Titel: High School Reunion
Autor : Ich
Genre : Freundschaft
Fandom: Gilmore Girls
Pairing : none
Rating : G, denk ich mal.
Disclaimer : Charas gehören bis auf Amy nicht mir, wurden aber wie ihr seht stark woanders hin entwickelt
Sonstige Bemerkungen: .Ich fand es wirklich schwierig, mich so kurz zu fassen. Bin nicht ganz zufrieden damit, aber machen wir uns nichts vor: mit mehr Zeit hätte ich es nicht groß anders gemacht Verzeiht mir den etwas ungewöhnlichen Charaktersprung des Protagonisten, ich glaube ja auch, dass er "in Wirklichkeit" die Kurve gekriegt hat. Aber hätte würde könnte... In einem etwas dramatischeren Fandom hätte das hier genau so passieren können
High School Reunion
„Tristan Dugray?“
Er drehte sich um. Ein kleiner, gedrungener Mann mit Schnurrbart stand direkt hinter ihm und sah aus etwas zu kleinen Augen zu ihm auf.
„Ja?“, bestätigte er leise. „Woher wissen sie...?“
„Ich bin im Auftrag von ihrem Freund Bowman hier."
Der Typ grinste.
"Er sagte, ich solle nach einem Mann mit grünem Parka und schmierigen, fettigen Haaren Ausschau halten.“
„Aha. Verpiss dich.“
Tristan drehte sich wieder um und schüttelte den Kopf. "Sein Freund" Bowman sollte ihn in Ruhe lassen mit seinem schlechten Gewissen und seinen dämlichen Witzen. „Tristan“, der war er eigentlich schon lange nicht mehr. Amy nannte ihn manchmal „Wrigley“, weil er jeden übrigen Dollar in Kaugummis investierte, anstatt in Zigaretten. Aber für die meisten Menschen war er einfach „du da“, „der Penner“ oder schlicht und einfach gar nicht da. War wohl auch meist besser so...
Tristan hatte ihn lange keiner mehr genannt. Und Dugray schon gar nicht. Himmel, wenn das jemand gehört hätte... Er schüttelte sich unwillkürlich, wickelte mit den schmutzigen Fingern einen Kaugummi aus dem Silberpapier und schob ein Stück davon zwischen die Zähne Die Augen auf das Papier gerichtet blieb er stehen. Der Mann war noch da, das wusste er. Man gewöhnte sich gewisse Instinkte an, wenn man ein Leben wie seines führte. Die Präsenz eines anderen zu spüren, ohne, dass dieser etwas von sich gab, gehörte zweifellos dazu. Er seufzte, straffte die Schultern und drehte sich um.
„Er bezahlt dich erst, wenn du mit mir gesprochen hast, richtig?“
„Das ist richtig, Mr. Dugray.“, gab der andere blasiert zurück. Tristan kümmerte sich nicht weiter darum und antwortete ungerührt:
„Na dann, schieß los, Poirot.“
„Ich habe eine Einladung für sie. Hier.“
Der Mann, der dem fiktiven Charakter nicht nur zum Verwechseln ähnlich sah, sondern auch den selben Beruf auszuüben schien, klappte nun umständlich seine schwarze, glattlederne Aktentasche auf und zog einen cremefarbenen Umschlag daraus hervor. Unsicher trat er einen Schritt vor und drückte ihm das hochwertige Kuvert in die Hand. Tristan ergriff es, drehte es in der Hand und verzog keine Miene, als er den Kontrast zwischen den Trauerrändern unter seinen Fingernägeln und dem hübschen Papier bemerkte. Es war ihm inzwischen absolut egal, denn er konnte es nicht ändern.
Was ihn stutzen ließ, war der Inhalt des Umschlages.
„Zehnjähriges Jubiläum der Abschlussklasse 2003, Chilton Preparatory School.“, las er murmelnd vor. Dann blickte er Poirot in die Knopfaugen. „Ich war nicht in der Abschlussklasse.“
„Nun, es gibt eine besondere Lehrerin, die eine Extraeinladung ausgestellt hat. Ganz offiziell.“
„Wer?“
„Bowman sagt, das können sie herausfinden, wenn sie kommen. Und sie sollen vorher bei ihm vorbeikommen.“
*
„Hey, Wrigley. Was ist das?“
Sie war wach geworden, während er, die Einladungskarte in den Händen drehend, neben dem Schlafsack gesessen hatte, und überlegt hatte, was zu tun war. Er hatte es gar nicht bemerkt.
