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Meine erste Teilnahme an einer GG Challenge
[size=3]Mein Baby gehört zu mir!
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Lorelai beobachtete mit wachsender Wut die Szenerie vor ihr.
Rory trug ein weiÃes Kleid, auf ihrem kleinen Kopf saà eine weiÃe Haube besetzt mit feinster französischer Spitze.
Lorelai musste an das scheuÃliche Babybild von sich selbst denken, das ihre Eltern in einem Photoalbum aufbewahrten.
Sie hatte sich alles vorgestellt. Wie es sein würde ein Baby zu haben, sich um dieses kleine Leben zu kümmern, es vor dem zu bewahren was sie über sechszehn Jahre lang ihr Leben genannt hatte.
Jetzt saà sie hilflos daneben um mit anzusehen wie ihre Tochter den gleichen Prozeduren unterzogen wurde. Wie sie langsam aber sicher Teil dieses Bildes wurde, das sie selbst so sehr hasste.
âMum!â quengelte Lorelai von ihrem Platz aus ohne ein Auge von Rory zu lassen die von einem Arm in den nächsten wanderte. âLorelai, nicht jetzt!â erwiderte Emily ohne den Blick von ihrer Gesprächspartnerin zunehmen âDu siehst ich unterhalte mich mit Mrs. Leensburg! Es tut mir leid...â wendete Emily sich wieder an Mrs. Leensburg â... für die Unterbrechung. Lorelai vergisst die Höflichkeit in der letzten Zeit hin und wieder.â Emily lächelte zufrieden, als sie aus den Augenwinkeln sah wie Lorelai tiefer in die Polster des Sofas sank.
Lorelai schloss für einen kurzen Moment die Augen.
Vor ihr tauchte ein Bild auf. Sie stand in diesem Wohnzimmer. Ein künstliches Lächeln auf den Lippen. Betzy Bolner, eine ihrer Erzfeindinnen aus High School Tagen steht vor ihr, nur das sie keine Feindinnen mehr sind sondern beste Freundinnen. Sie lacht aufgesetzt über Lorelais trockenen englischen Humor, den sie sich im Laufe der Jahre eingeeignet hatte, ohne ihn selbst auch nur annährend witzig zufinden.
Als sie sich umsah sah sie andere Gäste und in einer Ecke abseits von allen, allein, traurig, ihre kleine Rory.
Das war es also, das sollte ihr Leben sein? Und das ihrer Tochter?
Lorelai öffnete die Augen. Das Bild war das aus ihren Gedanken.
Nur das sie, wie es schon immer gewesen war, alleine und traurig in einer Ecke saà und Emily mit ihrer besten Freundin sprach. â... waren beide sehr enttäuscht. Aber was sollten wir tun? Sie zu einer Abtreibung zwingen oder das Baby zur Adoption freigeben?â Emily schaute betrübt drein, fügte dann aber mit fester Stimme hinzu âDas sind Dinge, die für eine Gilmore, nicht in Frage kommen.â Mrs. Leensburg nickte zustimmend âAber es bleibt nicht aus zu erwähnen das diese Entscheidung, dich Emily und auch Richard, einige Punkte eures guten Rufes gekostet hat.â
Lorelai schrie innerlich auf - Guter Ruf? GUTER Ruf? Als wäre ein guter Ruf wichtiger als ein Menschenleben!
Lorelai wusste das alles was passiert war, ihre Eltern tief verletzt hatte. Aber das hier, dieser armselige Empfang, dieser Versuch vor ihren High Society Freunden wieder gut dar zustehen... Lorelai hatte das Gefühl jeden Moment Tod umzufallen. Das alles, war mehr als sie vertragen konnte.
Suchend lieà Lorelai ihren Blick schweifen. Er blieb schlieÃlich an Richard hängen. Er stand bei einer kleineren Gruppe, drei Männer, eine Frau, die alle ihre Blicke auf das weiÃe Bündel in den Armen der Frau, Miss Longdorn, wie Lorelai erkannte, gerichtet hatten.
â... Rory wird die Fehler ihrer Mutter sicher wieder ausbügeln. Sieh nur wie sie dich anschaut, Richard. Ganz GroÃpapas kleines Mädchen. Nicht wahr, Rory? Richard, sie ist so süÃ. Nur Schade das sie unter diesen... Ich weià nicht ob ich es so ausdrücken soll... Umständen zur Welt gekommen ist. Es ist bedauerlich. Was Lorelai sich dabei nur Gedacht hat. Sie hat euer Leben und das der Haydens völlig auf den Kopf gestellt. So ein egoistisches kleines...â
Mit einem tiefen Atemzug sprang Lorelai auf und stürmte ziemlich ungestüm auf ihren Dad und die anderen zu. âEntschuldigen sieâ, unterbrach sie Miss Longdorn mitten im Satz â...aber ich denke Rory, braucht ihren Schlaf. Ich sollte sie besser nach oben bringen!â presste Lorelai hervor ohne auf ihren Ton zu achten âLorelai, bitte. Rede nicht so mit unseren Gästen.â Richard sah seine Tochter tadelnd an. Lorelai erwiderte den Blick, ohne zu zeigen wie sehr es sie schmerzte.
Ein Jahr zuvor war sie noch Daddyâs kleines Mädchen gewesen. Auch wenn sie oft gestritten hatten, war doch immer diesen funkeln in seinen Augen gewesen, wenn er sie angesehen hat doch jetzt... Der einzige Mensch der diesen funkeln jetzt bewirkte war Rory.
