollständigen Sätzen reden?
âIst er der Vater?â, das Wichtigste, der entscheidende Punkt. Keine Antwort, sie wiederholt sich, nichts. BeschlieÃt es mit einer anderen Methode zu versuchen, beugt sich ein wenig nach vorne, fixiert Emily, fragt. âWas bedeutet ihnen mein Sohn?â
Ein kaum merkliches Zucken geht durch ihren Körper, Lorelai registriert es nur, weil das Wasser leise zu vibrieren beginnt, die Schaumkronen zu tanzen beginnen. Was nicht zu übersehen ist, ist die rötliche Färbung die es annimmt, als sich Emilys Nägel nun auch durch die Haut ihrer Handfläche bohren. Lorelai erschrickt, packt sie an den Armen, hält sie davon ab, es noch schlimmer zu machen. âKindâ, ruft sie entsetzt aus, nimmt ein Handtuch, reicht es ihr. Genug, sie ist zufrieden mit dem was sie fürs Erste in Erfahrung gebracht hat.
***
Sie hat sich wieder gefangen, ärgert sich darüber, dass sie Lorelai Gilmore nicht mehr Widerstand entgegen gebracht hat, sich wie ein Schwächling benommen hat. Aber es war alles zu schnell gegangen, es war zuviel, einfach zuviel. Vielleicht, wenn sie anders reagiert hätte, dann würde sie besser mit Lorelai zurechtkommen, aber sie kann jetzt nichts mehr daran ändern. Kann lediglich versuchen, Stück für Stück in der Achtung der alten Dame zu steigen, versucht ihr Bestes sich mit ihr zu arrangieren, wenn Richard erst zurück ist, wird sie schlieÃlich ihre Schwiegermutter werden.
Er schreibt, beinahe jeden Tag erhält sie einen Brief, wundervolle Briefe voller kurzweiliger Geschichten, Anekdoten die sie für kurze Augenblicke vergessen machen, wo er tatsächlich ist, wie sehr sie ihn vermisst. Alles andere um sie herum ist nicht geeignet, sie vergessen zu lassen. Die Nachrichten, Ehrenbegräbnisse, Särge bedeckt mit der Flagge, Bilder von Männern mit fehlenden GliedmaÃen, ausgemergelt, in blutige Leinen gehüllt, lebende Tote. Auch die Proteste auf den StraÃen werden immer lauter, sie hat gesehen, wie eine Gruppe Jugendlicher einen Soldaten beschimpfte, ihn anspuckte, ihn einen Mörder nannte, gewissenlos und grausam. Was kann er denn dafür, fragte sie sich, fragt sie sich noch immer, er tut doch nur was man ihm sagt. Sie weià sie hätte einschreiten sollen, etwas sagen, aber sie hat es nicht getan, hat den Kopf gesenkt, ist schnell vorbei gelaufen, froh darüber, dass Richard die Szene nicht mitbekommen hat. Sie weià nicht, ob er eine Ahnung davon hat, was hier vor sich geht, hat es ihm nicht geschrieben, er wird es noch früh genug erfahren, sie will ihn nicht beunruhigen, mit Nichts.
Auch nicht damit, dass man sie exmatrikuliert hat, es tut uns leid, vor allem in Anbetracht ihrer Leistungen, Miss Johnson, aber eine ledige Schwangere, nein, wie sieht das denn aus? Das ist schädlich für den Ruf der Universität, wirft ein schlechtes Licht auf uns. Sehen sie, natürlich wollen wir die Frauen fordern, aber die Eltern, wer schickt seine Tochter an eine Institution, an der so etwas passiert ist? Das müssen sie doch einsehen, sie sind schlieÃlich eine intelligente, junge Frau, trotzdem, alles Gute für sie, betretenes Schweigen, ein Räuspern, alles Gute, auch für das Kind, das ist doch auch eine schöne Aufgabe, wird sie voll ausfüllen, sie werden sehen. Sie hätte diese Idioten am liebsten geohrfeigt, aber das verbot ihr der Stolz. Warum musste sie auch ehrlich sein? Sie hätte ihren Abschluss machen können, man hätte noch nichts gesehen, nichts was eindeutig auf eine Schwangerschaft hindeutete, erst in den letzten Wochen ist es unübersehbar geworden. Nicht mehr lange und sie wird Mutter sein. Davon schreibt sie Richard, wie das Kind in ihr wächst, wie es ihr immer öfter heftige FuÃtritte verpasst, als wollte es sagen, hier bin ich, ich kann es kaum erwarten die Welt zu sehen. Wie sie selbst darauf brennt es endlich zu sehen, trotz allem.
Und jetzt ist es bald soweit, ein leises Ziehen hat es angekündigt, sich langsam ausgeweitet, ist zu einem beständigen Schmerz geworden, immer schneller, ihr bleiben kaum noch Pausen zwischen den Wehen. Sie versucht die Anweisungen der Hebamme zu befolgen, ruhig zu atmen, aber sie kann nicht, hat das Gefühl zu ersticken, keucht und schreit. Das Nachthemd klebt an ihrem Körper wie eine zweite Haut, ihr ist heiÃ, der Schweià rinnt unaufhörlich, obwohl ihr Mund ganz ausgetrocknet ist. Nicht pressen sagen sie, es fällt ihr schwer, sie muss es einfach tun, ein unsäglicher Drang, alles woran sie noch denken kann, das und dass etwas nicht stimmt, es nicht normal ist. Das Kind muss sich noch drehen, Geduld, gleich ist es soweit. Gleich, sie sagen es seit Stunden, sie ist am Ende, hat das Gefühl ein Messer würde sich durch ihren Unterleib bohren, will schreien, kann es nicht, will das es aufhört, aber das tut es nicht, wird schlimmer, unerträglich. Eine kalte Hand schiebt sich in sie, versucht das Kind in die richtige Lage zu bringen, eine andere drückt sie nach unten, hält sie fest, während sie sich aufbäumt, windet, aufschluchzt und einen gellenden Schrei von sich gibt. Um sie herum verschwimmt alles, wird schwarz, nur noch undeutlich hört sie die Stimmen, Unruhe beschleicht sie, furchtbare Angst, ihre Sinne entgleiten ihr. Sie bekommt kaum noch mit, wie eine feine Nadel in ihren Arm gestochen wird, dämmert weg, fällt in einen tiefen Schlaf, hervorgerufen durch die Erschöpfung und das Narkotikum in ihrem Blut.
To be continued
ATN: Krk⦠aus spannungstechnischen Gründen wird Kapitel Zwei hier abgebrochen. Den Rest (Fünf weitere Seiten, dampfend, frisch aus dem Ofen sozusagen *GG*) gibtâs, wenn ihr brav um mehr bettelt
Riska PS: Den Wochenendteil gab's ja schon nen Tag früher, als geplant
... und später wird's auch verstärkt um Lorelai (die Zweite) gehen... Geduld, Geduld.....