It's over, let's face it! [complete]
#1

Ich möchte erst einmal darum bitten, dass mich hier niemand für verrückt erklärt ( :biggrin: )... schließlich ist das schon meine 3. Fanfiction hier.
Aber die Idee für diese Story kam mir heute Nacht (Ja, Schlaflosigkeit lässt grüßen) und ließ mich irgendwie nicht mehr los.
Anfangs dachte ich, dass es nur eine Kurzgeschichte wird... aber man kann sich irren *g*
Also habe ich es gerade aufgeschrieben und jetzt würde mich eure Meinung dazu interessieren.
Es ist meine 1. Geschichte in der Ich-Perspektive und ich muss ehrlich zugeben, dass es mir irgendwie schwerer fiel, als in der Erzählform... deswegen bitte ich hier um etwas Gnade.
Obwohl: Natürlich würde ich mich auch über Kritikpunkte freuen, Vorschläge, was ich besser machen kann etc
Also lange Rede - kurzer Sinn: Viel Spaß beim Lesen und ich würde mich sowohl über positives, als auch negatives Feedback freuen!


It's over, let's face it!

Du musst dein Leben weiterleben!
Lorelai’s Worte klingen in meinen Ohren, als ich an einem kühlem Aprilmorgen mein Auto vor dem kleinen gelben Haus zum Stehen bringe, den Schlüssel aus dem Zündschloss ziehe und langsam aussteige.
Ich verzichte darauf meinen Wagen abzuschließen. Es wird schließlich nur einen Moment dauern und dann werde ich wieder darin sitzen und zu meiner Wohnung fahren. Meine Wohnung - ein kleines Ein-Zimmer-Appartment, das ich seit einiger Zeit gemietet habe und das ich immer noch nicht, auch nur ansatzweise, als mein Zuhause sehen würde. Noch immer stehen die Kisten, in denen sich die Kleidung befindet, unausgepackt im Zimmer und auch sonst steht nichts Persönliches herum. Doch! Ein Ding in meinem Apartment dürfte man wohl als persönlich bezeichnen – auf dem Nachttisch neben meinem Bett steht ein Bilderrahmen, in dem sich ein Foto befindet.
Wenn ich sagen würde, dass ich nicht wüsste, wieso es dort immer noch steht, obwohl das ganze schon lange her ist, würde ich lügen. Denn ich weiß es: Ich habe die letzten Monate beziehungsweise Jahre immer noch gehofft, dass sich alles wieder ändern würde,... ganz nach dem bekannten Spruch: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Doch es hat sich nichts mehr geändert, nur die Tatsache, dass ich nun selbst weiß, dass alles so ist wie es ist und sich eine bestimmte Sache nicht mehr ändern wird. Lorelai hat mir mit ihren Worten etwas klar gemacht, was mir eigentlich schon seit Monaten mehr oder weniger bewusst war, was ich jedoch nie ganz einsehen wollte.
Ist es verrückt auf jemanden zu warten, der einen selbst anscheinend schon vergessen hat, sobald man aus dem Blickfeld verschwunden war?
Ja, das ist es... und deshalb werde ich von nun an viel ändern. Sobald ich wieder in meiner Wohnung bin, werde ich meine Klamotten auspacken und in den dafür vorgesehenen Schrank räumen. Ich werde meinen ganzen persönlichen Kram aus den Kartons nehmen und so im Zimmer verteilen, als wären sie schon immer dort gewesen, so, als wäre die Wohnung mein wirkliches Zuhause... und ich bin mir sicher: Irgendwann werde ich diese Wohnung als Zuhause betrachten.