Amy deutete auf den hellen Umschlag und sah aus großen braunen Augen zu ihm auf. Ihr Gesicht war schon wieder von grauem Staub bedeckt, und obwohl er wusste, dass es nicht schlimmer aussah, als sein eigenes, störte es ihn.
„Ames, wie siehst du schon wieder aus?“
Er befeuchtete seinen Jackenärmel mit Spucke und wischte die Dreckstriemen weg.
„Ih, lass das!“, forderte sie entsetzt und versuchte, ihn davon abzuhalten. Erfolglos. Er schmunzelte.
„Du kannst nicht so rumlaufen, kleine Lady. Sonst krieg ich dich nie reich verheiratet.“
„Ich bin auch erst zwölf!“, maulte sie.
„Oder dreizehn.“, entgegnete er trocken, doch von ihr kam nur ein genervter Blick zurück. Wie oft sie diese Diskussion schon geführt hatten?
Er hatte sie vor vier Jahren aufgegriffen, kurz nachdem er selbst auf der Straße gelandet war. Oder war es umgekehrt gewesen? Sie wusste nicht mal, wann ihr eigener Geburtstag war, aber immerhin wusste sie, wo man halbwegs sicher schlafen konnte. Und wo es oft etwas zu essen gab. Ja, wahrscheinlich wäre er hilflos gewesen, ohne sie. Aber er hatte sie seitdem oft genug beschützt und seine Schuld beglichen.
„Und ich kann nichts dafür, irgendwann ist einfach alles dreckig. Du siehst auch nicht besser aus.“, fuhr sie fort, ohne seinen Einwand zu beachten, und zog die Augenbrauen zusammen.
„Und dann ziehst du auch noch so ne Fresse.“, ergänzte sie und imitierte seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck täuschend echt.
„Sag nicht, du willst mich schon wieder in die Schule schicken!“
„Nee...“, erwiderte er leise. „Ich überlege, ob ich noch mal in die Schule gehe."
Jetzt hatte er sie überrascht. Ihr üblicher Null-Bock-Teenie-Gesichtsausdruck wich der Verblüffung, bevor diese widerum von Neugier vertrieben wurde. „Du? Welche Schule? Deine alte Schule?“
Sie richtete sich im Schlafsack auf und nahm ihm den Umschlag aus der Hand.
Er seufzte.
„Meine ganz alte Schule.“
Wirklich viel wusste sie von dieser Zeit nicht. Er hatte ihr erzählt, dass er selbst schuld war, dass er hier draußen leben musste. Dass er immer wieder von der Schule geflogen war, obwohl er nicht dumm war, und dass man ohne Schule eben ein Niemand wurde. Diesen Teil konnte sie inzwischen auswendig mitsprechen. Was sie nicht wusste, war, dass er reich gewesen war. Oder zumindest seine Eltern. Dass sie ihn aufgegeben hatten, nachdem er selbst auf der Militärschule „nur Stress gemacht hatte“. Nein, diese Geschichte war so kompliziert, wie sie einfach war: Ja, er hatte es einmal zu viel versaut, er hatte einen Lehrer angegriffen, war abgehauen, um dann wieder zu Daddy zu rennen und zu erwarten, er würde eine neue Chance bekommen – doch der hatte endlich genug gehabt. Aber dieses eine Mal, der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte... es war nicht seine Schuld gewesen. Aber wie sollte er das erklären? Seine Eltern waren keine Monster, und er selbst war für seine Taten verantwortlich. Er hätte nur noch ein halbes Jahr durchhalten müssen...
Amy zog an seinem Ärmel. „Welche ganz alte Schule?“, bohrte sie nach. Sie betone das „ganz“, genau so wie er es vorhin getan hatte, und machte ein ernstes Gesicht. „Chil-ton Pre-pa-ra... Pre...“, las sie angestrengt. Sie würden noch so viel mehr üben müssen... Er nahm ihr den Umschlag wieder weg.
