Sie grollt leise in sich hinein, kann nicht verstehen, weswegen ihre Mutter so ein Aufheben darum macht. Will es auch gar nicht, denn das würde bedeuten, Emily Gilmore hat es geschafft, hat sie endlich zu der vorbildlichen jungen Dame gemacht, die Martha Stewart für eine begnadetet Göttin und Aspen für das Paradies auf Erden hält. Niemals, nur über ihre Leiche. Was versteht sie denn überhaupt? Gibt sich doch nicht Mal die Mühe sie zu verstehen, behandelt sie immer noch wie ein kleines Kind, dabei wird sie bald Sechzehn, hat schon Dinge getan, die ihre Mutter vermutlich nicht Mal aussprechen würde.
Sie hat doch keinen Schimmer davon wer sie ist oder wie es im wirklichen Leben aussieht. Denkt, die perfekt gewärmte Tasse Tee, das hübsch angerichtete Dinner, ein adrettes Kleid wären das non plus Ultra. Ihr ganzes Leben dreht sich um diese Belanglosigkeiten, sie hat keine Ahnung, wie es ist wirklich ist zu leben, Spaà zu haben, auch die kleinen Dinge in vollen Zügen zu genieÃen. Alles was für Emily Gilmore zählt, ist das Ansehen, ihr Ruf. Manchmal fragt sie sich, weshalb diese Frau überhaupt beschlossen hat, ein Kind in die Welt zu setzen. Natürlich, ein Erbe, jede Dynastie braucht einen Sproà in den sie all ihre Wünsche und Hoffnungen setzen kann. Nun, nicht mit ihr, sie wird sich ganz bestimmt nicht mit Siebzehn verloben, mit Achtzehn heiraten und neun Monate später ihr erstes Kind in die Welt setzen. Sie hat andere Pläne. Nichts GroÃes, sie will die Welt sehen, Abenteuer erleben, überhaupt endlich leben ohne sich ständig Vorwürfe anhören zu müssen, ohne auf jemanden Rücksicht nehmen zu müssen, tun was sie will. Und ein vierstündiges Sinfoniekonzert fällt gewià nicht in die Kategorie Vergnügen, scheint eher das Ãberbleibsel der barbarischen Foltermethoden des Mittelalters zu sein. Was ist also so schlimm daran, dass sie die zweite Hälfte verpasst hat? Es ist doch sowieso keinem aufgefallen, völlig egal, ob ihr Stuhl belegt ist oder nicht. Keiner auÃer ihrer Mutter würde so ein Drama daraus machen.
Sie wickelt sich eine Locke um ihren Finger, hört Emily schon gar nicht mehr zu. Blablabla, seit sie im Wagen sitzen, es wird vermutlich erst wieder aufhören, wenn sie im Bett liegt. Es sei denn sie träumt auch noch davon, herrlich, das hat ihr gerade noch gefehlt.
âLorelai?â, sie hebt ihre sowieso schon laute Stimme weiter an. âLorelai? Hörst du mir überhaupt zu?â
Nein. âJa, natürlich, Mom.â
âAch ja?â, skeptisch, unnachgiebig, na klasse, ihre Mutter ist in voller Fahrt. âWas habe ich gesagt?â
Lorelai kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, eine dumme Frage, sie könnte in einem anderen Zimmer, einer anderen Dimension sein und wüsste trotzdem was Emily ihr vorhält. âEs war unhöflichâ, murmelt sie leise, lässt ihren Kaugummi provokativ zu einer riesigen Blase anschwellen, bringt sie mit einem gezielten Handschlag zum Platzen.
âLore ââ, weiter kommt sie nicht, kaum hat Richard den Wagen zum Stehen gebracht, ist Lorelai auch schon herausgesprungen, spurtet zur Eingangstür, hastet in ihr Zimmer und dreht ihr Radio auf. Sie lehnt sich gegen ihren Schreibtisch und verschränkt abwartend die Arme, zählt leise bis Sechzig und tatsächlich, ein energisches Klopfen, die Tür wird aufgerissen. âLorelai! Ich war noch nicht fertig!â
âKomm schon, ich weià doch sowieso in und auswendig, was du mir sagen willst. Tu dies nicht, tu das nicht, sitz gerade, lächle, immer schön lächeln, was sollen sonst die Leute von dir denkenâ, sie verdreht die Augen, spuckt ihren Kaugummi im hohen Bogen in den Mülleimer.