Genauso wie ich das Haus vor mir als Zuhause betrachten wollte, als wir es gekauft haben. Ich betrachte das kleine, zartgelbgestrichene Haus mit den weißen Fensterläden und der weißen Tür. Auch der Zaun der den kleinen Garten umrahmt ist weiß gestrichen. Der Rasen ist frisch gemäht, die Bäume sehen frisch geschnitten aus und somit wirkt das Haus und der komplette Garten sehr gepflegt – es sieht so wie das perfekte Haus einer Kleinstadt aus. Doch nicht ich habe den Rasen gemäht oder mich in irgendeiner Weise um das Haus gekümmert. Das war Taylor, der wahrscheinlich gehofft hat durch diese Hilfe irgendwann das Vorkaufsrecht zu haben.
Er hat auch das Verkaufsschild, das nun an der Hauswand lehnt, an das Haus gehängt. Er hat es aufgestellt - und ich habe es vor einigen Tagen abgenommen.
Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie die Leute in Stars Hollow reagiert haben, als sie von dem Verkauf erfahren haben: Sie werden erstaunt gewesen sein, sie werden tuscheln und einfach nicht verstehen , wieso ich es genau jetzt verkaufe. Schließlich fragen mich manche Leute, wie zum Beispiel Taylor schon seit Ewigkeiten danach, weil sie wissen, dass ich weder in diesem Haus wohne, noch es vermiete. Taylor hat mir schon mehrmals ein Kaufangebot gemacht, aber ich habe es immer wieder, ohne auch nur darüber nachzudenken, angelehnt – bis jetzt.
Er war der erste, der ein Kaufgebot gemacht hat, als er davon erfahren hat.. er hätte mehr geboten als alle Anderen – und doch habe ich es an jemand anderes verkauft.
Ein schwarzer Volkswagen hält neben mir und ein junges Ehepaar und ein kleines Mädchen steigen aus. Ich friere plötzlich ein bisschen und ziehe den Reißverschluss meiner Jacke noch weiter nach oben, sodass ich mein Kinn nun im Kragen verstecken kann.
Dann gehe ich langsam zu dem Ehepaar mit Kind hinüber und schüttle ihnen die Hand. Sie heißen Mr und Mrs Hanston, kommen aus Hartford und scheinen beide etwa Mitte Zwanzig zu sein.
Nachdem die ersten Förmlichkeiten ausgetauscht sind, zieht das Mädchen ungeduldig an der Hand seiner Mutter.
,,Mommy? Können wir jetzt endlich in den Garten und schauen, wo wir meine Schaukel aufstellen? Du und Daddy habt schließlich versprochen, dass ich hier eine Schaukel bekomme und einen Sandkasten.“ Die blauen Augen sehen bittend zu den tiefbraunen Augen der Mutter auf.
Diese wendet sich entschuldigend an mich.
,,Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn meine Tochter und ich mal verschwinden? Ich weiß das ist unhöflich, aber Beccy ist so aufgeregt, seit sie erfahren hat, dass wir hier einen Garten haben und...“