„Die, wo ich es fast geschafft hätte. Sie feiern den Abschluss, meine alten Freunde. Ich mein, wir sind keine Freunde mehr...“
Freunde brachten Freunde nicht dazu, ihr Leben wegzuschmeißen. Auch wenn sie zehn Jahre später alles taten, um sich von dieser Schuld freizukaufen.
„Und wieso willst du dann hingehn? Du hast gar keinen Abschluss.“
„Ja, das ist richtig.“, meinte er und wusste nicht, warum er bei dem Satz lächelte.
„Also, wieso?“
Sie studierte jede Regung in seinem Gesicht. „Was ist so toll daran?“
„Naja...“
Sie würde diese Geschichte lieben. Vielleicht schaffte er es ja ganz ohne den Teil, wo er ein reicher verwöhnter dummer Schnösel gewesen war.
„Es gab da ein Mädchen...“
*
Es war Paris. Es war Paris gewesen, ganz klar. Er hatte sich etwas Kleingeld gespart und in einem Internetcafé recherchiert, wenige Tage, nachdem Poirot ihm die Einladungskarte überbracht hatte. Verheiratet, zwei kleine Kinder, seit knapp einem Jahr Lehrerin an der Chilton Preparatory School. Es musste Paris gewesen sein. Aber ob es ihre Idee gewesen war? Er hatte nie wieder von ihr gehört, seit damals. Warum auch? Er hatte sie immer schlecht behandelt. Und jetzt war sie so weit gekommen in ihrem Leben, dass sie mit Sicherheit keinem alten Highschool-Schwarm mehr nachweinte. Nein, Tristan hatte es im Kopf gedreht und gewendet... Jemand musste sie darum gebeten haben. Und Paris, die resolute, prinzipienversessene Paris, würde nicht jedem diese Bitte erfüllen. Oder? War es so verrückt, anzunehmen, dass sie dahinter steckte?
Natürlich hatte er auch Rory im Internet gesucht - nicht zum ersten mal. Unter „Rory“ fand man sie heute nicht mehr, sie war jetzt wieder Lorelai Leigh. Wirkte bestimmt professioneller, aber es passte so gar nicht zu ihr. So, wie er sie sich vorstellte – Preisgekrönte Journalistin hin oder her – würde sie immer noch ohne Probleme als Rory durchgehen. Oder eben als „Mary“... Er schmunzelte, als er an ihren wütenden Blick dachte. Sie war weit gekommen, seine Mary. Ganz anders als er. Dabei hatte er, der reiche, hübsche, schlaue Junge, doch die besten Voraussetzungen gehabt! Aber sie war an ihm vorbeigezogen, sie war intelligenter, wissbegieriger, und vor allem ehrgeiziger. Und er hatte seine Chancen einfach alle verspielt.
Tristan wippte mit dem rechten Fuß auf und ab. Der Zug fuhr gleichzeitig zu langsam und zu schnell- zu langsam, als dass er bald endlich ankommen würde, und zu schnell... Er war doch immer noch nicht sicher, ob er überhaupt ankommen wollte. Wollte er diese Leute wirklich sehen? Sie würden auf ihn herabsehen, selbst jetzt, wo er sich unter Vorgabe eines Bewerbungsgesprächs immerhin saubere Kleidung von einer Hilfsorganisation hatte leihen können. Der graue Pullover kratzte und die dunkle Jeans saß nicht richtig, und selbst wenn er sich in den Sachen wohlgefühlt hätte, so war er trotzdem noch maßlos underdressed. Aber er hatte es immerhin so weit geschafft, dass er heute nicht wie ein Straßenhund roch und ausnahmsweise auch nicht so aussah. Das war mit seinen Mitteln schon ein ziemlicher Erfolg,
wenn er nicht das Angebot Bowmans annehmen wollte, sich einen Anzug zu leihen.
Er würde das ganze einfach ironisch nehmen. Er würde selbstbewusst underdressed die heiligen Hallen betreten und der ganzen Bagage den Spiegel vorhalten, wie schrecklich albern es war, sich in Schale zu schmeißen und Champagner zu trinken, mit Leuten, mit denen man früher klammheimlich auf dem Klo die Hausaufgaben ausgetauscht hatte.
Soweit der Plan. Aber „selbstbewusst“ war noch Meilen von dem entfernt, was er gerade fühlte, während er zappelnd auf das Ende der Fahrt wartete und es gleichzeitig fürchtete.