Emily seufzt, schüttelt den Kopf. Wie soll sie Lorelai nur begreiflich machen, dass sich nicht immer alles nur um sie zu drehen hat, dass auch sie Verpflichtungen hat. Das sie sich auch wie eine Erwachsene benehmen muss, wenn sie behauptet eine zu sein. Aber bei Gott, sie ist es nicht. Sie ist Fünfzehn, ein Kind noch. Vielleicht nicht mehr das kleine Mädchen, das sich nachts vor den Schatten in ihrem Zimmer fürchtet, Angst hat vor ihrem Kaninchen, weil es nichts mit den sprechenden Tieren aus ihren Kinderbüchern gemein hat. Nein, Lorelai ist wirklich nicht mehr ihr kleines Mädchen, das Kind, das sich schutzsuchend an seine Mutter wendet. Aber muss das denn heiÃen, dass sie keine Gelegenheit auslässt sie zu provozieren? Sie hat diese ständigen Streitereien satt, kein Tag an dem sie und Lorelai nicht aneinander geraten. Das Tauziehen zerrt an ihren Nerven, sie weià nicht mehr weiter, ist überfordert. Richard ist ihr auch keine groÃe Hilfe, sie ist schon dankbar, wenn er hinter dieser verfluchten Zeitung überhaupt bemerkt, dass Lorelai oder sie anwesend sind. Vielleicht sollte sie eine Versicherung bei ihm abschlieÃen, eine Police bezüglich der Zukunft ihrer Tochter, vielleicht würde ihn das dazu bringen, sich wenigstens etwas mit ihr und ihrem unmöglichen Verhalten zu beschäftigen. Nein, sie ist ungerecht, er tut sein Bestes, ermöglicht es Lorelai eine hervorragende Schulbildung zu bekommen, aufwachsen zu können, ohne sich um irgendetwas Sorgen machen zu müssen. Geld spielt keine Rolle. Es ist nur nicht genug.
âHör mir gut zu, Kindchen. Du wirst deinem Vater und mir eines Tages noch sehr dankbar für die Erziehung sein, die wir dir haben zukommen lassen. Und ich habe es endgültig satt, dass du dich nicht wenigstens hin und wieder dankbar zeigst und dich wie ein nettes junges Mädchen benimmst, das weià was Manieren und Höflichkeit sind. Sag mir, Lorelai, ist es denn wirklich zuviel verlangt, sich alle paar Wochen, für wenige Stunden nur, so zu verhalten, wie es sich für eine junge Dame deines Standes gehört?â
âMeines Standes?â, sie kann sich ein Lachen nur schwerlich verkneifen. âEures Standes, Mom! Und was willst du denn? Ich bin doch mitgekommen. Ich werde sogar zu diesem bescheuerten Debütantinnenball gehen.â
âDieser bescheuerte Ball, wie du ihn nennst, ist eine alte Tradition bei der du in die Gesellschaft eingeführt werden wirst.â
âBei der ihr mich unter die Haube bringen wollt!â, sie schreit, fuchtelt wild mit den Händen, will sich nicht weis machen lassen, dass ihre Mutter sie nicht schon im weià gerüschten Kleid vor dem Altar stehen sieht, am Besten noch an der Seite eines Volltrottels wie Jason Stiles. Ja natürlich, Digger, die ideale Verbindung, gesellschaftlich und geschäftlich.âAber vergiss es, Mom. Ich werde ganz bestimmt keinen dieser arroganten Idioten ehelichen, nur weil du und Dad ihn für den idealen Schwiegersohn haltet.â
âKein Mensch erwartet von dir, dass du dir dort einen Ehemann aussuchst, Lorelai! Es gehört einfach zum guten Ton. Es wird erwartet, dass man ein Mädchen deines Alters in die Gesellschaft einführtâ, natürlich sind diese Bälle ideal, um Männer kennen zu lernen, potentielle Ehemänner, ja. Aber doch nicht um sie vom Fleck weg zu heiraten, dafür ist sie eindeutig zu jung, sie verbringt sowieso schon zuviel Zeit mit Christopher. Sollte sich stattdessen auf ihren High School-Abschluss konzentrieren, studieren. Sie setzt erneut an, will Lorelai und ihrem Dickschädel begreiflich machen, dass es ganz bestimmt nicht darum geht, sie noch vor Ende des Sommers zu verheiraten, ihre Tochter kommt ihr jedoch zuvor.