,,Gehen Sie ruhig!“ Ich winke lächelnd ab, die Aufregung des kleinen blonden Mädchens ist schließlich nicht zu übersehen. ,,Es passiert schließlich nicht alle Tage, das man eine Schaukel und einen Sandkasten bekommt, nicht wahr?“ Ich beuge mich etwas zu Beccy hinunter, doch sie weicht meinem Blick aus und vergräbt ihr Gesicht im roten Mantel ihrer Mutter.
,,Sie ist etwas schüchtern bei Leuten, die sie nicht kennt,“ sagt Mrs Hanston mit einem entschuldigendem Lächeln, bevor sie mit ihrer Tochter im Garten verschwindet.
Ich blicke den beiden hinterher, versinke in Gedanken. Ich sehe, wie das Mädchen aufgeregt hin und her rennt, wie sie ihre Mutter an der Hand nimmt, um sie wieder an eine andere Stelle zu ziehen... wie sie mit ausschweifenden Handbewegungen versucht etwas zu erklären.
Mr Hanston, dem anscheinend nicht entgangen ist, wie ich seine Frau und seine Tochter beobachte, sagt plötzlich: ,,Ja, ein richtiger Wirbelwind, nicht wahr?“
Ich drehe mich wieder zu ihm, mir ist es unangenehm, weil ich nicht einmal weiß wie lange ich zu ihnen hinüber gestarrt habe. Ich kann nicht sagen, ob es nur wenige Sekunden oder Minuten waren.
,,Ja, scheint so,.“
,,Und Sie? Werden Sie hier in Stars Hollow bleiben oder wegziehen?“ will er wissen.
,,Bleiben,” antworte ich nur. Ich habe mir wirklich ernsthaft überlegt von hier wegzuziehen, doch ich weiß, dass ich es nicht übers Herz bringen würde.
,,Daddy? Kommst du mit? Du musst unbedingt sehen, wo Mommy und ich alles haben wollen.” Beccy steht wieder neben ihrem Vater und fasst nach seiner Hand. Einen Moment starre ich auf diese winzige Hand, die nach der großen fasst. Wie oft habe ich mir so was vorgestellt? Dass sich eine solche kleine Hand in meine legt und mich irgendwo hinzerren will, um mir etwas zu zeigen.
,,Gleich, Schätzchen,“ antwortet ihr Vater und streicht ihr über das Haar. ,,Ich habe hier noch etwas zu erledigen und dann komme ich, ok?“
,,Kannst du nicht gleich mitkommen?“
,,Nein.” Er wirft einen Blick zu mir. ,,Aber in ein paar Minuten, in Ordnung?“
Dem kleinen Mädchen, dem der Blick seines Vaters zu mir nicht entgangen war, wendet sich nun an mich: ,,Würden Sie auch mitkommen? Anscheinend muss mein Daddy noch was mit Ihnen besprechen und wenn Sie mit in den Garten kommen, kommt mein Daddy sicher auch mit.“
Ich muss lächeln, weil die Schüchternheit von vorher anscheinend wie weggeblasen ist.
,,Ich würde ja aber...“ aber ich will nicht länger hier sein, als nötig, beende ich den Satz in Gedanken. Ich will nicht länger da sein, sowohl weil ich mich an diesem Haus unwohl fühle, als auch, weil ich merke, dass die kleine Familie so schnell wie möglich alleine sein will. Sie wollen bestimmt alles genauer anschauen, planen, wo welches Möbelstück stehen soll und so weiter. Und das einzige, was sie von diesem Glück trennt ist das kleine Ding in meiner Jackentasche – der Schlüssel, den ich ihnen gleich in die Hand geben und sie damit zu stolzen Hausbesitzern machen werde.