Wollte er das überhaupt? Wollte er all diese Leute wiedersehen, allen voran „Maria“? Er wollte doch gar nicht mit ihnen reden, nicht wissen, was sie von ihm dachten, er wollte keine Lügengeschichten erfinden, darüber, was nach seinem Schulabbruch hier mit ihm passiert war. Und ganz sicher wollte er nicht die Wahrheit sagen. Aber irgendwie reizte es ihn auch, und es war wahrscheinlich die letzte Chance, sie alle wieder zu sehen. Wenn er die Absenderin der Einladung enttäuschte, würde sie es kein zweites Mal versuchen. Und es war ja nett gemeint gewesen. Seine Familie hatte gewiss nicht an die große Glocke gehängt, dass er keinen Schulabschluss geschafft hatte, dass er sich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen hatte und schließlich auf der Straße gelandet war. Nachdem die Sache mit Mr. Briggs gewesen war, hatten sie vermutlich sogar angefangen zu leugnen, dass er überhaupt existierte: „Tristan? Tristan wer?“...
Das war ja eigentlich auch ziemlich wahrheitsgetreu. Tristan Dugray würde er nur heute sein, nur für diese Leute, nur für ein paar Stunden... Wenn überhaupt.
Amys Hand erschien in seinem Blickfeld und nahm die seine, zog sie in Sicherheit, bevor er wieder an den Nägeln kauen konnte. Sie hatte darauf bestanden, ihn zu begleiten, nachdem er schon drei Nächte zuvor nicht mehr schlafen konnte. Er hatte sich so oft von Seite zu Seite gewälzt, dass er sie beide wach gehalten hatte. Amy brauchte endlich einen eigenen Schlafsack, sie wurden ohnehin schon viel zu seltsam angesehen...
„Aufgeregt?“, fragte sie leise. Nicht, dass sie das nicht sehen konnte, sie wussten beide, dass sie nur versuchte, ihn abzulenken. Immerhin, so hoffte er, hörte sie sein Herz nicht, das wie wild gegen seinen Brustkorb sprang.
„Auch wenn lauter Idioten da sind... sie wird nett zu dir sein. Du hast doch gesagt, sie ist anders.“, sagte sie sanft und drückte seine Hand, die sie jetzt festhielt.
„Sie war mal anders... aber wer weiß? Sie ist jetzt erfolgreich und hat Geld, genau wie alle anderen da. Nur, dass sie es selber verdient hat.“
„Und du liegst deinen Eltern nicht mehr auf der Tasche. Also bist du eigentlich der zweitcoolste da.“
Er knibbelte mit dem Mittelfinger der freien Hand an der Nagelhaut seines Daumens und schüttelte den Kopf.
„Ich hab nicht freiwillig verzichtet. Und du vergisst Paris, die macht auch ihr eigenes Ding.“
„Naja, dann eben der drittcoolste. Und wenn jemand gemein zu dir ist, dann holst du mich und ich verhau sie alle.“, drohte sie, doch ihre Stimme kippte in ein Kichern.
Er nahm ungerührt die andere Hand zum Mund, woraufhin sie ihm genervt auf die Finger schlug.
„Verdammt, friss nen Kaugummi und nicht deine Nägel!“, schimpfte sie und kramte einen silbern verpackten Streifen aus der Tasche des Parkas, den sie heute trug, damit er nicht verloren ging, während er in viel zu sauberen Sachen sein altes Leben besuchte. Sie drückte ihm den Streifen in die Hand und wartete, während er mit nicht wirklich ruhigen Fingern den Kaugummi auswickelte und ihn gehorsam in den Mund schob.
„Wrigley, Sie wird nett zu dir sein.“, wiederholte sie leise. „Ganz bestimmt.“
Der Zug hielt, und bevor er widersprechen konnte, zog sie ihn am Ärmel des kratzigen Pullovers hinaus auf den Bahnhof.