Rory, die dieses Leben nicht führen sollte, die nicht erleben soll was für eine Enttäuschung ihre eigene Mutter war. Wieder atmete Lorelai tief durch âEure Gäste, nicht meine, also kann ich reden wie ich will!â Lorelai drehte sich von Richard weg und nahm Rory aus den Armen der Miss.
Bevor Richard noch etwas sagen konnte, war Lorelai auch schon verschwunden.
Lorelai lehnte ihren Kopf gegen die Tür. Die Stimmen aus dem Arbeitszimmers ihres Vaters hatten sie geweckt und es war kaum zu überhören gewesen das es mal wieder um sie ging.
âRichard, ihr verhalten wird immer unausstehlicher!â Als Emily keine Antwort bekam sprach sie in der gleichen erhöhten Lautstärke weiter âIch glaube, ich bin mir sicher... Wir sollten Lorelai wegschicken. Nur für ein paar Wochen...â âNein!â Lorelai zuckte zusammen als sie hörte wie die Faust ihres Vater auf den Schreibtisch knallte âSie hat ein Kind um das sie sich kümmern muss! Das wird ihr Lehre genug sein!â âIch denke nicht das sie dem Ganzen gewachsen ist.â Emily hatte ihre Stimme wieder gesenkt âIch finde es wäre für alle das beste, wenn wir Rory aufziehen. Lorelai hat keine Manieren, sie legt keinen Wert auf die Normen denen wir unterliegen. Wie soll sie ein Kind groÃziehen, das ein angesehenes Mitglied dieser Gesellschaft werden soll?â Richard lachte bitter auf âEmily, wenn das deine Argumente sind, gehören wir auch nicht hier her oder ist Lorelai etwa ein angesehenes Mitglied dieser Gesellschaft?â
Lorelai biss sich auf die Lippe. Tränen liefen über ihre Wangen.
Das war es also was ihre Eltern über sie dachten. Es war ihr schon vorher klar gewesen das sie eine Enttäuschung, eine Peinlichkeit für ihre Familie war, aber es von ihren Eltern zu hören... Es aus ihren Mündern zu hören...
Sie verschloss ihren Mund mit beiden änden, um nicht laut zuschluchzen.
Schnell stolperte sie die Treppe hinauf, ohne sich Gedanken zu machen ob ihre Eltern sie hörten oder nicht.
Kaum hatte Lorelai ihr Zimmer erreicht und die Tür hinter sich geschlossen, trockneten ihre Tränen, stattdessen breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
Langsam ging sie zu Rorys Wiege und hob ihre kleine Tochter hinaus.
Sie drückte Rory fest an sich, während sie zum Bett ging und sich hinlegte.
Dieser Babyduft, Lorelai atmete tief ein und aus. Es dauerte nicht lange bis ihre Augen zufielen und sie einschlief.
Rory war alles was sie brauchte ... Und sie war alles was Rory brauchte...
Lorelai legte Rory in ihren Kinderwagen, bevor sie im Geiste noch einmal alles durchging. Ihre Eltern waren oben und machten sich für eins ihrer Wohltätigkeitsabendessen fertig. Ihren Rucksack hatte sie schon am Morgen gepackt. Rorys Sachen waren alle im Kinderwagen verstaut. Das Busticket... Lorelai klopfte auf ihre Hosentasche... Ok das Busticket war auch da. Die Notiz lag auf dem kleinen Tisch im Eingangsbereich.
âOk, Kiddo. Los gehtâs!â Lorelai lächelte ihre Tochter an, während sie Haustür öffnete und den Kinderwagen nach drauÃen schob.
Sie sah nicht zurück während sie erst ihre Auffahrt, dann ihre StraÃe und schlieÃlich, im Bus sitzend, Hartford hinter sich lieÃ.
Emily kam langsam die Treppe hinunter âLorelai, wir gehen!â rief sie ins Obergeschoss, bevor sie die letzten Stufen hinunter stieg. âNun, weiÃt du wasâ, sprach sie leiser weiter âLorelai, hat endlich Rorys Kinderwagen aus dem Weg geschafft. Das erste Mal seit einem Jahr, das ich nicht über das Ding gestolpert bin.â âWo ist mein Schal?â Richard schien gar nicht auf Emily zureagieren. âIch habe Tina gesagt sie soll ihn für dich rauslegen, Richard!â âWo raus?â Richard blieb mitten in der Eingangshalle stehen und betrachtete Emily ungeduldig. âSchau auf dem Tisch nach!â antwortete Emily genervt. âDu musst es ihr genauer sagen, Emily!â Richard schaute suchend von Tisch zu Tischlein und wieder zurück. âWas immer du sagst, Richard!â Emily wendete sich wieder der Treppe zu âLorelai, wir gehen! Bitte tu wenigstens so als würdest du es merken!â Emily seufzte âWo steckt sie nur?â Richard hielt Emily einen Schal vor die Nase âDas ist nicht der Schal den ich wollte.â âAlso, er ist gut aus. Kannst du ihn nicht einfach anziehen?â Emily drehte Richard den Rücken zu und machte sich auf den Weg zu dem Tisch am anderen Ende der Halle. âNein, ich werde nach oben gehen und den Schal holen den ich zuerst anziehen wollte.â Richard wendete sich zur Treppe âIch bin überrascht Emily. Es sind deine Freunde die wir...â, redete er weiter ohne zu merken das Emily ihm gar nicht mehr zu hörte.
Ihr Blick klebte an einem Bogen Papier in ihrer Hand.
Liebe Emily, Lieber Richard
Mein Baby gehört zu mir.
Sucht nicht nach uns.
Lorelai
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.04.2005, 15:47 von
ordinary.)