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#2

Wow, der Anfang ist echt genial!
Die Story gefällt mir auch gut, naja viel gibts du ja noch nicht preis, aber das macht lust auf mehr.
Deinen Schreibstil finde ich sowieso klasse! Und das mit dem Ich-erzählen bekommst du auch super hin, ich weiß gar nicht was du hast.
Ich freue mich schon auf den nächsten Teil, ich hoffe du schreibst auch bald wer weg ist.
Bye, MaryKris

The truth is... sometimes I miss you so much I can hardly stand it.
ava
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#3

Hi!

Wow, das fängt echt total super an!
Es ist etwas bedrückend...im prositiven Sinne! *g*
Kritik....
Mmh...
Nope, sorry!
Ich lese weiter, auf jeden Fall!

liebe grüße
pan

Sterben ist friedlich... leicht. - Leben ist schwerer.
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#4

Total cooler Anfang. CoolCool
Mal sehen wie es weiter geht.
Lese auch auf jeden Fall weiter.
LG Simi
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#5

toller anfang
bin gespannt wie es weiter geht
schreib bitte schnell weiter
mfg lava Cool

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Perfect love is rare indeed - for to be a lover will require that you continually have the subtlety of the very wise, the sensitivity of the artist, the acceptance of the saint. [Leo Buscaglia]
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#6

WOw

mehr kann man da echt nicht sagen auser das es wunderbar ist !!!!!!!!!!!
freu mich schon auf den nächsten teil

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mitglied: Lorelaiclub,buchclub
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#7

Hi!
Also der Anfang gefällt mir auch extrem gut!
und ich bin wirklich schon mal gespannt,
wie es weitergeht...