âGott, William hat Recht, ihr tut wirklich nichts ohne darüber nachzudenken, was all die anderen Snobs davon halten.â
Sie tritt einen Schritt zurück, blinzelt verwirrt, hat das Gefühl jemand hätte sie über Bord eines Schiffes geworfen, hinein in das eisige Meer, riesige Wellen die sie nach unten ziehen, es ihr unmöglich machen zu atmen. Aber nein, wie absurd, sagt sie sich selbst, sieht ihre Tochter an, die Zunge klebt an ihrem Gaumen, schwer wie Blei, weigert sich seinen Namen auszusprechen, tut es dennoch. âWilliam?â, ein Flüstern nur. Lachhaft, es gibt so viele Williams auf dieser Welt, weshalb sollte also ausgerechnet â
âWilliamâ, wiederholt Lorelai patzig, es geht sie nichts an.
âWilliam wer?â, bohrt sie nach. Fragt erneut, als Lorelai sich stöhnend auf einen Stuhl wirft, duldet keine Ausflüchte, obwohl sie die Antwort längst kennt, sie will sie aus dem Mund ihrer Tochter hören, kann es nicht ertragen sie tatsächlich zu hören.
âFarnsworthâ, sie betont jede Silbe, erschrickt über die Wirkung, runzelt die Stirn, versucht das seltsame Gebaren ihrer Mutter zu ergründen, erwartet eine erneute Standpauke, doch nichts dergleichen.
âDu - â, sie reibt sich die Schläfen, schluckt. âGeh ins Bett, Lorelai. Und wiege dich nicht in dem Trugschluss, unser Gespräch wäre schon beendet!â Sie geht aus dem Zimmer, so beherrscht wie möglich, schlieÃt die Tür leise hinter sich, verharrt einen Moment. William. Was um alles in der Welt .... Sie stürzt die Treppen nach unten, verschüttet beinahe die Hälfte des Whiskeys, den sie hastig in eines der kristallenen Gläser gieÃt, leert es in einem Zug. Die goldene Flüssigkeit brennt unangenehm in ihrem Hals, sie füllt ihr Glas trotzdem erneut bis zum Rand, schwankt zu der Couch, setzt sich, kann nicht klar denken.
âEmily?â, sie blickt auf, knallt das Glas auf den Tisch, es bildet sich eine groÃe Pfütze, die sich ihren Weg auf den Boden bahnt. âWasâ¦.?â Erstaunen liegt in seiner Stimme, Besorgnis. âDu siehst aus als hättest du einen Geist gesehen. So sehr kann dir Lorelais kleine Eskapade doch nicht zusetzen.â
Eskapade. Das Wort trifft sie wie elektrischer Schlag. Gott, nein, mahnt sie sich, selbst wenn er, doch nicht Lorelai, niemals. Sie ist vielleicht nicht die Personifizierung des Ethos, aber nein, nicht Lorelai, nicht ihre Tochter. Gott, Richard, sag mir, dass es nicht wahr ist, dass meine Phantasie mit mir durchgeht. âLass uns wegfahrenâ, hört sie sich stattdessen selbst sagen, steht auf.
âWegfahren?â, er schüttelt den Kopf, manchmal fällt es ihm wirklich schwer seine Frau zu verstehen.
âBitte. Nur ein, zwei Tage.â Weg von hier, nur ein paar Tage, es vergessen. Nicht darüber nachdenken müssen, über gar nichts, einfach nur du und ich.