*
Amy war an der Bushaltestelle zurückgeblieben und wartete auf ihn. Während er den Hügel hinauf auf das Gusseiserne Schultor zulief, fragte er sich, ob er sich je so allein gefühlt hatte. Wann war er ein Typ geworden, dessen Selbstbewusstsein zu 95% auf der Bewunderung einer zwölfjährigen fußte? Als er das Tor zum letzten Mal durchquert hatte, hatte er so viel mehr von sich gehalten. Jetzt stand er davor und trat von einem Fuß auf den anderen, tat so, als suchte er in seinen leeren Taschen nach einer letzten Zigarette, die er ordnungsgemäß vor dem Betreten des Geländes rauchen würde - während er all seine Kraft brauchte, um nicht direkt wieder wegzurennen. Was wollte er überhaupt hier? Die meisten wollte er nicht sehen. Nur Rory, und Paris vielleicht... aber sie würden fragen, was aus ihm geworden war, und dann? Er konnte nicht glauben, dass er den ganzen Weg hierher gereist war, ohne sich einen Plan zu überlegen. Noch konnte er gehen. Noch konnte er abhauen, bevor er ihnen unter die Augen treten musste. Dann würde er sie wirklich nie wieder sehen, es sei denn, er klaute einen Presseausweis und schlug sich zu Rory durch, wenn sie das nächste mal aus New York berichtete. Er schüttelte den Kopf. Gehen oder bleiben? Jetzt oder nie?
„Tristan? Tristan Dugray?“
Er erstarrte. Das zweite Mal in zwei Wochen, dass jemand seinen vollen Namen benutzte, und doch war es so anders, wenn sie es tat.
„Mary!“
Grinsend drehte er sich um und wollte ihr die Hand reichen, betend, dass sie die Schwielen an seinen Händen nicht fühlte, als sie ihm um den Hals fiel.
„Du bist ja wirklich hier! Niemand wusste wo du bist, deine Kumpels tun so, als wäre dein Aufenthaltsort sowas wie ein Staatsgeheimnis!“
Sie ließ ihn los und lächelte.
„Ist ja auch egal, wie geht es dir?“
Was? Wie geht es dir? Das war die Frage, die sie interessierte? Nicht „Was machst du beruflich?“, „Wo lebst du?“, „Bist du verheiratet?“ ?
„Gut, ich... mir geht’s gut.“, brachte er mühsam hervor. „Und dir?“
„Oh, gut, viel Arbeit, weißt du? schau da hinten steht mein Freund...“, sie deutete auf einen Typen mit wirren braunen Haaren. Nun, immerhin nicht diese Schlaftablette von früher...Moment, war das...?
„Mit unseren zwei Töchtern, naja und Amy kennst du ja.“
Sie lächelte sanft.
„Wir haben sie an der Bushaltestelle getroffen. Sie hat sich sehr gewundert, dass ich den Bus nehme.“, erklärte sie, dann leise: „So wie ihr.“
Außer einem entgeisterten Keuchen brachte er nichts zustande. Aber wozu auch, sie plapperte ohnehin schon weiter.
„Sie ist ganz schön gesprächig, die Kleine. Du bist wohl sowas wie ihr Superheld, hm? Sie hat bis kurz bevor wir ankamen wie ein Wasserfall geredet, erst als sie dich gesehen hat ist ihr aufgefallen, dass sie wegbleiben sollte.“
Alles, was er jetzt noch tun konnte, war nicht ohnmächtig zu werden. Sie war 12. Oder 13. Wie auch immer, sie redete eben. Es war nicht ihre Schuld, dass Lorelai Leigh Gilmore, Pulitzer-Nominierte, jetzt wusste, dass er ein Niemand geworden war.
Sie sah ihn lange und durchdringend an. "Romeo, oh Romeo...Ich hab ja immer gewusst, dass du einer von den Guten wirst."
Wie bitte? Er sah sie verwirrt an, aber sie lächelte noch immer, dann hakte sie sich bei ihm unter. "Vielleicht kann ich ja mal was für dich tun, oder für Amy. Aber jetzt gehen wir erst mal rein, oder? Ich bin gespannt, was aus den anderen geworden ist. Wahrscheinlich sind sie immer noch reich und selbstverliebt. Kannst du glauben, dass meine Mutter mal in Hotpants und Batikshirt durch dieses Tor getreten ist? Und Cowboyboots..."
Sie kicherte und wurde rot. "Merkwürdig, was einem so peinlich ist, oder?", fragte sie im besten Plauderton, dann zog sie ihn durch das Tor. Plötzlich war es ganz leicht, hindurch zu gehen... So, als wäre es ein Tor wie jedes andere.