Schlumpfinchen

[Bild: alex_fanclub_small.jpg]
sig made by life_of_agony *thx*, [SIZE=1]1.inoff. Alex-Fanclub-Cause he's got fractious hair; NufA; meine FFs:Suburbian Life, Fliegen bedeutet sich fallen zu lassen[/SIZE]

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#8

Also der Anfang gefällt mir schon mal sehr!

Macht lust auf mehr (hey ein reim!Smile)

Nun also macht schnell weiter

LG
Jule
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#9

Yay, noch eine katrin-FF *fg* find ich supidupiklasse *g*
Wie auch deine anderen FFs, werd ich natürlich auch die lesen und ich find du hast des mit der "Ich-Form" *g* gut hinbekommen Big Grin

Meeeeeeeeeeehr Wink
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#10

Vielen Dank für euer Feedback! Freut mich, dass es euch bis jetzt gefällt Smile
Ich gebe zu, der nächste Teil ist "etwas"... seltsam, aber ich hoffe, dass er euch trotzdem wenigstens ein bisschen gefällt.
Freue mich über Feedback... gern auch Kritik Smile

,,...aber ich denke, ich sollte jetzt gehen. Ich muss gleich zur Arbeit,“ sage ich, obwohl es gelogen ist.
,,Oh!“ Die Enttäuschung auf dem Gesicht des kleinen Mädchens ist nicht zu übersehen. ,,Aber du beeilst dich, ja?“ Bittend sieht sie wieder zu ihrem Vater.
,,Werde ich machen und jetzt geh wieder zu deiner Mum, bevor sie sich noch verläuft, ok?“
,,Ach, so groß ist der Garten gar nicht,“ widerspricht Beccy, läuft dann aber hüpfend davon. ,,Aber groß genug für eine Schaukel und einen Sandkasten.“
Wieder sehe ich ihr kurz nach, merke es dieses Mal aber bevor Mr Hanston mich aus den Gedanken reißen kann und drehe mich zu ihm um. ,,Sie scheint sich ziemlich zu freuen, dass Sie hierher ziehen.“
,,Oh ja. In Hartford hatten wir leider keinen Garten,“ antwortet er. ,,Und Sie, haben Sie auch Kinder?“
Ich schüttle den Kopf, was den Mann aber nicht zu wundern scheint. Schließlich bin ich erst 23 und ich denke, wenige haben in diesem Alter schon Kinder. Wenige – vor drei Jahren hätte ich mich noch zu diesen gezählt. Wenn mich jemand vor drei Jahren gefragt hätte, wo ich mich in drei Jahren sehe hätte ich folgendes geantwortet: verheiratet, mit Kind, in diesem Haus. Doch das war vorher... bevor alles wie ein Kartenhaus zusammenfiel.
,,Tja, Sie haben ja auch noch Zeit,“ meint er lächelnd.
Ich zwinge mich zu einem Lächeln und nicke. Er war sicher auch nicht viel älter als ich, als er Vater wurde, oder? Ich schätze ihn auf Mitte Zwanzig und seine Tochter ist drei Jahre.
,,Naja, ich denke dann wird es Zeit, dass Sie endlich Ihr Haus das erste Mal als Hauseigentümer betreten, meinen Sie nicht?“ sage ich und fische nach dem Schlüssel in meiner Jackentasche.
Als ich den Schlüssel entgegenstrecke und er ihn schließlich mit seinen kühlen Fingern nimmt, höre ich wieder Lorelai’s Worte. Du musst dein Leben weiterleben!
Ja, das hier ist der erste Schritt in die richtige Richtung, rede ich mir ein und setze ein unechtes Lächeln auf.
,,So, dann hätten wir das. Ich muss dann los.“
,,Wollen Sie sich nicht noch von meiner Frau verabschieden?“ fragt Mr Hanston, nachdem er mir zum Abschied die Hand gereicht hat und ich mich zum Gehen wende.
,,Würde ich ja gern,“ lüge ich. ,,Aber es ist spät und mein Chef wartet schon. Aber wir sehen uns bestimmt bald wieder... Stars Hollow ist schließlich eine Kleinstadt.“ Ich nicke ihm noch einmal zu und gehe dann zu meinem Wagen, obwohl ich weiß, dass ich gerade nicht unbedingt freundlich war. Aber wenn ich jetzt noch eine Sekunde länger vor ihm stehe,... sehe, wie er glücklich vor „meinem“ Haus steht und zu seiner Frau und seiner Tochter blickt... dann besteht die Möglichkeit, dass ich alles bereue und ihm den Schlüssel aus der Hand reiße.
Lass endlich los! Ja, Lorelai und ihre schlauen Wörter. Wenn es so einfach wäre, würde ich jetzt nicht vor dem Haus stehen, das ich vor drei Jahre gekauft habe und müsste mich jetzt auch nicht zwingen in mein Auto zu steigen. Wenn es so einfach wäre, dann hätte auch Lorelai nicht solange gebraucht, um darüber hinwegzukommen. Dann hätte sie auch nicht Wochen, Monate mit mir verbracht.
Ich stecke den Schlüssel ins Zündschloss und sofort schaltet sich auch das Radio an.