âIch fürchte das wird nicht gehen, Emily. Du weiÃt doch, wie viel um diese Jahreszeit zu tun ist, jeder will noch schnell eine neue Versicherung abschlieÃen.â Vielleicht weià sie es auch nicht, sie hat schon lange damit aufgehört sich für ihn und seine Arbeit zu interessieren. Er macht ihr keinen Vorwurf daraus, andere Dinge sind in ihrem Leben wichtiger geworden. Trotzdem vermisst er manchmal die Frau die er kennen gelernt hat, mit der er stundenlang über die Unsinnigkeit von Gesetzesentwürfen oder politischen Beschlüssen diskutieren konnte, die Leidenschaft die sie dabei an den Tag legte. Aber solange sie glücklich ist, in der kleinen Welt die sie sich errichtet hat, ist auch er zufrieden. Er nimmt ihre Hand, streicht ihr eine Strähne hinters Ohr. âAber wie wäre es, wenn wir im Frühjahr für eine Weile nach Marthas Vineyard fahren? Oder Europa? Wir waren schon lange nicht mehr in England, wir könnten Trix besuchen.â
Er ist froh, dass seine Worte ein leises Lächeln bei ihr hervorrufen. Froh darüber, dass es doch nichts Ernsthaftes zu sein scheint, das ihr zu schaffen macht. Nur einer ihrer kleinen Ausraster, ebenso schnell vergessen, wie sie gekommen sind.
Sie lehnt sich ihm entgegen, küsst ihn sanft. Vergessen, auch wenn es nur für eine Stunde ist, eine halbe. Er saugt den süÃen Geschmack ihrer Lippen, der sich mit dem rauchigen Aroma des Whiskeys vermischt, in sich auf, erwidert den Kuss trotzdem nicht, kann nicht, löst sich von ihr, streicht ihr zärtlich über die Wange.
âIch habe noch einiges zu erledigen.â So Leid es ihm tut, aber das Konzert hat ihn wertvolle Zeit gekostet, er trifft am nächsten Morgen einen wichtigen Kunden, muss den Vertrag noch einmal überarbeiten. Eine Katastrophe, wenn er ihn nicht zur Unterschrift bringt, die Konkurrenz ist hart geworden, ein guter Ruf zählt nicht mehr soviel wie früher.
âNatürlichâ, ist alles, was sie zu erwidern fähig ist, presst die Lippen aufeinander, lächelt. Wartet bis er hinter der Tür seines Arbeitszimmers verschwunden ist. Einiges zu erledigen.
***
Es war ein Leichtes herauszufinden, wo er ist. In all den Jahren hat sich nicht viel geändert, sie kennt seinen Geschmack nach wie vor, seine Vorliebe für Exklusivität und Verschwendung. Das teuerste Hotel der Stadt, die teuerste Suite. Sie klopft, was mache ich hier, fragt sie sich, um Gottes Willen, was mache ich hier?
Die Tür öffnet sich, sie rauscht an ihm vorbei, erwidert seine GruÃworte nicht, fixiert ihn, zornig, fragend. âWas tust du hier?â In meiner Stadt, in meinem Leben. Wieso tauchst du nach all den Jahren des Schweigens plötzlich wieder auf?
âDasselbe könnte ich dich fragen, Emily!â Es ist spät, weit nach Mitternacht, das fliederfarbene Kleid ist einem einfachen Kostüm gewichen. Es steht dir gut, denkt er, aber für mich hättest du dich nicht umziehen müssen. Für mich müsstest du gar nichts tragen.
âAber lass mich ratenâ, ein amüsiertes Lächeln huscht über sein Gesicht. âLorelai hat dir von unserer
kleinen Begegnung erzählt.â Nicht viel, gerade genug, um dich herzulocken. Es ist die Ungewissheit, die dich quält. Nicht nur sie.
âWas soll das, William?â Ungehalten klingt sie, verwirrt. Er ist es, der die Regie übernommen hat, gleichzeitig die Hauptrolle spielt. Eine Rolle nach seinem Geschmack.
âIch bitte dich, Emilyâ, entgegnet er sanft und sie schlieÃt die Augen, beruhigt, erleichtert. Nicht einmal er würde so etwas tun, so berechnend er auch sonst in allem handelt, sie hat er immer davon ausgenommen. Du bist verrückt, schilt sie sich, siehst Gespenster wo es keine gibt, er ist ein lieber Kerl, war es immer, war bereit dich zu heiraten, bereit Lorelai ein Vater zu sein und du verhältst dich undankbar und kindisch.
Ihr Sinneswandel entgeht ihm nicht, er frohlockt, hat sie endgültig in der Hand, wechselt das Thema. âWie geht es Richard?â, war er bis vor wenigen Stunden noch eifersüchtig auf ihn, so hält er ihn jetzt nur noch für einen Trottel. Einen blinden Ignoranten, der im Schlaraffenland lebt und sich dessen ungeachtet mit trockenem Brot begnügt. Nun, er ist ihm auch dankbar, spielt er ihm doch in die Hände, ohne es auch nur zu ahnen. âSeid ihr noch immer so unglaublich glücklich?â, eine rhetorische Frage, er weiÃ, was er gesehen hat, was er gehört hat, welches Bild sich ihm jetzt bietet. âBist du es? Zufrieden mit deiner Entscheidung?â
âIch liebe ihnâ, ihre Gesichtszüge zeigen keine Regung, nicht den Anflug einer Emotion. Wann hast du das letzte Mal gelacht? Wann haben deine Lippen das letzte Mal ein ehrliches Lächeln geformt? Wann hat er sie das letzte Mal geküsst? Da ist etwas in dir, für das du keine Worte kennst, es macht dir Angst, weil du es nicht verstehst. Ich verstehe es, Emily, ich verstehe.
âWeshalb bist du wirklich gekommen?â, fragt er, obwohl er die Antwort längst kennt, sie in ihren Augen lesen kann, so klar und deutlich wie eine Schlagzeile der New York Times.
Sie schwankt, ihre Lippen öffnen sich einen Spalt, eine Antwort hat sie nicht.
âLass mich dir helfenâ, er geht ein paar Schritte auf sie zu. âDu bist hier, weil du hoffst, dass ich dich noch immer so begehre wie früher.â Keine Antwort, nur ein schwaches Blinzeln. âWeil er es nicht mehr tut.â Hart klingen seine Worte, hart und wahr.
âDas ist absurdâ, ihre Stimme, ein Zittern nur, einem Windhauch gleich.
âAbsurd? Was ist so absurd daran? Was ist so ungeheuerliches daran, dass du auch nur ein Mensch mit ganz gewöhnlichen Bedürfnissen bist?â, sie japst nach Luft, doch er macht weiter. Kostet jede Sekunde voll aus, geniest ihre Reaktion, sie erregt ihn mehr, als er es für möglich gehalten hätte. âDeshalb bist du gekommenâ, er nimmt ihre Hand, führt sie zu seinem steifen Schritt. âDas ist es, was du willst.â
Erschrocken weicht sie zurück. Er packt sie, lässt eine Hand zwischen ihre Beine gleiten, während er mit der anderen ihren Kopf gegen seinen presst, seine Zunge suchend in ihren Mund schiebt. Sie windet sich, er hält sie fest, drückt sie an sich. Die Knöpfe, die richtigen Knöpfe, schieÃt es ihm durch den Kopf, drück sie, William, jetzt ist der Moment. Stell dich geschickt an, kein Fehler darf dir unterlaufen. Er macht weiter, weiÃ, wie und wo er sie berühren muss, lässt seine Finger vorsichtig kreisen, ihren Körper durchfährt ein Zucken, ein kaum hörbares Stöhnen entschlüpft ihrer Kehle und er jubiliert innerlich. Lässt seine zweite Hand ebenfalls nach unten wandern, streift ihre Brüste, zieht sie langsam aus, keucht vor Gier, kann sich nur mit Mühe beherrschen. Aber er will jede Sekunde auskosten, jeden ihrer Küsse, jede ihrer Berührungen, die immer fordernder werden, sie will ihn, genauso wie er sie will. Er schiebt sie an die Wand, nimmt sie so, wie er es sich schon tausend Mal vorgestellt hat, hart und dennoch quälend langsam. Sie hat ihn warten lassen, weshalb sollte er es jetzt nicht auch tun?