I know they say if you love somebody
You should set them free
But it sure is hard to do
Yeah, it sure is hard to do


Muss das sein? Muss ich mir einem solchen Moment auch noch ein solches Lied anhören?

And I know they say if they don't come back again
Then it's meant to be


,,Du sprichst mir aus der Seele. Es sollte wohl wirklich nicht sein.“

But those words ain't pulling me through
Cos I'm still in love with you
I spend each day here waiting for a miracle


Ich muss zugeben, dass dieses Lied, so schnulzig es auch sein mag, wirklich zu meiner momentanen Stimmung passt. Ich habe schließlich zwei Jahre auf ein Wunder gewartet und es ist nie eingetreten.

But it's just you and me going through the mill
climbin' up a hill

This is the long goodbye
Somebody tell me why
Two lovers in love can't make it
Just what kind of love keeps breaking a heart?
No matter how hard I try
You're gonna make me cry
Come on, baby, it's over, let's face it
All that's happening here is a long goodbye


Während Ronan sein Lied fröhlich beziehungsweise wahrscheinlich eher traurig weiterträllert, lasse ich meinen Kopf auf das Lenkrad sinken.
Long goodbye... ja, das war definitiv ein langer Abschied,... ein Abschied, der über zwei Jahre gedauert hat oder eher gesagt immer noch nicht vorbei ist. Denn – bin ich jetzt darüber hinweg, nur weil ich das Haus verkauft habe? Ein Name auf einem Papier hat sich geändert – mehr nicht - das Haus selbst habe ich schließlich schon seit Ewigkeiten nicht mehr von innen gesehen.
It’s over, let’s face it! Ob Lorelai das Lied kennt? Vielleicht hat sie sogar bei dem Radiosender angerufen und gesagt, sie sollen dieses Lied spielen, damit ich es vielleicht auch endlich einsehe. Ich muss selbst über diesen Gedanken lächeln... aber es wäre Lorelai zuzutrauen.
Es klopft an der Scheibe, doch bevor ich aufsehe wische ich mir kurz übers Gesicht. Nein, ich wische keine Tränen weg – schließlich habe ich nicht geweint. Aber irgendwie fühle ich mich dennoch so.
Als ich schließlich aufblicke, sehe ich genau in Lorelai’s Augen. Sie ist so nah, dass ihr Gesicht beinahe die Scheibe berührt.
,,Guten Morgen!“ begrüße ich sie, während ich das Fenster öffne.
,,Hallihallo!“ sagt sie fröhlich, sowie ich es von ihr gewöhnt bin. ,,Auch schon so früh unterwegs?“
Dasselbe wollte ich auch gerade fragen, schließlich ist Lorelai nicht unbedingt als Frühaufsteherin bekannt. ,,Ja, ich-“ Erst jetzt bemerke ich, dass Lorelai nicht alleine ist und erkenne den Mann hinter ihr, der ihre linke Hand festhält. ,,Oh hallo!“ Obwohl Lorelai mir letztens davon erzählt hat, bin ich dennoch überrascht.
Er kommt nun ebenfalls näher. ,,Guten Morgen!“
,,Hey du!“ Lorelai zupft an seinem Mantel und setzt einen Dackelblick auf. ,,Du könntest doch schon mal zu Westons’ gehen und einen Tisch freihalten? Sonst bekommen wir wieder keinen.“
,,Ok.“ Er lässt ihre Hand los, gibt ihr einen Kuss und verschwindet mit einem „Wir sehen uns!“.
Ich starre ihm einen Moment hinterher und bemerke, wie Lorelai das Gleiche tut. Der Unterschied besteht nur darin, dass ich ihm geschockt nachsehe, während sie ein verträumtes Lächeln auf dem Gesicht hat.
,,Und du hast-„ Sie deutet auf das Haus und sieht mich fragend an.
Ich nicke. Wegen Lorelai und ihrem "Begleiter" habe ich die letzten Minuten gar nicht mehr daran gedacht.
Sie merkt anscheinend wie niedergeschlagen ich bin und deshalb fasst sie mit ihrer Hand durchs Fenster und legt sie auf meine Schulter.
,,Du hast das Richtige getan.“
Wieder nicke ich nur und blicke auf die Hand, die auf meiner Schulter ruht. Plötzlich muss ich daran denken, dass dieselbe Hand mir vor drei Jahren eine schallende Ohrfeige gegeben hat und wenn ich die Augen jetzt schließe, kann ich immer noch das Klatschen hören und ihre Hand an meiner Wange fühlen. Ich weiß noch, wie ich mich damals gewundert habe, wie viel Kraft diese Frau hat.
Ich muss bei dem Gedanken unwillkürlich grinsen und blicke sie einen Moment an, ohne sie aber richtig wahrzunehmen.
,,Wieso grinst du? Machst du dich etwa über meine Mütze lustig?“ Sie sieht mich mit einem gespielt wütendem Blick an.
,,Was?“ Erst jetzt schaue ich sie richtig an und bemerke die pinke Zipfelmütze. ,,Nein, es geht nicht um die Mütze.“
,,Um was dann?“ Forschend mustert sie mein Gesicht, doch ich weiche ihrem Blick aus und gucke auf meine Hände, die auf dem Lenkrad liegen.
,,Erinnerst du dich noch an die Ohrfeige?“ frage ich leise, ohne von meinen Händen aufzusehen.
Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sich ein Lächeln auf Lorelai’s Gesicht ausbreitet.
,,Oh ja, daran erinnere ich mich noch sehr gut. Ein gutes Gefühl. Sollte ich bei Gelegenheit vielleicht noch einmal wiederholen, was meinst du?“
,,Mein Gesicht steht dir immer zur Verfügung,“ sage ich und falle in ihr Lachen ein. Doch es gibt mir auch einen Stich... wenn ich daran denke, was der Grund für die Ohrfeige gewesen war und was danach geschehen ist.
Ich spüre, wie Lorelai’s Blick meinem folgt, der noch immer auf meinen Händen liegt.
,,Das ist nicht dein Ernst!“
Obwohl ich genau weiß, was sie damit meint, spiele ich den Ahnungslosen. ,,Was meinst du?"

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