Später, wenn sie sich unter ihm aufbäumen wird, dann wird er es ihr sagen. Zögert einen Augenblick, ganz besoffen von ihrer Nähe, besinnt sich trotzdem, passt den genauen Moment ab, offenbart ihr, dass sie besser war als ihre Tochter. Der unaufhaltsame Orgasmus vermischt sich mit sprachlosem Entsetzen, keuchend vor Lust und Abscheu krallt sie ihre Nägel in seinen Rücken und er ist befriedigter, als er es jemals zuvor war. Schade nur, denkt er sich, schade, dass dies ein einmaliges Vergnügen war.
Und sie? Das ganze Entsetzen wird sie erst später packen. Nein, nicht in dem Moment, in dem sie leise wie eine Katze durch das Haus schleicht, den Duschahn aufdreht und mit beinahe kochend heiÃem Wasser versucht den Ekel und die Schuld von sich zu waschen.
Auch nicht der Moment, in dem sie geräuschlos ihren Kopf auf das weiche Seidenkissen bettet, ihr Gesicht darin vergräbt, sich der salzige Geschmack ihrer Tränen mit dem fahlen Nachgeschmack seiner Küsse vermischt, während ihr Mann ahnungslos neben ihr schläft.
Es ist nicht der Moment, in dem sie am nächsten Morgen aufwacht, ihren Körper an Richards schmiegt, ihm wortlos zu verstehen gibt, dass sie ihm gehört, alles daran setzt ihn zu verführen.
Nicht der Moment, als sie zum ersten Mal seit Monaten wieder miteinander schlafen, sich zum ersten Mal seit Jahren wieder bedingungslose Ekstase in ihr ausbreitet, er ihre Schreie mit seinen Lippen erstickt. Sie hinterher im Arm hält und ihr sagt, dass er sie liebt, sie keine andere Antwort als ein leises Schluchzen hat.
Nicht, als sie ihr Diaphragma auswäscht, die Ãberreste der zwei Männer fortspült, sich unendlich schäbig vorkommt, ihrer Schwiegermutter Recht gibt, sie hat sich wie ein billiges Flittchen verhalten, ist tatsächlich eines. Weshalb sonst hätte sie es einsetzen sollen, ehe sie zu William ging? Hat es getan ohne zu wissen warum, gleichzeitig genau gewusst weshalb, wollte sicher gehen, dass nichts passieren kann. Hat es automatisch getan, obwohl sie es seit langem nicht mehr verwendet hat. Sie und Richard sind zu lange verheiratet, die Spontanität hat sich gleichsam einem Regenbogen verflüchtigt. Aber sie kennt die kleinen Hinweise, die darauf hindeuten, dass etwas passieren wird. Konnte so in all den Jahren Richards Wunsch nachkommen, Lorelai blieb ihr einziges Kind, daran wird sich vermutlich nichts mehr ändern.
Es werden auch nicht die vielen Momente sein, hunderte Augenblicke in denen sie dem Blick ihres Mannes ausweicht, weil sie die Liebe darin nicht ertragen kann. Seinen Blick dennoch sucht, um sich seiner Liebe zu vergewissern.
Nein, es wird der Moment sein, Wochen später erst, der Moment, in dem ihre Tochter ihr offenbart, dass sie schwanger ist, das Kartenhaus zusammenbricht und sie mit ihm, trotzdem weitermacht, als wäre nichts geschehen.
To be continued
ATN: So, auch Kapitel Vier wäre hiermit beendet. Nach Adam Riese folgt was? Richtig, die Fünf *G* Dort wird dann auch verstärkt Lorelai in den Vordergrund treten, Kapitel Sechs widmet sich ihr dann fast gänzlich. Und natürlich einem weiteren Charakter, den wir alle relativ gut kennen
Riska
PS: Wie immer ein fettes Dankeschön für das positive Feedback!!! Trotzdem wärâs nett, wenn auch Mal ein paar der Leute reviewen, die das sonst nicht tun. *Auf Zugriffszahlen schiel* Muss ja nicht immer sein, aber es hält mich bei Laune
SchlieÃlich investiere ich ziemlich viel Zeit in die Storyâ¦.